Sozialpsychologie_Intragruppenprozesse

VO 8 Was sind Gruppen und wodurch zeichnen sie sich aus? Gruppenleistung Gruppenentscheidungen

VO 8 Was sind Gruppen und wodurch zeichnen sie sich aus? Gruppenleistung Gruppenentscheidungen

Ina Rettigrag

Ina Rettigrag

Set of flashcards Details

Flashcards 96
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 21.06.2014 / 26.07.2014
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Was sind Gruppen?

  • >= 2 Gruppen
  • Interaktion
    • Mitglieder nehmen sich bewusst wahr
    • Kommunikation
  • gemeinsame Ziele oder Interessen
  • Wir-Gefühl
    • Wahrnehmung als Gruppe
    • Abgrenzung nach außen
    • von außen als Gruppe gesehen
  • zeitliche Stabilität

Wozu bilden Menschen Gruppen?

  • "materieller" Nutzen
    • gemeinsame Ziele verwirklichen
    • Sicherheit, Schutz, Macht
  • psychologischer Nutzen
    • Bedürfnis nach Kontakt befriedigen > need to belong bzw. Anschlussmotiv
    • Selbstdefinition ("soziale Identität")
    • Selbstwertgefühl erhöhen

Nach welchen Kriterien wählen Menschen eine Gruppe aus?

  • frühere Erfahrungen mit ähnlichen Gruppen
  • Ähnlichkeit/Passung der eigenen Person zu den bestehenden Gruppenmitgliedern ("Bin ich ein typisches Mitglied")

Nach welchen Kriterien bildet sich eine Gruppe?

  • Sympathie
  • Ähnlichkeit/Passung potenzieller Mitglieder zur eigenen Person
  • räumliche Nähe/Kontakthäufigkeit

Was sind Strukturelemente einer Gruppe?

Siehe Grafik;

Wie stark der Einfluss einer Norm auf die Gruppenmitglieder ist, hängt von den Konsequenzen ab, die auf eine Normverletzung hin zu erwarten sind, sowie davon, wie gerne das Individuum Teil der Gruppe bleiben möchte.

Was sind Gründe für die Entwicklung von Gruppennormen?

  • fördert Gruppenerfolg
  • Effizienz
  • reduziert Unsicherheit

Was sind Kennzeichen von Gruppennormen?

  • Normen sind allgemein geteilte Erwartungen darüber, wie sich alle Gruppenmitglieder zu verhalten haben.
  • Regeln, die die Interaktion in der Gruppe bestimmen
  • häufig implizit, d.h. Normen werden nicht ausgesprochen, sind nicht direkt Gegenstand der Diskussion
  • manchmal werden sie erst bemerkt, wenn sie von einem Mitglied verletzt werden

Was sind soziale Rollen?

Allgemein geteilte Erwartungen darüber, wie sich eine bestimmte Perosn in einer bestimmten Situation (hier: in der Gruppe) zu verhalten hat.

Welche Funktionen haben Rollen?

  • Stabilität
  • Arbeitsteilung

Welche Arten von Rollen gibt es?

  • formelle Rollen
  • informelle Rollen
  • mutliple Rollen in verschiedenen Kontexten

Was können Rollen bewirken?

  • Rollenkonflikte können Stress auslösen > Bsp. Milgram (1974)-Experimente
  • Rollen können einen sehr starken Einfluss auf unser Verhalten haben und sogar zu Handeln gegen die private Gefühle oder Interessen führen (Menschen verlieren sich in ihrer Rolle = Deindividuation) > Bsp. Stanford-Prison-Experiment

Was ist Status?

Die sozial bewertete Stellung einer Person aus Sicht der übrigen Gruppenmitglieder.

Woraus ergibt sich der Status?

Der Status ergibt sich aus folgenden Aspekten:

  • Wie wichtig ist der Beitrag der Person für den Erfolg/das Prestige der Gruppe?
  • Wie mächtig ist die Person?
  • Inwiefern verkörpert die Person Ideale?
  • aufgabenrelevante vs. aufgabenirrelevante Statusmerkmale?

Welchen Einfluss hat der Status auf Gruppenprozesse?

  • Bei hohem Status hat man weniger Normdruck
  • bei hohem Status hat man größeren Einfluss auf Gruppenentscheidungen

Was ist Gruppenkohäsion?

Der Zusammenhalt einer Gruppe/die Attraktivität der Gruppe für die Gruppenmitglieder.

Was ist laut K. Lewin "Kohäsion"?

Die Summe aller Kräfte, die Individuen in einer Gruppe halten.

Welche verschiedene Faktoren sind laut Studien für Gruppenkohäseion verantwortlich?

  • Mögen: "Du wirst die anderen Gruppenmitglieder mögen"
  • Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung: "Ihr alle habt gute Fähigkeiten, um die Aufgabe zu lösen"
  • Belohnung/Status: "Wenn ihr erfolgreich seid, gewinnt ihr einen Preis"
  • Attraktivität der Gruppe
  • Loyalitätsgefühl der Mitglieder

Was ist Konformität?

Das Befolgen von Gruppennormen.

Wozu führt das Befolgen von verschiedenen Faktoren zur Gruppenkohäsion?

Zur Konformität und dadurch zum Befolgen von Gruppennormen.

Was ist Social Facilitation?

Die Tendenz, dass man bessere Leistungen erbringt, wenn andere dabei sind.

Was sind Beispielexperimente für Social Facilitation?

  • Triplett (1898): Radfahrer schneller im Wettbewerb
  • Allport (1920): reine Präsenz anderer beeinflusst Leistung

Was spielt bei Social Facilitation eine Rolle?

Es ist keine Interaktion oder Kommunikation notwendig.

Die Effekte gibt es auch bei Tieren.

Welches Phänomen tritt bei einfachen Aufgaben auf?

Welches Phänomen tritt bei komplexen Aufgaben auf?

Social facilitation bei einfachen Aufgaben (bessere Leistung).

Social impairment bei komplexen Aufgaben (schlechtere Leistungen).

Welche Aspekte sind für die Produktivität in Gruppen relevent?

  • Social Facilitation
  • Aufgabenklassifikation
  • Prozessverluste
    • Koordinationsverluste
    • Motivationsverluste
  • Prozessgewinne
    • Motivationsverluste
    • (Koordinationsgewinne wie bspw. wechselseitiges Lernen und Inspiration)

Was besagt die Drive-Theorie von Zajonc, 1965?

Social Facilitation - Social Impairment

-> sh Grafik

Was sind Erklärungen für Social Facilitation und Social Impairment?

  • Anwesenheit anderer > Wachsamkeit > leichte Erregung
  • Selbst-Präsentation/Bewertungsangst als vermittelnder Prozess
    • social impairment auch bei leichten Aufgaben, wenn diese zwischen schwierigen dargeboten werden (Bond, 1982)
    • kein social impairment, wenn früh positives Feedback gegeben wird bei komplexen Aufgaben (Geen, 1979)
  • Distraction/Conflict Theorie (Baron, 1986)
    • Aufmerksamkeitskonflikt zwischen der Aufgabe und anderen Leuten (Publikum als Distraktor)
    • einfache Aufgabe: geringere Aufmerksamkeit wird fokussiert auf die dominante Reaktion > social facilitation
    • schwierige Aufgabe: cognitive overload > social impairment

Was ist das Ergebnis des Experiments von Groff, Baron, Moore, 1983 zur Distraction/Conflict-Theorie?

Der Social-Facilitation-Effekt verschwindet, wenn Versuchspersonen von einer anderen Person beobachtet werden, ohne dass sie ihre Aufmerksamkeit teilen müssen.

Wer ist produktiver? Einzelpersonen oder Gruppen?

Frühe Forschung zur Gruppenproduktivität von Rätsel-Studie von Shaw 1932

Versuchsfrage: In einem Zimmer befinden sich 3 Glühbirnen, außen sind 3 Schalter. Wie man heraus, welcher Schalter für welche Lampe ist, wenn man nur einmal in den Raum gehen darf?

Drei von 21 Individuen (14%), aber drei von fünf 4er Gruppen (60%) lösen Rätsel richtig.

Was sind die Ergebnisse der frühen Forschung zur Gruppenproduktivität?

  • Ähnliche Vorteile von Gruppen (vs. Einzelpersonen) bei Produktions-, Lern- und Gedächtnisaufgaben.
  • Ausnahme: Wenn man die Produktivität pro Person als Kriterium nimmt, schneiden Gruppen meistens schlechter ab.
    • Beispiel: Minuten, die insgesamt benötigt werden vs. Minuten pro Person (Minuten x N)
  • Fazit
    • Gruppen sind effektiver
    • Einzelpersonen sind effizienter

Effektivität (von lateinisch effectivus ‚bewirkend‘) ist ein Maß für Wirksamkeit, das das Verhältnis von erreichtem Ziel zu definiertem Ziel beschreibt. Es gibt Aufschluss darüber, wie nahe ein erzieltes Ergebnis dem angestrebten Ergebnis gekommen ist. Dies ist im Unterschied zur Effizienz (als Maß für Wirtschaftlichkeit) unabhängig vom Aufwand; einzig das Ausmaß und die Qualität, in dem beabsichtigte Wirkungen des Ziels erreicht werden, stellen die Kriterien für das Vorhandensein von Effektivität dar

Wovon ist Soziales Faulenzen (social loafing) abhängig?

  • verschiedenen Aufgabentypen
  • verschiedene Länder

Wann ist der Effekt des sozialen Faulenzens stärker?

Der Effekt ist stärker

  • in westlichen Kulturen
  • bei Individualisten
  • bei Männern
  • wenn der Einsatz hohe Kosten mit sich bringt

Wann ist der Effekt des sozialen Faulenzens schwächer?

Der Effekt ist schwächer, wenn

  • Aufgabe interessant, attraktiv
  • Gruppenkohäsion hoch
  • schlechte Leistung bestraft wird
  • Leistungsziele gesetzt werden

Was ist Soziales Faulenzen (social loafing)?

Leistungsreduktion, wenn der persönliche Beitrag nicht identifizierbar ist bzw. zumindest nicht bewertet wird.

Leistungsverminderung, die motivational bedingt ist;
Schwierigkeit spielt eine Rolle: soziales Faulenzen tritt häufig bei einfachen Aufgaben auf; bei schwierigen Aufgaben kann die Nicht-Identifizierbarkeit des individuellen Beitrags sogar einen leistungssteigernden Effekt haben.
Intrinsische Motivation kann social loafing moderieren;

Wann ist soziales Faulenzen wahrscheinlicher?

  • Wenn keine starken Anreize vorliegen.
  • Es kommt zu sozialem Faulenzen wenn es eine geringe Identifizierbarkeit in der Gruppe gibt.

Wann verschindet Social Loafing?

Nach Williams et al. 1981: Wenn der eigene Beitrag identifizierbar ist, verschwindet der Social-Loafing-Effekt.

Widersprechen sich Social Loafing und Social Facilitation?

Nein!

  • Anwesenheit anderer hat bei beiden Aufgabenarten eine andere Bedeutung:
    • Zusammenarbeit > Anwesenheit anderer bedeutet eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass der eigene Beitrag bewertet wird
    • Reine Anwesenheit > höhere Wahrscheinlichkeit, dass der eigene Beitrag bewertet wird
  • Rolle der Aufgabenschwierigkeit beim Social Loafing
    • leichte Aufgabe: eher social loafing
    • schwierige Aufgabe: eher Leistungssteigerung ("Untergehen in der Masse" -> Entspannung, Offenheit, auch Neues auszuprobieren)
    • (Gegenteil bei social facilitation/impairment)

 

Was ist free riding (Trittbrettfahren)? Wann wirkt free riding?

  • = Von den Anstrengungen anderer Gruppenmitglieder profitieren. > Leistungsreduktion, wenn der persönliche Beitrag als für das Gruppenergebnis nicht wichtig wahrgenommen wird.
  • Insbesondere bei disjunktiven Aufgaben, bei denen die potenzielle Produktivität der Gruppe der Leistung ihres fähigsten Mitglieds entspricht. 
  • Trittbrettfahren ist reduziert, wenn der Beitrag des Einzelnen für den Erfolg entscheidend ist und dies von den Beteiligten auch so wahrgenommen wird.

Was sind die Unterschiede von free ride zum sozialen Faulenzen?

  • Trittbrettfahren findet auch statt, wenn eine Bewertung möglich ist
  • Reduktion der eigenen Anstrengung beeinflusst nicht das Gesamtergebnis
  • Reduktion der eigenen Anstrengung zieht oft eine (soziale) Bewertung nach sich

Welches Experiment zum Motivationsverlust zeigte, wann Trittbrettfahren wahrscheinlich ist?

Das Experiment von Kerr (1983):

  • Einzelpersonen oder Dyaden pumpen möglichst viel Luft in 30 Sekunden
  • Disjunktive Aufgabenstruktur
  • wenn Partner immer erfolgreich ist, lädt dies zum Trittbrettfahren ein

Was ist der Sucker-Effekt?

Die Wahrnehmung, dass andere Gruppenmitglieder auf die eigenen Kosten "Trittbrett fahren" führt dazu, dass man versucht das Fairness-Verhältnis durch reduzierte eigene Leistung wieder herzustellen.