Recht

Verträge auf Arbeitsleistung (4)

Verträge auf Arbeitsleistung (4)


Fichier Détails

Cartes-fiches 153
Langue Deutsch
Catégorie Droit
Niveau École primaire
Crée / Actualisé 26.03.2015 / 05.01.2021
Lien de web
https://card2brain.ch/box/recht107
Intégrer
<iframe src="https://card2brain.ch/box/recht107/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Was ist mit dem Arbeitsverhältnis beim Tod des Arbeitgebers?

Dieses bleibt bestehen. Die Erben des Arbeitgebers treten einfach an dessen Stelle - OR Art. 338a. Ist das Arbeitsverhältnis wesentlich mit Rücksicht auf die Person des Arbeitgebers eingegangen worden (Bodyguard), so erlischt es mit dessen Tod - OR Art 338a Abs. 2.

Was kann der Arbeitgeber machen, wenn ein Arbeitnehmer seine Arbeitsstelle ohne wichtigen Grund überhaupt nicht antritt oder fristlos verlässt?

OR Art. 337d Abs. 1 und 2 - Um seinen Schadenersatzanspruch geltend zu machen, muss der AG den AN zur Arbeitsaufnahme auffordern. Schweigt er, wird vermutet, er sei mit der fristlosen Vertragsauflösung einverstanden. Eine Aufforderung kann unterbleiben, wenn sie sinnlos wäre. 

Was gilt bei Übergang des Arbeitsverhältnisses bei Geschäftsübergang?

OR Art. 333 Abs. 1-3

Der bisherige Arbeitgeber und der Erwerber des Betriebes haften solidarisch. 

Was gilt, wenn ein Betrieb im Rahmen eines Konkurses oder eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens übernommen wird?

In diesem Fall müssen nicht alle bestehenden Arbeitsverhältnisse von Gesetzes wegen übernommen werden. Der Betriebsübernehmer kann selber entscheiden, welche Arbeitsverhältnisse er übernehmen will - OR Art. 333b. Dadurch enfällt auch die Solidarhaftung des Erwerbers. 

Muss eine Kündigung schriftlich begründet werden?

Ja, wenn es eine Partei verlangt - OR Art. 335 Abs. 2. In der Praxis wird diese Bestimmung mit der Floskel - wegen Zerstörung des Vertrauensverhältnisses - häufig umgangen. 

Eine Kündigung ist missbräuchlich wenn sie erfolgt: 

(Die Kündigung gilt aber trotzdem)

OR Art. 336

  • wegen persönlicher Eigenschaften (Geschlecht, Familienstand, Schwangerschaft, Behinderung, Religion, Nationalität)
  • weil die andere Partei ein verfassungsmässiges Recht ausübt
  • wenn die Entstehung von Ansprüchen vereitelt werden soll (Kündigung vor Operation)
  • weil die Partei obligatorischen Militärdienst leistet oder eine nicht freiwillig übernommene gesetzliche Pflicht

Was muss die Partei, die das Arbeitsverhältnis missbräuchlich gekündigt hat?

Der Gegenpartei eine Entschädigung zahlen. Die vom Richter festzusetzende Entschädigung darf den Betrag nicht übersteigen, der dem Lohn des AN für sechs Monate entspricht - OR Art. 336a. 

Was kann mit einer erfolgreichen Einsprache gegen eine missbräuchliche Kündigung erreicht werden?

Nur die Bezahlung einer Entschädigung, jedoch nicht die Weiterführung des Arbeitsverhältnisses. 

Wer eine Entschädigung geltend machen will, muss gegen die missbräuchliche Kündigung längstens...

...bis zum Ende der Kündigungsfrist beim Kündigenden schriftlich Einsprache erheben. Kann keine Einigung erzielt werden, muss innerhalb von 180 Tagen seit Beendigung des Arbeitsverhältnisses Klage auf Zusprechung einer Entschädigung beim Richter eingereicht werden, sonst ist der Anspruch verwirkt - OR Art. 336b. 

Was kann man rechtlich unternehmen, wenn man mit dem Abgangszeugnis nicht einverstanden ist?

Man kann auf Änderung des Abgangszeugnisses klagen. Zunächst beim Friedensrichter (Schlichtungsbehörde). Man wird aufgefordert, ein zufriedenstellendes Abgangszeugnis zu verfassen. Können sich die Parteien aufgrund dieses Vorschlags nicht einigen, kann man innerhalb von drei Monaten beim Arbeitsgericht klagen. 

Kann der Arbeitgeber einen Arbeitsvertrag vom Monatslohn auf Stundenlohn ändern?

Kurzfristige Vertragsänderungen sind nur im gegenseitigem Einvernehmen möglich. Andernfalls muss der Arbeitgeber eine sog. Änderungskündigung aussprechen, d.h. den bestehenden Arbeitsvertrag unter Einhaltung der Kündigungsfrist kündigen und dem AN einen neuen Vertrag mit den geänderten Vertragsbedingungen anbieten. 

Nach Ablauf der Probezeit darf der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis nicht kündigen: 

OR Art. 336c 

Die Kündigung, die während einer solchen Sperrfrist ausgesprochen wurde, ist ungültig. Soll das Arbeitsverhältnis aufgelöst werden, bedarf es einer neuen Kündigung. 

Gilt die Kündigung, wenn sie vor Beginn einer Sperrfrist ausgesprochen wurde?

Ja die Kündigung ist wirksam. 

Was passiert wenn während der Kündigungsfrist eine Sperrfrist ausgelöst wird?

Der Lauf der Kündigungsfrist wird unterbrochen und erst nach Beendigung der Sperrfrist fortgesetzt - OR Art. 336c Abs. 2 Gilt ein Endtermin, so verlängert sich die Kündigungsfrist bis zum nächstfolgenden Endtermin - OR Art. 336c Abs. 3

Können mehrere Sperrfristen nacheinander ausgelöst werden?

Ist ein Arbeitnehmer wegen Krankheiten oder Unfällen, die untereinander in keinem Zusammenhang stehen, arbeitsunfähig, so löst jede neue Krankheit oder jeder neue Unfall eine neue gesetzliche Schutzfrist aus, während welcher der AG den Arbeitsvertrag nicht gültig kündigen kann. 

Wann gilt die Sperrfristenregelung nicht?

  • im befristeten Arbeitsverhältnis
  • bei Kündigung durch den Arbeitnehmer
  • während der Probezeit
  • bei gerechtfertigter fristloser Kündigung, d.h. wenn z.B. ein AN trotz 100%iger Krankschreibung an einem sportlichen Wettkampf teilgenommen hat
  • bei Auflösung im gegenseitigen Einverständnis

Wann liegt eine konkurrenzierende Tätigkeit vor?

Wenn zwei Geschäfte dem gleichen Kundenkreis gleiche oder gleichartige Leistungen anbieten - OR Art. 340ff.

Damit ein Konkurrenzverbot gültig vereinbart werden kann, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Es muss schriftlich vereinbart sein, meist als Bestandteil des EAV
  • Der AN muss handlungsfähig sein (mit Lehrlingen darf von Gesetzes wegen kein Konkurrenzverbot vereinbart werden)
  • Der AN muss Einblick in den Kundenkreis oder in Fabrikations- und Geschäftsgeheimnisse haben und durch die Verwendung dieser Kenntnisse den AG erheblich schädigen können. 

Wann hat ein Arbeitnehmer Einblick in den Kundenkreis?

In der Regel, wenn er persönlichen Kontakt zu den Kunden hatte, der es ihm erlaubt, deren Eigenschaften und Bedürfnisse kennenzulernen. Wer die Kunden nur dem Namen nach kennt, kann in der Regel wenig Schaden anrichten. Konkurrenzverbote mit untergeordneten Mitarbeitern sind ausgeschlossen. 

Was steht bei den Fabrikations- und Geschäftsgeheimnissen im Vordergrund?

Fabrikationsgeheimnisse: Know-how

Geschäftsgeheimnisse: Pläne, Lieferquellen, Preiskalkulationen, Rabattsätze, Marketingstrategie, etc. 

Was passiert, wenn der AN das Konkurrenzverbot verletzt?

Er wird schadenersatzpflichtig - OR Art. 340b Abs. 1. Da der Schaden in der Regel nur sehr schwer nachweisbar ist, wird in der Praxis zur Absicherung häufig eine Konventionalstrafe vereinbart, weil die auch dann geschuldet ist, wenn dem AG kein Schaden erwachsen ist - OR Art. 163 Abs. 2

Was prüft der Richter bei der Frage, ob die Konventionalstrafe angemessen ist?

  • Art und Dauer des Vertrages
  • Das Interesse des AG an der Einhaltung des Konkurrenzverbotes
  • Die Schwere des Verschuldens des AN
  • Die Höhe seines Lohnes
  • Seine berufliche Stellung
  • Der fehlende Nachweis eines Schadens durch den AG

Was gilt als Obergrenze der Konventionalstrafe?

Das Jahresgehalt des Arbeitnehmers. 

Wer ist für arbeitsrechtliche Klagen zuständig?

Das Gericht am Wohnsitz oder Sitz der beklagten Partei oder am Ort, an dem der Arbeitnehmer gewöhnlich die Arbeit verrichtet. 

Was muss durchgeführt werden, bevor ein Gerichtsprozess vor dem erstinstanzlichen Gericht durchgeführt werden kann?

Es muss ein Schlichtungsverfahren vor der Schlichtungsbehörde durchgeführt werden. Nur bei vermögensrechtlichen Streitigkeiten mit einem Streitwert von mind. CHF 100'000 können die Parteien gemeinsam auf die Durchführung einse Schlichtungsverfahrens verzichten und direkt ans Gericht gelangen. 

Wer ist in vielen Kantonen damit betraut, das Schlichtungsverfahren durchzuführen?

Die Friedensrichterämter

Was ist die Aufgabe der Friedensrichterämter?

In einem formlosen Verfahren zwischen den Parteien zu vermitteln und zu versuchen, eine gültige Einigung herbeizuführen, um so einen Gerichtsprozess zu vermeiden. Die Parteien müssen grundsätzlich persönlich zur Schlichtungsverhandlung erscheinen. 

Wie geht es weiter, wenn keine Einigung zustande kommt?

Die Schlichtungsbehörde erteilt der klagenden Partei die Klagebewilligung. Diese berechtigt die klagende Partei, innerhalb von drei Monaten beim erstinstanzlichen Gericht die Klage einzureichen. 

Was kann die Schlichtungsbehörde unterbreiten bei vermögensrechtlichen Streitigkeiten bis zu einem Streitwert von CHF 5'000?

Sie kann einen Urteilsvorschlag unterbreiten. Dieser gilt als angenommen und hat die Wirkung eines rechtskräftigen Entscheids, wenn ihn keine Partei innert 20 Tagen ablehnt. Die Ablehnung muss nicht begründet werden. Lehnt eine Partei den Urteilsvorschlag ab, stellt die Schlichtungsbehörde der klagenden Partei die Klagebewilligung zu. 

Was kann die Schlichtungsbehörde bei vermögensrechtlichen Streitigkeiten bis zu einem Streitwert von CHF 2'000 machen?

Sie kann einen Entscheid fällen, sofern die klagende Partei einen entsprechenden Antrag stellt. Der Entscheid ist endgültig und kann nur durch Beschwerde angefochten werden. Die Schlichtungsbehörde muss diesen Entscheid nicht fällen, wenn sie dies nicht will und kann stattdessen die Klagebewilligung ausstellen. 

Im Entscheidverfahren, d.h. im eigentlchen Gerichtsprozess, verpflichtet das Gericht die unterlegene Partei, der obsiegenden Partei...

...eine Parteientschädigung zu bezahlen, sofern diese einen entsprechenden Antrag gestellt hat. Die unterlegene Partei hat dann neben der Entschädigung an die Gegenpartei allenfalls ihre eigenen Anwaltskosten zu tragen. Diese Kosten fallen in vielen Kantonen stärker ins Gewicht als die Gerichtskosten. Im Schlichtungsverfahren werden keine Parteientschädigungen zugesprochen. 

Bis zu einem Streitwert von CHF 30'000 gilt ein vereinfachtes Entscheidverfahren vor Gericht. Was bedeutet das?

Die Klage kann, muss aber nicht schriftlich begründet werden, und das Gericht stellt in arbeitsrechtlichen Streitigkeiten den Sachverhalt nach Anhörung der Parteien in der Verhandlung von Amtes wegen fest. 

Welche Kosten werden bei einem Streitwert bis zu CHF 30'000 im Schlichtungs- und im Entscheidverfahren nicht erhoben?

Die Gerichtskosten. Ausser der Prozess sei bös oder mutwillig geführt worden. (Parteikosten, d.h. Anwaltskosten müssen bezahlt werden).