Psychopathologie

Angst- und Zwangsstörungen

Angst- und Zwangsstörungen

Elena Pauli

Elena Pauli

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 26.11.2016 / 27.05.2021
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1. Fallbeispiel

Was unterscheidet "normale" Angst oder Furcht von einer Angststörung?

Furcht: emotionale Reaktion auf eine reale/wahrgenommenen unmittelbar bevorstehende Bedrohung

Angst: Antizipation künftiger Bedrohung

Angststörung vs. normale Angst/Furcht: 

  • Urteil Intensivität unverhältnismässig
  • stärker ausgeprägt oder dauern länger als dem Entwicklungszustand angemessen
  • vorübergehend vs. persistierend

Sorgen im Sinne einer GAS vs. normale Sorgen:

  • mehr Themen (GAS)
  • mehr Zeit
  • weniger Kontrolle
  • körperliche Begleitsymptome

2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen

309.21 (F93.0): Störung mit Trennungsangst

dem Entwicklungsstand unangemessen starke Angst- oder Furchtreaktion bei Trennung bon Bezugspersonen (im Kindesalter)

2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen

312.23 (F94.0): Selektiver Mutismus

Unfähigkeit in sozialen Situationen zu sprechen (Anst vor Bewertung) --> Kindesalter

2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen

300.29 (F40.XXX): Spezifische Phobie

Objekte oder Situationen gefürchtet oder vermieden

Bestimmen ob: Tier-, Umwelt-, Blut-Spritzen-Verletzungs-, Situativer - , anderer Typ

2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen

300.23 (F40.10): Soziale Angststörung

Furchtsame, ängstliche oder vermeidende Reaktion auf soziale Interaktionen/Situationen in denen man beurteilt werden könnte

Bestimmen ob: Nur in Leistungssituationen

2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen

300.01 (F41.0): Panikstörung

wiederholtes Auftreten von Panikattacken (as dem Nichts); dauerhafte Besorgnis dass weitere Panikattacken

2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen

300.22 (F40.00): Agoraphobie

Furcht/Angst in zwei oder mehr Situationen (keine Fluchtmöglichkeit, keine Hilfe, etwas Peinliches/Unangenehmes passiert etc.)

2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen

300.02 (F41.1): Generalistische Angststörung (GAS)

anhaltende, übermässige, schwer kontrollierbare Angst/Sorge bezüglich mehrerer Bereiche

2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen

Andere Näher und Nicht Näher Bezeichnete Angststörungen

  • Substanz- oder Medikamenteninduzierte Angststörung
  • Angststörung aufgrund eines Anderen Medizinischen Krankheitsfaktors
  • Andere Näher Bezeichnete/Nicht Näher Bezeichnete Angststörungen

2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen

Epidemiologie

  • kommen oft komorbid vor: 50-80%
  • häufiger bei Frauen (2:1)
  • 12-Monats-Prävalenz:
    • Spezifische Phobie: ca. 7-9%
    • Soziale Angststörung: 7% (USA), 2-5% (Europa)
    • Panikstörung: 2-3%
    • Agoraphobie: 1.7%
    • GAS: 0.4-3.6%
  • viele entwickeln sich in Kindheit, neigen unbehandelt zu Persistenz --> Spontanremission gering, Chronifizierungsrate relativ hoch --> Rückversicherungsverhalten
    • Spezifizierung: Zusatzmerkmal der Panikattacke

2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen

Differentialdiagnostik

  • Spezifische Phobie (situativer Typ) vs. Agoraphobie: entscheidend = Anz. agoraphoben Situationen
  • Soziale Angststörung vs. GAS: SA = Fokus auf Beurteilung, GAS = Fokus auf Qualität Leistung
  • Soziale Angststörung vs. KDS: SA aufgrund äusseren Makels = KDS
  • Panikattacken: kommen häufig komorbid vor
  • Agoraphobie vs. Akute oder PT-Belastungsstörung: PTBS = Angst/Vermeiden ausschliesslich in Situationen mit Erinnerungen an traumatisches Erlebnis
  • GAS. vs. Zwangsgedanken: GAS = Zukunftssorgen, ZG = ungewollte Gedanken, Impulse, Vorstellungen
  • GAS: oft im zugehöriges Merkmale einer depressiven, bipolaren oder psychotischen Störung

3. Generalistische Angststörung

Typ-I Sorgen

Konkrete Sorgeninhalte über z.B.:

  • Familie
  • Partnerschaft
  • Abeitsplatz/Arbeitssituation
  • finanzielle Schwierigkeiten
  • Weltgeschehe
  • krank und hilflos zu werden

3. Generalistische Angststörung

Typ-II Sorgen

Sorgen über Sorgen = Metasorgen

  • Gedanken über Gedanken
  • Binden Aufmerksamkeit ≠ Sorgen zu Ende denken
  • Identifikation schwierig (als normal empfunden)

3. Generalistische Angststörung

thought action fusion

Überzeugung dass durch Gedanken Wahrscheinlichkeit für negatives Ereignis zunimmt

Neutralisation = rückgängig machen

3. Generalistische Angststörung

Diagnostische Kriterien

A. übermässige Angst und Sorge bezüglich mehrerer Ereignisse oder Tätigkeiten, während mind. 6 Monaten an der Mehrzahl der Tage

B. Schwierigkeiten Sorgen zu kontrollieren

C. 3 oder mehr der folgenden Symptome:

Beachte: Bei Kindern genügt 1 Symptom

1. Ruhelosigkeit, "Auf-dem-Sprung-Sein"
2. Leichte Ermüdbarkeit
3. Konzentrationsschwierigkeiten, Leere im Kopf
4. Reizbarkeit
5. Muskelspannung
6. Schlafstörung

D. Leiden oder Beeinträchtigung

E. nicht Folge Substanz oder medizinischem Krankheitsfaktor

F. nicht besser durch andere psychische Störung erklärbar

4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen

300.3 (F42): Zwangsstörung

Zwangsgedanken/Zwangshandlungen

Bestimmen ob: Tic-bezogen

4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen

300.7 (F45.22): Körperdysmorphe Störung (KDS)

starke gedankliche Beschäftigung mit wahregenommenem Defet(e) Mänge im äusseren Erscheinungsbild

Bestimmen ob: mit Muskeldysmorphie

 

4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen

300.3 (F42): Pathologisches Horten

Schwierigkeit sich vom eigenen Hab und Gut zu trennen --> Messi

Bestimmen ob: Mit exzessiver Beschaffung

4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen

312.39 (F63.2): Trichotillomanie

Pathologisches Haareausreissen

4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen

698.4 (L98.1): Dermatillomanie

Pathologisches Hautzupfen/-quetschen

4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen

Andere Näher und Nicht Näher Bezeichnete Zwangsstörungen und verwandte Störungen

  • Substanz- oder medikamenteninduzierte Zwangsstörungen
  • Zwangsstörungen und verwandte Störungen aufgrund eines anderen medizinischen Krankheitfaktors
  • Andere Näher und Nicht Näher Bezeichnete Zwangsstörungen und verwandte Störungen

Bestimmen ob: mit Guter oder Angemessener Einsicht, mit Wenig Einsicht, mit Fehlender Einsicht/Wahnhaften Überzeugungen

4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen

Epidemiologie

  • 12-Monatsprävalenz:
    • Zwangsstörung: 1.2%
    • KDS: 1.7-2.4%
    • Trichotillomanie: 1-2%
  • Frauen doppelt so hohes Erkrankungsrisiko
  • Erstmanifestation in der Adoleszen
  • 60-80% komorbide Störungen (ex. Affektive Störungen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Alkohol-Substanzmissbrauch/-abhängigkeit)
  • Verlauf: 84% chronisch, 14% chronisch verschlechternd, 2% episodisch

4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen

Differentialdiagnostik

  • Zwangsstörung vs. GAS: Unterscheiden sich in Inhalt, Zwangsgedanken oft durch Zwangshandlungen (Neutralisieren) begleitet
  • Zwangsstörung vs. Major Depression: MD = Gedanken stimmungs-kongruent, nicht als intrusiv oder belastend erlebt
  • Zwangsstörungen vs. Anorexia Nervosa: Zwangsgedanken/-handlungen beziehen sich nicht nur auf Gewicht, Nahrung etc.
  • KDS vs. Esstörung: KDS = Inhalt nicht nur auf Gewicht/Figur 
  • Zwangsstörungen vs. Trichotillomanie/Dermatillomanie: 
    • Handlungen nicht durch Zwangsgedanken getriggert
    • Verhalten ist nicht Tic-artig
    • nicht aufgrund von Wahn oder taktilen Halluzinationen
    • nicht aufgrund Stereotyper Bewegungsstörung mit selbstverletzendem Verhalten
    • keine somatoforme Störung

5. Zwangsstörung

Diagnostische Kriterien

A. Entweder Zwangsgedanken, Zwangshandlungen oder beides

Zwangsgedanken:

1. wiederkehrende und anhaltende Gedanken, aufdringlich und ungewollt
2. Person versucht sie zu unterdrücken oder mithilfe anderer Gedanken/Tätigkeiten zu neutralisieren

Zwangshandlungen:

1. wiederholte Verhaltensweisen oder mentale Handlungen, Reaktion auf Zwangsgedanken, aufgrund streng zu befolgenden Regeln gezwungen fühlt
2. Angst oder Unbehagen zu cerhindern oder zu reduzieren, keinen realistischen Bezug

Beachte: kleine Kinder nicht in der Lage den Zweck zu beschreiben

B. zeitintensiv (mehr als 1h pro Tag), Leiden oder Beeinträchtigung

C. nicht Folge Substanz oder medizinischem Krankheitsfaktors

D. nicht besser duch andere psychische Störung erklärt

5. Zwangsstörung

Beispiele Zwangsgedanken und Zwangshandlungen

Zwangsgedanken:

  • haben häufig aggressive bzw. sexuelle Inhalte
  • rufen inneren Wiederstand hervor
  • sind belastend
  • werden als inneren Ursprung erkannt
  • werden als sinnlos erkannt (Einsicht)
  • sind ich-fremd (ich-dyston)

Zwangshandlungen:

  • rufen innerne Wiederstan dhervor
  • werden als sinnlos erkannt (Einsicht)
  • können Peinlichkeit oder Unbehagen hervorrufen
  • sind zumindest langfristig schwer kontrollierbar

6. Leitlinien zur Diagnostik und Therapie psychischer Störungen

systematicsch entwickelte Aussagen, entsprechen gegenwärtigem wissenschaftlichen/klinischem Erkenntnisstand; dienen zur Unterstützung und Verbesserung der Behandlung; sind mit dem Begriff "Evidenzbasierte Medizin (EbM)" verknüpft

Evidenzklassen auf grund von:

  • Ia: Metaanalysen, RCT
  • Ib: mind. 1 RCT
  • IIa: mind. 1 gut angelegter, kontrollierter Studie onhe Randomisierung
  • IIb: mind. 1 methodisch guten, quasiexperimentellen deskriptiven Studie
  • III: nicht-experimenteller, deskriptiver Studie
  • IV: Berichten der Experten-Ausschüsse oder Experten

Empfehlungen der Leitlinien:

  • A = Soll-Empfelungen: Ia, Ib
  • B = Sollte-Empfehlungen: II, III
  • O = Kann-Empfehlungen: IV
  • KKP = Klinischer Konsenspunkt: empfohlen als gute Klinische Praxis

7. Anhang

300.23 (F40.1): Soziale Angststörung

A. Ausgeprägte Furcht/Angst 1 oder mehreren sozialen Situationen (beurteilt werden könnte)

Beachte: Bei Kindern muss Angst gegenüber Gleichalterigen auch auftreten

B. Angst, negativ bewertet zu werden

C. sozialen Situationen rufen fast immer eine Furcht- oder Angstreaktion hervor

Beachte: bei Kindern in Wutanfällen etc. ausfallen

D. sozialen Situationen vermieden oder nur unter intensiver Furcht/Angst ertragen

E. dem soziokulturellen Kontext unverhältnismässig

F. über 6 Monate oder länger

G. Leiden oder Beeinträchtigung

H. nicht Folge Substanz oder medizinischem Krankheitsfaktors

I. nicht besser durch andere psychische Erkrankung erklärt

J. falls medizinischer Krankheitsfaktor = geht deutlich über Zusammenhang hinaus

Bestimmen ob: "Nur in Leistungssituationen"

7. Anhang

300.29 (F40.XX): Spezifische Phobie

A. Ausgeprägte Furcht/Angst vor einem spezifischen Objekt/Situation

Beachte: Bei Kindern in Form von Wutausbrüchen etc. ausdrücken

B. phobisches Objekt/Situation ruft fast immer eine unmittelbare Furcht/Angst hervor

C. phobisches Objekt/Situation vermieden, bzw. nur unter starker Furcht/Angst ertragen

D. dem soziokulturellen Kontext unverhältnismässig

E. über 6 Monate oder länger

F. Leiden oder Beeinträchtigung

G. nicht besser durch andere psychische Störung erklärt

Bestimmen ob:

  • Tier-Typ
  • Umwelt-Typ
  • Blut-Spritzen-Verletzungs-Typ
  • Situativer Typ
  • andere Typen

Codierhinwes: wenn mehr als 1 phobischer Stimulus = alle codieren

7. Anhang

300.01 (F41.0): Panikstörung

A. wiederholte unerwartete Panikattacken, intensive Angst/Unbehagen, innerhalb von Minuten einen Höhepunkt, 4 oder mehr folgender Symptome:

Beachte: kann aus Ruhezustand oder ängstlichem Zustand heraus eintreten

1. Palpitationen, Herzklopfen oder beschleunigter Herzschlag
2. Schwitzen
3. Zittern oder Beben
4. Gefühl der Kurzatmigkeit oder Atemnot
5. Erstickungsgefühle
6. Schmerzen oder Beklemmungsgefühle in der Brust
7. Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden
8. Schwindelgefühle, Unsicherheit, Benommenheit oder Gefühle der Ohnmacht
9. Kälteschauer oder Hitzegefühle
10. Parästhesien (Taubheit oder Kribbelgefühle)
11. Derealisation (Gefühl der Unwirklichkeit) oder Depersonalisation (sich von der eigenen Person losgefühlt fühlen)
12. Angst die Kontrolle zu verlieren oder "verrückt zu werden"
13. Angst zu sterben

B. mind. 1 Attacke folgt 1 Monat mit mind. 1 der folgenen Symptome

1. Sorges über das Auftreten weiterer Panikattacken
2. fehlangepasste Verhaltensänderungen infolge der Attacke

C. nicht Folge Substanz oder medizinischem Krankheitsfaktor

D. nicht besser durch andere psychische Störung erklärt

8. Wissenscheck

Frage 1

b., d.

8. Wissens-Check

Frage 2

b., c.

e. Alltagssorgen mit Realitätsbezug, nicht magisches Denken

8. Wissens-Check

Frage 3

a., d., (e.) --> nicht unbedingt "analog" aber vergleichbar

8. Wissens-Check

Frage 4

b., e.

d. es müsste Zwangshandlungen stehen anstelle von Zwangsgedanken

8. Wissens-Check

Frage 5

a., d.

c. Essstörung nicht noch komorbid eine körperdismorve Störung diagnostizieren wenn Gedanken nur auf Körper und Gewicht beschränkt

d. Ausschlusskriterium --> nicht Eingebung oder Gedanken --> Stressreduktion

e. Spezifizierung bezüglich Tics