SCHMERZ => Physiologie
Schmerzphysiologie und Nozozeption
Schmerzphysiologie und Nozozeption
Kartei Details
Karten | 24 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Medizin |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 03.08.2020 / 26.02.2024 |
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Was ist Schmerz? Wie kann er ausgelöst werden (3)?
Schmerz ist eine sujektive und individuelle Empfindung, unterschiedlichen Ursprungs:
- nozizeptiv (Stimulation der Nozizeptoren)
- neuropathisch (Anomalie/Läsion des ZNS oder PNS)
- psychogen (Psychologische Ursache ducht Trauma, Depression, Trauer, etc. => nicht somatisch, wird durch das Gehirn hervorgerufen)
Wozu dient akuter Schmerz?
Was ist chronischer Schmerz?
=> akuter Schmerz ist ein Verteidigungsmechanismus, der uns bei aktueller Läsion alarmiert und uns lehrt potentiell gefährliche Situationen in Zukunft zu meiden
=> chronischer Schmerz ist ein anhaltender (mind. 3-6 Monate) pathologischer Prozess ohne biologische Schutzfunktion, der sich negativ auf die Befindsamkeit und/oder das Verhalten auswirkt
Wie können nozizeptive Schemerzen behandelt werden? (3)
- Behandlung der Ursache!
- Lokale antalgetische Behandlung: Kälte, Wärme, Immobilisation, Lokalanastesie
- Medikamentöse/Systemische Behandlung: Analgetika, Entzündungshemmer, Opioide, etc.
Wodurch wird die Schmerzempfindung zentral reguliert?
Wieso werden Schmerzen von (kleine) Kindern stärker wahrgenommen?
- Ein guter Gemütszustand (Wohlbefinden, Motivation, Ablenkung, Musik) hemmt den Schmerz (=> zentral analgetisch).
- Ein schlechter Gemütszustand (Depression, Angst, Schreck) verstärkt die Schmerzwahrnehmung.
+ Schmerz wird durch zeitgleich Auftretende anderer Reize gehemmt (z.B. Musik)
=> Schmerzen werden von Babys/Kindern intensiver wahrgenommen, weil ihre Schmeerz-hemmenden Mechanismen noch nicht ausgereift sind, die Schmerzempfindung aber bereits funktioniert
Welche Art des Schmerzes ist proportional zur Gewebsschädigung?
Was versteht man unter:
- Analgesie
- Allodynie (=> Auslöser?)
Analgesie: Neurologische Erkrankung, die eine Absenz oder Verringerung der Wahrnehmung nozizeptiver Stimuli zur Folge hat (=> betroffene haben eine geringere Lebenserwartung)
Allodynie: Schmerzempfindung, die durch Reize ausgelöst wird, die normalerweise nicht schmerzhaft sind (=> mögliche Folge neuropathischer Läsionen)
Was ist idiopatischer Schermz?
- Schmerzempfinden ohne bekannte organischen oder psychischen Auslöser
- Total disproportional zur Gewebsschädigung
Was sind Meissner-Körperchen? Wo kommen sie vor? Was registrieren sie?
=> komplexe kutane sensorische Rezeptoren (≠ Nozizeptoren) => befinden sich (je nach Körperregion unterschiedlich dicht) in der papillaren/oberen Dermis (insb. der Fingerkuppen und Lippen) => registrieren feine Berührungen und Vibrationen
Was sind Pacini-Körperchen?
=> komplexe kutane sensorische Rezeptoren (≠ Nozizeptoren) => befinden sich in der Hypodermis => registrieren Berührungen und Vibrationen => im Gegensatz zu anderen Mechanorezeptoren sind die nicht empfindlich auf reine Geschwindigkeit, sondern auf Geschwindigkeitsänderung (Beschleunigung) und hohe Drücke (Ausdehnungen, Streckungen und Verformungen der Haut) => erfassen den Beginn und das Ende eines mechanischen Drucks (EIN/AUS-Rezeptor)
=> weiter spielen die Pacini-Körperchen eine wichtige Rolle im Zyklus des Schmerzes. Sie bilden das ‘’Sortierzentrum’’ der Informationen, welche von den A-delta und C-Nozizeptoren kommen
Warum kann man sich nicht selbst kitzeln bzw. warum muss man dann nicht lachen?
=> Vorhersehbarkeit: das Gehirn ist fähig, sensorielle Informationen zu filtern, die durch unsere eigenen Handlungen ausgelöst werden, um für Botschaften von aussen empfänglich zu bleiben und kommende Reize nicht zu berücksichtigen
=> Es ist das Kleinhirn, das die sensorischen Folgen unserer eigenen motorischen Handlungen vorhersagt und ein Signal erzeugt, das die sensorische Reaktion auf Selbststimulus eliminiert (=Schutzmassnahme)
=> Sensomotorische Rückkopplung: Die Warnung vom Kleinhirn zum Gehirn ist zeitlich begrenzt und nach einer gewissen Verzögerung reagiert das Gehirn wieder auf Stimulation.
Was sind Ruffini-Körperchen?
=> komplexe kutane sensorische Mecano-Rezeptoren (≠ Nozizeptoren) => befinden sich in der Unterhaut- und Bindegewebe, sowie in den Gelenken => erkennen Druck und Dehnung der Haut => langsame Anpassung: Rezeptodern für konstanten Druck, reagieren aber auch auf Hitze und Schmerz
Was sind Merkel-Körperchen?
=> komplexe kutane sensorische Mechanorezeptoren (≠ Nozizeptoren) => befinden sich (je nach Körperregion unterschiedlich dicht) an der Basalschicht der Epidermis und kutanen Nervenenden von Typ A-delta-Phasern => registrieren Druck und Vibrationen => verantwortlich für komplexe, hoch aufgelöste taktile Wahrnehmungen (wie das Lesen von Blindenschrift)
Wie sind Thermosensoren aufgebaut? Wo und wie messen sie die Temperatur?
Was versteht man unter "Indifferentialtemperatur"?
Wie und wann entsteht Kälte- bzw. Hitzeschmerz?
Thermorezeptoren sind freie Nervenendigungen mit kälte- bzw. hitzeaktivierbaren Kanälen => sie werden durch die Temperatur an der Oberfläche der Haut (nicht die Temperatur der Umgebungsluft!) stimuliert (=> Aussenden von AP):
- Für Wärme 30-46/47°
- Für Kälte 10-35° (+ paradoxerweise auch bei Temp. um 52°)
- => Indifferenztemperatur (ca. 31-35°C): Als angenehm empfundene Normaltemperatur => lediglich Ruheaktivität der Thermorezeptoren
=> unter bzw. überschreiten die Temperaturen diese Werte werden an die Thermorezeptoren gebundene Nozizeptoren stimuliert
=> Kälteschmerz <15°
=> Hitzeschmerz >45°
Über welche Nervenfaern werden nozizeptive Reize ans von der Peripherie ans ZNS weitergeleitet?
Wie sind Nozizeptoren aufgebaut? Wann bzw. wodurch werden sie stimuliert?
Nozizeptoren sind amyelinisierte freie Nervenendigungen, welche in der Epidermis stark verästeln => werden nur aktiviert, wenn ein Stimulus stark genug ist, um die Integrität des Organismus zu gefährden
=> mögliche Stimuli sind:
- Kälte (<15°C) und Hitze (>45°C)
- Druck
- Chemischr Reize
=> die Nozizeptoren (Nervenendigungen) sind nicht spezifisch für eine bestimmte Art der Stimulation => je nach Stimulus werden andere transmembranäre Kanäle genutzt
Welche 2 Eigenschaften charakterisieren die Axone der Nozizeptoren?
Was unterschiedet sie von den Axonen der Mechanorezeptoren?
=> Axone der Nozizeptoren: C- und A-delta-Fasern
- kleiner Durchmesser
- langsame Leitgeschwindigkeit
=> Axone der Mechanorezeptoren: A-alpha und delta-Fasern
- immer myelinisiert
- grosser Duchmesser
- schelle Leitgeschwindigkeit
Wiesot spührt man zuerst einen stechenden (gut lokalisierbaren) Schmerz und kurze Zeit später einen dumpferen (diffusen) Schmerz, wenn man sich z.B. an einer Papierkante schneidet?
- Nozizeption via A-delta fasern => myelinisiert => schneller: 20m/s
=> via neo-spinothalamische Bahn (im zentralen lateralen Nucleus des Thalamus verschatet und nicht durch Efferez beeinflusst) => Mediator im Conus posterior des RM: Glutamat
=> löst Rückzugsreflex aus
=> Schmerz vergeht schnell wider
- Nozizeption via C-fasern => nicht myelinisiert => langsamer: 1m/s
=> via paleo-spinothalamische Bahn (im ventrale posterolaterale Nucleus des Thalamus verschaltet und kann durch Efferenz beeinflusst werden) => Mediator im Conus posterior des RM: Substanz P
=> länger anhaltender, langsam abklingender, surrender Schmerz
=> machen 80% der nozizeptiven Fasern aus und sind polymodal
Was ist das Lemniskale System? Was für Informationen leiten dessen Bahnen?
=> leitet Taktile Informationen (Druck, Berührung, Vibration) der Haut, sowie Tiefensensibilität (Propriozeption): Aus Pacini-, Meissner-, Ruffini- und Merkel-Körperchen
- Neuron: Sensitive Nervenendigungen in der Peripherie => Perikaryen in den Spinalganglien der Radix dorsalis => Axone steigen ipsilateral in der Columna dorsalis des RM auf
- Neuron: Perikaryen in der Medulla obolngata, Axon kreuzt zur Gegenseite (Dekussion) und zieht als Lemnisculus medialis ("mediale Schleife") zum ventralen posterolateralen Thalamuskernen
- Neuron: Perykarien im Thalamus => Axone ziehen zum somatosensiblen Cortex (Areal S1) => die corticale Repräsentation der unterschiedlichen Hautareale ist proportional zur Dichte der Rezeptoren (Homunkulus)
Was ist der tractus spinothalamicus? Was für Informationen leiten dessen Bahnen?
=> leitet thermische (Temperatur) und Nozizeptive (Schmerz), sowie besonders starke mechanische Reize:
- Neuron: Sensitive Nervenendigungen in der Peripherie => Perikaryen in den Spinalganglien der Radix dorsalis => Axone zum Conus posterius des RM
- Neuron: Perikaryen Conus posterius, Axon kreuzt soffort zur Gegenseite (Dekussion) und zieht kontralateral via den Tractus spinothalamicus lateralis zum ventralen posteriolateralen Thalamuskern (Neo-Spinothalamicus: A-delta-Fasern) oder zum zentralen lateralen Thalamuskern (Paleo-Spinothalamicus: C-Fasern)
- Neuron: Perykarien im Thalamus => Axone ziehen zum somatosensiblen Cortex (Areal S2) => gute Somatotopie: Erlaubt die genaue Lokalisation des Schmerzes
Welche folgen hat eine Hemisektion (einseitige Durchtrennung) des Rückenmarks?
- für die taktile Sensibilität
- für die thermische und Schmerz-Wahrnehmung
- Verlust der taktilen Sensibilität auf der ipsilateralen Seite zur Läsion
- Verlust der thermischen und Schmerz-Wahrnehmung auf der kontrolateralen Seite zur Läsion
Was erklärt warum viszerale Schmerzen (von den inneren Organen) im Vergleich zu somatischem Schmerz extrem schlecht lokalisiert werden kann?
Wozu dient diese Art des Schmerzes?
=> die inneren Organe sind nicht bzw. kaum auf dem sensiblen Cortex repräsentiert => können schlecht lokalisiert werden => erscheinen oft diffus => führen manchmal zum Phänomen der kutanen Projektion
=> die Bedeutung viszeralen Schmerzes als Adaptive- oder Schutzfunktion ist nicht ganz klar
Was ist die sensibilisierende "periphere Suppe"?
Aus geschädigtem Gewebe freigesetzte Substanzen sensibilisieren die Nozizeptoren bzw. aktivieren "schlafende" Nozizeptoren, sodass bereits sehr leichte Reize einen Schmerz auslösen:
=> Schmerzmediatoren: Werden aus entzündetem oder verletztem Gewebe freigesetzt und senken die Reizschwelle der Nozizeptoren:
- Globuline und Proeinkinasen
- Arachidonsäure => Ausgangssubstanz für Prostaglandin *
- Nerve growth factor (NGF)
- Histamin
- Potassium (K+)
- Serotonin, Acetylcholin, H+-Ionen, ATP
- Bradykinin und NO
=> Neuropeptide: Werden als Transmitter von geschädigten oder aktivierten Nozizeptorenausgeschüttet (Axonreflex):
- Substanz P: Erhöht die Permeabilität der Kapillarwäne => Schwellung
- Calcitonin gene-related peptide (CGRP): Dilatation glatter Gefässmuskeln => Wärme, und Rötung
* NB: Schmerzmittel wie Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol hemmen die Prostaglandinsynthese und somit desensibilisieren damit die Nozizeptoren
Wie funktioniert die zentrale Schmerzmodulation?
=> gleichzeitige aufsteigende und absteigende neuroale Stimulation => überwiegt die afferente Komponenete entsteht Schmerz, überwiegt die efferente entsteht kein Schemerz =>
- Fazilitation (aufsteigend + / absteigend -)
- wide dynamic range neurones (WDRN) => erhöhen die Anzahl AP bei starken Reizen
- Inhibition (absteigend + / aufsteigend -)
- segmental = medulläre Hemmung:
- Gate contral: Interaktion zwischen nozizeptiven und nicht nozizeptife Fasern (Afferenz) => anderweitige Stimulli minern die Schmerzwahrnehmung
- supraspinale Hemmung
- Enkephaline und Endorphine (körpereigene Opiate) => hemmen die afferenten Signale
- Nociceptive diffuse inhibaator control (NDIC): Gleichzeitige Nozizeptive stimulation verschiedener Körperareale führt zur Hemmung des schwächeren Reizes => via Raphe Kerne => Mediator Serotonin
- segmental = medulläre Hemmung:
Zu welchen anatomischen Veränderungen des Gehirns kann chronischer Schmerz führen?
=> degenerative Prozesse der Hirnareale, welche für die emontionale und kognitive Schmerzmodulation verantwortlich sind (hemmen die Schmerzwahrnehmung bei Ablenkung, guter Laune, sowie duch den Blacebo-Effekt)
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