Kapitel 1-4


Fichier Détails

Cartes-fiches 38
Langue Deutsch
Catégorie Culture générale
Niveau Université
Crée / Actualisé 17.04.2021 / 22.05.2022
Lien de web
https://card2brain.ch/box/20210417_empirische_sozialforschung
Intégrer
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20210417_empirische_sozialforschung/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Beispiele empirischer Sozialforschung

Soziologie: Einkommensungleichheit, soziale Mobilität, Geburt, Heirat, Scheidung

Politologie: Wahlforschung, Vertrauen in polit. System, analyse von Parteiprogrammen

Kommunikationswissenschaft: Mediennutzung, Medienresonanzanalyse

Ökonomie: Marktforschung

Recht: Anklagen, Verurteilungen

Geschichte: inhaltsanalyse historischer Texte

usw. 

Definition empirischer Sozialforschung: 

"ESF ist die system. Erfassung und Deutung sozialer Erscheinungen"

"ESF sucht nach Erkenntnissen durch system. Auswertung von Erfahrungen"

Ziele empirischer Sozialforschung: 

  • Exploration
  • Deskription
  • Hypothesenprüfung
  • Evaluation

Werturteil: 

Probleme bei Einfliessung der Wertvorstellungen?

1. Relevanzproblem bei Forschungsthema

2. Auftragsforschung

3. Datengewinnung (Versuchsleitungseffekt, Fälschung)

4. Datendarstellung

5. Interpretation und Bewertung der Befunde

Umgang mit den Problemen:

  1. Sensibilität bei Planung, Durchführung und Interpretation empirischer Forschung

  2. Forschungsethik

  3. Persönlichkeitsschutz, Datenschutz

  4. Kontrolle, u.a. durch Scientific Community

  5. Dokumentation und Transparenz

  6. Trennung „Bericht und Kommentar“

  7. Methodenkompetenz

 Kennzeichen einer Forschungsfrage:

- konkrete Problemstellungen, die sich unter Rückgriff auf Theorien bearbeiten lassen (hypothesengeleitet)

- Forschungsfragen ohne Theoriebezug z.b. explorative oder deskriptive Forschung

Entwicklung einer Forschungsfrage:

Von allgemeinem Forschungsinteresse zu präziser Forschungsfrage

--> Sichtung der Literatur

                    - Forschungsstand/-lücken

                    - Theorien, Ansätze, Modelle, Hypothesen

Bsp. aus Forschungspraxis:

"wer verdient mehr?"--> zu allgemein

"wieso erhalten Arbeitskräfte mit gleicher Qualifikation unterschiedliche Arbeitseinkommen?“ --> spezifischer

Theorie, Kennzeichen:

„Schillerndes Allerlei“:

Zukunftsszenarien, sozialphilosophische Entwürfe, mathematische Modelle, Aussagen über empirisch beobachtbare Zusammenhänge, ... (AD 141)

--> Ansatz (approach), Konzept, (Welt)Bild, Entwurf, Idee, ...

Theorie, Definition: 

Menge miteinander verknüpfter Aussagen, von denen sich eine nicht leere Teilmenge auf empirisch prüfbare Zusammenhänge bezieht

Bestandteile:

- Grundannahmen: • zentrale Hypothesen über Zusammenhänge (empirisch meist nur schwer prüfbar)

                                 • Definition der grundlegenden Begriffe

Aus Grundannahmen abgeleitete Hypothesen, sowie Regelen zur Messung der Variablen

Definition von Begriffen:

• Konventionen über die Verwendung eines Begriffs

Weder wahr noch falsch, kein empirischer Gehalt, sollten präzise und zweckmässig für Forschungsziel sein

Beispiel: Arbeitslosenquote

 

 

• Bei vergleichenden Studien oder Vergleich von Studien: Prüfung auf Übereinstimmung

Beispiel: Arbeitslosigkeit in verschiedenen Ländern

Nenne Beispiele für Theorien: (allgemeine und spezielle)

allgemeine:

- kritische Theorie

- modernisierungstheorie

- Systemtheorie

- Strukturfunktionalismus

- Theorie des kommunikativen Handelns

- Rational Choice theorie

 

spezielle: 

- Humankapitaltheorie

- Job Competition theory

- Economic segmentation Theory

Was ist die Segmentationstheorie?

Der Gesamtarbeitsmarkt ist in verschiedene Teilarbeitsmärkte aufgeteilt, die ihre eigenen Regeln und Gesetzmässigkeiten ausgebildet haben.

Je nach Segmentzugehörigkeit existieren für ähnlich qualifizierte Arbeitskräfte stark unterschiedliche Arbeitsmarktbedingungen.

Modell; Kennzeichen

Ziel von Theorien: Erkenntnisgewinn durch Reduktion von Komplexität in der gesellschaftlichen Wirklichkeit („soziale Landkarte“)

Präzisierung der Zusammenhänge erforderlich: Komplexität von (wachsenden) Theoriegebäuden Modell als Zwischenschritt von Theorie zu Empirie

Verdeutlichung: Modelle mit den wesentlichen Aussagen und Beziehungen: Grafisch bzw. mathematisch

Realität und Theorie:

- Die Empirie untersucht, ob die Karikatur ein Abbild der Realität ist, in dem Fall

- wir haben hier die Idee, die Realität ist ein komplexes, vages Gebilde

- es wird gearbeitet am Haus, ein Theoriegebäude entsteht, sie macht ein Abbild

verschiedene Modellbeispiele: 

- Arbeitsmarktsegmente

- Betriebe, Segmente, Branchen

- Pfaddiagramm

- Einkommensformel

Hypothese: Definition

Vermutung über einen beobachtbaren Sachverhalt

-->probabilistische (Regelfall der Sozialwissenschaften: Gesetzmässigkeiten: Vermuteter Sachverhalt tritt wahrscheinlich auf, bsp. Mittelwert)

--> deterministisch (Physikalische Gesetze, z.B. Fallgesetze: Vermuteter Sachverhalt tritt immer auf. In Sozialwissenschaften kaum erreichbar)

Typen probabilistischer Hypothesen:

  • Wenn - Dann Hypothese: Unabhängige und abhängige Variable: jeweils 2 Werte
  • Implikationsbeziehung: A--> B, ~A ist irrelevant (bis 25 jährige leben noch bei den Eltern)
  • Äquivalenzbeziehung: nur "wenn dann" A --> B, ~A --> ~ B

 

Je Desto Hypothese

 

Unabhängige und abhängige Variable: jeweils Rangfolge

• Monoton steigend: Positive Beziehung fallend: Negative Beziehung

• Nicht-monoton: z.B. u-förmig, umgekehrt u-förmig, s-förmig, konkav, konvex

Kausalität von Hypothesen: 

1. Merkmalsassoziation: Zusammenhanghypothese ohne kausale Interpretation

2. Kausalhypothese: 

  • Wenn - dann-Hypothese: Ursache / Wirkung
  • Je - desto-Hypothese: Ursache / Wirkung

3. Entwicklungs-/Trendhypothese „Zeit“ als unabhängige Variable

Merkmalsebene von Hypothesen: 

Individualhypothese

- Unabhängige und abhängige Variable: Individualmerkmale

z.B. Alter und Gesundheit, Bildung und Einkommen

 

Kollektivhypothese

- Unabhängige und abhängige Variable: Kollektivmerkmale

z.B. Betriebsklima und Unternehmensgewinn

 

Kontexthypothese

- Unabhängige Variable: Kollektivmerkmal Abhängige Variable: Individualmerkmal

z.B. Wirtschaftssystem und individuelle Arbeitslosigkeit

Was sagt die Induktionskritik aus?

Von endlichen Beobachtungen kann nicht auf (potentiell) unendliche Menge geschlossen werden.

 

--> Theorien und Hypothesen sind nicht verifizierbar. Endgültige „Wahrheit“ von Hypothesen lässt sich nicht überprüfen (z.B. „Alle Schwäne sind weiss“).

--> Hypothesen sind solange gültig, bis sie falsifiziert sind.

Was ist der verfeinerte Falsifikationismus?

• Sozialwissenschaftliche Hypothesen sind nicht gleich nach der ersten Falsifikation zu verwerfen

• Sozialwissenschaften kennen keine „Gesetze“ ähnlich der Naturwissenschaften (Anomalien sind „normal“)

--> Bei erster Falsifikation:
Modifikation/Diversifizierung der Ausgangshypothesen (interaktiver Prozess von Theorie und Empirie)

Aber: Verwerfen der Theorie bei häufiger Falsifikation und „besserer“ Alternativtheorie

 

Fehler 1. Art: richtige Hypothese wird fälschlicherweise verworfe

Fehler 2. Art: falsche Hypothese wird fälschlicherweise beibehalten

Anforderungen an Hypothesen (zur Falsifikation)

 

• Widerspruchsfreiheit
• Hoher Informationsgehalt

• Klar und präzise
• Keine Schlupflöcher
• Empirisch testbar

Was ist die Analyseeinheit?

Merkmalsträger

Abgeleitet aus Hypothese, Basis für Messung

• Mikro: Individualebene (individuelle Merkmale)

• Meso: Mittlere Ebene (kollektive Merkmale), z.B. Haushalt, Familie, Arbeitsgruppe, Betrieb

• Makro: Übergeordnete Ebene (kollektive Merkmale) z.B. Land, Wirtschaftssystem, Wohlfahrtsstaatsregime

Was ist eine Variable?

Merkmal, Merkmalsdimension

 

Definition

Merkmal oder Eigenschaft von Personen, Gruppen, Organisationen oder anderen Merkmalsträgern (AD 116)

z.B. Geschlecht, Alter, Bildung, Einkommen, Miethöhe, Geschwisterzahl, Betriebsgrösse, Betriebsgewinn

 

Kennzeichen

Bezug auf Person, Gruppe, Organisation, usw. und variierend in mindestens zwei Ausprägungen, 

 

Bezug zur Hypothese

Unabhängige Variable: logisch vorgeordnet, „Ursache“ Abhängige Variable: logisch nachgeordnet, „Wirkung“

Was sind Werte?

Merkmalsausprägungen, Variablenwerte, Kategorien

 

Definition

Ausprägungen von Merkmalen oder Eigenschaften von Personen, Gruppen, Organisationen, usw.

z.B. Weiblich, 30 Jahre, Akademikerin, 5.000 CHF/Monat, zwei Geschwister, fünf Mitarbeitende, 3 Mio CHF/Jahr

 

Kennzeichen

Kontinuierlich (stetig) vs. diskret (dichotom, polytom) (ausführlich in Sitzung „Messung, Skalen, Indizes“)

 

Anforderungen

Disjunkt und erschöpfend
(ausführlich in Sitzung „Fehlerquellen und Grundregeln“)

Welche Schritte gehören zur Problemformulierung?

• Forschungsidee (z.B. aktuelle Kontroversen, neue Theorie, ...)

• Forschungsstand (Was wissen wir bereits? Forschungslücken?)

• Forschungsproblem: Was genau möchte man wissen?

• Forschungsziel:

. Exploration
. Deskription

. Hypothesenprüfung

. Evaluation 

Was kann bei der Problemformulierung schief gehen?

  • Unausgegorene Forschungsidee

  • Forschungsproblem bereits gut erforscht (Forschungsstand nicht erschlossen)

  • Kein klar umrissenes Forschungsproblem

  • Forschungsproblem erfordert anderes Forschungsziel

Was passiert bei der Untersuchungsplanung?

• Festlegung des Erhebungsinstruments (z.B. Fragebogen)

• Festlegung des Forschungsdesigns
Untersuchungsebene (Mikro-Meso-Makro)
Zeithorizont (Quer-/Längsschnitt, Trend, Panel, Kohortenstudie)

• Festlegung von Stichprobentyp und -grösse (z.B. Quote)

 

 

• Einstellung von Mitarbeitenden

• Erstellung des Erhebungsinstruments
• Design (Schwerpunkte)
• Operationalisierungen (von Theorie zu Empirie)

  1. Variablengenerierungen (Frageformulierungen) 
  2. Wertegenerierungen (Skalen)
  3. Filterführung

• Pretest(s)

Was kann bei der Untersuchungsplanung schief gehen?

• Kein klares Forschungsdesign, Stichprobe, Erhebungsverfahren

• Fehler bei Forschungsdesign in Bezug auf Forschungsfrage

• Fehler bei Stichprobe und Erhebungsverfahren (z.B. Zufallsstichprobe über Gesamtbevölkerung -> Fallzahlprobleme bei alten Männern)

 

• Ungenaue oder falsche Vorstellungen über Zeit-, Geld- und Personalbedarf

• Antrag wird abgelehnt
• Qualifizierte Mitarbeitende nicht verfügbar; Fehler bei Einstellungen

 

• 1000 Operationalisierungsfehler (z.B. Fragen, Werte, Listen, Missings)
• Filterfehler
• Wichtige Fragen fallen Ressourcenlimit zum Opfer (Fragebogenumfang)

• Probleme bei Kooperation mit Erhebungsinstitutionen

Was passiert bei der Datenerhebung?

• Feldarbeit:
Befragung / Experiment / Inhaltsanalyse / Beobachtung

• Befragung (persönlich, telephonisch, schriftlich):
Schulung Interviewer*innen, Kontakt mit Befragungsinstitut

 

Was kann schief laufen bei der Datenerhebung?

• Fehler des Befragungsinstituts (z.B. Auswahl Mitarbeitende, Fallauswahl, Fälschungen)

• Interview-/Versuchsleitungseffekte

Was passiert bei der Datenauswertung?

A: Datenaufbereitung--> Datenerfassung I (Einlesen und Abspeichern der Rohdaten; Rechteckfile), Fehlerkontrolle, Fehlerbereinigung, Fehlerdokumentation

 

B: Analyse--> Umformung und Neubildung von Variablen und Werten, Statistische Analyse von Verteilungen und Zusammenhängen (univariat, bivariat, multivariat: Frequencies, Kreuztabellen, multivariate Statistik

Was kann schief gehen bei der A: Datenaufbereitung?

• Einlese- und Vercodungsfehler, Tippfehler
• Fehlerhafte Angaben werden nicht entdeckt
• Verschlimmbesserung (z.B. automat. ‚Fehler’behebung korrekter Werte)

Was kann schief gehen bei der B: Analyse?

• Forschungsfragen mit gewonnenen Daten nicht beantwortbar
• Programmierfehler (z.B. bei Personenauswahl und Operationalisierungen)

• Falsche/unangemessene statistische Verfahren
• Interpretationsfehler (z.B. Scheinkorrelation; Störche und Kindergeburt)

Was passiert bei der Berichterstattung?

• Abschlussbericht (z.B. getrennt nach Daten- und Analyseband)

• Vorträge (Kolloquien, Tagungen, Konferenzen im In-/Ausland)

• Bücher und Artikel


• Qualifizierungsarbeiten der Projektmitarbeitenden

• Interviews und Pressekonferenz


• Zeitungsartikel


• Datenweitergabe

Was kann bei der Berichterstattung schief gehen?

• Mitarbeitende springen ab vor Abschlussbericht

• Unangemessene Auswahl der Befunde

• Unangemessene Zielgruppe

• Fehlerhafte Darstellungen („So lügt man mit Statistik“)

• Diskrepanz zwischen Medien und Wissenschaft

• Keine oder sehr späte Datenweitergabe