Psychopathologie
Andreas Maercker
Andreas Maercker
Kartei Details
Karten | 57 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Grundschule |
Erstellt / Aktualisiert | 05.06.2013 / 29.10.2019 |
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Begriff Psychopathologie
beschäftigt sich mit Störungs- / Krankheitsbildern --> entstand aus der Psychiatrie
Begriff Klinische Psychologie
beschäftigt sich mit der Intervention und Behandlung. Psychoterapie ist eine Interventionsmethode (neben Prävention, Rehabilitation). Geht aus dem klinischen Bereich der psychologischen Institute hervor
Psychische Störungen zeichnen sich aus durch:
Psychische Störungen zeichnen sich aus durch:
- den psychischen Leidenszustand für die Betroffenen oder deren Umwelt (Angehörige).
- Keine wissenschaftliche eindeutige Definition, keine feststehende Entität
- Die Definition ist abhängig vom aktuellen Stand der sozialen Norm (Einstellung gegenüber Homosexualität), der Praxis der Heilkunde und wissenschaftlichen Grundlageforschung (bildgebende Verfahren)
- „Störung“ als Konstruk(tion) oder Dispositiv
Psychiatrie - wichtige Persönlichkeiten
-
- Pinel (1745 – 1826) / Französischer Arzt
- Befreite „Irrsinnige“ aus den Ketten Europas, er sorgte dafür, dass diese nicht mehr mit Straftätern in „Zuchhäusler“ behandelt wurden, sondern wie Kranke.
- Durch diese Unterscheidung legte er die Grundsteine für die Diagnostik der Psychiatrie
- Psychische Störungen sind mehr als Verstandesstörungen
- Reil (1759-1813)
- Prägte 1808 den Begriff „Psychiaterie“
- Therapeutische Methoden als „psychische Kuren“: Vorläufer des Psychodramas und der Beschäftigungstherapie
- Kraepelin (1856 – 1926)
- Arzt aus München, welcher bei W. Wundt die psychologischen Betrachtungsweisen lernte
- Führte Systematik in die psychischen Störungen ein; „Kraepelinisches System“
- Klinisch-deskriptiver Ansatz auf psychologischer Grundlage
Theortiker der Psychotherapie
- Freud
- Unbewusste psychische Prozesse
- Einfluss der frühen Kindheit
- Sexualität als stärkster Trieb / Motiv, dies ist auch am meisten umstritten
- Adler
- Unbewusste psychische Prozesse (Übereinstimmung mit Freud)
- Macht- bzw. Minderwertigkeitsgefühl als stärkstes Motiv für psychische Störungen
- Jung
- Unbewusste psychische Prozesse (Übereinstimmung mit Freud)
- Alle Lebensphasen sind prägend !!
- Kulturelle Muster (Archtypen) sind bestimmend für psychische Störungen
Klinische Psychologie & kognitive Verhaltenstherapie
- B.F Skinner
- Beschreibung verschiedener Lernformen welche für Psychotherapie massgeblich sind
- Operante Konditionierung
- Verstärker(pläne)
- Verhaltensanalyse
- Joseph Wolpe
- Konditionierung als Angstursache à Exposition und Konfrontation
- Desensibilisierung und Angstexposition
- Verhaltenstherapie
- Aron Beck & Albert Ellis
- Kognitive Verhaltenstherapie
- Bewusstmachung von Kognitionen
- Irrationalität überprüfen
- Korrektur von irrationalen Kognitionen
Studie: Maerker, Mohiyeddini et. al. (2009) / Müller, Wang et al. (2009) --> PTBS Opfer in China (1)
Annahme, dass psychische Störungen eine Konstruktion sind und sich somit der Umgang in verschiedenen Kulturen differenziert. In China ist Psychiatrie wenig etabliert und man sollt mit Schicksalsschlägen positive umgehen und innere Stärke zeigen. Resultat ist, dass Opfer keine besondere Unterstützung erhalten. -
- Annahmen:
- Sozial-interpersonelle Faktoren der Traumaverarbeitung wirken in verschiedenen Kulturen unterschiedlich
- Gesellschaftliche Anerkennung als Traumaopfer (social acknowledgement as trauma victim) à Keine gesellschaftliche Ignoranz
- Offenlegung der Traumaerfahrung (disclosure)
- Sozial-interpersonelle Faktoren der Traumaverarbeitung wirken in verschiedenen Kulturen unterschiedlich
- Soziale Anerkennung als Traumaopfer“
- Neuer Fragebogen (Maercker & Müller, 2004)
- 3 Dimension (Selbstwahrnehmungen)
- Anerkennung und Schonung
- Allgemeine Ablehnung
- Zurückweisung in der Familie
- Traditionelle Werte
- Gutmütigkeit
- Tradition
- Sicherheit
- Power
- Konformität
- Moderne Werte
- Erfolg
- Genuss
- Anreiz
- Selbststeuerung
- Vielseitigkeit
- Traditionelle Werte
Diagnostischer Prozess --> Wechselbeziehung zwischen Informationssammlung und Hypothesenbildung
- Informationssammlung
- Beobachten à Symptombeschreibung
- Erfragen
- Zuhören
- Hypothesenbildung
- Induktive Vervollständigung
- Diagnosezuordnung
- Differenzialdiagnose
Früher wurde Informationssammlen zu stark gewichtet. Heute ist es wichtig zu einer Diagnose zu kommen, welche aber unbedingt auf einer genauen Informationssammlung bruhen sollte. Es ist ein fortlaufender Prozess, welcher nicht in einer einzigen Situat erreicht weerden kann. Es darf niemals eine Diagnose aufgrund von Testpsychologie gestellt werden.
Fehler im Diagnostischen Prozess
- Fehler im diagnostischen Prozess
- Zu schnelles Urteilen an Hand von Einzelsymptomen / Vorurteilen (z.B bei Anfängern, bei Routineabläufen à Rosenhan Experiment)
- Nichtbeachtung von Verläufen
- Symptomerhebung ist immer ein Durchschnitt, Diagnosen entstehen durch Symptome aus Verlaufskriterien
- Interessengeleitetes Urteilen (z.B Abwerten anderer Menschen im Dienst der Selbstwerterhöhung à Rosenhan Experiment)
- Zu schnelles diagnostizieren einer Persönlichkeitsstörung
- Neigung zur Pathologisierung
- Wen man alles nur noch für problematische empfindet. Man vergisst die noch vorhanden Ressourcen à „Deformation professionell“
Symptome
= Merkmal einer Störung, kleinste beschreibbare Untersuchungseinheit in der Klinischen Psychologie / Medizin
- Spezifische (= Kern- oder Leitsymptome)
Diese kennzeichnen eine Störung in der Mitte
- Stimmenhören: kommentierende oder dialogische Stimmen (Psychosen)
- Intrusion: unwillkürliche, belastende Erinnerungen (Belastungsstörungen)
- Kontrollverlust bei Essen / Trinken (Sucht- & Abhängigkeitsstörungen)
- Unspezifische (=akzessorische Symptome)
Von diesen gibt es sehr viele und sie dienen dazu ein komplettes Bild zu erhalten. Kennzeichnend für sie ist, dass sie viel Leid verursachen.
- Grübeln: bei Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen
- Sozialer Rückzug: bei vielen psychischen Störungen
- Schlafprobleme: bei fast allen psychischen Störungen
Syndrom (mit Doppelbedeutung)
Syndrom (mit Doppelbedeutung)
- Von griech. Syn~:, zusammen und dromos: Weg / Lauf
- Synonyme: Symptomkomplex, Symptomatik
- Doppelbedeutung
- Untergruppe einer Diagnose
- (Paranoide, hebephrene und) Katatone Syndrome der Schizophrenie
- Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom der ADHS
- Krankheiten mit Multiorgan-Manifestationen (setzt an verschiedenen Körperstellen an)
- Fragiles X-(Chromosom)-Syndrom: Intelligenzminderung, motorische Störungen, Schädelverformungen
- Hyperthreose-Syndrom: Exopthalmus, Struma, Tachykardie
- Untergruppe einer Diagnose
Reifizierungsgefahr
= Schaffung neuer „Störungsbilder“ ohne Krankheitswert.
Es ist eine Verdinglichung / Schaffung neuer Störungsbilder und das Behaupten oder Erforschen für die es nicht genügend Evidenz gibt, die wissenschaftlichen Kriterien erfüllen. Es sind verfrühte oder Modebegriffe.
Begriffe: Diagnose - Krankheit - Störung
- Diagnose (griech. Entscheidung / Urteil): klassifikatorisce und versicherungsrechtliche Entität
- Krankheit: versicherungsrechtlich: erfordert eine Heilbehandlung oder Arbeitsunfähigkeits-Schreibung
- Störung oder psychische Störung: moderner Begriff zur Abgrenzung zu körperlichen Krankheiten
- Subdiagnostische Störung (subsyndromale Störung): Veränderungen, die unter der diagnostischen Schwelle liegen
Differenz: Prologiert Trauerstörung & major depression
Prolongierte Trauer-Störung
Traurigkeit wegen des Verlusts
Interesse an Erinnerungen an Verstorbene hält an; übermässige Sehnsucht
Schuldgefühle bezogen auf Interaktion mit Verstorbenen. Wie es soweit kommen konnte oder Vorwürfen, dass man beim Sterben nicht anwesend war
Präokkupiert sein mit (positive) Erinnerungen an Verstorbenen. Man sieht zwar die Bilder vor sich, aber es ist keine Quelle der Freude
Intrusive Bilder der sterbenden Person
Vermeidung von Situationen und Personen, die zur Erinnerung an Verstorbenen führen
Major Depression
Überdauernde Traurigkeit
Interessenverlust, Freudlosigkeit (keine Erinnerungen)
Überdauernde Schuldgefühle
Grübeln über frühere Fehler ect.
Kendell-Kriterien für (neue) Diagnose
- Vorhandene Akzeptanz bei Experten
- Einheitliches Symptommuster
- Einheitliche Ätiologie und typischer Verlauf
- Vorhandene spezifische Therapieverfahren
Symptome Schizophrenie
Die Leitsymptome sind:
- Wahn (z.b das Wetter kontrollieren können)
- Basiert auf Gedankengebilde welche ohne sensorischen Eindrücke entstehen
- Halluzinationen (z.b Stimmenhören)
- Gedankengebilde um sensorische Eindrücke herum:
- Visuell à Wüstenhalluzination
- Akustisch à Beschimpfend oder dialogische Stimmen ( unterhalten sich gegenseitig negative über die betroffene Person)
- Gedankengebilde um sensorische Eindrücke herum:
Bei der Abgrenzung der Leitsymptome ist aber Vorsicht geboten. Denn diese Gedankensysteme tauchen auch bei Menschen auf, die nicht an Schizophrenie leiden
- Positive Symptome
- Wahn
- Halluzinationen
- Disorganisierte Sprechweise (Zerfahrenheit, Neologismen –bilden neuer Wörter)
- Grob abnormes motorisches Verhalten
- Katatonie (Haltungsstereotypien) und zwar über Tage, Wochen bis hin zu Monaten
- Dieses Symptom ist heute am ehesten verschwunden durch den Einsatz von Psychopharmaka. Leider wirken diese nicht in allen anderen Bereichen auch so wirksam.
- Erregung – übermässige motorische
- Katatonie (Haltungsstereotypien) und zwar über Tage, Wochen bis hin zu Monaten
- Negative Symptome
- Affektive Verarmung - Gedankenleere
- Antriebsarmut
- Soziale und berufliche Leistungseinbussen
Sehr wichtiges Kriterium, wenn dies nicht der Fall ist, dann würde er gar nicht als schizophren gelten.
- Dauer
- Es gibt 6 Monate lange Anzeichen für die Symptome
- Davon eine floride Symptomphase für mind. 1 Monat
- Ausschluss weiterer Störungen / Ursachen
- Keine schizoaffektive oder affektive Störung (Manie)
- Keine direkt drogeninduzierte Verursachung, stellt heutzutage immer ein grösseres Problem dar.
Syndrome der Schizophrenie
Als veraltet gilt heute:
- Paranoid-halluzinatorisches Syndrom
- Hbephrenes Syndrom
- Syndrom von undifferenzierten Typus
- Residual-Syndrom (oder Residuum“)
- „Rückgangs-Stadium“ der Schizophrenie, meist über einige Jahre. Die positiven Symptome entwickeln sich zurück, sind nicht mehr floride, sind aber still noch vorhanden.
- Unter anderem Antriebsverminderung, sozialer Rückzug, Ideenarmut, psychomotorische Verlangsamung. Die Patienten sind weiterhin erschöpft und kaum belastbar
- Ist therapeutisch recht gut beeinflussbar im Sinne der Lebensqualitäts-Verbesserung. Die Betroffenen sind in der Regel gut sozial integrierbar in Pflegegemeinschaften oder in einem Heim.
- Die Phase dauert so lange bis wieder eine schizophrene Phase auftritt
Als einziger heutiger Subtyp gilt:
- Katatones Syndrom
Diagnose Schizophrenie (DSM-IV)
Nach der Definition der American Psychiatric Association (DSM –IV) müssen vorhanden sein
- Mindestens 2 der folgenden Symptome:
- Wahn
- Halluzination
- Desorganisierte Sprechweise
- Grob abnormes motorisches Verhalten
- Negative Symptome
- Drastischer Abfall des psychosozialen Funktionsniveaus
- Dauer insgesamt > 6 Monate, 1 Monat floride
- Ausschluss anderer Diagnosen oder Ursachen
Schizophrenie: Langzeitverläufe / Typologie
1. Kontinuierlich: Dies ist der schwerstmögliche Velrauf, was zu einer sehr starken Beeinträchtigung führt mit grossem Pflegeaufwand
2. Episodisch: Hier kommt es zu Remissionen (Rückbildungen) auf den Ursprungszustand, in dieser kann man ganz gut leben. Der wünschenswerteste Verlauf
3. & 4. Auftreten von Residualzustände, es wird aber kein Ursprungszustand erreicht, sondern steigt eher noch an. Diese kommen am häufigsten vor.
- Prodormal-Stadium: Vorläuferstadium mit unspezifischen Symptomen wie „Bedeutungsahnungen“, Ängsten, Verstörtsein. Diese Ahnungen haben aber einen belastenden Charakter und bringen keine Vorteile. Wird noch strakt beforscht weil man davon ausgeht, dass in dieser Phase therapeutisch am besten angesetzt werden kann.
- Verläufe: NICHT mehr aktuell ( 1/3 leicht, 1/3 schwer, 1/3 Heilung) Drittelregel
- Prognose (zusammengefasst aus empirischen Studien
- Heilung: 25% -leichter Endzustand: 35% -schwerer Endzustand: 15% untypi. Verläufe: 25%
Schizophrenie: Verlauf über die Jahre
Wird in den Lehrbüchern bis jetzt wenig behandelt. Diese (also solide geltende) Untersuchung von Breier et al. 1991, zeigt eine Verschlechterung über die Jahrzehnte, aber auch eine erst späte Stabilisierung und sogar Verbesserung. Wenn Menschen immer älter werden, gibt ihnen das auch Hoffnung auf eine angenehmere Zukunf.
Von welchen Differentialdiagnosen ist die Schizophrenie zu trennen?
- Substanzinduzierte psychotische Störung
- Schizoaffektive Störung
- Kurze psychotische Störung
- Induzierte psychotische Störung (folie à deux)
- Persönlichkeitsstörung: paranoid, schizoid
Basissymptome und ihre Folgen nach Huber und Klosterkötter --> Schizophrenie
Man nimmt an, dass es im kognitiven und perzeptiven Apparat einiger Menschen Störungen gibt à Basisstörungen. Diese wirken sich dann auf die nächste Stufe aus. Das heisst, wenn Gedanken und Wahrnehmungsvorgänge nicht so laufen wie bei anderen, entstehen daraus weitere Störungen. Es kommt zu gegenseitigen Irritationen und Beeinträchtigungen kognitiver und perzeptiver Prozesse. Daraus entstehen Symptomnahe kognitive Verzerrungen wie Überkonklusion, oder seine eigenen Gedanken als Stimmen hören und das dazugehörende Parallelphänomen der Externalisierung (Personifizierte Selbstkritik).
Filterstörung (nach Basissymptomen und ihre Folgen Modell)
- Filterstörung --> Inhibition-of-return-Phänomen
- Posner: Hemmung der Rückkehr: Bei gesunden Menschen wird eine suchenden Blickbewegung normalerweise davor gehemmt, wieder an den vorherigen Fokus zurückzugehen.
- Covert Orienting of Attention Task: Hier wird auf einem Bildschirm verschiedene Merkmale umkreist. Auf diese wird unsere Aufmerksamkeit gelenkt. Diese wechseln, nachdem ein Hinweis dazu gebracht wurde. Normalerweise sollte unsere Aufmerksamkeit zu diesem geänderten Standort wechseln.
- Aachen-Studien: Schizophrene vs. Gesunde
- Bei Schizophrenen ist durch die Reizfilterstörung die Reaktionszeit länger als bei Gesunden. Daher ist ein experimenteller Beweis im ms-Bereich erbraucht.
- Getestet wurden auch die nächsten Verwandten, da diese genetische Risikoträger sind. Bei dieser Kontrollgruppe konnte allerdings nichts gefunden werden, was aber nicht abschliessend ein Ergebnis sein sollte.
Gedächtnisfehler und Korrektheitskonfidenz (nach Basissymptomen und ihre Folgen)
Man zeigt den Versuchspersonen ein Bild und fragt sie anschliessend an welche Gegenstände sie sich erinnern können. (Tatsächlich ist keiner der genannten Gegenstände auf dem Bild vorhanden).Der Anteil der korrekten Antworten ist bei beiden Gruppen gleich gross. Bei den falschen Antworten ist aber ein Unterschied im Korrekthietskonfident vorhanden. Schizophrene Personen geben eher an etwas gesehen zu haben was nicht vorhanden war. Ein Beleg für einen Gedächtnisfehler
Overinclusion (nach Basisymptome und ihre Folgen)
Bedeutet, dass man in einem bestimmten Phänomenbereich mehr irrelevante Informationen dazu zählt als gesunde Menschen. Es wird mehr untergeordnet als üblich ist.
- Objekte der Informationsverarbeitung: Begriffe, Sachverhalte, Figuren, Konzepte (z.b Selbstkonzept (geradelinig oder vielseitig), Vorstellungen von einer Person)
- „Begriffsumfangs-Test“ (BUT) mit 3 Materialarten:
- Räumlich-figuratives Material à Würfel
- Verbale Begriffe à Gemüsearten
- Personenkonzepte à andere Person und Selbstkonzept
- Wichtig hier ist, dass nicht die Gegensätze ausgezählt werden, sondern wie viele Begriffe verwendet wurden.
- Hypothese: Overinklusion als „symptomnahe Basisstörung“ ist bei akuter Psychose besonders ausgeprägt und wird dann im Verlauf (Richtung Residualphase) schwächer.
Über alle Modalitäten hinweg (Abbildung 1) wird die Hypothese bestätigt. Der Zeiteffekt stellt zwar eine Tendenz dar, ist aber nicht signifikant.
Über das räumlich-figuratives Material (Abbildung 2) hinweg, ist die Zeitpunkt-Differenz in der akut Schizophrenen-Gruppe signifikant, das bedeutet, dass es in der floriden Phase stärker zu einer Overinclusion kommt, aber anschliessend wieder abnimmt.
Interpretation: Overinklusion könnte zur Wahn-Entstehung und –Aufrechterhaltung beitragen. Durch das Miteinbeziehen von vielen Sachen, kann es zur Verwirrtheit kommen bei der Konfrontation mit der Realität.
Voreiliges Schlussfolgern (nach Basissymptomen und ihre Folgen)
Kognitives Phänomen, dass bereits bei unvollständigen Informationen über einen Sachverhalt eine Schlussfolgerung gezogen werden kann. Die Hypothese besagt nun, dass Schizophrene eine erhöhtes „voreiliges Schlussfolgern“ zeigen. Die Studie stammt aus Marburg und Hamburg, Prof. Lincoln und Prof. Moritz.
Aus einem der beiden Teiche werden Fische gezogen, der Versuchsperson wird nur mittgeteilt welche Farbe die Fische haben nach jedem Zug. Anhand von diesen Informationen soll festgestellt werden, aus welchem Teich die Fische kommen. Bei Schizophrenen ist das Phänomen zu Wissen woher die Fische stammen, stärker ausgeprägt, sie geben ihre Antwort bereits nach ca. 2 Zügen ab. Bei Gesunden erfolgt dies im Durchschnitt erst nach 4 Zügen.
Mit was beschäftigt sich die Epidemiologie?
Dieses Thema beschäftigt sich damit wie sich psychische Krankheiten in der Gesellschaft verbreiten, wie eine unbehandelte Krankheit verläuft und wer eine Behandlung in Anspruch nimmt.
Oft gilt der Spruch: Wichtig ist, was häufig vorkommt und das andere ist eher im Hintergrund (Multiple Persönlichkeitsstörung).
Kerngrössen der deskriptiven Epidemiologie: Prävalenz / Lebenszeitprävalenz / Punktprävalenz / Inzidenz / Sterberate
- Prävalenz: Bestandsrate, Anteil der Erkrankten an der Gesamtrisikopopulation während eines bestimmten Zeitraums. Wichtig ist, dass man die Gesamtrisikopopulation anschaut, das ist die logisch in fragekommende Population (bei Demenz also keine Kinder und Jugendlichen). Oft werden aber Aussagen über die Gesamtpopulation gemacht oder man lässt gewisse Anteile aus, dies muss kritisch hinterfragt werden.
- Lebenszeitprävalenz: Bezogen auf die gesamte Lebensspanne, d.h: Ist die Störung irgendwann im Leben ein- oder mehrmals aufgetreten? Bei einer schizophrenen Phase zählt diese also nur einmal und wird als Störung gezählt.
- Punktprävalenz: Zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum, die meisten der folgenden Studien sind solche Punktprävalenzen. Dies sollte grundsätzlich immer angegeben sein.
- 1-Monats-Prävalenz
- 12-Monats-Prävalenz
- Inzidenz: Neuerkrankungsrate, Anteil der Neuerkrankten an der Gesamtrisikopopulation während eines bestimmten Zeitraums. Oft schaut man was im letzten Jahr dazugekommen ist. Behandelt Fragen wie: Was hat der Wirtschaftsaufschwung für Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden?
- Sterbetrat: Anteil der Sterbefälle an einer definierten Population während eines bestimmten Zeitraumes. (Hoch: Essstörungen, Borderline, Affektive Störungen (Depression, bipolare Störungen), Schizophrenie und Suchterkrankungen)
- Anzahl der Fälle, die mit Behandlungseinrichtungen in Kontakt stehen. Es ist keine Angabe über die Verteilung der Störung in der Bevölkerung. Deck sich nicht mit der wahren Prävalenz in der Bevölkerung.
Prävalenz psychischer Störungen in Europa --> Studien der European Brain Council (EBC) 2005 / 2012
30% der Bevölkerung hat eine oder mehrere Störungen. Grundsätzlich ist für die meisten Störungen kein Anstig festzustellen, Ausnahme ist Agoraphobie. Für PTBS und Bulimie gibt es keine Vergleichsdaten. Wenn man aber solche aus Australien hinzuzieht, sieht man auch dort einen Anstieg der Prävalenz (Verdoppelung - Verdreifachung). ABER der Anstieg der Essstörungen unterscheidet sich in den verschiedenen Regionen der Welt sehr stark.
Prävalenz PTBS in Europa
Der europäische Mittelwert (normiert an allen 27 Ländern) liegt bei 2.3 %, wie man aber in der nebenstehenden Tabelle erkennen kann, gibt es grosse Differenzen.
Ursachen dafür scheinen die Beteiligungen an Kriegen zu sein (z.b Kroatien mit einem Wert von 6.7%) , sei dies im eigenen Land oder gegen ein anders Land.
Der erste Anstieg in dieser Grafik ist logisch, weil je älter wir werden, desto mehr man miterleben kann, vor allem was Gewalt anbelangt.
Der zweite Anstieg ist aber auf die Erlebnisse im zweiten Weltkrieg zurückzuführen. In vielen Köpfen alter Leute ist dies noch sehr stark vertreten, aber sie sind sich nicht bewusst, dass es sich um einen Krankheit handelt. Dazu gehört z.b auch Pavornocturnus (nächtliches Aufschreien aus Alpträumen heraus) dies ist ein Untersymptom zur PTBS. Die Einstellung alter Leute ist aber oft so, dass sie denken das sei einfach so und sind sich nicht dessen bewusst, dass es sich um eine psychische Krankheit handelt, welche ihnen Lebensqualität nimmt.
- Ursachen der Prävalenz-Differenzen
- Methodische- allgemein
- Einbezogene Altersgruppen
- Benutzte Erhebungsinstrumente: Fragebogen oder diagnostische Interviews
- Inhaltliche – in Bezug auf PTSD
- Traumatisierungshäufigkeit ist abhängig von
- Methodische- allgemein
- Kriegsauswirkungen in den Ländern (im höheren Lebensalter)
-Häufigkeit von Naturkatastrophen
- Kriminalitätsrate des Landes
- Kulturelle Mustern des Symptomausdrucks
Gesundheitsökonomische Daten --> verschiedene Arten von Kosten
- Direkte medizinische Kosten
- Therapiekosten (Pharmaka, Psychotherapie, Neurologie: Operation) am höchsten bei --> Essstörungen, Anststörungen, Substanzabhängigkeit und neurologischen Störungen
- Direkte nicht-medizinische Kosten
- Pflege im weiteren Sinne (Pflege, soziale Dienste, spezielle Einrichtungen)
- Auf die Person / Patienten begzogen am höchsten bei --> Demenz, Kinder- / Jugendstörungen
- Indirekte Kosten
- Verlorene Produktivität / Einkommen (Arbeitsausfall, Invalidisierung)
- Häufig und am schwersten zu berechnen am häufigsten bei --> Persönlichkeitsstörungen, psychotischen Störungen, somatoforme Störungen, affektive Störungen (verlorene Arbeitszeit / IV)
Ergebnisse zur International Union of Psychologists'Association Study (WHO)
Studie darüber was Gebräuche sind Diagnosen zu vergeben oder wie Gruppen behandelt werden. Es gib eine natürliche Variabilität was man in der Praxis hat, aber auch Vorlieben darüber welche Diagnosen vergeben werden. Man wollte genau über diese Diganosengewohnheiten informieren. Hintergrund ist die Grundlage für die Vorbereitung der neuen Störungsklassifikation ICD-11 für 2015 zu schaffen. Ziel sind Diagnos-Gewohnheiten, Bevorzugung strikter oder flexibler Kriterien für Diagnosen und Häufigkeit der Diagnosestellung. Als Methode wurde eine Online-Befragung von 4887 Psychologen in 39 Ländern, Voraussetzung: dass die Psychologen praktisch tätig sind.
Überall wurden die depressiven Episoden am häufigsten gefunden, was auch mit der Bevölkerungsprävalenz übereinstimmt. In der Schweiz wurde als zweit häufigstes die Anpassungsstörung und als drittes PTBS diagnostiziert.
Es scheint also eine Modediagnose zu geben zu dieser gehören auch die PTBS (deck sich nicht mit der Bevölkerungsprävalenz). Auch die Anpassungsstörung ist fraglich, weil diese bis heute nicht klar beschrieben ist und es keine Behandlungsansätze gibt. Spricht mit einer solchen Diagnose kann man selbst eine Behandlung bestimmen. Die Schweiz und Deutschland sind relativ gleich, es werden oft Belastungsfolgestörungen (PTBS und Anpassungsstörungen) diagnostiziert.
Diese Störungsbilder werden hingegen relativ selten gestellt und es stellt sich die Frage nach unterschiedlichen Patientengruppen die in Behandlung sind und ob es Modediagnosen geben können sowohl in der Schweiz wie auch in anderen Ländern.
Gedeckte / ungedeckte Verrsorgung / Überversorgung / Fehlversorgung
- Gedeckte / ungedeckte Versorgung: Wieviele Personen mit Diagnose erhalten eine Behandlung bzw. keine?
- „Überversorgung“: Wieviele Personen ohne Diagnose erhalten eine Behandlung
- Fehlversorgung: Wieviele Patienten mit Diagnose erhalten einen falsche Behandlung (gemäss Behandlungsleitlinien)
- Qualitätssicherung
Kategorien- vs. Dimensionen Ansatz
Kategorien- vs. Dimensionen-Problem: Wir beschäftigen uns wenn es um psychische Störungen geht mit abgrenzbaren Dingen. Dabei gehen wir von qualitativen Wesensunterschieden aus und stellen aus diesen Kategorien her. Diese Vorgehensweise ist gut, weil es dem entspricht, wie wir als Menschen vorgehen.
- Kategorialer Ansatz
- Geht von qualitativen Unterschieden zwischen Entitäten aus
- Entspricht intuitivem Vorgehen (Benennung von Gefühlen)
„Bessere eine explizite Klassifikation, wenn sie auch mit Fehlern behaftet ist, als eine implizite Klassifikation.“
- Dimensionaler Ansatz
- Geht von quantitativen und qualitativen Unterschieden aus
- Entspricht weitgehend dem Vorgehen in der Grundlagenforschung der Psychologie
- Vorteil in der Psychopathologie: es können auch subklinische Fälle erfasst werden
Vertritt Kontinuität und meint qualitativ feinere Unterschiede zwischen den Entitäten. Gerade im Zusammenhang mit Suizid, der oft mit einem depressiven Hintergrund verbunden ist, könnte man solche suizidalen Phasen besser als Anzeichen einer major depression deuten.
Die Zukunft der Psychopathologie wird einen Mischung beider Ansätze bringen, z.b bei den Persönlichkeitsstörungen.
Logische vs. pragmatische Klassifikation
Logische vs. pragmatische Klassifikation:
- Logische Klassifikation
- Präzise Festlegung der die einzelnen Klassen definierenden Merkmale
- Beibehaltung des Einteilungsprinzips
- Berücksichtigung aller vorhandener Phänomene und Vermeidung von Überscheidungen
- „idealtypische“: Konstruktions-Perfektion im Vordergrund
Bei dieser Art von Einteilung kann es gut sein, dass man an die logischen Grenzen einer Erklärung kommt und man zugeben muss, dass etwas nicht einteilbar ist nach einem vorgegebenen Prinzip. Das klassifikatorische Handeln wird oft dem Zeitgeist angeglichen und dieser gibt wiederum Handlungsanweisungen.
- Pragmatische Klassifikation
- Nicht an unveränderten Prinzipien gebunden
- Klassifikatorisches Handeln wird an zur Zeit vorherrschenden Gegebenheiten ausgerichtet
- Praktische Konsequenzen bestimmen den Wahrheitsgehalt
- „deskriptiv“: Beobachtung im Vordergund.
- Richtet sich nach den Handlungskonsequenzen aus
Narrativ vs. Operational
- Narrativ
Wörtliche Beschreibung der Intension (zielführende Bedeutung) , Extension (Gültigkeitsbereich) und Abgrenzung des Inhaltes
- ICD-10 ist narrativ
- Operational
Standardisierung einer Diagnose-Zuordnung durch die Angabe der Beurteilungsschritte (Operatoren), die zur Erfassung des durch die Diagnose bezeichneten Sachverhalts notwendig sind. Das was in der Logik als besser gilt und als standardisierte Diagnosebeurteilung gelten kann. Es geht um die Beschreibung der Operatoren, welches sind die Kriterien oder Algorythmen.
- DSM-IV, ist ein autoritatives System welches sich durchgesetzt hat, weil es Auflistungen von Symptomen und Untersymptomen gibt. Diese Auflistungen sind einfacher zu merken. Allerdings kann man nicht alles isoliert aufteilen, wenn man an die logischen Grenzen stösst. Es hat auch die Gefahr, denn Blick auf das zentrale einer Störung zu verlieren.
Die beiden grossen Klassifikationssystem
Beides sind Bezugssysteme welche eine autoritäre Macht haben
- International Classification of Diseases (ICD) der WHO
- Umfasst alle Krankheitsgruppen und –lokalisationen des Menschen
- Nur ein Kapitel (zur Zeit F) für die psychischen Krankheiten / Störungen
- Im Schweizer Gesundheits- / Versicherungssystem massgebend
- Daneben auch für alle anderen Länder, welche ein entwickeltes Gesundheitssystem haben massgebend um Krankheiten zu definieren. Die USA hat sich auch bereit erklärt, dieses zu nutzen.
- Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) der American Psychiatric Association
- Nur für psychische Störungen
- Seit der 3. Version ist es das Klassifikationssystem für Wissenschaft, Forschung und Lehre
Kritik am DSM-5-Prozess
Kritik am DSM-5-Prozess:
- Basiert auf US-Erfahrung ohne globale Perspektive
- Der Operationalisierungsprozess wird immer komplexer und weniger klinisch anwendbar. Dies ist vor allem für Notfallstellen mühsam, wenn innerhalb kurzer Zeit eine Entscheidung getroffen werden muss.
- Unklare Entscheidungsprozeduren und Einflüsse von Interessenvertretern. Es ist sehr problematisch das viele Personen mitmischen und verschiedene kulturelle Aspekte beispielsweise vertreten.