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Modul 2 - Die proportionale Rückversicherung

Modul 2 - Die proportionale Rückversicherung

Isa Schmid

Isa Schmid

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Langue Deutsch
Catégorie Finances
Niveau Autres
Crée / Actualisé 20.05.2013 / 30.11.2018
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Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Welche zwei weiteren Elemente gehören ebenfalls zu den preisbestimmenden Bedingungen?

Neben der Rückversicherungsprämie, -provision und Überschussbeteiligung gehört noch die Depotstellung und das Brokerage dazu.

1. Depotstellung: Stellung von Depots durch den Rückversicherer beim Erstversicherer.

2. Brokerage: Wenn der Kunde durch einen Broker vermittelt wurde, hat der Rückversicherer dem Broker eine Vermittlungsgebühr, meist in Form einer Rückversicherungs-Courtage oder -Brokerage zu zahlen. Obwohl dieser Aspekt mit dem Vertragsverhältnis zwischen Erstversicherer und Rückversicherer nichts zu tun hat, führen wir ihn hier auf, wiel er den Preis, den der Rückversicherer erhält, mit beeinflusst.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Was versteht man unter der Originalprämie?

Meistens erhält der Rückversicherer unter einem proportionalen Rückversicherungsvertrag die Originalprämie, die seinem Anteil an den in den Vertrag eingebenen Versicherungen entspricht. In solchen Fällen sehen die Vertragsbedingungen ausdrücklich vor, dass der Zedent dem Rückversicherer die anteilsmässige Original-Bruttoprämie zediert. Dabei handelt es sich um die in der Originalpolice vermerkte und um keinerlei Vorwegabzüge verminderte Prämie. Oft verwendet man auch den englischen Fachausdruck "Original Gross Rate (OGR)".

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Was ist die Original-Nettoprämie?

In gewissen Märkten bzw. Sparten ist es dagegen Usanz, die Prämie des Rückversicherers als Original-Nettoprämie bzw. Original Net Rate (ONR) zu definieren. Die Original-Nettoprämie entspricht der Original-Bruttoprämie minus bestimmte Originalabzüge, d.h. externe Aquisitionskosten, meist die Maklergebühr und/oder die Agentenprovision, die der Erstversicherer dem Makler oder Agenten für die Vermittlung einer Versicherung zu vergüten hat.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Wie berechnet sich die Rückversicherungsprovision?

Es ist klar, dass der Erstversicherer die Kosten für die Aquisition, Bildung und Verwaltung eines Versicherungsbestandes nicht allein trägt. Für diejenigen Teile eines Versicherungsbestandes, die er dem proportionalen Vertragsversicherer abgibt, zahlt ihm der Rückversicherer deshalb eine Rückversicherungsprovision, die man auch als Rückversicherungskommission bezeichnet.

Diese Rückversicherungsprovision wird allgemein als fester Prozentsatz vereinbart, der auf die zedierten Rückversicherungsprämien berechnet und in den periodischen Rückversicherungsabrechnungen belastet wird.

- Werden die Rückversicherungsprämien auf Basis der Original-Bruttoprämie (OGR) zediert, dann trägt die Rückversicherungsprovision zu den Akquisitions- und Verwaltungskosten des Erstversicherers bei.

- Wo die Rückversicherungsprämie dagegen auf Basis der Original-Nettoprämie (ONR) zediert wird, vermindert sich der Prozentsatz der Rückversicherungsprovision um die bereits abgezogenen externen Akquisitionskosten (Originalkosten) und wird zur so genannten Superprovision (englisch: Overriding commission oder kurz overrider). Diese ist dann als Entgelt für die im Hause des Erstversicherers selbst anfallenden Kosten anzusehen.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Berechnungsbeispiel einer Rückversicherungsprovision auf Basis Original-Bruttoprämie.

Ein Erstversicherer hat für die Vermittlung und den Abschluss einer Versicherung einem Makler eine Vermittlungsgebühr von 25% auf der vom Versicherungsnehmer bezahlten Prämie von CHF 200'000 zu bezahlen.

 Der Erst-VR zediert die Hälfte dieser Versicherung an den Rückversicherer auf Basis der Original-Bruttoprämie. Die Rückversicherungsprämie beläuft sich auf also auf CHF 100'000 auf Basis der Original-Bruttoprämie. Auf dieser Rückversicherungsprämie bezahlt der Rückversicherer dem Erstversicherer eine Rückversicherungsprovision von 28% oder CHF 28'000. Dem Erstversicherer verbleibt somit eine Marge von 3% der Original-Bruttoprämie oder CHF 3'000 an seine Verwalungskosten.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Berechnungsbeispiel einer Rückversicherungsprovision auf Basis Original-Nettoprämie.

Ein Erstversicherer hat für die Vermittlung und den Abschluss einer Versicherung einem Makler eine Vermittlungsgebühr von 25% auf der vom Versicherungsnehmer bezahlten Prämie von CHF 200'000 zu bezahlen.

Der Erstversicherer zediert die Hälfte dieser Versicherung an den Rückversicherer auf Basis der Original-Nettoprämie, also Originalbrutto minus Originalkosten von 25% = CHF 75'000. Auf dieser Original-Netto-Rückversicherungsprämie bezahlt der Rückversicherer dem Erstversicherer eine Superprovision von 4% der Original-Nettoprämie. Der Erstversicherer erhält also auch hier CHF 3'000.- als Beitrag an seine Verwaltungskosten.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Was ist Quoten-Rückversicherung und wie funktioniert sie?

Die Quoten-Rückversicherung ist obligatorische bzw. vertragliche Rückversicherung. Der Direkt- oder Erstversicherer verpflichtet sich, die im Vertragsrahmen umschriebenen Versicherungen obligatorisch in den Rückversicherungsvertrag einzubringen. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Eingabe in den Quotenvertrag. Der gesamte Bestand der eingegebenen Versicherungen heisst Aliment. Der Rückversicherer verpflichtet sich, seinen vertraglich festgelegten Anteil an diesem Aliment obligatorisch in Rückversicherung zu nehmen. Übersteigt eine Versicherung die Vertragslimite, muss sie trotzdem bis zu deren Höhe in den Quoten-Rückversicherungsvertrag eingegeben werden; von der Eingabe ausgeschlossen ist nur der Betrag, der die Vertragslimite übersteigt.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Wie wird der Selbstbehalt und die Zession gehandhabt?

Selbstbehalt:

Der Erstversicherer behält von den eingebenen Versicherungen einen frei zu vereinbarenden Anteil, den Selbstbehalt oder auch Eigenbehalt für eigene Rechnung . Er wird in Prozent der Vertragseingabe ausgedrückt.

Zession:

Den anderen Anteil gibt der Erstversicherer an den Rückversicherer ab, d.h. er zediert ihn an den Rückversicherer und wird so zum Zedenten. Man bezeichnet den Anteil des Rückversicherers als Zession oder als Quotenabgabe. Auch die Quotenabgabe wird in Prozent der Vertragseingabe ausgedrückt.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Wie funktioniert die Quoten-Rückversicherung? (Berechnungsbeispiel)

In einem Quoten-RV-Vertrag ist der Selbstbehalt des Erstversicherers mit 30% der Vertragseingabe bestimmt und die Quotenabgabe mit 70%.  Damit ist die Verteilung der Haftungen, Prämien, und Schäden für alle in den Vertrag eingegebenen Versicherungen definiert. Der Zedent übernimmt 30% der Schäden aus eigener Rechnung. Der Rückversicherer übernimmt 70% der Haftung, erhält 70% der Prämien und hat 70% der anfallenden Schäden an den Zedenten zu vergüten.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Rückversicherungsverträge sind betragsmässig beschränkt. Was versteht man unter der Beschränkung "Vertragslimite"?

Unter der Vertragslimite - man spricht auch von Vertragskapazität - versteht man den Betrag, bis zu dem der Erstversicherer Versicherungen in den Rückversicherungsvertrag einbringen kann. Die Vertragslimite kann beispielsweise pro Police definiert werden.

Überschreiten der Vertragslimite bedeutet für eine Originalpolice nicht den vollständigen Ausschluss aus einem Rückversicherungsvertrag. Vielmehr kann (und muss) sie bis zur Höhe der Vertragslimite eingegeben werden. Ausgeschlossen ist nur der Betrag, der die Vertragslimite übersteigt.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Berechnungsbeispiel: Quoten-RV-Vertrag / Vertragslimite

In einem Quoten-RV-Vertrag ist folgendes vereinbart: Vertragslimite pro Police 5 Mio.; Selbstbehalt des Erstversicherers 40%; Quotenabgabe an den Rückversicherer 60%. D.h.:

- Die Originalpolice mit einer Haftung von bis und mit 5 Mio. werden vollständig in den Rückversicherungsvertrag eingegeben. Haftung, Prämien und Schäden verbleiben zu 40% beim Erstversicherer und entfallen zu 60% auf den Rückversicherer.

- Etwas anderes gilt für die Originalpolicen mit einer Haftung, die 5 Mio. übersteigt. Bei solchen Policen ist der 5 Mio. übersteigende Betrag vom Rückversicherungsvertrag ausgeschlossen. Schliesst der Erstversicherer beispielsweise eine Versicherung von 8 Mio.  ab, so kann er davon nur 5 Mio. ( oder 62.5%) in den Rückversicherungsvertrag einbringen.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Rückversicherungsverträge sind betragsmässig beschränkt. Was versteht man unter der Beschränkung "Zessionslimite"?

Die Zessionslimite bezieht sich auf die höchstmögliche Zession (Quotenabgabe) an den Rückversicherer. Wie die Vertragslimite ist zu definieren, z.B. pro Police oder pro anderswie umschriebener Rückversicherungseinheit. Ansonsten gelten die gleichen Zusammenhänge wie bei der Vertragslimite.

Im Zusammenhang zum vorherigen Beispiel würde das bedeuten:

Im Quoten-Rückversicherungsvertrag des letzten Beispiels würde die Zessionslimite 3 Mio. betragen (60% der Vertragslimite von 5 Mio.).

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Was sind Vorteille der Quoten-Rückversicherung?

- Dieser Rückversicherungstyp ist einfach und kostensparend in der Handhabung.

- Die Quote eignet sich gut dazu, das Zufalls- und das Änderungsrisiko über ein ganzes Portefeuille für den Erstversicherer in Grenzen zu halten; so ermöglicht sie eine Verringung der Schwankungen im Schadenverlauf in absoluten Zahlen.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Was sind die Nachteile der Quoten-Rückversicherung?

- Dieser Rückversicherungstyp trägt den unterschiedlichen Rückversicherungsbedürfnissen eines Erstversicherers nur ungenügend Rechnung, da dieser auch Quoten oder Anteile an kleineren und mittleren Versicherungen abgeben muss , die er eigentlich ganz oder zu einem grösseren Teil im Selbstbehalt für sich behalten könnte.

- Eine Verminderung der relativen Schwankung oder eine Homogenisierung des Versicherungsbestandes lässt sich mit der Quote nicht erzielen, da sich damit weder Schadensatz noch Anzahl Schäden verändern lassen.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Wo wird die Quote hauptsächlich angewendet?

Die herkömmliche oder traditionelle Quote eignet sich am besten für die Rückversicherung eines Versicherungsbestandes, der aus möglichst gleichartigen Versicherungen (homogener Bestand)  - auch hinsichtlich der Versicherungs- oder Haftungssummen - besteht. Die Quote eignet sich vor allem für Versicherungsgesellschaften, die sich im Aufbau befinden oder einen Versicherungszweig neu aufnehmen. Wo die Schadenerfahrung noch fehlt, ist die Festlegung der Prämie mit grösseren Unsicherheiten behaftet. Mit der Quote übernimmt der Rückversicherer seinen Teil an den Folgen einer solchen möglichen Einschätzung.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Wie kann die Quoten-Rückversicherung auch angewendet werden?

- Zur Verhinderung eines Anwachsens der Solvabilitätsspanne (Eine Quoten-Rückversicherung (Solvabilitätsquote) ermöglicht dem Erstversicherer, ein Ansteigen dieser Solvabilitätsspanne zu verhindern und damit die Beschaffung notwendiger zusätzlicher Eigenmittel zu deren Sicherstellung zu vermeiden)

- Finanzierungsquote (Als so genannte Finanzierungsquote kann eine Quote dem Erst-VR helfen, hohe Kosten oder vorübergehende Verluste aus dem Vertrieb eines neuen Produktes oder als Folge besonderer Akquisitionsanstrengungen in tragbaren Grenzen zu halten).

- Stützquote oder Kompensationsquote (Der Rück-VR kann als Kompensation für die Übernahme von risko- oder verlustträchtigen Rückversicherungen von seinem Zedenten eine Quotenabgabe verlangen, die sich auf Versicherungen mit einer günstigeren Ergebniserwartung bezieht.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Welche Gegebenheiten sind in der Quote für den Selbstbehalt ausschlaggebend?

Für die Grössenordnung des Selbstbehalts sind hauptsächlich die Finanzkraft des Erstversicherers und seine Risikobereitschaft ausschlaggebend. Je grösser seine Finanzkraft und je höher seine Risikobereitschaft, desto höher wird er den Selbstbehalt ansetzen wollen.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Welche Gegebenheiten sind in der Quote für die Vertragslimite ausschlaggebend?

Mit einer optimalen Wahl der Vertragslimite können gewisse Nachteile, die sich aus dem System der Quoten-Rückversicherung für den Zedenten ergeben, in Grenzen gehalten werden. Da bei einem als Betrag gegebenen durch andere Faktoren beeinflussten Selbstbehalt die Quotenabgabe umso kleiner ausfällt, je tiefer die Vertragslimite ist, kann der Versicherer durch entsprechende Wahl dieser Limite unnötig hohe Abgaben in Grenzen halten.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Was ist die Summenexzedenten-Rückversicherung und wie funktioniert sie?

Sie ist obligatorische bzw. vertragliche Rückversicherung. Der Zedent (Direkt- oder Erstversicherer) ist verpflichtet, die im Vertragsrahmen umschriebenen Versicherungen bis zum Erreichen der Vertragslimite in den Vertrag einzubringen. Der Rückversicherer verpflichtet sich, diese Vertragseingabe obligatorisch in Rückversicherung zu nehmen. Es gilt jedoch nur für diejenigen Versicherungen, deren Haftung den vertraglich vereinbarten Selbstbehalt (Eigenbehalt) übersteigt. Oder anders formuliert: Die Vertragseingabe besteht beim Summenexzedenten-RV-Vertrag nur aus dem den Selbstbehalt übersteigenden Teil.

Die obligatorische oder vertragliche Rückversicherung auf proportionaler Basis

Wie bemessen sich die die Anteile von Erst- und Rückversicherer in der Summenexzedenten-RV?

- Der Erstversicherer behält einen bestimmten Betrag pro Police bzw. pro Rückversicherungseinheit als Selbstbehalt für eigene Rechnung. Man nennt ihn Maximum (Engl. Line).

- Den dieses Maximum übersteigende Teil, eben den Exzedenten, gibt der Erstversicherer in den Vertrag ein und somit an den Rückversicherer ab. Dabei wird die Höhe der Abgabe - die Zession - nach oben durch eine Vetragslimite begrenzt. Diese Vertragslimite wird bestimtm durch ein vertraglich vereinbartes Vielfaches des Selbstbehaltes oder auch "feste Anzahl Maxima" begrenzt.

- Im Gegensatz zum Quotenvertrag ist beim Summenexzedentenvertrag die Vertragseingabe (Aliment) immer gleich gross wie die Vertragseingabe (Zession).