Grundfragen der Ethik
ZHAW BsC Pflege 3. Semester
ZHAW BsC Pflege 3. Semester
Set of flashcards Details
Flashcards | 42 |
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Language | Deutsch |
Category | Care |
Level | Other |
Created / Updated | 26.10.2019 / 28.10.2019 |
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Kritik an der Folgenethik
- Inhaltlich:
- zum Vorteil einer Mehrheit kann der Nachteil einer Minderheit ethisch legitimiert werden (Gerechtigkeit für den Einzelnen)
- Methodisch: genaue Prognose von Handlungsfolgen
- Konzeptuell: Bestimmung des Kreises der Begünstigten;
- Messung von Freude / Lust / Präferenzen kontraintuitive Konsequenzen für Menschen, die nicht in der Lage sind, ihre Interessen wahrzunehmen (Demenzerkrankte, geistig Behinderte, etc.)
Tugendethik
- Grundaussagen der Tugendethik:
- Es kommt auf die Haltung an, die hinter der Handlung steht.
- Eine gute Handlung kann durch eine schlechte Haltung zunichte gemacht werden.
- Nicht die Frage „Was soll ich tun?“ steht im Vordergrund, sondern „Wie soll ich sein?“
Begründer der Tugendethik
- Aristoteles
Eine Tugend bezeichnet nach Aristoteles immer die Mitte zwischen zwei Extremen:
Tapferkeit (zwischen den Extremen Feigheit und Leichtsinn)
Besonnenheit (zwischen den Extremen Gleichgültigkeit und Masslosigkeit)
Gerechtigkeit (im Gegensatz zu Parteilichkeit)
Grundlegende und sekundäre Tugenden
- Grundlegende Tugenden
- Gerechtigkeit, Loyalität, Mündigkeit, Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Respekt, Achtung
- Sekundäre Tugenden
- Ordnung, Pünktlichkeit, Gehorsam, Fleiss
- Eine Person, die grundlegende Tugenden hat, hat auch sekundäre Tugenden, aber nicht umgekehrt!
Wie werden Tugenden entwickelt und gefördert?
- durch das praktische Tun und Einüben des Guten und Richtigen
- durch die Orientierung an Vorbildern
- durch die persönliche Einsicht in den Wert der Tugend
- durch Mässigung der inneren Triebe und Leidenschaften
Tugenden: Erst die Haltung macht die Handlung gut (SBK 2013)
- Im Rahmen der Pflege sind Tugenden sowohl Ausdruck des eigenen Berufsverständnisses als auch gesellschaftlicher Erwartungen.
- 4 für die Pflege besonder wichtige Tugenden
- Vertrauenswürdigkeit,
- Treue,
- Wahrhaftigkeit,
- Aufrichtigkeit .
Vor- und Nachteile der Tugendethik
- Vorteile:
- Moralisches Handeln wird konkret benennbar und lernbar.
- Der Tugendkatalog ist nicht abgeschlossen, sondern kann erweitert werden.
- Nachteile:
- Es bestehen keine Regeln, wenn sich Tugenden konkurrenzieren (z.B. Unparteilichkeit und Empathie).
- Es besteht keine Gewissheit darüber, dass Menschen in derselben Situation auch dieselben Tugenden für wichtig finden.
Der Vier-Prinzipien-Ansatz (Principlism) im SBKModel
- Autonomie
- Gutes Tun
- Nicht Schaden
- Gerechtigkeit
Autonimie Definition
- Autonomie bezeichnet die Fähigkeit des Menschen, seine Ziele frei zu bestimmen und dementsprechend zu handeln
- (Freiheit, Selbstbestimmung).
Wichtige Punkte der Autnomie nach SVK
beinhaltet das Recht,
- eine eigene Meinung zu haben und diese zu äussern
- unabhängig vom physischen oder geistigen Zustand respektiert und geachtet zu werden,
- über Diagnose, Therapie und Prognose informiert zu werden, um bewusst über Massnahmen entscheiden zu können
- eigene Neigungen, Gefühle und Werte äussern zu können
- so weit wie möglich an der eigenen Pflege beteiligt zu sein, oder diese ablehnen zu können.
Gutes tun / Fürsorge (SBK 2013)
- Prinzip von Hippokrates
- drückt die Verpflichtung aus, dem anderen das zu gewähren, was ihm „gut tut“, was ihm nützt, resp. Schaden von ihm abwendet
- beinhaltet das Recht des Menschen
- auf die zum Schutz seiner Gesundheit
- erforderliche Hilfe,
- die Pflege und die Behandlung, die sein Zustand erfordert,
- die Berücksichtigung seiner Symptome,
- die sichere Unterbringung in einer Institution
Nicht Schaden (SBK 2013)
- Prinzip von Hippokrates
- Nicht Schaden fordert, Risiken zu erkennen, zu mindern oder zu vermeiden
- Es beinhaltet das Recht des Menschen,
- in einer so weit wie möglich sicheren Umgebung zu leben,
- keinem physischen oder moralischen Zwang ausgesetzt zu sein,
- keinen physischen, psychischen oder moralischen Schaden zu erleiden,
- nicht getötet zu werden
Gerechtigkeit (SBK 2003)
- klassisches Prinzip von Aristoteles, das in der Moderne wieder aufgegriffen wurde
- bezieht sich auf die Anerkennung und die Achtung der Rechte, der Interessen, des Verdienstes einer Person
- Gerechtigkeit regelt menschliches Zusammenleben: Sie beschreibt, was in Recht, Staat, Politik etc. als gerecht gelten soll.
- Das Gerechtigkeitsprinzip in der Pflege beinhaltet
- die Pflicht, die Ressourcen gerecht zu verteilen und jeden gemäss seinen Bedürfnissen angemessen zu behandeln
Ethisches Dilemma
- Das ethische Dilemma bezeichnet eine Situation, in der (mindestens) zwei gleich berechtigte ethische Prinzipien den Anspruch auf Befolgung erheben.
- Ziel des Prozesses der ethischen Entscheidungsfindung ist es hier, eine Güterabw.gung vorzunehmen. Diese soll zeigen, welchem Prinzip den Vorzug zu geben ist.
Ethik und Pflege
1. Wie jedes berufliche Handeln hat auch dasjenige der Pflege eine spezifische ethische Dimension.
2. In ihr zeigen sich die beruflichen Werte und Normen, die das Alltagshandeln prägen. Diese können in Spannung zueinander stehen.
3. Konflikte und Dilemmas müssen unterschieden werden. Sie erfordern unterschiedliche Bearbeitungswege.
4. Ethische Theorien können zur Klärung von Dilemmas beigezogen werden. Sie helfen, in Situationen der Unklarheit Handeln zu begründen (Güterabw.gung, ethische Entscheidungsfindung).
Was ist Ethik
- das Leben prüfen
- Wie sollen wur leben
- übergeordnete Reflexion über die Ziele unseres Handelns
- Begründung unseres Handelns (z.B. mit ethischen Prinzipien)
- objektiver Standpunkt
Was sind moralische Werte?
- qualifizieren menschliches Handeln im Bezug auf seine übergeordneten Ziele.
- Sie orientieren menschliches Handeln. Sie drücken aus, was wir voneinander einfordern.
- Beispiele:
- Ethische Prinzipien wie Autonomie, Gutes tun, Nicht schaden,Gerechtigkeit
- Tugenden / Charaktereigenschaften wie Respekt, Wahrhaftigkeit, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsverm.gen
Was sind moralische Normen?
- Normen beschreiben Handlungsanweisungen, mit denen wir moralische Werte in die Praxis umsetzen. Sie beschreiben Verhaltensweisen, die geboten, erlaubt oder verboten sind.
- Bsp.:
- Gerechtigkeit: „Pflege jede/n Patient/in nach ihren Bedürfnissen!“ (Gebot)
- Wahrhaftigkeit: „Du sollst nicht lügen.“ (Verbot
- Hilfsbereitschaft: „Es ist gut, Notleidenden zu helfen.“ (Gebot)
- In der gleichen Situation können mehrere Normen bestehen, die sich widersprechen → moralischer Konflikt / moralisches Dilemma
Moral (Ethos)
- konkrete, in einer Gesellschaft oder Gruppe vorherrschende Überzeugungen, Regeln und Werte
- kann von Gruppe zu Gruppe, von Gesellschaft zu Gesellschaft und von Zeit zu Zeit variieren
- (Bsp. Akzeptanz von Abtreibung, Formen des Zusammenlebens, Status von Embryonen, etc.
Ethik
- wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Moral
- kritisches Nachdenken über die Moral
- Bsp.: Wie können wir erkennen, was richtig und falsch ist?
Was sind ethische Prinzipien?
- Instrumente zur Prüfung von Moral
- Ethische Prinzipien drücken Grundorientierungen menschlichen Handeln aus:
- Sie beschreiben inhaltlich, worin nachhaltiges menschliches Handeln besteht (z.B. Förderung des Guten, Freiheit, Solidarität, etc.
- Je nach Prinzip sind in der selben Situation verschiedene Handlungsmöglichkeiten denkbar
Was ist ein moralischer Konflikt?
- ein ungutes Gefühl (Konflikt)
- Wir sehen/beobachten eine Situation, die mit unseren moralischen Intuitionen (das Gewissen, unsere moralische Prägung) im Widerspruch steht.
- → Die moralische Beurteilung scheint eindeutig
zu sein.
Was ist ein moralisches Dilemma?
- eine Ratlosigkeit (Dilemma)
- Wir denken über eine moralisch heikle Situation nach und kommen zur Einsicht, dass sich (mindestens) zwei ethische Prinzipien zu konkurrenzieren scheinen.
- Die moralische Beurteilung scheint nicht eindeutig zu sein.
ethisches Dilemma („rationaler Stress“):
- Es „beissen“ sich 2 ethische Prinzipien, wir müssen handeln, wissen aber nicht, wie. Es gibt nur suboptimale Lösungen. Die moralische Bewertung ist unklar.
- Bsp.:
- Die Patientin wünscht eine medizinisch nicht indizierte Chemotherapie.
- Die Ehefrau ist psychisch sehr angeschlagen. Sie wird über die schlechte Prognose des Ehemannes nur unvollständig informiert.
ethischer Konflikt („emotionaler Stress“):
- Wir sehen etwas, das unseren elementaren moralischen Gefühlen widerstrebt, können aber nicht handeln (z.B. wegenHierarchie, Autorität).
- Die moralische Bewertung ist klar („Das tut man nicht!“).
- Bsp.:
- Fortsetzung einer Chemotherapie gegen den Willen einer aktuell urteilsunfähigen Patientin
- Annahme von Bestechungsgeldern durch Vorgesetzte, prognostische Lügen, Whistleblowing
Dilemma oder Konflikt?
Dilemma („rationaler Stress“):
- Lässt sich klären, indem die „Pattsituation“ ethischer Prinzipien erkannt und erörtert wird (z.B. unerträgliches Leiden versus früher geäusserter Patientenwille).
- Bei einem echten Dilemma gibt keine richtige und falsche Lösung à Informationsdefizit beheben , Prinzipien abwägen, ethische Theorien beiziehen, sich entscheiden und evaluieren (moral understanding / moral deliberation) )
Konflikt („emotionaler Stress“):
- Lässt sich nur mit Offenheit und Authentizität klären à Vertrauensdefizit klären, vertrauensbildende Massnahmen,
- ggf. Dienstweg (moral courage)
Moralische Irritation und ethische Argumentation
1. Handelt es sich bei der moralischen Irritation um ein moralisches Dilemma oder um einen Konflikt?
2. Habe ich alle relevanten Informationen, um diese Frage klären zu können?
3. falls Dilemma: Klärung der ethischen Fragestellung und Optionen, Evaluation der Lösungen auf ihre Adäquatheit, offene Kommunikation, Abklären der Zuständigkeiten
4. falls Konflikt: vertrauensbildende Massnahmen mit allen am Entscheid beteiligten (Deeskalation, Mediation, ggf. Dienstweg und rechtliche Konsequenzen, Aushandeln persönlicher Ziele)
Ethische Theorien
- Ethische Theorien drücken Grundorientierungen menschlichen Handeln aus.
- Sie enthalten ethische Prinzipien. Diese beschreiben, worin genau richtiges Handeln besteht (z.B. bei der Verteilung knapper Güter).
- Je nach Prinzip sind in der selben Situation verschiedene Handlungsmöglichkeiten denkbar:
die 4 bedeutsamsten Ethiktheorien
1. Pflichtethik
2. Folgenethik
3. Tugendethik
4. reflexives Gleichgewicht (Güterabw.gung mit 4 Prinzipien, SBK-Modell)
5. Care-Ethik
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