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Gegenstandsbereich und Paradigmatische Zugänge
Gegenstandsbereich und Paradigmatische Zugänge
Fichier Détails
Cartes-fiches | 35 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 25.01.2016 / 07.02.2016 |
Lien de web |
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Def. Psychologie
Beschreibung, Erklärung, Vorhersage und Beeinflussung menschlichen Erlebens und Verhaltens
Psychologie und ihre Teildisdisziplinen
DUPSKE
Differentielle Umwelt Pädagogische Sozial Klinische Entwicklungs
Ziele der Psychologie I
menschliches Erleben und Verhalten …
•… messen und beschreiben
•… erklären (internal versus external)
•… vorhersagen
•… beeinflussen
Verhaltenssteuerung und -änderung (Intervention)
Erhaltung und / oder Verbesserung der subjektiv empfundenen Lebensqualität
Ziele der Psychologie II
Messung und Beschreibung
genaue Beobachtung von Verhalten unter spezifischen Bedingungen (Verhaltensdaten)
- ist an wahrnehmbare Informationen gebunden
- Einordnung in komplexe Person-Umwelt-Kontexte
II
komplexe Person-Umwelt-Kontexte:
- distale Beobachtungsebenen: bspw. soziale und kulturelle Kontexte
- proximale Beobachtungsebenen: bspw. individuelle Verhaltensunterschiede oder Reaktionsmuster
Ziele der Psychologie III
Erklärung
•Erkennen regelhafter Muster bezüglich …
- … menschlichen Verhaltens
- … mentaler Prozesse
-> zentrale Fragestellung: „Wie funktioniert Verhalten?“
•Einordnung in komplexe Person-Umwelt-Kontexte
III komplexe Personen-Umwelt-Kontexte
- distale Beobachtungsebenen: bspw. Umwelt- oder situationale Variablen
- proximale Beobachtungsebenen: bspw. (genetische) Dispositionen
Ziele der Psychologie IV
Vorhersage
- Aussagen zur Vorhersage des Verhaltens sind immer auch Aussagen über die Wahrscheinlichkeit des Zusammenwirkens …
- … intrapersonaler Variablen
- … interpersonaler Variablen
- … sozialer, gesellschafts- und kulturspezifischer Einflüsse
- Einordnung in komplexe Person-Umwelt-Kontexte
IV Einordnung in komplexe Person-Umwelt-Kontexte
Einordnung in komplexe Person-Umwelt-Kontexte
- distale Beobachtungsebenen: bspw.: „Wie wirken sich Umweltbedingungen auf das Verhalten aus?“
- proximale Beobachtungsebenen: bspw.: „Welche Aussagen lassen sich über Zusammenhänge zwischen beobachtbaren Persönlichkeitseigenschaften und zu erwartendem Verhalten treffen?“
Ziele der Psychologie V
Beeinflussung
- Intervention bzw. Prävention dahingehend, die Auftretenswahr-scheinlichkeit und Intensität bestimmter Verhaltensweisen zu beein-flussen, um dazu beizutragen, dass Menschen (stärkere) Kontrolle über problematisch wahrgenommenes Verhaltens und Erleben erlangen
- Einordnung in komplexe Person-Umwelt-Kontexte
V Einordnung in komplexe Person-Umwelt-Kontexte
- distale Beobachtungsebenen: bspw.: „Welche Rahmenbedingungen können geschaffen werden, unter denen Menschen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit problematische Verhaltensweisen (etwa Drogenkonsum) zeigen?“
- proximale Beobachtungsebenen: bspw.: „Welche personalen Ressourcen (etwa mentale Kräfte) lassen sich diesbezüglich identifizieren und (re-)aktivieren?“
Def. Paradigmen
„Ein Wissenschaftsparadigma ist ein einigermaßen zusammenhängendes, von vielen Wissenschaftlern geteiltes Bündel aus theoretischen Leit-sätzen, Fragestellungen und Methoden, das längere historische Perioden in der Entwicklung einer Wissenschaft überdauert." Asendorpf
Paradigmen können sich ...
... im Zuge der Entwicklung einer Wissenschaft durch erwartungswidrige Befunde verändern und auch gänz-lich verschwinden (bspw. widersprechen Beobachtungen wichtigen Kernannahmen des Paradigmas; es bestehen Widersprüche zwischen Annahmen)
ausgewählte Paradigmen - biologische Perspektive
- -> zentral: neurobiologische Prozesse im Gehirn und im Nervensystem determinieren Verhalten
- reduktionistisches Modell
- populärer Vertreter: Onur Güntürkün
- Beispiel Aggression: Erklärungen für aggressives Verhalten werden u.a. im Gehirn und Hormonhaus-halt gesucht
ausgewählte Paradigmen - psychodynamische / psychoanalytische Perspektive
zentral: der Mensch wird von Trieben gesteuert, die nach Befriedigung streben
- Konflikt zwischen Wünschen und Bedürfnissen (Trieben) einer Person und sozialen Erfordernissen
- Verzweigungen zu biologischer Perspektive: Wünsche und Bedürfnisse werden als biologisch determiniert angesehen
- populärer Vertreter: Sigmund Freud
- Beispiel Aggression: Erklärungen für aggressives Verhalten werden in einer erlebten Frustration und / oder in einer Ver-schiebung von als Kind gefühlter Feindseligkeit gegenüber den Eltern gesucht
ausgewählte Paradigmen - lerntheoretische / behavioristische Perspektive
- zentral: sämtliches menschliches Verhalten wird in einem interaktiven Prozess zwischen Individuum und Umwelt erlernt; ewisse Anteile können auch wieder verlernt werden
- geht auf behavioristische Theorien zurück
- Konzentration auf beobachtbares und messmethodisch erfassbares Verhalten
- populärer Vertreter: John B. Watson
- Beispiel Aggression: Erklärungen für aggressives Verhalten werden in Lernerfahrungen gesucht; es werden die auf-rechterhaltenden Bedingungen identifiziert
ausgewählte Paradigmen - humanistische Perspektive
- zentral: der Mensch ist von Natur aus gut und strebt nach Selbstver-wirklichung
- Entwicklung in den 1950er Jahren als Alternative zu psychodyna-mischen und behavioristischen Modellen; potenzial- / ressourcen-orientiertes Modell
- populärer Vertreter: Carl Rogers
- der Mensch ist / wird dazu befähigt, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Potenziale zu entwickeln bzw. zu entfalten
- Beispiel Aggression: Erklärungen für aggressives Verhalten werden in persönlichen Werten und sozialen Bedingungen gesucht,die selbsteinschränkende und aggressive Perspektiven nähren.
ausgewählte Paradigmen - kognitive Perspektive
- zentral: das Verhalten eines aktiv denkenden und handelnden Menschen wird durch kognitive Strukturen gelenkt („subjektive Realität“)
- Entwicklung im Zuge der kognitiven Wende in der Psychologie
- mehrdimensionale Betrachtung menschlicher Kognitionen: u.a. Wahrnehmung- und Gedächtnisprozesse, Prozesse des Problem-lösens und Entscheidens
- populärer Vertreter: Kurt Lewin
- Beispiel Aggression: Erklärungen für aggressives Verhalten werden insbes. in menschlichen Gedanken und Absichten gesucht, die mit der Wahrnehmung von Aggressivität einhergehen und zu Aggressivität führen
Def. Entwicklungspsychologie
„... ist dasjenige Gebiet der Psychologie, das sich mit körperlichen und geistigen Veränderungen befasst, die sich von der Empfängnis über die gesamte Lebensspanne hin-weg bis zum Tode eines Menschen ereignen. Entwicklungspsycho-loginnen und -psychologen wollen und sollen herausfinden, wie und warum sich geistige Fähigkeiten, soziale Beziehungen und andere lebenswichtige Aspekte der menschlichen Natur im Laufe des gesamten Lebens entwickeln und verändern.“
Def. Entwicklung
bezieht sich auf relativ überdauernde intraindivi-duelle Veränderungen des Erlebens und Verhaltens über die Zeit hinweg.“
intraindividuelle Veränderungen, die nicht als Entwicklung gelten, sind bspw. …
- … Befindlichkeitsstörungen
- … Veränderungen durch abrupt eintretende äußere Ereignisse
-> aber: ein solches Ereignis kann eine Neuanpassung des Individuums erforderlich machen, aus der neue Entwicklungsprozesse hervorgehen
Aufgaben der Entwicklungspsychologie
- Beschreibung und Erklärung von Entwicklungs-prozessen (was entwickelt sich wie und warum?)
- Diagnose des Entwicklungsstandes und Prognose über die zukünftige Entwicklung
- Genese von Interventionsmöglichkeiten im Rah-men des Entwicklungsprozesses
Phylogenese
eine Entwicklung, die sich nicht auf einzelne Individuen, sondern auf die Entwicklung von Arten bzw. Spezies bezieht
Anthropogenese (Spezialfall der Phylogenese)
eine Entwicklung, die sich speziell auf die Menschheit bezieht (von frühen Vorformen des Menschen bis zum Homo sapiens der Gegen-wart)
Ontogenese
- „die Entwicklung des Menschen von der Konzeption (Empfängnis) bis zum Tod“ (Lohaus & Vierhaus, 2013, S. 5)
-> Entwicklung im Lebenslauf: „Entwicklungsveränderungen finden nicht nur im Kindes- und Jugendalter, sondern auch im Erwachsenenalter statt“ (ebd.)
die Altersvariable
- bis in die 1960er Jahre galt Entwicklung als Funktion des Alters (Kessen, 1960) E = f(A) aber:
1.Lebensalter ist keine psychologische Variable, sondern eine physikalische Größe
2.Lebensalter ist keine explizite Variable (Alter als Ursache der Entwicklung ist ein Irrtum)
3.Fixierung auf Alter / Altersvariationen vernachlässigt interindividuelle Differenzen (alternative Kategorie: Entwicklungsstand)
-> Alter als deskriptive Variable
paradigmatischer Ansatz - biologisch-genetische Perspektive
(historisch älteste Perspektive)
•Entwicklung als biologisch vorprogrammierter (endogener) Prozess
•Abfolge von Entwicklungsstufen oder -phasen: Fortschreiten vom Einfachen zum Komplexen
•Fokus auf typischem Entwicklungsverlauf (weniger auf interindividuelle Unterschiede)
•Ausübungen bestimmter Funktionen erfolgen zu vorher festgelegten Zeitpunkten
paradigmatischer Ansatz - Umweltperspektive
Beschreibung
- Fokus auf physische und soziale Aspekte und deren Einflüsse auf natürliche Anlagen, das psychische Erleben sowie die Geschwindigkeit und Richtung der Entwicklung
- Annahme: Individuen werden mit kulturspezifischen Anforderungen konfrontiert
- > individueller Lernprozess durch die Ausein-andersetzung / Interaktion mit der Umwelt erforderlich
paradigmatischer Ansatz - dynamischer Interaktionismus
Beschreibung
- Analyse der wechselseitigen Einflüsse perso-naler Faktoren und Umweltfaktoren auf die Entwicklung (Synthese vorheriger Ansätze)
- Fokus auf interaktive Beziehungen zwischen biologischen, psychologischen, sozialen und weiteren Prozessen
Def. Lernen
„Lernen ist ein erfahrungsbasierter Prozess, der in einer relativ konsistenten Änderungen des Verhaltens oder des Verhaltenspotenzials resultiert.“
Gegenbestandsbereich Lernen
-> Lernen beruht auf Erfahrung
- es findet eine Veränderung im Verhalten oder Verhaltens-potenzial statt: Lernen als solches ist nicht beobachtbar (Unterscheidung zwischen Lernen und Leistung)
- es handelt sich um eine relativ nachhaltige Veränderung (bspw. Fahrradfahren lernen), wobei gewisse Anteile auch wieder verlernt werden können (bspw. vorübergehend erworbene sportliche oder musikalische Fähigkeiten
- „Lernen ist ein interaktiver Prozess zwischen dem Individuum und seiner Umwelt […].“
Veränderungen, die nicht als gelerntes bzw. erlerntes Verhal-ten gelten, sind bspw. …
- … physische Reifungsprozesse, Erkrankungen, alters-bedingte Entwicklungen des Gehirns
- … zeitlich begrenzte Veränderungen wie Ermüdung oder die durch Drogenkonsum hervorgerufene Wir-kung
paradigmatische Ansätze der Lernpsychologie - zwei Hauptströmungen:
- behavioristischer Ansatz (u.a. klassisches, operantes und instrumentelles Konditionieren)
- kognitiver Ansatz (u.a. Lernen durch Einsicht, neuro-psychologische Prozesse)
die moderne Lernpsychologie
- ist im Gegensatz zu den Anfängen der Lernforschung „stärker an differentiellen Effekten interessiert
- versucht, verschiedene theo-retische Positionen zu verbinden
- bemüht sich um einen starken Anwendungsbezug.“