PETEOU-I

PsyPaton

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Set of flashcards Details

Flashcards 297
Language Deutsch
Category Medical science/Pharmaceutics
Level University
Created / Updated 20.04.2015 / 26.05.2015
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F20 Schizophrenie:  Erkrankungsstadien: Merkmale der Prodromal-Phase (11)

  • sozialer Rückzug
  • abgestumpfter oder verflachter Affekt
  • Wahnstimmung
  • Gefühl des Nichtfassbaren und des Unheimlichen
  • Schlafstörungen
  • absinkendes Leistungsniveau
  • Konzentrationsstörungen
  • vages Denken
  • Antriebsminderung
  • Verstimmungen
  • depressives Vorstadium

F20 Schizophrenie:  Erkrankungsstadien: Merkmale der Floriden Phase (1 + 7)

Schizophrene Symptome treten in den Vordergrund. Störungen in folgenden Bereichen:

  • Konzentration und Aufmerksamkeit
  • inhaltliches und formales Denken
  • Ich-Funktionen
  • Wahrnehmung
  • Intentionalität
  • Affektivität
  • Psychomotorik

F20 Schizophrenie:  Erkrankungsstadien: Merkmale der Residualphase (1)

Rückkehr zum Leistungsniveau der Prodromalphase, oft mit allgemein beeinträchtigtem Zustand

Allgemeine ICD-10 Kriterien für F20 Schizophrenie (1 inkl. 4 + 4)

G1. Entweder mindestens eines der Anzeichen unter 1. oder mindestens zwei der Anzeichen unter 2., in der meisten Zeit innerhalb von mindestens einem Monat während einer psychotischen Phase (oder während einiger Zeit an den meisten Tagen):

1. Mindestens eines von:

  • A. gedankenbezogen: Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung
  • B. Wahnphänomene: Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten deutlich bezogen auf Körper- oder Gliederbewegungen oder bestimmte Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen; Wahnwahrnehmungen
  • C. kommentierende oder dialogische Stimmen, die über den Patienten reden oder andere Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen.
  • D. anhaltender, kulturell unangemessener bizarrer Wahn (wie z.B. das Wetter kontrollieren zu können oder mit Ausserirdischen in Verbindung zu stehen)

2. Oder mindesten zwei von:

  • A. anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, täglich während mind. eines Monats, begleitet von flüchtigen oder undeutlich ausgebildeten Wahngedanken ohne deutliche affektive Beteiligung oder begleitet von anhaltenden überwertigen Ideen
  • B. Denken und Sprache: Neologismen, Gedankenabreissen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Zerfahrenheit oder Danebenreden führt
  • C. katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien, wächserne Biegsamkeit, Negativismus, Mutismus, Stupor
  • D. "negative" Symptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder inadäquate Affekte (Diese Symptome dürfen nicht durch eine Depression oder Medikation verursacht sein.)

Ausschlusskriterien nach ICD-10  für F20 Schizophrenie (2)

G2. 1. Wenn die Patienten ebenfalls die Kriterien für eine manische Episode (F30) oder eine depressive Episode (F32) erfüllen, müssen die oben aufgelisteten Kriterien vor der affektiven Störung aufgetreten sein. Bemerkung: Wenn sich schizophrene und affektive Symptome gleichzeitig entwickeln und in etwa gleicher Intensität auftreten, liegt gemäss ICD-10 eine schizoaffektive Störung (F25) vor. Diese Störung wird in einer anderen Lektion näher behandelt.
2. Die Störung soll ausserdem nicht einer organ. Hirnerkrankung (F00-F09), einer Alkohol- oder Substanzintoxikation (F1x.0), einem Abhängigkeitssyndrom (F1x.2) oder einem Entzugssyndrom (F1x.3, F1x.4) zugeordnet werden können.

F20 Schizophrenie: Welche wichtige Verlaufsformen verden unterschieden? (4)

  • kontinuierlich F20.x0
  • episodisch remittierend (phasenhaft) F20.x3
  • episodisch mit stabilem Residuum (schubförmig) F20.x2
  • episodisch mit zunehmendem Residuum (schubförmig progredient) F20.x1

F20 Schizophrenie: Wie verläuft die kontinuierliche Verlaufsform?

Beginn - dann konstant

F20 Schizophrenie: Wie verläuft die episodisch remittierende Verlaufsform?

Akute (floride) Episoden zwischen vollständigen Remissionen werden als Phasen bezeichnet.

Floride = mit auffälligen, "blühenden" Symptomen in voller Ausprägung

F20 Schizophrenie: Wie verläuft die episodische Verlaufsform mit stabilem Residuum?

Akute Episoden mit zwischenzeitlicher Teilerholung (Residuen) werden als Schübe bezeichnet.

F20 Schizophrenie: Wie verläuft die episodische Verlaufsform mit zunehmendem Residuum?

schubförmig progredient

Einzelne Schübe - kontinuierlicher Anstieg der Symptomausprägung

F20 Schizophrenie: Wie sehen die Langzeitverläufe aus? (3 + 2)

Die neueren Langzeitstudien, die eine enge Schizophreniedefinition verwenden zeigen folgende Resultate:

  • Vollständige Beschwerdefreiheit im Langzeitverlauf selten ist (unter 10%).
  • Günstige Verläufe treten bei ca. 20% auf
  • Vverschiedene Formen ungünstiger Verläufe (z.B. chronisch, wechselhaft) sind bei ca. 70% anzutreffen.

Die Forschung zu Langzeitverläufen hat sich mit methodischen Schwierigkeiten der Vergleichbarkeit früherer und heutiger Diagnosestellungen auseinanderzusetzen

►Achtung: Hohe Suizidraten! Ca. 10-15% aller Betroffenen nehmen sich das Leben!

Schizophrenie: Unterschiede ICD-10/DSM-IV (4)

  • Das DSM-IV weicht in der phänomenologischen Beschreibung der drei prominenten Schizophrenie-Typen (paranoid, hebephren und kataton) nicht wesentlich von der ICD-10 ab.
  • Die hebephrene Schizophrenie der ICD-10 entspricht dabei dem Desorganisierten Typus des DSM-IV.
  • Die meisten weiteren Typen der ICD-10 finden keine differenzierte Entsprechung im DSM-IV (dort Psychotische Störung, nicht näher bezeichnet).
  • Kleinere Unterschiede bestehen ausserdem in den zeitlichen Kriterien

F20.0 Paranoide Schizophrenie: Allgemeines zum Störungsbild (7)

  • Paranoide Schizophrenie stellt mit etwa zwei Dritteln der Fälle die häufigste Unterform dar.
  • Hauptmerkmal sind ausgeprägte und vielgestaltige Wahnphänomene und (vorwiegend) akustische Halluzinationen.
  • Kognitive Funktionen und Affekte sind weitgehend unbeeinträchtigt.
  • Formale Denkstörungen, desorganisiertes Verhalten oder Sprechen und katatone Symptome stehen im Hintergrund. In geringem Ausmass können sie aber dennoch auftreten.
  • Die Wahnthemen drehen sich häufig um Verfolgung oder eigene Grossartigkeit
  • Die Halluzinationen beziehen sich meist auf die Wahnthemen.
  • Nebenerscheinungen: Angst, Wut, Distanziertheit und Streitsucht

Allgemeine ICD-10 Kriterien für die F20.0 Paranoide Schizophrenie (8)

Mind. eines der Gruppe 1.-4. oder mind. zwei der Gruppe 5.-8. während mind. einem Monat:

  1. Gedankenlautwerden, -eingebung, -entzug, -ausbreitung
  2. Kontroll- oder Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten
  3. Kommentierende oder dialogische Stimmen
  4. Anhaltender, bizarrer Wahn
  5. Halluzinationen, Wahngedanken
  6. Danebenreden, Neologismen, Zerfahrenheit.
  7. Katatone Symptome
  8. "Negative Symptome" wie Apathie, verflachte Affekte

Spezifische ICD-10 Kriterien für die F20.0 Paranoide Schizophrenie (3)

A. Die allgemeinen Kriterien für eine Schizophrenie müssen erfüllt sein.

B. Wahnphänomene oder Halluzinationen müssen vorherrschen: Verfolgungswahn, Beziehungswahn, Abstammungswahn, Sendungswahn, coenästhetischer Wahn, Eifersuchtswahn; drohende oder befehlende Stimmen, Geruchs- und Geschmackshalluzinationen, sexuelle oder andere körperliche Sensationen

C. Keine Dominanz von verflachtem oder inadäquatem Affekt, katatonen Symptomen oder Zerfahrenheit im klinischen Bild. Diese Phänomene können jedoch in leichter Form vorhanden sein.

F20.1 Hebephrene Schizophrenie: Allgemeines Störungsbild (8)

  • Frühen Beginn (meist zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr)
  • Vor Krankheitsbeginn meist eine wenig entwickelte Persönlichkeit vorliegend  (Patienten waren vor der Krankheit schüchtern und einzelgängerisch)
  • Vorherrschend während der Störung sind Affekt-, Antriebs- und formale Denkstörungen: Verflachten (Störung der emotionalen Ansprechbarkeit oder Reaktivität) oder (der Situation resp. den Aussenreizen) unangepassten Gefühlen und Stimmungen.
  • Sprechweise ist weitschweifig, zerfahren und kann von Albernheit, selbstzufriedenem Lächeln oder von Lachen und Kichern begleitet sein, das mit dem Gesprächsinhalt in keinem Zusammenhang steht (= läppisch)
  • Auf der Verhaltensebene ist die Fähigkeit zu Alltagsverrichtungen mitunter stark eingeschränkt (wegen zunehmender Ziel- und Planlosigkeit)
  • Neigung, sich zu isolieren
  • Weitere Merkmale: Grimassieren, Manierismen (unnatürliches, absonderliches motorisches Ausdrucksverhalten), Faxen, immer wiederholte Äusserungen und andere absonderliche Verhaltensweisen
  • Nicht im Vordergrund sind Halluzinationen und Wahn. Sie können aber in leichter Form manchmal vorhanden sein.

Allgemeine ICD-10 Kriterien für eine F20.1 Hebephrene Schizophrenie (8 + Ausschluss (2))

G1. Mind. eines der Gruppe 1.-4. od. mind. zwei der Gruppe 5.-8. während mind. einem Monat:

  1. Gedankenlautwerden, -einge-bung, -entzug, -ausbreitung
  2. Kontroll- oder Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten
  3. Kommentierende oder dialogische Stimmen
  4. Anhaltender, bizarrer Wahn
  5. Halluzinationen und Wahngedanken
  6. Danebenreden, Neologismen, Zerfahrenheit.
  7. katatone Symptome
  8. "Negative Symptome" wie Apathie, verflachte Affekte

Ausschluss G2.

  1. Falls die Kriterien für F30 oder F32 erfüllt sind, müssen die oben aufgelisteten Kriterien vor der affektiven Störung aufgetreten sein.
  2. Ausschluss von organischen Ursachen (F0) und Einflüssen psychotroper Substanzen (F1)

Spezifische ICD-10 Kriterien für eine F20.1 Hebephrene Schizophrenie (4 + 2 + 2)

A. Die allgemeinen Kriterien für eine Schizophrenie müssen erfüllt sein.

B. Kriterium 1. oder 2. muss erfüllt sein:

  1. eindeutige und anhaltende Verflachung oder Oberflächlichkeit des Affekts
  2. eindeutige und anhaltende Inadäquatheit oder Unangebrachtheit des Affekts

C. Kriterium 1. oder 2. muss erfüllt sein:

  1. zielloses und unzusammen-hängendes Verhalten, statt Zielstrebigkeit
  2. eindeutige Denkstörungen, die sich als unzusammenhängende, weitschweifige oder zerfahrene Sprache äussern

D. Halluzinationen oder Wahnphäno-mene bestimmen das klinische Bild nicht, können jedoch in leichter Form vorhanden sein.

F20.2 Katatone Schizophrenie: was versteht man unter Katatonie? (3)

Katatonie kann als Gruppe von Symptomen verstanden werden, die durch Störungen des motorischen Verhaltens im Sinne von Verringerung oder Exzessen gekennzeichnet sind. Diese können eine psychologische oder eine physiologische Grundlage haben und kommen nicht nur bei Schizophrenie, sondern auch bei anderen Störungsbildern vor.

Das wohl bekannteste Phänomen ist eine steife und manchmal bizarre Körperstellung, die über eine beträchtliche Zeitdauer beibehalten wird. Das kann Stunden, Tage oder sogar Wochen dauern.

Katatone Symptome können sich auch in ruhelosen, scheinbar sinnlosen Bewegungen äussern, die in keinem Zusammenhang mit der Umgebung des Patienten zu stehen scheinen

F20.2 Katatone Schizophrenie: Allgemeines Störungsbild

  1. Katatone Schizophrenie ist derzeit aus unklaren Gründen in Industrieländern relativ selten, während sie in anderen Ländern deutlich häufiger vorkommt
  2. Hauptmerkmal der katatonen Schizophrenie sind die psychomotorischen Auffälligkeiten
  3. Typischen Symptomen:  starke Bewegungsverringerung (katatoner Stupor) bis hin zur völligen Bewegungslosigkeit (Katalepsie), scheinbar ohne Bewusstheit der Umgebung
  4. Im Extremfall verharren Betroffene für lange Zeit in Körperstellungen, die einem Beobachter bizarr und unbequem erscheinen
  5. Wächserne Biegsamkeit = Betroffenen behalten die neue Position bei, wenn eine Hand oder ein Körperteil durch eine andere Person bewegt wird.
  6. Andere Patienten können sehr aktiv werden, dabei aber bizarre und der Umgebung nicht angepasste Bewegungen ausführen
  • Mutismus = Betroffene hören auf zu Sprechen (andauerndes Schweigen trotz intakter Sprachorgane und -fähigkeit)
  • Echolalie = Nachsprechen von Worten oder Sätzen anderer
  • Echopraxie = Imitieren von Bewegungen anderer
  • Befehlsautomatismus = eine sofortige und automatenhafte, aber offensichtlich unfreiwillige Reaktion auf einen Befehl
  • Passiver Negativismus = widersetzen sich dann allen Versuchen, sie zu bewegen, oder allen Instruktionen dazu
  • Aktiver Negativismus = Gegenteil des passiven Negativismus, ohne erkennbare  Motivation dafür

Allgemeine ICD-10 Kriterien für eine F20.2 Katatone Schizophrenie (8)

G1. Mind. eines der Gruppe 1.-4. oder mind. zwei der Gruppe 5.-8. während mind. einem Monat:

  1. Gedankenlautwerden, -ein-gebung, -entzug, -ausbreitung.
  2. Kontroll- oder Beeinflus-sungswahn, Gefühl des Gemachten
  3. Kommentierende oder dialogische Stimmen
  4. Anhaltender, bizarrer Wahn
  5. Halluzinationen und Wahngedanken
  6. Danebenreden, häufige Neologismen, Zerfahrenheit.
  7. Intermittierendes, aber häufiges Auftreten einiger katatoner Symptome
  8. "Negative Symptome" wie Apathie, verflachte Affekte

Spezifische ICD-10 Kriterien für eine F20.2 Katatone Schizophrenie (2 + 8)

A. Die allg. Kriterien für eine Schizophrenie müssen möglichst erfüllt sein, auch wenn dies zu Beginn der Störung bei nicht kommunikationsfähigen Personen nicht feststellbar ist.

B. Mindestens zwei Wochen lang müssen eins oder mehrere der folgenden katatonen Merkmale vorhanden sein:

  1. Stupor
  2. Erregung
  3. Haltungsstereotypien
  4. Negativismus
  5. Kataleptische Starre
  6. Wächserne Biegsamkeit
  7. Befehlsautomatismus

F20.4 Postschizophrene Depression: Was ist eine  Postschizophrene Depression? (5)

  • Postschizophrene Depressionen sind depressive Episoden, die im Anschluss an eine im Lauf der letzten 12 Monate abgeklungene schizophrene Erkrankung auftreten.
  • Einige schizophrene Symptome können noch vorhanden sein. Sie sind aber nicht mehr zahlreich oder ausgeprägt genug, um das klinische Bild zu beherrschen. Zumindest eines davon gehört zu den typisch schizophrenen Symptomen
  • Die "negativen" Symptome sind dabei häufiger als die "positiven"
  • Die depressive Symptomatik ist bei dieser Störung in der Regel von leichterem Ausmass.
  • Für die Diagnose spielt es keine Rolle, ob die Depression durch das Zurückgehen der schizophrenen Symptome aufgedeckt wurde oder ob sie sich als Folgereaktion auf die Erkrankung entwickelt hat.

Allgemeine ICD-10 Kriterien fpr eine F20.4 Postschizophrene Depression (8)

G1. Mind. eines der Gruppe 1.-4. oder mind. zwei der Gruppe 5.-8. während mind. einem Monat:

  1. Gedankenlautwerden, -einge-bung, -entzug, -ausbreitung.
  2. Kontroll- oder Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten
  3. Kommentierende oder dialogi-sche Stimmen
  4. Anhaltender, bizarrer Wahn
  5. Halluzinationen und Wahnge-danken
  6. Danebenreden, häufige Neologismen, Zerfahrenheit.
  7. Intermittierendes, aber häufiges Auftreten einiger katatoner Symptome
  8. "Negative Symptome" wie Apathie, verflachte Affekte

Spezifische ICD-10 Kriterien fpr eine F20.4 Postschizophrene Depression (3 +)

A. Die allgemeinen Kriterien für eine Schizophrenie (F20.0-F20.3) müssen während der letzten zwölf Monate erfüllt gewesen sein, sind aber zur Zeit nicht nachweisbar.

B. Eins von den allg. Kriterien 1.-4. muss noch vorhanden sein.

C. Die depressiven Symptome erfüllen mindestens die Kriterien für eine leichte depressive Episode (ausreichend lange andauern, sowie schwer und umfassend genug).

1.-4. = Gedankenlautwerden, -einge-bung, -entzug, -ausbreitung. Kontroll- oder Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten. Kommentierende oder dialogische Stimmen. Anhaltender, bizarrer Wahn

F21 Schizotype Störung: Allgemeines (9 + 1)

  • Charakteristisch ist, dass die Symptome in ihrer Ausprägung nie als eindeutig schizophren einzustufen sind. Sie müssen aber mindestens 2 Jahre lang dauernd oder wiederholt vorgelegen haben, und sie können der Prodromalsymptomatik einer Schizophrenie ähnlich sein
  • Häufig findet man die schizotype Störung in Familien mit schizophren Erkrankten → schizotype Störung einen Teil des genetischen "Spektrums" der Schizophrenie
  • Grosse Unkonventionalität der Betroffenen, das Verhalten wirkt oft eigenartig und exzentrisch
  • Äussere Erscheinung der Betroffenen ist oft sonderbar (z.B. nicht zusammen passende Kleidung) und manchmal ungepflegt
  • Die Sprache ist sehr individuell und umständlich und enthält Phrasen, die im herkömmlichen Sprachgebrauch völlig unüblich sind, obwohl sie nicht völlig entgleist
  • Glaubensinhalte der Betroffenen sind geprägt von Magie, Esoterik oder paranormalen Phänomenen wie auch von wahnähnlichen Gedankengängen
  • Oftmals Mangel an sozialen Kontakten gekennzeichnet → können zwar Kontakte knüpfen, tun dies aber nur selten und ungern
  • Intime oder enge Kontakte fallen schwer
  • Ihren Mitmenschen erscheinen sie oft unzugänglich, steif, verschlossen, gemütsarm oder gleichgültig.

Anders als bei den Schizophrenieformen, wo bestimmte Symptome für die jeweilige Unterform die Hauptrolle spielen, wird keines der Symptome als besonders bezeichnend für die schizotype Störung angesehen. Gemeinsam ist ihnen, dass das Denken und die Stimmung auf sonderbare Art "verzogen" erscheinen.

ICD-10 Kriterien für eine F21 Schizotype Störung (2 + 9)

A. Die Betroffenen haben über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren mindestens vier der folgenden Merkmale entweder ununterbrochen oder wiederholt gezeigt:

  1. Unangepasster und eingeengter Affekt, sodass die Betroffenen kalt und unnahbar erscheinen
  2. Seltsames, exzentrisches oder eigentümliches Verhalten und Erscheinung
  3. Wenige soziale Bezüge und Tendenz zu sozialem Rückzug
  4. Sonderbare Ansichten oder magisches Denken, welches das Verhalten beeinflusst und nicht mit subkulturellen Normen übereinstimmt
  5. Misstrauen oder paranoide Vorstellungen
  6. Grübeln ohne inneren Widerstand, oft mit dysmorphophoben, sexuellen oder aggressiven Inhalten
  7. Ungewöhnliche Wahrnehmungen, einschließlich Körpergefühlsstörungen, Illusionen, Depersonalisations- oder Derealisationserleben
  8. Vages, umständliches, metaphorisches, gekünsteltes und oft stereotypes Denken, das sich in einer seltsamen Sprache oder auf andere Weise äussert, ohne deutliche Zerfahrenheit
  9. Gelegentliche, vorübergehende quasi-psychotische Episoden mit intensiven Illusionen, akustischen oder anderen Halluzinationen und wahnähnlichen Inhalten; diese Episoden treten im Allgemeinen ohne äußere Veranlassung auf.

B. Die Betroffenen haben niemals die Kriterien für eine Schizophrenie (F20) erfüllt.

Verlauf einer F21 Schizotype Störung (3)

Das zeitliche ICD-10-Kriterium von 2 Jahren Mindestdauer rückt die Störung in die Nähe der Persönlichkeitsstörungen

Der fehlende eindeutige Beginn und der chronische Verlauf, enstpricht der einer Persönlichkeitsstörung

Damit die Diagnose nach ICD-10 gestellt werden kann, dürfen Betroffene früher niemals die Kriterien einer Schizophrenie erfüllt haben. Andernfalls wäre die Symptomatik wohl eher als Residuum einer solchen zu deuten.

F21 Schizotype Störung: Unterschiede ICD-10/DSM-IV (2)

Die Beschreibung der schizotypen Störung nach ICD-10 deckt sich in weiten Teilen mit der Schizotypischen Persönlichkeitsstörung nach DSM-IV

Die ICD-10 Leitlinien betonen manche psychotischen Symptome stärker und erwähnen das "zwanghafte Grübeln ohne inneren Widerstand" und seine Inhalte. Dahingegen betont das DSM-IV die sozialen Ängste der Betroffenen deutlicher, die trotz Vertrautheit nicht abnehmen und nicht auf Misstrauen sondern auf negativer Selbstbewertung beruhen

F23 Akute vorübergehende psychotische Störungen: Was bedeutet psychotisch?

Psychotisch bedeutet das Vorkommen von Halluzinationen, wahnhaften Störungen oder bestimmte Formen schweren abnormen Verhaltens wie schwere Erregungszustände und Überaktivität, ausgeprägter psychomotorischer Hemmung und katatone Störungen. (Definition nach ICD-10 Leitlinien)

Ist nicht völlig gleichzusetzen mit dem Begriff "Schizophren": Zwar kommt es bei Schizophrenie zu psychotischen Symptomen im obigen Sinn, die typisch schizophrenen gehen aber mit den gedankenbezogenen Phänomenen, den dialogischen oder kommentierenden Stimmen und den leiblichen Beeinflussungserlebnissen in spezifischer Weise darüber hinaus

Manche psychotischen Symptome sind auch in vielen anderen Störungsbildern zu finden und damit nicht ausschliesslich typisch für Schizophrenie.

Allgemeines Zur Klassifikation F23 Akute vorübergehende psychotische Störungen: Drei Schlüsselkriterien (3)

Nebst den stets vorliegenden psychotischen Symptomen charakterisiert der akute Beginn als entscheidendes Kriterium alle Störungen dieser Kategorie. Je nach Vorliegen der anderen zwei kommt man zu einer differenzierteren Diagnose innerhalb der Kategorie.

  1. Die Störung beginnt akut, d.h. innerhalb von höchstens zwei Wochen. Damit ist das Deutlichwerden der psychotischen Symptome gemeint, die das tägliche Leben erschweren oder unterbrechen. Prodromi wie Angst, Verstimmung, sozialer Rückzug oder leicht abweichendes Verhalten gehören nicht dazu (Dilling et al., 2000).
  2. Es liegen typische Syndrome einzeln oder in Kombination vor:
    a. Es kann ein schnell wechselndes und verschiedengestaltiges Erscheinungsbild vorliegen. Dies wird mit dem Begriff polymorph bezeichnet und betrifft die Störungsbilder F23.0 und F23.1.
    b. Es können typische schizophrene Symptome vorliegen. Dies betrifft die Störungsbilder F23.1 und F23.2.
  3. Es kann ausserdem eine akute Belastung vorgelegen haben, was mit einer fünften Stelle angegeben werden kann: F23.x0 ohne akute Belastung bzw. F23.x1 mit akuter Belastung
    Diese Belastungen können ähnlicher Natur sein wie die typischen Auslöser der Kategorie F43 und sollen für die meisten Personen des betreffenden Kulturkreises belastend sein. Bei der Mehrzahl der Betroffenen entsteht eine solche Störung allerdings ohne vorangehende äussere Belastung

Allg. ICD-10 Kriterien für eine F23 Akute vorübergehende psychotische Störungen (5)

G1. Akuter Beginn von Wahngedanken, Halluzinationen und unverständlicher oder zerfahrener Sprache oder jegliche Kombination von diesen Symptomen. Das Zeitintervall vom dem ersten Auftreten der psychotischen Symptome bis zum voll entwickelten Störungsbild sollte nicht länger als zwei Wochen betragen.

G3. Vorübergehende Zustandsbilder mit Ratlosigkeit, illusionärer Verkennung oder Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen können vorkommen, erfüllen aber nicht die Kriterien für eine organisch bedingte Bewusstseinstrübung.

Ausserdem Beachtet werden muss / Ausschluss:

G3.Die Störung erfüllt nicht die Kriterien für eine manische (F30), eine depressive (F32) oder eine rezidivierende depressive Episode (F33).

G4. Kein Nachweis eines vorangegangenen Konsums psychotroper Substanzen, der gravierend genug wäre, die Kriterien für eine Intoxikation, schädlichen Gebrauch, ein Abhängigkeitssyndrom oder ein Entzugssyndrom zu erfüllen.
Ein kontinuierlicher und im Wesentlichen unveränderter Alkoholkonsum oder Substanzgebrauch in einer Menge oder Häufigkeit, die die Betroffenen gewohnt sind, schließt die Diagnose F23 jedoch nicht aus.

G5. Kein Nachweis einer organischen Gehirnerkrankung (F0) oder schweren Stoff-wechselstörung, die das zentrale Nervensystem betreffen.

Verlauf einer F23 Akute vorübergehende psychotische Störungen (2 + 2)

Störung muss einen akuten Beginn (innerhalb von 2 Wochen) haben. Zusätzlich wenn die Symptome innerhalb von 48 Stunden deutlich werden, spricht man von einem abrupten Beginn

Die Gesamtdauer der Störung ist relativ kurz. Sie soll...

  • ... nicht länger als 1 Monat dauern, sofern schizophrenietypische Symptome vorliegen
  • ... nicht länger als 3 Monate dauern, falls diese nicht vorliegen

F23 Akute vorübergehende psychotische Störungen: Unterschiede ICD-10/DSM-IV (6)

Entsprechung zu dieser Kategorie im DSM-IV heisst Kurze Psychotische Störung

Kleinere Unterschiede:

  • DSM-IV bietet bei der Diagnose keine Differenzierung, ob schizophrenietypische Symptome vorhanden sind oder nicht
  • DSM-IV: Die Vielgestaltigkeit der Symptome resp. der rasche Wechsel werden zwar als Möglichkeit genannt, sie erscheinen aber nicht in den Kriterien
  • DSM-IV: Die Störung dauert allgemein nicht länger als einen Monat
  • DSM-IV: Keine genauere Angabe was "plötzliches Einsetzen" bedeutet
  • DSM-IV: Bietet die Möglichkeit "Mit Postpartalem Beginn"

Allgemeines zur Kategorie F23.0 Akute polymorphe psychotische Störung, ohne Symptome einer Schizophrenie (4)

  • Es kommen zwar psychotische Symptome vor, ausser ganz zu Beginn sind es aber keine schizophrenietypischen
  • Rasche Wechsel der Symptomatik, zu der auch gewisse affektive Symptome gehören.
  • Es sind weder die Kriterien für eine Schizophrenie noch die einer affektiven Störung vollständig erfüllt
  • Die Störung klingt bis spätestens drei Monate nach Erscheinen der Symptome wieder ab

Allgemeine ICD-10 Kriterien für eine F23.0 Akute polymorphe psychotische Störung, ohne Symptome einer Schizophrenie (5)

G1. Akuter Beginn von Wahngedanken, Halluzinationen und unverständlicher oder zerfahrener Sprache oder jegliche Kombination von diesen Symptomen. Das Zeitintervall zwischen dem ersten Auftreten der psychotischen Symptome und der Ausbildung des voll entwickelten Störungsbildes sollte nicht länger als zwei Wochen betragen.

G2. Wenn vorübergehende Zustandsbilder mit Ratlosigkeit, illusionärer Verkennung oder Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen vorkommen, erfüllen sie nicht die Kriterien für eine organisch bedingte Bewusstseinstrübung (F05 A).

Ausschluss / Zu Beachten

G3. Kriterien für manische, depressive oder rezidivierende depressive Episode nicht erfüllt

G4. Ausschluss von Störungen durch psychotrope Substanzen. Ein für den Betroffenen "normaler" Substanzgebrauch schließt F23 jedoch nicht aus.

G5. Ausschluss von organisch bedingten Störungen

Spezifische ICD-10 Kriterien für eine F23.0 Akute polymorphe psychotische Störung, ohne Symptome einer Schizophrenie (6 + 3)

A. Die allgemeinen Kriterien für eine akute vorübergehende psychotische Störung müssen erfüllt sein.

B. Die Symptomatologie wechselt rasch in Art und Schwere von Tag zu Tag und während desselben Tages.

C. Jede Art von Halluzinationen oder Wahnideen besteht zumindest mehrere Stunden lang, zu irgendeiner Zeit nach Auftreten der Störung (unter der Bedingung in Kriterium E.).

D.Gleichzeitig auftretende Symptome von mindestens zwei der folgenden Syndrome:

  1. Emotionale Aufgewühltheit mit intensiven Glücksgefühlen oder Ekstase oder überwältigende Angst oder deutliche Reizbarkeit
  2. Ratlosigkeit oder Verkennung von Personen und Orten
  3. Antriebssteigerung oder Antriebsschwäche von deutlichem Ausmass

E. Schizophrene Symptome (F20 G1.) kommen, wenn überhaupt, nur sehr kurz zu Beginn vor.

F. Die Dauer der Störung beträgt nicht mehr als 3 Monate.

Allgemeines zur Kategorie F25 Schizoaffektive Störungen (4)

  • Schizoaffektive Störungen stellen Mischformen von Schizophrenie und affektiven Störungen dar = "Mischpsychosen"
  • Krankheitssystematische Zuordnung uneindeutig: Ihre Abgrenzung und Zu-sammenfassung in einer eigenen Kategorie (F25) rechtfertigt sich durch ihre Häufigkeit
  • Es liegen prototypische Symptome aus mindestens einer der allgemeinen Symptomgruppen der Schizophrenie vor. Gleichzeitig besteht eine deutliche affektive Symptomatik, die mittelgradig oder schwer sein muss.
  • Zeitliches Kriterium: Deutliche schizophrene und affektive Symptome treten in derselben Störungsepisode auf, oder sie sind höchstens durch einige Tage getrennt. Die Episode muss dabei mindestens zwei Wochen dauern

Drei Hauptformen der Schizoaffektive Störungen

  1. Gegenwärtig manisch: F25.0
  2. Gegenwärtig depressiv: F25.1
  3. Gemischt: F25.2

Drei Hauptformen der Schizoaffektive Störungen: gegenwärtig manisch: F25.0 (4)

  • Mind. 1 typisches Schizophreniesymptom
  • Gehobene Stimmung
  • Grössenideen
  • Antriebssteigerung