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Kartei Details

Karten 261
Sprache Deutsch
Kategorie Religion/Ethik
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 25.03.2016 / 19.06.2016
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Was bedeutet ein negativer ICER

Es sind Kosten = es hat die Gesellschaft gekostet!

Welche 3 Analysetypen werden unterschieden?

Kosten-Effektivitäts-Analyse

Kosten-Nutzen-Analyse

Kosten-Nutzwert-Analyse

Welches sind Vor- und Nachteile von Kostenberechnungen in der Psychotherapie?

(6 + 2)

  • Kostenanalysen im Gesundheitswesen grundsätzlich umstritten. Gesundheit = höchstes Gut und alle haben das Recht auf Gesundheit (unabhängig der Kosten)
  • Aber! Was geschieht, wenn eine effektive Methode gegen Aids entwickelt würde, die 10 Mio. pro Patient kostet? Wo ist die Grenze des Bezahlbaren?
  • Klar ist: Der monetäre Nutzen einer Behandlung darf nicht das einzige Entscheidungskriterium für oder gegen eine Therapie sein (wichtig ist immer auch die Betrachtung des individuellen, subjektiven Nutzens, der Effektivität etc.)
  • Angesichts begrenzter Ressourcen helfen Kostenanalysen aber, Fehlallokationen abzubauen und rationale Entscheidungen zu treffen
  • Unmöglich die durchschnittliche Einsparung einer Therapie auf den einzelnen Patienten zu übertragen
    • Theoretisch wäre der positive monetäre Nutzen einer Therapie bei einem Spitzenverdiener sehr viel grösser als derjenige bei einem Erwerbslosen
    • Solche Überlegungen dürfen nicht dazu führen, dass bestimmte Therapien eher Patienten zugute kommen, bei denen es sich mehr « lohnt » (Kosten-Nutzen-Analysen dürfen nicht zur Selektion von Patienten führen)
  • Weitere Schwierigkeit: Erfassung der vollständigen Kosten einer Massnahme oft schwierig und sehr aufwändig

Unterscheidung quantitative und qualitative Prozessforschung (nach Hill et al.)

Quantitative Prozessforschung: Erfahrungsrealität wird in Form von Zahlen abgebildet; oft werden etablierte Messmittel/ -methoden verwendet

Qualitative Forschung: Erfahrungsrealität wird mit Wörtern (nichtnummerisch) abgebildet, oft wird mit Interpretationen von verbalem Material gearbeitet

Auch in der Prozessforschung wird grundsätzlich ein Methodenpluralismus gefordert

Was ist das Ziel der Prozessforschung? (2)

Durch ein besseres Verständnis der Wirkmechanismen und Veränderungsprozesse eine effektivere Gestaltung von psychotherapeutischen Interventionen zu ermöglichen

Prozessforschung versucht, die aktiven Wirkprinzipien und Veränderungsmechanismen herauszuarbeiten

Was sind Voraussetzungen, um auf Veränderungsmechanismen zu schliessen (Prozessforschung)?

  • Prozess und Outcomevariablen müssen kovariieren
  • Prozessmasse müssen vor der Outcomevariablen gemessen werden (sonst gibt es Korrelationen)
  • Alternative Erklärungen für die Kovarianz von Prozess- und Outcomevariablen sollten möglichst ausgeschlossen werden
  • Es muss eine plausible theoretische Erklärung für den Zusammenhang geben

Weshalb müssen Prozessmasse vor der Outcomevariablen gemessen werden?

Sonst gibt es Korrelationen: Wenn das Prozessmass gemeinsam mit den Outcomevariablen erhoben werden, kann es sein, dass diese beiden miteinander korreliert sind

z.B. Erhebung der Zufriedenheit mit dem Therapeuten und der Therapie (Wertschätzung, Therapiebeziehung usw.) und Erhebung zur aktuellen Störung (wie geht es der Person nach der Therapie)  => Wenn es den Personen schlecht geht, dann fällt auch die Therapiebeziehung usw. schlecht aus wenn man sie gemeinsam erhebt. Wird jedoch die Outcomevariable (Therapiebeziehung) vor dem Prozessmass (Störung) erhoben, dann fällt das Ergebnis anders aus..

Beispiel einer typischen Fragestellung in Prozess-Outcome Studien?

(Ergebnisse?)

Hängt die Qualität der Therapiebeziehung im therapeutischen Prozess mit dem Therapieergebnis zusammen?

Ergebnisse dazu:

  • Eine gute Therapiebeziehung korreliert in allen Phasen der Therapie positiv mit dem Therapieergebnis
  • Robustes Ergebnis über verschiedene Patientengruppen/ Kontexte hinweg
  • Aber! Korrelation ist mit .22 bis .26 relativ gering. Therapiebeziehung erklärt ca. 5% der Therapieoutcome- Varianz

Therapiebeziehung eingeschätzt aus der Patientenperspektive

Nach jeder Sitzung füllen die Patienten einen Fragebogen (Stundenbogen) aus
Im Bereich der Therapiebeziehung z.B. das Working Alliance Inventar (WAI-SR)

Berechnet wird z.B. die Korrelation zwischen den gemittelten WAI-Werten (gemessen in einer bestimmten Phase der Therapie; z.B. erste 4 Sitzungen) und der Veränderung der Symptomatik (Therapieoutcome)

Therapiebeziehung eingeschätzt aus der Therapeutenperspektive

Nach jeder Sitzung füllen die Therapeuten einen Fragebogen (Stundenbogen) aus

Beispielitem WAI-TR:
Heute habe ich mich in der Beziehung zum Patienten wohlgefühlt (« bond »-Komponente)

Therapiebeziehung eingeschätzt aus der Beobachterperspektive

Einschätzung einzelner Segmente einer Sitzung (oder einer ganzen Sitzung) durch unabhängige Beobachter auf der Basis von Video-, Audioaufzeichnungen oder Transkripten der Therapie

Beispielitem: WAI-OR, die die Rater einschätzen sollen (auf der Basis von Videoaufzeichnungen der Therapie):
Die Klientin wird vom Therapeuten wertgeschätzt (« bond »- Komponente)

Aus welchen der drei Perspektiven würden Sie die Therapiebeziehung einschätzen lassen? Gibt es Vorzüge der einen oder anderen Perspektive?

Therapeutenperspektive: Beobachterperspektive: Beide Seiten / Perspektiven werden kombiniert; dennoch: hoher Bias (Rater schätzen es durch ihr Wissen hinterfragter ein...) Patientenperspektive: Bias ist geringer da die Pat. nicht geschult werden.

Dimensionen von Prozessmassen? (3)

  • Focus der Evaluation
  • Theoretische Basis des Prozessmasses
  • Aspekte des Prozesses

Dimensionen von Prozessmassen: Focus der Evaluation (5)

  • « Klient » (z.B. emotionale Beteiligung, dysfunktionales Denken)
  • « Therapeut » (z.B. Realisierung therapeutischer Wirkfaktoren, Qualität der Interpretationen etc.)
  • Klient/Therapeut-Dyade (z.B. therapeutische Beziehung, nonverbale Synchronisation)
  • System (Familie, Gruppe; z.B. Gruppenkohäsion)
  • Supervisoren (z.B. Direktivität von Supervisoren)

Dimensionen von Prozessmassen: Theoretische Basis des Prozessmasses (2)

  • Oft basierend auf theoretischen Annahmen eines bestimmten Ansatzes, teils aber auch schulenübergreifend (z.B. Wirkfaktoren nach Grawe) und in Basiswissenschaften (z.B. Allgemeine, Kognitive, Sozialpsychologie) fundiert.
  • Bekanntes Beispiel aus Klientenzentrierten und emotionsfokussierten Ansätzen: Experiencing Scale

Dimensionen von Prozessmassen: Aspekte des Prozesses

Was (Inhalt) versus wie etwas gesagt/gemacht wird (Stil)

  • Beispiel Inhalt: Psychodynamic Interventions Rating Scale (Kategorisierung der therapeutischen Interventionen)
  • Beispiel Stil: Wie empathisch, wie bewertend, wie motivorientiert etc.

Wie gut wird etwas gemacht (Qualität) und hält sich ein Therapeut oder Patient an die Vorgaben (Manual)

  • Kompetenz und Adhärenzratings

Bezieht sich das Rating auf beobachtbares Verhalten oder « verdeckte Erfahrungen »

  • Beobachtbares Verhalten (z.B. nonverbales Verhalten)
  • Verdeckte Erfahrungen (z.B. Was ging in einem bestimmten Moment im Kopf der Patienten oder Therapeuten vor; Beispiel « Brief Structured Recall »

Möglichkeit der retrospektiven Beurteilung: « Was geht im Kopf von Psychotherapeuten vor? »

  1. Festlegen des analysierten Segment
  2. Transkription inkl. allg. retrospektiver Bericht
  3. zweiter retrospektiver Bericht
  4. dritter Retrospektiver Bericht
  5. Auswertung von allem

Retrospektive Beurteilung durch Klienten «The Qualitative Helpful Factors Design»

Klienten werden direkt nach der Therapie oder nach einer Therapiesitzung für 30-90 Minuten befragt (z.B. Elliott et al., 2001)
• Was fanden Sie hilfreich?
• Was war nützlich?
• Was war wichtig?
• Was war nicht so hilfreich, nützlich wichtig?
• Auf was führen Sie positive Veränderungen zurück?
• Welche Faktoren ausserhalb der Therapie haben zu Veränderungen geführt?

« Ask the client » ist nützlich und wichtig, insbesondere um neue Hypothesen zu bilden

Worin besteht das Hauptproblem bei der Retrospektiven Beurteilung durch Klienten «The Qualitative Helpful Factors Design»

Aus der kognitiven Psychologie weiss man, dass Menschen mögliche kausale Zusammenhänge oft falsch einschätzen

Aus welchen Perspektiven werden Prozessvariablen typischerweise eingeschätzt und mit welchen Methoden sind die verschiedenen Perspektiven typischerweise verbunden?

Patientenperspektive

Therapeutenperspektive

Beobachterperspektive

Perspektiven der Prozessvariablen: Patientenperspektive

typischerweise Fragebogenmethoden = Makroprozessmasse (beziehen sich auf ganze Therapiesitzungen)

Perspektiven der Prozessvariablen: Therapeutenperspektive

typischerweise Fragebogenmethoden = Makroprozessmasse (beziehen sich auf ganze Therapiesitzungen)

Perspektiven der Prozessvariablen: Beobachterperspektive

typischerweise Ratingverfahren = oft Mikroprozessmasse (beziehen sich auf Segmente einer Sitzung, z.B. einzelne Aussagen der Patienten; nonverbales Verhalten der Patienten in kurzen Sequenzen etc.)

Prozess-Outcome Forschung: Small « O » and Big « O » (Outcome)

Therapieergebnis = Big « O » (Outcome)

Beispiel: Wie hängt die Therapiebeziehung mit Therapieergebnis zusammen? (z.B. Korrelation Qualität der Therapiebeziehung mit der Veränderung der Symptomatik zum Therapieende?) -> Prozess-Outcome-Forschung

Sitzungsergebnis = Small « O » (Outcome)

Beispiel: Von welchen Variablen hängt die Therapiebeziehung ab? (z.B. Korrelation « Empathie des Therapeuten » mit Einschätzung der Therapiebeziehung zum Sitzungsende?) -> Mikroprozessforschung; Prozess-Prozess-Forschung

Mit welchen Entscheidungen und Schwierigkeiten ist man konfrontiert, wenn Prozessvariablen aus der Beobachterperspektive eingeschätzt werden?

Studieneinheiten (« the unit studied »):

  • Entscheidung muss vor dem Hintergrund der gemessenen Konstrukte getroffen werden (z.B. Auflösung grösser bei Messung nonverbalen Verhaltens als z.B. bei Einschätzung, welche Techniken Therapeuten anwenden)
  • Ist die Einteilung nicht objektiv gegeben (z.B. Raten von Sinneinheiten), muss auch die Einteilung in Studieneinheiten auf Reliabilität überprüft werden

Stimulusmaterial (Transkripte, Audio- oder Videoaufnahmen)

  • Heute v.a. Videoaufnahmen; Hinweise, dass Kombination Video- und Transkripte die reliabelsten Ratings produziert

Auswahl der zu ratenden Segmente/Therapien (« sampling data from therapy »)

  • Aus ökonomischen Gründen können selten ganze Therapien geratet werden, weshalb eine Auswahl an zu ratenden Segmenten und Therapien getroffen werden muss
  • Kann davon ausgegangen werden, dass eine Variable über eine Therapiestunde relativ stabil ist, reicht die Einschätzung einer kurzen Sequenz. Fluktuiert eine Prozessvariable in einer Therapiestunde oder im gesamten Therapieprozess, müssen viele Sequenzen aus verschiedenen Therapiestunden eingeschätzt werden

Welches ist eine Methode wie man die Auswahl der zu ratenden Segmente/Therapien (« sampling data from therapy ») trifft?

Selektion aus natürlicher Variation (Grawe)

Hierbei werden aufgrund quantitativer Daten (z.B. den Daten aus dem Patientenstundenbogen) gezielt z.B. erfolgreiche bzw. nicht erfolgreiche Sitzungen für die Ratings ausgewählt und verglichen (siehe Studie nächster Termin)

Prozessvariablen müssen Validitätskriterien erfüllen.
Welche Arten der Validität können unterschieden werden?

  • Augenscheinvalidität
  • Inhaltsvalidität
  • Konstruktvalidität
    • Konvergenzvalidität
    • Diskriminanzvalidität
    • Vorhersagevalidität

Prozessvariablen müssen Validitätskriterien erfüllen. Welche Arten der Validität können unterschieden werden?

  • Augenscheinvalidität
  • Inhaltsvalidität

Augenscheinvalidität: Oberflächlich betrachtet messen die Items/ Ratingskalen, was gemessen werden soll (z.B. « mein Therapeut und ich verstehen einander » misst so etwas wie « Beziehung »)

Inhaltsvalidität: Wird der Inhalt eines Konstruktes durch die Messung vollständig erfasst?
Wird oft mit Expertenunterteilen eingeschätzt. Experten im Bereich der Therapiebeziehung würden zum Beispiel gefragt, ob die Therapiebeziehung durch ein Item « mein Therapeut und ich verstehen einander » eingeschätzt werden kann. Die Experten würden z.B. antworten, dass damit die « goal » und « task »-Komponente der Therapiebeziehung noch nicht erfasst wird

Augenschein und Inhaltsvalidität sind in der ersten Phase der Entwicklung eines Fragebogens oder Ratingmanuals wichtig

Prozessvariablen müssen Validitätskriterien erfüllen. Welche Arten der Validität können unterschieden werden?

Konstruktvalidität (3)

Konstruktvalidität kann über die Konvergenz-, Diskriminanz und Vorhersagevalidität gemessen werden:

  • Konvergenzvalidität: Die Messdaten von Testverfahren, die dasselbe Konstrukt abbilden, müssen hoch miteinander korrelieren. Zum Beispiel: Mein eigenes Ratingmanual zur Bestimmung der Qualität der Therapiebeziehung muss zu Urteilen führen, die mit den Ratings aus bestehenden Ratingmanualen vergleichbar sind.
  • Diskriminanzvalidität: Die Messdaten von Testverfahren, die verschiedene Konstrukte abbilden, sollten nur gering miteinander korrelieren. Zum Beispiel sollte die Einschätzung der Therapiebeziehung nur gering mit einer Einschätzung des Aktivitätsniveaus der Klienten in der Therapie zusammenhängen
  • Vorhersagevalidität (prognostische Validität): Die Messdaten korrelieren mit Daten, die später erhoben werden. Zum Beispiel: Sagt ein Rating, welches die Motivation und Compliance von Klienten erfasst, Therapieabbrüche voraus?

Welche Möglichkeit der Reliabilitätsüberprüfung spielt bei Prozessmassen, die mit Fragebogen erfasst wurden eine wichtige und welche eine weniger wichtige Rolle?

Wichtiger:

  • Reliabilität = Verlässlichkeit der Messung (hochreliable Messungen sind nahezu frei von Zufallsfehlern)
  • Interne Konsistenz: Eine hohe interne Konsistenz bedeutet, dass die verschiedenen Items, die eine Skala bilden, im Wesentlichen das Gleiche messen (stark miteinander korrelieren; gebräuchliches Mass = Cronbachs Alpha).
  • Split-Half-Reliabilität (zwei Hälften des Tests vergleichen) => Voraussetzung: viele Items!

In Prozessforschung oft nicht relevant bzw. teils unterwünscht:

  • Hohe Re-Test-Reliabilität:
  • Prozessmasse sollten sehr veränderungssensitiv sein
  • Stabilität von Prozessvariablen oft nicht erwartet (z.B. grosse Variation in Experiencing Rating während einer Therapiestunde)

Wie wird die Reliabilität von Ratings bestimmt aus der Beobachterperspektive? (5)

Über die Bestimmung der Interraterreliablität!

Eine Ratingskala kann nur dann sinnvoll verwendet werden, wenn verschiedene Rater dasselbe Objekt ähnlich einschätzen und jeder Rater unterschiedliche Objekte unterschiedlich beurteilt

Viele verschiedene Kriterien für die Beurteilung der Übereinstimmung und Interraterreliabilität: Von Angaben zu prozentualen Übereinstimmungen zu komplexeren Massen wie der Intraklasskorrelation

Welches Mass verwendet wird hängt auch vom Skalenniveau der Daten ab (nominal-, ordinal oder intervallskaliert

Es kann zwischen Inter-Rater-Reliabilität (mindestens zwei Rater beurteilen das gleiche Objekt) und Intra-Rater-Reliabilität (der gleiche Rater beurteilt ein Objekt zweimal) unterschieden werden

Häufig verwendete Indices bei nominal- oder ordinalskalierten Daten

(Übereinstimmung und Interraterreliabilität)

3

  • Prozentuale Übereinstimmung (=prozentualer Anteil der Fälle, in denen zwei oder mehrere Rater das gleiche Urteil abgeben; häufig bei nominal- oder ordinalskalierten Daten)
  • Cohens Kappa: Basiert auf der prozentualen Übereinstimmung, hat aber den Vorteil, dass es das Verhältnis der tatsächlichen zu der bei Zufall erwarteten Übereinstimmung berücksichtigt und somit die überzufällige Uebereinstimmung quantifiziert
    • Kappa liegt zwischen 1.0 (perfekte Uebereinstimmung) und -1.0 (völliges Missverständnis zwischen zwei Ratern; kann bei nominal- oder ordinalskalierten Daten berechnet werden)
  • Rangkorrelationskoeffizienten: Spearman-Rangkorrelationen, Kendalls TAU
  •  

Interraterreliabilität: Intervallskalierte Daten

Produkt-Moment-Korrelation

Besser: Intraklassenkorrelationen (ICC: « strenger » als Produkt- Moment-Korrelation): Varianz verschiedener Rater in Bezug auf dasselbe Messobjekt wird mit der über alle Ratings und Messobjekte entstandenen Varianz gewichtet.

ICC liegt wie Produkt-Moment-Korrelation zwischen -1.0 und +1.0
 

Was ist ein mögliches Problem von korrelationalen Analysen in Prozess-Outcome-Studien? (3)

Viele Prozessforscher verwenden eine korrelationale Strategie: Die Häufigkeit des Auftretens oder die Ausprägung einer Prozessvariablen wird mit dem Outcome korreliert

Implizite Annahme dieser Forschungsstrategie « mehr ist besser » (z.B. mehr Interpretationen des Therapeuten sind besser als wenige Interpretationen)

Diese sog. Medikamentenmetapher psychotherapeutischer Wirkungen eines linearen und additiven Zusammenhangs zwischen Aufwand und Wirkung kann problematisch sein

Responsiveness critique: In der klinischen Praxis variieren die Therapeuten ihr Verhalten aufgrund des Klientenverhaltens. Sie stellen sich idealerweise auf die individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse bei einem Klienten ein (Therapeuten sind « responsive »)

Beispiel « responsiveness critique »

1) Patienten, welche sich nur wenig verändern, können Therapeuten veranlassen mehr Interventionen zu realisieren (z.B. mehr « Hinterfragen negativer Kognitionen »); im Gegensatz dazu, werden bei Patienten, bei welchen die Therapie gut läuft, weniger Interventionen realisiert (weniger « Hinterfragen negativer Kognitionen »)

2) Schlechterer Outcome bei Patienten, die sich zu Beginn wenig verändern, als bei Patienten, die sich zu Beginn schon stark verändern

3) Die Korrelation zwischen der Häufigkeit der durchgeführten Interventionen (z.B. Hinterfragen negativer Kognitionen) und dem Therapieoutcome fällt somit negativ aus

4) Tatsächlich wurden in zahlreichen Studien negative Zusammenhänge gefunden, in welchen Interventionen mit dem Therapieerfolg korreliert wurden. Bsp. Castonguay et al. (1996): Häufigkeit kognitiver Interventionen korrelierte negativ mit dem Therapieergebnis

Konsequenz « responsiveness critique » (3)

Quantitative Prozess-Outcomeforschung mit Berechnung von Zusammenhängen macht v.a. bei Variablen Sinn, bei denen es kein « zu viel » gibt, bei denen mehr theoretisch immer besser ist (Stiles, 1996).

Beispiel: Therapeutische Beziehung (es gibt kein zu gut; mehr ist besser)

Im Gegensatz dazu: Interpretationen, Selbstöffnung des Therapeuten (hier kann es ein zu viel geben)

Möglicher Ausweg aus Responsiveness - »Problem »

Das Therapeutenverhalten wird unter Einbezug der Voraussetzungen und Bedürfnisse der Klienten geratet. Heisst: Beurteilt wird direkt die « responsiveness » der Therapeuten (nicht einfach, wie oft ein Therapeut etwas tut ohne Bezug zu Klientenvoraussetzungen)

Konkret wird geratet, inwieweit sich Therapeuten komplementär zu wichtigen positiven und adaptiven Motiven der Klienten in Beziehung setzen. Zum Beispiel wird beurteilt, ob Therapeuten Klienten, denen das Motiv bzw. der Plan « sei autonom» wichtig ist, den Klienten z.B. bei Entscheidungen bezüglich des weiteren therapeutischen Vorgehens auch ausreichend Wahlfreiheiten geben

Auf die motivorientierte Beziehungsgestaltung wird in anderen Veranstaltungen vertieft eingegangen

Weiteres mögliches Problem in der Prozess-Outcomeforschung

Theoretisch kann kein grosser Zusammenhang zwischen Prozess- und Outcomemassen erwartet werden

  1. Es gibt immer mehrere Variablen, die den Outcome beeinflussen (z.B. Patienten- und Therapeutenmerkmale)
  2. Die Variabilität von vielen Prozessvariablen ist eingeschränkt (z.B. Prozessvariable „Empathie“; die meisten Therapeuten sind relativ empathisch)
  3. Prozessvariablen (z.B. Empathie) und Outcomevariablen können nie perfekt gemessen werden

Simulationen von DeRubeis (2007) zeigen, dass unter diesen Voraussetzungen maximal Korrelationen zwischen r=0.2 und r=0.4 erwartet werden können

Gassmann, D. & Grawe, K. (2006): Was wird unter Problemaktivierung verstanden?

Gegensatz?

Problemaktivierung betont die Wichtigkeit der prozessualen Aktivierung bzw. der unmittelbaren emotionalen Erfahrung eines Problems in der Therapiesitzung

Gegensatz: rational/intellektuelles Erzählen ohne gefühlsmässige Beteiligung

Gassmann, D. & Grawe, K. (2006): Was wird unter Ressourcenaktivierung verstanden?

Statt auf Probleme eines Patienten fokussiert die Therapeutin auf dessen Stärken und Fähigkeiten

Entscheidend ist, dass sich der Patient in der Therapie der Ressourcen bewusst wird und lernt, diese gezielt einzusetzen

In vielen Therapieformen wurde und wird v.a. auf Probleme und wenig auf die Nutzung von Stärken fokussiert. Betont wurde die Bedeutung der Ressourcenaktivierung v.a. in systemischen Ansätzen.