Petermann UEMF
Kartei Details
Karten | 15 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 13.03.2015 / 15.03.2015 |
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Nenne die Kriterien des ICD-10 für umschriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Fnktionen (F82)
A.) Ein Wert in einem standartisierten Test für fein- und grobmotorische Koordination, der mindestens 2 Standartabweichungen unterhalb des Niveaus liegt, das aufgrund des chronologischen Alters des Kindes zu erwarten wäre
B.) die unter A beschriebene Störung behindert eine Schulausbildung oder alltägliche Tätigkeiten
C.) Keine diagnostizierbare neurologische Störung
D.) Ausschlussklausel: Non verbaler IQ unter 70 in einem stnadartisierten Test
Nenne die Klassifizierungskriterien einer entwicklungsbezogenen Koordinationsstörung nach dem DSM-IV-TR
A.) Die Leistungen bei Alltagsaktivitäten, die motorische Koordination erfordern, liegen wesentlich unter denen,die für das Alter und die gemessene Intelligenz zu erwarten wären. Dies kann sich durch deutliche Verzögerungen beim Erreichen wichtiger motorischer Entwicklungsetappen (z.B. Gehen, Krabbeln, Sitzen) sowie durch Fallenlassen von Gegenständen, "Unbeholfenheit", schwache sportliche Leistungen oder eine schlechte Handschrift zeigen.
B.) Die unter A beschriebene Störung behindert deutlich die schulische Leistung oder die Aktivitäten des täglichen Lebens
C.) Die Störung geht nicht auf einen medizinischen Krankheitsfaktor (z.B. infantile Zerebralparese, Hemiplegie oder Muskeldystrophie) zurück und die Kriterien einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung sind nicht erfüllt.
D.) Liegt eine geistige Behinderung vor, so sind die motorischen Schwierigkeiten wesentlich größer als diejenigen, die gewähnlich mit der geistigen Behinderung verbunden sind
Nenne den wesentlichen Unterschied der beiden Klassifikationssysteme
Kriterium A: Während die ICD-10 explizit den Einsatz eines psychometrischen Testverfahrens zur Absicherung der DIagnose fordert, lässt sich eine entwicklungsbezogene Koordinationsstörung nach DSM-4 anhand der ausschließlichen Beobachtung augenscheinlicher motorischer Defizite diagnostizieren!
Nenne die Prävalenz motorischer Entwicklungsstörungen
ca. 5-6%, Abweichungen anhand uneinheitlicher diagnostischer Kriterien
Jungen häufiger betroffen als Mädchen
Nenne häufig auftretende komorbide Störungen bei UEMF
- Aufmerksamkeitsstörungen
- Adipositas
- kognitive Defizite
- Sprachentwicklungsstörungen
- Schulleistungsstörungen
- Autismus-Spektrums-Störungen
- Verhalten- und emotionale Störungen
Was zählt zu den häufigsten kognitiven Defiziten bei Kindern mit UEMF?
- Beeinträchtigungen in der visuell-räumlichen Wahrnehmung
- visuelle Dikrminationsfähigkeit
- visuelles Gedächtnis
- Formkonstanz
- Figur-Grund-Erkennung
- Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnisleistungen
- Defizite in Rechenleistung
- Defizite im Lese-Rechtschreiberwerb
- Schwächeres Abschneiden in Intelligenztests
Nenne die zenralen Aspekte der Anamnese und Exploration bei einer UEMF
- a) Eltern
- Exploration: derzeitige Auffälligkeiten der Motorik (Diagnosekriterium A und B)
- Familienanamnese: Welche (psychischen/motorischen/komorbiden) Störungen gab/gibt es in der Familie, Umgebungsfaktoren
- Patientenanamnese: Erkundung von Ressourcen, Aktenanalyse (medizinische, schulische etc)
- Krankheitsanamnese: Erfragung bisherigen motorischer Auffälligkeiten und deren Auswirkungen auf den Alltag
- b) Lehrer/erzieher
- Motorische Funktionen, Aktivitäten/Teilhabe
- Unterstützungsmöglichkeiten
- schulische Leistungen
- schulisches Verhalten
Welche Aspekte müssen bei der klinischen Untersuchung beachtet werden?
- neuromotorischer Status (Ausschluss von Bewegungsstörungen oder neurologischen Auffälligkeiten)
- medizinischer Status (Adipositas, Schilddrüsenerkrankungen etc)
- sensorischer Status (Sehvermögen, Gleichgewichtsfunktionen)
- emotionaler Status und Verhaltensauffälligkeiten (Aufmerksamkeitsstörungen, mangelnder Selbstwert, Autismus)
- kognitiv Funktionen (insbesondere wenn Hinweise auf Lernschwierigkeiten bzw Lernstörugen vorliegen)
Welche Tests gehören zu den weitverbreiteten Verfahren für die Diagnose einer UEMF?
- Körperkoordinationstest (KTK)
- Motoriktest für 4-6-Jährige (MOT 4-6)
- Movement Assessment Battery for Children-2 (M-ABC-2)
- Züricher Neuromotorik (ZNM)
Nenne mögliche Ursachen einer UEMF
- teilweise genetische Ursachen (Dopaminregulation)
- Bestimmte toxische Schädigungen des Fötus im Mutterleib
- Komplikationen während der Schwangerschaft und/oder Geburt
- beeinträchtigte Wahrnehmung in der Informationsverarbeitung
Nenne mögliche Therapeutische Ansätze bei einer UEMF
- Therapeutische Ansätze der Physio- und Ergotherapie
- Nahrungsmittelergänzung und Medikation
Nenne die zentralen Merkmale einer prozessorientierten (Bottom-Up) und einer aufgabenorientoerten (Top-Down) Methode
- Prozessorientierte Ansätze: befassen sichüberwiegend mit Körperfunktionen, die Ausführung motorischer Aktivitäten benötigt werden. Therapieansatz geht von enger Vernetzung sensorischer und motorischer Fertigkeiten aus. Entspricht jedoch nicht mehr dem Stand der heutigen Forschung und ist empirisch nicht belegt
- Aufgabenorientierte Ansätze: beziehen sich weniger auf das Training bestimmter Körperfunktionen, sondern zielen auf das konkrete Einüben spezifischer Alltagsaktivitäten ab.
Aus welchen 3 Phasen besteht das CO-OP Programm?
a) Vorbereitungsphase: Therapeut formuliert gemeinsam mit Kind und Eltern drei Therapieziele
b) Lernphase: Analyse des Problemerhaltens, Mittels Foto und Videoaufnahmen werden Fortschritte analysiert, Schema: Ziel-Plan-Tu-Check
c) Überprüfungsphase: In dieser Phase gilt es, eine langfristige Generalisierung der Problemlösetrategien zu erzielen.
Welche Medikamente könnten bei einer Behandlung einer UEMF eingesetzt werden?
- Metylphenidat
- benötigen dennnoch einer zusätzlichen Therapie!
Skizzieren Sie wichtige Schritte des diagnostischen Prozesses.
Der diagnostische Prozess lässt sich grob in die drei Phasen: (1) Anamnese/Exploration, (2) klinische Untersuchung und (3) testdiagnostische Überprüfungen untergliedern. In der Anamnese werden zunächst die derzeitigen Auffälligkeiten des Kindes in der Motorik (Fein-und Grobmotorik), Auswirkungen der motorischen Defizite auf den Alltag (nach ICF) sowie Ressourcen des Kindes erfragt. Anschließend werden Informationen zu eventuellen neurologischen Störungen, motorischen Entwicklungsstörungen in der Familie, medizinischen Störungen und zu den häufigsten Komorbiditäten motorischer Entwicklungsstörungen erhoben. Dabei ist es sinnvoll neben einer Elternbefragung auch Erzieher oder Lehrer/innen in den diagnostischen Prozess einzubeziehen. In einem nächsten Schritt erfolgt eine umfassende klinische Untersuchung, die sich auf den neuromotorischen, sensorischen, sozial-emotionalen und kognitiven Entwicklungsstand des Kindes bezieht. Liegen keine erkennbaren medizinischen Ausschlusskriterien vor, erfolgt abschließend eine testdiagnostische Untersuchung mittels eines standardisierten Motoriktests (z.B. M-ABC-2, Petermann, 2011a) zur Objektivierung aller Beobachtungen. Der zusätzliche Einsatz von kognitiven Leistungstests sowie Fragebögen zu eventuellen Verhaltensauffälligkeiten des Kindes geben Aufschluss über mögliche komorbide Störungen.