Psychopathologie

Andreas Maercker

Andreas Maercker

Sarah Kriech

Sarah Kriech

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau École primaire
Crée / Actualisé 05.06.2013 / 29.10.2019
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Was sind die Gemeinsamkeiten zwischen ICD und DSM?

  • Nur wenige Klassifikationsunterschiede (u.a):
    • Persönlichkeitsstörungen: im DSM IV auf Achse Nr. 2
    • Andere Definitionen von Persönlichkeitsstörungen
    • Andere Untertypen von affektiven Störungen
    • Unterschiede: major depression (DSM) à depressive Episode (ICD)
  • ICD-10 ist für Krankheitsversicherer und Spitäler im deutschsprachigen Raum Grundlage
  • DSM-IV ist ausführlicher, homogener, konsistenter und dadurch Bindeglied zur wissenschaftlichen Literatur

Wie werden Persönlichkeitsstörungen in den neuen Klassifikationssystemen eingeteilt?

  • Bisher 11 (DSM) bzw. 9 (ICD) verschiedene Persönlichkeitsstörungen
  • Jetzt: ein kombiniert dimensional-kategoriales Konstrukt
  • Eine gemeinsame Störung mit 3 Ausprägungen und max. 6 Subtypen
  • Zwei Kriterien („Funktionieren der Persönlichkeit“, „Vorliegen pathologischer Persönlichkeitsmerkmale“) legen fest ob:
    • Persönlichkeitsstörung
    • Mittelschwere (Oder: Komplexe) Persönlichkeitsstörung
    • Schwere Persönlichkeitsstörung
  • Subtypen:

Borderline, antisozial, zwanghaft, vermeidend, schizotypisch oder narzisstisch

Es findet ein Wechsel von kategorial zu dimensional statt. Die Untertypen sollen keine Rolle mehr spielen, entweder man hat einen Persönlichkeitsstörung oder nicht, die Kriterien legen die Schwere der Ausprägung dar. Die Subtypen kommen sekundär hinzu.

Begriffe: Ätologie / Pathogenese / Salutogenese

  • Ätologie: Lehre von den Ursachen
  • Pathogenese: Beschreibung der Krankheitsentstehung
  • Salutogenese: Beschreibung der Gesundheitsentwicklung nach Schädigung oder Stressorwirkung (aversiv Kindheitsbedingungen, Trauma). Es werden also die Faktoren angeschaut, welche gesund machen, wird allerdings fast nur in der klinische Psychologie verwendet.

Traditionell medinzinisches Krankheitsmodell

  • Die bevorzugte Meinung von Medizinern und Biopsychologen
  • Kranksein wird auf einen primär anatomischen, physiologischen oder biochemischen Defekt zurückgeführt (der möglicherweise noch nicht entdeckt wurde)
  • Dieser Defekt ist organischer Art
  • Der Defekt liegt nicht im Stress, der Sozialisation oder der Gesellschaft
  • Dem Defekt liegen kausal mikroskopische Ursachen bzw. Ursachenmuster zugrunde
  • Therapeutisch wird Medikamente oder sogenannte somatischen Verfahren (z.b Lichttherapie, Elektrokrampftherapie, Transkranielle Magnetstimulation , Psychochirurgie) der Vorzug gegeben. In der Psychotherapie neben Medikamenten auch noch weitere Behandlungen
  • Bildgebende Verfahren (Kritik)
    • Unterliegen selbst methodischen Problemen
    • Möglicherweise Verletzung der klassischen Statistik oder es werden Artefakten erzeugt

Psychologische Modelle

  • Begannen mit starken Theoriebezügen
    • Psychoanalyse; Triebphasentheorie: anal, phallisch / ödipal, genital
    • Lerntheorie; Verhaltenskonditionierung
    • Existentialismus; Annahme eines „existentiellen Vakuums“ (man will etwas gegen die innere Leere machen)
    • Systemtheorie; Double-bind-Theorie (Verschiedene Bezugspunkte in einer Person vereint)
  • Seither mehrere „Wenden“
    • Interpersonell-relationale „Wende“ in der Psychoanalyse / Psychodynamik
    • Kognitive Wende in der Lerntheorie / Verhaltenstherapie
    • „dritte Welle“ der Kognitiven Verhaltenstherapie mit neuen philosophischen Einflüssen
      • Erste Welle: Nur Verhaltenstheorie
      • Zweite Welle: Kognitive Verhaltenstheorie
      • Dritte Welle: Achtsamkeit, Gedankengut oder Akzaptanz und Verpflichtigungstherapie

Ist der „friedliche Wissensstreit“ zwischen den Ansätzen üblich

  • Zukunftsperspektive: für die Ätiopathogenese-Forschung ein konstruktives Miteinander (bei Verzicht auf völlig veraltete, unbewiesen Positionen)

Bio-psycho-soziales Modell

Dieses stammt von George L. Engel (1977) in Science à „The need for a new medical model“, er war amerikanischer Psychosomatiker und wollte weg vom medizinischen Modell

Psycho; Informationsverarbeitung: Ist ein anderer Begriff für diese feinelementarisierte Lernform

 

Sozial; soziologische Faktoren = Gesellschaftsschicht

Vulnerabilitäts-Stress-Modell / Diathese-Stress-Modell

Wurde von Manfred Bleuler mitgeprägt.

 

Vulnerabilität sind Schwächen im psychischen Apart und stellen potenzielle Schädigungsbereiche dar. Diese können einen geringe oder starke Ausprägung haben

 

 

Stress ist das was hier quanitifiziert werdenen kann, dieser kann auch gross oder klein sein.

Bei einer geringen Vulnerabilität erfordert es einen grossen Stress, damit die Störungsschwelle übertreten wird. Hingegen bei einer hohen Vulerabilität reicht ein geringer Stressor aus um die Schwelle zu übertreten.

Ursprünglich wurden nur biologische Faktoren gemeint, heute würde man dies auch berücksichtigen, aber Aspekte der frühen Entwicklung / Lernerfahrung und soziale Startbedingungen (soziale Schichten) berücksichtigen.

  • Pro
  • Beantwortet Frage: Warum reagieren nicht alles Menschen auf Stressoren mit Störungen?
  • Beinhaltet das Konzept eines Kontinuums zwischen gesund und krank
  • Störungen setzten sich aus 2 Faktorarten zusammen:
    • Vulnerabilität = Prädisponierende Faktoren
    • Stressoren = auslösende Faktoren
  • Contra
  • Gefahr der Zirkularität: Wenn Vulnerabilität mit Störung gleichgesetzt wird

à Vulnerabilität sollte unabhängig von der Störung erfasst werden, diese Bereitschaft solle nicht bereits als Schwäche angesehen werden

Traditionell mediznisches PTSD-Modell

  • Genetische und biologische Faktoren sind Hauptfaktoren für PTSD-Entstehung
  • Weitere häufig diskutierte Faktoren
    • Schädigungsausmass (Je stärker oder länger, desto schlimmer das Trauma?)
    • Dosis-Wirkung-Beziehung

Was man zeigen konnte ist, dass das genetische Risiko tatsächlich erhöht ist und zwar anhand Zwillingsstudien mit Vietnamsoldaten.

Die Modellvorstellung sieht so aus, dass sich die Flucht- und Kampfreflex / Stressachsen-Veränderung. Dies konnte nachgewiesen werden durch Überaktivierung der Amygdala, kleinerer Hippocampus, Veränderung der Stressachse (Hypocortisolismus?). Ausserdem bestand eine unterschiedliche Vulnerabilität von Altersgruppen. Besonders wichtige Hirnstrukturen sind der Locus Coulcus und der Hippocamus, weil diese mit dem Gedächtnis verbunden sind.

 Nach diesem Modell sollte das Schädigungsausmass die Traumaschwere vorhersagen können und wichtigster Prädiktor sein.

 

Aufgrund der Antworten konnte man sehen, dass nicht die Traumadosis der stärkere Prädiktor ist, sondern die subjektive Situationsbewertung. Obwohl es eine retrospektive Umfrage ist, kann man sich sehr gut an Emotionen erinnern, die in solchen Extremsituationen entstanden sind.

Die ätiologischen PTSD-Faktoren können auch noch eine zeitliche Ordnung eingehen:

  • Prätraumatisch (vor dem Trauma) à Wirkfaktoren
    • Genetik
    • Vorherige Persönlichkeit
    • Altersgruppe
  • Peritraumatisch (während des Traumas)
    • Traumaschwere
    • Psychische Initialreaktion
    • Biologische Stressregulation
  • Posttraumatisch (nach dem Trauma)
    • Psychologische Faktoren; veränderte Gedächtnisorganisation
    • Soziale Faktoren; Unterstützung & Anerkennung als Opfer
    • Offenlegung der Traumaerfahrung (Disclsure)

Psychologisches Modell psychischer Störungen nach Kindermann 2005

Psychologische Prozesse spielen entscheidende und „proximale“ Rolle für psychische Störungen („final common pathway“).  Die Lebensereignisse sowie biologische und soziale Faktoren kommen hinein und werden in einem gestörten psychologischen Prozess gemittelt, woraus psychische Störungen folgen

Sozial-interpersonelles Kontextmodell der PTSD (Maercker & Horn, 2011)

Was man anschauen muss ist die soziale Anerkennung als Opfer und die Kenntnisnahme über Erignisse.Ob jemand Anerkennung bekommt oder nicht, war immer ein Prädiktor für die Vorhersage.

Symptomgruppen eines Demenzsyndroms

  • Symptomgruppen eines Demenzsyndroms
    • Kognitive Symptome

Sind die klassischen Symptome welche in den Lehrbüchern hauptsächlich gelernt werden

  • Abnahme von Gedächtnisleistung, Urteilsfähigkeit und Denkvermögen
  • Zusätzliche Störungen
    • Aphasie
    • Apraxie
    • Agnosie
    • Einschränkung der räumlichen Leistung
  • Psychische und Verhaltens-Symptome

Wird in den Lehrbüchern wenig beschrieben, sogar oft vergessen. Aber kein Dementer hat nur kognitive Abnahmesymptome, sondern alle weisen auch Veränderungen dieser Art auf.

  • Verminderung der Affektkontrolle
  • Veränderung des Antriebs und des Sozialverhaltens
    • Agitiertheit (Ständige Aufgeregtheit) , Aggressivität
    • „Wandern“
  • Wahn und Halluzinationen  (können aber auch ausserhalb einer Demenz auftreten)
  • Angst

 Abbildung --> Entwicklung der Symptomatik

Schweregrade der Demenz

  • Leichte Demenz
    • Alltagsbewältigung ist zwar beeinträchtigt, die Betroffenen sind aber nicht von anderen abhängig
  • Mittelschwere Demenz
    • Die Betroffenen kommen nicht ohne Hilfe im täglichen Leben zurecht. Oft benötigt man Spitex oder allenfalls ein Heim
  • Schwere Demenz
    • Die selbständige Lebensführung ist gänzlich aufgehoben à Bettlägrigkeit

Diagnostik der Demenz (Testverfahren)

  • Mini Mental State à Klassiker für die grobe Diagnostik einer Demenz. Die Reliabilität ist zwar sehr fragwürdig, wird aber trotzdem benutzt, da davon ausgegangen wird, dass die fehlende Reliabilität handelbar ist.
  • SKT (Syndrom-Kurztest)

 

Das Benennen dieser Gegenstände hat folgende Aufgaben:

1. Durch die Benennung an sich wird einen Agnosie überprüft

2. Kurz nachdem die Karte gezeigt wurde, sollen möglichst viele Objekte aufgezählt werden

3. Nach einer standardisierten Zeit (20min) sollen die nochmals aufgezählt werden.

 

 

  • Uhrentest

Das Leitlinien-Orientierungschema zur Demenz

  1. Evidenzstufe mit höchster Wirksamkeit
  2. Evidenzstufe welche Symptome glimpflicher oder besser werden lässt
  3. Evidenzstufe besteht aus eingeschränkt nachgewiesener Wirksamkeit

Theorien zur Altersdepression

  • Multifaktorielles (psychisch, biologisch, und sozial) komplexes Modell mit zusätzlichen altersspezifischen Faktoren
    • Zunehmende Verluste, geringer werdende „Gewinne“
    • Gelingendes vs. dysfunktionales Altern: selektive Ziele, Optimierung und Kompensation ( Baltes & Baltes, 1994)
  • Altersentsprechende Entwicklungsaufgaben
    • Erik H. Erikson à 8 Phasen mit Konflikt

 

Integrität (Ausbalanciert sein mit dem was in seinem Leben passiert ist) oder Verzweiflung

 

  • Generativität
    • „mehret Euch“, „schafft Werke“
    • Interesse an der künftigen Generation
  • Stagnation
    • „nichts Neues kommt mehr“

 

  • Integrität
  • Kohärenzerleben
  • Kontinuität
  • Verlust- und Rauerintegration
  • Weisheit
  • Verzweiflung
  • Bedauern und Reue

Vor allem zu diesem Punkt wurden mehr Studien gemacht, auf der einen Seite wurde gefragt, was die Leute bedauern (wünschen nicht gemacht zu haben) und was sie reut (sie gerne gemacht hätte) und wie dies jeweils beeinflussbar war.

Junge Erwachsene: bedauern mehr die Dinge, die nicht in ihrer Macht stehen

Ältere Menschen: bereuen mehr die Dinge, die in Ihrer Macht gestanden hätten.

 

  • Enttäuschung
  • Depression

Bedauern und Reue sind die viel besseren Prädiktoren für die Vorhersage einer Depression sind, das ruminative Denken (Wiederkäuendes Denken)

 

  • C.G. Jungà „Aufstieg (Expansivität) und Abstiegt (Verengung)“ der Fähigkeit und Möglichkeiten. Kultur als Sinn und Zweck der zweiten Lebenshälfte. Rückkehr in die Einbettung der Natur und Symbole

Ziele der Depressionstherapie im Alter

  1. Selektion
  • Ziele, Ansprüche, Wünsche den Lebensbedingungen (körperliche Verfassung, Behinderung) anpassen und realistisch gestalten
  • Bearbeiten und Aufheben alter Enttäuschungen, Hoffnungen und Verletzungen
  1. Optimierung
  • Depressionsfördernde Bedingungen der Lebens- und Alltagswelt der älteren Menschen beseitigen (Isolation, ungünstige Wohn- und Lebensbedingungen)
  • Enge Sozialpartner, die Familie mit in die Behandlung einbeziehen
  1. Kompensation
  • Patienten kontingent auf aktives, nicht-depressives Verhalten verstärken
  • Dysfunktionale, weniger hilfreiche, resignative Kognitionen abbauen und durch konstruktivere, selbstwertdientlichere ersetzten
  • Die Verstärkung von passivem, vermeidendem, depressivem Verhalten abbauen

Lebensrückblickintervention

  • Strukturiertes Vorgehen mit Mitteln der Biografiearbeit, Verlust-Gewinn-Bilanzierung

                Ist sich gern Erinnern ein Altersphänomen?

                U-Kurve: Jugendliche und Ältere erinnern sich am häufigsten – und mittelalte Menschen am                 wenigsten.

  • Bei Jugendlichen
    • Zur Langeweile-Reduktion
    • Zur Verbitterungs-Pflege
    • Zur Identitätsbildung
    • Zur Problemlösung
  • Bei Älteren
    • Zur Belehrung / Information
    • Zur Intimitäts-Aufrechterhaltung

 

  • Lebensrückblickintervention: Überblick

Vorgehen

  • Strukturierte Fragen zu aufeinanderfolgenden Lebesphasen, jeweils zu Positivem und Negativem
  • Positives: „Was waren Ihre Stärken damals?, „Wofür erhielten Sie Anerkennung?“
  • Negatives: „Gab es damals ein besonderes Problem, Schwierigkeiten für Sie?“
  • Lösung „Wie gelange es Ihnen das Problem zu lösen?“
  • Einordnung eines Traumas in die entsprechende Lebensphase und Anwendung des gleichen Fragestils

Wirkungsprinzipien

  • Integration und Bilanz
  • Höhen und Tiefen, Verhältnis positiver zu negativer Erinnerung
  • Empfinden von Stolz und was ihnen gut gelungen ist und was nicht
  • Sinnfindung
  • Veränderung und Transzendenz
  • Über die Erinnerung können sie sagen, was ihnen wichtig war und ist, und was zu kurz gekommen ist
  • Elaboration des Gedächtnis
  • Achtsamkeit gegenüber Details

Die Erinnerung wird ganz konkret abgefragt, es wird so zu sagen, der Muskel der Erinnerungen trainiert