Ausgewählte Themen der Alternforschung
TU Dortmund
TU Dortmund
Kartei Details
Karten | 19 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Soziales |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 12.12.2017 / 17.12.2017 |
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Was ist „Alter(n)“? Verschiedene Definitionsansätze
- Lebensphase Versch. mögliche Definition des Alters; z.B.:
- Arbeit Renteneintrittsalter? Durchschnittlich? Gesetzlich?
- Erscheinung Graue Haare und Falten?
- Jahre ab einer bestimmten Jahreszahl?
- Generation sobald Enkel vorhanden sind? Erwachsene Kinder?
-Prozess: versch. Arten zu Altern, z.B.
- Allg. fortlaufender und lebenslanger Prozess
- Normal keine chronischen Erkrankungen bei natürlichen Abbauprozessen
- Pathologisch zusätzlich chronische Erkrankungen/Mulitmorbidität
- erfolgreiche Bewältigung des Übergangs in neuen Lebensabschnitt
Alter(n) als (soziologische) Kategorie
2 Phasen in der soziologischen Verwendung des Begriffs:
- "Alter" Strukturkategorie: Klare Grenzen zw. "alt" und "jung"
- Renteneintritt mit 65 Jahren als universeller Maßstab
- z.B. Einstellungen und Lebensbedingungen der "Alten"
- Annahme Homogenität der "Alten" in Bezug auf Fakoren wie materielle Lebenslage, ges. Wertschätzung, subj. Lebensperspektive & Gesundheit
- Problem Annahme allerdings nicht haltbar durch längere Lebenserwartung und starke Heterogenität
- "Altern" Prozesskategorie: Erweiterung durch Differenzierung des "Alters"
- Altern als lebenslanger Vorgang
- Auch nach Renteneintritt noch Prozesse wie Sozialisation und Lernen relevant
- "Altern" wird als Kontinuum und Prozess statt als Dichotomie relevant
- Ziel Heterogenität der älteren Bevölkerung soll Rechnung getragen werden
Verschiedene theoretische Perspektiven von „Alter(n)“
-Allg. Gerontologie umfasst viele Teilaspekte und Sichtweisen:
- Biologie: Biologisch-genetische Sichtweise
- Geriatrie: Medizinische Sichtweise
- Gerontopsychologie : Psychologische Sichtweise
- Gerontosoziologie: Soziologische Sichtweise
- Biologie: Biologisch- genetische Sichtweise
- Fokus: Biologisch- genetische Ursachen von Alterungsprozessen
- Suchen nach genetischen Gründen des Alterns
- Geregeltes Absterben von Zellen
- Veränderung der Gene mit steigendem Alter, Zunahme von Mutationen
- Schutz z.B. vor Krebs lässt nacht; Immunschwäche
- Spezielle Forschungsmethode: Tierversuche (Fadenwürmer, Ratten)
- Wichtiges Ergebnis: Relevant der genetischen Veranlagerung
-> durch Ernährung und Lebensbedinungen beeinflussbar
- Relevanz: Insbesondere Medizin -> Vorsorge und Versorgung
2. Geriartie: Medizinische Sichtweise
- Fokus: Altern als Krankheitsursache
- Abnahme von Muskelmasse im Alter
- Alterung von Organen (z.B. Herzkreislaufsystem, Gehirn)
- Spezielle Forschungsmethode: Epidemiologische Studien
- Wichtiges Ergebnis: Ernährung und Verhalten als entscheidende Ursachen altersbedingter Krankheiten (Neben Genetik)
- Relevanz: Krankenversorgung, Gesundheits- und Sozialpolitik (z.B. Gesundheitspolitische Maßnahmen)
3. Gerontopsychologie: Psychologische Sichtweise
-Fokus: Umgang mit Altern und Einfluss der Entwicklung auf Psyche
- Bedingungen für "erfolgreiches Altern"
- Umgang mit Verlust von Kompetenzen (z.B. intellektuelle und motorische)
- Entwicklung der Persönlichkeitsstruktur und Intelligenz im Alter
-Forschungsmethoden: Psychologische Befragungen und Tests
- Wichtiges Ergebnis: mit steigendem Alter nimmt Fähigkeit ab, neuartige Probleme zu lösen (teilweise Kompensation bei bekannten Problemen)
-Relevanz: Umgang mit alternder Bevölkerung, z.B. Arbeitsmarkt oder Pflege
- Beförderung erfolgreiches Alterns
- Sinnvolle Nutzung von Ressourcen (d.h. Fähigkeiten)
Was ist Soziolopgie? I
- Max Weber: Deutscher Soziologe (1864-1920)
- Definition "Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will." (Weber 2014)
-Fokus auf Erklärungen von Handlungen, die sich am Verhalten Anderer orientieren:
- Verhalten: Abgrenzung zu Naturwissenschaft
- Handeln: Abgrenzung zu Ethologie (Biologie)
- Sozial: Abgrenzung zu Psychologie
Was ist Soziologie? II
- James S. Coleman: Amerikanischer Soziologe (1926-1995)
- Definition: "Die Hauptaufgabe der Sowi liegt in der Erklärung sozialer Phänomene, nicht in der Erklärung von Verhaltensweisen einzelnder Personen."
- Fokus auf Erklärung soz. Struktur und gesellschaftlichen Wandels durch aggregierte Einzelhandlungen
- Soziale Phänomene: Abgrenzung zu Psychologie
- Vorgehensweise: Modell soziologischer Erklärung
Methodologischer Individualismus zur Erklärung sozialen Wandels
Grafik: Colemans Badewanne:
Soz. Situation ----- Makrophänomen----> Kollektives Explanandum
- Logik der Situation -> - Logik der Aggreagtion->
Akteure --------------------Logik der Selektion----->Handeln
- Logik der Situation: Sozialstruktur/Gesellschaft wirkt auf Akteure
- Logik der Selektion: Akteure entscheiden sich für eine Handlungsalternative
- Logik der Aggregation: Handlungsergebnisse verändern Sozialstruktur
Was ist Soziologie? III
-Siegwart Lindenberg: Deutscher Soziolge (1941)
- Definition RREEMM: Bild des Homo Socio-Oeconomicus
- Resourceful: Lösungsfindung, Innovation & Lernen
- Restricted: Knappheit von Ressourcen (Oe)
- Expecting: Subjektive Erwartung an Zukunft (S)
- Evaluating: Abwägung von Handlungsalternativen (S)
- Maximizing: Nutzenmaximierung (Oe)
- Man: Mensch
- Subjektiv rational: handelnder Mensch
-Theorie sozialer Produktiinsfunktionen
was meint subjektive Rationalität?
-Subjektiv Rational: Eingeschränkte Rationalität: Handlung unter Unsicherheit
- Allg. wird die "beste" Handlungsalternative bevorzugt
- Bewertung ist abhängig von der individuellen Defintion einer Situation
- Wissen über Situation und Handlungskonsequenzen ist immer begrenzt
- Nur Intention ist rational, nicht Folgen oder nachträgliche Bewertung
-"Lebenssituation" bestimmt wie ein Individuum die Situation definitiert
- Welche Handlungsalternative werden wahrgenommen?
- Wie werden diese Handlungsalternativen bewertet?
- Wichtige Faktoren: Ressourcen, Restriktionen & "Lebensverlauf"
Mögliche Ansätze soziologischer Alternsforschung?
-Dekonstruktion Relexion und Aufdeckung gesellschaftlicher Mythen
- Inwieweit basieren Phänomene und Annahmen nur auf Vorurteilen und gesell. Definitionen?
-Soziale Ungleichheit: Einfluss des ALters auf sozialstrukturelle Bedingungen
-Soziale Kontext: Einfluss von Institutionen, Kultur und staatlicher Regelung
- Einflüsse der Meso- und Makroebene auf Mikroebene
- Interdisziplinlinarität: Erkenntnisse aus anderen Disziplinen integrieren:
- Bei Erklärung z.B. medizinische Einschränkungen miteinbeziehen
Alter als Strukturkategorie nach Laslett (1995)
- Zuerst Differenzierung zw. 3 Phasen:
- Erstes Alter: Abhängigkeit: Ausbildungsphase, Sozialisation, Erziehung
- Zwietes Alter: Unabhängigkeit: Reife, Verantwortung, Erwerbstätigkeit
- Drittes Alter: Abhängigkeit: Ruhestand, Multimorbidität, Pfegebedürftigkeit
Annäherung an Prozesskategorie nach Laslett (1995)
-Erweiterung durch Teilung der dritten Phase:
- Erstes Alter:
- Zwietes Alter
- Drittes Alter: Unabhängigkeit: Ruhestand als Zeit persönlicher Erfüllung
- Viertes Alter: Abhängigkeit: Multimorbidität, Pflegebedürftigkeit
Mögliche Typologie als Prozesskategorie nach Prahl & Schroeter (1996)
-"Alter" allg. 60-65 Jahre und älter
-Drittes Lebensalter: 65-75/85 Jahre ("junge Alte")
-Viertes Lebensalter: allg. 75/85 Jahre und älter ("alte Alte")
- Hochbetagte 90-100 Jahre alt
- Langlebige über 100 Jahre alt
-SInnvolle Kategorien aber stark abhängig von individueller Fragestellung
- Fokus 60-75 z.B. Übergang in Rente
- Fokus 65-100 Verschiedenste Phänomene (z.B. Umgang mit Altern)
- Fokus 90-120 Insbesondere Pflege und Multimorbidität
Wichtige Alterskategorien soziologischer Alternsforschung nach Prahl & Schroeter (1996)
Je nach Fragestellung andere Konzepte sinnvoll:
- Altersgruppe Gemeinsamkeiten von Personen in einem Lebensabschnitt-> z.B. Vorhandensein von Enkeln
- Altersklasse Lebensalter zur Strukturierung z.B. Renteneintritt mit 65
- Altersschicht Vertikale Strukturierung der Gesellschaft nach Alter. z.B. allerdings sehr schwammiger und unklarer Begriff
- Alterskohorte: Geburtsdatum als Indikator für gemeinsame Erlebnisse, Z.B. im Nachkriegsdeutschland aufgewachsen
- Lebensphase: Altergruppe mit Betonung des Lebensverlaufs, z.B. Vorangegangene Phasen wirken auf aktuelle Phase
Theorien der Alter(n)ssoziologie und Entwicklung der Alter(n)sthematik im Überblick
- Alter in der Soziologie generell kein neues Thema: neu ist die explizite Beachtung des Alterns
-Gründung der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie 1967 8seit 1992 DGGG)
- Politische Reaktionen: 4. koordinierte Bevölkerungsschätzung (1973/74), Gründung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (1973)
Mögliche Inhalte soziologischer Alternsforschung
- Demographie: Folge von längeren Lebensspanne für Sozialstruktur?
- Alterung der Gesellschaft? In welchem Ausmaß?
- Wodurch beeinflusst? Wodurch beeinflussbar?
-(Sozial-)Politik Folgen alternder Gesellschaft für (sozial-)Politik?
- Pronatale Politik und oder Einwanderung als Ausgleich?
- Welche Maßnahmen für Pflege- und Rentenausgleich?
- Welche Konsequenzen für Städteplanung?
- Institutionalisierung : Inwiefern wird Alter staatlich struktiert?
- Welche individuellen EInflüsse hat staatliche Regulierung?
- Wie stark ist Vorstrukturierung des Alters?
- Arbeit : Wie gestaltet sich Arbeit im Alter?
- Wie wird Übergang in den Ruhestand gestaltet? Welche Folgen hat das?
- Wie lassen sich ältere Menschen sinnvoll in Betriebe integrieren?
Mögliche Inhalte soziologischer Alternsforschung? II
-Gesundheit Bedingungen und Folgen guter/schlechter Gesundheit?
- Wie ist der Gesundheitszustand älterer Menschern?
- Wodurch wird er bedingt und wie wirkt er sich aus?
- Welche Rolle spielt Pflegebedürftigkeit im Alter?
- Lebensstile: Wie gestalten Ältere ihr Leben?
- Einheitlicher Ruhestand oder Individualisierung? Wovon abhängig?
- Stereotype: Welche Altersbilder gibt es in einer Gesellschaft?
- Welche Gruppen haben welche Altersbilder? Wodurch wird dies beeinflusst?
- Welche Auswirkungen haben diese Bilder? Diskrimierung?
- Familie: wie gestaltet sich das Familienleben im Alter?
- Wie wirkt sich gesellschaftlicher Wandel auf das Familienleben im Alter aus?
- WIe stellen sich Beziehungen und Austausch zw. Generationen dar?
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