PETEOU-I
PsyPaton
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Fichier Détails
Cartes-fiches | 297 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Médecine/Pharmacie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 20.04.2015 / 26.05.2015 |
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F43.0 Akute Belastungsreaktion: ICD-10 Kriterien (4 + 5 + 7+)
A. Erleben einer aussergewöhnlichen psychischen oder physischen Belastung
B. Beginn der Symptome innerhalb einer Stunde nach der aussergewöhnlichen Belastung
C. Es gibt zwei Symptomgruppen:
- die klassischen Angstsymptome (siehe Online-Version, mind. 4 gegeben, davon eines vegetativer Art) sowie zusätzliche Symptome, wie sie in der generalisierten Angststörung vorkommen:
- Symptome der Anspannung (Muskelverspannungen, Schmerzen, Ruhelosigkeit, Aufgedrehtsein, Nervosität, Klossgefühl im Hals)
- übertriebene Schreckhaftigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten und Leeregefühl
- anhaltende Reizbarkeit
- Einschlafstörungen
- weitere:
- Rückzug von erwarteten sozialen Interaktionen
- Einengung der Aufmerksamkeit
- offensichtliche Desorientierung
- Ärger oder verbale Aggression
- Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit
- unangemessene oder sinnlose Überaktivität
- unkontrollierbare und aussergewöhnliche Trauer (zu beurteilen nach den jeweiligen kulturellen Normen)
Die akute Belastungsreaktion wird je nach Anzahl und Kombination der Symp-tome in Schweregrade unterteilt. Eine tabellarische Übersicht können Sie in der Online-Version von PTO an dieser Stelle aufrufen.
D. Wenn die Belastung vorübergehend ist oder gemildert werden kann, beginnen die Symptome nach spätestens 8 Stunden abzuklingen.
Hält die Belastung an, beginnen die Symptome nach spätestens 48 Stunden nachzulassen.
F44 Dissoziative und Konversionsstörungen: Allgemeines zur Kategorie (2)
Bei den Störungen dieser Kategorie nimmt man an, dass die Fähigkeit zur absichtsvollen und selektiven Kontrolle gestört ist, und zwar in einem Ausmass, das von Tag zu Tag und sogar in Stundenintervallen wechslen kann. Das Resultat ist der teilweise oder völlige Verlust der normalen Integration von Erinnerungen an die Vergangenheit, des Identitätsbewusstseins, der unmittelbaren Empfindungen sowie der Kontrolle der Körperbewegungen
Einer oder mehrere psychische Bereiche (Gedächtnis, Identitätsbewusstsein, Sinneswahrnehmung und Steuerung der Motorik) werden abgespalten und unzugänglich für das Bewusstsein. Die dadurch verursachten Phänomene sind jenen sehr ähnlich, wie sie während oder nach einer Hypnose erlebt werden.
F44 Dissoziative und Konversionsstörungen: dissoziativen Phänomene (7)
- dissoziative Amnesie
- dissoziative Fugue [eine entschlossene und zielgerichtete Reise in einem Zustand dissoziativer Amnesie, über den alltäglichen Aktionsradius hinaus. Trotz späterer Amnesie kann das Verhalten dabei völlig normal erscheinen.]
- dissoziativer Stupor
- Trance- und Besessenheitszustände
- dissoziative Krampfanfälle
- dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörung
- multiple Persönlichkeitsstörung
Was versteht man unter dem Begriff Konversion?
Der Begriff Konversion bedeutet: Unangenehme Affekte aus unlösbaren Konflikten oder Problemen werden in irgendeiner Weise in Symptome umgesetzt. Es liegen medizinisch nicht begründbare körperliche Symptome vor.
F44 Dissoziative und Konversionsstörungen: Allgemeine ICD-10 Kriterien (2)
G1. Kein Nachweis einer körperlichen Krankheit mit Erklärungswert für charakteristischen Symptome dieser Störung (es können jedoch körperliche Störungen vorliegen, die andere Symptome verursachen).
G2. Überzeugender zeitlicher Zusammenhang zwischen den dissoziativen Symptomen und belastenden Ereignissen, Problemen oder Bedürfnissen
F44 Dissoziative und Konversionsstörungen: Verlauf (4)
Beginn und Ende eines dissoziativen Zustands sind in der Regel abrupt.
Symptome tendieren v.a. dann dazu, nach einigen Wochen oder Monaten von selbst zu verschwinden, wenn der Beginn der Störung mit einem traumatisierenden Ereignis zusammenhing
Bei unlösbaren Problemen oder langwierigen zwischenmenschlichen Konflikten gibt es aber auch chronische oder fluktuierende Verläufe
Die dissoziative Amnesie kann einige Minuten, aber auch Jahre betreffen: Erinnerungslücken können sich spontan wieder füllen, wenn der äussere Belastungsfaktor wegfällt - aber auch chronisch bestehen.
F44 Dissoziative und Konversionsstörungen: Unterschiede ICD-10/DSM-IV (4 + 2)
DSM-IV teilt einige Störungsbilder anders ein:
- Alle dissoziativen Störungen mit körperlichen Aspekten (motorische Symptome und Ausfälle, Anfälle und Krämpfe, sensorische Symptome und Ausfälle) werden den somatoformen Störungen zugeordnet → Subtypus Konversionsstörung.
- Trotzdem beinhalten die Kriterien den Zusammenhang mit Konflikten oder anderen Belastungen.
- Es gelten nur weniger körperlichen als dissoziativ: dissoz. Amnesie, dissoz. Fugue und dissoz. Identitätsstörung (= multiple Persönlichkeitsstörung bei ICD).
- Zusätzlich: Depersonalisationsstörung
ICD-10 berücksichtigt den belastenden Auslöser stärker:
- ist Teil der generellen Kriterien der Kategorie
- fasst die dissoziativen Störungen mit starken somatischen Symptomen (z.B. die dissoziative Sensibilitätsstörung) mit den weniger körperlich betonten (z.B. die dissoziative Amnesie) in einer Kategorie zusammen.
F44.81 Multiple Persönlichkeitsstörung: Allgemeines zum Störungsbild (6)
= dissoziative Identitätsstörung nach DSM-IV
- gehört zur Restkategorie F44.8 sonstige dissoziative Störungen
- Diagnose ist in den USA sehr populär, während man ihr in Europa etwas kritischer gegenübersteht
- Dissoziation äussert sich im Entwurf ganzer (und mitunter einer ganzen Reihe von) Persönlichkeiten.
- Charakteristisch ist das Vorhandensein von zwei oder mehr Persönlichkeiten in einem Individuum, jede mit eigenem Gedächtnis, Merkmalen und Verhaltensweisen → übernehmen zeitweise die Kontrolle über das Verhalten
- Wegweisend für eine Diagnose ist die direkte Beobachtung eines Wechsels zwischen zwei Persönlichkeitsanteilen
- Es ist eine Möglichkeit, dass Betroffene sehr aversive Erlebnisse oder Umstände von sich fern halten, dass sie neue Persönlichkeiten entwickeln
F44.81 Multiple Persönlichkeitsstörung: Allgemeine (2) und Spezifische (3) ICD-10 Kriterien + Ausschluss
Allgemeine Kriterien:
G1. Kein Nachweis einer körperlichen Krankheit mit Erklärungswert für die Symptome
G2. Überzeugender zeitlicher Zusammenhang zwischen Symptomen und Stressoren/Bedürfnissen
Spezifische Kriterien:
A. Zwei oder mehr unterschiedliche Persön-lichkeiten innerhalb eines Individuums, von denen zu einem bestimmten Zeitpunkt jeweils nur eine in Erscheinung tritt
B. Jede Persönlichkeit hat ihre spezifischen Eigenschaften (ein eigenes Gedächtnis, eigenen Vorlieben und Verhaltensweisen) und übernimmt zu einer bestimmten Zeit, auch wiederholt, die volle Kontrolle über das Verhalten der/des Betroffenen.
C. Unfähigkeit, wichtige persönliche Informa-tionen zu erinnern, die für eine einfache Vergesslichkeit zu ausgeprägt ist
Was muss beachtet oder ausgeschlossen werden?
D. Ausschluss von F0 (z. B. eine Epilepsie) oder F1 (z.B. Intoxikation)
F45 Somatoforme Störungen: Allgemeines zur Kategorie (6)
- Betroffenen stellen wiederholt körperliche Symptome zur Schau. Patienten stellen hartnäckige Forderungen nach medizinischen Untersuchungen (trotz wiederholter negativer Untersuchungsergebnisse und trotz der Versicherung durch die konsultierten Ärzte, dass keine organische Ursache erkennbar sei)
- Betroffenen simulieren die Symptome nicht mit Absicht, sondern sie glauben diese tatsächlich zu verspüren und sie bereiten ihnen Sorge und Leid. Keine willentliche Beeinflussung ist möglich.
- Die berichteten Symptome sind nicht ausreichend auf organische Krankheiten zurückzuführen (normalerweise keine körperliche Ursache nachweisbar). Die Beschwerden sind auch nicht Folge einer anderen psychischen Problematik wie einer Panikstörung. Falls tatsächlich eine somatische Krankheit vorliegt, kann sie das Ausmass an Leiden und Beeinträchtigung, an Ängsten um die körperliche Gesundheit und an innerlicher Beteiligung der Patienten nicht hinreichend erklären
- Symptome werden bei den Arztbesuchen meist dramatisch geschildert.
- Betroffenen suchen verschiedensten ärztlichen Beistand ("doctor-shopping"), und es kommt nicht selten zu Krankengeschichten von beachtlicher Länge (inkl. hohe Gesundheitskosten)
- Bei einzelnen (Arzt-)Besuchen stehen nur wenige Symptome im aktuellen Vordergrund - können jedoch öfters wechseln
F45 Somatoforme Störungen: Unterscheidung von somatoformen Störungen (4 Faktoren)
- Dauer: Somatisierungsstörung vs. undifferenzierte Somatisierungsstörung
- Anzahl der Symptome: Somatisierungsstörung vs. undifferenzierte Somatisierungsstörung und sonstige somatoforme Störungen
- Fokus auf Schmerz: anhaltende somatoforme Schmerzstörung
- Fokus auf autonome Funktionen: somatoforme autonome Funktionsstörung
F45.0 Somatisierungsstörung: Allgemeines zum Störungsbild (2)
Charakteristisch ist, dass die Patienten über Beschwerden in mehreren Organsystemen klagen, wobei der Fokus in der Regel öfter wechselt
Häufige Arztwechsel, weil sich die Betroffenen aufgrund der negativen Untersuchungsergebnisse unverstanden fühlen. Manchmal mehrere behandelnde Ärzte gleichzeitig
F45.0 Somatisierungsstörung: Typische Beschwerden
- Kardiovaskuläre Symptome: Atemlosigkeit ohne Anstrengung
- Haut- und Schmerzssymptome: Klagen über Fleckigkeit oder Farbveränderungen der Haut, Schmerzen in den Gleidern oder Gelenken, unangenehme Taubheit oder Kribbelgefühle
- Gastrointestinale Symptome: Bauchschmerzen, Übelkeit, Gefühl von Überblähung, schlechter Geschmack im Mund oder extrem belegte Zunge, Klagen über Erbrechen oder Wiederaufstossen von Speisen, Klagen über häufigen Durchfall oder Austreten von Flüssigkeit aus dem Anus
- Urogenitale Symptome: erschwerte und / oder schmerzhafte Blasenentleerung oder Klagen über deren Häufigkeit; unangenehme Empfindungen im oder um den Genitalbereich; Klagen über ungewöhnlichen oder verstärkten vaginalen Ausfluss
F45.0 Somatisierungsstörung: Welche Kognitiven Tendenzen bestehen? (4)
- Aufmerksamkeit auf körperliche Prozesse fokussiert
- Katastrophisierende Bewertung körperlicher Empfindungen
- Intoleranz bezüglich körperlicher Beschwerden oder Missempfindungen
- Selbstbeurteilung als körperlich schwach und als besonders anfällig für Krankheiten
F45.0 Somatisierungsstörung: ICD-10 Kriterien (4)
A. Eine Vorgeschichte von mindestens zwei Jahren mit anhaltenden Klagen über multiple und wechselnde körperliche Symptome, die durch keine diagnostizierbare körperliche Krankheit erklärt werden können. Eventuell vorliegende bekannte körperliche Krankheiten erklären nicht die Schwere, das Ausmaß, die Vielfalt und die Dauer der körperlichen Beschwerden oder die damit verbundene soziale Behinderung. Wenn einige vegetative Symptome vorliegen, bilden sie nicht das Hauptmerkmal der Störung, d. h. sie sind nicht besonders anhaltend oder belastend.
B. Die ständige Beschäftigung mit den Symptomen führt zu andauerndem Leiden und dazu, dass die Patienten mehrfach (drei oder mehrmals) um Konsultationen oder Zusatzuntersuchungen in der Primärversorgung oder beim Spezialisten nachsuchen. Wenn aus finanziellen oder geografischen Gründen medizinische Einrichtungen nicht erreichbar sind, kommt es zu andauernder Selbstmedikation oder mehrfachen Konsultationen bei örtlichen Laienheilern.
C. Hartnäckige Weigerung, negative med. Befunde zu akzeptieren (d.h. dass keine ausreichende körperliche Ursache für die körperlichen Symptome vorliegt. Vorübergehende Akzeptanz der ärztlichen Mitteilung allenfalls für kurze Zeiträume bis zu einigen Wochen oder unmittelbar nach einer medizinischen Untersuchung spricht nicht gegen diese Diagnose.)
D. Insgesamt sechs oder mehr Symptome aus dem Kapitel "Typische Beschwerden", mit Symptomen aus mindestens zwei verschiedenen Gruppen.
F45.2 Hypochondrische Störung: Allgemeines zum Störungsbild
Vorherrschend bei dieser Störung ist die beharrliche Beschäftigung mit der Möglichkeit, an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen Krankheiten zu leiden (mind. 2)
Eine betroffene Person interpretiert normale Körperwahrnehmungen oft als abnorm, belastend und als eindeutiges Zeichen für die vermutete Krankheit. Sie kann ihr vermeintliches gesundheitliches Problem auch benennen (zumindest eines davon), etwa eine Krebsart oder eine bestimmte Geschlechtskrankheit. Sie sucht deswegen wiederholt Ärzte oder Laienheiler auf, lässt sich von ihrer Überzeugung aber höchstens sehr kurzfristig abbringen, wenn Untersuchungen keine gesundheitlichen Probleme nachweisen können
Viele Betroffene empfinden zwar auch körperliche Beschwerden, doch das Schwergewicht liegt auf der ständigen Sorge darüber, von der oder den vermeintlichen Krankheiten befallen zu sein.
Depression und Angst sind häufige Begleitphänomene
Überweisung an psychologisches oder psychiatrisches Fachpersonal ist eine heikle Angelegenheit, denn die Patienten nehmen es ihrem Arzt oft übel, wenn er versucht, sie vom Vorliegen einer psychischen Störung zu überzeugen (besonders spät im Behandlungsverlauf)
F45.2 Hypochondrische Störung: ICD-10 Kriterien (3 + 2)
A. Entweder
- eine mindestens sechs Monate anhaltende Überzeugung, an höchstens zwei schweren körperlichen Krankheiten zu leiden (von denen mindestens eine speziell von den Patienten benannt sein muss),
- oder anhaltende Beschäftigung mit einer vom Betroffenen angenommenen Entstellung oder Missbildung (dysmorphophobe Störung).
B. Die ständige Sorge um diese Überzeugung und um die Symptome verursacht andauerndes Leiden oder eine Störung des alltäglichen Lebens und veranlasst die Patienten zur Suche nach medizinischen Behandlungen oder Unter-suchungen (oder entsprechender Hilfe von Laienheilern).
C. Hartnäckiges Nichtakzeptieren medizinischer Gegenbelege (d.h. dass keine ausreichende körperliche Ursache für die körperlichen Symptome bzw. Entstellungen vorliegt. Vorübergehende Akzeptanz der ärztlichen Mitteilung allenfalls für kurze Zeiträume bis zu einigen Wochen oder unmittelbar nach einer medizinischen Untersuchung spricht nicht gegen die Diagnose.)
F45.30 Somatoforme autonome Funktionsstörung: Herz und Kreislaufsystem: Allgemeines zum Störungsbild (6)
- Bei somatoformen autonomen Störungen lassen sich meist zwei körperliche Beschwerdegruppen feststellen:
- Beschwerden, die tatsächlich vorliegende Symptome vegetativer Erregung darstellen: Herzklopfen, Schwitzen, Zittern, Erröten usw.
- unspezifische Symptome, die bei jedem Betroffenen anders aussehen können: Gefühle von fliessenden Schmerzen oder Brennen, aufgebläht zu sein oder auseinander gezogen zu werden usw.
- Drittes Merkmal = hartnäckiges Beharren auf einem spezifischen Organ oder Organsystem als Ursprung.
- Es fehlt eine hinreichende Erklärung der beklagten körperlichen Beschwerden durch eine nachweisbare organische Ursache. Ausserdem sehen die Betroffenen die Ursache in einem der vom vegetativen Nervensystem gesteuerten Organe oder Organsysteme liegend
- Kein dauernder Wechsel der betroffenen Organe wie bei der Somatisierungsstörung
F45.30 Somatoforme autonome Funktionsstörung: (4 + 5 + 5 + 7)
A. Symptome der autonomen (vegetativen) Erregung, die von den Patienten einer körperlichen Krankheit in einem oder mehreren der folgenden Systeme oder Organe zugeordnet werden:
- Herz und Kreislaufsystem
- oberer Gastrointestinaltrakt (Speiseröhre und Magen)
- unterer Gastrointestinaltrakt
- Atmungssystem
- Urogenitalsystem
B. Mindestens zwei der folgenden vegetativen Symptome:
- Palpitationen
- Schweissausbrüche (heiss oder kalt)
- Mundtrockenheit
- Hitzewallungen oder Erröten
- Druckgefühl im Epigastrium, Kribbeln oder Unruhe in der Magengegend
C. Mindestens eines der folgenden Symptome:
- Brustschmerzen oder Druckgefühl in der Herzgegend
- Dyspnoe oder Hyperventilation
- aussergewöhnliche Ermüdbarkeit bei leichter Anstrengung
- Aerophagie, Schluckauf oder brennendes Gefühl im Brustkorb oder im Epigastrium
- Bericht über häufigen Stuhlgang
- erhöhte Miktionsfrequenz oder Dysurie
- Gefühl der Überblähung oder Völlegefühl
D. Kein Nachweis einer Störung von Struktur oder Funktion der Organe/Systeme, über welche die Patienten sich Sorgen machen.
F48 Sonstige "neurotische" Störungen: Was gehört zu dieser Kategorie?
In der ICD-10 fallen, neben anderen Störungen mit unsicherem ätiologischem und nosologischem Status:
- Neurasthenie
- Depersonalisations-/Derealisationssyndrom
Die beiden Störungen teilen keine gemeinsamen allgemeinen Kriterien, obwohl sie in dieselbe Kategorie fallen.
Was versteht man unter Depersonalisation?
Was versteht man unter Derealisation?
Depersonalisation: Entfremdungsgefühl gegenüber dem eigenen Körper, Gefühl, entfernt und "nicht richtig hier" zu sein
Derealisation: Entfremdungsgefühl gegenüber der Umgebung, Gefühl der Unwirklichkeit
Wie ist der Verlauf bei Neurasthenie? (3)
Wie ist der Verlauf beim Depersonalisations-, Derealisationssyndrom? (2)
Neurasthenie
- Der überwiegende Teil der von Neurasthenie Betroffenen erleben den Beginn der Störung als akut
- Die mittlere Dauer ist dann beträchtlich und liegt bei knapp über 4 Jahren.
- Nur 10-30% der Patienten erreichen danach wieder ihr prämorbides Funktionsniveau. Häufig kommt es zu einem teilweisen Weiterbestehen der Symptome.
Depersonalsiations-, Derealisationssyndrom
- aufgrund des geringen Vorkommens kaum generelle Verlaufsangaben
- bei Komorbidität mit anderen Störungen sind deren Verlaufscharakteristiken ausschlaggebend
F48 Sonstige "neurotische" Störungen: Unterschiede ICD-10/DSM-IV (3)
Neurasthenie als Syndrom hat einen breiten Überschneidungsbereich mit depressiven und somatoformen Störungen. Im DSM-IV wird sie deshalb nicht als eigenständige Störung geführt
Depersonalisation wird im DSM-IV zwar als eigene Störung behandelt, jedoch – anders als in der ICD-10 – den dissoziativen Störungen zugerechnet.
Derealisation kennt die ICD-10 als eine mögliche Symptomausprägung des Depersonalisations-, Derealisationssyndroms. Sie kommt in der Depersonalisations-störung des DSM-IV als Symptom nicht vor
F48.0 Neurasthenie: Allgemeines zum Störungsbild (3)
F48.0 Neurasthenie: ICD-10 Kriterien (4 + 2 + 6 + Ausschluss)
A. Entweder
- anhaltendes und quälendes Erschöpfungsgefühl nach geringer geistiger Anstrengung (z.B. nach der Bewältigung oder dem Bewältigungsversuch alltäglicher Aufgaben, die keine aussergewöhnlichen geistigen Anstren-gungen erfordern)
- oder anhaltende und quälende Müdigkeit und Schwäche nach nur geringer kör-perlicher Anstrengung.
B. Mind. 1 der folgenden Symptome:
- akute oder chronische Muskelschmerzen
- Benommenheit
- Spannungskopfschmerz
- Schlafstörung
- Unfähigkeit, zu entspannen
- Reizbarkeit
C. Die Betroffenen erholen sich nicht innerhalb eines normalen Zeitraumes von Ruhe, Entspannung oder Ablenkung von ihrer Erschöpfung.
D. Die Dauer der Störung beträgt mindestens drei Monate.
Ausschluss: E. Die Störung tritt nicht während
- einer organischen emotional labilen Störung (F06.6),
- einem postenzephalitischen Syndrom (F07.1),
- einem organischen Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma (F07.2),
- einer affektiven Störung (F3),
- einer Panikstörung (F41.0) oder
- einer generalisierten Angststörung (F41.1) auf.
Wie definiert man den Begriff Psychopathologie?
Psychopathologie = psychiatrische Lehre von der Beschreibung abnormen Erlebens, Befindens und Verhaltens im Zusammenhang mit psychischen Störungen.
Was bedeutet Psychopathologie? Was umfasst der Begriff?
Psychopathologie umfasst einerseits eine humanwissenschaftliche Methodenlehre, andererseits umfasst sie aber auch eine definierte Expertensprache der Psychiatrie zur Erfassung von abnormen seelischen Zuständen und psychischen Störungen/Krankheiten
Psychopathologie: Geschichtliches (4)
Die wissenschaftlichen Anfänge der Psychopathologie datieren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (Psychopathologie = Teilgebiet der Psychiatrie, das sich mit der Beschreibung und Untersuchung der neu entdeckten psychischen Krankheiten beschäftigt. Der einzige wissen-schaftliche Bestandteil der Psychiatrie
Die heute verwendete psychopathologische Expertensprache/Begrifflichkeit umfasst einen festgelegten Kanon von Konzepten und Bezeichnungen sowie grammatikalische und syntaktische Regeln zur Beschreibung psychischer Störungen
Im Wesentlichen bildete sie sich schon in der französischen und deutschen Psychiatrie zwischen 1815 und 1880 heraus.
Ihre wissenschaftliche Grundlegung begann 1913 mit dem Buch "Allgemeine Psychopathologie" von Karl Jaspers.
Welchen doppelten Zweck umfasst die Psychopathologie? (2)
- Verstehen der Psyche der Patienten als ärztliche Basisfähigkeit
und
- Erklären der funktionalen und regelhaften Besonderheiten (wissenschaftliche Psychiatrie).
Was sind die Funktionen von Normen (6 + 1)
- Berechenbarkeit, Vorhersehbarkeit, Reglementierung von Verhalten
- Verhalten innerhalb der Norm wird verstanden und kommunizierbar
- Normen ersparen immer wieder neue Anpassungsleistungen
- Ordnung und Aufrechterhaltung von Sozialstrukturen
- Stillen eines Sicherheitsbedürfnisses
- Orientierungshilfe für den Einzelnen in der Gemeinschaft
Das Erkennen bestehender und das Setzen neuer Normen gehören zur Lebens- und Weltbewältigung.
Normbegriffe: Subjektive Norm
Die eigene Befindlichkeit ist Massstab oder Norm. Meist ist die subjektive Norm entscheidend für das Krankheitsverhalten; z.B. gehen Patienten oft nur dann zur Behandlung, wenn sie sich unwohl fühlen.
Normbegriffe: Statistische Norm
Krank ist, was von der Häufigkeitsverteilung abweicht und selten ist. Dazu sind Häufigkeitsverteilungen und Kriterienwerte nötig (auch Schwellenwerte oder Cut-off-Werte genannt). Verwendet man die statistische Norm als Krankheitskriterium, so ergibt sich das Problem, dass Abweichungen einerseits positiv (hoher IQ als Genie), aber auch negativ (niedriger IQ als Intelligenzminderung) bewertet werden können.
Normbegriffe: Ideal- oder Funktionsnorm
Krankheit ist aus einer Beeinträchtigung ersichtlich, die als Abweichung von einem Idealzustand definiert ist. Die Gesundheitsdefinition der WHO entspricht dieser Idealnorm-Definition: "Gesundheit ist ein Zustand des umfassenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht lediglich das Freisein von Krankheit und Schwäche". Bei psychischen Funktionen ist eine Ideal- oder Funktionsnorm aber oft schwierig festzulegen. Homosexualität müsste z.B. als Krankheit angesehen werden, wenn als alleinige Funktion der Sexualität die Fortpflanzung angesehen wird. Homosexualität ist keine Krankheit aufgrund der komplexen Sexual-Funktion, die auch kommunikative und Lust-Aspekte beinhaltet. Gemäss ICD-10 wird Homosexualität deshalb nicht mehr wie früher als Krankheit bezeichnet (resp. nur dann als Störung angesehen, wenn der/die Betroffene wünscht, es wäre anders).
Normbegriffe: Soziale Norm
Störung oder Krankheit ist ein Abweichen von gesellschaftlichen Konventionen oder Regeln, was auf die kulturelle Bedingtheit der Störungsdefinition hindeutet. Phänomene wie z.B. das Stimmenhören können in anderen Kulturen als göttliche Eingebung angesehen werden, dagegen in den modernen Gesellschaften als ein Symptom der Schizophrenie
Welches sind Kriterien für Abnormität? (5)
Kulturelle Relativität: Die Normen einer Kultur resp. einer Gesellschaft setzen den Standard für normales Verhalten; Abnormität kann nur in Bezug auf diese Normen definiert werden
Ungewohntheit: Abnormes Verhalten ist das, was selten oder vereinzelt ist.
Belastung: Die Personen leiden als Resultat ihres Verhaltens und wünschen es loszuwerden.
Psychische Störung: Abnormales Verhalten ist das, was durch eine psychische Störung verursacht wird
Fehlanpassung: Verhalten, das bei Menschen körperliches oder psychisches Leiden verursacht, das ein Funktionieren im täglichen Leben verhindert und/oder das darauf hinweist, dass die Person den Kontakt zur Realität verloren hat und sie ihre Gedanken nicht kontrollieren kann, ist abnormal.
Definition: Symptom
Das Symptom ist ein Einzelmerkmal für eine Störung und gleichzeitig die kleinste beschreibbare Untersuchungseinheit in der klinischen Psychoplogie bzw. Medizin
► Kein einzelnes psychopathologisches Symptom ist für sich genommen abnorm oder krankhaft, denn alle Zeichen können auch bei Gesunden unter besonderen Umständen angetroffen werden
Definition: Leitsymptom
auch genannt: Kern- oder Grundsymptome, Symptome ersten Ranges nach Schneider
Leitsymptome nennt man die diagnostisch wegweisenden Symptome, z.B. Gedächtnisstörungen für hirnorganische Schädigungen oder eine bestimmte Art von Stimmenhören für Schizophrenie. Die Herausarbeitung solcher diagnostischen Leitsymptome geschah früher aufgrund klinischer Erfahrungen und heute aufgrund statistischer Befunde (z.B. Faktoranalysen)
Was versteht man unter akzessorischen Symptomen?
Zu den Leitsymptomen hinzu kommen in der Regel akzessorische Symptome d.h. zusätzliche Symptome, die aber keine diagnostischen Rückschlüsse erlauben, z.B. Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen oder gedrückte Stimmung, die man bei verschiedenen Störungen antrifft.
Definition: Syndrom
Das Syndrom ist das gleichzeitige Vorliegen verschiedener Symptome, somit ein Symptomkomplex. Synonym wird oft der Begriff "Symtomatik" verwendet
Bei einem Syndrom wird kein Entstehungsmodell mit beschrieben bzw. vorausgesetzt (im Gegensatz zur Störung). Es besteht also kein enger Zusammenhang zu einer bestimmten regelhaften Ursachenzuschreibung.
Definition: Diagnose
Die Diagnose ist in der Psychologie und der Medizin die genaue Zuordnung von Befunden - Symptomen und Syndromen - zu einem Störungsbegriff. Allgemein ausgedrückt handelt es sich bei der Diagnose um die Zuordnung von Phänomenen zu einer Kategorie
Eine Diagnose-Vergabe ist meist ein mehrstufiger Prozess des Erkennens, ein komplexer Entscheidungsprozess, in den verschiedene Informationen eingehen. Das Ziel des diagnostischen Entscheidungsprozesses ist die Zuordnung eines klinisch feststellbaren Erscheinungsbilds zu einer Diagnose im Sinne einer ursachen-zuschreibenden (= ätiopathogenetischen) Störungsbezeichnung