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parteilicher Ansatz
parteilicher Ansatz
Kartei Details
Karten | 17 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Handwerk |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 12.12.2018 / 08.01.2019 |
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Was bedeutet Parteilichkeit?
Parteilichkeit wird oft fälschlicherweise mit ideologischer Einseitigkeit gleichgesetzt. Parteilich ist aber nicht gleich parteiisch (als uneingeschränkte Identifikation)! Parteilich im Sinn von „anwaltschaftlich“ für Menschen einstehen (Perspektive, Interesse des Klientel, nicht unreflektiertes vertreten)
Parteiliche Beratung: „Als Konzept ist Parteilichkeit keinesfalls zu verstehen mit der Forderung, in allen Konflikt- und Problemsituationen bedingungslos Partei für die Opfer (…) zu ergreifen. Vielmehr dient es dem Verständnis, Konflikte unter gesellschaftspolitischen und geschlechts-hierarchischen Zusammenhängen zu sehen, um somit geschlechtsspezifisch und bedarfsgerecht Hilfen zur Verfügung zu stellen“ (vgl. Hartwig/ Weber, 2000: 40).
Erkläre die geschichtliche Wurzeln der Parteilichkeit:
Parteilichkeit als Handlungsprinzip Sozialer Arbeit wird v. a. mit der aus der 2. Frauenbewegung hervorgegangenen Frauen- und Mädchenarbeit assoziiert.
Ursprung in der kritischen Theorie der 1960er und 70er Jahre an den Hochschulen.
Verteilung von Macht als zentrale Kategorie zur Bestimmung gesellschaftlicher Verhältnisse.
Was ist die Grundlage der parteilichen Haltung?
Grundlage jeder parteilichen Haltung ist die Analyse und das Verständnis der gegebenen gesellschaftlichen Strukturen und Machtverhältnisse.
Was ist das Ziel der Parteilichkeit?
Durch Solidarität und Unterstützung die Position der sich als benachteiligt und diskriminiert herausstellenden gesellschaftlichen Gruppierungen zu stärken.
Erkläre die Bedeutung des parteilichen Ansatzes für das Selvstverständnis der SA?
Der parteiliche Ansatz führt zu einem tiefgreifenden Wandel im Selbstverständnis Sozialer Arbeit: Fürsorge wird zu weiten Teilen abgelöst durch eine sich als politisch verstehende Profession. Sozialpolitik kommt zur konkreten Sozialarbeit dazu.
Veränderung des Blicks auf Klientinnen und Klienten: ihre Probleme werden nicht länger als individuelles Schicksal gesehen, sondern auf die gesellschaftlichen Unterdrückungsverhältnisse zurückgeführt.
Auffälliges Verhalten = adäquate Strategien der Gegenwehr, Widerstandspotential
Erkläre etwas zu Parteilichkeit als zentraler Begriff in der Frauenbewegung- und -forschung?
Ausmass und Auswirkungen von Gewalt gegen Frauen werden öffentlich gemacht. Scheinbare Objektivität wissenschaftlicher Forschung und Erkenntnisse wird als „männlich“ entlarvt.
Feministische Forschung und Sozialarbeit machen ihren Standpunkt und ihre Massstäbe transparent.
Die Welt konsequent aus dem Blickwinkel von Frauen betrachten, analysieren und sich gegen jede Form der Benachteiligung wehren.
Politisches Ziel: Abbau der frauendiskriminierenden Geschlechterhierarchie.
Erkläre etwas zur feministischen SA?
Kritik an der herrschenden Sozialarbeit, welche sich vor allem an der Funktionstüchtigkeit der Familie orientiert
Neue Arbeitshaltung
Formulierung von neuen Handlungsprinzipien
Entwicklung von neuen Methoden
Neben Solidarität zunehmend auch Fachlichkeit und Professionalität wichtig
Wie sieht Parteilichkeit konkret in der SA aus?
Weg von defizitären Zuschreibungen auf Frauen und Mädchen
Anspruch und Recht auf Schutz, Gegenwehr und Überwindung von Opfererfahrungen
Symbol der Gegenwehr
Auf der Seite der Hilfesuchenden stehen
Den Betroffenen erst einmal glauben
Ihr Handeln als (Über-)Lebensstrategie akzeptieren
Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe von Frauen
Wie sollte parteiliche Haltung in der SA aussehen?
Den Klientinnen keine Lösung vorgeben (Klientel als Betroffene Experten)
Widersprüche im weiblichen Lebenszusammenhang aufdecken
Probleme nicht individualisieren (Probleme Teil eines Systems)
Verständnis entwickeln für die Lage der Klientin (Bsp. Medikamentenmissbrauch als Bewältigungsstrategie anerkennen)
Nicht über ihren Kopf hinweg entscheiden
Klientin nicht auf Opferrolle reduzieren, sich an ihren Ressourcen orientieren
Der Klientin Wertschätzung vermitteln, sie ernst nehmen
Bei Gewalt Verantwortung dem Täter zuweisen, Opfer von Schuldgefühlen entlasten
Beendigung der Gewalt, Unversehrtheit und Autonomie der Betroffenen im Zentrum
Frauen weder idealisieren, noch sie nur als bedürftige Opfer sehen
Die Klientin/ den Klienten ernst nehmen und sich anwaltschaftlich für sie/ihn einsetzen, ohne dabei ihr/sein persönliches System und die gesellschaftlichen Strukturen ausser Acht zu lassen.
Erkläre die Arbeitsprinzipien parteilicher Beratung nach Hartwig/ Hensen!!
Zuhören ohne zu werten
Parteilichkeit schliesst Parteinahme für die Täter und andere Familienmitglieder aus.
Der Schutz der Interessen des Gewaltopfers steht im Mittelpunkt (nicht die Funktionsfähigkeit der Familie).
Die alleinige Verantwortung für die Tat trägt der Täter / die Täterin à Schuldfrage ist nicht relevant
Die professionelle Helferin glaubt dem Opfer, macht ihm keine Vorwürfe.
Es wird ein täterfreier Raum geschaffen, in dem sich das Opfer angstfrei äussern kann.
Von Gewalt betroffene Menschen werden in ihrer Ganzheitlichkeit wahrgenommen, nicht auf das Gewalterleben reduziert.
Die Selbstbestimmung der Betroffenen und Beteiligung an Entscheidungen ist zu achten.
Um weitere Vertrauensbrüche zu vermeiden, wird eine verlässliche, kontinuierliche Beziehung angeboten.
Das Selbstwertgefühl der Betroffenen ist zu stärken, Hilfen setzen an den Fähigkeiten, nicht an den Defiziten an.
Bei innerfamiliärer Beratung: Jedes Familienmitglied hat eine eigene Beraterin an seiner Seite (Loyalitätskonflikte vermeiden, Vertrauen schaffen).
Parteiliche Beratung soll der Geheimhaltung und Tabuisierung /sexualisierter) Gewalt entgegentreten.
Erkläre Unterschiede vom parteilichen zum systemischen Ansatz?
Jede „Partei“ hat eigene Beratungsperson
Individuum im Zentrum, nicht System
Perspektive, Interesse des Individuums, auch bezüglich Systems (anwaltschaftliche Vertretung)
Schutz und Sicherheit gewähren hat höchse Priorität
Verantwortung beim Täter oder Täterin
Sozialarbeiterische Tätigkeit beschränkt sich nicht auf Arbeit mit Individuum, sondern hat politisches Mandat, soll gesellschaftliche und gesetzliche Veränderungen anstreben, gesellschaftskritische Position
Erkläre Gemeinsamkeiten vom parteilichen zum systemischen Ansatz?
Ressourcenorientierung
Förderung der Selbstbestimmung (je nach Kontext unterschiedlich möglich)
Alltagsbewältigung
Ermächtigung
Empathie, Wertschätzung
- Beziehungsaufbau ist immer wichtig
- Vertrauen aufbauen
- Ressourcenorientiertheit (nicht nur auf Defizite schauen)
- Wertschätzung, Augenhöhe, Respekt = Haltung
- ernst nehmen
- Frage Art ist vom Kontext abhängig (um Entscheidungen zu treffen, nützen eher geschlossene Fragen, ansonsten kann dies überfordern)
- Empowerment
Wo ist parteilicher Ansatz sinnvoll?
Es geht im parteilichen Ansatz grundsätzlich immer darum, das Machtgefälle zu minimieren oder gar aufzulösen
Bei der Arbeit mit Opfer von Gewalt
Pro Infirmis, Pro Senectute
Streetwork
Freiwillige Beratungsstellen für Asylsuchende
Abhängig von Organisation, Trägerschaft etc. à Sozialhilfe, IV etc. nicht möglich
Wie kann man Parteilichkeit im methodischen Handeln umsetzten? nach hvsp
Beobachtungs- und Beschreibungswissen
Ebene der Ausstattung (Staub-Bernasconi): Individualisierung des Problems; die alleinige Problemverortung in der Ausstattungsdimension würde dazu führen, dass mit den Betroffenen an ihren „persönlichen Handicaps“ gearbeitet wird
Ebene des Austauschs: die Beziehungen zwischen Individuen und Gruppen wird in den Blick genommen (soziale Dimension; z.B. Sanktionen der Familie auf die sog. Abweichung); à systemische Arbeitsweise, Vernetzungsarbeit, soziale Gruppenarbeit
Ebene der Macht: fragt nach der Hierarchie der Beziehungen (z.B. zwischen Männern und Frauen; zwischen Erwachsenen und Kindern) und deren Auswirkungen à Asymmetrien in „privaten“ und politischen Dimensionen abbauen
Ebene der Werte: diese werden nicht von allen geteilt (z.B. Recht auf körperliche und sexuelle Selbstbestimmung); Quelle von Problemen à politische Überzeugungsarbeit
Fachliches Vorgehen erfordert, dass der Standpunkt / Ansatz transparent gemacht wird!
Wie kann man Parteilichkeit im methodischen Handeln umsetzten? nach hvsp
Erklärungs- und Begründungswissen
Dient der Interpretation von beschriebenen Zuständen: erfahrungsbezogenes Erklärungswissen bezieht sich stärker auf die Deutung der Phänomene mit Hilfe des Alltagswissens; hoher Verallgemeinerungsgrad; häufig tauchen die gesellschaftlich geteilten „männlich“ eingefärbten Interpretationen der Welt auf.
Professionelle Fachkräfte verknüpfen ihre Interpretationen mit wissenschaftlich überprüften Theorien (z.B. feministische Sozialforschung: Abweichung eines jungen Mädchens als Ausdruck pubertärer Rebellion oder als Strategie adäquater Gegenwehr gegen gesellschaftlich-familiäre Unterdrückung);
Wissensquellen: Gesetze; Forschungsergebnisse; Befragungen von Fachpersonen; Austausch im Team; Leitbild der Organisation; Fachliteratur; Ergebnisse der feministischen Sozialforschung usw.
Wie kann man Parteilichkeit im methodischen Handeln umsetzten? nach hvsp
Wertwissen:
Bezieht sich auf wünschbare Zustände, kann nicht im strengen Sinne wissenschaftlich sein; bezieht sich auf religiöse, philosophisch-ethische, politische Werthorizonte; Beruflicher Wertekodex der Sozialen Arbeit; Wertwissen des parteilichen Ansatzes fordert die Verfassungs- und Menschenrechte ein;
VertreterInnen des parteilichen Ansatzes haben ihr erfahrungsbezogenes Wertwissen im Laufe ihrer eigenen (gesellschaftlichen) Biographie reflektiert, verändert, expliziert;
Wie kann man Parteilichkeit im methodischen Handeln umsetzten? nach hvsp
Handlungs- und Interventionswissen
Set methodischer Vorgehensweisen und Verfahren: z.B. Selbstverteidigungskonzepte für Mädchen und Frauen; Bereitstellen von Erfahrungsräumen;
Fall- und situationsbezogenes Nutzbarmachen verschiedener Wissensbestände; Auswahl, Kombination, Aktualisierung des Wissens; (überprüfbare, revidierbare, reflektierte, begründete, legitimierte) Routinen und Standards für vergleichbare Situationen;
Ergebnisbezogene und prozessbezogene Operationalisierung der Zielsetzungen; Konkretisierung der gewünschten Ergebnisse; Absprachen über Arbeitsprinzipien und Handlungen zur Zielerreichung; entwickeln von Verfahren als „reflektierte Rezepte“; Etablierung des Konzeptes der Parteilichkeit im beruflichen Alltag.
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