Psychopathologie II

Allgemeine Grundlagen der Psychopathologie und psychiatrischen Krankheitslehre (Schwerpunkt Erscheinungsbild) => Lernziele bei Störungsbildern

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau École primaire
Crée / Actualisé 19.11.2013 / 13.10.2017
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Nennen Sie drei Formen abweichenden Essverhaltens

Welches abweichende Essverhalten gilt bislang nicht als psychische Störung und warum?

Fettleibigkeit (Adipositas)

Innerhalb der Klassifikationssysteme psychischer Störungen wurde sie bislang zwar als mögliche Reaktion auf schmerzvolle Erfahrungen oder als Nebeneffekt von Psychopharmaka aufgeführt (Fichter, 2004), nicht aber als eigenständige Störung. Die ICD-10 führt sie ausserdem als medizinischen Krankheitsfaktor, aber wieder nicht als psychische Störung auf. Im DSM-IV erscheint sie nicht, weil bislang kein zuverlässiger Zusammenhang mit psychopathologischen Phänomenen nachgewiesen wurde (Sass et al., 2003)

Geben Sie wesentliche Unterschiede zwischen Anorexia Nervosa und Bulimia Nervosa an (mittels einer Tabelle mit den Zeilen "kognitive Tendenz", "Gewicht", "Essattacken und Massnahmen")

Kognitive Tendenz

Anorexia Nervosa

starker Wunsch, dünn zu sein, ständige Beschäftigung mit der Verhinderung der Gewichtszunahme; Angst vor Gewichtszunahme im Vordergrund

Bulimia Nervosa

andauernde Beschäftigung mit Essen, häufige unwiderstehliche Gier, Zwang zu essen; Angst, fett zu werden, nach ICD-10 Teil der Symptomatik, nach DSM-IV nicht.

Gewicht

Anorexia Nervosa

starkes Untergewicht zwingend

Bulimia Nervosa

oft Normalgewicht, Untergewicht möglich

Essattacken

Anorexia Nervosa

Fressattacken möglich

Bulimia Nervosa

Fressattacken zwingend

Massnahmen

Anorexia Nervosa

Gegenmassnahmen möglich (= aktive Form)

Bulimia Nervosa

Gegenmassnahmen zwingend

 

Nennen Sie zwei Charakteristiken des Erlebens der Betroffenen, welche die Anorexie von anderen Störungen (ausserhalb der Essstörungen) mit Abweichung in Gewicht und Essverhalten abgrenzen

Welche zwei Formen der Anorexie gibt es? Es gibt zu beiden mehrere mögliche Bezeichnungen.

Geben Sie vier Verhaltensweisen an, welche die beiden Formen der Anorexie unterscheiden

Restriktiver Typus

  • keine Essanfälle
  • Verzicht auf bestimmte Speisen strenge Rationierung
  • keine zusätzlichen Massnahmen wie Erbrechen oder Arzneimitteleinnahme

Aktiver Typus

  • selbst induziertes Erbrechen
  • Abführmittel (Laxantien)
  • Einläufe
  • übertriebene körperliche Betätigung
  • Gebrauch von Appetitzüglern
  • Mittel zur Entwässerung des Körpers (Diuretika)

Nennen Sie die beiden Verhaltensweisen, die zusammen das Hauptmerkmal der Bulimia nervosa ausmachen

Welches sind die drei wesentlichen Unterschiede zwischen Bulimie und Anorexie?

Bei Bulimie

  1. Unwiderstehliche Gier oder der Zwang zu essen
  2. Normalgewicht oder nur leichtes Untergewicht (eher darauf bedacht, dieses trotz der Fressanfälle zu halten als es drastisch zu reduzieren)
  3. Aktives Kontrollverhalten (z.B. Purging oder exzessiver Sport) sowie Fressattacken sind bei Bulimie notwendige Merkmale für eine entsprechende Diagnose. Bei Anorexie liegen diese Verhaltensweisen nicht zwingend vor; die Gewichtskontrolle geschieht dort zur Hauptsache über die Vermeidung hochkalorischer Speisen.

Welches sind die zwei Hauptklassen von psychogenen Schlafstörungen und welche Störungsbilder nach ICD-10 fallen in diese Klassen?

Dyssomnien

Störung der Dauer, Qualität oder des Zeitpunkts des Schlafs:

  • Insomnie
  • Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Hypersomnie

Parasomnien

Abnorme Episoden während des Schlafs:

  • Schlafwandeln
  • Pavor nocturnus
  • Albträume

Welches ist eine zentrale Bedingung für eine Schlafstörung als Hauptdiagnose und was ist der Grund dafür?

Wenn die Schlafstörung eine Hauptbeschwerde des Patienten ist, sollte eine Diagnose aus diesem Abschnitt gestellt werden

> Schlafstörungen sind häufige Begleiterscheinungen anderer psychischer Störungen

Ein psychischer Verursachungsfaktor

> Schlafstörungen mit organischer Ursache oder solche, die durch psychotrope Substanzen oder Medikation entstehen, müssen ausgeschlossen werden können

 

Geben Sie 2 Störungsbilder der nichtoganischen Schlafstörungen an, die vom DSM-IV, nicht aber von der ICD-10 zu den psychischen Störungen gezählt werden

Welches sind die vier hauptsächlichen Probleme, die bei Insomnie häufig als Kombination vorliegen?

  • Einschlafstörungen
  • Schwierigkeiten beim Durchschlafen
  • Früherwachen
  • allgemein schlechte Schlafqualität

Welches Symptom in Verbindung mit den Schlafschwierigkeiten bei nichtorganischer Insomnie führt häufig zu einem Teufelskreis?

Eine erhöhte Angst vor der Schlaflosigkeit verschärft die Probleme zusätzlich und führt zu einem Teufelskreis

Warum sollte man als TherapeutIn bei Schlafstörungen genauer nachfragen, was die Betroffenen sonst noch beschäftigt?

Eine Schlafstörung sollte nur diagnostiziert werden, wenn die Probleme nicht Teil einer anderen psychischen Störung sind. Ängste, Depression, Zwänge usw. können zwar durchaus vorkommen, die Schlafproblematik muss aber die Hauptbeschwerde darstellen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass sich die meisten Betroffenen stark mit ihrer Schlafstörung beschäftigen und deshalb andere emotionale Probleme verneinen. Evtl. wird die eigentliche Ursache von den Schlafproblemen überdeckt.

Nennen Sie die zwei hauptsächlichen erlebten Phänomene bei der nichtorganischen Störung des Schlaf-Wach-Rhythsmus und beschreiben Sie allgemein, wodurch sie entstehen

Schlaflosigkeit während der Hauptschlafperiode und Hypersomnie während der Wachperiode fast täglich während mindestens eines Monats oder wiederholt während kürzerer Zeiträume

Grund: Das Schlaf-Wach-Muster der Betroffenen ist nicht synchron mit dem gewünschten Schlaf-Wach-Rhythmus, der durch die gesellschaftlichen Anforderungen bestimmt ist und von den meisten Menschen in der Umgebung der Betroffenen geteilt wird.

Nennen Sie drei Gruppen von Personen, die besonders gefährdet sind, eine nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus zu entwickeln

Nennen Sie die Phasen des sexuellen Reaktionszyklus und ordnen Sie ihnen die entsprechenden groben Klassen sexueller Funktionsstörungen zu

Appetenz-/ Annäherungsphase

gestörtes sexuelles Verlangen (gesteigert oder vermindert)

sexuelle Aversion

Erregungs-/ Stimulationsphase

Versagen genitaler Reaktionen wie Erektionsstörung oder fehlendes/mangelndes Feuchtwerden der Scheide

Geschlechtsverkehr

sexuell bedingte Schmerzen:

nichtorg. Dyspareunie

nichtorg. Vaginismus

Orgasmusphase

fehlender oder verzögerter Orgasmus

vorzeitiger Samenerguss

Durch welche beiden (Schwere-)Bedingungen ist eine sexuelle Funktionsstörung definiert und wie lange müssen die Beschwerden für eine Diagnose mindestens vorliegen?

Beschreiben Sie die kognitiven Aspekte des Mangels/Verlusts von sexuellem Verlangen

Der Mangel oder der Verlust des sexuellen Verlangens äussert sich in einer Verminderung...

  • von Suchen nach sexuellen Reizen,
  • von Denken an Sex mit entsprechendem Verlangen oder Lust oder
  • von sexuellen Fantasien.

Das Interesse an sexuellen Aktivitäten (mit Partnern zu beginnen oder an Masturbation allein), besteht seltener als erwartet (unter Berücksichtigung des Alters und der Umstände), oder die Häufigkeit ist im Gegensatz zu früher deutlich gesunken.

Nennen Sie acht spezifische Persönlichkeitsstörungen.

paranoide PS

schizoide PS

dissoziale PS

emotional instabile PS
impulsiver Typus
Borderline-Typus

histrionische PS
(vom lat. Wort für Schauspieler)

anankastische (zwanghafte) PS
(vom griech. Wort für Zwang)

ängstliche (vermeidende) PS

abhängige PS

sonstige spezifische PS, bspw.:
narzisstische PS
passiv-aggressive (negativistische) PS usw.

Nennen Sie zu jeder spezifischen PS mindestens zwei Merkmale, die den jeweiligen Prototyp charakterisieren.

paranoide PS: misstrauisch, argwöhnisch, streitsüchtig, nachtragend

schizoide PS: emotional kühl, distanziert, einzelgängerisch, eingeschränkte Bandbreite des emotionalen Ausdrucks

dissoziale PS: verantwortungslos, aggressiv, Missachtung von Normen und von Rechten anderer

emotional instabile PS: instabile Stimmung, impulsives Handeln ohne Berücksichtigung von Konsequenzen, mangelnde Selbstkontrolle

impulsiver Typus
Borderline-Typus

histrionische PS: übermässig emotional, dramatisierend, theatralisch, manipulativ, Aufmerksamkeit erheischend
(vom lat. Wort für Schauspieler)

anankastische (zwanghafte) PS: übergewissenhaft, rigide, pedantisch, perfektionistisch
(vom griech. Wort für Zwang)

ängstliche (vermeidende) PS: ständig angespannt, besorgt, unsicher, sozial gehemmt

abhängige PS: entscheidungsschwach, unselbständig, hilflos, nachgiebig, unterwürfig, anklammernd

sonstige spezifische PS, bspw.:
narzisstische PS
passiv-aggressive (negativistische) PS usw.

Was versteht man unter dem "polythetischen Ansatz"?

Die Klassifikationssysteme nennen Mindestanzahlen von Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit eine sichere Diagnose gestellt werden kann. (Die Zuordnung einer Persönlichkeit zu einem Typus ist auch dann erlaubt, wenn nicht sämtliche Merkmale in ausgeprägter Weise vorhanden sind. Die "reinen" Formen sind in der Praxis selten.)

Wann manifestieren sich Persönlichkeitsstörungen?

Persönlichkeitsstörungen beginnen gemäss Definition in den Klassifikationssystemen bereits im späten Kindesalter, in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter. Sie umfassen stabile Muster des Denkens, Fühlens und Verhaltens. Es handelt sich also um lang andauernde und gefestigte Störungen.

Nennen Sie vier Bereiche, in denen das Erleben/Verhalten von Betroffenen mit einer PS deutliche Abweichungen von soziokulturellen Normen aufweist.

  1. Kognition (d. h. Wahrnehmung und Interpretation von Dingen, Menschen und Ereignissen; Einstellungen und Vorstellungen von sich und anderen)
  2. Affektivität (Variationsbreite, Intensität und Angemessenheit der emotionalen Ansprechbarkeit und Reaktion)
  3. Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung
  4. die Art des Umganges mit anderen und die Handhabung zwischenmenschlicher Beziehungen

Charakterisieren Sie die grundsätzliche Einstellung und die Erwartungen der Personen mit paranoider PS gegenüber ihrer sozialen Umwelt in einigen Sätzen.

Personen mit paranoider PS erwarten, dass andere sie schädigen oder täuschen wollen, auch wenn ihnen ein Beleg für diese Vermutung fehlt. Motive anderer werden gewohnheitsmässig als böswillig interpretiert, was in tiefgreifendem Misstrauen und Groll resultiert. Zweifel an der Loyalität oder Glaubwürdigkeit ihrer Bekannten oder Partner führen dazu, dass sie deren Handlungen genauestens auf Beweise einer feindseligen Absicht hin überprüfen. Sie haben Mühe damit, den Loyalitätsbeweisen von Menschen in ihrem Umfeld zu vertrauen. Dementsprechend sind sie äusserst zurückhaltend mit der Preisgabe persönlicher Informationen oder damit, sich jemandem anzuvertrauen, denn sie befürchten, dass dies später gegen sie verwendet wird. Viele Aussagen anderer oder Ereignisse werden negativ fehlinterpretiert, z.B. werden Komplimente über eine erbrachte Leistung so gedeutet, dass eine noch grössere Leistung erzwungen werden soll oder eine witzig-ironische Bemerkung am Arbeitsplatz wird als ernstgemeinter Angriff auf die eigene Person gedeutet. Darauf reagieren sie mit schnellen und zornigen Gegenangriffen und provozieren damit genau jene Reaktionen in ihrer Umgebung, die sie erwarten. Die Betroffenen machen sich auch oft Gedanken über vermeintliche Verschwörungen hinter alltäglichen Ereignissen in ihrer Umgebung.

Zu den weiteren Merkmalen gehört das häufige Gefühl, von anderen tief verletzt worden zu sein, obwohl es auch dafür keinen objektiven Beweis gibt. Eine leichte Vernachlässigung ruft eigene Feindseligkeit hervor, und diese Haltung besteht für lange Zeit.

Dem Hang zum Misstrauen entspricht ihre Selbstgenügsamkeit und ein starkes Bedürfnis nach Autonomie und Kontrolle über ihre Mitmenschen. Dabei können sie sehr selbstbezogen sein und sich dadurch stur und rechthaberisch verhalten. Sie sind zwar streng und kritisch gegenüber anderen, haben aber gleichzeitig Schwierigkeiten mit der Akzeptanz von Kritik gegenüber ihrer eigenen Person.

Nennen Sie ein Problem, mit dem v.a. die Beziehungspartner von Personen mit paranoider PS konfrontiert sind.

In einer Beziehung können diese Menschen zu krankhafter Eifersucht neigen. Sie verdächtigen ihre Ehe- oder Sexualpartner oft grundlos der Untreue und sammeln scheinbare "Beweise" für ihre Annahmen.

Beschreiben Sie mit einigen Adjektiven, wie Personen mit schizoider Persönlichkeitsstörung auf andere Menschen wirken.

Charakterisieren Sie in einigen Sätzen das soziale Leben der Personen mit schizoider PS.

Oft sind sie mit eigenen Phantasien beschäftigt. In den seltenen Momenten, in denen sie aus sich herausgehen können, empfinden sie manchmal schmerzliche Gefühle über ihr Anderssein, insbesondere was ihr Sozialleben betrifft.

Betroffene berichten selten über starke Gefühle wie Wut oder Freude und erleben nur wenig erfreuliche Ablenkungen. Ebenso zeigen sie – unter Berücksichtigung des Alters – wenig Interesse an partnerschaftlicher Sexualität. Ihre Hobbies verlangen in der Regel keine soziale Interaktionen. Viele haben eine Vorliebe für mechanische oder abstrakte Aufgaben wie Computer- oder mathematische Spiele. Sie erscheinen unnahbar, gelangweilt und ohne warme Empfindungen für andere. Meist fehlen enge und vertrauensvolle Beziehungen, und wenn, dann handelt es sich meist um nahe Verwandte. Auch im Berufsleben sind die sozialen Bindungen eingeschränkt. Gegenüber Lob oder Kritik verhalten sie sich gleichgültig. Auch auf direkte Provokation hin haben sie deutliche Mühe, mit Wut zu reagieren, was den Eindruck der Gefühlsarmut noch verstärkt.

Erklären Sie einem Laien, inwiefern Dissozialität über blosse Delinquenz oder Kriminalität hinausgeht.

Dissozialität: Ständiger oder wiederholter Verstoss gegen gesellschaftliche Regeln und von der Gemeinschaft anerkannte Gesetze. Dies muss über blosse Delinquenz oder Kriminalität hinausgehen. Das Handeln der Betroffenen zeugt von Gleichgültigkeit gegenüber den Gefühlen anderer. Verantwortungslosigkeit, Unfähigkeit zur Aufrechterhaltung von Beziehungen, geringe Frustrations- toleranz und Tendenz zur Aggressivität sind zentrale Merkmale. Den Betroffenen fehlt es zudem an Schuldbewusstsein und an der Fähigkeit, aus Bestrafung und anderen negativen Erfahrungen zu lernen. Statt dessen haben sie meist Rationalisierungen bereit, wenn sie jemanden verletzt, geschädigt, bestohlen oder misshandelt haben ("So ist es eben im Leben", "Er ist sowieso ein Verlierer" oder "Wenn nicht ich, dann hätte ihn eben ein anderer reingelegt") oder geben gar ihren Opfern die Schuld ("Wer sich so dumm verhält, verdient es nicht anders").

Weitere häufige Merkmale:

  • eklatante Verletzung von Grundrechten anderer
  • Die Handlungen stellen oft den Grund für eine Festnahme dar (Belästigung, Zerstörung fremden Eigentums, Diebstahl, Schlägereien usw.).
  • häufige Täuschungen oder Manipulationen mit dem Ziel eines eigenen Vorteils oder des eigenen Vergnügens (Geld, Sex, Macht)
  • Impulsivität. Beachten Sie, dass dieser Begriff hier breiter gemeint ist als das gleichnamige Verhaltensmerkmal bei hyperkinetischen Störungen. Deutliche Parallelen zeigen sich hingegen zum Verhalten von Betroffenen mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung.
  • rücksichtslose Missachtung der eigenen und fremder Sicherheit (z.B. beim Autofahren)
  • Disziplinlosigkeit bezüglich Arbeitsverhältnissen: unbegründetes Fernbleiben von der Arbeit, längere Phasen von selbstgewählter Arbeitslosigkeit (trotz Angeboten) oder mehrfache Aufgabe von Arbeitsverhältnissen ohne realistische Aussicht auf neue Anstellung
  • finanzielle Verantwortungslosigkeit wie Versäumnisse beim Begleichen von Schulden und Unterhaltszahlungen

Erklären Sie, was man bei der dissozialen PS unter Rationalisierung versteht.

Wenn sie jemanden verletzt, geschädigt, bestohlen oder misshandelt haben, rationalisieren sie ("So ist es eben im Leben", "Er ist sowieso ein Verlierer" oder "Wenn nicht ich, dann hätte ihn eben ein anderer reingelegt") oder geben gar ihren Opfern die Schuld ("Wer sich so dumm verhält, verdient es nicht anders").

Nennen Sie die fünf ICD-10 Symptome, die speziell beim Borderline Typus vorkommen.

  1. Störungen und Unsicherheit bezüglich Selbstbild, Zielen und "inneren Präferenzen (einschliesslich sexueller)
  2. Neigung, sich in intensive, aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge von emotionalen Krisen
  3. übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden
  4. wiederholt Drohungen oder Handlungen mit Selbstbeschädigung
  5. anhaltendes Gefühle von Leere

Nennen Sie drei der Symptome, die auch beim impulsiven Typ der emotional instabilen PS vorkommen.

  1. deutliche Tendenz, unerwartet und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln
     
  2. deutliche Tendenz zu Streitereien und Konflikten mit anderen, v.a. dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden
     
  3. Neigung zu Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zur Kontrolle explosiven Verhaltens
     
  4. Schwierigkeiten in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden
     
  5. unbeständige und launische Stimmung

Erklären Sie, warum Beziehungen für Betroffene mit Borderline-Syndrom oft schwierig sind. Beziehen Sie sich dazu auf die Begriffe "Affektregulation" und "Alleinsein".

Im zwischenmenschlichen Kontakt haben die Betroffenen Schwierigkeiten in der Regulation von Nähe und Distanz. Sie empfinden häufig intensive Angst vor dem Alleinsein oder Verlassenwerden und versuchen, wichtige Bezugspersonen dauerhaft an sich zu binden. Abwesenheit einer Person wird mit Verlassensein gleichgesetzt. Abgrenzungsversuche des Gegenübers werden oft als kategorische Ablehnung interpretiert.In der Regel streben Betroffene nach klaren und eindeutigen Beziehungen, von denen sie sich Sicherheit versprechen. Uneindeutige, unklare Situationen, mit denen sie in der Aussenwelt häufig konfrontiert werden, bereiten ihnen grosse Mühe. Sie reagieren häufig mit unangemessenen Gefühlen auf ihre Umwelt, seien es Angst, starke Niedergeschlagenheit oder Wut. Störung der Affektregulation stehen im Zentrum der Borderline-Problematik. Durch ihr hohes Erregungsniveau haben die Betroffenen eine niedrige Schwelle für Reize, die Gefühle auslösen und kehren nur langsam zum Ausgangsniveau zurück.Selbstmorddrohungen und -versuche sind nicht selten.

Erläutern Sie, inwiefern sich das Streben nach Perfektion bei der anankastischen PS nachteilig auswirkt.

Perfektionismus und Pedanterie verhindern oft eine zweckmässige und zeitgerechte Fertigstellung von Aufgaben und beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit.

Nennen Sie Gründe, warum im beruflichen Kontakt die Zusammenarbeit mit Personen, die an einer anankastischen PS leiden schwierig ist.

Sie haben Mühe mit dem Delegieren von Arbeiten. Sie lehnen Hilfe oft ab, auch wenn sie in Verzug sind. Es fehlt ihnen an Kompromissfähigkeit, und in der Zusammenarbeit bestehen sie darauf, dass andere sich ihren Gewohnheiten unterordnen (was ihre sozialen Kontakte ebenfalls beeinträchtigen kann). Eine Ausnahme bildet ihre Bereitschaft, sich Autoritäten unterzuordnen, die sie als mächtiger als sie selbst wahrnehmen.

Nennen Sie Gründe, die es wahrscheinlich machen, dass Personen mit einer ängstlichen (vermeidenden) PS keine einflussreichen beruflichen Funktionen innehaben.

  • Schüchternheit und Selbstunsicherheit, verbunden mit ständiger Anspannung und Besorgtheit
  • Überempfindlichkeit vor Zurückweisung und Kritik durch andere
  • Überzeugung, sozial unbeholfen, unattraktiv und minderwertig zu sein
  • Angst davor, öffentlich zu sprechen oder andere um etwas zu bitten
  • Ausweichen bei schulischen oder beruflichen Herausforderungen und Veränderungen, die zwischenmenschlichen Kontakt und Verantwortung mit sich bringen

Beschreiben Sie einen Anspruch, den Personen mit einer ängstlichen (vermeidenden) PS an neue Bekanntschaften machen, der es ihnen schwer macht, "echte" Freunde zu finden.

Von neuen Freunden möchten sie kritiklos gemocht und akzeptiert werden. Erst dann sind sie bereit, sich zu öffnen.

Nennen Sie die wichtigsten beiden Belastungsarten, die zu andauernden Persönlichkeitsänderungen führen können, für die die ICD-10 je eine Kategorie vorsieht.

Nennen Sie zwei Unterschiede zwischen anhaltenden Persönlichkeitsänderungen und Persönlichkeitsstörungen.

  • Auslöser: Persönlichkeitsänderungen sind von einem spezifischen Auslöser abhängig sind. Ein solcher kann zu irgendeinem Zeitpunkt im Leben auftreten.
    Die Persönlichkeitsänderung muss sich also nicht wie eine spezifische Persönlichkeitsstörung bereits in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter entwickelt haben. Vor der Änderung soll auch keine Persönlichkeitsstörung bestanden haben. Stattdessen ist ein deutlicher zeitlicher Zusammenhang mit einer der genannten Ursachen nachweisbar, die tief greifend, von traumatischer Art und existentiell extrem sein sollen.
     
  • Symptome: Im Fall einer Persönlichkeitsänderung ergibt sich eine besondere Symptomkombination, die in Zusammenhang mit den erlebten Belastungen steht. Diese Symptomatik deckt sich nur teilweise mit denjenigen von einigen spezifischen Persönlichkeitsstörungen.

Nennen Sie die zeitliche Minimalanforderung für die Dauer der Symptome bei einer andauernden Persönlichkeitsänderung.

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