PETEOU-I
PsyPaton
PsyPaton
Set of flashcards Details
Flashcards | 297 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | Medical science/Pharmaceutics |
Level | University |
Created / Updated | 20.04.2015 / 26.05.2015 |
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Nach welchen zwei international standardisierten Störungsklassifikationsverzeichnissen werden die Diagnosen vergeben?
ICD-10: International Classification of Diseases, Version 10, Kapitel F (Psychische und Verhaltensstörungen)
Die ICD-Versionen werden jeweils von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben. Störungsdefinitionen der ICD-10 basieren auf der Konsensfindung internationaler Experten und haben u.a. zum Ziel, eine internationale (cross-cultural) Vergleichbarkeit zu ermöglichen.
DSM-IV: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association, Version IV bzw. IV-TR. Der Gebrauch der DSM-Versionen war zunächst auf den amerikanischen Raum begrenzt. Da die Störungsdefinitionen aber teilweise mit empirisch-statistischen Verfahren gewonnen wurden, wird dieses System in der internationalen Forschung bevorzugt und ist auch für wissenschaftlich-systematische Zwecke besser geeignet.
Was versteht man unter Multimodalität?
Es ist das Grundprinzip der klinischen Untersuchung (bzw. psychopathologischen Diagnostik)
Das bedeutet, dass anstelle des univariaten Zugangs ein multivariates Vorgehen gewählt wird, bei dem jeweils innerhalb einzelner Kategorien zwischen verschiedenen Ansätzen variiert wird.
Welche Kategorien werden bei Multimodalität unterschieden? (3 + 4 + 3 + 7)
Datenebenen:
- biologisch / somatisch
- psychisch / psychologisch / psychiatrisch
- sozial
- ökologisch
Datenquellen:
- die befragte Person selbst (Selbstbeurteilung)
- andere Personen (Fremdbeurteilung)
- apparative Verfahren (z.B. computergestützte Tests, MRI, EEG u.ä.)
Untersuchungsverfahren:
- Fragebögen
- Verhaltensbeobachtungen
- (strukturierte) Interviews
- (strukturierte) Fremdbeurteilungssysteme
- Leistungsdiagnostik
- projektive Verfahren
- inhaltsanalytische Verfahren
Interpretationsproblemen beim multimodalen Vorgehen (1 + 2)
mehrere Datenmodalitäten können in ihren Ergebnissen pro Zeitpunkt oder im Verlauf unterschiedlich übereinstimmen:
- Konkordanz/Diskordanz der Daten (Grad der Übereinstimmung zu einem gegebenen Untersuchungszeitpunkt)
- Synchronizität/Desynchronizität der Verlaufskurven (Grad der Übereinstimmung bei mehreren Untersuchungszeitpunkten)
Bestandteile der klinischen Untersuchung (4)
- Anamnese
- Erhebung der Symptomatik (= psychopathologischer Befund)
- Somatische Abklärung (ggf. durch kooperierende Ärzte)
- Anschliessende Diagnosevergabe
Was sind die wesentlichen Bestandteile einer Anamnese?
- Störungsanamnese
- biografische Anamnese
- Familienanamnese
- Sozialanamnese
Welche Richtlinien gelten für den Beurteilungzeitraum? (4)
- Allgemein soll der Beurteilungszeitraum für alle Symptome gleich sein.
- Der Beurteilungszeitraum ist aber – unter Erfüllung der ersten Bedingung – entsprechend der Absicht variabel festzulegen (z.B. für den Aufnahmebefund länger als für die Bestimmung des aktuellen Status’ im Verlauf).
- Als Empfehlung gilt, die letzten 3-4 Tage oder die letzten 7 Tage zu berück-sichtigen. Damit macht man die durch das eingesetzte Verfahren gewon-nenen Befunde vergleichbar mit denen anderer Verfahren.
- Wichtig: Dem Patienten muss man dies zu Beginn des Gesprächs erklären, andernfalls besteht die Gefahr, dass er oder sie den zeitlichen Bezugsrahmen Lauf des Gesprächs selbständig ausdehnt. Im weiteren Verlauf ist es meist notwendig, dies wiederholt bewusst zu machen.
Nachteile von Normen
Es ist meist nicht selbstevident, ab welchem Kriterium Verhalten und Erleben als gestört zu bezeichnen sind. Wann ist ein Mensch der Norm entsprechend und wann nicht mehr? Wie kann man dies festlegen?
Wie gehen moderne Klassifikationssysteme für psychische Störungen mit Normen um? Wie wurde das Problem der Normen gelöst?
In der Psychiatrie und der Klinischen Psychologie hat man das Problem pragmatisch gelöst: durch die
Zuschreibung der Definitionsmacht an Experten (= Task Force von ICD oder DSM)
Welches besondere Problem stellt sich bei Lösung gegen Normen bei Klassifikationssystemen?
Psychische Störungen können nach Typ und individuellem Fall durch ganz unterschiedliche Abweichungsprofile charakterisiert sein.
Es ist meist nicht selbstevident, ab welchem Kriterium Verhalten und Erleben als gestört zu bezeichnen sind
Auf welchen drei Ebenen können sich psychische Störungen manifestieren?
- Funktionen (unterste Ebene der Systematisierung): Funktionen bringen Leistungen hervor wie Sprachproduktion, Wahrnehmen oder Gedächtnis usw., die für die Anpassung an die Umwelt Voraussetzung sind.
- Funktionsmustern / Kompetenzen (mittlere Ebene): komplexere Einheiten; Funktionsmuster als (organisiertes) Ensemble von Einzelfunktionen werden auch Syndrome genannt
- Interpersonelle Systeme: Sind funktionstüchtig wenn sie imstande sind, sich zu erhalten, zu entwickeln und ihren inhärenten oder selbst gewählten Funktionen zu entsprechen
Welche Störungskategorien werden unterschieden, bei denen die Erscheinungsformen als besonders kulturabhängig gelten? (5 + 4)
4 Hauptklassen:
- sensorische Symptome (z.B. Kribbeln auf der Haut)
- motorische Symptome (z.B. Lähmungserscheinungen)
- vom vegetativen Nervensystem ausgehende Symptome
- psychogene Schmerzsyndrome
Findet man vor allem in Gruppe F4 (Angst-, somatoforme oder dissoziative Störungen)
Andere Kulturen kennen z.B. auch andere Äusserungsformen von affektiven Symptomen, und manche Erlebensweisen, die man bei uns etwa als Wahn ansehen würde, können in anderen Kulturen Teil des religiösen Erlebens sein
Psychologisch gesehen stellen die Massenmedien nach ihm einen neuen "Krankheitserreger" dar.
Der Wandel der Klassifikationssysteme besagt aber nicht, dass alle störungsbeschreibenden Kategorien nur auf kulturabhängige soziale Konstruktionen reduziert werden können. Gewisse Klassen erweisen sich als invarianter (weniger kulturabhängig) als andere
Warum ist es oft nicht unmittelbar offensichtlich, was oder wer überhaupt zu klassifizieren ist? (5)
Ein chronisches Missbefinden (inkl. Meideverhalten) kann auch aus der realitätsangemessenen Wahrnehmung und aus der Erfahrung chronisch bedrohlicher Bedingungen resultieren. Es muss nicht bedeuten, dass wir die seelische Gesundheit in Frage stellen würden
Störungen mit multipler Facette versus Komorbidität: Die gesamte Symptomatik eines Patienten ist aber in der Regel systemisch organisiert
In der Regel wird Übereinstimmung darin herrschen, dass viele Störungskriterien (sei es in der ICD oder im DSM) quantitative Merkmale darstellen.
Festlegung der Schwellen, ab denen der Ausprägungsgrad als "gestört" oder "nicht gestört" einzustufen ist.
Für Klassifikationssysteme eignen sich ferner vor allem "Objekte", deren Merkmale disjunkt 11 sind. Dies ist bei den meisten psychischen Störungen nicht der Fall. Das Phänomen „Angst“ findet sich z.B. als Merkmal sehr vieler Störungen
Weshalb gibt es bei der Definition der Kriterien für bestimmte Persönlichkeitsstörungen einen Gender-Bias?
Solange Forschungen über die Ursachen dieser Geschlechtsdifferenzen nicht vorliegen, muss auch mit (validitätsvermindernden) Fehlern bei der Erstellung und Überprüfung des Klassifikationssystems gerechnet werden, die auf eine mangelnde Repräsentativität der Stichproben oder auf einen Geschlechts-Bias bei der Festlegung der diagnostischen Kriterien zurückzuführen sind.
Arbeiten der Diagnosemanualen mit kategorialem Skalenniveau: Besser = theoretisch begründete, reliabel erfassbare, Dimensionen bei der Diagnostik" zu konzipieren und zu verwenden
Welche Gründe gibt es, dass man psychische Störungen nicht nur auf kategorialer Ebene beschreiben und erfassen soll?
Die meisten Symptome und wohl auch Störungen sind nicht kategorialer, sondern dimensionaler Natur: Sie liegen also nicht nur bei kranken Menschen vor und fehlen bei Gesunden
Viele Symptome sind auch von Gesunden in bestimmten Situationen oder Bewusstseinszuständen erlebbar. Es kommt auf Häufigkeit, Menge, Intensität und zeitliche Stabilität von Symptomen an, ob jemand als krank eingestuft wird.
Welche methodische Probleme haben die bisherigen Klassifikationssysteme? (5)
Alternativen (2)
- Skalenniveau: Kategoriales Skalenniveau
- Validität: nur wenige Störungen haben die externe Validität gegeben
- Nicht kontextfrei sondern kulturell geprägt
- Theoretische Fruchtbarkeit (Anwendung von Klassifikationssystemen in Erforschung von Störungen)
- Praktische Nützlichkeit (Kommunikation zw. Forscher und Praktiker ist gegebe)
Prototypische Ansätze: Eine Kategorie wird durch Merkmale bestimmt: Diese sind aber nur korrelativ mit der Zugehörigkeit zu einer Kategorie assoziiert; sie sind weder notwendig noch hinreichend → erlaubt problemlos eine grosse Heterogenität der Mitgliedschaft
Funktionale Verhaltensdiagnostik: versucht die äusseren und inneren Reizbedingungen (S), die Organismusfaktoren (O) und die äusseren und inneren unmittelbaren Konsequenzen (C) des Problemverhaltens, die das Verhalten verstärken können, zu ermitteln → funktionale Abhängigkeit des Problemverhaltens (R) von S-, O- und C-Bedingungen. Heuristik wird auch "S-O-R-C-Schema" genannt.
Welche Alternativen zu den klassifikatorischen Systemen gibt es? (1 + 5)
Ähnlichkeitsbasierter Ansatz
- Als Grundlage für das Expertenmodell wurden Fachexperten nach ihren Ähnlichkeitseinschätzungen der Störungsbilder gefragt.
- Basierend darauf wurde mittels einer multivariaten statistischen Analysemethode (der nonmetrischen multidimensionalen Skalierung) eine so genannte Kognitive Karte (Expertenmodell) berechnet
- Eine solche Kognitive Karte baut auf einem kontinuierlichen Raum auf. Relationen (oder eben die Ähnlichkeiten) zwischen den Störungen können darum sowohl unter kategorialem als auch dimensionalem Aspekt betrachtet werden.
- Durch diesen Ansatz können also beide Aspekte berücksichtigt werden: kategorial oder dimensional
- Gleichzeitig bildet das ähnlichkeitsbasierte Expertenmodell eine Strukturierungsunterstützung beim Lernen der psychischen Störungen. Diese kann u.a. im Hinblick auf differentialdiagnostische Aspekte hilfreich sein