Einführung in das Recht und juristische Arbeitsweise
Prüfung HF Rechtsfachleute
Prüfung HF Rechtsfachleute
Set of flashcards Details
Flashcards | 122 |
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Students | 13 |
Language | Deutsch |
Category | Law |
Level | Other |
Created / Updated | 09.12.2020 / 29.10.2021 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20201209_einfuehrung_in_das_recht_und_juristische_arbeitsweise
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Unechte Gesetzeslücke (contra legem)
− Grundsatz: Das Gesetz enthält eine Regelung, die aber unbefriedigend ist;
− Lückenfüllung ist hier (grundsätzlich) verboten;
− Auslegung ist erfordert.
Qualifiziertes Schweigen (rechtspolitische Lücke / intra legem)
− Der Gesetzgeber hat ein Problem bewusst nicht behandelt/geregelt (nicht echte Gesetzeslücke / Abgrenzung schwierig);
− Lückenfüllung ist hier nicht zulässig;
− Kann durch den Gesetzgeber durch Legiferierung (Norm erlassen/aufheben) gelöst werden;
− Uneinheitliche Rechtsprechung.
Definition Gewohnheitsrecht
− Über längere Zeit andauernde, ununterbrochene und auf Rechtsüberzeugung beruhende Übung;
− Ist ein unsicheres Recht und hat eine geringe Bedeutung;
− Grenzen sind das Legalitätsprinzip.
Definition Richterrecht
− Manchmal gibt es Probleme bei der Gewaltenteilung (Rechtssetzung/Rechtsanwendung);
− Kommt zum Zuge bei Gesetzeslücken als Lückenfüllung (Rechtsetzung im Einzelfall durch die rechtsanwendende Behörde);
− Ist hierarchisch an dritter Stelle (Art. 1 ZGB): Gesetz, Gewohnheitsrecht und Richterrecht.
Deduktiv / Subsumtion
− Deduktiv: Widerspruchsfreier, logischer Schluss vom Allgemeinen (generell-abstrakte Norm) auf das Besondere (Einzelfall);
− Subsumption (Hin-und-Her-Wandern des Blickes): Unterordnung eines Begriffes unter einem anderen bzw. in der Rechtsanwendung ist damit die Unterordnung eines Lebenssachverhaltes (Fall) unter die Voraussetzungen der Norm (Tatbestandsmerkmale).
→ Subsumtion geschieht durch den Syllogismus!
Syllogismus (= Technik)
− Syllogismus ist ein logischer Schluss, welcher mit „Obersatz-Untersatz-Konklusion“ erarbeitet wird:
− Obersatz (1. Prämisse) = Regel, Rechtsnorm, Tatbestandselemente;
− Untersatz (2. Prämisse) = Konkreter Sachverhalt;
− Konklusion = Schlussfolgerung, Rechtsfolge (tritt ein). Beispiel Obersatz Alle Menschen sind sterblich. Untersatz Albert Einstein war ein Mensch. Konklusion Albert Einstein war sterblich.
− Wichtig: Sachverhalt und Rechtsnorm müssen zueinander passen (logisch);
− Auffinden und Auslegung einer Rechtsnorm kann komplex sein, wenn man mehrere Tatbestandselemente hat, die auslegungsbedürftig sind); − Sachverhaltsermittlung ist ebenfalls komplex:
− Zivilrecht (Verhandlungsmaxime): Sachverhalt wird durch Parteien dargelegt (Beweislast i.d.R. bei den Parteien); − Verwaltungsrecht (Untersuchungsmaxime): Sachverhalt wird von Amtes wegen ermittelt (Beweislast i.d.R. bei den Behörden); − Art. 41 OR: „Wer einem andern widerrechtlich einen Schaden zufügt, sei es mit Absicht, sei es aus Fahrlässigkeit, wird ihm zum Ersatze verpflichtet.“ → Vier Tatbestandsmerkmale in dieser Norm: − Wurde jemandem ein Schaden zugefügt? − Hat das jemand zu verschulden? − Hängen Schaden und Verschulden zusammen (Kausalzusammenhang)? − Hat jemand widerrechtlich gehandelt? Zusammenfassung Jurisp
Rechtstheorie Naturrecht (ius naturae)
Die Existenz und Inhalt des Rechts sind aus Natur abgeleitet. „Natur“ kann sein:
− Natur des Menschen (anthropologisches Naturrecht);
− Natur als göttliche Schöpfung;
− Natur als Vernunft (rationales Naturrecht, Vernunftsrecht).
Rechtstheorie Historische Rechtsschule
− Friedrich Carl von Savigny leitete früher das Recht statt aus der „Natur“ oder der „Vernunft“ aus der Tradition (Gewohnheitsrecht) her;
− Recht ist also organisch gewachsen (wie Sprache oder Sitte).
Rechtstheorie Positivismus
− Anders als von Friedrich Carl von Savigny geleitet, ist unter Positivismus die Setzung des Rechts von Menschenhand (ponere, positum) zu verstehen;
− Das Recht ist jederzeit wieder änderbar;
− In einem demokratischen Verfahren beschlossenes und gesetztes Recht ist das einzige legitime, weil es einen Minimalkonsens enthält und Rechtssicherheit schafft (Radbruchsche Formel).
Was sind die Konsequenzen, wenn gegen zwingendes Recht verstossen wurde?
- Nichtigkeit
- Strafrechtliche Konsequenzen
- Evtl. nur Anfrechtbarkeit, Mangelbeseitigung
Welche zwei Arten von Juristischen Personen gibt es?
Körperschaften (AG, Kommandit-AG, GmbH, Genossenschaft, Verein, teilweise öffentlich-rechtliche Einrichtungen wie Gemeinden)
Anstalten (Stiftungen, teilweise öffentlich-rechtliche Einrichtungen wie Spitäler)
Sie sind zu unterteilen in privatrechtliche und öffentlich-rechtliche.
Rechtstheorie Begriffsjurisprudenz
− Systembildung im Recht, um „beliebiges Recht“ zu vermeiden (Orientierung an Naturwissenschaften);
− Recht aus Ober- und Unterbegriffen logisch ableitbar darstellen: → Darauf entstand eine Begriffspyramide, welche das Recht aus höchsten abstrakten Begriffen ableitete.
Rechtstheorie Interessenjurisprudenz
− „Zweck ist Schöpfer des ganzen Rechts“; − Lückenhaftigkeit des Gesetzes.
Welche fünf Rechtstheorien haben wir kennengelernt?
1. Naturrecht
2. Positivismus
3. Historische Rechtsschule
4. Begriffsjurisprudenz
5. Interessenjurisprudenz
Subjektiv-historisch/ Objektiv-historisch
− Subjektiv-historisch: Was war der Wille des historischen Gesetzgebers;
− Objektiv-historisch: Was war die allgemeine Bedeutung der Norm zur Zeit der Entstehung.
Was bedeutet Ex tunc?
Zeitpunkt des Eintritts der Wirkung einer Bestimmung/Vereinbarung (rückwirkend); "von Anfang an".
Juristen kennzeichnen mit dem Begriff ein Ereignis mit Rückwirkung, also ein Ereignis, mit dem die Rechtslage für die Vergangenheit geändert wird und deshalb rückabzuwickeln ist, soweit es bereits ausgeführt wurde.
Demgegenüber wird von ex nunc für „ab jetzt, von nun an“ gesprochen, was lediglich für die Zukunft ein Fortgelten einer Rechtsvorschrift o. Ä. verhindert.
Beispiele
Wenn ein Vertrag wirksam angefochten wird, sind die gegenseitig empfangenen Leistungen zurückzugewähren, ebenso wie wenn ein Vertrag aus anderen Gründen von Anfang an nichtig ist, etwa weil die erforderliche Form nicht eingehalten wurde oder mindestens einer der Vertragspartner nicht rechtsfähig oder geschäftsfähig war.
Was bedeutet Ex nunc?
Zeitpunkt des Eintritts der Wirkung einer Bestimmung/Vereinbarung (von nun an);
Argumentum a majore ad minus (a majore minus/a fortiori):
In der Logik bekannte und einfache Schlüsse, resp. „was für alle gilt, gilt auch für einen“, „vom Grösseren auf das Kleinere„, „ist eine Tür gross genug für einen Zweimeter-Mann, kann auch ein kleinerer Mensch aufrecht hindurch gehen“ und „vom Stärkeren auf das Schwächere“ („erst recht“);
Clausula rebus sic stantibus
(Klausel der gleichbleibenden Umstände): Parteien können bei Vertragsschluss bestimmte Grundlagen als unveränderlich voraussetzen. Für den Fall, dass sich diese Grundlagen ändern (wenn die Parteien bei Voraussehen dieser Änderung den Vertrag in dieser Form nicht abgeschlossen hätten), kann der Vertrag angepasst oder sogar aufgehoben werden;
Ratio legis
Der zugrunde liegende Hauptgedanke einer Rechtsnorm, warum eine Norm besteht (Verwendung als Argument/Motiv/Beweggrund / Sinn und Zweck);
Mutatis mutandis
(= sinngemäss): Unter dem Vorbehalt, dass es angepasst wird („geändert haben, was geändert werden muss“);
„mit den notwendigen Änderungen, unter Abänderung des zu Ändernden, nach Anpassung an die neuen Umstände, sinngemäss“
Pacta sunt servanda
Prinzip der Vertragstreue im öffentlichen und privaten Recht (wichtigster Grundsatz / Einhaltung von Verträgen); "Verträge sind verbindlich"
nullum crimen sine lege
„kein Verbrechen ohne Gesetz“. Das heißt, eine Handlung kann nur bestraft werden, wenn sie zum Tatzeitpunkt eine Straftat war. (Synonym für nulla poena sine lege)
nulla poena sine lege
Kein Verbrechen, keine Strafe ohne Gesetz (das Gesetzlichkeitsprinzip im Strafrecht);
Res iudicata
Die abgeurteilte Sache;
Ne bis in idem
wörtlich: „nicht zweimal für dieselbe Sache“. Rechtsgrundsatz: niemand soll zweimal wegen derselben Sache vor Gericht gestellt werden, keine Doppelbestrafung.
Erga omnes
(gegenüber jedermann): Kennzeichnet absolute Rechte, die nicht nur (wie etwa vertragliche Rechte) inter partes wirken, sondern gegenüber Jedermann Geltung beanspruchen;
Inter partes
(zwischen den Parteien): Kennzeichnet relative Rechte und Pflichten, die nicht wie absolute Rechte (erga omnes) - gegenüber jedermann - wirken, sondern nur zwischen den Parteien eines Vertrages oder eines Rechtsstreits;
extra legem
ist ein Begriff aus der Rechtswissenschaft. Er bedeutet, dass eine richterliche Entscheidung/eine Literaturmeinung sich über den ausdrücklichen Wortlaut einer Norm hinwegsetzt. Von contra legem spricht man, wenn eine Meinung, ein Vorgehen oder eine Rechtsfortbildung mit dem geltenden Gesetz nicht zu vereinbaren ist.
Wenn jemand beispielsweise die Meinung vertritt, dass Mundraub grundsätzlich nicht strafbar sei, so ist diese Ansicht contra legem.
Praeter legem
ist ein Rechtsbegriff aus der Rechtswissenschaft. Er bedeutet, dass eine Rechtsansicht am Recht vorbeigeht. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn bei einer juristischen Diskussion eine Ansicht nicht vom Wortsinn der Norm gedeckt ist, ihr aber auch nicht entgegensteht (contra legem).
Beispiele sind der sogenannte Factoringvertrag, die Sicherungsübereignung oder die Anwendung der Rasterfahndung in den 1970er Jahren in Deutschland.
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