Psychopharmakologie 1-4

Psychopharmakologie

Psychopharmakologie


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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
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Crée / Actualisé 24.10.2016 / 06.11.2018
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Was ist Pharmakologie

Die Pharmakologie ist die Wissenschaft von den Wechselwirkungen zwischen Stoffen und Lebewesen.

Stoffe im Sinne der Pharmakologie 

- reine chemische Substanzen sein
- aus der Natur gewonnen
- vom Menschen durch chemische Verfahren hergestellt
- auch Gemische von Verbindungen, etwa Pflanzenteile und Pflanzenextrakte
- Körpereigen
- Hormone und Gerinnungsfaktoren
- oder normalerweise nicht im Körper vorhanden. 

Arzneistoffe

Arzneistoffe sind Pharmaka, die (bei entprechender Dosierung) dem Menschen nützen, indem sie der Verhütung, Heilung, Linderung oder Erkennung von Krankheiten dienen.

Gifte

Gifte sind Pharmaka, die (bei entsprechender Dosierung) dem Menschen schaden. 

Die Dosis macht das Gift.

Resorption

Von Applikationsort zuerst in Blutplasma gelangen, Aufnahme und Verteilung im Blut.
Nur intravasale Gabe geht direkt ins Blutplasma.

 

Wirkorte von Psychopharmaka

  • Rezeptoren

  • Neurotransmittertransporter

  • Ionenkanäle

  • Neurotransmitterabbauende Proteine/Enzyme

  • Intrazelluläre Wirkungen

  • Unbekannt - Lithium 

Agonist

Substanz die Rezeptoren aktiviert, steigert Wirkung.

Agonismus: Eine Substanz, die an einen Rezeptor bindet und damit eine spezifische Reaktion in der Zelle auslöst.

Antagonist

Hemmung, arbeitet gegen den NT, Blockieren, Verdrängen, Hemmung von Rezeptor, keine eigentliche Wirkung, macht Rezeptor dicht. Wirkt nur mit Agonist/NT. kompetitiv wenn er nicht so sehr hält am Rez., nicht-kompetitiv heisst er geht in Rezeptor rein, absolute Blockade, schaltet ganz aus.

Liganden, die keine intrinsische Aktivität besitzen, sondern den Rezeptor durch ihre Bindung für den Agonisten blockieren.
-  Kompetitiver A.: Agonist und Antagonist konkurrieren um dieselbe Bindungsstelle.
-  Nicht-kompetitiver A.: Der Antagonist unterbricht die Wirkungskette vom aktivierten Rezeptor (andere Bindungsstelle als Ligand = allosterisch = Modulator, Seite des Rezeptors) 

Partieller Agonist/ Antagonist

in Abhängigk. der NT Agonistisch oder Antag. wirken, aktivieren Rezeptor nicht voll, Grundaktivität da, blockt nicht ganz, aber wenn viel NT kommt blocken sie.

Substanzen, welche je nach Zustand des Rezeptors am selben Rezeptortyp agonistisch und antagonistisch wirken können. 

inverser Agonist

selten, Aktivität von Rezeptor ins negative verdreht

Allosterischer Modulator

moduliert Funktionsweise, Benzo, Alkohol. Nicht direkten Einfluss, modulieren die 
Wirkung/ Rezeptor in der Antwort auf den NT. 

Inhibitor

hemmen

Aktivator

erregt

Pharmakokinetik 

 Wirkung des Körpers auf Pharmaka, ihr Schicksal im Körper Schritte:

  1. Ins Blutplasma – intravasal, Resorption

  2. Die Verteilung im Organismus erfolgt durch das Blut.

  3. Bindung im Plasma und in den Körpergeweben

  4. Die Elimination von Pharmaka erfolgt durch metabolische Umwandlung (Biotransformation), und/oder Ausscheidung (Exkretion)

  5. In der biologischen Realität laufen Invasion und Elimination von Anfang an stets gleichzeitig ab. 

Bioverfügbarkeit und präsystemische Elimination

Resorption über die Haut

lipohpil - fettlöslich, hydrophil – wasserlöslich
Durch Haut kommen nur lipophile Substanzen. 

Halbwärtszeit

Zeit nachdem Hälfte des Medikaments weg ist, relevant wie schnell wird es abgebaut. Hier mit Leber 30-50h, ohne Leber 800h und mehr! Reinigung und Abbau Leber extrem wichtig. Dosierung muss extrem angepasst werden bei Leberstörung.

Möglichkeiten des Durchtritts von Substanzen durch eine biologische Membran

  • Diffusion durch Lipidschicht
  • Diffusion durch Poren
  • Aktiver Transporter
  • Endocytose (Stoffwechselenergie)
  • Filtration durch interzelluläre Poren

Elimination von Pharmaka

Durch Exkretion.

Was? Arzneistoffen, Metaboliten
Wo? Leber, Niere, Darm
Wie? aktive Transportprozesse, beeinflusst durch
-  physikochemischen Eigenschaften
-  Molekulargewicht: < 400 bis 500 --> vornehmlich renal,
                                 > 400 bis 500 --> vornehmlich biliär 

Therapeutische Breite (Dosis-Wirkungsbeziehung)

Therapeutische Wirkung vs. Toxizität (ED50 vs. LD50) Abstand zwischen Dosis für gewünschten Effekt und Dosis für toxische Wirkung. Je größer dieser „Sicherheitsabstand“, desto geringer die Gefährdung des Patienten. 

Irreversible Bindung

wenn einmal gebunden, dann Wirkung erst durch Abbau des Rezeptors beendet --> einige Gifte (z.B. Sarin, , s.a. Tranylcypromin (irreversibler MAO-Hemmer) 

ACHTUNG: Rezeptor-Aktivierung kann hemmende Wirkung auf Prozess im Körper haben! Bsp: GABA 

Reversible Bindung

Substanz dissoziiert wieder vom Rezeptor --> spontane Beendigung der Wirkung bzw. Gleichgewicht solange Substanz im Körper 

ACHTUNG: Rezeptor-Aktivierung kann hemmende Wirkung auf Prozess im Körper haben! Bsp: GABA 

Stereoselektivität

Interaktion Rezeptor – Ligand. Wie Schlüssel.
Enantiomere: Spiegelbildliche Struktur/ Konfiguration von Molekülen, D/L oder S/R Formen, meist von beidem gleich viel vorhanden, aber unterschiedliche Wirkung. R oft mehr Nebenwirkungen, die gereinigte Form S wird bevorzugt.

Nebenwirkung

Unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW)
„Beim bestimmungsgemäßen Gebrauch eines Arzneimittels auftretende, schädliche und unbeabsichtigte Reaktionen“.

Müssen nicht auftreten, idR aber immer UAWs. Des Einen UAW kann des Anderen W sein (z.B. Müdigkeit unter Mirtazapin, Erektion unter Sildenafil).

Typische UAW Systeme

ZNS – Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit, Nervosität, ...
Schmerzen – Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, ...
Verhalten – Angst, Unruhe, Appetit +/-  --> Gewicht, ... 

Blutdruck +/-
Sexuelle Funktionsstörungen (m>f)
Metabolische Veränderungen (Diabetes, Hyperlipidämie, ...) 

Effekte durch Pharmaka – Leber, Niere, ...
Allergische/toxische Reaktionen – Haut, Herz, Etc. 

Toleranz/ Gewöhnung

Verringerung der Wirkung eines Medikamentes (gleiche Dosis) bei längerer Behandlung.

a) pharmakokinetische: z. B. durch Enzyminduktion
b) pharmakologische: Up- oder Downregulation von Rezeptoren
c) physiologische: z. B. durch Gegenregulationsprozesse 

Glutamat

aktivierender Neurotransmitter. 
Rezeptoren: AMPA, NMDA (synapt. Plastizität, Langzeitpotenzierung LTP), Kainat, mGluR

Glutamaterges System Wichtigster exzitatorischer Neurotransmitter im Gehirn (mit Aspartat), Ubiquitär im Gehirn

Funktionen:
An nahezu allen Leistungen des Gehirns beteiligt, Motorik (Cortex – Basalganglien), Lernen & Gedächtnis (u.a. Hippocampus), Sinneswahrnehmungen (Präfrontalcortex – Mesencephalon), Schmerzwahrnehmungn (Periphere afferente Neuronen) 

Synthese: Glutaminsäuresalz (Glutamin, Aspartat etc.) --> Glutamat. Abbau versch. Möglichkeiten, zurück zu Glutamin oder Aspartat, Descarboxylierung zu GABA

GABA

hemmender Neurotransmitter, Gegenspieler von Glutamat, sedierend. 
Rezeptoren: GABA A (fast alle Medis greifen hier an), B und C

GABAerges System
Wichtigster inhibitorischer Neurotransmitter, (im Rückenmark: Glycin) 
Funktionen: Sedation, Narkose, Anxiolyse, antiepileptische Effekte, Muskelrelaxation, 
Gedächtnisveränderungen 

Synthese: Glutamat --> GABA. Abbau: GABA-Transaminase --> Succinatsemialdehyd

Acetylcholin

kognitiver Neurotransmitter, aus phospholipiden und Zucker gebildet. 
Rezeptoren: 
- Muskarinisch: G-Proteingekoppelt, Agonisten: Muskarin (Amanita muscaria – Fliegenpilz), Pilocarpin, Antagonisten: Scopolamin, Atropin 

- Nikotinisch: Ionenkanal, Muskelzellen, parasympath. NS, Agonisten: Nikotin, Anatoxin A. Antagonisten: Alpha-Bungarotoxin 

wirkt modulierend, im Frontalen Gebiet des Hirns und Thalamus.

Gebildet aus Glucose und Cholin (aus Phospholipiden der Membran)
Abbau durch Acetylcholinesterase und andere Cholinesterasen 

Rolle: M. Alzheimer und M. Parkinson, Executivfunktionen, sensorische Signalverarbeitung, Vigilanz, Arousal, Schlaf-Wach-Rhythmus, Belohnung 

Vorstufe: Cholin (aus Glucose Acetyl-CoA) --> Cholinacetyltransferase --> Acetylcholin
Abbau: ACh-Esterase --> Cholin und Acetat

Dopamin

"Glückshormon", Monoamin, Neurotransmitter
Rezeptoren: D1-Typ und D2-Typ/ Familie

Dopaminerges System von Substantia nigra und Hypothalamus aus
Funktionen: 
Tuberoinfundibulär: Hemmung Prolactin, Nigrostriatal: Bewegungen, Mesocortical: Verarbeitung von Wahrnehmung, Gedanken, Lernen, Belohnung/Abhängigkeit 

Synthese: Tyrosin (Aminosäure) --> DOPA --> Dopamin
Abbau: MAO-B, COMT, MAO-A --> Homovanillinmandelsäure

Noradrenalin

Monoamin
Rezeptoren; alpha 1 und 2

Noradrenerges System, weit verbreitet, von Locus Coeruleus aus
Funktionen: Stimmungslage, Lernprozesse, Schlaf-Wach-Zustand (ascending reticular arousal system), Antrieb, Aufmerksamkeit, Appetit, Schmerzempfinden 

Synthese: Tyrosin --> DOPA --> Dopamin --> Noradrenalin --> Adrenalin
Abbau über MAO und COMT --> Vanillinmandelsäure

Serotonin

Neurotransmitter, Monoamin
Rezeptoren: 5-HT1 und 2

Serotonerges System von Raphekernen aus
 

Funktionen: ähnlich wie Noradrenalin, Schlaf-Wach-Zyklus, Stimmung, Affekt, Wahrnehmung, Nahrungsaufnahme, Schmerzempfindung 

Synthese: Tryptophan --> Serotonin. Abbau: MAO-A --> 5-Hydroxyndolessigsäure

Monoamintransporter

Dopamin-, Noradrenalin- und Serotonintransporter (DET, NET, SERT), Wirkung: antriebssteigernd, stimmungsaufhellend, appetitsenkend (Antidepressiva, Kokain)

VMAT-1 und 2 vesikulärer Monoamintransporter, dämpft System, antipsychotisch, antihypertensiv. Entweder Blockade oder Umkehr des Vesikeltransports.

Vesikel-Membran- Verschmelzung, wenn blockiert --> Blutdrucksenkung

Synthese: Tyrosin --> Dopa --> Dopamin --> Noradrenalin --> Adrenalin (eng chemisch verwandt)

 

Histamin

Anti-Allergika, Immunreaktion

Funktionen: Wärmeregulation, Kontrolle der hypophysären Hormonausschüttung, Regulation des Schlaf-Wach-Zyklus, Sedierung, Nahrungsaufnahme, Lernprozesse, Aufmerksamkeit, Weitere Funktionen peripher (Entzündung, Asthma, Magensäure) 

Opioide

Peptid, rel. gross, schwer oral einzunehmen weil sie im Magen zersetzt werden.
Rezeptoren Mü, Delta und Kappa

Funktionen:
- Analgesie, Sedation, Anxiolyse, Hypothermie, Miosis, Atemdepression und Euphorie (Mü, Delta)
- Psychoseartig, Eu/Dysphorie (Kappa)
- Peripher: auch in Darmwand (Obstipation = Verstopfung, Verschluss) 

Endocannabinoide

Synthese: Arachidonsäure --> Anandamid (ein Fett). Abbau: FAAH --> Arachidonsäure und Ethanolamin

Funktionen: Nahrungsaufnahme, Fettstoffwechsel, gastrointestinale Motilität, Schmerzempfinden, Konzentrationsvermögen, Wahrnehmung, Herzfrequenz, Angstempfinden 

--> vielfältige Wirkung aber wenige Medikamente

Depression - Neurobiologische Konzepte

Monoamin-Hypothese (Noradrenalis, Serotonin, Dopamin)
erste biologische Hypoth. zur Behandlung von Depression, 1965, Substanz verhindert das Noradrenalin wieder aufgenommen wird, Tierversuche, früher Blutdrucksenkung, Nebenwirkung: Depression, Medis von früher Einfluss auf diese Systeme (Noradr., Serotonin), diejenigen die nur in einem wirken oft schlechter als wenn sie in beiden wirken. Trizyklika vor allem Wirkung auf diese zwei, Acetylcholinerge Wirkungen gelten als NW

Stress-Hypothese (Hypothalamus- Hypophysen-Nebennierenrinden Achse, HHNA)
Stressreaktion: Cortisol, Katecholamine, Mineralokortikoide. inhibitorisches Feedback über Glucocorticoide, gestört bei Depression auf Ebene Glucocorticoid-Rezeptor.

Neurotrophie-Hypothese

Genetische Faktoren

Intrazelluläre Signalisation (Lithium)

Neuropeptide (keine Medis die spezif. wirken)

Funktionelle Neuroanatomie

Entwicklungsneurobiologie

Glia

Wirkung Antidepressiva

Stimmungsaufhellung (obligat)
- entweder psychomotorische Dämpfung oder Aktivierung
- Angstlösung (fakultativ)
- Antisuizidale Wirkung 

Indikation Antidepressiva

- Sedierende Antidepressiva: bei agitiert-ängstlichem Syndrom
- Nicht-sedierende Antidepressiva: bei gehemmt-apatischem Syndrom
- Chronische Schmerzen, Bulimie, Zwangsstörungen, Angstsyndrome 

Einteilung AD (älter)

  1. Tri- und Tetrazyklische AD (TCA) --> Mianserin(Tolvon®), Amitryptilin (Saroten® = sedierend), Nortryptilin (Nortrilen®), Trimipramin (Surmontil® = stark sedierend), Clomipramin = aktivierend, Imipramin = neutral
    potenziell tödlich bei Überdosierung

  2. Alpha2-Antagonisten (TCA und modifizierte TCA), (NaSSA) --> Mirtazapin(Remeron® = müde und hungrig) 

  3. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) --> Fluoxetin (Fluctine® = aktivierend), Paroxetin (Deroxat® = aktivierend) , Fluvoxamin (Floxyfral®), Citalopram  = aktivierend, Escitalopram (Cipralex® = aktivierend) und Sertralin (Zoloft® = aktivierend) 

  4. Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) --> Venlafaxin (Efexor® = aktivierend) und Duloxetin (Cymbalta® = aktivierend)

  5. Selektive Noradrenalin-/Serotonin-/Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI, NDRI, «Duale») --> Bupropion (Wellbutrin®), 

  6. Monoaminoaxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) --> Reversibel Moclobemid (Aurorix® = aktivierend), irreversibel: Tranylcipromin (Jatrosom® = aktivierend)

  7. Varia: DAT-Hemmer (Bupropion) sowie 5-HT2C –Hemmer und Melatonin- Rezeptor-Agonisten (Agomelatin) = Mischungen, --> Agomelatin (Valdoxan®) 

  8. Johanniskraut --> Hypericin und Hyperforin (Solevita forte RX®)

  9. Lithium (vgl. Bipolare Störung)