Psychopathologie
Angst- und Zwangsstörungen
Angst- und Zwangsstörungen
Fichier Détails
Cartes-fiches | 34 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 26.11.2016 / 27.05.2021 |
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1. Fallbeispiel
Was unterscheidet "normale" Angst oder Furcht von einer Angststörung?
Furcht: emotionale Reaktion auf eine reale/wahrgenommenen unmittelbar bevorstehende Bedrohung
Angst: Antizipation künftiger Bedrohung
Angststörung vs. normale Angst/Furcht:
- Urteil Intensivität unverhältnismässig
- stärker ausgeprägt oder dauern länger als dem Entwicklungszustand angemessen
- vorübergehend vs. persistierend
Sorgen im Sinne einer GAS vs. normale Sorgen:
- mehr Themen (GAS)
- mehr Zeit
- weniger Kontrolle
- körperliche Begleitsymptome
2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen
309.21 (F93.0): Störung mit Trennungsangst
dem Entwicklungsstand unangemessen starke Angst- oder Furchtreaktion bei Trennung bon Bezugspersonen (im Kindesalter)
2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen
312.23 (F94.0): Selektiver Mutismus
Unfähigkeit in sozialen Situationen zu sprechen (Anst vor Bewertung) --> Kindesalter
2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen
300.29 (F40.XXX): Spezifische Phobie
Objekte oder Situationen gefürchtet oder vermieden
Bestimmen ob: Tier-, Umwelt-, Blut-Spritzen-Verletzungs-, Situativer - , anderer Typ
2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen
300.23 (F40.10): Soziale Angststörung
Furchtsame, ängstliche oder vermeidende Reaktion auf soziale Interaktionen/Situationen in denen man beurteilt werden könnte
Bestimmen ob: Nur in Leistungssituationen
2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen
300.01 (F41.0): Panikstörung
wiederholtes Auftreten von Panikattacken (as dem Nichts); dauerhafte Besorgnis dass weitere Panikattacken
2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen
300.22 (F40.00): Agoraphobie
Furcht/Angst in zwei oder mehr Situationen (keine Fluchtmöglichkeit, keine Hilfe, etwas Peinliches/Unangenehmes passiert etc.)
2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen
300.02 (F41.1): Generalistische Angststörung (GAS)
anhaltende, übermässige, schwer kontrollierbare Angst/Sorge bezüglich mehrerer Bereiche
2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen
Andere Näher und Nicht Näher Bezeichnete Angststörungen
- Substanz- oder Medikamenteninduzierte Angststörung
- Angststörung aufgrund eines Anderen Medizinischen Krankheitsfaktors
- Andere Näher Bezeichnete/Nicht Näher Bezeichnete Angststörungen
2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen
Epidemiologie
- kommen oft komorbid vor: 50-80%
- häufiger bei Frauen (2:1)
- 12-Monats-Prävalenz:
- Spezifische Phobie: ca. 7-9%
- Soziale Angststörung: 7% (USA), 2-5% (Europa)
- Panikstörung: 2-3%
- Agoraphobie: 1.7%
- GAS: 0.4-3.6%
- viele entwickeln sich in Kindheit, neigen unbehandelt zu Persistenz --> Spontanremission gering, Chronifizierungsrate relativ hoch --> Rückversicherungsverhalten
- Spezifizierung: Zusatzmerkmal der Panikattacke
2. Kapitel 5 DSM-5: Angststörungen
Differentialdiagnostik
- Spezifische Phobie (situativer Typ) vs. Agoraphobie: entscheidend = Anz. agoraphoben Situationen
- Soziale Angststörung vs. GAS: SA = Fokus auf Beurteilung, GAS = Fokus auf Qualität Leistung
- Soziale Angststörung vs. KDS: SA aufgrund äusseren Makels = KDS
- Panikattacken: kommen häufig komorbid vor
- Agoraphobie vs. Akute oder PT-Belastungsstörung: PTBS = Angst/Vermeiden ausschliesslich in Situationen mit Erinnerungen an traumatisches Erlebnis
- GAS. vs. Zwangsgedanken: GAS = Zukunftssorgen, ZG = ungewollte Gedanken, Impulse, Vorstellungen
- GAS: oft im zugehöriges Merkmale einer depressiven, bipolaren oder psychotischen Störung
3. Generalistische Angststörung
Typ-I Sorgen
Konkrete Sorgeninhalte über z.B.:
- Familie
- Partnerschaft
- Abeitsplatz/Arbeitssituation
- finanzielle Schwierigkeiten
- Weltgeschehe
- krank und hilflos zu werden
3. Generalistische Angststörung
Typ-II Sorgen
Sorgen über Sorgen = Metasorgen
- Gedanken über Gedanken
- Binden Aufmerksamkeit ≠ Sorgen zu Ende denken
- Identifikation schwierig (als normal empfunden)
3. Generalistische Angststörung
thought action fusion
Überzeugung dass durch Gedanken Wahrscheinlichkeit für negatives Ereignis zunimmt
Neutralisation = rückgängig machen
3. Generalistische Angststörung
Diagnostische Kriterien
A. übermässige Angst und Sorge bezüglich mehrerer Ereignisse oder Tätigkeiten, während mind. 6 Monaten an der Mehrzahl der Tage
B. Schwierigkeiten Sorgen zu kontrollieren
C. 3 oder mehr der folgenden Symptome:
Beachte: Bei Kindern genügt 1 Symptom
1. Ruhelosigkeit, "Auf-dem-Sprung-Sein"
2. Leichte Ermüdbarkeit
3. Konzentrationsschwierigkeiten, Leere im Kopf
4. Reizbarkeit
5. Muskelspannung
6. Schlafstörung
D. Leiden oder Beeinträchtigung
E. nicht Folge Substanz oder medizinischem Krankheitsfaktor
F. nicht besser durch andere psychische Störung erklärbar
4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen
300.3 (F42): Zwangsstörung
Zwangsgedanken/Zwangshandlungen
Bestimmen ob: Tic-bezogen
4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen
300.7 (F45.22): Körperdysmorphe Störung (KDS)
starke gedankliche Beschäftigung mit wahregenommenem Defet(e) Mänge im äusseren Erscheinungsbild
Bestimmen ob: mit Muskeldysmorphie
4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen
300.3 (F42): Pathologisches Horten
Schwierigkeit sich vom eigenen Hab und Gut zu trennen --> Messi
Bestimmen ob: Mit exzessiver Beschaffung
4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen
312.39 (F63.2): Trichotillomanie
Pathologisches Haareausreissen
4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen
698.4 (L98.1): Dermatillomanie
Pathologisches Hautzupfen/-quetschen
4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen
Andere Näher und Nicht Näher Bezeichnete Zwangsstörungen und verwandte Störungen
- Substanz- oder medikamenteninduzierte Zwangsstörungen
- Zwangsstörungen und verwandte Störungen aufgrund eines anderen medizinischen Krankheitfaktors
- Andere Näher und Nicht Näher Bezeichnete Zwangsstörungen und verwandte Störungen
Bestimmen ob: mit Guter oder Angemessener Einsicht, mit Wenig Einsicht, mit Fehlender Einsicht/Wahnhaften Überzeugungen
4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen
Epidemiologie
- 12-Monatsprävalenz:
- Zwangsstörung: 1.2%
- KDS: 1.7-2.4%
- Trichotillomanie: 1-2%
- Frauen doppelt so hohes Erkrankungsrisiko
- Erstmanifestation in der Adoleszen
- 60-80% komorbide Störungen (ex. Affektive Störungen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Alkohol-Substanzmissbrauch/-abhängigkeit)
- Verlauf: 84% chronisch, 14% chronisch verschlechternd, 2% episodisch
4. Kapitel 6 im DSM-5: Zwangsstörungen und verwandte Störungen
Differentialdiagnostik
- Zwangsstörung vs. GAS: Unterscheiden sich in Inhalt, Zwangsgedanken oft durch Zwangshandlungen (Neutralisieren) begleitet
- Zwangsstörung vs. Major Depression: MD = Gedanken stimmungs-kongruent, nicht als intrusiv oder belastend erlebt
- Zwangsstörungen vs. Anorexia Nervosa: Zwangsgedanken/-handlungen beziehen sich nicht nur auf Gewicht, Nahrung etc.
- KDS vs. Esstörung: KDS = Inhalt nicht nur auf Gewicht/Figur
- Zwangsstörungen vs. Trichotillomanie/Dermatillomanie:
- Handlungen nicht durch Zwangsgedanken getriggert
- Verhalten ist nicht Tic-artig
- nicht aufgrund von Wahn oder taktilen Halluzinationen
- nicht aufgrund Stereotyper Bewegungsstörung mit selbstverletzendem Verhalten
- keine somatoforme Störung
5. Zwangsstörung
Diagnostische Kriterien
A. Entweder Zwangsgedanken, Zwangshandlungen oder beides
Zwangsgedanken:
1. wiederkehrende und anhaltende Gedanken, aufdringlich und ungewollt
2. Person versucht sie zu unterdrücken oder mithilfe anderer Gedanken/Tätigkeiten zu neutralisieren
Zwangshandlungen:
1. wiederholte Verhaltensweisen oder mentale Handlungen, Reaktion auf Zwangsgedanken, aufgrund streng zu befolgenden Regeln gezwungen fühlt
2. Angst oder Unbehagen zu cerhindern oder zu reduzieren, keinen realistischen Bezug
Beachte: kleine Kinder nicht in der Lage den Zweck zu beschreiben
B. zeitintensiv (mehr als 1h pro Tag), Leiden oder Beeinträchtigung
C. nicht Folge Substanz oder medizinischem Krankheitsfaktors
D. nicht besser duch andere psychische Störung erklärt
5. Zwangsstörung
Beispiele Zwangsgedanken und Zwangshandlungen
Zwangsgedanken:
- haben häufig aggressive bzw. sexuelle Inhalte
- rufen inneren Wiederstand hervor
- sind belastend
- werden als inneren Ursprung erkannt
- werden als sinnlos erkannt (Einsicht)
- sind ich-fremd (ich-dyston)
Zwangshandlungen:
- rufen innerne Wiederstan dhervor
- werden als sinnlos erkannt (Einsicht)
- können Peinlichkeit oder Unbehagen hervorrufen
- sind zumindest langfristig schwer kontrollierbar
6. Leitlinien zur Diagnostik und Therapie psychischer Störungen
systematicsch entwickelte Aussagen, entsprechen gegenwärtigem wissenschaftlichen/klinischem Erkenntnisstand; dienen zur Unterstützung und Verbesserung der Behandlung; sind mit dem Begriff "Evidenzbasierte Medizin (EbM)" verknüpft
Evidenzklassen auf grund von:
- Ia: Metaanalysen, RCT
- Ib: mind. 1 RCT
- IIa: mind. 1 gut angelegter, kontrollierter Studie onhe Randomisierung
- IIb: mind. 1 methodisch guten, quasiexperimentellen deskriptiven Studie
- III: nicht-experimenteller, deskriptiver Studie
- IV: Berichten der Experten-Ausschüsse oder Experten
Empfehlungen der Leitlinien:
- A = Soll-Empfelungen: Ia, Ib
- B = Sollte-Empfehlungen: II, III
- O = Kann-Empfehlungen: IV
- KKP = Klinischer Konsenspunkt: empfohlen als gute Klinische Praxis
7. Anhang
300.23 (F40.1): Soziale Angststörung
A. Ausgeprägte Furcht/Angst 1 oder mehreren sozialen Situationen (beurteilt werden könnte)
Beachte: Bei Kindern muss Angst gegenüber Gleichalterigen auch auftreten
B. Angst, negativ bewertet zu werden
C. sozialen Situationen rufen fast immer eine Furcht- oder Angstreaktion hervor
Beachte: bei Kindern in Wutanfällen etc. ausfallen
D. sozialen Situationen vermieden oder nur unter intensiver Furcht/Angst ertragen
E. dem soziokulturellen Kontext unverhältnismässig
F. über 6 Monate oder länger
G. Leiden oder Beeinträchtigung
H. nicht Folge Substanz oder medizinischem Krankheitsfaktors
I. nicht besser durch andere psychische Erkrankung erklärt
J. falls medizinischer Krankheitsfaktor = geht deutlich über Zusammenhang hinaus
Bestimmen ob: "Nur in Leistungssituationen"
7. Anhang
300.29 (F40.XX): Spezifische Phobie
A. Ausgeprägte Furcht/Angst vor einem spezifischen Objekt/Situation
Beachte: Bei Kindern in Form von Wutausbrüchen etc. ausdrücken
B. phobisches Objekt/Situation ruft fast immer eine unmittelbare Furcht/Angst hervor
C. phobisches Objekt/Situation vermieden, bzw. nur unter starker Furcht/Angst ertragen
D. dem soziokulturellen Kontext unverhältnismässig
E. über 6 Monate oder länger
F. Leiden oder Beeinträchtigung
G. nicht besser durch andere psychische Störung erklärt
Bestimmen ob:
- Tier-Typ
- Umwelt-Typ
- Blut-Spritzen-Verletzungs-Typ
- Situativer Typ
- andere Typen
Codierhinwes: wenn mehr als 1 phobischer Stimulus = alle codieren
7. Anhang
300.01 (F41.0): Panikstörung
A. wiederholte unerwartete Panikattacken, intensive Angst/Unbehagen, innerhalb von Minuten einen Höhepunkt, 4 oder mehr folgender Symptome:
Beachte: kann aus Ruhezustand oder ängstlichem Zustand heraus eintreten
1. Palpitationen, Herzklopfen oder beschleunigter Herzschlag
2. Schwitzen
3. Zittern oder Beben
4. Gefühl der Kurzatmigkeit oder Atemnot
5. Erstickungsgefühle
6. Schmerzen oder Beklemmungsgefühle in der Brust
7. Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden
8. Schwindelgefühle, Unsicherheit, Benommenheit oder Gefühle der Ohnmacht
9. Kälteschauer oder Hitzegefühle
10. Parästhesien (Taubheit oder Kribbelgefühle)
11. Derealisation (Gefühl der Unwirklichkeit) oder Depersonalisation (sich von der eigenen Person losgefühlt fühlen)
12. Angst die Kontrolle zu verlieren oder "verrückt zu werden"
13. Angst zu sterben
B. mind. 1 Attacke folgt 1 Monat mit mind. 1 der folgenen Symptome
1. Sorges über das Auftreten weiterer Panikattacken
2. fehlangepasste Verhaltensänderungen infolge der Attacke
C. nicht Folge Substanz oder medizinischem Krankheitsfaktor
D. nicht besser durch andere psychische Störung erklärt