Familiendiagnostische Verfahren (Beobachtung, Fragebögen, Genogramm)

1. Art der Datenerhebungsmethodik 
2. Beurteilerperspektive 
3. Analyseebene

• Beobachtungsmethoden => familiäre Interaktionen direkt im Blick (Labor vs. Feld/natürlicher Umgebung) 

• Selbstberichtmethoden => Interview- und Fragbogenverfahren

• Gestalterische bzw. bildhaft-metaphorische Verfahren => Teil der Skulptur- und projektiven Verfahren  

• Insider-Perspektive => Sichtweise eines Familienmitglieds (Eltern/Kinder)

• Outsider- / Außerperspektive => Sichtweise vom sozialen Umfeld (Nachbarn, Lehrer, Freunde, Kollegen, usw.) 

• Diese beiden stehen in einem Ergänzungsverhältnis zueinander 

• Eine oder mehrere Individuen

• Familie in Form von Subgruppen oder Subsystemen (intra-/intergenerational)

• Familie als Ganzes, als Familiensystem

Wer soll wen im Hinblick auf was wie, wann und wo beobachten?

Wer? 

• Wer beobachtet?
• Fremd- oder Selbstbeurteilung

Wen? 

• Wer soll beobachtet werden? Welche Systemebene soll in den Fokus genommen werden?

Was? 

• Welche Fragestellung bzw. Ausgangshypothese soll mit welcher Zielsetzung untersucht werden?

Wie?

• Auf welche Weise sollen adäquat die Hypothesen untersucht werden?

Wann? 

• Welche Zeitintervalle sollen beobachtet werden? 
• Wie häufig treten die interessierenden Merkmale auf? 

Wo? 

• Welches Setting soll ausgewählt werden?

• Interne Validität & Alltagsrelevanz 
• Hoher Aufwand, Eingriff in Privatsphäre, möglich Reaktivitätseffekte 

--> durch Selbstbeobachtungsmethoden unter Zuhilfenahme moderner Technik 

• Simultane, geschehensnahe Befragung
• Taschencomputern  --> akustisches Signal  
• jedes Familienmitglied beantwortet zeitgleich Fragen zu individuellen & familiären Aspekten 
• Ermöglicht Abbildung dynamischer Prozesse

• Zusammenspiel Mutter-Vater-Säugling
• 4 Abschnitte: 

            1.Ein Elternteil spielt mit dem Säugling, der andere Elternteil beobachtet

            2.Tausch der Elternteile 

            3.Alle drei spielen zusammen

            4.Die Eltern unterhalten sich, Säugling beschäftigt sich mit sich allein

• 8-15 Minuten

• 4 Untersuchungsaspekte: Beteiligung, Organisation, Aufmerksamkeitsfokus, affektiver Kontakt

• Zuordnung an unterschiedliche klinische Formen der familiären Allianzen:

  • kooperative 

  • angespannte, kollusive

  • gestörte 

Pro 

• Beobachtungsverfahren diagnostisch sehr ergiebig und z.T. unerlässlich
• Wertvolle Ergänzung anderer familiendiagnostischer Verfahren
• Wesentlicher Beitrag zur Verbesserung des Verständnisses von Beziehungen in Familie & Partnerschaft
• Anzustreben ist das von Cromwell & Peterson (1983) „multitrait-multimethod-multilevel-multiperspective“-Konzept

Contra

• Reaktivitätseffekte = Einfluss durch die Tatsache der Beobachtung auf das Beobachtungsgeschehen (Hausbesuche, Videoaufnahme)
• Soziale Erwünschtheit 
• Kontrast- & Ähnlichkeitseffekt = besondere Gewichtung auf bestätigende & Ausblendung widersprechender Informationen 

• Selbstbeurteilungsbogen
• Familie = interaktionales System, dessen Struktur, Organisation & Interaktionsformen das Verhalten seiner Mitglieder mitbestimmt
• 6 Dimensionen: Problemlösung, Kommunikation, Rollen, Emotionalität, affektive Beziehungsaufnahme, Verhaltenskontrolle
• Zusätzliche Einschätzung mit 12 Items zum generellen Funktionsniveau der Familie 

Praxis 

• Relativ aufwendige Handhabung
• Die Items eignen sich erst für ältere Kinder
• Höhere Aussagekraft von Differenzwerten als Normwerten
• Zunehmende Integration in die klinische Praxis
• im klinischen Alltag hat man häufig nicht die freie Wahl, sondern die Wahl hängt von der Verfügbarkeit in der Einrichtung ab

• Darstellung verwandtschaftlicher Beziehungen in der Familie
• Ziel: Ordnung, Dokumentation und Analyse von Informationen über soziale Systeme
• Nutzen: Diagnose, Kommunizierbarkeit an Kolleg*innen und an das System selbst
• Erstellung gemeinsam mit Klienten wirkt für diese ordnend und Überblick gebend

Ökosystemische Perspektive

• Familiensystem wird erweitert um die lokale Gemeinschaft (z.B. Schule und Nachbarschaft), soziale Strukturen (z.B. Berufsbedingungen, Bildungssystem) und kulturelle Konstruktionen (z.B. Gesetze, religiöse und spirituelle Traditionen) 

Das Sterndiagramm (auch Community- oder Gemeinschaftsgenogramm)

• individuelle Darstellung der relevanten Kontexte für Klienten zu einer bestimmten Zeit 
• Kontexte: Buchten 
• Personen: Kanäle 
• je enger, desto weniger wichtig, je weiter desto wichtiger

Das relationale Sterndiagramm

• Sterndiagramme zweier oder mehrere Personen und Überschneidungen werden verglichen