PS2 Seminar VA 11

Einstellungsänderung – Änderung durch Überzeugung (Anreize und Persuasion)

Einstellungsänderung – Änderung durch Überzeugung (Anreize und Persuasion)


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Flashcards 16
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 19.07.2016 / 26.07.2016
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Durch Anreize induzierte
Einstellungsänderung


-z.B. durch rechtliche Sanktionen oder Besteuerung von Produkten
-zunächst Änderung des Verhaltens
-bei einer Verhaltensänderung ist eine nachfolgende
Einstellungsänderung wahrscheinlich

Einstellungskonträres Verhalten


=„Verhalten (gewöhnlich herbeigeführt durch finanzielle
Anreize oder Drohungen), das mit der Einstellung und den
Meinungen des Handelnden nicht im Einklang steht.“ (Stroebe,
2007, S. 254)
Einstellungsänderung kann nach einiger Zeit mit Gewohnheitsbildung
einher gehen

Dissonanztheorie


-Menschen, die man dazu bringt, sich entgegen ihrer Einstellung zu
verhalten, erleben Dissonanz
-Dissonanz als unangenehmer emotionaler und motivationaler
Zustand, den der Mensch beseitigen möchte


mögliche Strategien zur Dissonanzreduktion: Einstellungs-,
Meinungs- oder Verhaltensänderung
dabei: Suche nach konsonanten Informationen und Meidung von
dissonanten Informationen
-bei einer Handlungsentscheidung zwischen Alternativen gibt es
i.d.R. Gründe für alle Entscheidungsmöglichkeiten

Methoden der Dissonanzreduktion


• Addition konsonanter Kognitionen:
zum Beispiel: „Rauchen sieht gut aus“ oder „fast alle meine
Freunde rauchen“ oder „es gibt 90jährige, die immer geraucht
haben.“
• Subtraktion dissonanter Kognitionen:
zum Beispiel: Ignorieren, Verdrängung (bspw. bei Prüfungsangst),
Verleugnung der Handlungsfähigkeit („ich bin leider
nikotinsüchtig“) oder externe Rechtfertigung (Gruppenzwang)
• Änderung des Verhaltens:
zum Beispiel: das Rauchen einstellen

Beispiel für eine konsonante Relation


„Ich rauche.“
-> „Rauchen beruhigt mich.“
-> Konsonanz

Beispiel für eine dissonante Relation


„Ich rauche.“
-> „Rauchen ist extrem gesundheitsschädlich.“
-> Dissonanz

Dissonanztheorie


⇒Dissonanz wird größer, je mehr Gründe es für die
abgelehnte Alternative gibt desto größer der Druck,
Dissonanz zu reduzieren
⇒die gewählte Alternative wird daher aufgewertet,
während die nicht-gewählte abgelehnt wird
bei einstellungskonträrem Verhalten ist die Dissonanz
größer, je geringer die Belohnungen bzw. Strafen sind
Voraussetzung zur Entstehung von Dissonanz:
Wahlfreiheit
negative Konsequenzen

Theorie der Selbstwahrnehmung
(Bem, 1965, 1972)


„Eine Theorie, in der angenommen wird, dass Individuen
häufig ihre eigenen Einstellungen nicht kennen und dass
sie wie ein außen stehender Beobachter ihre Einstellungen
durch Attributionsprozesse aus ihrem eigenen Verhalten
erschließen müssen“ (Stroebe, 2007, S. 257)


erklärt Einstellungsänderungen vor allem, wenn das
Verhalten der ursprünglichen Einstellung sehr nahe ist

Erklärung von Einstellungsänderung


Dissonanztheorie: einstellungskonträres Verhalten führt
nur zur Änderung der Einstellung, wenn der Anreiz nicht
zur Rechtfertigung des konträren Verhaltens ausreicht


Theorie der Selbstwahrnehmung: Menschen erschließen
Einstellungen nur aus dem Verhalten, wenn sie ihr Verhalten
nicht auf äußere Anreize attribuieren

Paradoxe Effekte von Anreizen
und Sanktionen


es kann sein, dass Sanktionen ein Verhalten attraktiver
erscheinen lassen, Anreize die Attraktivität jedoch
verringern => Reaktanztheorie


positive Anreize zu Verhaltensweisen, die ohnehin
gezeigt werden, können negative Auswirkungen auf die
Einstellung haben


extrinsische Motivation kann die intrinsische
Motivation senken


im Sinne der Selbstwahrnehmung Effekt der
„übermäßigen Rechtfertigung“ (over-justification)

Persuasion: Werbung


subliminale (unterschwellige) Werbung
– Vicary, 1957: Verkauf von Cola und Popcorn durch
subliminaleWerbung signifikant gesteigert
=> Effekt konnte bei Untersuchungen nicht bestätigt
werden
Karremann, Stroebe & Claus (2006): Prime einer
Getränkemarke hat nur signifikanten Einfluss auf
Personen, die auch durstig sind

Werbung


subliminales Priming könnte (z.B. bei einem Getränk)
funktionieren, wenn …
… das Publikum durstig ist
… der Begriff „Durst“ als Prime gesetzt wird und ein
Werbespot für ein durstlöschendes Getränk folgt
(Strahan et al., 2002)
… der Markenname mit positiven, subliminal präsentierten
Bildern dargeboten wird im Sinne der klassischen
Konditionierung

Experiment: Der „Mere-Exposure-
Effekt“ (Blüher & Pahl, 2007)


nach dem Mere-Exposure-Effekt genügt die bloße Darbietung
eines Reizes, um eine positive Einstellung ihm
gegenüber hervorzurufen
Studie in Erlangen: Pfeffi und Zitro Bonbons
Ergebnisse:
− 16 von 25 Personen der Kontrollgruppe wählten Zitro
− 18 von 25 Personen der Zitrogruppe wählten Zitro
− 17 von 25 Personen der Pfeffigruppe wählten Pfeffi

Werbung II

häufigste Appell-Typen der Werbung:
– Argumente
– Emotionen
– Empfehlungen von Expert/innen
Wirksamkeit der Strategie hängt v.a. ab von:
– Art des Produktes (Gefühl oder Denken)
– Betroffenheit des Publikums
Werbekampagnen jedoch eher selten erfolgreich

Elaboration-Likelihood-Modell (ELM)
(Petty & Cacioppo, 1986)


zentraler Weg der Informationsverarbeitung: den
Argumenten wird sorgfältig zugehört und sie werden
überdacht


peripherer Weg der Informationsverarbeitung: Menschen
lassen sich in der Meinungsbildung von peripheren
Hinweisreizen leiten
⇒welcher Weg gewählt wird, liegt in der Verarbeitungsmotivation
und -fähigkeit

Fazit


Strategien zur Einstellungsänderung durch Anreize:
− Dissonanztheorie
− Selbstwahrnehmungstheorie
Strategien zur Einstellungsänderung durch Persuasion:
− Yale-Ansatz
− ELM: Zwei-Prozess-Theorien
diese Strategien sind als komplementär zueinander zu
sehen; die Eignung der Ansätze hängt ab von den
jeweiligen Bedingungen, Situationen und Kontexten