PTF

Geschichte

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Kartei Details

Karten 31
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 09.02.2014 / 13.02.2014
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Definition PTF nach Orlinsky, 1998

"... die Anwendung geeigneter wissenschaftlicher Methoden, um psychotherapeutisches Vorgehen zu beschreiben, zu erklären und zu evaluieren..."

deskriptive Komponente der PTF

  • konzentriert sich auf Ereignisse, die während der Behandlungssitzungen vorkommen:
  • Prozessforschung (process research, korrelativ)

evaluative Komponente der PTF

  • Vergleich der psychologischen Symptome, Grad der Verhaltenseffektivität und Niveau des emotionalen Wohlbefindens des Patienten vor und nach der Therapie:
  • Ergebnisforschung (outcome research; experimentell)

explanative Komponente der PTF

  • Bestimmung von Aspekten des therapeutischen Prozesses, welche zu Besserungen auf Seiten des Patienten beitragen:
  • Prozess-Ergebnis-Forschung (process-outcome-research)

Freud's Junktim - Heilen & Forschen 

  • Jahr
  • Aussage

  • 1927
  • "In der Psychotherapie besteht von Anfang an ein Junktim zwischen Heilen und Forschen; die Erkenntnis brachten den Erfolg. Man konnte nicht behandeln, ohne etwas Neues zu erfahren. Man gewann keine Aufklärung ohne ihre wohltätige Wirkung zu erleben."

2. Phase der PTF

  • Themen

  • Ist PT überhaupt wirksam?
  • Entwicklung der verschiedenen therapeutischen Konzepte zu eigenen Lehrgebauden/ Schulen
  • Welche Art der PT (welcher Grundsatz/ Schule) ist wirksam(er)?

Eysenck

  • Titel seiner Arbeit
  • Vorgehen

  • The effects of psychotherapy "Does psychotherapy work?"
  • auf Grundlage v Krankenversicherungsstatistiken ⇒ Schluss, dass herkömliche (pa) PT nicht wirksamer als Spontanremissionen ist
  • psychische Störungen des Neurosebereichs unabhängig davon, ob sie mit PT behandelt werden oder nicht, nach 2 Jahren zu 2/3 geteilt oder erheblich verbessert

Eysenck

  • Jahr
  • Ergebnis/ Konsequenzen
  • Auswirkungen

  • 1952
  • Ergebnisse
  1. Erfolgsaussagen sind in Relation zu einem Vergleichsmaßstab zu bewergen (Bsp. KG")
  2. Frage zu stellen, ob PT überhaupt notwendig ist oder nicht andere Hilfsformen sinnvoller
  • lebhafte, nicht immer sachliche Diskussion; Befunde bzgl. Spontanremission revidiert

Dodo-Verdikt

  • Zitat

"Everybody has won and all must have prices"

Dodo-Verdikt

  • Erklärung von Strauß, 2001

"... soll beschreiben, dass trotz aller Unterschiedlichkeit im Hinblick au die theoretischen Modelle, Krankheitstheorien, Veränderungstheorien, Interventionen etc., alles in allem die wichtigsten PT-Verfahren zu ähnlichen Effekten gelangen - ein Ergebnis, das Shapiro, Elliot u. Stiles auch als das "Äquivalenzparadoxon" in der PT bezeichneten)"

Schlussfolgerung aus Dodo-Verdikt

+ Trittbrettfahrer-Argumentation (Grawe, 92)

PT ist zwar effektiv, die Differenzen zwischen den verschiedenen therapeutischen Ansötzen sind aber vernachlässigbar

  • "PT ist wirksam, aber keine Unterschiede in der Wirksamkeit der verschiedenen Therapieverfahren ⇒ auch meine Methode ist wirksam

Gruppeneinteilung von Psychotherapien nach Grawe

  • Jahr
  • 4 Gruppen

  • 1992
  1. Gruppe: Ausstehen jeglichen Wirksamkeitsnachweises
    (NLP, Primärtherapie nach Janov (Urschrei), Analytische Therapie nach C.G. Jung)
  2. Gruppe: Wirksamkeit gut untersucht aber noch nicht bestätigt
    (vermutlich Transaktionsanalyse)
  3. Gruppe: noch zu wenige Wirksamkeitsnachweise
    (Bioenergetische THerapie, Daseinsanalyse, Katathymes Bildererleben, Individualanalyse nach Adler, Musiktharpie (Nähe zur Gruppe 1))
  4. Gruppe: zweifelfrei nachgewiesene Wirksamkeit
    (VT, Gesprächspsychotherapie, pa Therapie; + vermutl Gestalttherapie, systemorientierte Familientherapie)

Meilensteine der 2. Phase der PTF

  • internationaler Zusammenschluss der Psychotherapieforscher in der "Society for Psychotherapy Research" ('68)
  • erstes Erscheinen des "Handbook of Psychotherapy and Behaviour Change" von Bergin & Garfield ('71)
  • erste Metaanalysen von Smith et al, ('77 und '80) mit Kontrollgruppen (⇒ Eysencks "Wirkungslosigkeits-Behauptung" widerlegt)

3. Phase der PTF

  • Grundsatzfragen
  • Formulierung von Strauß und Wittmann

(nicht mehr "Ist die Therapie wirksam?" und "welche Methode ist wirksam?" sondern)

  • "wie wirkt PT?
  • "Welche Behandlungsmaßnahme, durch wen und zu welchem Zeitpunkt führt bei diesem Individuum mit diesem speziellen Problem unter welchen Bedingungen zu welchem Ergebnis und zu welchem Zeitpunkt?"

3. Phase der PTF

  • interessierende Einflussgrößen

  • spezifische Störungen
  • therapeutische Ansätze
  • Einflüsse der Therapeutenpersönlichkeit
  • übergreifende Nutzen (im Sinne von Effizienz)

4. Phase der PTF

  • Thema

  • (von der Erfolgsforschung über die Prozessforschung zur) Erfolgsprozessforschung
  • welche Veränderungen, die im therapeutischen Prozess entstehen, sind für die Wirksamkeit der Therapie verantwortlich?

4. Phase der PTF

  • Erkenntnisse

  • Identifizierung gemeinsamer Faktoren aller Therapien durch Grawe
  • wichtige Beiträge für das Schaffen eines einheitlichen Interpretationsrahmens von Psychotherapie

4. Phase der PTF

  • "über die reine Outcome-Forschung hinaus"...

  • Prozessforschung (nur kurze Therapieausschnitte werden als repräsentativ für das ganze ThGeschehen gesehen)
  • auch Versorgungsforschung
  • Evaluation des Gesundheitssystems
  • Dauer der Therapie
  • spezifische Wirkfaktoren
  • Wirkgrößen und Kosten einzelner Verfahren
  • s. GMP v. Orlinsky

5. Phase der PTF

  • Ereignisse
  • Fortschritte
  • andererseits...

  • Ereignisse:
  1. Reaktion auf Grawe ('94)
  2. "heiße" Diskussionen zur Methodik der Therapieforschung
  • Fortschritte
  1. gesundheits- und standespolitische Aspekte
  2. Schaffung der gesetzlichen Rahmenbedingungen (Welche Verfahren sind wissenschaftlich? Welche Kosten übernimmt die Kasse?)
  3. 1991: PTGesetz in Österreich
  4. 1999: PTGesetz in Dtl.
  • Hinwendung zu naturalistischen Studien, z. B. Rudolf-Studie in Praxen, nicht in Uni-Ambulanzen

Begründung der Notwendigkeit der PT-Evaluation

  1. wissenschaftliche Begründung
  2. gesundheitspolitische Begründung
  3. ethische Begründung

Notwendigkeit der PT-Evaluation

  • wissenschaftliche Begründung

systematische Überprüfung von Theoriesystemen im Grundlagen- und Anwendungsbereich in der Empirie

Notwendigkeit der PT-Evaluation

  • gesundheitspolitische Begründung

  • Stellenwert der PT für die Gesundheitsversorgung
  • Effizienz!
  • Gefahr: Normalisierungsanspruch entwickelt sich zu Optimierungsanspruch
  • ⇒ welche pt Intervention ist adäquat, effizient und finanziell vertretbar

Forschungsansätze

  • quantitativer (nomologischer) Ansatz
  • qualitativer (hermeneutischer) Ansatz

Quantitativer Ansatz

  • Ablauf nach Herrmann, '79

  • Formulieren gesetzesförmiger Aussagen durch wissenschaftlich tätige Psychologen
  • Einbetten dieser AUssagen in theoretische Begründungszusammenhänge
  • Arbeit an einer Formulierung ihrer Theorien und Modelle
  • Prüfen ihrer theoretischen Annahmen mit Hilfe von Erwartungen über möglichst objektive und reliable Beobachtungs- und Messergebnisse
  • Erklärungen und Vorhersagen von Ereignissen
  1. mittels deduktiver Erklärungs- und Prognose-Modelle oder
  2. als induktiv-statistische Ereigniserklärungen
  • halten das Experiment für ihr wichtigstes Erkenntnismittel

qualitativer Ansatz

  • Daten müssen deutend aufgelöst und interpretiert werden
  • Evaluation erfolgt auf dem Hintergrund der Theorie in der Interaktion Therapeut/Klient
  • naturalistische Fallstudien als Ideal, da quantitative experimentelle Evaluation nicht geeignet ist, die relevanten Bereiche der menschlichen Persönlichkeit und deren Veränderung zu erfassen

Arten von Untersuchungen

  • deskriptive Untersuchungen
  • explorative Untersuchungen
  • konfirmative (explanative) Untersuchungen

deskriptive Untersuchungen

  • Zweck
  • Voraussetzung

  • möglichst informative Beschreibung der beobachteten Datenmenge
  • an keine Voraussetzungen über die ihnen zugrundeliegenden Stichproben gebunden

explorative Untersuchungen

  • Zweck
  • Voraussetzung

  • Erkennen von Gesetzen oder Hypothesen aus den beobachteten Daten (⇒ Sachverhalte, die über die Beobachtungsdaten hinausgehen und typisch oder charakteristisch für den Untersuchungsgegenstand sind)
  • nicht zu kleine und (in irgendeiner Form) repräsentative Stichproben

konfirmative (explanative) Untersuchungen

  • Zweck
  • Voraussetzung

  • Prüfung (statistischer Nachweis der "Signifikanz") von Gesetzen oder Hypothesen, die in einer Population herrschen, aus der die Stichprobe mit ihren Beobachtungswerten stammt
  • an Zufallsstichproben gebunden

Bewertungskriterien von Therapien

  • Wirksamkeit
  • Sicherheit (Risiko, unerwünschte Wirkungen)
  • Effizienz (Kosten-Nutzen-Verhältnis)
  • Kosten (finanzielle und psychische - für Patient und auch Ausbildung zum Therapeuten)
  • Nutzen (durch Kosteneinsparungen, z. B. Verhinderung von Chronifizierung)

Bewertungskriterien

  • Unterschied v. "Wirkung/ Effekt" und "Wirksamkeit/ Effektivität" und Effizienz

  • Wirkung, Effekt: es verändert sich etwas
  • Wirksamkeit, Effektivität: es verändert sich etwas im Hinblick auf ein bestimmtes Ziel (im Vgl zu Verläufen ohne pt Intervention
  • Effizienz: Kosten-Nutzen-Gesichtspunkte