__supermash

mashmash

mashmash


Set of flashcards Details

Flashcards 179
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 06.03.2016 / 06.03.2016
Weblink
https://card2brain.ch/box/supermash
Embed
<iframe src="https://card2brain.ch/box/supermash/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Klassische Entwicklungstheorien vs Moderne Entwicklungstheorien

bild

17. In der Entwicklungspsychologie können ein enger (traditioneller) und ein weiter Entwicklungsbegriff unterschieden werden. Erläutern Sie diese!
 

Enger Entwicklungsbegriff

  •   wird mit Lebensalter korreliert
  •   gerichtet, geordnet und universell gültig
  •   qualitativ unterscheidbare Stufen
  •   in Richtung eines höheren Zielzustand
  •   unumkehrbar mit Endzustand

 
 
Kritik:  
o  von universeller Gültigkeit vieler Entwicklungsprozesse kann keine Rede sein
o  höherer Zielzustand. Wo ich etwas gewinne, verliere ich auch wieder etwas
 
Weiter Entwicklungsbegriff

  •   Umweltbedingen und Anlage beeinflussen sich gegenseitig
  •   Es gibt intraindividuelle unterschiede in der Entwicklung
  •   Individuum gestaltet seine eigene Entwicklung aktiv mit
  •   Bezeiht sich auf die gesamte Lebensspanne

 Die Entwicklungspsychologie beschreibt und erklärt 1. intraindividuelle Veränderung über
die Zeit hinweg und 2. interindividuelle Unterschiede in intraindividueller
 Klassische, „alte“ Entwicklungstheorien postulieren: Entwicklung ist ein weitgehend
„natürlicher“ Prozess, der sich ungeachtet von gesellschaftlichen und kulturellen Einflüssen
vollzieht.
 

Subjektive Vorstellungen des Erwachsenseins

Was bedeutet „erwachsen (sein)“?

Als Beispiel der Problematik des Entwicklungsbegriffes

In der Psychologie wird weitgehend anders mit dem Begriff des Erwachsenenal-
ters umgegangen: nicht normativ wertend, sondern vielmehr beschreibend. Es
geht nicht um die Frage, wie man als Erwachsene oder Erwachsener im Gegensatz
zum Kind oder Jugendlichen sein sollte, sondern vielmehr darum, welche Aufga-
ben, Probleme und Anforderungen an Erwachsene unterschiedlicher Altersphasen
gestellt werden und wie diese bewältigt werden können

Kritik an der Tagebuchmethode

-  Kritik an der Tagebuchmethode: bekannte Person, nicht generalisierbar etc.
-  Aber: Gedanken des Gegenüber müssen gedeutet werden. Dies gelingt umso besser, je grö-
ßer die Interpretationskompetenz des Beobachters ist Tagebuchaufzeichnung unterstützt
diese Kompetenz in drei Punkten:
1.  In erster Linie werden Beobachtungen spontanen Verhaltens im Alltag gesammelt
2.  Stichprobe der Beobachtungen ist sehr umfangreich
3.  Beobachter kennt beobachtete Person sehr gut und kann deshalb seine Handlungen und
Äußerungen nicht nur „theoriebezogen“, sondern auch „personenbezogen“ einordnen
und interpretieren

Der eigentliche Beginn der empirischen Untersuchung von Regelhaftigkeiten der
menschlichen Entwicklung

Der eigentliche Beginn der empirischen Untersuchung von Regelhaftigkeiten der
menschlichen Entwicklung liegt in den ersten umfangreichen Aufzeichnungen
von Beobachtungen an (den eigenen) Kleinkindern gegen Ende des vorletzten
Jahrhunderts. Als Meilenstein gilt Wilhelm Preyers Werk Die Seele des Kindes
(1882), das auf Beobachtungen seines Sohns Axel beruht.

Preyer hatte übrigens ein gutes Argument für die Verallgemeinerung aus Einzel-
fällen: Er war nicht an der Gewinnung von Altersnormen und an individuellen
Differenzen im Entwicklungstempo interessiert, sondern an Entwicklungssequen-
zen, also an der Reihenfolge, in der Leistungen und Fähigkeiten erworben werden.
Preyer führte neben den natürlichen Beobachtungen seines Sohnes auch kontrol-
lierte, quasi-experimentelle Beobachtungen durch. Ein Beispiel sind seine syste-
matischen Beobachtungen zur Entwicklung des Farbsinnes mittels der "Magnus'-
schen Tafel zur Erziehung des Farbsinnes", die er vom Ende des zweiten
Lebensjahres an fast täglich seinem Sohn mit der Aufgabe, die Farben zu erken-
nen, vorlegte ("Wo ist das Grün?" "Wo ist das Rot?"). Die Ergebnisse stellt er so
exakt dar, dass jeder quantitativ orientierte Forscher auch heute noch seine Freude
daran hätte.

 Das „Biogenetische Grundgesetz“

Die Keimes- oder Embryonalentwicklung rekapituliert in abgekürzter Form die
Stadien der Stammesgeschichte. So lautet das sogenannte biogenetische Grundge-
setz des Zoologen Ernst Haeckel.
Haeckel will damit den Zusammenhang zwischen der Embryonal- oder Keimes-
entwicklung und der Stammesgeschichte (Phylogenese) beschreiben, d.h. die
Ähnlichkeit zwischen bestimmten embryonalen Anlagen und den "im Reifezu-
stand" ausgebildeten Endorganen anderer Tierarten auf Grundlage der Evolutions-
theorie erklären. Die Relevanz seines Grundgesetzes wird in der Fachwelt höchst
unterschiedlich beurteilt. Ein Konsens scheint sich aber dahingehend abzuzeich-
nen, dass unter Berücksichtigung bestimmter Einschränkungen und Modifikatio-
nen wesentliche Teilstücke des Grundgesetzes – heute gefasst als Grundregel oder
Rekapitulationstheorie – als gültig anerkannt werden.

Entwicklung der Entwicklungspsychologie

-  Zweite Hälfte des 19. Jh.: lässt sich durch den Entwicklungsgedanken „im großen“ – die Ent-
wicklungstheorie von Charles Darwin (1893 – 1974) – charakteri-
sieren  
-  Darwins Interesse galt der Phylogenese (Stammesentwicklung),nicht der Ontogenese (Individualentwicklung)

Seine Gedanken und Erkenntnisse regten jedoch kinder-, tier- und
völkerpsychologische Arbeiten an mit dem Ziel, die Phylogenese weiter zu erfor-
schen. Auch die Erforschung der Individualentwicklung sollte Aufschluss über die
Phylogenese geben.

 Charlotte Bühler

-  1893 – 1974
-  Trug mit ihrem 1921 erschienenen  Buch „Das Seelenleben des Jugendli-
chen“ wesentlich zur Entwicklungspsychologie der Jugend bei
-  Mit dem 1933 erschienenen Hauptwerk „Der menschliche Lebenslauf als
psychologisches Problem“ wurde erstmals eine einheitliche, empirisch
begründete Konzeption einer lebenslangen Entwicklungspsychologie
vorgelegt
-  Ihre Ideen beruhen auf der Idee einer lebenslangen Selbstgestaltung
des Individuums

15. Welches sind die vier Stadien der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget? Beschreibung!

 

1: Senumotorische Phase 0 -2 Jahre:
Durch  Kontakt  mit  seine  Umwelt  lernt  das  Kind:  Anfassen,  Riechen,  Lecken,  Hören,  die  Welt
„begreifen“. Objekt und Subjekt verschmelzen. Sensumotorische Problem könne gelöst werden.
   
  2: Präoperationale Phase 2 – 7 Jahre:
 Frühere sensumotorische Entdeckungen bekommen Symbole -> Symbolphase, noch kein logisches
Denken
 
  3. Konkret Operationale Phase 7-11 Jahre:
 Auch  prälogisch  genannt.  Gegenstände/  Mengen  werden  wieder  erkannt,  auch  in  anderer  Form.
Hierarchische Einteilung von Objekten.
 
  4. Formal Operationale Phase 11 Jahre und mehr:
 Fähigkeit  zur  Abstraktion.  Denken  in  Symbolen  die  sich  nicht  mehr  auf  Objekte  der  realen  Welt
beziehen -> höhere Mathematik. Ebenso abstrakte, wissenschaftliche Problemlösung
 
 
Diese vier Stufen entstehen durch Prozesse der Assimilation und Akkommodation.  
 Von Assimilation spricht man, wenn Sachverhalte mit Hilfe der vorhandenen Schemata eingeordnet
werden  („Welt“  wird  Schemata  untergeordnet,  z.B.  im  Symbolspiel).  Von  Akkommodation  spricht
man  hingegen,  wenn  eine  Diskrepanz  zwischen  dem  einzuordnenden  Sachverhalt  und  dem
vorhandenen Schema wahrgenommen wird und es zur Anpassung des vorhandenen Schemas oder
zur Erschaffung eines neuen Schemas kommt.

Jean Piaget

-  1896 – 1980

- Schweizer Entwicklungspsychologe

-  60er/70er Jahre des letzten Jahrhunderts war eher Entwicklungspsychologie des Kindesalters
-  Interessierte sich schwerpunktmäßig für die kognitive Entwicklung vom Säuglings- bis zum
Jugendalter  
-  Hauptinteresse galt der Erforschung der Genese des Denkens, also der Frage, wie Denken
überhaupt entsteht
-  Seine Erforschung des kindlichen Denkens führte zu bahnbrechenden Einsichten, seine wis-
senschaftlichen Ergebnisse und Werke wurden weltweit rezipiert

Entwicklung

Die Entwicklungspsychologie richtet sich auf die Beschreibung und Erklä-
rung von Veränderungen psychischer Formen und Funktionen in der Zeit.
 

Akkulturationsprozess

Triandis jedoch, selbst nicht Entwicklungspsychologe, versucht sich auch letzterer
Frage zu stellen: Wie kommt es etwa, dass ein individueller Mensch (nämlich er
selbst) im Laufe der Zeit "mehr individualistisch" und "weniger kollektivistisch"
wird? Triandis führt für seinen eigenen Akkulturationsprozess, der hier indirekt
als Entwicklungsaufgabe gesehen wird (siehe auch Sam & Oppedal, 2002), drei
Gründe auf drei unterschiedlichen Ebenen an: 1. Kulturwechsel generell (von
Griechenland nach Kanada), 2. Erfahrung von kulturell andersartigen Institutionen
(französisches Gymnasium; siehe auch die Analyse von Institutionen als Mittler
zwischen Kultur und Individuum in Valsiner, 2003) und 3. Eigenaktivität des
Individuums (kritische Auseinandersetzung mit Religion). Gerade die letzte Ebene
– die Konzeption eines aktiven, versus passiv Kultur rezipierenden Individuums –
ist interessant, da Kultur und Entwicklung nicht mehr als etwas statisch Gegebe-
nes, sondern als ein Prozess individuellen Wandels erscheinen. Veränderung wird
allerdings hier nicht weiter analysiert, sondern lediglich konstatiert. Die Analyse
von Veränderung hingegen steht im Zentrum einer entwicklungspsychologischen
Orientierung, die eng mit der Kulturpsychologie verknüpft ist.

Studie: Der Dialog mit den Toten (Josephs, 1998)

18 Vpn im Alter zwischen 20 und 80 Jahren, die einen ihnen nahestehenden Menschen in der Ver-
gangenheit verloren haben (ausführliches Interview)
Resultat:  
mehr als der Menschen stellen sich die Verstorbenen lebendig vor (Als-Ob-Vorstellung). Sie schaffen
damit eine vorgestellte Realität, die ihnen im Leben hilft.
Der vorgestellte Dialog mit dem Toten schafft eine neue psychische Realität. Die Person konstruiert
dabei die Person des Toten. Die Konstruktion des Toten und die vorgestellte Kommunikation mit ihm
regulieren ihrerseits wiederum das aktuelle Wohlbefinden der Person (z.B. „ich höre ihn (den Toten)
zu mir sprechen, und das beruhigt mich dann“). Vorstellung verzerrt also nicht (notwendigerweise)
die Realität, sondern ist an ihrem Schaffen vielmehr beteiligt.
 

William Stern (1935)

Gleichstellung beider Modi des Denkens durch „Denken und Phantasie“ in seinem späten Werk „All-
gemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage“ 

Definitionen von Kultur

Zwar gibt es zahlreiche und sehr komplexe Definitionen von Kultur, werfen wir
jedoch einen Blick auf konkrete Forschungsdesigns, so erscheint Kultur hier in
Form einer oder mehrer Variablen, die häufig schlicht den Kriterien von enger
zeitlicher, räumlicher und sprachlicher Kohärenz folgend Kultur als Land, als
Nation bestimmen. Toomela (2003) spricht in diesem Sinne auch von einer
"cross-country" Psychologie. Ein solcher Kulturbegriff ist statisch und verdingli-
chend, auch impliziert er die Annahme, Kultur sei eine homogene Einheit. So
betitelt Jaan Valsiner (1988) denn auch mit Emphase einen Vortrag: "Culture is

not an independent variable!" Zudem wirken unabhängige Variablen bekanntlich
nur im statistischen, nicht aber im psychologischen Sinne, zwei Ebenen, die gerne
und häufig miteinander verwechselt werden. Von "wirken auf" zu sprechen, lässt
zudem darauf schließen, dass das Objekt dieses kausal gedachten Prozesses – die
abhängige Variable? die einzelne Person? – nicht schon an und für sich ganz und
gar infiltriert vom "Wirkstoff Kultur" ist, eine Sichtweise, die aus kulturpsycholo-
gischer Sicht (s. u.) höchst bedenklich erscheint.

Erickson vs Freud

Entwicklung

Erikson wendet sich jedoch in mancherlei Hinsicht von Freud ab. So beschreibt er
Entwicklung nicht in Form von psychosexuellen, sondern psychosozialen Phasen.
Der Mensch wird also nicht von sexuellen Trieben dominiert, sondern entwickelt
sein ICH in Auseinandersetzung mit und in Relation zu sozialen Beziehungen in
sozialen Kontexten. Auch hört Entwicklung nicht – wie bei Freud – mit der Ado-
leszenz einfach auf, sondern erstreckt sich über die gesamte Lebensspanne.
Für jede Phase werden Entwicklungsthemen formuliert, die positiv oder negativ
bewältigt werden können. Das jeweilige Thema einer Phase ist von Geburt an
angelegt, wird aber erst in der entsprechenden Phase dominant. In jeder Phase
kommt es zu einer Krise. Damit eine gesunde Persönlichkeit entsteht, müssen die
einzelnen Krisen erfolgreich bewältigt werden. Bewältigung heißt, dass sowohl
Erfahrungen bzgl. des positiven als auch negativen Pols der entsprechenden Phase
gemacht werden müssen, wobei erstere dominant sein sollten.

Die Dimension der Zeit in der Ontogenese

Dem Alter als den "bestimmten Orten des zeitlichen Kontinuums" kommt in der
ontogenetischen Betrachtung eine große Rolle zu. Entwicklung wird – in den
allermeisten Fällen – in Abhängigkeit vom Lebensalter betrachtet. In den empiri-
schen Designs spielt Alter dabei die Rolle der unabhängigen Variablen, deren
Einfluss auf ein bestimmte psychisches Phänomen – der abhängigen Variablen –
studiert wird. Das Alter ist dabei im eigentlichen Sinne keine "richtige" Variable:
Niemand kann Ihr Alter variieren; Sie haben nur eines!

Hans Vaihinger (1911/1986):

Wissenschaft, Kunst, Religion und auch Menschen in ihrem Alltag bedienen sich laut
Vaihinger „bewusstfalscher Konzepte“ - Fiktionen - , die aber dennoch von hohem
pragmatischen Nutzen sind. Die Hypothese muss laut ihm verifiziert, „bewahrheitet“
werden, die Fiktion muss als zweckmäßig gerechtfertigt „justifiziert“ werden.

Heinz Werner unterscheidet (1933):

-  Physiognomisches Denken
-  Formaltechnisches Denken
Die beiden Modi werden laut Werner nicht voneinander abgelöst, sondern sind sogar
miteinander verwoben.

Drei Schritte der Denkentwicklung (Piaget, 1922):

1.  Autistisches Denken
2.  Übergangsformen zwischen autistischem und logischem Denken
3.  Logisches Denken

Autistisches Denken nach Bleuler:

Bezieht sich auf einen normalen Modus des Denkens, der sich sowohl bei Kindern als auch bei Er-
wachsenen findet. Es hat eine emotionale Tönung und zeigt sich laut Bleuler im Symbolspiel von Kin-
dern, in den Träumen und Tagträumen normaler Erwachsener, aber auch in den Phantasien, Trug-
und Wahnvorstellungen von schizophrenen Patienten. Nach seiner Ansicht ist es ein relativ sophisti-
zierter Modus, der in der Entwicklung erst langsam entsteht und über die Lebensspanne hinweg
seine Gültigkeit behält.

Mögliche Verknüpfung der beiden Modi des Denkens (Fürsprecher des Verwobenseins beider Modi
des Denkens):
Eugen Bleuler unterscheidet zwischen:

-  Logischem, rationalem Denken
-  Autistischem Denken

Zwei Modi der Ich-Welt-Beziehung (zwei Modi des Denkens):

-  Ein dezentrierter Modus (objektiv, logisch, rational, realitätsangepasst; im Piagetschen Sinne)
Wir denken an Informationsverarbeitung, an analytisches und abstraktes Denken, an Logik, an rationale Planung und Problemlösen
-  Ein emotional getönter, realitätstranszendierender, realitätsschaffender Modus
Wir denken an unser Versinken in Träumen, Phantasien uns Spiel, an Vorstellung und Poesie

30. In der Psychologie werden im weitesten Sinne zwei Modi der Ich-Welt Beziehung oder auch zwei Modi des Denkens unterschieden. Wie können diese beschrieben werden?

o  Die  Differenzierung  der  Ich-Welt-Beziehung  in  2  Modi  des  Denkens  geht  zurück  auf  E.  Bleuler
(1911)
 
1.  ein  im  Piagetschen  Sinne  dezentrierter,  also  ein  objektiver,  logisch-rationaler  und
realitätsangepasster Modus. Hierzu gehört:  

  •   Informationsverarbeitung
  •   analytisch-/abstraktes Denken
  •   Logik
  •   rationale Planung und Problemlösung = logisch–rationales Denken nach Bleuler sowie

 
2.  ein  emotional  getönter,  realitätstranszendierender,  ja  sogar  realitätsschaffender  Modus.  Hierzu
gehört:

  •   Träumen
  •   Phantasie
  •   Spiel
  •   Vorstellung und Poesie = autistisches Denken (nicht im pathologischen sondern im Sinne von In-sich-Gekehrtheit, Denken mit einer emotionalen Tönung) nach Bleuler  

 
Beide Modi sind miteinander verwoben (STERN, 1935):

  •   Denken UND Fantasie  
  •   Wie ein Mensch phantasiert, so ist er
  •   Phantasie schafft neue Objektivation als Werk, ändert die Wirklichkeit
  •   Mensch gestaltet sich mittels Phantasie selbst um

 1. Realitätsangepasster Modus:
-  Objektiv, logisch-rational
-  Im Piagetschen Sinne dezentrierter Modus
-  Informationsverarbeitung, Planung, Problemlösen
-  Logisch-rationales Denken
-  Analytisch-abstraktes Denken
2. Realitätsschaffender Modus:
-  Emotional, realitätstranszendierend
-  Träumen, Fantasie, Spiel, Vorstellung, Poesie, „Als-ob“
-  Autistisches Denken (emotionale Tönung, Symbolspiel)
Beide Modi sind miteinander verwoben (William Stern, 1935):
- Denken UND Fantasie
- Gelichstellung beider Modi
- Phantasie schafft neue Objektivation als Wer, ändert die Wirklichkeit
- mittels Phantasie gestaltet sich der Mensch auch selbst um und handelt entsprechend

Persönliche Kultur meint genauer die beiden parallel ablaufenden Prozesse der Internalisierung und
Externalisierung:

bild

 persönliche Kultur

Der personenseitige Prozess der Auseinandersetzung mit kollektiver Kultur und gleichzeitig des Parti-
zipierens an der Schaffung kollektiver Kultur wird als persönliche Kultur bezeichnet (Valsiner; Sim-
mel: subjektive Kultur). 

29. Kulturvergleich vs. Kulturpsychologie: Hauptunterschiede?

  • Kulturvergleich: sucht nach Differenzen/ Gemeinsamkeiten psychischer Funktionen zwischen Kulturen, Kultur als unabhängige Variable und homogene Einheit
  • Statisch und verdinglicht
  • Auch  statische  Entwicklung,  keine  Analyse  der  Veränderung  des  an  die  Person  gebundenenkulturell geleiteten Zustandekommens
  •  Kulturpsychologie: Fokus auf kulturelle Sinn- und Bedeutungsstrukturen, Kultur als integraler Bestandteil  psychischer  Funktionen,  nicht  als  externer  Faktor  oder  unabhängige  Variable, Kultur und Psyche ko-konstruieren sich wechselseitig
  • Menschen sind keine neutraler Informationsverarbeiter
  • Kultur wird zu etwas fluidem, flüchtigen, implizit diskurtiv ausgehandelt und lokal gedacht
  • Komplexer  Kulturbegriff,  hervorstechendes  Merkmal  ist  aber  die  in  der  Forschungspraxis  zu berücksichtigen

 

  •   Das  Kultivationsprinzip  ist  ein  wichtiges  Prinzip  gerade  der  „kulturpsychologischen“ Forschung (vs. Kulturvergleichenden Forschung).

 
27. Welche der folgenden Aussagen ist falsch? In kulturvergleichenden Studien
 A. wird nach Universalien gesucht
 B. wird nach kulturspezifischen Unterschieden gesucht
X C. wird Kulturzugehörigkeit in der Regel als abhängige Variable verstanden
 D. müssen vor allem die Datenerhebungsinstrumente sprachlich angepasst werden.
 E. wird Kulturzugehörigkeit häufig als Landeszugehörigkeit/ Nationalität verstanden.

The spider at work: Prozesse der Bedeutungskonstruktion

In der Psychologie wurden zu unterschiedlichen Zeiten, mit unterschiedlichen
Entwicklungsannahmen und vor allem mit unterschiedlichen normativen Bewer-
tungen zwei Modi der Ich-Welt-Beziehung – zwei Modi des Denkens – im weite-
ren Sinne unterschieden:
1. ein im Piagetschen Sinne dezentrierter, also ein objektiver, logisch-
rationaler und realitätsangepasster Modus
2. ein emotional getönter, realitätstranszendierender, ja sogar realitätsschaf-
fender Modus.

Bei dem ersten Modus denken wir an Informationsverarbeitung, an analytisches
und abstraktes Denken, an Logik, an rationale Planung und Problemlösung. Beim
zweiten Modus denken wir an unser Versinken in Träumen, Phantasien und Spiel,
an Vorstellung und Poesie.

Geertz vs

Obeyesekere (1990) stimmt grundsätzlich mit Geertz überein, übt aber auch Kritik an ihm:

->  Für Geertz stellt Kultur ein semiotisches Gewebe dar, das es deutend zu analysieren gilt.

 „In reading Geertz I see webs everywhere but never the spider at work.“
Gerade der Mensch als “spider at work” rückt in der Kulturpsychologie ins Zentrum der Aufmerk-
samkeit.

Kultur als ein handlungsrelevantes, transindividuelles Wissens-, Zeichen- oder Symbolsystem besteht aus: (Jürgen Straub)

1.  Kollektiven Zielen,  
die Individuen situationsspezifisch konkretisieren und als Akteure übernehmen und verfolgen
können
2.  Kulturspezifischen Handlungsregeln,  
insbesondere bestimmter sozialer Normen (Aufforderungs- bzw. Bewertungsnormen oder
Werte)
3.  Einem kulturspezifischen Reservoir an Geschichten,  
durch die die Angehörigen einer Kultur ihre Identität, ihr kollektives und individuelles Selbst-
und Weltverständnis bilden, artikulieren und tradieren
Ziel einer so verstandenen Kulturpsychologie ist es damit NICHT, Bedeutungssysteme „einer Kultur“
zu verstehen und sie überzeugend zu beschreiben:
->  Für Geertz stellt Kultur ein semiotisches Gewebe dar, das es deutend zu analysieren gilt.

Kulturpsychologie

Oft wird der Mensch von Kulturpsychologen als „animal symbolicum“ und seine Akte der Bedeu-
tungs- und Sinnkonstruktion (acts of meaning) in den Fokus gestellt.
Menschen sind nicht neutrale „Informationsverarbeiter“, sondern be-deuten ihre Lebenswelt in Ak-
ten des Wünschens, Fürchtens, Hoffens, Vorstellung, Sehnsucht.  
Dieser Fokus auf Bedeutungs- und Sinnstrukturen in denen mehr oder weniger explizit handlungs-
theoretischen Rahmen, unterscheidet Kulturpsychologie von der kulturvergleichenden Psychologie.  
Kultur gilt als integraler Bestandteil psychischer Funktionen (guided mind), nicht als externer Faktor
oder Bündel von Faktoren im Sinne einer unabhängigen Variable
Kultur und Psyche sind intrinsisch aufeinander bezogen, ko-konstruieren sich wechselseitig

Zentrales Anliegen der Kulturpsychologie (1990er Jahre):

Fragestellung, auf welche Weise die Person in ihrer Konstruktion der Lebenswelt, in ihrem Handeln
und in ihrem psychischen Funktionieren ganz allgemein mit Kultur in Verbindung steht.

Drei Gründe für Triandis Akkulturationsprozess, der als Entwicklungsaufgabe gesehen wird:

-  Kulturwechsel generell

-  Erfahrung von kulturell andersartigen Institutionen
-  Eigenaktivität des Individuums

Die Analyse von Veränderungen steht im Zentrum einer entwicklungspsychologischen Orientierung,
die eng mit der Kulturpsychologie verknüpft ist.

Wie wird Entwicklung im Kulturvergleich untersucht?

Eine Entwicklungsdimension wird als abhängige Variable definiert und mit den beiden unabhängi-
gen Variablen „verschiedene Länder“ und „Altersgruppe“ näher untersucht.

Drei Beobachtungsdimensionen im Ländervergleich von Triandis:

bild

Kollektivismus

Betrifft Gesellschaften, in denen die Mitglieder von Geburt an einen extremen Zusammenhalt erfah-
ren. Sie genießen lebenslangen Schutz im Tausch gegen bedingungslose Loyalität.

Collectivism as its opposite pertains to societies in which people from birth
onwards are integrated into strong, cohesive ingroups, which throughout
people's lifetime continue to protect them in exchange for unquestioning loy-
alty.

Individualismus

Betrifft Gesellschaften, in denen die Beziehungen zwischen den Individuen verloren sind. Jeder
schaut auf sich selbst und auf die unmittelbare Familie.

Individualism pertains to societies in which the ties between individuals are
loose: everyone is expected to look after himself or herself and his or her im-
mediate family.

Kulturvergleichende Psychologie

Unter dem Label der kulturvergleichenden Psychologie lässt sich ein recht bunter
Strauss unterschiedlicher Ansätze vereinigen, die nach Differenzen und/oder
Gemeinsamkeiten (Universalien) psychischer Funktionen zwischen "Kulturen"
suchen. Ein solches Anliegen ist mehr als berechtigt, da – wie schon eingangs
erwähnt – psychologische Erkenntnisse in der Hauptsache auf US-amerikanischer
und westeuropäischer Forschung beruhen.

Das primäre Ordnungskonzept für die Beschreibung von Unterschiedlichkeit ist
im Kulturvergleich

Das primäre Ordnungskonzept für die Beschreibung von Unterschiedlichkeit ist
im Kulturvergleich die Zugehörigkeit zu verschiedenen Kulturen, konzipiert als
Länder oder Nationen. Zwischen Ländern werden im Kulturvergleich konsequen-
terweise Unterschiede oder Gemeinsamkeiten erwartet – im Hinblick auf die
Gestaltung sozialer Beziehungen ist die "griechische Kultur" anders als die "kana-
dische Kultur", ist Athen anders als Montreal, sind also auch "die" Griechen oder
spezifischer "die" Athener anders als "die" Kanadier oder spezifischer "die" Mont-
realer. Alle Kanadier und Griechen? Oder nur die Kanadier und Griechen im
Mittel? Oder nur manche Kanadier und Griechen? Oder können auch manche
Griechen kanadischer sein als Kanadier und vice versa?

Kultur und Entwicklung

Will man Entwicklung verstehen, dann muss man das Zusammenspiel von Kultur und Entwicklung
erörtern.
Psychologen, welche sich bereits früher mit kulturellen Fragen befassten:
-  Moritz Steinthal
-  Wilhelm Wundt
-  Georg Simmel


Kulturuntersuchende Hauptströmungen:
-  Kulturvergleichende Psychologie
-  Kulturpsychologie

Will man also Entwicklung verstehen, dann muss man das Zusammenspiel von
Kultur und Entwicklung erörtern. "Kultur" ist dabei ein ähnlich schillerndes und
polyphones Konstrukt wie Entwicklung, wie im Rahmen des nächsten Kapitels
deutlich wird