S 4

S 4: Stressoren in Organisationen I

S 4: Stressoren in Organisationen I


Kartei Details

Karten 34
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 22.05.2013 / 25.05.2019
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Was alles sind stressrelevante Aspekte der Arbeit?

Qualität der Aufgaben (Regulationsanforderungen):

  • Komplexität (qualitative Unter/Überforderung)
  • Variabilität
  • Sozale Anforderungen (Emotionsarbeit)
  • Kooperationserfordernisse

Qualität der Aufgaben (Optionen (Ressourcen)):

  • Kontrolle
  • Kooperations- und Kommunikationsmöglichkeiten

Hindernisse bei Aufgabenerfüllung:

  • Intensität: Zeitdruck, Daueraufmerksamkeit (geht nicht, höchstens 30min am Stück)
  • Arbeitsorganisatorische Probleme (Qualität und Verfügbarkeit von Material/Werkzeut/Infos)
  • Unterbrechungen/ Ablenkungen
  • Unsicherheit (unklare, konfligierende Ziele/Rollenkonflikt, schlecht vorhersehbare Resultate, unklares Feedback)
  • Unfallgefahr (v.a. wenn Daueraufmerksamkeit gefordert)
  • Kooperationszwänge (wenn man mit Leuten sehr eng zus.arbeiten muss=

Physische Bedingungen:

  • Umgebungsbedingungen (Lärm etc.)
  • Einseitige körperliche Belastung (vgl. Pflegepersonal)

Soziale Bedingungen:

  • Konflikte und andere soz. Stressoren
  • Führung
  • Soz. Unterstützung 
  • Kooperationszwänge

Organisationale Bedingungen (zB. Klima, Führung, Fairness..): 

  • Status und Anerkennung
  • Unternehmenspolitik (Informationspolitik)
  • Kontrolle und Einfluss
  • Zukunftsaussichten

Was ist das ISTA?

Instrument zur Stressbezogenen Tätigkeitsanalyse

Erfasst...

...Handlugsspielraum --> z.B. Reihenfolge der Arbeitsschritte selbst festlegen

...Unsicherheit (Rollenambiguität) --> z.B. unklare Anweisungen erhalten

...Arbeitskomplexität --> z.B. nicht klar, was tun

...Arbeitsorganisatorische Probleme --> z.B. Material und Infos nicht immer zur Verfügung

 

Was sind die häufigsten Stresssituationen? 

siehe Bild. Am meisten: quantitative Überforderung

Beschreibe Job Demands

  • Bestandteil von praktisch allen Modellen von Stress am Arbeitsplatz
  • Häufigster Prädiktor von Stress-Situationen (63% der Längsschnittstudien finden einen sig. längsschnittlichen Effekt von "job demands" auf Stress-Symptome
  • Aber: Prädiktion ist nicht so konsistent, wie man erwarten würde. Gründe sind
  • a) Interaktion (z.B. mit Kontrolle --> Karasek-Modell) --> Hohe Anforderungen nicht so problematisch, wenn man viel Kontrolle hat
  • b) abhängig von rewards (Equity-Modelle --> ob man das Gefühl hat, man bekomme vom Unternehmen etwas zurück (Lohn/Anerkennung/Statussymbole etc.)
  • c) kurvilineare Effekte
  • d) Quelle von Stolz und Erfolgserleben (Challenge-Stressor)

Beschreibe die nichtlineare Beziehung von Job Demands (Anforderungen) und Stress-Symptomen. 

Kurvilineare Beziehung! Richtig hoch gehts erst, wenns relativ extrem wird. 

Beschreibe challenge stressoren als zweischneidiges Schwert! 

Challenge stressors haben sowohl positive Beziehungen zu Engagement als auch zu Burnout! 

Warum ist Zeitdruck ein Stressfaktor?

  • Arbeitsgeschwindigkeit ist unangenehm
  • Müdigkeit (aversion to effort; je müder, desto mehr Aversion)
  • Gefühl des Angetrieben-Seins
  • Schmerzen
  • zu wenig Pausn
  • Sorgen ob Aufgabe gut erledigt werden kann
  • Sorge, dass Privatleben beeinträchtigt wird

Zeitdruck als Herausforderung: 

  • Erfolgreiche Bewältigung führt zu Selbstbestätigung (vgl. Konzept der challenge/hindrance Stressoren)
  • Vgl. das Success-Resource-Model of Job Stress

Zeitdruck sollte besonders belastend sein, wenn erfolgreiche Bewältigung nicht mehr möglich erscheint. --> Herausforderndes Element bei Zeitdruck ist die prinzipielle Bewältigbarkeit. 

Qualitätsbeeinträchtigung durch Zeitdruck korreliert mit Zeitdruck (r=.56), aber es sind zwei verschiedene Konstrukte

Was ist poor unwinding?

Schlechtes Abschalten nach der Arbeit. Dazu gehört auch Rumination. "Belastung in Freizeit mitnehmen". 

Beschreibe Regulationshindernisse in der Arbeit (barriers) + Busfahrerbeispiel. 

vgl. dazu auch Bsp. der Busfahrer in San Francisco; dort gabs auch sowohl informatorische als auch motorische Erschwerung und zudem Unterbrechungen. 

Busfahrer mit vielen Barrieren (--> führen zu Extra-Arbeit) erhöhten das Risiko für pscyhosomatische Beschwerden (Herzklopfen, Magenprobleme, Verspannungen, Schweissausbrüche...) um das vierfache! (sieht man bei "adjusted odds ratio"; ähnlich wie relatives Risiko. 

Wenn hohe Barrieren fas 3x mehr schlechtes unwinding (abschalten) nach der Arbeit. Ebenso wenn hoher Zeitdruck und wenn mittlere "time binding". Doppelt so hohes Risiko für schlechtes unwinding wenn monotone Arbeitsbedingungen. 

--> KOnzept der Hindernisse ist sehr tragfähig und empirisch bestätigt. 

Beschreibe die Folgen von Unterbrechungen. 

  • können Zielerreichung behindern
  • treten immer häufiger auf (vgl. Grossraumbüros, neue Technologien wie Handies, Mails etc.)
  • Zus.hänge zwischen Unterbrechungen und Befinden

Beispiele: 

  • Bei Lehrern mehr Aversion gegen Schüler und mehr emotionale Erschöpfung
  • Bei Polizeifunkt erhöhte wahrgenommene Überlastung, wenn Störaufgabe sofort bearbeitet wrid
  • Bei Fallschirmtrainer schlechtere Stimmung, mehr Erschöpfung, höhere wahrgenommene Belastung (workload) und schelchtere SChlafqualität bei vielen Hindernissen
  • Bei Ärzten weniger Arbeitszufriedenheit, mehr Depressivität
  • Bei Pflege am Abend mehr vergessene Absichten (bzgl. Patient -- prospektives Gedächtnis beeinträchtigt), mehr Irritation, weniger Zufriedenheit mit Leistung

Was sind Gratifikationskrisen?

Ein Ungleichgewicht zwischen Anstrengung und Belohnung. 

Distributive Gerechtigkeit?

Bekomme ich, was mir zusteht? (z.B. bezogen auf Lohn)

Prozedurale Gerechtigkeit?

Läuft das nach fairen Regeln? Werden Regeln unparteiisch angewandt?

Interaktionelle Gerechtigkeit?

  • kann ich meine Sicht einbringen?
  • wird meine Meinung gehört?
  • werden meine Anliegen ernst genommen?

informationelle Gerechtigkeit?

  • werde ich ausreichend informiert?

Whitehall Study von Kivimäki et al. (2004). Beschreibe, mit welchen Fragen relational justice (interaktionelle Gerechtigkeit?) erhoben wurde. 

Erfassung der relational justice siehe Bild. 

Whitehall Study von Kivimäki et al. (2004). Beschreibe die Ergebnisse; welche Prädiktoren ergaben sich für die Vorhersage von schlechter Gesundheit (odds ratio)?

Bei Männern waren Prädiktoren t1 von schlechter Gesundheit t2:

  • niedrige relational justice (auch für t3!!)
  • niedrige job control
  • zudem erhöhtes Risiko (aber nicht sig.) bei hohen job demands
  • niedriger social support war kein sig. Prädiktor bei Männern für schlechtere Gesundheit

Bei Frauen waren Prädiktoren t1 von schlechter Gesundheit t2:

  • hohe job demands  (auch für t3!!)
  • zudem erhöhtes Risiko (aber nicht sig.) bei niedriger relational justice
  • niedrige job control, effort-reward imbalance und niedriger social support waren keine sig. Prädiktoren für schlechte Gesundheit bei Frauen

Whitehall Study von Kivimäki et al. (2004). Beschreibe die Ergebnisse; Vorhersage von schlechter Gesundheit durch Veränderungen in Relational Justice 

Hier wurde nicht nur nach den Ausgangsbedingungen, sondern auch nach der Veränderung der Bedingungen gefragt. 

wenn zum guten verändert, sank Risiko von schlechter Gesundheit. 

wenn Veränderung zum schlechten, stieg Risiko. 

zu Imbalance und kardiovaskulären Krankheiten: Wie hoch ist das Risiko, im Verlauf von 25 Jahren an kardiovaskulären Krankheiten zu sterben

Ziemlich massiver Befund!: Effort-reward-imbalance ERI sagt kardiovaskuläre Krankheiten sogar unter Kontrolle all dieser Variablen voraus! 

Überstunden, Belohnung und beeinträchtigte Erholung . Befund dazu?

Mangelnde Erholung ist ein wichtiger Indikator für potenzielle Stressfolgen. 

zu I: kriegen viel Anerkennung im Job --> hohe Belohnung, keine schlechte Erholung

zu II: tiefe Belohnung,, eher schlechte Erholung

zu III: Risiko etwas erhöht, aber nicht sig.

zu IV: sehr sig. bei wenig Erholung und wenig Belohnung

Was versteht man unter illegitimen Aufgaben?

Aufgaben, die legitimerweise von einer Person nicht erwartet werden können, weil...

...sie unnötig sind (z.B. Folge schlechter Organisation, Bsp. inkompatible Computersysteme)

... sie nicht der beruflichen Rolle entsprechen und daher unzumutbar sind (z.B. pflegefremde Arbeiten)

Was ist die "Bern Illegitimate Task Scale"? 

Erfasst unnötige Aufgaben (unnecessary tasks) und unzumutbare Aufgaben (unreasonable tasks)

 

Nenne Beispiele für illegitime Aufgaben!

  • Schlechte Nachrichten überbringen müssen, die eigentlich in Verantwortung anderer lägen
  • Schreibtisch aufräumen müssen (clean desk policy) obwohl ohne Kundenkontakt /im Back-office
  • die Powerpoint-Präsentationen des Vorgesetzten vorführen müssen, weil er nicht lernen will, wie man das macht

Wieso kontrolliert man bei Untersuchung zu "illegitimate tasks and strain" die Stressoren?

 

Weil man rausfinden will, ob "strain" zusätzliche Erklärung liefert

--> neuartiges Stresskonzept entwickelt

 

Längsschnitt-analyse zu illegitimate tasks?

zu Bild: 

Irritation = ist Stresssymptom. leichte Reizbarkeit

Resentment = ist Stresssymptom. 

Dieses Modell ist eine gute Bestätigung; es wurden zwei Stresssymptome über die Zeit gemessen, die Koeffizienten waren relativ hoch; illegitime Aufgaben sagen vorher, dass jemand, der viel ill. Aufgaben hat, mehr Ressentiments und Irritation zeigt. 

Untersuchung zu Managern und Ressentiments?

Die, welche oft illegitime Aufgaben haben, haben auch mehr Ressentiments gegenüber der Organisation. 

Nenne soziale Stressoren! 

siehe Bild. 

Extremform: Mobbing

Untersuchung: Vorhersage des BMI durch soziale Stressoren über 2 Jahre. Ergebnisse?

BMI nahm bei denen mit hohen sozialen Stressoren (im Quartil "hoch") um 1.1 zu! Ziemlich bemerkenswert! Der BMI nahm bei denen mit wenig sozialen Stressoren sogar um 0.3 ab. 

Untersuchung: Soziale Stressoren und systolischer Blutdruck (systolic blood pressure SBP recovery) (multilevel-Analyse). Ergebnisse? 

Am Arbeitstag: systolischer Blutdruck war am Arbeitstag praktisch gleich hoch bei denen mit vielen und bei denen mit wenigen sozialen Stressoren. Unterschied aber bei Erholung! Wenn viele soz. Stressoren, ging SBP nicht runter, sondern sogar etwas rauf. Bei anderen ging er runter! 

Definition Mobbing

  • nicht jede schlechte Behandlung = Mobbing
  • es muss gezielt gegen bestimmte Personen gehen
  • muss häufig vorkommen (wöchentlich)
  • muss länger andauern

Prävalenz Mobbing

  • Modebegriff
  • Realistische Prävalenzschätzungen zwischen 1,2% und  3,5%. --> eher selten, aber oft langandauernd über Jahre und zermürbend
  • Besonders häufig i Gesundheitswesen, Erziehung, öffentlicher Verwaltung, Kreditgewerbe
  • Vorgesetzte sind häufig involviert

Strategien Mobbing?

  • Arbeitsaufgaben, z.B. sinnlose Aufgaben oder Kompetenzentzug
  • soziale Isolierung (meiden, ausgrenzen, nicht informieren)
  • Person und ihre Privatsphäre herabsetzen (jmd. lächerlich machen)
  • verbale Aggression
  • Drohungen, Demütigungen
  • Körperliche Gewalt (selten)
  • Gerüchte (sehr häufig)

Ursachen Mobbing?

  • nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich: 
  • soziale Abgrenzung (social identity theory) --> Mobbingopfer sind besonders häufig behindert oder untypisch (z.B. männliche Kindergärtner)
  • Tätermerkmale: häufig männliche Vorgesetzte. Möglicherweise Inkompetenz und Feindseligkeit beteiligt
  • Opfermerkmale: Mobbing wird oft bestritten, möglicherweise geringer Selbstwert ,Neurotizismus, hohe Leistungsbereitschaft ud Gewissenhaftigkeit (Rigidität?, "Du hast hier einen Kommafehler gemacht")

Folgen Mobbing?

  • psychosomatische Beschwerden
  • depressive Verstimmung
  • Angstbeschwerden
  • Werte oft höher als bei "normal gestressten" Personen
  • Oft in der Nähe von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD)