M7 3420-1 FUH
Diagnostische Verfahren: Interview und Beobachtung Interview
Diagnostische Verfahren: Interview und Beobachtung Interview
Fichier Détails
Cartes-fiches | 54 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 14.11.2018 / 26.02.2020 |
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Kap. 3 Interviewtechniken der qualitativen Sozialforschung
Vier Grundannahmen zu qualitativer Forschung (Flick, von Kardoff, Steinke)
- Soziale Wirklichkeit wird in Interaktionsprozessen der beteiligten Akteure gemeinsam hergestellt & konstruiert → es müssen alltägliche Herstellungsprozesse untersucht werden, indem die subjektiven Sichtweisen & Deutungsmuster der sozialen Akteure rekonstruiert werden
- Der Prozesscharakter und die Reflexivität sozialer Wirklichkeiten interessieren und müssen entsprechend untersucht werden
- Objektive Lebensbedingungen werden durch ihre subjektive Bedeutung relevant; daher muss der subjektive Sinn interpretiert werden
- Kommunikation ist sehr wichtig und wird auch methodisch durch z.B. Interviews umgesetzt
Kap. 3 Interviewtechniken der qualitativen Sozialforschung
12 Kennzeichen qualitativer Sozialforschung
- Methodisches Spektrum statt Einheitsmethode
- Gegenstandsangemessenheit von Methoden
- Orientierung am Alltagsgeschehen und/oder Alltagswissen
- Kontextualität als Leitgedanke
- Perspektiven der Beteiligten
- Reflexivität des Forschers (für Interviews besonders bedeutsam; subj. Eindrücke/Reaktionen/Deutungen gelten nicht als Stör-, sondern als Datenquelle)
- Verstehen als Erkenntnisprinzip
- Prinzip der Offenheit
- Fallanalyse als Ausgangspunkt
- Konstruktion der Wirklichkeit als Grundlage
- Qualitative Forschung als Textwissenschaft
- Entdeckung und Theoriebildung als Ziel
Kap. 3 Interviewtechniken der qualitativen Sozialforschung
Interviewer as a Miner or a Traveler
Metaphern zum Unterschied qualitatives vs. quantitatives Interview
- Interviewer als Bergmann: Wissen = verschüttetes Edelmetall, wird vom Interviewer ausgegraben ohne dabei verändert oder kontaminiert zu werden
- Interviewer als Reisender: neues Wissen wird in der Konversation mit anderen auf einer Bildungsreise konstruiert; Interviewer hat Karten dabei oder lässt sich einfach treiben; begleitet die unbekannten Landesbewohner und hört sich ihre Geschichten an; dabei entsteht neues Wissen und der Interviewer selbst verändert sich möglicherweise dabei
⇒ Wissen wird in qualitativen Interviews als Konstruktion aufgefasst
Kap. 3 Interviewtechniken der qualitativen Sozialforschung
Narratives Interview
(eine von 19 Varianten (Bortz&Döring) des qualitativen Interviews)
- v.a. in der qual. Biographieforschung verwendet, daher auch autobiographisch-narratives Interview genannt
- umfasst 3 Phasen
- Anfangs-/Haupterzählung: stimuliert durch initiale Aufforderung, dass der Proband jetzt seine ganze Lebensgeschichte/einzelne Abschnitte erzählen soll; keine Nachfragen durch Interviewer (erhält nur den Erzählfluss durch Signale aufrecht); soll Informationen generieren die der Befragte bei direkten Fragen nicht äußern kann/will; beim Geschichtenerzählen unterliegt man Zwängen (Gestaltschließungszwang, Detaillierungszwang)
- Phase des Nachfragens: Interviewer kann Nachfragen zu vagen, unverständlichen oder vermeintlich unwichtigen Passagen stellen; geht nooch nicht um Gründe/Warum, sonder um das tangentielle Erzählpotential auszuschöpfen
- Bilanzierungsphase: konkrete Details werden abstrahiert; Identifizierung von wiederkehrenden Abläufen/Zusammenhängen/Mustern; Interviewer kann an bereits geäußerten Sachen anknüfen und Warum-Fragen stellen
Kap. 3 Interviewtechniken der qualitativen Sozialforschung
Fokussiertes Interview
- Fokussierung auf ein bestimmtes Objekt (Film, Zeitungsartikel, konkrete Situation, Gegenstand,...)
- ursprünglich Gruppeninterviews, aber auch Einzelgespräche
- Ziele: Hypothesen zum Objekt bestätigen/widerlegen (Hypothesen des Forschers sind Teil des Interviews!) und neue, noch nicht berücksichtigte Aspekte zu Tage fördern durch genügend Freiräume im Gespräch → Anregung von schwer zugänglichen Erinnerungen
- ⇒ über den Umweg des fokussierten Objekts können Zugänge zu subjektiven Erfahrungen erschlossen werden
Kap. 4 Konzeption & Erstellung eines Interviewleitfadens (für mind. teilstandardisierte Interviews)
Formulierung von Fragen
Fragen sollen so formuliert werden, dass sie vom Interviewten richtig (also im Sinne des Interviewers) verstanden werden
- einfach & kurz: angemessene Verwendung von Fremdwörtern & Fachtermini, nicht unnötig einfach da sonst der Befragte sich unterschätzt fühlt
- eindeutig: auf einen einzigen Aspekt bezogen, keine doppelte Verneinung
- keine Suggestivfragen
Statement von Schuler: Fragen sollen verständlich, klar, nicht zu lang, dem Sprachniveau des Empfängers entsprechend, sozial akzeptabel und relevant sein
Kap. 4 Konzeption & Erstellung eines Interviewleitfadens (für mind. teilstandardisierte Interviews)
Typen von Fragen: Funktionale Fragen
sollen Großteil des Gesprächs steuern und Gelenk- & Schaltaufgaben übernehmen
- Kontakt- & Einleitungsfragen: unverfänglicher small talk, um das Eis zu brechen; aber nicht übertreiben (manchen Leuten ist ausgedehnter small talk unangenehm)
- Überleitungsfragen bzw. -abschnitte: zur Einleitung eines neuen thematischen Blocks, bisheriges Thema kurz zusammenfassen, durch einige Erläuterungen zum nächsten Thema überleiten; dient auch dazu, allzu redefreudige Interviewpartner zu bremsen
- Kontrollfragen: zur Sicherstellung, ob die Antworten des Befragten richtig verstanden wurden
- Filterfragen: bei Verzweigungen v.a. in standardisierten Interviews
COLUMBO-Fragetechnik: eine Haltung im Interview, bei der sich der Interviewer absichtlich dumm stellt, um hartnäckige Kontrollfragen zu stellen ohne bedrohlich zu wirken und dadurch möglichst viele und valide Informationen zu erhalten
Kap. 4 Konzeption & Erstellung eines Interviewleitfadens (für mind. teilstandardisierte Interviews)
Typen von Fragen: Formale Fragen (offen vs. geschlossen)
formale Fragen allgemein signalisieren dem Interviewpartner, in welcher Form er etwas darstellen soll
- offene & geschlossene Fragen: beziehen sich auf die Vorgabe der Antwortform; Formen von geschlossenen Fragen: Identifikationfragen (W-Fragen), Selektionsfragen (oder-Fragen), Ja-Nein-Fragen
- einleitende Sätze bei offenen Fragen: offene Fragen stehen meist am Anfang eines Interviewabschnitts, daher nicht abprupt, sondern durch einleitende Sätze/Schilderungen; dienen dazu, bestimmte Gedächtnisinhalte des Befragten zu aktivieren; kann auch verschiedene Sinneskanäle ansprechen (Bsp. Weihnachtsmarkt)
- Indikationen für offene Fragen: neues Thema eröffnen, zur Unterstüzung der ausführlicheren Behandlung eines Themas, um konkrete Beispiele anzuregen
- Indikationen für geschlossene Fragen: um nach offenen Fragen Details zu klären, bei gehemmten Personen, die lange Pausen nach offenen Fragen zeigen, bei Befragten die vom Thema abschweifen (hier v.a. Selektionsfragen)
Kap. 4 Konzeption & Erstellung eines Interviewleitfadens (für mind. teilstandardisierte Interviews)
Typen von Fragen: formale Fragen (sonstige Arten)
- Direkte & indirekte Fragen: umso direkter, je leichter der Befragte erkennt worauf die Frage abzielt; direkte Fragen sind nicht zwangsläufig geschlossen, aber indirekte Fragen sind fast immer offen; 2 Gründe für indirekte Fragen: bei versperrten Gedächtnisinhalten & bei heiklen, intimen oder belastenden Themen
- Allgemeine & konkrete (Nach)Fragen: allgemeine F. geben nur ein Thema vor, können offen oder geschlossen sein; konkrete F. beziehen sich auf konkrete Erlebens- & Verhaltensweisen, können zusätzlich situative Bedingungen spezifizieren, können offen oder geschlossen sein, Übergang zw. Nach- & Kontrollfragen ist fließend
Kap. 4 Konzeption & Erstellung eines Interviewleitfadens (für mind. teilstandardisierte Interviews)
Typen von Fragen: formale Fragen (spezielle Fragetechniken)
In Einstellungsinterviews:
- spezielle Frageformulierungen zur Analyse von Schwächen ("Verbesserungsmöglichkeiten" statt "Schwächen")
- situative Fragen: Bewerber bekommt kritische Arbeitssituation geschilder und soll sich hineinversetzen, wie würde er handeln? "mentale Tätigkeitssimulation"
Kap. 4 Konzeption & Erstellung eines Interviewleitfadens (für mind. teilstandardisierte Interviews)
Allgemeine Hinweise zum Aufbau des Interviewleitfadens
- nach potentiell belastenden Fragen sollte zunächst eine unverfängliche Ablenkungs- oder Pufferfrage gestellt werden
- Motivation und Aufmerksamkeit müssen über alle Phasen aufrechterhalten werden
- im mittleren Drittel ist die Spannungskurve der Aufmerksamkeit am höchsten → hier besonders wichtige Fragen
- max. 90 Minuten, besser 30-60 Minuten (bei Kindern/Älteren noch weniger)
Kap. 4 Konzeption & Erstellung eines Interviewleitfadens (für mind. teilstandardisierte Interviews)
Ablauf: Eröffnung des Interviews
kurze Aufwärmphase (small talk)
Einführung zum Interview mit folgenden Informationen:
- Gegenstand & Ziele des Interviews
- Ablauf des Interviews (über Teilaspekte informieren, wenn es mehrere thematische Blöcke gibt)
- Zeitlicher Rahmen (exakte Zeit natürlich nicht möglich)
- Einverständnis zur Video- oder Tonaufzeichnung einholen (erklären, warum es wichtig ist)
- Zusicherung von Anonymität (rechtliche und ethische Rahmenbedingungen beachten, mitteilen wer die Aufzeichnungen hören und weiterverarbeiten wird)
- Etwaige Fragen des Probanden klären
empfohlen: Fragen zu soziodemographischen Merkmalen (falls noch nicht vorliegend) → zwar leicht zu beantworten, aber auch die Gefahr der Etablierung eines ungünstigen Frage-Antwortmusters (deshalb nicht allzu viele dieser Fragen)
Kap. 4 Konzeption & Erstellung eines Interviewleitfadens (für mind. teilstandardisierte Interviews)
Ablauf: Hauptteil
- Einstiegsfragen zum 1. Themenblock sollten leicht zu beantworten sein, am besten offene Fragen
- hilfreich: Assoziationshilfen, um sich an relevante Erfahrungen zu erinnern (...sowas kommt ja häufig in der Schule/Arbeit vor)
- allgemeine Fragen vor konkreten Fragen/Nachfragen
- heikle Fragen erst im letzten Drittel
- nach belastenden Fragen sollten Fragen zu Stärken & Ressourcen kommen
- am Ende des Interviews nochmal solche Fragen, um den Probanden positiv zu stimmen
Kap. 4 Konzeption & Erstellung eines Interviewleitfadens (für mind. teilstandardisierte Interviews)
Ablauf: Zusammenfassungen & Überleitungen
Am Ende eines Themenblocks Zusammenfassung durch den Interviewer, Bitte um Korrekturen und Ergänzungen, Überleitung
Vorteile dieser Zusammenfassung:
- kurzzeitiger Rollenwechsel → Abwechslung und evtl. Entlastung
- Interviewer prüft, ob er alles richtig verstanden hat
- manchmal fallen Interviewten dabei noch zusätzliche Aspekte ein
Kap. 4 Konzeption & Erstellung eines Interviewleitfadens (für mind. teilstandardisierte Interviews)
Ablauf: Abschluss
- Dank an den Interviewpartner: v.a. wichtig bei Forschungsinterviews
- Ggf. die aktuelle Stimmung des Interviewpartners abklären: "Ich habe den Eindruck, dass unser Gespräch an einigen Stellen belastend für Sie war, möchten sie darüber sprechen? Wie geht es Ihnen jetzt?" → Meta-Kommunikation
- Weitere Fragen des Interviewpartners beantworten
- Weiteres Vorgehen und Kontaktmöglichkeiten erläutern: z.B. wann erfolgt Rückmeldung
- Small talk: unverfängliche Fragen vorher aufschreiben/im Interviewleitfaden aufgelistet
- Verabschiedung: bis zur Tür begleiten zeigt besondere Wertschätzung
Kap. 1
Definition psychologisches Interview
- Keßler: zielgerichtete, mündliche Kommunikation; ein/mehrere Befrager und Befragte; Informationssammlung über Erleben & Verhalten des/der Befragten im Vordergrund
- Westhoff: Gespräch; ein/mehrere Befrager und Befragte; hat implizite & explizite Regeln; zur Erhebung von Infos zu Beschreibung, Erklärung oder Vorhersage individuellen Verhaltens oder der Beziehung zw. Personen bzw. zu Bedingungen zur Änderung/Aufrechterhaltung dieser Punkte
- bestimmte Interviewtechniken können auch Veränderungsprozesse initiieren (ständige Fragen nach Stärken → Fokussierung des Probanden darauf) ⇒ fließender Übergang zw. Diagnostik & Intervention
Kap. 1
Begriffe "Gespräch", "Befragung", "Exploration"
- Gespräch und Befragung manchmal synonym für Interview
- oder Befragung = Oberbegriff für 1. Interview und 2. schriftliche Befragung
- Exploration: Erkundung des subjektiven Lebensraums eines Probanden (Hauptmethode biographische Persönlichkeitstheorie, Thomae)
Kap. 1
Anamnese (Eigen/Fremd), Katamnese
- Anamnese: störungsbezogene Vorgeschichte (manchmal auch gesamte Biographie; dann aber besser von einem biographischen Interview sprechen)
- Eigenanamnese: betroffene Person gibt selbst Auskunft
- Fremdanamnese: andere Personen (z.B. Eltern) werden zur Vorgeschichte befragt
- Katamnese: rückblickende Befragung; Wochen/Monate/Jahre nach der Behandlung; zur Abschätzung der Stabilität von Behandlungseffekten etc.
Kap. 1
Unterschiede Alltagkonversationen vs. Interview
- Interview folgt einem gewissen Zweck und ist regelgeleitet
- Wiederholungen: in Alltagsgesprächen vermieden, im Interview eine Technik um vollständig Auskunft zu erhalten
- Rollenverteilung: in Alltagsgesprächen stellen alle Beteiligten Fragen, im Interview nur der Diagnostiker
- (Des)Interesse indizieren: in Alltagsgesprächen durch alle Beteiligten, im Interview nur durch den Interviewer zur Steuerung/Unterbrechung des Informationsflusses
- Hintergrundwissen: in Alltagsgesprächen oft implizites gemeinsames Hintergrundwissen, im Interview müssen solche impliziten Wissensbestände möglichst explizit gemacht werden
- Antwortlänge: in Alltagsgesprächen gebietet es die Höflichkeit sich kurz zu fassen, im Interview werden mögl. viele und detaillierte Informationen gesammelt
Kap. 1
Variationsmöglichkeiten bei Interviews
- Settings/Medien: reale Begegnung, Telefoninterview, internetbasiertes Interview
- Dauer: einige Minuten (Telefon) bis 60 oder 90 Minuten (maximal! Konzentration etc.)
- Anzahl der Interviewer und Interviewten: Panel-Interview (mehrere Interviewer - ein Befragter; Bewerbungsgespräch); Focus Group (ein Interviewer - mehrere Befragte, die dann gemeinsam diskutieren)
- Rolle des Befragers: extra Karte
- Ziele: extra Karte
- Grad der Strukturierung und Standardisierung
Kap. 1
Rolle des Befragers (Fissini)
- weiche Interviews: Schaffung einer offenen und warmen Atmosphäre damit der Befragte möglichst frei sprechen kann (v.a. bei Problemen); Rogers Gesprächspsychotherapie: drei Haltungen des Therapeuten (positive Wertschätzung, Empathie, Kongruenz/Echtheit); "good cop"
- neutrale Interviews: zurückhalten-interessierte Haltung; dient der Minimierung von Fehlerquellen und der Vergleichbarkeit
- harte Interviews: befragte Person soll überrumpelt/provoziert werden, um die Abwehr zu durchbrechen und Offenheit zu erzwingen; Variante: Stressinterview (Kreuzverhör um Stressresistenz zu erfassen); "bad cop"
Kap. 1
Ziele von Interviews
- biographische Persönlichkeitsforschung: möglichst umfassende Beschreibung
- Klinische / Gesundheitspsychologie: Erklärung/Identifikation von auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen
- Eignungsdiagnostik: Vorhersage des zukünftigen Verhaltens eines Bewerbers
- unterschiedliche Ziele in qualitativer und quantitativer Forschung
Kap. 1
4 standardisierbare Aspekte eines Interviews
- die Fragen: Wortlaut, Anzahl, Abfolge können standardisiert sein
- die Antworten: standardisiert wenn nur "ja" oder "nein" vorgegeben sind
- die Auswertung: Antworten werden nach Regeln zu bestimmten Kategorien zugeordnet oder auf festgelegten Dimensionen quantitativ eingeschätzt
- das Verhalten des Interviewers: eng verbunden mit 1.; zusätzlich noch Festlegung ob und wie auf Nachfragen reagiert werden soll und welche Rolle er einnehmen soll
Kap. 1
Ausmaß der Standardisierung als Kontinuum
- völlig unstandardisiert
- oft wird auch von standardisiertem oder strukturierten Interview gesprochen, wenn nur z.B. Fragen und Auswertung aber nicht die Antworten standardisiert sind
- vollständige Strukturierung: Interview lässt sich durch schriftliche Befragung ersetzen, wenn die Beobachtung des Interviewten nicht als zusätzliche Datenquelle dient
Kap. 1
Vorteile standardisiertes Interview
- gute Vergleichbarkeit
- können ökonomisch ausgewertet werden
- geringe Anforderungen an den Interviewer
- Gütekriterien können leichter bzw. überhaupt ermittelt werden
- Interviewerfehler sind besser kontrollier- und reduzierbar
Kap. 1
Nachteile standardisiertes Interview
- subjektiver Lebensraum bzw. subjektive Repräsentation des Probanden werden nicht angemessen erfasst (kein zusätzliches Nachfragen, freies Erzählen)
- festgelegte Fragen werden von unterschiedlichen Befragten möglicherweise unterschiedlich verstanden (Wortäquivalenz vs. Bedeutungsäquivalenz)
- strikte Festhalen an der Standardisierung kann unnatürlich wirken (das Interview sollte einem quasinatürlichen Fluss folgen, um die Auskunftsbereitschaft aufrecht zu erhalten)
Kap.1
Vorteile unstandardisiertes Interview
- subjektive Repräsentationen des Individuums können besser erfasst werden; der Befragte kann freier und umfangreicher erzählen und der Interviewer bei interessierenden Themen weiter nachfragen
- Bedeutungsäquivalenz (im Vergleich mit mehreren Interviewten) ist wichtiger als die Wortäquivalenz
- adaptives Diagnostizieren ist besser möglich: Anschlussfragen in Abhängigkeit von den Antworten des Probanden (teilweise auch in standardisierten Interviews möglich)
Kap. 1
Nachteile unstandardisiertes Interview
- schwierige Vergleichbarkeit
- unklar: wie können verschiedene, sehr unterschiedlich verlaufene Gespräche gruppenbezogen ausgewertet werden?
- nicht unbedingt alle relevanten Informationen erfasst: Befragter kann Sachen bewusst/unbewusst auslassen
- Interviewer braucht spezielle Fertigkeiten (nur durch viel Training und Erfahrung)
Kap. 1
Teilstandardisiertes bzw. halbstrukturiertes Interview
- basiert auf einem Gesprächsleitfaden, darin sind Themen und mehr oder weniger ausformulierte Fragen festgelegt, die auf jeden Fall angesprochen/gestellt werden sollen
- Vergleiche mehrerer Interviews und vergleichende Auswertung leichter möglich
- trotzem ist das nicht die "ultimative Lösung", die beste Form des Interviews hängt immer von der Zielsetzung ab
Kap. 2
Interview aus kognitionspsychologischer Perspektive
- Interviews sind Informationsverarbeitungsprozesse, die von Erwartungen, Emotionen und Motiven begleitet werden
- beide Parteien müssen verbale, non- und paraverbale Signale wahrnehmen, verstehen und ihre weiteren Handlungen darauf abstimmten
- bei beiden können dabei Befürchtungen, Ärger und Argwohn, Sympathie und Antipathie, Hoffnung, Stolz, Kompetenzgefühle, Freude auftreten
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