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Kartei Details

Karten 261
Sprache Deutsch
Kategorie Religion/Ethik
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 25.03.2016 / 19.06.2016
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Häufiges Problem bei experimentellen Einzelfallstudien

Hohe Variabilität in den Daten: dies zeigt sich teilweise (wie hier) bereits in der Erhebung der Baseline, welche nicht schön eine Linie ist, sondern fluktuiert...

Problem: Hohe Variabilität der gemessenen Variable auch schon während Baseline-Erhebung. Schwer zu sagen, ob Behandlung wirksam....

Mögliche Lösungen für Problem « Hohe Variablität während Baseline-Erhebung »?

(4)

  • Zusammenfassen bzw. Mittelwertbildung über verschiedene Messzeitpunkte (z.B. die Messungen von drei Tagen zusammenfassen/mitteln -> lange Baseline- Messung nötig)
  • Grundsätzlich längere Baseline-Periode (erlaubt bessere Einschätzung des durchschnittlichen Niveaus)
  • Messung einer Zielgrösse, die stabiler ist (z.B. Wohlbefinden statt positive Emotionen)
  • Versuch der Kontrolle von Variablen, die die Variabilität der Zielgrösse mitbestimmen

Einzelfall: Multiple-Baseline Design

Experimentelle Bedingungen werden bei verschiedenen Versuchpersonen oder bei unterschiedlichen Variablen zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführt

Bild:  1, 2 und 3 können also verschiedeneVersuchspersonen sein oder unterschiedliche Variablen bei der gleichen VP wie z.B.
1. Interventionen, die auf negative Gedanken abzielen
2. Interventionen, die auf Achtsamkeit abzielen
3. Interventionen, die auf Verhalten abzielen

Spricht der Verlauf der Veränderung auf der Skala Wohlbefinden für einen Effekt der Behandlung? Was spricht dafür, was spricht dagegen?

Problem: Veränderung beginnt bereits bevor die Intervention beginnt: es ist nicht genau der Zeitpunkt, bei dem es einsetzt.
Könnte mit der Therapieerwartung zusammenhängen (Erwartung führt bereits dazu, dass ev. die Verbesserung bereits vorher eingetreten ist. => jedoch kein kausaler Rückschluss möglich!)

Einzelfallstudien: Changing Criterion Design

Kommt in der klin. Psych nur sehr selten vor.

Will feststellen, ob es genau diese Intervention ist, welche zu einer Verbesserung führt.

Man sieht: das Kriterium (Anzahl Zigarette pro 1$ Strafe) verändert sich. es werden immer weniger Zigaretten, welche die Strafe von 1$ hat.

Vorteile von Einzelfallforschungsdesigns (5)

  • Es kann eine klare kausale Beziehungen zwischen einer Intervention und einer Veränderung aufgezeigt werden
  • Sehr viel billiger als experimentelle Studien mit grossen Stichproben
  • Verschiedene Einzelfallexperimente können in rascher Abfolge aufeinander aufbauen und so schnell zur Entwicklung oder Optimierung einer Intervention beitragen
  • Im Gegensatz zu vielen Gruppenstudien wird nicht einfach Prä und Post gemessen. Die wiederholte Messung erlaubt die detaillierte Analyse von Veränderungsmustern und zeitlichen Abfolgen der Veränderung
  • Häufige methodische Probleme in klinischen Studien (z.B. Powerprobleme) werden vermieden => Es gibt keine Powerprobleme, weil keine Inferenzstatistik. Somit kann es auch keine Powerprobleme geben.
    Ausserdem: Stichprobe zu gering (da nur Einzelfälle), dass gar keine Signifikanz gemacht werden kann

Nachteile von Einzelfallforschungsdesigns (3)

  • V.a. eingeschränkte Generalisierungsmöglichkeiten auf Population: Eine Intervention, die sich bei einem Individuum als wirksam erwiesen hat, muss bei einem anderen nicht wirksam sein.
  • Aber! Auch in Gruppenstudien werden Patienten oft selegiert (z.B. homogen bezüglich Störung) und auch da stellt sich die Frage der Generalisierbarkeit
  • Wie bei Gruppenstudien können auch Einzelfallexperimente bei verschiedenen Individuen mit verschiedenen Problemen und in unterschiedlichen Settings wiederholt durchgeführt werden (um Aussagen stärker generalisieren zu können)

Nutzung von laufend erhobenen Einzelfalldaten (Einzelfallmonitoring) zur Qualitätssicherung

Ausgangsfrage (Hannan, Lambert et al., 2005): Wie gut sind PsychotherapeutInnen darin, während einer Therapie vorauszusagen, ob die Therapie zu einem guten oder schlechten Therapieergebnis führen wird?

  • Untersucht wurden 550 Therapien von 48 TherapeutInnen (ambulante Psychotherapie)
  • Nach der 3. Therapiesitzung wurden die Therapeuten gefragt: «In your clinical judgement, predict the client’s treatment outcome. Improve, no progress, get worse (deterioration)»
  • Die Therapeuten wurden auch darüber informiert, dass sich im Schnitt 8% der Patienten in einer Psychotherapie verschlechtern

Dose-Response-Model

Dose-Response-Model

Bei den gleichen Patienten hätte in der 3. Sitzung mit statistischen Modellen (Idee siehe unten) in 80% der Fälle eine Verschlechterung vorausgesagt werden können!

Abnehmender Grenznutzen: die erste Therapiesitzung bringt am meisten. Die zweite weniger usw. => Der Nutzen einer einzelnen Sitzung ist immer geringer.

Einzelfallstudien: Auswirkungen des Feedbacks (4)

  • 607 Klienten wurden zu einer von zwei Bedingungen randomisiert: a) Therapeuten erhalten das Feedback; b) Therapeuten erhalten kein Feedback
  • Total 65 Klienten waren sog. « signal cases »; heisst: sie wurden entweder rot oder gelb gekennzeichnet (=Pat. macht nicht die erwarteten Fortschritte)
  • Resultate für diese 65 Signal Cases: 26% der Klienten in der Feedback-Bedingung erreichten schliesslich trotzdem noch eine positive klinisch signifikante Veränderung. In der « No Feedback »-Bedingung waren es nur 16%
  • Keine Unterschiede bezüglich Therapieoutcome bei den « no signal cases », aber kürzere Therapien (und geringere Kosten) bei den erfolgreichen Therapien in der « Feedback »-Gruppe

Laufende, systematische Überwachung des Einzelfalls in der Praxis? (2)

Gründe für fehlendes Monitoring in der Psychotherapie (6)

In der Medizin normal (z.B. werden laufend Blutproben genommen und die Behandlung aufgrund der Ergebnisse angepasst)

In der psychotherapeutischen Praxis findet - trotz nachgewiesenem Nutzen - selten ein entsprechendes Monitoring statt: Therapeuten haben angst, dass es gegen sie verwendet werden könnte: es sind Ängste damit verbunden: wenn sich zeigt dass ein Therapeut immer schlechte ergebnisse zeigt, dass es Konsequenzen für ihn haben könnte.

Gründe, warum Therapeuten das Monitoring nicht wollen (Hatfield & Ogles befragten 2004 847 Therapeutinnen):
– Extra burden on clients
– Therapists feel that it is not helpful
– Interferes with their autonomy as a provider
– Adds too much paper work
– Therapists feel that it will be misused by others
– Takes too much time

Was ist mit Hierarchisch Linearen Modellen (HLMModellen) gemeint?

Warum sind sie auch in der PTForschung wichtig?

Grundsätzlich haben Daten in der Psychologie oft eine Mehrebenenstruktur (mehrere hierarchisch geordnete Ebenen)

Ein wichtiges Grundprinzip von Mehrebenenmodellen ist, dass Phänomene auf unterschiedlichen Ebenen gleichzeitig untersucht werden

Dies geschieht im Rahmen von hierarchisch linearen Regressionsmodellen (hierzu steht spezielle Software z.B. HLM oder Module in R oder anderen Programmen zur Verfügung)

HLM: Warum muss Mehrebenenstruktur berücksichtigt werden?

Eigentlich notwendige Unabhängigkeit der Beobachtungen ist in hierarchischen Datenstrukturen nicht erfüllt

Zum Beispiel haben in einer grösseren Studie bestimmte Patienten den gleichen Therapeuten und wurden in der gleichen Klinik behandelt

Diese Merkmale unterscheiden sie gemeinsam von anderen Patienten, die von anderen Therapeuten und in einer anderen Klinik behandelt wurden

Nicht Berücksichtigung dieser Abhängigkeit der Daten bzw. der hierarchischen Struktur kann zu Fehlschlüssen führen (z.B. sind Unterschiede in Therapieerfolgen nicht auf eine bestimmte Behandlung, sondern auf Therapeuten oder bestimmte Kliniken zurückzuführen)

HLM: Warum muss Mehrebenenstruktur berücksichtigt werden? Beispiel Therapiebeziehung

  • Bekannter Zusammenhang Therapiebeziehung und Therapieoutcome
  • Kleine bis mittlere Korrelation: Je besser die Therapiebeziehung, desto besser der Therapieoutcome.
  • Metaanalysen zeigen Korrelation um 0.22 (z.B. Horvath et al.)

ABER:  Alliance-Outcome-Korrelation berücksichtigt nicht die Komplexität des Phänomens Therapiebeziehung
Verschiedene Quellen können zur Variabilität der Therapiebeziehung beitragen (DeRubeis et al., 2005)

  • Patientenvariablen: Einige Patienten haben bessere Fähigkeiten eine Beziehung aufzubauen als andere
  • Therapeutenvariablen: Einige Therapeuten sind besser in der Lage eine Therapiebeziehung aufzubauen
  • Interaktion Patient-Therapeut (Passung): Bestimmte Therapeuten können mit bestimmten Patienten eine bessere Therapiebeziehung aufbauen

Dies kann in Mehrebenenmodellen berücksichtigt werden

Vorteile von Mehrebenenmodellen

  • Die grundsätzliche Idee von HLM-Modellen besteht also darin, eine abhängige Variable auf individueller Ebene (z.B. Therapieerfolg) durch Effekte auf verschiedenen Ebenen – der individuellen (z.B. Patientenmerkmale) wie auch höher gelagerter Ebenen (z.B. Therapeuten) – zu erklären
  • Ein Vorteil ist dabei, dass der Einfluss der einzelnen Ebenen - d.h. der Anteil der erklärten Varianz in der abhängigen Variable, der durch Variablen einer bestimmten Ebene erklärt werden kann – explizit bestimmt werden kann (z.B. können Therapeuteneffekte geschätzt werden)
  • Im Weiteren können auch Interaktionen zwischen Variablen verschiedener Ebenen geschätzt werden (z.B. kann der Einfluss der Therapeuten auf den Therapieerfolg in bestimmten Kliniken stärker sein als in anderen)

Was ist mit Treatment-Aptitude-Forschung gemeint?

Darunter werden Forschungsansätze verstanden, die sich mit der differenziellen Anpassung des therapeutischen Vorgehens an den spezifischen Patienten befassen

Sehr bekannt hier ist das STS-Modell (Systematic Treatment Selection Modell von Larry Beutler und John Clarkin)

Letztlich geht es dabei um die Beantwortung der berühmten Frage von Gordon Paul (1967): „What treatment, by whom, is most effective for this individual with that specific problem and under which set of cirumstances?“

Beginnen wirklich versch. Variablen zu bestimmen und unter welchen Umständen diese wirken. Und nicht nur über die Zeit die Veränderung messen. Sondern mehrere Bedingungen und Umstände utnersuchen

Präskriptive Therapie (Beutler et al., 2000)

Systematic Treatment Selection (Beutler & Clarkin, 1990): Modell zur differentiellen Selektion von Interventionen auf der Basis von Patientenmerkmalen

  • Atheoretisch -> rein empirische Grundlage: bestimmte Interventionen wirken bei bestimmten Patienten besser (patient x treatment interaction)

Patient x treatment - Interaktionen wurden bei Depressiven, Angst- und Suchtpatienten, sowie gemischten Stichproben ambulanter Patienten validiert

Präskriptive Therapie berücksichtigt die wichtigsten Patientenmerkmale, auf die sich ein Therapeut unbedingt differentiell einstellen sollte

  • Modell wurde 2002 von APA als « empirically supported » anerkannt (Norcross, 2002)

Entwicklung des STS-Modells (Systematic Treatment Selection): Schritte zur Entwicklung des STS-Modells

Logik der präskriptiven Therapie

1. Systematische Review bezüglich Prädiktoren und Moderatoren des Behandlungsergebnisses
2. Identifikation besonders vielversprechender Variablen
3. Finden und Entwickeln vom Messmitteln und Indikatoren, mit welchen die relevanten Patientenvariablen gemessen werden können
4. Evaluation der Annahmen in grossen Stichproben

Patientenmerkmal «Widerstandspotential»: Hinweise für ein hohes Widerstandspotential

  • wirkt dominierend, fordernd und kontrollierend in interpersonalen Beziehungen
  • «geniesst» kompetitive Situationen
  • «kämpft» für seine/ihre Meinung (vermeidet bei Unstimmigkeiten als « loser » aus der Situation zu gehen »; versucht « Gerechtigkeit » herzustellen)
  • ist glücklich, wenn er oder sie Verantwortung hat
  • spricht oft negativ von anderen

Patientenmerkmal «Widerstandspotential»: Hinweise für ein geringes Widerstandspotential

  • Eher submissiv (wenig dominant), wenig kontrollierend, wenig Konflikte mit anderen (insbesondere Authoritätspersonen), vermeidet Konfrontationen mit anderen
  • Ist in seiner/ihrer Geschichte oft akzeptierend der Meinung von anderen Personen (insbesondere Authoritätspersonen) gefolgt

Präskriptive Therapie bei hohem / geringem Widerstandspotential

Erfolgreich bei hohem Widerstandspotential ist eine non-direktive Intervention: offene Fragen, keine Unterbrechungen des Pat. Empathisch reflektieren, wenig strukturierend, den Pat. neue Informationen / Themen einbringen lassen

Erfolgreich bei geringem Widerstandspotential ist eine direktive Intervention: Geschlossene Fragen, Pat. unterbrechen, durchaus konfrontierend (nicht nur reflektierend), PT bringt neue Themen / Informationen / Instruktionen ein, stark strukturierend