Seminar VA6

Vertrauen

Vertrauen


Kartei Details

Karten 32
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 11.02.2016 / 11.02.2016
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Def Vertrauen

  • V. als Glaube an das Gute im Menschen
  • V. durch den Glauben daran, dass der Andere für einen irgendwann das tut, was man für ihn getan hat
  • der bewusste Vorgang auf Information zur Erhöhung der Erwartungssicherheit bei positiver Wertschätzung der Erwartung und einer ihr zugemessenen Eintretenswahrscheinlichkeit

grundlegende Merkmale nach Schweer :

 

  • Risiko
  • Reziprozität
  • Zeit
  • Bereichsspezifität

 

Risiko

 

Vertrauenshandlungen sind risikoreiche Handlungen, sind Enscheidungen gegen Kontrolle -> Vertrauensvorschuss

Reziprozität

Vertrauensvorleistung erwartet, dass entgegengebrachtes Vertrauen erwiedert wird -> Vertrauenswürdigkeit wird unter Beweis gestellt

Zeit

Vertrauen ist nicht von Beginn an sonder muss sich über die Zeit etablieren

Bereichspezifität

Vertrauensvolle Beziehungen sind nicht in jedem Bereich gleichermaßen möglich -> soz. Nahraum stärker als geschäftl. Beziehungen

Vertrauen als soziale Einstellung

  • V= soziale Einstellung mit individuell unterschiedlicher Ausprägung (Schweer)
  • drei Aspekte:
  1. Kognitive Vertrauenskomponente
  2. Affektive Vertrauenskomponente
  3. Behaviorale Vertrauensskomponente

1. Kognitive Vertrauenskomponente

Gemeint ist das Wissen bzw Quasi-Wissen über den Interaktionspartner

2. Affektive Vertrauenskomponente

die positiven oder negativen Gefühle und Empfindungen, welche dem Interaktionspartner entgegengebracht werden

3. Behaviorale Vertrauenskomponente

das offene Verhalten, welches dem Interaktionspartner gegenüber gezeigt wird

Luhmann Vertrauen

  • V. als Mechanismus zur Reduktion sozialer Komplexität
  • effektiver Umgang mit der vorhandenen Komplexität sozialer Wirklichkeit
  • V. reduziert Komplexität, als es die Freiheit der anderen ausblendet und damit eine, wenn auch riskante, Zukunftsplanung ermöglicht.
  • V. schafft Handlungssicherheit und überhaupt mehr Raum für Handlungsmöglichkeiten, indem es Unsicherheiten in der Umwelt, die in der Realität nicht ausgeräumt werden können, im Bewusstsein neutralisiert

Rotter Vertrauen

  • V. als eine stabile Persönlichkeitsdisposition / Personenvariable
  • individuelle Persönlichkeit wird geprägt durch die jeweiligen Interaktionserfahrungen mit der Umwelt
  • Individuum zeigt die Verhaltensweisen, die es in der Vergangenheit mit subjektiven Konsequenzen verbunden hat
  • -> Entwicklung einer generalisierten, bereichsübergreifenden Erwartungshaltung, dass man sich auf das Wort eines Menschen verlassen kann
  • Vertrauen/Misstrauen unterscheidung nur inwieweit bereit einen Vertrauensvorschuss einzuräumen
  • Messung: ITS Interpersonal- Trust-Skale

 

Deutsch Vertrauen

 

  • Funktion situativer Bedingungen (=Eigenschaften der jeweiligen Situation)
  • die Entscheidung für eine risikoreiche Handlung in einer Interaktionssituation, in welcher das Erreichen eines bestimmten Ziels abhängig ist vom eigenen Verhalten UND dem Verhalten anderer
  • Untersuchung: Gefangenen-Dilemma-Situationen
  • V= risikoreiche Wahlentscheidung, bei der das Handlungsergebnis immer auch abhängig ist von der Entscheidung des Gegenübers, wobei dieser prinzipiell die Möglichkeit zur Täuschung besitzt

differentielle Vertrauenstheorie

  • jegliches Verhalten resultiert aus dem Zusammenwirken personaler UND situationaler Faktoren
  • es gibt keine generellen Fakoren die für alles Personen in allen Sitaution die Entwicklung von (Nicht-) Vertrauen prognostizieren
  • Ergebnis des Wechselspiels situationaler und personaler Bedingungen 

Situationale Bedingungen

  1. Grad der Symmetrie der Beziehungsstruktur
  2. Grad der Freiwilligkeit der Beziehung
  3. Grad der Möglichkeit zur offenen Kommunikation
  4. Zeitliche Dauer der Beziehung

 

1. Grad der Symmetrie der Beziehungsstruktur

 

asymmetrische Beziehungsstruktur erschwert die Entwicklung von V.

Vertrauenvorleistungen sollten zunächst von Ranghöheren ausgehen

2. Grad der Freiwilligkeit der Beziehung

 

Mangelnde Freiwilligkeit erschwert den Vertrauensprozess

3. Grad der Möglichkeit zur offenen Kommunikation

wichitge Voraussetzung

wieder Ranghöherer

4. Zeitliche Dauer der Beziehung

V entwickelt sich über die Zeit hin

Beziehung dauerhaft oder nur kurzfristig angelegt?

personale Bedingungen

 

 Prozess der Vertrauensentwicklung wird bestimmt durch die individuelle Vertrauenstendenz und die implizite
Vertrauenstheorie

  1.  Qualität der Vertrauenstendenz bei den Interaktionspartnern
  2. Kompatibilität der impliziten Vertrauenstheorie mit dem wahrgenommenen Verhalten des Interaktionspartners
  3. Grundeinstellung zum Interaktionspartner (Sympathie vs Antipathie) als Ergebnis des Afangskontakts

implizite Vertrauenstheorie

  • Gesamtheit der normativen Erwartungen eines Individuums an das Verhalten anderer Personen im Hinblick auf eine positive Vertrauensentwicklung
  • je stärker die eigenen Erwartungen an eine vertrauenswürdige Person mit deren wahrgenommenen Verhalten übereinstimmen
  •  

Vertrauensdiskordanz

Inkompatibilität mit der impliziten Vertrauenstheorie

Qualität des Anfangskontakts

massive Prägung des weiteren Miteinander durch den ersten Eindruck einer Person

Sozialwissenschaftliche Vertrauenstheorien

Luhmann

Rotter

Deutsch

 

Vertrauen in der Lehrer-Schüler-Beziehung

 

  •  Vertrauen als wesentliches Merkmal für die Qualität der Lehrer-Schüler-Beziehung
  •  angstmindernder und leistungsförderlicher Effekt
  • vertrauensvolle Beziehungen haben positive Auswirkungen auf das Gelingen präventiver und intervenierender Maßnahmen
  • betrifft nicht intendiertes Vorbildverhalten der/s Lehrerin/s sowie gezielte Strategien
  •  unfreiwillige Beziehungsform mit formalem Machtgefälle
  • höheres Risiko für die rangniedrigere Person
  •  daher Vorleistungen von der ranghöheren Person erforderlich (bspw. durch Verzicht auf Kontrolle, Übertragung von Verantwortung)
  • asymmetrische Beziehung: evtl. Dekodierungsprobleme, Strategieverdacht;
  • Beziehung findet unter den Rahmenbedingungen eines konkreten schulischen Umfeldes und Schulprofils und - klimas statt

Was kennzeichnet eine/n vertrauenswürdige/n
Lehrer/in?

 

  •  Schüler/innen fordern vor allem: Unterstützung, Zugänglichkeit, Respekt und Aufrichtigkeit
  • Schüler/innen erwarten fachliche Hilfe aber auch persönliche Zuwendung bei Problemen
  •  sie wollen sich auf Aussagen verlassen können
  •  Aufgeschlossenheit gegenüber den Schüler/innen den Schüler/innen das Gefühl geben, als Person akzeptier und ernst genommen zu werden

 individuelle Erwartungennicht einheitlich

Vertrauen in der pädagogischen Beziehung:

Vertrauen als Moderatorvariable



Wirkungen:

  •  weniger Kontrolle
  •  mehr Austausch und Kreativität
  • Erleben von „Echtheit“ und Glaubwürdigkeit
  • höhere Zufriedenheit
  • stärkere Kooperation
  • effizientere Arbeitsabläufe
  • höhere Identifikation mit der Schule/Arbeitskontext

Vertrauen im pädagogischen Kontext


 Erleben des pädagogischen Kontextes als „Ort des
Vertrauens“ erbringt Wahrnehmungsveränderungen, die
bewirken, dass Lernende …


 … verstärkt mit Unterstützung seitens der Lehrperson
rechnen,
 … sachfremde Kritik weniger erwarten,
 … die Lehrenden in ihrer Modellfunktion eher akzeptieren,
 … eine größere Bereitschaft zur Mitarbeit zeigen,
 … weniger Stresserleben empfinden,
 … eine höhere Akzeptanz für alternative Verhaltens- und
Sichtweisen zeigen

Vertrauen im Kontext von Nachhaltigkeit und BNE
Umweltwissen vs Umwelthandeln


• mangelndes Vertrauen in die Effektivität umweltschonenden Verhaltens aufgrund zeitlicher Verzögerung der Wahrnehmung von Handlungskonsequenzen (Schweer & Gerwinat 2013; Schweer & Siebertz 2013)
• Vertrauen zwischen Umweltwissen und Umwelthandeln verhaltenssteuernd

der/die Pädagoge/in als Vorbild

 

  •  Interaktion innerhalb pädagogischer Settings ist u.a. durch Asymmetrie und Unfreiwilligkeit der Zusammenarbeit charakterisiert
  •  für ein positives Lehr-Lern-Klima ist vorhandenes Vertrauen wesentlich, ebenso Authentizität und Glaubwürdigkeit des/r Pädagogen/in
  •  Engagement seitens des/r Pädagogen/in stellt einen weiteren zentralen Faktor vor allem auch in Hinblick auf nachhaltige Einstellungs- und Verhaltensweisen dar

Fazit: Vertrauen und BNE

 

  •  Mangel an Vertrauen in umweltschonendes Verhalten und in das Konzept der Nachhaltigkeit positive und negative Konsequenzen häufig erst nach Verzögerung sichtbar
  •  Verminderung von Unsicherheiten durch Vertrauen
  •  Vertrauen steigert die Bereitschaft zur Mitarbeit
  • Wahrnehmung von Lehrenden als authentisches Modell für nachhaltiges Verhalten

individuelle Vertrauenstendenz

die vertrauensrelevanten Erfahrungen, die ein
Mensch im Laufe seines Lebens macht, sich nicht unmittelbar und direkt in Vertrauenshandlungen
niederschlagen, sondern zunächst in der grundsätzlichen Überzeugung, anderen Menschen potenziell Vertrauen schenken zu können.

nicht lebensbereichsübergreifend