Allgemeine II
Emotion und Motivation
Emotion und Motivation
Kartei Details
Karten | 159 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 12.11.2019 / 10.07.2022 |
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Beantworten Sie aus der Sicht von modernen konstruktivistischen Emotionstheorien folgende Fragen:
Was ist eine Emotion?
Was verursacht eine Emotion?
Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
1) Definition: Eine Emotion ist ein emotional kategorisierter Basisaffekt
2) Die Ursache einer Emotion liegt in der Veränderung von Basisaffekten
3) Unterschiedliche Emotionen entstehen durch Unterschiede in affektiven Zuständen und deren emotionalen Kategorisierung
Erläutern Sie die 4 Hauptgruppen von "Stimulus Evaluation Checks" (SEC) des Komponenten-Prozess-Modells von Scherer.
In welcher Reihenfolge werden die SECs vorgenommen?
1) Relevanz
- für die eigenen Ziele und Bedürfnisse
- intrinsische Angenehmheit (biolog. determiniert > Erbrochenes wird man unabh. von Zielen negativ bewerten, da Relevanz)
- Neuigkeitsbewertung (plötzliches Auftreten, Vertrautheit, Vorhersagbarkeit)
2) Implikationen
> Konsequenzen des
- kausale Attribution (Warum tritt Ereignis auf? > kogn. Einschätzung)
- Ergebniswahrscheinlichkeit, Diskrepanz zu den eigenen Erwartungen, Dringlichkeit
- Zu- bzw. Abträglichkeit zu den eigenen Zielen und Bedürfnissen (dienlich/hinderlich)
3) Bewältigungspotenzial
- Macht (wie sehr Ereignis an meine Bedürfnisse anpassen?), Kontrolle und Anpassungspotential (inwieweit das Ergebnis mit eigenen Ressourcen bewältigt werden kann)
4) Normative Signifikanz
- Kompatibilität mit interne & externe Standards wird abgelichen
- wie wichtig sind die Konsequenzen des Ereignisse und wie beeinflussen sie unmittelbare oder langfristige Ziele in Bezug auf mein Selbstkonzept und auf meine sozialen Normen und Werthaltungen
Erläutern Sie den Einfluss von Attributionsstilen auf die Emotionsentstehung anhand der Studie von Neumann (2000).
Prozedurales Priming
UV: VP mussten unterschiedliche Sätze bilden, einmal in der ersten Person ("Ich nehmen...") vs. in der dritten Person ("Er nimmt...") - prozedurales Priming
AV: Gezeigte Reaktion bei der Zurechtweisung des VL, als VP ein Raum mit einem Stoppschild betritt (wurden angewiesen rein zu gehen)
Ergebnis: Personen, die Sätze in der ersten Person geschrieben haben zeigen Schuldgefühle (internale Attribution), während Personen, die Sätze in der dritten Person geschreiben haben Ärgerreaktionen (externale Atrribution) zeigen. > wurde aus der berichteten Intensität der Emotion und verhaltensbezogenen Reaktionen abgeleitet
Die Studie zeigt also, dass man durch eine veränderte Attribution unbewusst die Reaktion von Personen beeinflussen kann. (Attributionsstil hat eine entscheidende Bedeutung für die Emotionsentstehung)
Erklären Sie die Grundzüge der klassischen Zwei-Faktoren Theorie der Emotionsentstehung und ihre experimentelle Überprüfung in der Studie von Schachter & SInger (1962).
Welches Ergebnis wurde in dieser Studie beobachtet und wie wurde es interpretiert?
2 Annahmen der Theorie:
> Emotionen werden auf der Basis von emotional unspezifischen affektiven Zuständen kognitiv „konstruiert“.
- man braucht einen emotionsunspezifischen, physiologischen Erregungszustand ( physiologische Komponente)
- eine kognitive Erklärung für den physiologischen Zustand (kognitive Komponente)
Versuchsaufbau:
VP bekamen gesagt, dass sie ein Vitaminpräperat zur Verbesserung des Sehens bekommen
UV1: Eine Gruppe bekam Adrenalin vs. eine Gruppe bekam eine Kochsalzlösung (Placebo)
UV2: Erklärungsbedürfnis: Die eine Gruppe wurde über die richtigen Nebenwirkungen informiert (informierte Gruppe) vs. eine Gruppe wurde über falsche Nebenwirkungen informiert (falsch informiert Gruppe) vs. einer Gruppe und der Placebogruppe wurden gesagt, dass das Präparat keine Nebenwirkungen habe. (nicht informierte Gruppe und Placebo Gruppe)
Nach der Verabreichung des Präparats sollten VP einen Fragebogen zusammen mit einer anderen angeblichen VP ausfüllen, die aber eigentlich ein Strohmann war.
UV3: Strohmann war entweder sehr gut drauf (Freude) vs. sehr verägert über den Versuch (Ärgerbedingung)
AV: Anpassung an das Verhalten vom Strohmann (gemessen durch Befragung der VP und Beobachtung) Befindlichkeit der VP
Annahme der Theorie: Die uninformierte und falsch informierte Gruppe (erklärungsbedürftiger Erregungszustand, 2) müsste die Emotionen des Strohmanns annehmen, wenn diese Adrenalin (1) bekommen haben
Ergebnis: Nur zum Teil bestätigt. Die Gruppen, die keine (passende) Erklärung für ihre Erregung hatten, zeigten in Abhängigkeit von der Emotionsbedingung zwar mehr Freude bzw. Ärger als die Gruppe, die über ihren Erregungszustand korrekt aufgeklärt wurde. Sie passten sich vor allem bei Euphorie stärker an den Confederate an.
Die Placebogruppe unterschied sich aber nur geringfügig, wehalb die Bedeutung der physionlogischen Komponente der Emotionsentstehung fragwürdig ist.
Schildern Sie die Studie von Valins (1966).
Welche Bedeutung haben die Ergebnisse dieser Studie für die klassische Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionsentstehung von Stanley & Schachter?
Studie:
VP bekamen erotische Bilder von halbnackten Frauen gezeigt
UV1: akustische (fiktive) Präsentation der eigenen Herzrate (Zu- oder Abnahme) vs. andere akustische Töne (Kontrollgruppe)
AV: Bewertung der Attraktivität der Bilder
Ergebnis: Personen mit fiktiver Zunahme der Herzratenveränderung bewerten Frauen als attrakitver als die Kontrollgruppe oder die Gruppe, bei der die fiktive HRV abgenommen hat
Auch wenn die VP nur glauben, dass sich ihre Herzratenfrequenz verändert, also zunimmt, empfinden sie die Bilder als attraktiver
Der bloße Glaube einer Person, erregt zu sein, reicht aus, um die emotionale Einschätzung zu verändern
Studie stellt infrage, ob man für die Emotionsentstehung physiologische Erregung braucht!
Was ist Erregungstransfer?
Beschreiben Sie dazu das Ergebnis von mindestens einer Studie.
Erregungstransfer bedeutet, wenn die Resterregung aus Situation A die nachfolgende Erregung in Situation B verstärkt.
Fehlattribution einer Resterregung aus Situation A auf eine emotionale Erregung in Situation B.
Z.B. Studie von Cantor (1976)
Körperliche Ertüchtigung steigert sexuelle Erregung;
VP war erst auf dem Laufband, und dann anschließend Softporno im Warteraum.
Personen, die vorher auf dem Laufband waren empfinden Porno als erregender
Weiteres Experiment:
- Männer mussten über eine hohe oder niedrige Hängebrücke gehen, an deren Ende ihnen eine attraktive Versuchsleitern ihre Handynummer für Rückfragen gab. Die Angst durch die große Höhe steigerte Zuneigung bzw. Liebe, gemessen anhand der größeren Zahl an Anrufen der Männer, die über die hohe Brücke liefen.
In welchen Annahmen unterscheiden sich moderne konstruktivistische Emotionstheorien von der klassischen Zwei-Faktoren-Theroie?
Wie werden durch diese Unterschiede ursprüngliche Einwände gegen den klassischen Ansatz ausgehebelt?
Moderne konstruktivistische Emotionstheorien basieren auf der klassischen Zwei-Faktoren Theorie, aber sie modifizieren die Grundannahme.
Sie sagen, dass Emotionen durch die Kategorisierung von emotionsunspezifischen affektiven Zuständen mit Emotionskonzepten entstehen.
Also liegt die physiologische Grundlage von Emotionen in Rohgefühlen, die in ihrem Erregungsniveau und in ihrer Valenz varrieren.
1) Veränderungen: positive und negative Basiseffekte statt Erregung
- Basiseffekte als kognitiv physiologische Reaktion auf Ereignisse
- Mix aus Valenz & Erregung (dimensionales Modell)
- Basisaffekten fehlt oft der Objektbezug und ihre Entstehung ist meist unbewusst.
Durch diese bottom-up Einschränkung der Emotionsklasse kann also ein Einwand der klassischen Theorie ausgehebelt werden.
2) Zweiter Unterschied: Emotionale Kategorisierung statt Attribution
- Emotionskonzepte (Angst, Ärger) als interpretative Schemata
- Automatische Kategorisierung über Ähnlichkeitsbestimmung durch Abgleich mit bekannten Situationen
- emotionale Kategorisierung als objektgerichteter, emotionaler Zustand
Kategorisierungen werden von unserem Wissen über Emotionen geleitet, weshalb für das Auftreten einer Emotion somit nicht das Antreffen einer bestimmten Situation oder eine bestimmte Situationseinschätzung entscheidend ist, sondern die Frage, ob eine Gefühlsreaktion unserer Vorstellung von einer „typischen“ emotionalen Reaktion entspricht.
Emotionen entstehen in einem Zusammentreffen von dieser „bottom-up“ getriebenen affektiven Information (Basisaffekt) und einer „top-down“ spezifizierten emotionalen Kategorie.
Was sind Basisaffekte?
Wodurch werden Basisaffekte ausgelöst und wie hängen sie mit den Stimmungslagen einer Person zusammen?
Basisaffekte sind Rohgefühle einer Person, die in ihrem Erregungsniveau und ihrer Valenz variieren können. Deshalb spricht man hier von einem dimensionalen Modell.
- Verursachung unbewusst
- kein Objektbezug
- positiv oder negativ
- kognitiv-psychologische Reaktionen auf Ereignisse und Reize
Milde und lang anhaltende Basisaffekte können eine Art "affektives Hintergrundrauschen" bilden, das die aktuelle Stimmung einer Person widergibt. Emotionen entstehen in einem Zusammentreffen von dieser „bottom-up“ getriebenen affektiven Information (Basisaffekt) und einer „top-down“ spezifizierten emotionalen Kategorie.
Welche Bedeutung schreiben konstruktivistische Emotionstheorien emotionalen Kategorisierungsprozessen zu?
Beschreiben Sie dazu die Untersuchung einer Emotionswahrnemung in Patienten mit einer semantischen Demenz von Lindquist et. al (2014)
- Emotionale Kategosisierungsprozesse anstatt von Attribution
- Durch die Kategorisierungsprozesse entstehen aus unspezifischen Affektzuständen Emotionen mit einem Objektbezug
- Kategorisierungsprozesse ordenen affektive Erregungszustand in einen Sinnzusammenhang, der über die Benennung von dem alleinigen Gefühlszustand hinausgeht.
- Affektive Valenz von Basisaffekten schränkt dabei ein, sodass keine beliebige Kategorisierung entsteht
- Aufgrund von Ähnlichkeitsbestimmungen kommt es dann zur Kategorisierung
- Kategorisiert wird dann ein objektgerichteter emotionaler Zustand.
Versuch:
3 Patienten mit semantischer Demenz und eine gesunde Kontrollgruppe sollten 6 verschiede Gesichtsausdrücke in sinnvolle Kategorien einteilen.
Annahme dabei war, dass die Patienten Schwierigkeiten haben sollten, eine emotionale Kategorisierung von affektiven Rohgefühlen zu machen, aber keine Beeinträchtigung in der Wahrnehmung vom Rohgefühl selbst haben.
Ergebnis: VP mit Demenz ordnen die emotionalen Gesichtsausdrücke auf 2 Stapel mit jeweils positiver und negativer Valenz. Die gesunde Kontrollgruppe differentiert nach diskreten Emotionen.
Die Patienten erkannten also die Valenz, aber konnten darüber hinaus keinen Zugang zum nuancierten Wissen über emotionale Ausdrücke aufstellen.
Beantworten Sie aus der Sicht von modernen konstruktivistischen Emotionstheorien folgende Fragen:
Was ist eine Emotion?
Was verursacht eine Emotion?
Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
1) Definition: Eine Emotion ist ein emotional kategorisierter Basisaffekt
2) Die Ursache einer Emotion liegt in der Veränderung von Basisaffekten (
Wie wir eine Situation erleben und welchen Stellenwert wir einer Gefühlsreaktion zu schreiben, hängt vorallem davon ab,ob sie in ein emotionales Skript passen, das eine „typische“ emotionale Reaktion beschreibt.
Was wir fühlen wird vorallem davon bestimmt, welche interpretativen Schemata zu einem Zeitpunkt kognitiv verfügbar sind. Individuelle Unterschiede im Wissen über Emotionen können deshalb dazu führen, dass ein affektiver Zustand von verschiedenen Personen unterschiedlich erlebt wird.
3) Unterschiedliche Emotionen entstehen durch Unterschiede in affektiven Zuständen und deren emotionalen Kategorisierung
Emotionen entstehen also in einem Zusammentreffen von „bottom-up“ getriebener affektiver Information (Basisaffekt) und „top-down“ spezifizierten emotionalen Kategorien:
Basisaffekte sind positive oder negative, kognitiv-physiologische Reaktion auf Ereignisse und bestehen aus einem Mix aus Valenz und Erregung. Man spricht bei ihnen von objektungerichteten affektiven Signalen. Veränderungen dieser unspezifische Affektzustände werden unter Einbezug von interpretativen Schemata (Emotionskonzepten), also unserem Wissen über Emotionen, automatisch kategorisiert und es entsteht ein objektgerichteter emotionaler Zustand.
Was ist eine Emotionsregulation?
Welche Antriebe/Gründe gibt es für eine Emotionsregulation?
Unter Emotionsregulation versteht man alle Wege, über die eine Person Einfluss darauf nimmt, welche Emotionen sie empfindet, wann sie sie empfindet und wie sie die Emtotion erlebt und zum Ausdruck bringt.
Gründe:
Hedonistische Motivation
- Unlust vermeiden, Lust anstreben
Funktionale Motivation
- Emotion an Aufgabe anpassen, optimales Erregungsniveau
Prosoziale Motivation
- aus Mitleid oder Aggressionskontrolle
Selbstschutz
- Verdrängung
Selbstdarstellung
Impressionmanagement
Erklären Sie an einem praktischen Beispiel fünf grundlegende Strategien der Emotionsregulation.
Welche Strategien setzen an den Bedingungen vor der Emotionsentstehung und welche setzten nach der Emotionsentstehung an?
- Situationsauswahl
- Man geht in den Supermarkt
- Situationsmodifikation
- Man hat vorher extra einen Einkaufszettel geschrieben und vermeidet die Süßigkeitenabteilung damit keine Süßigkeiten im Warenkorb landen
- Aufmerksamkeitskontrolle
- man vermeidet den Blick auf die Süßigkeiten und versucht, an seinen Sommerbody zu denken
- Kognitive Umbewertung
- man denkt an das ganze Zucker und Fett in Süßigkeiten und wie ekelig die eigentlich sind
- Reaktionskontrolle
Habe ich dann überhaupt noch das Verlangen nach Süßigkeiten?
Beschreiben Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung von Lazarus et. al. (1965) zur kognitiven Emotionsregulation bei der Betrachtung furchteinflösender Filme.
Aufbau: VPs wurde ein furchteinflößender Film über Unfälle und Risiken am Arbeitsplatz gezeigt. Davor wurden verschiedene Vorspannen gezeigt
UV: vorher wurde ein interllektualisierende Film gezeigt,(sachlich, wie hoch sind die Risiken wirklich etc.) vs. neutraler Film vorher (Kontrollbedingung) vs. leugnender Film (Kunstblut etc.)
AV: emotionale Erregung während des Films (Hautleitfähigkeit)
Ergebnis: Die Gruppen, die vorher einen leugnenden und einen intellektualisierenden Film (am geringsten) bekommen haben, zeigten verringerte Erregung
= Kognitive Umbewertungen können emotionale Relevanz einer Situation wirksam verändern
Welche Nachteile bringt eine emotionale Reaktionsunterdrückung mit sich?
Beschreiben Sie dazu die Studie von Gross (1998).
Studie:
VP bekamen einen ekelerregenden Film zu sehen.
UV: VP bekamen entweder gar keine Instruktion, oder sie sollten versuchen, ihre Emotionen zu unterdrücken (Suppression) oder die Situation kognitiv Umbewerten (Reappraisal)
AV: physiologische Maße und Emotionsrating
Ergebnis: Ekelerfahrung sowohl in der Suppressions-Bedingung als auch in der Reappraisal-Bedingung verringert
Die äußerliche Unterdrückung einer Reaktion führt offensichtlich auch dazu, dass man sie weniger epfindet.
Aber Nachteile einer Suppression:
- Erhöhte kardiovaskuläre Aktivität (unabhängig davon, ob eine positive oder eine negative Emotion unterdrückt wird. Das erklärt, warum bei chronischer, defensiver Angstunterdrückung (sog. repressors) eine erhöhte Anfälligkeit für Asthma- und kardiovaskuläre Erkrankungen beobachtet wird.)
- verbraucht kognitive Kapazitäten (Phänomen des Ego-depletion. Das findet man vor allem im Leistungssport. )
-verringert die Qualität von sozialen Interaktion (durch Ablenkung und verringerter Reaktivität)
Ähnlich störende Auswirkungen einer Emotionskontrolle wurden jedoch nicht mit einer kognitiven Neubewertung der Situation beobachtet.
Ist geteiltes Leid halbes Leid?
Erläutern Sie dazu Aufbau und Ergebnisse der Studie von Zech & Rime (2005)
VP sollten über das negativste Erlebnis sprechen, was sie je hatten und was sie auch immer noch bewegt
UV: Fokus während des Gesprächs auf Emotionen vs. Fakten vs. alltägliche Dinge
AV: subjektiver Nutzen des Gesprächs, eingeschätze und emotionale Erholung (Emotionsrating)
an 3 verschiedenen Meszeitpunkten; Baseline (1 Messzeitpunt) 1 Woche später (2 Messzeitpunkt) und einen Monat später (3 Messzeitpunkt)
Ergebnis: Trotz starken Glaubens daran, dass das Gespräch geholfen hat zeigt sich das nicht
keine Verbesserung durch emotionale Aussprache, emotionale Erholung ist gleich, egal über was geredet wurde
Erklärung: Habituation, Interaktion und Placebo-Effekt
Zeigt, wie wichtig eine gute psychologische Gesprächsführung ist!
1. Erläutern Sie zentrale Fragen der Motivations-, Volitions- und Emotionspsychologie mit eigenen Beispielen.
Motivationspsychologie: Warum tun wir das, was wir tun? Z.B. Warum streben wir danach, Freundschaften mit anderen zu schließen oder ein Hochschulstudium zu absolvieren? > Frage des Wollens
Volitionspsychologie: Wie tun wir das, was wir tun wollen? Z.B. wie meistert man sein Studium? (Selbstregulation, Zielabschirmung, Handlungsplanung etc.) > Frage des Könnens
Emotionspsychologie:
- Was sind Emotionen? (Definition)
- Wozu haben wir sie? (Zweck)
- Wie entstehen sie? (Genese)
- Wie können wir sie kontrollieren? (Kontrolle)
2. Erklären Sie das Wechselwirkungs-Modell der modernen Motivationspsychologie. Welches Ergebnis der klassischen Studie von Le Magnen (1967) stützt dieses Modell?
- Motivation ist das Ergebnis einer Wechselwirkung (Interaktion) zwischen Situation und Person
- die Person hat verschiedene Motive, während die Situation verschiedene Anreize bietet, dabei entsteht eine Motivation, die in einem Verhalten mündet (Motiv, Anreiz, Motivation hierbei hypothetische Konstrukte > wir unstellen etwas, können es uns nur erschließen)
Le Magnen (1967)
- Ratten wurde eine Standard-Labor-Nahrung in 4 Geschmacksrichtungen vorgesetzt. Zuerst wurden alle Geschmacksrichtungen gleich gemocht.
- Daraufhin wurde an mehreren Tagen für vier mal 20 min die Nahrungsaufnahme beobachtet.
- An einigen Tagen variierte man den Geschmack der Nahrung, an anderen wiederum nicht (UV) - Wenn Ratten eine höher Variation der Nahrung vorfinden, verändert sich ihr Verhalten: Sie nehmen mehr Nahrung auf, als wenn sie nur eine
Geschmacksrichtung bekommen würden. Das Motiv ist zwischen den Tagen gleich (Hunger), der Anreiz verändert sich aber, was zu einer
Veränderung des Verhaltens führt.
3. Erläutern Sie grundlegende Probleme, mit denen sich die Motivationspsychologie beschäftigt.
Motive:
Motivklassifikation:
- Inhaltliche Klassifiaktion angestrebter Handlungsziele, Aufstellung von Motivkatalogen (Welche Motive gibt es eigentlich?)
Motivgenese:
- Entstehung, Anfänge, Entwicklung und Änderung einzelner Motive (Sind Motive erworben/angeboren? Können wir besteimmte Motive anerziehen, z.B. Leistungsmotivation?)
Motivmessung:
- Verfahren zur Erfassung individueller Unterschiede in der Ausprägung einzelner Motive (direkte und indirekte Methoden, Wie können wir unbewusste Motive erschließen?,...)
Motivanregung:
- Eingrenzung und Differenzierung der motivspezifischen Anregungsbedingungen der Situation (durch welche Situationen werden Motive angeregt? Was sind die motivspezfiscihen Anregungsbedingungen?)
Motivationen:
- Wechsel und Wiederaufnahme der Motivation (Abgrenzung v. Verhaltensabschnitten, Motivationswechsel, Wiederaufnahme/Nachwirkung einer früheren Motivation)
- Motivierte Zielgerichtetheit und Motivationskonflikte (Zielgerichtetheit=allg. Merkmal motivierten Handelns; z.B. zwischen Zielen, wie Lang- vs Kurzzeitziele)
- Selbstregulatorische Zwischenprozesse der Motivation in den einzelnen Phasen des Verhaltensabschnitts (zB Wählen>Planen>Ausführen>Evaluation)
- Motivationswirkungen (vielfältige Manifestationen von Motivation im beobachtaren Verhalten, zB hinsichtl. Intensität, Dauer)
Was ist „Affective Computing“?
Affective Computing ist ein interdisziplinärer Ansatz von Informatik, Psychologie und Kognitionswissenschaften und konzentriert sich auf die Interaktion zwischen Mensch und Maschine bzw. Mensch und Computer.
Es umfasst die Erforschung und Entwicklung von Systemen und Geräten, die menschliche Regungen erkennen, interpretieren, verarbeiten und simulieren können.
Anwendungsbeispiele:
- Anfragen von Anrufern in automatischen Callcentern. (zB Warnung bei verägerten Kunden)
- Überwachungssysteme verbessern (zB Autos Müdigkeit erkennen)
- Entertainingprogramme verbessern (zB PC spiele anpassen je nach Empfindung der Person)
- Werbung optimieren, dass sie positive Gefühle auslösen
Was ist Gegenstand der Motivationspsychologie?
Ergebnisorientiertes, zielgerichtetes Verhalten (Handlungen), keine Gewohnheiten, keine Reflexe
> zugrunde liegende Gründe und Motivationen erfassen
Wichtig zu untersuchen: Verhalten (Handeln)
- Richtung (Auswahl von Handlungen)
- Intensität (Anstrengungen für das Zielerreichen, z.B. beim Training)
- Beginn und Ende (Latenz, Länge)
- Dauer (Persistenz)
Besonders hoher Erklärungsbedarf bei auffälligem, normabweichendem Verhalten
Motivation kann sehr unterschdl. definiert werden > Fragen, wie Verhalten initiiert, aufrechterhalten, gelenkt und beendet wird (Prozesse der Verhaltenssteuerung)
6. Motive sind theoretische Konstrukte zur Erklärung von intraindividueller Stabilität und interindividueller Variabilität. Erläutern Sie diese Aussage.
- wissenschaftl. Motivationspsychologie versucht, Ursachen und Effekte motivationalen Handelns zu erklären.
► Motive als theoretische Konstrukte zur Erklärung von:
- Intraindivudeller Stabilität (warum zeigt die Person in unterschiedlichen Situationen das gleiche Verhalten?)
- Interindividueller Variabilität (Warum zeigen unterschiedliche Personen in gleichen Situationen anderes Verhalten?)
► Mit dem Wissen über ein Motiv einer Person kann eine Erklärung für ein Verhalten in einer Situation geliefert werden, da Motive affektbezogen sind (Motive entsprechen einer erhöhten Bereitschaft, motivthematisch passende Elemente von Situationen zu identifizieren und auf diese in charakteristischer Weise zu reagieren)
► Motive sind zeitlich stabil
► Ein Motiv als Wahrnehmungs- und Bewertungsdisposition einer Person führt so zu intraindividuellen Stabilität.
► Da Personen jedoch unterschiedliche Motive haben, ergibt sich Variabilität zw Individuen in einer Situation
Welche Unterschiede bestehen zwischen wissenschaftlichen und alltagspsychologischen Erklärungen von zielgerichtetem Verhalten?
Alltag
- Zuschreibung von Gründen des Verhaltens einer Einzelperson (Verstehen)
- Person XY ist "ehrgeizig", "verspielt" etc.
> Menschen neigen eher zu personeller Attribution anstatt Gründe des Verhaltens in der Situation zu suchen - oft mangelnder Erklärungswert und Zirkularität (von Verhalten auf Motive geschlossen und umgekehrt)
Wissenschaft (Erklären: Ursache-Wirkungsbeziehung, allgmeingültig))
- Motive als theoretische Konstrukte zur Erklärung von:
Intraindivudeller Stabilität (warum zeigt die Person in unterschiedlichen Situationen das gleiche Verhalten?)
Interindividueller Variabilität (Warum zeigen unterschiedliche Personen in gleichen Situationen anderes Verhalten?)
- Beschränkung auf wenige grundlegende Motive = Äquivalenzhypothese; gleiche Motive für unterschiedliches Verhalten
- Spezifikation situativer Anregungsbedingungen
- unabhängige Erfassung von Motiven und zu erklärendem Verhalten
- Empirische Überprüfung von Theorien motivationaler Vermittlungsprozesse:
- direkte Manipulation der Vermittlungsprozesse
- Messung kognitiver und affektiver Begleitprozesse (z.B. durch Befragung)
Was unterscheidet Motive von Trieben?
Motiv:
- zeitlich stabile Wahrnehmungs- und Bewertungsdisposition
- Inhaltsklasse von Handlungszielen (z.B. Macht, Leistung, Anerkennung)
- Anregung durch passende situative Hinweise (Anreize)
Trieb:
- Aktivierende Anspannung, dessen Reduktion als befriedigend und lustvoll erlebt wird (im Gegensatz dazu hat das Motiv keine energetische Konzentration und es geht auch nicht darum, etwas loszuwerden)
- (wiederholbar, aber nur punktuell zu gewissen Zeitpunkt wirksam > Motiv ist zeitl. stabil
- Handlungsinitiierende Druck-Variable)
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Bedürfnissen und Anreizen?
Bedürfnis (need)
- Mangelzustände und Wachstumsorientierung (z.B. Anerkennung, Selbstverwirklichung)
- Physiologische, Psychologische und soziale Bedürfnisse
Anreiz (incentive)
- "Wert" eines Objekts oder einer Situation für eine Person (affektiver Wert)
- (intrinsische) Tätigkeitsanreize (etwas machen, um der Sache willen) und (extrinsische) Ergebnisanreize (Geld)
- Ein Anreiz ist die affektive Reaktion auf bedürfnisrelevante Reize (Bedürfnis, die Gesundheit zu fördern, kann also in Abhängigkeit davon, ob der Anreiz eines gesunden Essens oder einer sportlichen Tätigkeit überwiegt, in verschiedenen Handlungen münden. Sie können jedoch auch im Kontrast zueinander stehen (Bedürfnis: Hunger vs. Anreiz: Essen macht dick) und Diskrepanzen im Verhalten bewirken)
= Bedürfnisse legen fest, welche Aspekte einer Situation zum Anreiz werden
► Bedürfnisse und Anreize= zwei Aspekte, die bei der Motivationsentstehung zusammenspielen und sich gegenseitig in ihrer Wirkung auf der Verhaltensebenen beeinflussen
Was ist ein Ziel?
- Anstrebung einer positiv bewerteten Umwelt-Veränderung (Endzustand) durch einen Verhaltensakt (Mittel)
- hierarchisch in Ober- und Unterziele organisiert (zB Hunger > einkaufen, kochen,..)
optional dazu sagen:
- kognitve Komponenten vob Motiven (>internal)
- Zugvariablen (Personen werden von Zielen angezogen)
- spezifisch, bewusst repräsentiert, handlungsleitend
- nehmen Einfluss auf die Wahrnehmung, Denken, affetiv-motivationale Reaktionen und Bewertungen sowie Fuktionsweise des Organismus
Erläutern Sie zwei allgemeine Prinzipien der Verhaltensorganisation.
Hedonismus (Maximierungsprinzip)
- Streben nach Lust(maximierung)
- Vermeidung von Unlust
- günstige Affektbilanz durch Selbstregulation (kurzfristiges Zurücknehmen, also kleineres Übel in Kauf nehmen, damit größeres später nicht eintritt)
Homöostase (Optimierungsprinzip)
- Aufrecherhaltung eines Gleichgewichtszustandes
- Reduzierung der Diskrepanz von Ist- und (optimalem) Soll-Wert (Regelkreis, z.B. kann der Blutzuckerspiegel über eine antagonistische Wirkweise zwischen Glucose und Insulin konstant gehalten werden.)
Erläutern Sie den Unterschied zwischen motivationspsychologischen Druck- und Zugvariablen.
Druckvariablen
- dranggetrieben, treiben einen an
- man ist Ihnen passiv unterlegen
- Instinkte, Triebe, Emotionen, Instinkttheorien, Triebtheorien, psychodynamische Theorien
- vom negativen zum neutralen Zustand = Erleichterung
Zugvariablen
- Faktoren, die von außen anziehende Wirkung auf Person haben > Anreiz von außen
- aktives Erreichen von etwas
- Mensch ist aktiv und entscheidet selbst
- Ziele (Attributionstheorien), Anreize (Erwartung-mal-Wert)
- = von neutralem zu positivem Zustand = Freude
► zwischen diesen beiden Variablen findet sich eine Spannung/Kraft (Feldtheorien)
Was sind implizite (indirekte) und explizite (direkte) Messverfahren der Motivationspsychologie und was messen Sie? Warum ist diese Unterscheidung für eine Verhaltensvorhersage wichtig?
Explizite Messverfahren:
- Selbstberichte
- Interviews
- Fragebögen
- Messen explizite Motivanteile: verbalisierbare Vorlieben und Handlungspräferenzen
- Probleme: soziale Erwünschtheit, Verzerrungen (VPn zB nicht in der Lage, akurat abzurufen)
Indirekte (projektive) Messverfahren
- Mehrdeutige, interpretationsoffene Reizvorlagen
- Offenes Antwortformat
- Bsp: Rorschach-Test, Thematischer Apperzeptionstest (TAT)
- Messen implizite Motivanteile :
- Unbewusste affektive Vorlieben und Reaktionsformen
- der reflektierten Selbstbeobachtung nicht unmittelbar zugänglich (kein Problem der soz. Erwünschtheit und keine Verzerrung; aber wird wirklich das Motiv gemessen, das wir messen wollen?)
- zeigen sich in Situationen, die Freiraum für spontane, selbstinitiierte Handlungen und Interpretationn lassen
Beschreiben Sie den Thematischen Auffassungstest und nennen Sie methodische Mängel des
TAT. Mit welchem Verfahren/Modifikationen können diese Mängel beseitigt werden?
- indirektes Messverfahren, um implizite Motivanteile zu erfassen.
- Probanden müssen Geschichten zu 10 Bildtafeln verfassen, die eine qualitative Antwortanalyse durchlaufen.
- Bilder lassen mehrdeutige Interpretationen zu > daher kann aus Textinhalten und bestimmten Kriterien Rückschluss auf Motive getroffen werden
(z.B. eine Unterscheidung nach starkem Leistungs- oder Anschlussmotiv je nach Geschichte erkenntlich. Für die systematische Kodierung der Antworten als Indikatoren der drei Hauptmotive wurde von Winter ein normierter Auswertungsschlüssel entwickelt)
Methodische Probleme:
- geringe Auswertungsobjektivität, die je nach Auswerter variiert
- geringe Reliabilität
Alternatives Verfahren:
- Multi-Motiv-Gitter (MMG)
- semi-projektiven Verfahren; zu jeder der 14 dargestellten (Lebens)Situationen gibt es einen Satz von Aussagen
- spiegeln wichtige Komponenten von Motiven wider
- Aufgabe der Testperson: das Ausmaß ihrer Zustimmung zu den jeweiligen Aussagen angeben
- 6 Motivkennwerte können ermittelt werden. (Motive für Anschluss, Leistung und Macht werden in ihrer aufsuchenden (Hoffnung) und ihrer meidenden (Furcht) Ausrichtung erfasst)
- Es gibt also Antwortkategorien für mehrere Motive und Fülleritems, was diesem Verfahren eine hohe Retest-Reliabilität (r > .80) verleiht. Außerdem kann es zu keiner Verfälschung durch soziale Erwünschtheit kommen.
Erläutern Sie Ansatzpunkte eines Motivationstrainings und motivationspsychologische
Interventionsmaßnahmen. // Erläutern Sie zwei Haupt-Ansatzpunkte für motivationale Interventionen
Unterscheidung zweischen der Anreiz- und der Motivstruktur:
- Anpassung der Anreiz- an die Motivstruktur (Aufgabe an Person angepasst)
- Bsp. im Leistungssport: Entsprechend der Ausprägung des Leistungs- oder Anschlussmotivs kann die Trainingswirkung verbessert werden, abhängig davon, ob man alleine oder im Team trainiert.
- Anpassung der Motiv- an die Anreizstruktur (Person an Aufgabe angepasst)
- Anforderungsanalysen (z.B. anhand der persönlichen tendenzen in den Motivbereichen Macht, Anschluss und Leistung den passenden Aufgabenbereich in einer Firma auswählen)
- bestimmte Motivkomponenten können verändert werden. Die Motivstruktur ist zwar frühkindlich bzw. genetisch angelegt und deswegen schwer zu ändern, kann aber in kleinem Rahmen modifiziert werden, was sich in Programmen zur Förderung der Leistungsmotivation zeigte.
► Interventionen findet man z.B. in Interessenfördermaßnahmen, Imaginationstrainings, Reappraisal-Trainings, Zielvereinbarungen oder dem Training der Selbstregulation (Fokussierung, Entspannung)
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