Prüfung Risikomanagement

SS 2014 + WS 2014/2015

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Flashcards 106
Language Deutsch
Category Micro-Economics
Level University
Created / Updated 14.07.2015 / 16.08.2023
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Wie ist der Risikobegriff defniniert?

Risiko:

 

Risiko

= mögliche negative Auswirkung in der Zukunft

= potentieller Vermögensverlust/Schaden, ohne Gegenüberstellung möglicher Gewinne/Erträge

= Schadensausmaß * Eintrittwahrscheinlichkeit (ISO/IEC Guide 73 Risikomanagement)

= mögliche Planabweichung

 

→ Der Risikobegriff ist sehr unscharf: Relevant sind Häufigkeit und Ausmaß

→ Chance ist hier NICHT Teil des Risikos

→ Chance und Risiko müssen im Gleichgewicht sein

→ Risiko wird meist bezogen auf einen möglichen künftigen Schaden oder Verlust (von Vermögenspositionen) ohne Berücksichtigung von Gewinnchancen

→ Risiko-Ereignis/Umstand möglichst genau definieren

 

Insbesondere die Vernachlässigung möglicher Gewinne ist wichtig, da in weiterführenden Konzepten, wie z.B. dem RoRaC-Konzept die Messung des Ertrages getrennt und unabhängig von der Risikomessung erfolgt. Zwischen Risiko und Ertrag muss scharf unterschieden werden, da sonst möglicherweise ein und derselbe Gewinn mehrfach berücksichtigt wird, was zu unschlüssigen Ergebnissen führen könnte.

  • Risiko kann positiv, negativ oder eine Abweichung von dem Erwartetem darstellen, in der Literatur wird es jedoch meist nur als negativer Effekt gesehen
  • Risiko wird oft beschrieben durch ein Ereignis, eine Änderung der Umstände, eine Folge oder eine Kombination aus diesen und wie sie die Zielerreichung beeinflussen. D.h. auch indirekte Folgen und Umstände werden mit eingeschlossen.

Wie wird die Wahrnehmung eines Risikos gesteuert?

Risikowahrnehmung

Der Mensch ist ein sehr unbegabter Risiko-Abschätzer. Die Wahrnehmung wird leicht beeinflusst. Sie wird gesteuert durch folgende Einflussfaktoren:

 

  • Information
    • Angebot
    • Qualtiät der "Information": "Monster-Sturm", "Die Natur schlägt zurück"
  • Persönliche Disposition
    • Emotionale Bindung zum gefährdeten Gegenstand
    • Beeinflussbarkeit des Risikos (z.B. Atomkraft)
    • Risiko-Toleranz
  • Kultureller Kontext
    • Historischer/kultureller Kontext: 96 Millionen Lebensversicherungsverträge in Deutschland (GDV)
    • Einstellung zum Leben/Religion: von "Kismet" zu "Jeder ist seines Glückes Schmied", Strafe Gottes
  • Manipulation
    • Wirtschaftliche/politische Interessen
    • Echter oder angeblicher Handlungsspielraum (Legislaturperiode)
    • Macht (Rating-Agenturen)
    • Spektakularität der Ereignisse (World Trade Center, Terrorismus, Tsunami)

Inwiefern wird das Risiko subjektiv wahrgenommen?

Subjektive Wahrnehmung des Risikos

  • erfahrungsabhängig
  • Know-How-abhängig
  • Gewöhnung

→ Welche Berufe sind risikanter (Anzahl tödlicher Unfälle) als andere (USA)? Bauer, Dachdecker, Fischer, Holzfäller, Lastwagenfahrer, Pilot, Müllabfuhr, Stahlarbeiter, Elektriker, Taxifahrer: Ergebnis: Fischer, Holzfäller, Piloten und Flugzeugingenieure hatten die meisten tödlichen Unfälle. Zunächst könnte man z.B. eher an Dachdecker oder Bauer denken.

→ Wo gab es die schlimmsten (Todersopfer) Naturereignisse (Einzelereignisse wie Erdbeben, Sturm, Überschwemmung)?USA, Japan, Thailand, Europa, Afrika, Lateinamerika: Die meisten Toten gab es im asiatischen Raum (China, Indien, Pakistan, Südasien, Japan...). Laut Medienberichten könnte man jedoch denken, dass es die meisten Toten in den USA gab. Dies liegt daran, dass bestimmte Länder in den Medien öfter genannt werden als andere. Laut Diercke Weltatlas werden Länder wie die USA, China, Russland, Deutschland, Japan, Schweiz und Indien im Time Magazine öfter erwähnt als andere. Insgesamt wurde darin nur über 32 Länder berichtet. Damit herrscht eine Manipulation durch die Medien vor. Dadurch wird die Wahrnehmung verzerrt.

→ Welche Gefahr hat in einem Ereignis die meisten Tote gefordert? Überschwemmung, Sturm oder Erdbeben? Flut und Erdbeben, mit großem Abstand zum Wirbelsturm. In den Medien wird jedoch immer ein Sturm besonders hervorgehoben (USA).

→ Die Naturkatastrophen (Einzelereignisse) haben immer eine Abweichung zwischen dem Gesamtschaden und dem versicherten Schaden, nie wird der Schaden komplett abgedeckt.

Risikowahrnehmung: Für den Schutz von welcher Gefahr sollte die Stadt Köln die meisten Gelder aufwenden? Hochwasser und Sturm haben eine höhere Eintrittswahrscheinlichkeit (alle 475 Jahre), aber dafür nur einen Schaden von 100 Millionen Euro (Sturm) bzw. 1.000 Millionen Euro (Hochwasser). Das Erdbeben hat eine niedrigere Eintrittswahrscheinlichkeit (alle 2475 Jahre), aber verursacht dafür einen Schaden von 100.000 Millionen Euro.

Der Kölner Bürgeremsiter hat in den Hochwasserschutz investiert, er sollte aber auch wg. dem großen Schaden für das Erdbeben jährlich etwas zur Seite legen. Tut er aber nicht, weil häufige Ereignisse stärker wahrgenommen werden.

Interessiert das 1000-Jahres-Ereignis? Wie geht es in die Berechnungen ein? Was muss man beachten?

x

Wie ist Risikomanagement definiert?

Risikomanagement

 

Unter Risikomanagement wird die Risikomessung und -steuerung aller betriebswirtschaftlichen Risiken unter Berücksichtigung von Verbundeffekten verstanden.

Risikomanagement koordiniert Aktivitäten bezüglich Risikorichtlinien und Risikokontrolle in einer Organisation. Das Risikomanagement soll sicherstellen, dass ein ungewolltes Risiko nicht eintritt. Risikomanagement läuft in einem Prozess ab.

Aus welchen Gründen ist ein Risikomanagement im Unternehmen nötig?

Gründe für das Risikomanagment

 

  • Risikowahrnehmung und -bewertung muss objektiviert und systematisiert werden
  • Risikobewertung muss von Außenstehenden nachvollzogen werden können
  • Methoden zur objektiven Quantifizierung müssen gefunden werden
  • Abwägung verschiedener Risiken muss möglich sein
  • Risiko muss im Verhältnis zu Gewinnchancen stehen - bezüglich Wahrscheinlichkeit und Höhe
  • Aufwand Risikoverringerung/Schadensausmaß - Abwägung
  • Risiken verlangen adäquate Handlungsstrategien
  • Unabhängigkeit des Risiko-Managers muss gewährleistet sein
  • Neue Risiken müssen erkannt werden

Inwiefern kann man das Risikomanagement als Prozess sehen?

Risikomanagement-Prozess

 

  • Risikomanagement wird als Prozess, d.h. als Ablauf in der Zeit sozusagen als dynamischer Vorgang gesehen - im Gegensatz zu einer statischen (einmaligen) Aktion. Der Risikoprozess muss regelmäßig durchlaufen und kontrolliert werden!
  • Die 4 Schritte
    1. Risikoidentifikation: Risikoarten (Markt-, Ausfall-, Betriebs-, Absatzrisiken): Welche Risiken gibt es und was solll erfasst werden?
    2. Risikomessung und -analyse: Kennzahlen (Maximalverlust, Volatilität, Sensitivität, Value at Risk): Verwende ich quantitative/qualitative Messverfahren? Welche Größe ist relevant?
    3. Risikosteuerung: Instrumente (Vorsorge, Abwälzung, Kompensation, Diversifikation): Sind die Handlungslösungen/Steuerungen noch konform zu den Unternehmenszielen?
    4. Risikocontrolling: Organisation (Planung, Kontrolle, Information, Koordination): Regelmäßige Kontrolle notwendig unter Berücksichtigung des Zeitaspekts (Risiken ändern sich laufend)
  • Im Risikocontrolling kann ggf. festgstellt werden, dass in den Schritten 1-3 nochmal nachgearbeitet werden muss.
  • Die beschriebenen Phasen des Risikomanagement-Prozesses bilden einen Kreislauf, d.h. die Ergebnisse bzw. Entscheidungen im Rahmen der Risikopolitik können zu Maßnahmen der Vorsorge oder Kompensation führen (Risikosteuerung) oder zu einer erneuten Identifikation bisher noch nicht berücksichtigter Risikoarten. Auch kann im Rahmen des Risiko-Controllings eine neue Festlegung der Risikomessmethoden erfolgen oder die Vorgaben für die Risikoanalyse verändert werden.

Beschreiben Sie die Risikoidentifikation im Risikomanagement-Prozess.

Risikoidentifikation

 

  • Erfassung aller betriebswirtschaftlichen Risiken im Sinne der Risikoidentifikation
  • Dafür gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, abhängig von Unternehmensbesonderheiten und Organisationsstrukturen
  • Verschiedene Instrumente
  • Für eine vollständige Erfassung werden die Risiken in Risikoarten untergliedert (Markt-, Ausfall-, Betriebs-, Absatzrisiken)

Beschreiben Sie die Risikomessung im Risikomanagement-Prozess.

Risikomessung und -analyse

 

  • Folgt der Risikoidentifikation
  • Bewertung/Analyse der Risiken
  • Quantiative und qualitative Messverfahren
  • Quantitative Messungen: Kennzahlen, deren Berechnung auf vorhandenen beobachtbaren Preisen, Kursen und sonstigen Marktdaten beruht
  • Für zahlreiche Risiken liegen aber derartige Marktdaten aus vielfältigen Gründen nicht vor, dann greift man auf Messverfahren für qualitative Risiken zurück
  • Die Kennzahlen mit ihren Funktionsweisen müssen dann an die Besonderheiten der verschiedenen betriebswirtschaftlichen Risikoarten angepasst werden.
  • In der Risikoanalyse werden die Messergebnisse ausgewertet. Dabei werden zunächst die relevanten Risiken herausgefiltert. Das zentrale Analyseziel ist es, die Fragen zu beantworten, ob bezüglich der gemessenen und relevanten Risiken ein Handlungsbedarf besteht.

Beschreiben Sie die Risikosteuerung im Risikomanagement-Prozess.

Risikosteuerung

 

  • Ergebnis der Risikoanalyse ist die Grundlage der Risikosteuerung
  • Einteilung der Instrumente in
    • Vorsorgemaßnahmen
    • Abwälzung
    • Kompensation
    • Diversifikation
  • Diese Instrumente werden dann auf die unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Risikoarten übertragen.

Beschreiben Sie das Risikocontrolling im Risikomanagement-Prozess.

Risikocontrolling

 

  • Berücksichtigung des organisatorischen Aspekts des Risikomanagements
  • Wie werden risikoverursachende und risikokontrollierende Organisationseinheiten aufbau- und ablauforganisatorisch im Unternehmen eingebettet bzw. verknüpft?
  • Hauptaufgaben des Risikocontrollings
    • Methodenhoheit der Messverfahren
    • Organisation und Überwachung der Messverfahren
    • Risiko-Reporting
    • Unterstützung der Unternehmensführung
  • Das Risikocontrolling wird als Bestandteil des Risikomanagments gesehen, welches die Unternehmensführung bei der Planung und Steuerung von Unternehmensrisiken unterstützt. Das Risiko-Controlling erfüllt aus dieser Sichtweise stärker organisatorische und überwachende Funktion während dagegen im Risikomanagement die konkrete Durchführung von Maßnahmen zur Risikomessung und Risikosteuerung im Mittelpunkt stehen. Das Risiko-Controlling stellte einen Teilabschnitt in der prozessorientierten Darstellung des Risikomanagements dar.
  • Im Rahmen der Zusammenbarbeit zwischen Risikocontrolling und Unternehmensführung wird schließlich die eigentliche risikobasierte Unternehmenssteuerung durchgeführt. Kernstück einer risikoorientierten Unternehmenssteuerung bildet das so genannte Konzept des "Return on Risk adjusted Capital" (=RoRaC)

In welchen komplexen Rahmenbedingungen ist das Risikomanagement eingebunden?

Komplexe Rahmenbedingungen

  • Gesetzliche Vorgaben
  • Volkswirtschaftliche Ursachen
  • Technologischer Fortschritt
  • Rückkoppelungen der Portefeuilles (=Portfolios)

Es genügt heute nicht mehr, sich auf Finanzrisiken zu beschränken! Risikomanagement muss holistisch (ganzheitlich) auf alle Risiken ausgedehnt werden, auch in kleineren Unternehmen.

Erläutern Sie die komplexe Rahmenbedingung "gesetzliche Vorgaben" für das Betreiben eines Risikomanagements.

Gesetzliche Vorgaben in Deutschland

  • für Industrie, Diensleistung, Handel (Nichtbanken)
    • Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmen (KonTraG)
    • Erweiterung des Aktien- und GmbH-Gesetzes (§ 91 (2) AktG, §43 GmbHG)
    • Erweiterung der Sorgfaltspflichten der Unternehmensführung
    • Forderung des Ausweises der Unternehmensrisiken im Lagebericht
  • für Banken
    • Basel II als Grundlage für Ausgestaltung des Risikomanagements
  • für Versicherungen
    • Solvency II
  • branchenspezifische Besonderheiten
  • Corporate Governance
  • Vorschriften zur Offenlegung von Risiken
    • § 315 (2), 2. HGB (Handelsgesetzbuch), DRS 5 (Deutscher Rechnungslegungsstandard)
    • IFRS 7 (International Financial Reporting Standards) für Berichtszeitraum 2007
    • Schwerpunkt liegt hier jedoch auf der externen Berichterstattung

→ Internationale Abstimmung/Globalisierung

→ Relativ rascher Gesetzes- und Vorschriftenwechsel

Erläutern Sie die komplexe Rahmenbedingung "volkswirtschaftliche Ursachen".

Volkswirtschaftliche Ursachen

  • Veränderte Rahmenbedingungen der Finanzmärkte durch Einführung neuer Finanzmarktinstrumente (insbesondere im Derivatebereich)
  • Abschaffung fixer Wechselkurse
  • zunehmende gesetzliche Deregulierung der Finanzmärkte
  • Globale Vernetzung - Unabhängigkeit der Volkswirtschaften ist nicht mehr gegeben
  • Möglichkeit der Expansion in neue Märkte
  • Rasch sich ändernde Wettbewerbssituation
  • Wirtschaftspolitische Maßnahmen
  • Turbulenzen an Aktienmärkten

Erläutern Sie die komplexe Rahmenbedingung "technologischer Fortschritt".

Technologischer Fortschritt

 

  • Schnellere Informationsverarbeitung durch elektronische Medien und Internet (Near Real Time Informatiosverarbeitung)
  • Von Unternehmen hergestellte Produkte werden durch neue Technologien bzw. Innovationen schneller veraltet, wodurch Produktrisiken steigen und es zu kurzen Produktzyklen kommt.
  • Ergebnis des ständigen technologischen Fortschritts: Informationsverarbeitung und damit die Globalisierung nehmen erheblich an Geschwindigkeit zu
  • Vernetzung der Handelsströme (Bsp. Taiwand Erdbeben)
  • Folge der zunehmenden Globalisierung und der verkürzten Produktzyklen: zahlreiche Unternehmensinsolvenzen in der Vergangenheit
  • Soziale Veränderungen. z.B. Mega-Cities, Altersaufbau der Gesellschaften

 

Ständige Überprüfung des Risikomanagement-Prozesses notwendig

Erläutern Sie die komplexe Rahmenbedingung "Portefeuilles (Portfolios)".

Portefeuille (Portfolio)

  • Meist mehrere Risiken im Verbund (Portfolios)
  • Korrelationen
  • Nicht lineare Rückkoppelungen
  • Nicht steuerbare und steuerbare Faktoren

Wie erfolgt eine Risikoidentifikation?

Risikoidentifikation

  • Identifizierung via
    • Checklisten
    • Vergleich mit Markt oder Konkurrenten
    • Interviews (Fachabteilung, Strategieabteilung)
      • Risiken werden von Spezialisten häufig am besten erkannt
      • Spezialist hat aber nicht unbedingt Interesse, die Risiken aufzuzeigen
        • Risikobewältigung führt zu Mehrarbeit
        • Politische Gründe
        • Chef/Kollegen nicht in den Rücken fallen/sich unbeliebt machen
        • Karriereziele/Machtverhältnisse
    • Analyse aller Geschäftsprozesse
      • Wie viele Mitarbeiter haben Überblick über einen gesamten Geschäftsprozess?
      • Vertikales Denken der Mitarbeiter in den Abteilungen dominiert
      • Prozessanalyse eng verbunden mit QM: Gibt es unnötige/gefährliche Schleifen?
      • Wie laufen Entscheidungsprozesse ab? (Gremien, Einzelpersonen, 4-Augen-Prinzip)
      • Gibt es regelmäßige Prozess-Audits (z.B. bei definierten Meilensteinen)?
      • Gibt es Alternativprozesse, wenn der gewohnte Ablauf wegen einem unerwarteten Ereignis nicht durchführbar ist?
  • Risiken sehr verschieden, ist branchenabhängig
    • die meisten volkswirtschaftlichen Risiken betreffen alle Branchen
    • die meisten Naturgefahren betreffen alle Branchen
    • durch Globalisierung/Vernetzung sind indirekt auch die KMUs von den Problemen anderen Branchen (z.B. Finanzbranche) betroffen
  • Fachabteilungen und Top-Management einbeziehen!
    • Fachabteilungen: bei operationellen Risiken, die mit Politik zu tun haben: anonymisierte Nachfrage
    • Management muss technische Seite der Prozesse verstehen
  • Eventuell Forschungsabteilung zur Identifikation unbekannter Risiken
    • bei fehlendem eigenen Wissen (z.B. Produkthaftung)
    • Kooperationen mit externen Beratern/Universitäten
    • Abschlussarbeiten/Disserationen ausschreiben
    • Eigene Forschungsabteilung beauftragen, Wissen zu sammeln

Wie könnte eine Checkliste für die Risikoidentifikation aussehen?

Checkliste für die Risikoidentifikation

  • Sind die internen Unternehmensbereiche hinsichtlich der Ablaufprozesse aufeinander abgestimmt?
  • Ist die Produktion von häufigen Leerstandszeiten betroffen?
  • Ist die Produktion von einer hohen Ausschussquote betroffen?
  • Unterliegt das Unternehmen größeren Preisschwankungen auf den Finanz-, Beschaffungs-, Absatzmärkten?
  • Wird das Unternehmensergebnis duch Zusatzerträge aus Finanzgeschäften beeinflusst?
  • Werden derivate Finanzinstrumente eingesetzt?
  • Gibt es häufig Zahlungsverschiebungen seitens der Kontrahenten?
  • Besteht im Unternehmen Teamgeist?
  • Besteht eine durchgängige Kommunikation im Unternehmen?
  • Sind Motivationslücken bei den Mitarbeitern bekannt?
  • Ist die unternehmerische Finanzfähigkeit gesichert?
  • Besteht ein mittelfristiger Finanzplan?
  • Gibt es eine Aufstellung der bestandsgefährdenden Risiken?
  • Gibt es eine Aufstellung der Risiken, die Einfluss auf die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage haben?
  • Liegen Produktionsstätten in gefährdeten geografischen Zonen?
  • Ist das Unternehmen abhängig vom technologischen Wandel?
  • Ist die Unternehmenskompetenz durch Subsitutsprodukte gefährdet?
  • Ist das Unternehmen von rechtlichen Verordnungen abhängig?
  • Unterliegt das Unternehmen politischen Einflüssen/Entscheidungen?
  • Ist das Unternehmen von Großaufträgen abhängig?
  • Ist das Unternehmen von einem schlechten Image umgeben?
  • Bestehen Abhängigkeiten auf den Beschaffungs-/Absatzmärkten?
  • Unterliegt die Produktion Qualitätsschwankungen?
  • Sind die Produkte von einem schlechten Image umgeben?
  • Ist das Unternehmen von langfristiger Forschung und Entwicklung abhängig?
  • Treten in den Ablaufprozessen häufig Störungen auf?
  • Sind die Prozessdurchlaufzeiten optimal ausgestaltet?
  • Sind die Aufträge mit häufigen Terminverschiebungen verbunden?
  • Ist das Unternehmen von einer überdurchschnittlichen Personalfluktuation betroffen?
  • Sind hohe Personalfehlzeiten zu vermerken?

Was sollte man bei der Systematisierung der Risikoarten berücksichtigen?

Systematisierung der Risikoarten

  • Unternehmensaufbau
  • Unternehmensprozesse
  • verwendete Analyse- und Steuerungsmethode
  • vollständige Erfassung
  • branchenspezifische Besonderheiten
  • regionale Besonderheiten
  • Produkttypen
  • die jeweilige Fragestellung ist entscheidend für die Abgrenzung der Risiken

Wieso ist die Risikoidentifikation nicht immer einfach?

Identifizierung von Risiken nicht immer einfach

  • Spezialisten (technisch und methodisch) sind unabdingbar!
  • Vernetzung verschiedener interner und externer Geschäftsbereiche muss verstanden werden

Bei was muss ein Risiko exakt definiert werden?

Risiko muss exakt definiert werden

  • Vertraglich bei eventuellen Risikotransfers
  • Politische Komponente bei Auslegung, wann ein Risiko eingetreten ist
  • Inhaltlich bei der Analyse

→ Definition ist eines der Hauptprobleme!

Welche Risikoarten gibt es?

Risikoarten

  • Wirtschaftswissenschaftliche Risiken
  • Naturwissenschaftliche Risiken
  • Politische und gesellschaftliche Risiken

Was versteht man unter einem Verbundeffekt/Diversifikationseffekt?

Verbundeffekt/Diversifikationseffekt:

 

Die Berücksichtigung von Verbundeffekten zwischen unterschiedlichen Risiken, alos z.B. die sogenannten Diversifikationseffekte stellt einen wichtigen Unterschied zwischen der Betrachtung des einzelnen Risikos und dem Zusammenwirken mehrerer Risiken dar.

Welche betriebswirtschaftlichen Risiken gibt es?

Betriebswirtschaftliche Risiken

  • Finanzwirtschaftliche Risiken
  • Leistungswirtschaftliche Risiken

Welche finanzwirtschaftlichen Risiken gibt es?

Finanzwirtschaftliche Risiken

  • Marktpreisrisiko
  • Ausfallrisiko
  • Liquiditätsrisiko

Erläutern Sie das Marktpreisrisiko.

Marktpreisrisiko

  • Definition nach Solvency II: "Marktrisiko" ist das Risiko eines Verlustes oder nachteiliger Veränderungen der Finanzlage, das sich direkt oder indirekt aus Schwankungen in der Höhe und in der Volatilität der Marktpreise für die Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Finanzinstrumente ergibt
  • Historisch am längsten untersucht (Investement-Banking)
  • Kernrisiko der Banken (v.a. Zinsänderungsrisiko und Kreditrisiko)
  • Arten
    • Zinsänderungsrisiko
      • bedeutend, wirkt sich auf viele Bilanzpositionen aus
      • Wertverlust von festverzinslichen Wertpapieren
      • Forderungen aus Lieferungen/Leistungen können Zinsänderungsrisiko auslösen
      • Höhere Fremdkapitalzinsen führen zu Vermögensverlust
      • Variable Zinszahlen führen zu Cash-Flo-Risiko
      • Indirekte Auswirkungen: Viele Bewertungen beruhen auf Marktzinsen, so auch der gesamte Unternehmenswert
      • Auswirkung komplex und in unterschiedliche Richtungen
    • Devisenrisiko
    • Wechselkursrisiko
      • v.a. für Exportländer wie Deutschland bedeutend
      • Devisenpositionen aus de Exportgeschäft unterliegen Wechselkursrisiko (Finanzwert)
    • Aktienkursrisiko
      • bei Nicht-Banken v.a. Risiko, dass die Beteiligungen an Wert verlieren (Finanzwertrisiko)
      • Steuerung: Portfolio-Theorie
    • Immobilienpreisrisiko
      • selbstgenützt (Betriebsrisiko, Schutz durch Versicherung)
      • Kapitalanlage (Marktpreisrisiko, Finanzwertrisiko)

Erläutern Sie das Ausfallrisiko.

Ausfallrisiko

  • Ausfall von Zins- und Tilgungsleistungen im Kreditgeschäft, insolvenzbedingte Verluste (aus Aktien, Unternehmensanleihen)
  • Ausfallrisiko beinhaltet sehr hohe oder totale Verluste (Insolvenz), das Marktpreisrisiko hingegen nur die (normalen) Kursschwankungen
  • Hauptrisiko der Banken (Basel II, Rating-Verfahren)
  • Arten
    • Kreditrisiko
      • Definition nach Solvency II: "Kreditrisiko" ist das Risiko eines Verlustes oder nachteiliger Veränderungen der Finanzlage, das sich aus Fluktuationen bei der Bontität von Wertpapieremittenten, Gegenparteien und anderen Schuldnern ergibt, gegenüber denen die Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen Forderungen haben, und das in Form von Gegenparteiausfallrisiken, Spread-Risiken oder Marktrisikokonzentrationen auftritt.
      • bezieht sich auf den Einzelkredit,
      • Ausfallrisiko auf Portfolio
    • Länderrisiko
      • Ausländische Staatsanleihen
      • Kredit-Vergabe ins Ausland
      • Politisches Risiko
      • Devisenpolitik
      • Stabilität des Staates
      • Bonität des Staates und des Kreditnehmers
    • Insolvenzrisiko

 

Erläutern Sie das Liquiditätsrisiko.

Liquiditätsrisiko

  • Definition nach Solvency II: "Liquiditätsrisiko" ist das Risiko, das Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen nicht in der Lage sind, Anlagen und andere Vermögenswerte zu realisieren, um ihren finanziellen Verpflichtungen bei Fälligkeit nachzukommen.
  • Finanzielle Verpflichtungen können nicht eingehalten werden.
  • Liquiditätsrisiken entstehen meist im Zusammenhang mit anderen Risiken
  • Arten
    • Aktivistische Liquiditationsrisiken: Vermögenswerte reichen nicht, den finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, man kann nicht zahlen
    • Passivische Liquidationsrisiken: Fremdkapital kann nicht aufgenommen werden.

Welche leistungswirtschaftlichen Risiken gibt es?

Leistungswirtschaftliche Risiken

  • Betriebsrisiko (extern/intern) = operationelles Risiko
  • Geschäftsrisiko

Erläutern Sie das Betriebsrisiko (extern/intern) = operationelles Risiko.

Betriebsrisiko oder operationelles Risiko

  • Definition nach Basel II: Ein Betriebsrisiko stellt eine Gefahr von Verlusten wegen internem Versagen von Personen/Prozessen/Systemen oder externen Ereignissen dar, einschließlich rechtlicher Risiken, aber ausschließlich Strategie- und Reputationsrisiken
  • Definition nach Solvency II: Ein "operationelles Risiko" ist das Verlustrisiko, das sich aus der Unangemessenheit oder dem Versagen von internen Prozessen, Mitarbeitern oder Systemen oder durch externe Ereignisse ergibt.
  • Arten
    • Interne Betriebsrisiken
      • Personen (Delikte wie Betrug/Diebstahl, Fehler, mangelnde Qualifizierung)
      • Prozesse (mangelnde Kontrolle, Störungen, unvollständige Definition)
      • Systeme (Hard-/Softwareprobleme, Datensicherheit)
    • Externe Betriebsrisiken
      • Rechtsrisiken
      • Delikte von Drittparteien (Betrug, Diebstahl)

Erläutern Sie das Geschäftsrisiko.

Geschäftsrisiko

  • Absatzrisiko
    • Erfüllungsrisiko: Es kann nicht rechtzeitig geliefert werden
    • Lagerrisiko: Fertige Produkte können nicht gefunden werden
    • Transportrisiko
    • Abnahme- und Verkaufsrisiko: Produkte werden nicht verkauft (größter Teil vom Absatzrisiko)
  • Beschaffungsrisiko
    • Bedarfsdeckungsrisiko: Produktionsfaktor ist nicht verfügbar
    • Transportrisiko: Transport von Produktionsfaktoren vom Lieferant zum Unternehmen
    • Lagerrisiko: Produktionsfaktor wird nicht gefunden im Lager
    • Lieferrisiko: Lieferausfall, Liefermangel, Lieferpreisänderung
  • Strategierisiko
    • Geschäftsleitung entscheidet sich für eine falsche Strategie
    • Top-Down-Verfahren
  • Forschungs- und Entwicklungsrisiko
    • Ein neues Produkt kann nicht rechtzeitig entwickelt werden

Erläutern Sie die volkswirtschaftlichen Risiken.

Volkswirtschaftliche Risiken

 

  • Wirtschaftliche Dynamik
    • Niveau, Stabilität, Entwicklung, Inflation
    • Wechselkurs-, Aktien-, Rohstoffkursniveau
  • Wirtschaftliches Umfeld
    • Expansionsmöglichkeiten
    • Wettbewerbssituation
    • Wirtschaftspolitik
    • Kaufkraft/Arbeitslosigkeit
    • Inflation
    • Katastrophenereignisse

Erläutern Sie die naturwissenschaftlichen Risiken.

Naturwissenschaftliche Risiken

  • Überschwemmungsrisiko: Industrieanlagen in der Aue
  • Sturmrisiko: Unsicherheit bezüglich Frequenz und Stärke
  • Erdbebenrisiko: Regional, aber oft unterschätz, da relativ selten
  • Hagelrisiko: v.a. sind nicht überdachte Industrieanlagen (Autoparks) gefährdet. "Münchner Hagel" ist der größte Schaden der Versicherungshistorie.
  • Enorme Schadenpotentiale: Katharina, Rita, Wilma (2005 Hurrikane USA) 90 Milliarden USD versicherter Schaden

Erläutern Sie die politischen und gesellschaftlichen Risiken.

Politische und gesellschaftliche Risiken

 

  • Gesellschaftliches Risiko
    • Bevölkerungsaufbau bezüglich Altersstruktur, Bildungsstand-Zuwanderung/Abwanderung
  • Politisches Risiko
    • Sicherheit des Rechtssystems
    • Stabiltät der Regierung
    • Krieg/Unruhen

Sie sind als Risikomanger neu im Unternehmen. Mit welchen Abteilungen knüpfen Sie schnell gute Kontakte, um Ihre Arbeit gut erledigen zu können. In welcher Phase des Risikomanagments ist der Kontakt zu welcher Abteilung besonders wichtig?

  • Risikoidentifkation:
    • Grundsätzlich ist der Kontakt zu den Abteilungen abhängig von den Unternehmensbesonderheiten und den Organisationsstrukturenen
    • Fachabteilungen hinsichtlich Markt-, Ausfall-, Betriebs-, Absatzrisiko
    • Spezialisten (technisch und methodisch) sind unabdingbar für die Befragung
    • Strategieabteilung
    • Top-Management
    • Qualitätsmanagement: Gibt es unnötige/gefährliche Schleifen?
    • Forschungsabteilung zur Identifikation unbekannter Risiken (Universitäten, Dissertationen/Abschlussarbeiten, Kooperationen mit Beratern, eigene Forschungsabteilung)
  • Risikomessung und-analyse
  • Risikosteuerung
  • Risikocontrollings

Was sollte man bei der Systematisierung der Risikoarten berücksichtigen?

Systematisierung der Risikoarten

  • Unternehmensaufbau
  • Unternehmensprozesse
  • verwendete Analyse- und Steuerungsmethode
  • vollständige Erfassung
  • branchenspezifische Besonderheiten
  • regionale Besonderheiten
  • Produkttypen
  • die jeweilige Fragestellung ist entscheidend für die Abgrenzung der Risiken

Was sind übliche Maße für Extremwerte?

Übliche Maße für Extremwerte

  • Totalverlust
  • Probable Maximum Loss (PML)
  • Expected Maxium Loss (EML)
  • Short Fall (SF, "Tail Conditon Loss")

Was gibt es hinsichtlich von Extremwerten zu beachten?

Extremwerte

  • Extremwerte sind in der Regel von besonderem Interesse
  • Extremwerte haben oft ungewöhnliche Ursachen und sind nicht gut verstanden
  • Wahrscheinlichkeitszuordnung zu Extremwerten ist meist schwierig
  • Enthält die Historie die möglichen Extremwerte?
  • Wie lang ist der Beobachtungszeitraum?

Was ist bei der Risikomessung von Extremwerten zu beachten?

Charakteristika Extremwerte

  • Range
  • Extreme sind selten und damit fehlen sie meist in der beobachteten Historie
  • Sind die berechneten/beobachteten Extrema wirkliche Extremwerte, Ausreißer oder Artefakte (Extremwerte, die sich aus verfälschten Messungen/Datenerhebungen ergeben)
  • Eine Wahrscheinlichkeitszuordnung ist schwierig für Extremwerte
  • Extremwerte sind in der Regel sehr bedeutend, aber auch sehr unsicher zu berechnen

--> Interessiert das 10.000-Jahres-Ereignis?

--> Wie genau können die seltenen Wahrscheinlichkeiten überhaupt bestimmt werden?

--> Mit welcher statistischen Sicherheitswahrscheinlichkeit werden die Extremwerte berechnet?

--> Wie bestimmt man die Verlässlichkeit der Angaben (Rechenungenauigkeit)?