Standortmanagement

Prüfungsfragen zur genannten Vorlesung von Dr. Christof Abegg und Matthias Thoma am D-BAUG der ETH Zürich

Prüfungsfragen zur genannten Vorlesung von Dr. Christof Abegg und Matthias Thoma am D-BAUG der ETH Zürich

Roland Schenkel

Roland Schenkel

Kartei Details

Karten 53
Lernende 26
Sprache Deutsch
Kategorie Geographie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 09.08.2011 / 28.08.2024
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1) Wieso stehen die Standorte im Wettbewerb? (Produktionsfaktoren)

Standortwettbewerb heisst Konkurenz um mobile Produktionsfaktoren:

*Sachkapital

*qualifizierte Arbeitskräfte

*erwünschte öffentliche Investitionen (Hochschulen, Infrastruktur)

*intakte Umwelt, Verschonung vor unerwünschten öffentlichen Investitionen (z.B. Kehrichtverbrennung, Endlagerstätten)

*Aufmerksamkeit und Image

Gloablisierung --> Fortschreitende technologische Entwicklung und Deregulierung der Güter-, Dienstleistungs- und Finanzmärkte --> Minimierung der Kosten für die Raumüberwindung und neue Markttransparenz --> Internationalisierung von Angebot und Nachfrage (Erweiterung der Konsumräume) --> Firmenwettbewerb --> Standortwettbewerb, da Firmen für ihre wirtschaftliche Aktivität einen geeigneten Standort suchen

2) Was ist die regionale Wettbewerbsfähigkeit?

„Fähigkeit von Regionen, unter Bedingungen des internationalen Wettbewerbes den Produktionsfaktoren dauerhaft ein relativ hohes Einkommens- und Beschäftigungsniveau zu sichern“ (OECD)

3) Was spielt bei der Standortentscheidung eine entscheidende Rolle?

Standortfaktoren: Steuern, Abgaben, Subventionen, Absatzmarkt, Infrastruktur, Arbeitskräftepotential, Ressourcenverfügbarkeit, Kulturangebot, Freizeitmöglichkeiten und Bildungsangebot, die für die Anwerbung hoch qualifizierter Mitarbeiter entscheidend sein können

Rationale und emotionale Einflussfaktoren...

Betriebsinterne und -externe Faktoren

Allgemeingültige und Unternehmensspezifische Faktoren

Push und Pull

Harte und weiche Faktoren

4) Welche Faktoren sind wichtiger, die weichen oder die harten Standortfaktoren?

Die Weichen sind wichtiger. Harte für “Grobauswahl” (von A bis Z kommen A, B, C aufgrund harter Faktoren überhaupt in Frage), die weichen sind aber schliesslich ausschlaggebend, ob Standort A, B oder C gewählt wird

Im zunehmenden europäischen Wettbewerb der Regionen sehen sich Kommunen eines Lebens- oder Wirtschaftsraumes vor die Herausforderung gestellt, die eigenen attraktiven Standortfaktoren durch regionsweit abgestimmte Maßnahmen der Wirtschaftsförderung zu bewerben. Da die harten Standortfaktoren in der Regel nicht oder nur in begrenztem Maße ihrer Beeinflussung unterliegen, konzentriert sich die Wirtschaftsförderung in zunehmendem Maße auf die weichen Standortfaktoren.

5) Was sind mobile Produktionsfaktoren?

Produktionsfaktoren, welche nicht an einen Ort gebunden sind wie:

Unternehmer, Betriebe, qualifizierte Arbeitskräfte, Kapital

6) Systematisierung der Standortfaktoren?

* Betriebsinterne (Leistungserstellung und Leistungsverwertung) und betriebsexterne Faktoren (Agglomerationsfaktoren, Infrastruktur)

* Generelle (allgemeingültige) und spezielle (unternehmensspezifische) Faktoren

* Push-Faktoren (Bedingungen, die dafür verantwortlich sind, dass ein Unternehmen den Standort verlässt) und Pull-Faktoren (Standortfaktoren, die für ein Unternehmen an einem fremden Standort attraktiv sind)

* Harte (objektive, monetär messbare, quantifizierbar, können direkt in die Markt- und Standortanalyse für ein Unternehmen mit einbezogen werden. Die harten Standortfaktoren sind in manchen Fällen auch eine unabdingbare Voraussetzung zur Errichtung eines Unternehmens) und weiche (subjektive, qualitative, können nicht in die Kostenrechnung eines Unternehmens integriert werden, treten aber immer mehr bei der Standortwahl in Erscheinung) Faktoren

7) Wieso gewinnen die weichen Standortfaktoren?

Von den Standort- bzw. Wirtschaftsförderungsorganisationen sind oft mehrheitlich oder sogar

nur die weichen Standortfaktoren beeinflussbar.

Bei der Standortwahl der Unternehmen spielen die weichen Faktoren zusehends eine

wichtigere Rolle, sie dazu Frage 4

8) Was ist Globalisierung und was bewirkt sie?

Die Globalisierung ist der Vorgang der zunehmenden weltweiten Verflechtung. Sie bewirkt unter anderem eine Intensivierung des Standortwettbewerbs.

9) Was treibt die Globalisierung an?

Der technische Fortschritt und die poltischen Entscheidungen zur Liberalisierung des Welthandels. Steigende Mobilität und einfache Kommunikation (Internet) tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei

10) Was ist Glokalisierung?

Wortkombination aus Globalisierung und Lokalisierung:

Die beiden Prozesse sollen sich ergänzen in dem sie sinnvoll verbunden werden.

=> globaler Zugriff auf Ressourcen (Globalisierung)

=> lokale und regionale Einbettung (Lokalisierung) lokales Engagement, lokale Anpassung, lokaler Sitz

11) CS-Index über die Wirtschaftsstärke der Regionen: Was ist das? Was bringt es?

Index aus den messbaren Standortfaktoren

* Steuerbelastung der natürlichen und juristischen Personen

* allgemeiner Ausbildungsstand der Bevölkerung

* Verfügbarkeit von hochqualifizierten Fachkräften

* verkehrstechnische Erreichbarkeit

12) Welche Entwicklungen führen zur Verstärkung des internationalen und nationalen Wettbewerbs von Standorten?

? Fortschreitende technologische Entwicklung

? Deregulierung der Gu? ter-, Dienstleistungs- und Finanzmärkte

? Kosten der Raumu? berwindung werden minimiert

? Internationalisierung der Nachfrage und des Angebots

=> Globalisierung

=> Firmenwettbewerb => Standortwettbewerb, da Firmen bestgeeigneten Standort suchen

16) Management Cube und dessen Bestandteil?

Managementprozess

Strategie

Strukturen

Kultur

Erneuerung

Optimierung

Ressourcen

17) Wie lässt sich das betriebswirtschaftliche Managementkonzept auf das Standortmanagement übertragen?

normatives, strategisches und operatives Management. Aber: andere Ziele (nicht Gewinn sondern gegenläufige, konfliktträchtige Ziele)

Andere Entscheidungsmodalitäten (nicht Hierarchie sondern Politik)

18) Was ist ein Cluster?

Konzentration von Produzenten, Zulieferern, Forschungseinrichtungen, Dienstleistern und weiteren Institutionen (z.B. Wirtschaftsförderungsstellen) in gewisser räumlicher Nähe

19) Warum ist ein Cluster für das einzelne Unternehmen attraktiv?

* gemeinsame Austauschbeziehungen entlang einer Wertschöpfungskette

* Wettbewerbsvorteile / hohe Produktivität durch positive Externalitäten und Arbeitsteilung

- gemeinsamer Pool von Arbeitskräften

- gemeinsames Sourcing, Fokus auf Kernkompetenz

- Wissens-/Informationstransfer

20) Wie können Cluster (in einer Region) gefördert werden?

Gezielte Wirtschaftsförderungen (Events, Technologieaustausch )in den ausgewählten Branchen => mehr Firmen => eher ein Cluster möglich

Cluster können durch das Standortmanagement nur gefördert und nicht gebildet werden.

21) Was gibt es in der Schweiz für Cluster?

Angaben der Wirtschaftsförderungsorganisationen:

Zürich:

* Financial Center Initiative

* Life Sciences

* Nachhaltigkeit

* High Tech, Nischenanbieter: Automobilzulieferer, Raumfahrt, Laser

* Headquaters

* Kulturwirtschaft

Bern:

* Telematikcluster Bern

* Medizinalcluster Bern

* Wirtschaftsberatungscluster Bern-Espace Mittelland

Des Weiteren

Basel:

? Pharma

? Spezialitätenchemie

Genf:

? Internationale Organisationen

22) Was sind die Gefahren von Clustern?

Klumpenrisiko: Wenn eine Branche eine Krise erlebt geht es dem ganzen Cluster schnell schlecht.

23) Gefahren der Cluster-Förderung

* Fixiertheit auf Cluster mit wenig Perspektiven

* Verschlossenheit gegenüber Innovationen aus der Cluster-externen Welt

* Effekte bleiben aus

24) Was hat Standortmanagement mit Betriebswirtschaft zu tun?

normatives, strategisches, operatives Management, siehe Standortmanagement Cube ( => SGMM, St. Galler Management Modell)

25) Wie unterscheidet sich Marketing vom Standortmarketing?

Produkte sind Mobil, Standorte sind immobil => die Kunden müssen kommen

Allgemeines Marketing richtet sich stärker an klar bestimmte Zielgruppen. Das vermarktete Produkt ist häufig klarer definiert und weniger komplex

26) Welche Handlungsfelder vom Standortmanagement gibt es?

• Wissens- und Technologietransfer (Kooperationsnetzwerk)

• Innovationsförderung (Service, Impulsprojekte, Anreize)

• Bildung (Infrastruktur, Anziehung Hochqualifizierter)

• Standortmarketing (Prägung der Wahrnehmung)

• Institutionelle Kapazität und Effizienz (Kompetenzen)

• Soziale Infrastruktur (Kinderbetreuung, Schulen)

• Soziale Kohäsion (Verteilung, Segregation, Integration)

• Raum- und Infrastrukturplanung (Entwicklungsgebiete, Erschliessung, Lebensqualität)

• Verkehrsanbindung (Strasse, Schiene, Flugzeug)

• Steuerpolitik (Steuer- und Leistungsniveau)

27) Gibt es beim Standortmarketing Ideen aus dem Produktmarketing?

4-P Modell mit Bedeutung im Produktmarketing und im Standortmarketing

* Product (Eigenschaften des Produktes analysieren; SWOT)

* Price (Preis setzen; Landpreise)

* Place (Vertreibungskanäle; interne Kooperation zwischen Ämter, Unternehmen, Verbände, ..., externe Kooperation zwischen Unternehmen, Städtepartnerschaften, Botschafter, ...)

*Promotion

(& * People)

28) Wie können Sie einen Standort vermarkten?

* Tourismusförderung, Destinationsmarketing (Aussenwerbung für einzelne Ferienregionen, Städtetourismus: Kultur, Events etc.)

* Regionalvermarktung (Initiativen zur Vermarktung und „Labeling“ regionaler Produkte)

* Institutionenmarketing (Gewinnt wegen der zunehmenden Institutionalisierung der regionalen Ebene an Bedeutung.)

* Regionalmarketing / Stadtmarketing (umfassende Vermarktung eines Standortes: Wirtschaftsförderung, Tourismus, Kultur, Produkte)

29) Welche anderen Marketinginstrumente (nebst Tourismusförderung, Wirtschaftsförderunge, ...) gibt es?

* Die richtigen Rankings auswählen:

Um oben in der Liste zu sein

Um in vielen Rankings gut zu sein

Um aufsteigende Trends zeigen zu können

* Slogans (viel gebrauchte Wörter)

Herzen / heart: Zentralität, einladend, emotional

Capital: Einzigartig, wertvoll, politisch wichtig: z.b.: Media Capital of the World...

* Flagship Projekte

Events

grosse / bedeutende Bauten (oder sogar Quartiere)

30) Wie kann eine Gemeinde die Konditionen beeinflussen?

- Steuern

- Landpreise

- Welches Land wird eingezont und zu welchen Bedingungen

31) Was hat Architektur mit Standortmarketing zu tun? Was sind die Risiken dabei?

Architektur-Objekte können sehr medienwirksam sein: (oft auch Flagship-Projekte)

* Wettbewerb bezüglich Höhe, Form, Licht...

* grosse Namen („Architektur-Stars“) als Verkaufsargument

!!!! => Andere Gebiete/ Stärken der Stadt könnten dadurch vernachlässigt werden

32) Was können grosse Anlässe wie eine Olympiade für Vor- und was für Nachteile bringen?

VORTEILE:

* kurzfristiger Anstieg im (Städte)-Tourismus

* Qualitäten des Standorts können über die Kanäle des Anlasses vermarktet werden

- Kultur

- Entertainment / Shopping

- Stadtbild / Freizeit / Erholung

=> langfristigerer Städtetourismus + Promotion als Wohnstandort

* Neue Infrastruktur die für den Event gebaut wird (Verkehr, Stadien,...)

NACHTEILE:

*Hohe Investitionen

* Infrastruktur wird nicht / wenig genützt, aber kostet (z.b. Bobbahn Turin, Stadien Peking)

33) Wie kann sich eine Region in Szene setzen?

Mit Labels, lokalen Produkten (Zuger Kirschtorte, Appenzeller Biberli etc.) und Events

34) Entlebuch: UNSECO Biospärenreservat - Wie profitiert das Entlebuch vom Biospärenreservat?

Produkte mit Label, Attraktivität für Bevölkerung, gutes Image weil man versucht natürliche Ressourcen zu schonen, Unternehmensgeist des Gewerbes wird gefördert.

Tourismusförderung

35) Eine Region möchte einen Naturpark gründen (der 12. Naturpark in der CH), was würden sie der Region raten?

Nicht empfehlenswert, da nicht innovativ.

36) Wie definieren wir Innovation(1.) wie kann eine Region innovativ sein(2.)?

1. Innovation:

„Jedes ‚Andersmachen‘ im Gesamtbereich des Wirtschaftslebens … (wollen) wir ... Innovation nennen. Es ist völlig egal, ob eine Innovation wissenschaftliche Neuheit beinhaltet oder nicht“ (J. Schumpeter)

=> Innovation = Neuerung + Markerfolg

2. Wie: (Ideen)

* neue Vermarktungskanäle (der Produkte + Standortmarketing)

* kleine / neue Firmen fördern => viele Ideen => mögliche Clusterbildung

* neue Angebote/ Dienstleistungen

37) Warum soll eine Region innovativ sein?

Um wirtschaftlichen Aufschwung zu erzeugen, welcher dann der ganzen Region hilft.

Die geht dann via Firmenansiedlungen und Neugründungen

Um von der Neuen Regionalpolitik unterstützt zu werden.

38) Was ist der Input/Output bei der Innovation?

* Input: Wissen, Finanzen, Aufwendungen für Forschung, Entwicklung und innovationsrelevantes Personal

* Throughput: Patente, Normen, Statistiken

* Output: Umsatzanteile von neuen Produkten

39) Warum wird die soziale Infrastruktur immer wichtiger als Standortfaktor?

Berufstätige Frauen --> Kinderkrippen/Schulen

Gute soziale Infrastruktur = Lebensqualität

40) Wie können Region eingeteilt werden?

Grundsätzlich entscheidet der Zweck darüber, wie die Regionen gebildet werden.

* Homogene Regionen (Räume gleichartiger Strukturen oder ähnlicher Problem- und Interessenslage)

* Funktionale Regionen (Raumeinheiten, bei denen die sozialen und wirtschaftlichen Beziehungsverflechtungen und insbesondere die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen einem Zentrum und seinem Umland für die Abgrenzung bestimmend sind.)

* Institutionelle Regionen (normativ festgelegte Gebiete für politische Aktivitäten des Staates)

41) Was verstehen wir unter der Neuen Regionalpolitik in der Schweiz?

Regelung zur Festlegung des Mitteleinsatzes in der Regionalpolitk. Dies im Zeitraum zwischen 2008 bis 2015, dafür werden 230 Millionen eingesetzt.

Schwerpunkte:

* wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für die regionale Exportwirtschaft

* Produktions- und Dienstleistungsstrukturen die sich auf lokale Ressourcen stützen: Energie, Agrarwirtschaft, Bildung

42a) Was ist die alte Regionalpolitik?

alte RP:

Erste Phase, ab 1970

Schritt von einer impliziten zu einer expliziten Regionalpolitik

Disparitätenabbau als Hauptziel

Instrumente der 1. Generation

Investitionshilfe für Berggebiete (IHG), seit 1974

Gewährung von Bürgschaften und Zinskostenbeiträgen in Berggebieten (BGB), seit 1976

Wirtschaftliche Erneuerungsgebiete („Bonny- Beschluss“), seit 1978

Zweite Phase

Ergänzung des Ausgleichsziels durch das Ziel der Wachstumsorientierung

Verstärkte Ausrichtung auf die Innovationsfähigkeit und die Unterstützung regionaler Netzwerke

Instrumente der 2. Generation

Unterstützung des Strukturwandels im ländlichen Raum (Regio plus), seit 1997

Förderung von Innovation und Zusammenarbeit im Tourismus (InnoTour), seit 1998

Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit (INTERREG II/III), seit 1995

42b) Wie sieht die neue Regionalpolitik aus?

neue RP

Grundsätze

Die Regionen leisten eigene Initiativen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Erhöhung der Wertschöpfung

Die regionalen Zentren bilden die Entwicklungsmotoren

Die Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung werden berücksichtigt

Die Kantone sind die zentralen Ansprechpartner des Bundes

=> „Regionale Entwicklung muss aus der Region kommen“

=> Effizientes Standortmanagement soll regionale Entwicklung unterstützen (endogene Stärken der Regionen ausspielen!)

=> neues Instrument der «Planungsvereinbarungen»