PETEOU-I
PsyPaton
PsyPaton
Kartei Details
Karten | 297 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Medizin/Pharmazie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 20.04.2015 / 26.05.2015 |
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ICD-10: Welche Codes an fünfter Stelle können bei den Demenzen (F00-F03) verwendet werden, um eine Begleitsymptomatik zu kennzeichnen? (5)
.x0 ohne zusätzliche Symptome
.x1 zusätzliche Symptome, vorwiegend wahnhaft
.x2 zusätzliche Symptome, vorwiegend halluzinatorisch
.x3 zusätzliche Symptome, vorwiegend depressiv
.x4 zusätzliche gemischte Symptome
Welche weiteren Anomalien können bei Demenz Typus Alzheimer vorkommen und stützen durch deren Vorkommen die Diagnose? (5)
- Aphasie
- Agnosie
- Apraxie
- zerebrale Atrophie
- extrapyramidale Veränderungen, Logoklonie
- Post-Mortem Nachweis von neurofibriliiäre Verklumpungen + neuristische Plaques
► Mindestdauer von 6 Monaten
Alzheimer Krankheit (F00): Verlauf (6)
- beginnt gewöhnlich schleichend und entwickelt sich langsam, aber stetig über Jahre (2-3 J. oder mehr)
- Beginn: Mittleres Erwachsenenalter oder früher: Späteres Lebensalter hat höhere Inzidenz
- Je früher die Krankheit auftritt, desto rascher erfolgt in der Regel die Progression zu schwereren Demenzstadien und desto häufiger treten frühzeitig neuropsychologische Defizite auf
- Fälle mit späterem Beginn neigen zu langsamerem Verlauf und sind durch eine allgemeinere Beeinträchtigung der höheren kortikalen Funktionen charakterisiert
- Demenz wird als als irreversibel angesehen
- Durchschnittlich liegen zwischen Einsetzen der Symptome und Tod 8-10 Jahre
Unterschiede ICD-10/DSM-IV: F00: Demenz bei Alzheimer-Krankheit (5)
Die Kriterien für die Alzheimer-Demenz sind in der ICD-10 und im DSM-IV weitgehend identisch, mit einigen
kleineren Unterschieden:
- Das DSM-IV kennt keine zeitliche Mindestdauer von sechs Monaten für die Abnahme des Gedächtnisses und der kognitiven Fähigkeiten.
- Nicht im DSM-IV aufgeführt ist das Kriterium der Verminderung der Affektkontrolle und des Antriebs.
- Im DSM-IV existiert ein separater Code für eine Demenz vom Alzheimer Typ mit/ohne Verhaltensstörung.
- DSM-IV sieht keine gesonderte Codierung eines frühen oder späten Beginns vor.
- Die Beeinträchtigungen in sozialen oder beruflichen Funktionsbereichen, welche im DSM-IV als Kriterium auftreten, werden in der ICD-10 als Schweregrade festgehalten.
F00.1: Alzheimer-Demenz, später Beginn: Kriterien (2 +)
1. Die Kriterien für die Demenz bei Alzheimer- Krankheit müssen erfüllt sein und der Krankheitsbeginn liegt bei 65 Jahren oder darüber.
2. Ausserdem muss mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt sein:
- Nachweis eines sehr langsamen Beginns und einer allmählichen Progredienz (die Geschwindigkeit der Letzteren wird nur retrospektiv nach einem Verlauf von drei oder mehr Jahren deutlich)
- Vorherrschen der Gedächtnisstörung (G1.1) gegenüber der intellektuellen Beeinträchtigung (G1.2)
Allgemeines zum Delir: Welche gleichzeitig bestehenden Störugnen charakterisieren ein Delir? (8)
Welches ist das Kernmerkmal? (1)
- Störungen des Bewusstseins (Kernmerkmal)
- Störungen der Aufmerksamkeit
- Störungen der Wahrnehmung
- Störungen des Denkens
- Störungen des Gedächtnisses
- Störungen der Psychomotorik
- Störungen der Emotionalität
- Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus.
Was versteht man unter einer Bewusstseinstrübung?
Die Bewusstseinstrübung ist eine qualitative Bewusstseinsstörung und zeichnet sich durch eine verminderte Klarheit der Rezeption und Aufmerksamkeitsfokussierung bzw. Daueraufmerksamkeitsleistung aus.
Dem gegenüber stehen die quantitativen Bewusstseinsstörungen, bei welchen es sich um eine Veränderung des Wachheitszustandes handelt.
ICD-10 Kriterien: Delir (F05)
(A-F + 2 + 4 + 3)
A. Bewusstseinsstörung (Bewusstseinstrübung), d. h. verminderte Klarheit in der Umgebungswahrnehmung, mit einer reduzierten Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu fokussieren, aufrechtzuerhalten und umzustellen.
B. Störung der Kognition, manifestiert durch die zwei folgenden Merkmale:
- Beeinträchtigung des Immediatgedächtnisses (der unmittelbaren Wie-dergabe) und des KZG bei relativ intaktem LZG
- Desorientierung zu Zeit, Ort oder Person
C. Mindestens eine der folgenden psychomotorischen Störungen:
- nicht vorhersagbarer, rascher Wechsel zwischen Hypo- und Hyperaktivität
- verlängerte Reaktionszeit
- vermehrter oder verminderter Redefluss
- verstärkte Schreckreaktion
D. Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, mindestens durch eins der folgenden Merkmale manifestiert:
- Schlafstörung, in schweren Fällen völlige Schlaflosigkeit, mit oder ohne Schläfrigkeit am Tage oder Umkehr des Schlaf-Wach-Rhythmus
- nächtliche Verschlimmerung der Symptome
- unangenehme Träume oder Alpträume, die nach dem Erwachen als Halluzinationen oder Illusionen weiter bestehen können
E. Plötzlicher Beginn und Änderung der Symptomausprägung im Tagesverlauf
F. Objektiver Nachweis einer zugrunde liegenden zerebralen oder systemischen Krankheit auf Grund der Anamnese, der körperlichen, neurologischen und laborchemischen Untersuchungen (außer einer durch psychotrope Substanzen bedingten), die für die klinischen Symptome A. bis D. verantwortlich gemacht werden kann.
Welche Phänomene sind typisch aber nicht spezifisch für die Diagnose eines Delirs? (8)
- Affektive Störungen wie Depression
- Euphorie
- Angst oder Furcht
- Reizbarkeit
- Apathie
- staunende Ratlosigkeit
- Wahrnehmungsstörungen (Illusionen oder Halluzinationen, meist optische) und
- flüchtige Wahnideen
F05.0 Delir ohne Demenz: Verlauf (4 +)
Das delirante Zustandsbild beginnt gewöhnlich akut, ist vorübergehend, ist von wechselnder Intensität (auch im Tagesverlauf) und bildet sich in den meisten Fällen innerhalb von vier Wochen oder kürzerer Zeit zurück.
Delirien mit fluktuierendem Verlauf bis zu sechs Monaten sind jedoch nicht ungewöhnlich, besonders wenn sie im Rahmen einer Leber-, Krebs- oder bakteriellen Erkrankung entstehen.
F06 Sonstige organisch bedingte psych. Störungen: Wodurch sind diese Krankheiten gekennzeichnet bzw. was ist allgemein bei diesen Krankheiten zu betrachten? (4)
Die Störungen in dieser Kategorie sind durch eine Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns oder durch eine körperliche Krankheit bedingt, die sich auf das Gehirn auswirkt.
Das Erscheinungsbild allein erlaubt hier keine Diagnose. Es ist ähnlich zu oder identisch mit Störungen, denen keine der hier angegebenen Ursachen zugrunde liegt.→ Ausschlusskriterien beachten
Bei den Störungen dieser Kategorie liegt also ein gemeinsamer Verursachungsfaktor vor, der zumindest teilweise für ihr Auftreten verantwortlich ist: eine Gehirnerkrankung oder -schädigung (sog. primär) oder eine sonstige Erkrankung, die zu einer Funktionsstörung des Gehirns führt (sog. sekundär).
Wichtig ist der zeitliche Zusammenhang zwischen den organischen Auffälligkeiten und den psychischen Symptomen
Wie lautet die Korrekte Bezeichnung der Kategorie F06 nach ICD-10?
F06: Andere psychische Störungen aufgrund einer Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns oder einer körperlichen Erkrankung
F06: Welches sind Beispiele für Primäre bzw. Sekundäre Verursachungsfaktor? (je 3)
primär: z.B. Entzündung des Gehirns, Hirntumor, Epilepsie
sekundär: z.B. Leber- oder Nierenunterfunktion, Störungen der Hormonproduktion
Unterschiede zwischen organisch-bedingten Störugnen und nicht-organisch-bedingten Störungen
Was versteht man unter Syndrome 1. Ranges?
Was versteht man unter Syndrome 2. Ranges?
Syndrome 1. Ranges: Störungen in F0 bei denen es zu spezifischen kognitiven Defiziten kommt. Bspw. Delir, Demenz und Amnesie
Syndromen 2. Ranges: Es treten kaum oder keine Bewusstseinsstörungen und keine nennenswerten kognitiven Defizite auf. Zu diesen gehören die Störungen der Kategorien F06 und F07.
Allgemeine ICD-10 Kriterien für Organisch bedingte psychische Störungen (3 + 2)
Was muss beachtet oder ausgeschlossen werden? 1)
G1. Objektiver Nachweis (aufgrund körperlicher, neurologischer und laborchemi-scher Untersuchungen) und/oder Anamnese
- einer zerebralen Krankheit, Schädigung oder Funktionsstörung oder
- einer systemischen Krankheit, von der bekannt ist, dass sie eine zerebrale Funktionsstörung verursachen kann, einschliesslich Hormonstörungen und Effekte von nicht psychoaktiven Substanzen (Krankheiten aufgrund von Alkohol und psychotropen Substanzen sind hier ausgenommen).
G2. Ein wahrscheinlicher Zusammenhang zwischen der Entwicklung (oder einer deutlichen Verschlechterung) der zugrunde liegenden Krankheit/Schädigung/ Funktionsstörung und der psychischen Störung, deren Symptome gleichzeitig oder verzögert auftreten.
G3. Rückbildung oder deutliche Besserung der psychischen Störung nach Rück-bildung oder Besserung der vermutlich zugrunde liegenden Krankheit.
G4. Kein ausreichender oder überzeugender Beleg für eine andere Verursachung der psychischen Störung, wie z. B. eine sehr belastete Familienanamnese für eine klinisch gleiche oder ähnliche Störung.
Verlauf einer F06-Störung: Organisch-bedingte psychische Störung (2)
Wegen der organischen Erkrankung als Ursache ist der Verlauf der Störung an den-jenigen der org. Grunderkrankung gekoppelt. Deshalb können keine einheitlichen Verlaufstendenzen angegeben werden. Oft kommt es nach Besserung der organischen Grundlage zu einer Remission der psychischen Störung.
Die zeitliche Koppelung darf aber nicht als zwingende allgemeine Regel aufgefasst werden. Die ICD-10 setzt zwar einen engen zeitlichen Zusammenhang zwischen der Rückbildung von organischer und psychischer Auffälligkeit voraus (Kriterium G3). Der Beginn der psychischen Symptome kann aber verzögert sein
F06: Unterschiede ICD-10/DSM-IV (3)
Das DSM-IV bezeichnet die meisten Störungen der Kategorie F06 mit der Erweiterung Aufgrund eines Medizinischen Krankheitsfaktors → DSM verwendet Organisch nicht
Das Kapitel "Psychische Störungen aufgrund eines Medizinischen Krankheitsfaktors" des DSM-IV umfasst drei Störungen
DSM-IV und ICD-10 gleichen sich in ihrem Verständnis der Störungsbilder F06.0 bis F06.4. Für die Kategorien F06.5 bis F06.8 besteht keine genaue Entsprechung im DSM-IV → Zusammenfassung in der DSM-IV-Diagnose "Nicht Näher Bezeichnete Kognitive Störung"
F06.2 Organisch wahnhafte (schizophreniforme) Störung: Allgemeines Störungsbild (3 + 1)
- Betroffene sind bei klarem Bewusstsein und kognitiv nicht nennenswert beeinträchtigt
- Anhaltende oder immer wieder auftretende Wahnideen sind vorherrschend. Können von Halluzinationen begleitet sein (diese sind aber nicht dominierend)
- Es handelt sich inhaltlich meist um paranoide Wahnideen sowie Grössen- und Verarmungswahn
⇒ Die Symptome zeigen also einige deutliche Ähnlichkeiten zu Formen der Schizophrenie, oder können sogar deckungsgleich sein. Diese Störung bekommt deshalb in der ICD-10-Bennenung auch die Bezeichnung "schizophreniform". Sogar einzelne psychomotorische (katatone) Symptome können vorliegen, dürfen aber nicht dominieren.
Spezifische ICD-10 Kriterien für F06: Organisch bedingte psychische Störungen (3)
A. Die allgemeinen Kriterien für F06 müssen erfüllt sein.
B. Das klinische Bild wird durch Wahnideen bestimmt (Verfolgungswahn, Wahn körperlicher Veränderung, Krankheits-, Todes- und Eifersuchtswahn), die einen unterschiedlichen Grad an Systematisierung aufweisen.
C. Das Bewusstsein ist klar und das Gedächtnis intakt.
Welche Störungen müssen bei F06: organisch bedingte psychische Störungen ausgeschlossenwertde? (4)
- anhaltende wahnhafte Störung (F22)
- durch psychotrope Substanzen induzierte psychotische Störungen (F1x.5)
- Schizophrenie (F20)
- akute vorübergehende psychotische Störungen (F23)
⇒ Diese Störungen haben andere Ursachen. Die schizophreniforme Störung wird nur diagnostiziert, wenn ein spezifischer organischer Befund vorliegt.
Was versteht man unter einer Akuten Intoxikation? (3)
Rein körperliche Symptome reichen nicht zur Klassifikation als psychische Störung. Es braucht zusätzlich noch: funktionsgestörte Verhaltensweisen und/oder Erlebens- und Wahrnehmungsstörungen. → Was als "Funktionsgestörtheit" (im DSM-IV Fehlangepasstheit) gilt, ist kontextabhängig
Die Wirkungen einer Intoxikation verschwinden nach einiger Zeit (sofern es nicht zu physischen Schädigungen gekommen ist). Eine akute Intoxikation eignet sich also nur als Hauptdiagnose, wenn aktuell keine länger dauernden Probleme mit psychotropen Substanzen bestehen. (Sonst Diagnose aus F1)
Merkmale einer Intoxikation können noch über Stunden und Tage andauern, weil geringe Konzentrationen der Substanz in Hirnarealen verbleiben können.
ICD-10 Kriterien für akute Intoxikation (2)
Was muss beachtet oder ausgeschlossen werden? (1)
G1. Deutlicher Nachweis des kürzlich erfolgten Konsums einer oder mehrerer Substanzen in einer für die vorliegende Intoxikation ausreichend hohen Dosis.
G2. Symptome oder Anzeichen für eine Intoxikation, vereinbar mit den bekannten Wirkungen der in Frage kommenden Substanz und von ausreichendem Schweregrad, um Störungen von klinischer Relevanz des Bewusstseins, der Kognition, der Wahrnehmung, der Affekte oder des Verhaltens zu verursachen.
Ausschluss: G3. Die Symptome und Anzeichen sind nicht erklärbar durch eine vom Substanzgebrauch unabhängige körperliche Krankheit, und sie sind nicht besser erklärbar durch eine andere psychische oder Verhaltensstörung
Was versteht man unter schädlichem Gebrauch?
"Schädlich" bedeutet in der ICD-10: Der Betroffene erleidet durch ein lang anhaltendes oder wiederholtes Gebrauchsmuster der psychotropen Substanz eine körperliche oder psychische Störung/Krankheit.
Die Ablehnung des Konsum-verhaltens durch andere und allfällige negative soziale Konsequenzen sind alleine noch nicht hinreichend zur Klassifikation als schädlicher Gebrauch
Eine Abhängigkeit allerdings geht über schädlichen Gebrauch hinaus und schliesst diesen im letzten Kriterium mit ein.
Das DSM-IV verwendet anstelle von schädlichem Gebrauch den Begriff "Substanzmissbrauch" → Nichterfüllung wichtiger Pflichten z.B. bei Arbeit, Schule oder Haushaltführung, Konflikte mit dem Gesetz im Zusammenhang mit dem Substanzgebrauch und wiederholte negative soziale oder zwischenmenschliche Konsequenzen sind alleine hinreichend, sofern sie sich wiederholt oder ständig innerhalb eines Jahres zeigen.
ICD-10 Kriterien für schädlichen Gebrauch (3)
Was muss beachtet oder ausgeschlossen werden? (1)
A. Deutlicher Nachweis, dass der Substanzgebrauch verantwortlich ist (oder wesentlich dazu beigetragen hat) für körperliche und psychische Schäden, einschl. der eingeschränkten Urteilsfähigkeit oder des gestörten Verhaltens, das zu Behinderung oder negativen Konsequenzen in den zwischen-menschlichen Beziehungen führen kann.
B. Die Art der Schädigung sollte klar festgestellt und bezeichnet werden können.
C. Das Gebrauchsmuster besteht seit mindestens einem Monat oder trat wiederholt in den letzten 12 Monaten auf.
Ausschluss: D. Auf die Störung treffen die Kriterien einer anderen psychischen oder Verhaltensstörung bedingt durch dieselbe Substanz zum gleichen Zeitpunkt nicht zu (ausser akute Intoxikation).
Was versteht man unter Abhängigkeitssyndrom? (3)
Bei einer Abhängigkeit kommt es neben den körperlichen Auswirkungen zu einer Reihe von kognitiven und Verhaltensphänomenen.
Charakteristisch für eine Abhängigkeit ist, dass der Substanzgebrauch Vorrang gegenüber anderen Verhaltensweisen bekommt, die früher höher bewertet wurden. Der Wunsch dazu wird stark, gelegentlich übermächtig und wird insbesondere dann voll bewusst, wenn Betroffene versuchen, den Konsum abzusetzen oder zu verringern / kontrollieren.
Symptome einer Abhängigkeit sind über verschiedene Substanzklassen hinweg vergleichbar
Abhängigket vs. Sucht
Der Begriff Sucht taucht in den Diagnostikwerken nicht mehr auf und wird auch sonst eher für den körperlichen Aspekt der Störung verwendet
Allgemeine ICD-10 Kriterien für Abhängigkeit (1 + 6)
Ausschluss (1)
A. Drei oder mehr der folgenden Kriterien sollten zusammen mindestens einen Monat lang bestanden haben. Falls sie nur für eine kürzere Zeit gemeinsam aufgetreten sind, sollten sie innerhalb von zwölf Monaten wiederholt bestanden haben.
- Ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, die Substanz zu konsumieren.
- Verminderte Kontrolle über den Substanzgebrauch, d.h. über Beginn, Beendigung oder die Menge des Konsums, deutlich daran, dass oft mehr von der Substanz konsumiert wird oder über einen längeren Zeitraum als geplant oder an dem anhaltenden Wunsch oder an erfolglosen Versuchen, den Substanzkonsum zu verringern oder zu kontrollieren.
- Ein körperliches Entzugssyndrom (siehe unten), wenn die Substanz reduziert oder abgesetzt wird, mit den für die Substanz typischen Entzugssymptomen oder auch nachweisbar durch den Gebrauch derselben oder einer sehr ähnlichen Substanz, um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden.
- Toleranzentwicklung gegenüber den Wirkungen der Substanz. Für eine Intoxikation oder um den gewünschten Effekt zu erreichen, müssen größere Mengen der Substanz konsumiert werden, oder es treten bei fortgesetztem Konsum derselben Menge deutlich geringere Effekte auf.
- Einengung auf den Substanzgebrauch, deutlich an der Aufgabe oder Vernachlässigung anderer wichtiger Vergnügen oder Interessensbereiche wegen des Substanzgebrauchs; oder es wird viel Zeit darauf verwandt, die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich davon zu erholen.
- Anhaltender Substanzgebrauch trotz eindeutig schädlicher Folgen (siehe auch schädlicher Gebrauch), deutlich an dem fortgesetzten Gebrauch, obwohl der Betreffende sich über die Art und das Ausmaß des Schadens bewusst ist oder bewusst sein könnte.
Ausschluss: Beim Abhängigkeitssyndrom bestehen keine Einschränkungen im Sinne von Ausschlusskriterien. Es kann aber genauer differenziert werden, z.B. hinsichtlich Abstinenz, Teilnahme an Behandlungsprogrammen, Remissionsstatus, körperlicher Symptome und Gebrauchscharakteristik.
Was versteht man unter dem Entzugssyndrom? (2)
Entzugssyndrom ist abhängig von der Substanz auch Beginn und Verlauf sind stoffspezifisch
Das Entzugssyndrom tritt auf, wenn die Substanz, die übermässig und lang andauernd konsumiert wurde, reduziert oder ganz abgesetzt wird
Spezifische ICD-10-Kriterien für Entzugssyndrom (2)
Ausschluss (1)
G1. Nachweis des Absetzens oder Reduzierens einer Substanz, nach wieder- holtem Konsum dieser Substanz, der meist lang anhaltend und/oder in hoher Menge erfolgte.
G2. Symptome und Anzeichen, die den bekannten Merkmalen eines Entzugs-syndroms der betreffenden Substanz(en) entsprechen.
Ausschluss: G3. Die Symptome und Anzeichen sind nicht erklärbar durch eine vom Substanzgebrauch unabhängige körperliche Krankheit, und sie sind nicht besser erklärbar durch eine andere psychische oder Verhaltensstörung.
Wozu führt übermässiger Alkoholkonsum?
Übermässiger Alkoholkonsum führt zu Störungen des Bewusstseins, der kognitiven Funktionen, der Emotionen und des Verhaltens. Auch Wahrnehmungsverzerrungen gehören zu den gängigen Veränderungen, die mit dem Missbrauch von Alkohol einhergehen
Wodurch zeichnen sich die unterschiedlichen 5 Typen von Alkoholikern (Jellinek) aus? (3)
Die einzelnen Typen zeichnen sich u.a. aus durch ihre spezifische Kombination folgender Merkmale:
- Art der Abhängigkeit (psychisch und/oder körperlich),
- Allfälliger Kontrollverlust (Fähigkeit/Unfähigkeit mit dem Trinken zu stoppen, bis ein Vollrausch erreicht ist),
- Fähigkeit/Unfähigkeit zur Abstinenz (evtl. befristet).
Welche 5 Typen von Alkoholiker werden nach Jellinek unterschieden? (5)
- Konflikt-,Sorgen- , Erleichterungs-trinker (Alpha)
- Gelegenheits-Trinker (Beta)
- Süchtiger Trinker (Gamma)
- Spiegel-Trinker (Delta)
- episodischer Trinker, "Quartals-Säufer" (Epsilon)
Welches ist das Trinkverhalten eines Konflikt-,Sorgen- , Erleichterungs-trinker (Alpha)? (3)
- Trinker mit nur psychischer Abhängigkeit, welcher vor allem in psychischen Stress– resp. Konfliktsituationen zur Flasche greift.
- Das Trinkverhalten ist zwar charakterisiert durch undisziplinierten Konsum, jedoch ohne Kontrollverlust.
- Alpha-Typ-Trinker haben die Fähigkeit zur Abstinenz, sie sind nicht krank, aber gefährdet.
Welches ist das Trinkverhalten eines Gelegenheits-Trinker (Beta)? (3)
- Bei diesem Typ ist das Trinkverhalten sehr vom sozialen Umfeld und von damit verbundenen Situationen abhängig. Er pflegt einen "alkoholnahen" Lebensstil (z.B. bei Feiern, Jubiläen, beim Fernsehen usw.), sucht und nutzt also gern entsprechende Gelegenheiten.
- Das Trinken erfolgt allerdings auch hier ohne Kontrollverlust.
- Auch der Beta-Typ ist nicht krank, es besteht die Fähigkeit zur Abstinenz, aber ebenfalls eine gewisse Gefährdung.
Welches ist das Trinkverhalten eines Süchtigen Trinker (Gamma)? (3)
- Diese Betroffenen sind sowohl psychisch als auch körperlich abhängig.
- Dabei ist das Trinkverhalten geprägt durch Kontrollverlust.
- Dennoch besteht die Fähigkeit zu befristeten Abstinenzen
Welches ist das Trinkverhalten eines Spiegel-Trinker (Delta)? (2)
- Trinker mit ausgeprägter körperlicher Abhängigkeit ohne Fähigkeit zur Abstinenz, aber kaum Kontrollverlust, selbst bei hohen Mengen.
- Er muss einen ständigen Blutalkoholspiegel aufrecht erhalten, um sich wohl zu fühlen und unauffällig zu sein.
Welches ist das Trinkverhalten eines episodischen Trinkers, "Quartals-Säufer" (Epsilon)? (6)
- Die Betroffenen verspüren in zeitlichen Abständen einen unwiderstehlichen Drang nach Alkohol.
- Sie zeigen vor allem eine psychische Abhängigkeit.
- Wenn sie trinken, so verfallen sie gleich in mehrtägige Alkoholexzesse mit Kontrollverlust.
- Dazwischen besteht aber oft wochenlang immer noch die Fähigkeit zur Abstinenz. Zwischen den einzelnen Trinkphasen bleibt das Trinkverhalten also unauffällig.
- Die Intervalle sind von unterschiedlicher Dauer. Dem phasenhaften Verlauf können depressive Verstimmungszustände zugrunde liegen.
- Die Folgeschäden liegen eher auf sozialem Gebiet.
Wie ist der Verlauf bei Störungen durch Alkohol?
Erste Alkoholintoxikationen erfahren Menschen häufig als Jugendliche mit durchschnittlich 15 Jahren. Der Beginn einer Alkoholabhängigkeit liegt meist in den Zwanzigern, die dazugehörenden Störungen manifestieren sich voll in den späten Dreissigern. Es ist also selten, dass erste Entzugserscheinungen schon auftreten, bevor sich verschiedene andere Aspekte der Abhängigkeit entwickelt haben.