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Kartei Details
Karten | 179 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 06.03.2016 / 06.03.2016 |
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Der Fremde-Situations-Test
Auswertung:
Verhalten des Kindes v.a. in Wiedervereinigungsszenen (5., 8.) verwendet und auf vier siebenstufi-
gen Skalen eingeschätzt:
- Nähesuchen
- Kontakthalten
- Widerstand gegen Körperkontakt
- Vermeidungsverhalten
Der Fremde-Situations-Test
Testsituation:
Mutter und Kleinkind betreten Beobachtungsraum (mit Spielzeug und zwei
Stühlen) mit Einwegscheibe; folgende acht dreiminütige Episoden fanden statt:
1. Mutter und Kind werden vom Beobachter in Raumgeführt, Mutter setzt Kind auf Boden
2. Mutter und Kind sind alleine, Mutter liest Zeitschrift, Kind kann Umgebung/Spielzeug erkun-
den
3. Fremde tritt ein, unterhält sich mit Mutter, beschäftigt sich auch mit Kind
4. Mutter verlässt unauffällig Raum, Fremde bleibt mit Kind allein, beschäftigt sich mit ihm, ggf.
trösten
5. Mutter kommt wieder, Fremde geht, Mutter und Kind allein, Mutter beschäftigt sich mit Kind
und versucht, es wieder für Spielzeug zu interessieren
6. Mutter verlässt Raum mit Abschiedsgruß, Kind allein
7. Fremde kommt rein, ggf. Kind trösten
8. Mutter kommt wieder, Fremde verlässt Raum
3. Was bedeutet Operationalisierung?
= Messbarmachung, Bezeichnung für die Festlegung von Kriterien zur empirischen Erfassung eines theoretischen Konstrukts.
Die Operationalisierung eines »theoretischen Konstruktes« (Begriffes) besteht in der Angabe von Anweisungen, wie Sachverhalte, die das Konstrukt bezeichnet, gemessen werden sollen (engl.: operationalization).
Zur Operationalisierung eines theoretischen Konstruktes gehört jedoch mehr als die Angabe der letztlich verwendeten »Indikatoren«. Die Operationalisierung umfaßt eine Spezifikation der Erhebungsmethode, des Erhebungsinstruments, der Teile des Instruments, die zur Gewinnung der empirischen Informationen benutzt werden sollen (in dem Beispiel also die Frage nach der beruflichen Stellung mit ihren Antwortvorgaben), sowie schließlich der Art der Aufbereitung dieser Informationen für die eigentliche Analyse (also z.B. die Zusammenfassung mehrerer Antwortkategorien als Indikator für eine bestimmte soziale Schicht). Zur Operationalisierung eines theoretischen Konstruktes gehört auch die Frage, welches »Meßniveau« die verwendeten Indikatoren haben sollen.
Den gesamten Bedeutungsraum eines Kon-
struktes kann ich dabei allerdings nie erfassen, es sei denn, ich reduziere das
Konstrukt auf eine operationale Definition (Intelligenz ist genau und nur das, was
der Intelligenztest XY "misst").
Beispiel: Vom „Wesen“ des Gefühls
Wenn wir Angst empfinden, dann drücken wir dieses Gefühl nicht nur mimisch
oder allgemeiner nonverbal aus, sondern reagieren ggf. auch entsprechend. Wir
fliehen, weil wir Angst haben.
Es wird denn aber auch in der Emotionspsychologie der umgekehrte Zusammenhang
(zumindest) diskutiert: Erst aufgrund der Wahrnehmung körperlicher/ physiologi-
scher Veränderungen stellt sich im zweiten Schritt das entsprechende Gefühl ein.
Selbstaktualisierungstendenz
Tendenz jedes Menschen nach Selbstaktualisierung, Selbsterhaltung und Selbstverwirklichung – nach der personzentrierten Theorie von Rogers die Hauptantriebe menschlichen Handelns. Der Mensch bewertet ständig seine Erfahrungen, wobei das Kriterium das Streben nach Selbstaktualisierung, -erhaltung, -verwirklichung ist: Verhaltensweisen, die der Selbstverwirklichung entsprechen, werden positiv bewertet und angestrebt. Verhaltensweisen, die ihr nicht entsprechen, werden negativ bewertet und verworfen. Nach
Rogers wird der Organismus des Menschen nicht durch Triebe, sondern von einer einzigen zentralen Energie, der angeborenen Tendenz zur Selbstaktualisierung, Selbsterhaltung, Selbstverwirklichung gesteuert. Damit ist die Selbstaktualisierung das grundlegende Motiv für das Tätig werden des Menschen, um Autonomie und Selbstständigkeit zu erlangen. Dabei entwickelt er die zunehmende Bereitschaft, sich für jede Art von Erfah-
rung zu öffnen und sich und andere so anzunehmen, wie sie sind. So lernt das Kleinkind unter großen Anstrengungen den aufrechten Gang, obwohl es leichter ist zu krabbeln. Dadurch wird es von seiner Umwelt unabhängiger und erlangt somit einen kleinen Teil Autonomie.
2. Was ist ein psychologisches Konstrukt?
nicht direkt beobachtbare (hypothetische) Eigenschaft oder Dimension, die aufgrund einer (Verhaltens-) Beobachtung oder eines Tests erschlossen werden muß, wie z.B. Intelligenz, Kreativität.
- Kann in Abhängigkeit von seiner jeweiligen theoretischen Einbettung auf unterschiedliche Weise definiert werden.
- Ist unter einer operationalen Definition exakt das, was mit einem Messverfahren gemessen wird.
- Muss zu seiner empirischen Erforschung operationalisiert werden
- Ein Konstrukt ist eine
gedankliche Hilfskon-
struktion für die Be-
schreibung von Phäno-
menen, die der direkten
Beobachtung nicht
zugänglich sind, son-
dern nur aus anderen
beobachtbaren Daten
erschlossen werden
können.
Phänomene Beschreiben und Erklären
bevor man diese Phänomene erklären konnte, musste man auf sie aufmerksam werden und sie
systematisch beschreiben
Beschreiben des menschlichen Verhaltens und Erlebens gilt dann auch als Zielkonstituente For-
schung, die aber im Vergleich zu ihrer „großen Schwester“ – Erklärung – zu Unrecht weniger hoch
angesehen wird
Phänomen der Volumenkonstanz
für kleine Kinder führt das Umschütten des Wassers zu dem Urteil, dass es sich um mehr Wasser (Orientierung an der Höhe des Behälters) oder weniger Wasser (Orientierung an der Breite des Behälters) handelt, da sie die Dimensionen der Breite und Höhe noch nicht miteinander ins Verhältnis setzen können und sich von ihrer visuellen Zentriertheit auf eine der beiden Dimensionen leiten lassen
Phänomen der Objektpermanenz
für ein Kleinkind hat ein Objekt nur solange eine Existenz, wie es
vom Kind gesehen wird (Jean Piaget; Beobachtung seiner eigenen Kinder)
Hypothese
vorläufig durch Beobachtung oder theoretische Überlegungen begründete An-
nahme, die noch nicht hinreichend an der Erfahrung (z.B. durch Experiment) geprüft wurde
(bewährt - vorläufig gesicherter Bestandteil einer Theorie; widerlegt - modifizieren, verwerfen);
kann nicht verifiziert werden (Wahrheitswert nicht beweisbar);
so lange gültig, wie sie nicht widerlegt – falsifiziert – werden können
normative Wissenschaft
- Psychologie ist keine normative Wissenschaft: beschäftigt sich nicht mit der Frage, wie ein
Mensch sein sollte; Normen und Werte fließen aber in Forschung mit ein (Menschenbildan-
nahmen – Mensch als Maschine, als Computer, als Gehirn, als sich selbst entfaltendes Sys-
tem, als soziales Wesen etc.)
Beispiel:
Jean Piaget befasste sich theoretisch und empirisch mit Genese des Denkens:
-> Logisches, rationales und von der Person dezentriertes Denken gilt innerhalb seiner The-
orie als Zielpunkt der Entwicklung. Andere mögliche Zielpunkte werden dabei nicht in Be-
tracht gezogen (etwa eine emotional und sozial verortete „Weisheit“, die sich aus subjek-
tiven Lebenserfahrungen speist)
1. Was ist eine „empirische“ Wissenschaft?
= Erfahrungswissenschaft. Vorhersage und Konzepte werden systematisch überprüft um
psychologische Phänomene zugänglich zu machen. Meist methodische, standardisierte Überprüfungen.
Entwicklungspsychologische Theorien sind in aller Regel nicht frei von impliziten Menschenbildannahmen.
Untersuchungsmethoden psychischer Merkmale/Funktionen
o Querschnittdesign: Untersuchung von Individuen unterschiedlichen Alters zu einem
einzigen Zeitpunkt im Hinblick auf ein Merkmal
o Längsschnittdesign: Beschreibung der Entwicklung eines psychischen Merkmals/Funktion durch Registrierung dieses Merkmals/ dieser Funktion über die Zeit, d.h. mehrfach
Gesellschaftlicher und demographischer Wandel
- Gesellschaftlicher und demographischer Wandel mach(t)en einen neuen, weiteren Entwicklungsbegriff notwendig: Veränderung – als Auf- und Abbau, aber auch als Anpassung – findet über die gesamte Lebensspanne hinweg statt
Reifung
Reifung ist wichtiger Motor für die Entwicklung, die offenbar bei allen Menschen in gleicher/ sehr ähnli-
cher Weise einer Art innerem Bauplan folgend in eng an das biologische Alter gebundenen, unum-
kehrbaren Stufen oder Phasen auf das Erreichen eines „höheren Ziels“ hin gerichtet ist; einmal am „Ziel“
angekommen kann es „nur noch“ um Erhaltung, später Abbauprozesse, gehen (Erhaltungs-, Abbaupha-
se wurde lange Zeit als Erwachsenenalter betrachtet)
Thema/Inhalt der EntwPsy
Es wird nicht gefragt wie etwas „ist“, sondern wie etwas „wird“.
- Alles Psychische entwickelt sich EntwPsy beschäftigt sich mit allen Funktionsbereichen
- Thema/Inhalt der EntwPsy:
o intraindividuelle Veränderungen, interindividuelle Unterschiede in intraindividueller
Veränderung (d.h. EntwPsy thematisiert Veränderungen innerhalb einer Person über
die Zeit hinweg und Unterschiede zwischen Veränderungsverläufen verschiedenerPersonen)
o Bedingungen für Entstehung, Veränderung, Stabilität psychischer Funktionen
o Gründen für differentielle Entwicklungsverläufe
o Interventionsmaßnahmen bei „abweichender“ Entwicklung
- Veränderung ist das weitere, Entwicklung das engere Konzept unklar, wann in engerem Sinne von Entwicklung gesprochen werden kann, da Entwicklungsbegriff sich selbst verändert hat: weg von reiner Kinderpsychologie hin zu einer „Lebensspannenorientierung“
Entwicklungspsychologie
Die Entwicklungspsychologie ist ein weites Feld. In ihrem Zentrum stehen Fragen nach Entstehung, nachhaltiger Veränderung und auch nach dem Zustandekommen von Stabilität (Stabilität und Veränderung sind zwei Seiten einer Medaille!) psychischer Funktionen über die Lebensspanne hinweg.
24. Längsschnittmethode: Beschreibung, Vor- und Nachteile, Begründung für ihren seltenen Gebrauch!
23. Querschnittmethode: Beschreibung, Vor- und Nachteile, Begründung für ihren sehr häufigen Einsatz!
Beschreibung:
Untersuchung eines oder mehrerer Merkmale einmalig zu einem bestimmten Zeitpunkt
bei Stichproben aus verschiedenen Altersgruppen.
Aus den Unterschieden zwischen den Altersgruppen wird dann auf den
Entwicklungsverlauf des Merkmals geschlossen.
Begründung für häufigen Einsatz:
- Geringer Zeit- und Personalaufwand, leicht umsetzbar und anzuwenden
- Einsetzbar zur Heuristik und bei Fragestellungen, die an einen bestimmten Zeitpunkt
gebunden sind.
22. Erläutern Sie Bronfenbrenners ökologischen Ansatz.
Urie Bronfenbrenner war ein „Kontextualist“, der Entwicklung als die „dauerhafte
Veränderung der Art und Weise, wie die Person die Umwelt wahrnimmt und sich mit ihr
auseinandersetzt“ verstand.
Seine „Ökologie der menschlichen Entwicklung“ befasst sich mit der fortschreitenden
gegenseitigen Anpassung zwischen dem aktiven sich entwickelnden Menschen und den
wechselseitigen Eigenschaften seiner unmittelbaren Lebensbereiche.
Dieser Prozess wird fortlaufend von den Beziehungen dieser Lebensbereiche
untereinander und von den größeren Kontexten, in die die Lebensbereiche eingebettet
sind, beeinflusst.
Das Individuum ist eine „wachsende dynamische Einheit“, die einerseits ihre Umgebung
beeinflusst und verändert und andererseits auch von ihrer Umwelt beeinflusst wird
(Reziprozität).
Die Umwelt beschränkt sich nicht nur auf den unmittelbaren Lebensbereich, sondern
besteht aus mehreren Lebensbereichen, den Verbindungen zwischen den
Lebensbereichen sowie auch äußeren Einflüssen aus der weiteren Umwelt.
Aus ökologischer Perspektive erscheint die Umwelt topologisch als eine ineinander
geschachtelte Anordnung konzentrischer, ineinander gebetteter Strukturen, die als
Mikro-, Meso, Makro-, Exo- und Chronosysteme bezeichnet werden.
Die Dimension der Zeit im gesellschaftlichen Wandel
Menschen verändern sich nicht nur im Laufe ihres eigenen Lebens; es verändert sich auch das gesell-
schaftliche Leben selbst, was wiederum seinen Niederschlag auf den menschlichen Lebenslauf findet.
Diese Tatsache ist für die Psychologie nur schlecht zu verschmerzen, da sie doch nach raum- und
zeitunabhängigen Gesetzen der menschlichen Psyche sucht.
Mikro-, Meso- und Makroebene
Obiges Modell ist zu schlicht, um Komplexität von Entwicklung zu beschreiben.
Menschliche Erfahrungen und menschliches Erleben werden auf einer „mittleren“ Ebene (Mesoebene) organisiert, gefiltert und kanalisiert, dabei aber nicht strikt determiniert. Subjektive Erfahrungen auf Mikroebene werden kulturell durch „Rahmen“ und Schemata geleitet. So finden einzigartige affektive Momente (Tod einer nahestehenden Person) – erst „vermittelt“ durch den mesogenetischen Organisationsbereich (z.B. Trauerrituale)– Eingang in die ontogenetische Struktur.
Mögliche Formen des Niederschlags mikrogenetischer Erfahrungen auf ontogenetischer Ebene (Josephs und Valsiner, 2007):
(A) Linearer Einfluss: aktualgenetische Einflüsse wirken sich linear auf die Ontogenese aus
(B) Traumatischer Einfluss: traumatischer Einfluss am Anfang, welcher bei weiteren derartigen Einflüssen nachlässt
(C) Quantitative Zunahme: erst die quantitative Zunahme führt zum Lernerfolg auf der Makroebene
Veränderungswellen
Der Entwicklungspsychologie geht es in erster Linie um Veränderungen, die in
größeren und längeren Wellen von Jahren auftreten und die systematisch mit dem
Lebensalter korreliert sind. Mit anderen Worten: Es geht um die Individualent-
wicklung "von der Wiege bis zur Bahre", um die Ontogenese.
Die Ontogenese selbst ist jedoch in andere, noch größere "Veränderungswellen"
eingebettet – zum einen in historische/ gesellschaftliche Veränderungen, zum
anderen in Veränderungen innerhalb der Stammesgeschichte (Phylogenese). Mit
letzterem Thema beschäftigt sich vor allem die Evolutionsentwicklungspsycholo-
gie. Dass Entwicklung auch in Prozesse der historischen und gesellschaftlichen
Veränderung eingebunden ist, lässt darauf schließen, dass Entwicklungsprozesse
nicht (nur) natürlich verlaufen. Man kann also unterschiedlichen Zeitachsen und
Zeitdimensionen Aufmerksamkeit schenken, um Veränderungen zu beschreiben.
Die folgenden Ausführungen sind dabei selektiv.
Beziehungen zwischen der Mikro- und der Makroebene
Verknüpfung der Ebenen der Ontogenese und der Aktualgenese → Mikrogenese
Mikroebene → Aktualgenese → Allgemeine Psychologie
Makroebene → Ontogenese → Entwicklungspsychologie
Die „großen“ Entwicklungsschritte auf ontogenetischer Ebene stehen „irgendwie“ mit sehr kleinschrittigen Prozessen auf Mikroebene im Zusammenhang
20. Warum ist „Alter“ keine unabhängige Variable im eigentlichen Sinne?
- Auch kann das Alter nichts erklären, Alter ist "kausal impotent", wie ich irgend-
wo so einprägsam formuliert las: Ein Kind ist beispielsweise ganz sicherlich nicht
"schulreif", weil es sechs Jahre alt ist. Wir können nicht im juristischen Sinne
Verantwortung tragen oder wählen, weil wir 18 Jahre alt sind. Das Alter erklärt
also nichts, wohl aber die mit dem Alter einhergehenden oder korrelierten Faktoren, die "eigentlich" für bestimmte Entwicklungsergebnisse verantwortlich sind.
Warum kommt es zu Veränderungen und /oder Stabilität, warum gibt es diesbe-
züglich inter- und intraindividuelle Unterschiede? Die Bedingungen dafür können
intern (in der Natur der Spezies Mensch, in den individuellen Anlagen, in der
Person) oder extern (in der physischen, sozialen oder sozial gestalteten Umwelt)
lokalisiert werden. Interne und externe Bedingungen können dabei additiv wirken
oder – realistischer – miteinander interagieren. - „Alter“ hat man, es kann nicht variiert werden wie Beispielsweise ein Medikament oder Trainingsalter.
- Zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben zweier Personen können zu verschiedenen Zeiten verschiedene Entwicklungen statt finden. Es gibt nicht DIE Entwicklung zu DEM bestimmten Alter – wie Schulreife oder Volljährigkeit. Alter ist „kausal impotent“.
- Außerdem: Alter erklärt psychologische Phänomene nicht, es ist also kein explikatives Konstrukt
- das Alter kann nicht im experimentellen Sinner wie eine UV manipuliert werden
- das Alter ist eine sog. Organismusvariable, die lediglich wie eine UV behandelt und
eingesetzt wird
- trotz gleichen Alters kann z.B. der Entwicklungsstand insb. Bei Kindern sehr
unterschiedlich sein
Zeit als Lebensalter
Zeit wird hier in erster Linie als Lebensalter verstanden. Ziel der klassischen
ontogenetischen Perspektive ist die Beschreibung und Erklärung der mit dem
Lebensalter einhergehenden intraindividuellen Veränderungen (Veränderungen
innerhalb der Person) und interindividuellen Unterschiede (zwischen Personen
auftretende Unterschiede) in intraindividuellen Veränderungen. Psychische Phä-
nomene, und dies ist der Pferdefuß, "kennen" jedoch nicht unsere konventionelle
Zeitrechnung, auch wenn sie davon beeinflusst werden können. Sie wissen nichts
von Jahren oder Geburtstagen; sie haben ihre Eigenzeit.
Drei Grundannahmen Sanders (z.B. 1927):
Aktualgenese
1. Wahrnehmen und Erkennen bestehen in einem gewöhnlich unauffälligen, blitzartig ablaufenden Vorgang, dem „eigentlich“ ein sich allmählich stattfindender Erfahrungsprozess zugrunde liegt (Aktualgenese)
2. Die Aktualgenese verläuft in deutlichen Phasen
3. Diese Phasen verlaufen von einem anfänglichen Stadium, in dem ein „ungegliedertes etwas“
mehr erahnt und erfühlt als gesehen wird, über eine Zwischenstadium, in dem eine sogenannte „labile Vorgestalt“ (eine als nicht endgültig erscheinende Gestalt) entsteht, zu einer schließlich klar gegliedert erscheinenden Endgestalt
Zur Prüfung der aktualgenetischen Annahmen wurden spezielle experimentelle Methoden entwi-
ckelt, deren Gemeinsamkeit darin besteht, den schlagartig ablaufenden Prozess der Entstehung einer
Gestalt künstliche zu dehnen, um so die einzelnen Phasen identifizieren zu können.
Diesem Verfahren liegt die Annahme zugrunde, dass der methodische Eingriff den aktualgenetischen
Entfaltungsvorgang nicht grundlegend ändert. Das Zutreffen dieser Annahme muss allerdings nach
neueren Erkenntnissen bezweifelt werden.
ABER:
Unabhängig von der Kritik an der methodischen Herangehensweise ist grundsätz-
liche Logik des aktualgenetischen Ansatzes von hoher Relevanz: Einem norma-
lerweise unmittelbar erfolgendem Wahrnehmungsergebnis liegt ein komplexer
Prozess qualitativer Veränderungen zugrunde. Das, was mit einem Schlag auf
einmal "da" ist, unterliegt einem Transformationsprozess.
16. Was bedeutet Ontogenese?
Phylogenese: Stammesentwicklung
Ontogenese: Individualentwicklung
→ es ist KEINE Auseinandersetzung mit ontologischen Fragen!
Aktualgenese
= die kürzeste Zeitspanne mit gleichzeitig höchster Auflösung;
= Entstehung und Verlauf einer menschlichen Aktivität (z.B. Handlung, Wahrnehmung, Urteil)
Veränderungen auf zeitlicher Mikroebene zu studieren ist aktualgenetischer For-
schung inhärent. Diese ist in der Entwicklungspsychologie vergleichsweise selten,
sondern findet sich hauptsächlich in der Allgemeinen Psychologie (z.B. in der
Wahrnehmungsforschung).
Die Dimension der Zeit
Wenn ich ein System verstehen will, dann reicht es nicht, seine Existenz zu kons-
tatieren, sondern ich muss wissen, wie es funktioniert. Wie bleibt der vorgeblich
gleiche Zustand erhalten? Wie kommt es zu qualitativ neuen Formen und Funkti-
onen? Fragen nach Veränderung (oder Aufrechterhalten eines "Zustandes") –
Fragen nach Entwicklung – machen es notwenig, sich mit der Dimension der Zeit
zu beschäftigen. Zeit ist die zentrale Dimension der Entwicklung. Veränderungen
oder Quasi-Stabilität (siehe oben) beruhen auf Prozessen, die sich in der Zeit
abspielen. Wir bestimmen Zeit mit Uhren und Kalendern in Sekunden, Minuten,
Stunden, Tagen, Jahren. Wir verändern uns ständig: Panta rhei – alles fließt – von
Sekunde zu Sekunde, Minute zu Minute. Doch diese schnellen Veränderungen,
die wir auf einer Zeitskala von Minuten, Stunden oder auch Tagen abbilden kön-
nen, sind in der Regel nicht Gegenstand der Entwicklungspsychologie – sollten es
vielleicht aber auch sein (siehe unten)!
„Drei-Berge-Versuch“
Untersuchung von vier- und sechsjährigen Kindern zur Perspektivübernahmefähigkeit
Nach Wechsel der Position (von Ausgangsposition 1 abwechselnd zu Position 2 und 3) gaben die vierjährigen Kinder zurück in der Ausgangsposition als Lösung die aktuelle eigene Ansicht (Position 1) an. Sie können sich nicht in die Lage eines Beobachters an Position 2 oder 3 hinein versetzen. Die sechsjährigen Kinder hingegen wissen in der Mehrzahl, dass die eigene Perspektive nicht mit der Perspektive eines anderen Betrachters entspricht.
Die unabhängige Variable des Alters hat einen Effekt auf die abhängige Variable der Perspektivübernahme.
Lebende Systeme und stabile Zustände
Lebende Systeme sind
offene Systeme und
kennen keine wirklich
stabilen Zustände.
21. Welchen Stellenwert hat das „Alter“ in der entwicklungspsychologischen Forschung?
- Alter ist kein explikatives Konstrukt, wohl gibt es mit dem Alter einhergehende oder korrelierende Faktoren (z.B. 6 Jahre Schulreife). Bedingungen dafür sind interne (individuelle Anlagen) und externe (sozial, gesellschaftlich)
- Alter kann Entwicklungsprozesse in Gang setzen in der empirischen Forschung, kann Alter als unabhängige Variable zum Vergleich von zwei
- Zuständen eingesetzt werden (z.B. Drei-Berge-Aufgabe, Piaget, Perspektivübernahme), gibt aber keine Antwort auf Fragen nach Entwicklungsprozessen
- Alter als bestimmter Ort des zeitlichen Kontinuums, eines individuellen Lebenslaufs in der ontogenetischen Betrachtung
Gibt Hinweise auf den Zeitpunkt des Wirksamwerdens zugrunde liegender Entwicklungs-
prozesse.
Ist in aktualgenetischen Untersuchungen weitgehend irrelevant.
Alter ist als eine Trägervariable für verschiedene zugrundeliegende Entwicklungsfaktoren zu verstehen.
19. Was ist das SOK-Modell nach Baltes? Nennen Sie ein eigenes Beispiel.
Selektion, Optimierung und Kompensation
- Nicht auf allen Hochzeiten tanzen, sondern eine Wahl treffen
- Lieber weniger Dinge tun, dafür optimal
- Bei Abbau/ Wegfall von Fähigkeiten flexibel darauf reagieren. Wieder Optimierung und Kompensation
- Nicht alles im Leben wollen, sondern sich auf einen Teil der Lebensoption ausrichten Z.B. Arthur Rubinstein, Konzerntpianist
Selektion: spielte nur noch ausgewählte Stücke
Optimierung: übte diese Stücke intensiver
Kompensation: vor schnellen Pagen spielte er langsamer um zu kontrastieren
Hat sich auch bei der Erforschung des "erfolgreichen Alterns" bewährt.
18. Nennen und beschreiben Sie die Leitsätze? einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne nach Baltes.
Reifung
Als Reifung werden in der Psychologie, insbesondere der Entwicklungspsychologie, solche Vorgänge klassifiziert, die aufgrund endogen vorprogrammierter und innengesteuerter Wachstumsprozesse einsetzen und auch im weiteren Verlauf größtenteils von diesen gesteuert werden. Alle Vorgänge der Reifung sind also durch Vererbung determiniert, wobei exogene Faktoren wenig bis gar keinen Einfluss auf die Reifung ausüben.
Reifung ist ein wichtiger Motor der Entwicklung.
Veränderung
Veränderung ist das weitere, Entwicklung das engere Konzept:
Wir selbst und unser Leben unterliegen ständigen Veränderungen, durch die wir uns
entwickeln.