Modulabschlussprüfung

Ludwina Römisch

Ludwina Römisch

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 06.02.2013 / 16.10.2023
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Gegenstand der Personal- und Organisationspsychologie

Erleben und Verhalten des Menschen in Arbeit, Beruf und Organisation; Individuum in Verhaltens- Befindens- Leistungs- und Entwicklungszusammenhängen --> differentialpsychologisch

Was sind "relevante" interindividuelle Unterschiede bei der Anforderungsanalyse?

- interindividuelle Differenzen stehen direkt oder indirekt mit dem individuellen Arbeitshandeln in Zusammenhang

- Merkmale sind erfolgskritisch

- relevante Merkmale sind Anforderungen

Was ist eine Anforderungsanalyse?

- Prozess und Methoden der Informationsgewinnung über relevante Merkmale

- benötigt Analyse der Arbeitsaufgaben und -bedingungen

Für was müssen Anforderungen bekannt sein?

  • Personalplanung
  • Personalmarketing
  • Personalauswahl, Potenzialanalyse
  • Personalentwicklung, Laufbahnplanung
  • Personalbeurteilung
  • Vergütung

Weshalb Anforderungsanalyse?

ohne Anforderungsanalyse entfällt systematische und nachprüfbare Fundierung der Entscheidungsgrundlagen (DIN 33430)

Anforderungsbegriff

Leistungsvoraussetzungen einer Person, die zur erfolgreichen Bewältigung der mit einer bestimmten Stelle verbundenen Aufgaben benötigt werden

KSAO

  • K: Kenntnisse (Knowledge): Deklaratives und prozedurales Wissen; tacit knowledge
  • S: Fertigkeiten (skills): Grad der praktischen Beherrschung einer bestimmten Arbeitshandlung
  • A: Fähigkeiten (abilities): Potenziale zur Ausführung
  • O: Other Characteristics: Dispositionen, Persönlichkeitsmerkmale wie Eigenschaften, Interessen, Motive...

Fähigkeitstaxonomie nach Fleishman

  • Kognitive Fähigkeiten (verbal, Gedächtnis, Wahrnehmung...)
  • Psychomotorische Fähigkeiten (Feinmotorik, Bewegungskontrolle, Schnelligkeit...)
  • Physische Fähigkeiten (Stärke, Ausdauer, Balance...)
  • Sensorische Fähigkeiten (visuell, auditiv-sprachlich)

Methoden anforderungsanalytischer Verfahren

  • erfahrungsgeleitet-intuitiv
  • arbeitsplatzanalytisch-empirisch
  • personenbezogen-empirisch

Strategien der Anforderungsanalyse

  • worker-oriented job analysis
  • work-oriented job analysis
  • Bewertung der Aufgabenelemente
  • worker-traits inventories
  • CIT

Instrumente der Anforderungsanalyse

Position Analysis Questionnaire (PAQ)

  • worker-oriented
  • Einstufung der Arbeitselemente
  • Anforderungsprofil aus Einschätzungen der relevanten Personenmerkmal
  • gut, da praktikabel und rechtlich unproblematisch

Functional Job Analysis (FJA)

  • work-oriented
  • Zerlegung der Arbeitsaufgabe in Arbeitselemente
  • weiterer Schritt nötig für Anforderungsmerkmale

Fleishman Job Analysis System (F-JAS)

  • worker-traits inventory
  • Einschätzung der Stelle bzgl Anforderungen

NEO Job-Profiler

  • worker traits inventory
  • persönlichkeitseigenschaftsbezogen
  • Anforderungen hinsichtlich grundsätzlicher Relevanz

Methode der kritischen Ereignisse (CIT)

  • konkretes Geschehen --> Verhalten hat nachvollziehbar zu Erfolg/Misserfolg geführt

Alternativen zur traditionellen Anforderungsanalyse

  • Kompetenzmodelle (competency modelling)
  • Occupational Information Network (O*Net)
  • Validitätsgeneralisierung

Kompetenzmodelle (competency modelling)

  • Kompetenz.: inhaltlich definierte Anforderungen
  • "Kompetenzarchitektur" und Kompetenzverzeichnis
  • in HRM und Personalplanung
  • Kombination mit Anforderungsanalysen

Occupational Information Network

  • Datenbank beruflicher Anforderungen
  • synthetische Ableitung von Anforderungsprofilen für Personalauswahl oder Berufsberatung
  • zahlreiche Hinweise zur empirischen Bewährung

Validitätsgeneralisierung

  • bei Eignungsdiagnostik reichen metaanalytische Befunde oft aus, ebenso Trainingsbedarf
  • Akzeptanz und rechtliche Zulässigkeit?
  • kein Königsweg - kombinieren?

Rahmenkonzept zum Eintritt in die Organisation

  • Von Stellenausschreibung bis Stellenbesetzung
  • Attraktion und Selektion
  • Attraktion: Organisation (Personalmarketing); Bewerber (Selbstdarstellung)
  • Selektion: Bewerber (Organisationswahl); Organisation (Personalauswahl)

Was ist Personalmarketing?

  • Gewinnung und auch Bindung von MAs
  • Recruiting als Aufgabe vor Personalauswahl
  • von der Organisation initiierter Prozess, in dessen Verlauf Entscheidungen der Bewerber mit zunehmendem Bindungsgrad beeinflusst werden

5 Phasen Prozessmodell zum Eintritt in die Organisation (nach Moser & Zempel, 2004)

  1. potenzielle Bewerber
  2. tatsächliche Bewerber
  3. Aufrechterhaltung der Entscheidung zur Bewerbung
  4. Akzeptanz des Stellenangebots
  5. Verbleiben in der Organisation

ASA- Theorie

  • attraction, selection, attrition
  • Theorie der beidseitigen Entscheidungen über die Mitgliedschaft in Organisationen
  • Gravitation: auf wahrgenommener Passung beruhende wechselseitige Anziehungskraft
  • U=f(P,V) "The people make the place"
  • Homogenisierung: werden sich immer ähnlicher; Gefahr der Erstarrung

Arten des Person-Organisation-Fit

  • supplementärer Fit (Ähnlichkeit zwischen Person und Umwelt --> Homogenisierung)
  • komplementärer Fit (Bedürfnisse der einen Seite können durch Angebot der anderen Seite befriedigt werden)

Vier Formen der Passung

  • Person-Vocation-Fit (supplementär, Kongruenz von Person und Beruf)
  • Person-Organization-Fit (supplementär oder komplementär)
  • Person-Group-Fit (supplementär oder komplementär, Passung zw. Person und Arbeitsgruppe)
  • Person-Job-Fit (komplementär, Passung mit Merkmalen der Arbeitsaufgabe)

Messung von Fit

  • direkt (Einschätzung der Passung)
  • indirekt (Einschätzung der Merkmale, nachträgliche Prüfung der Übereinstimmung)

Metaanalyse Fit (Kristof-Brown, Zimmerman & Johnson, 2005)

  • klarer Zusammenhang P-J-Fit und Einstellungen bzw Verhaltensabsichten
  • moderater Zusammenhang mit Verhalten
  • P-O-Fit ähnlich (aber komplementärer Fit kaum Effekte)
  • positiver vs negativer Misfit

Möglichkeiten der Ansprache von Bewerbern (Rekrutierung)

  • Interne Ansprache (Gefahr von Loyalitätskonflikten und Rivalitäten, aber vertraut und Laufbahnplanung möglich)
  • Externe Ansprache (größerer Pool, Problem der Homogenisierung umgangen)
  • Formelle Ansprache
  • Informelle Ansprache

Rekrutierung Direktansprache

  • für hoch-qualifizierte und Führungspersonen
  • gezielte Identifikation und Abwerbung
  • wenig valide Methoden im Einsatz durch Beraterfirmen
  • teuer (halbes Jahresgehalt der Stellenbesetzung)

Rekrutierung E-recruitment

  • Online-Jobbörsen
  • Vorteile: Schnelligkeit, Erreichbarkeit
  • Nachteile: manche Gruppen nicht erreichbar, Datensicherheit
  • Potenzial: Verbindung mit screening

Rekrutierung Realistische Tätigkeitsvorschau

  • realistic job preview (RJP)
  • Korrektur unrealistischer Erwartungen
  • Förderung von Selbstselektion und Zufriedenheit
  • Reduktion von Fluktuation
  • moderat positive Wirkung

Organisationswahl

  • abhängig von Organisationsimage, Entgelthöhe (?), Organisationsattraktivität (harte vs weiche Faktoren)
  • Metaanalyse:
    • über Einstellungen vermittelt: wahrgenommener Fit, Einschätzung der eigenen Bewerbungschancen
    • über Verhaltensabsichten vermittelt: Merkmale von Arbeitsplatz und Organisation sowie des Rekrutierungsprozesses
    • CAVE: Laborstudie mit Studierenden
    • Alternative: policy capturing; Bewerbergruppen

Was ist Eignung?

Zusammenhang zwischen diagnostischen Aussagen und beruflichem Erleben und Verhalten

Grundlagen

  • Vertieftes Verständnis des Leistungskonstrukts
  • Ableitung relevanter Merkmale KSAO
  • Validierung

Modell Eignungsdiagnostik Binning & Barrett (1989)

  • Simulationsorientierte Eignungsdiagnostik über das Leistungskonstrukt
    • Ableitung messbarer Verhaltensindikatoren für Berufsleistung
    • Leistungsmessung (Kriterien)
    • direkte Umsetzung der Verhaltensindikatoren in die Simulation entsprechenden Verhaltens in Auswahlverfahren
  • Konstruktorientierte Eignunsdiagnostik
    • Leistungskonstrukt
    • Anforderungsanalytische Ableitung von KSAOs
    • Prädiktorkonstrukte (KSAO)
    • Umsetzung der abgeleiteten KSAOs in Messinstrumente
    • Prädiktormessung (Auswahlverfahren)
  • von Prädiktormessung auf Leistungskonstrukt: operationale Validität (aufgrund von Konstruktcharakter nicht direkt abschätzbar)
  • Prädiktorkonstrukte-Prädiktormessung: Konstruktvalidität (Übereinstimmung Konstrukt- und Messbereich der Prädiktoren)
  • Leistungsmessung-Prädiktormessung: kriterienbezogene Validierung (beste direkt beobachtbare Annäherung an die operationale Validität; dominiert in Eignungsdiagnostik)
  • Prädiktormessung auf Leistungskonstrukt: Schätzung der tatsächlichen operationalen Validität

Probleme kriterienbezogener Validierungsstudien und Möglichkeit zur Umgehung

  • Bewerberstichprobe zu klein
  • Kriteriendaten nur für Ausgewählte
  • Messbereich des Prädiktors künstlich eingeschränkt
  • Messung des Leistungskonstrukts nicht mit perfekter Reliabilität möglich
  • Umgehen: Validitätsgeneralisierung

Eignungsdiagnostische Instrumente

  • Verfahrenstypen
    • Konstruktorientiert (signs)
    • Simulationsorientiert (samples)
    • Biografieorientiert (history)
  • Auswahlphasen
    • Vorauswahl (screening)
    • Auswahl (selection)

Metaanalyse zur Validität eignungsdiagnostischer Verfahren

  • hohe Kriteriumsvaliditäten bei bspw Allgemeinen kognitiven Fähigkeitstests, Arbeitsproben oder strukturierten Einstellungsgesprächen
  • niedrige Kriteriumsvalidität bei Graphologie oder Interessen
  • wichtig: höhere inkrementelle Validität bei Prädiktoren die eigentlich geringere Kriteriumsvaliditäten haben (bspw Integrity Tests erhöhen die aufgeklärte Varianz deutlich)

Ergebnisse der Interviewforschung

  • physische Attraktivität hat großen Einfluss, am meisten auf Sympathiescore, aber auch auf Leistungsscore und Einstellungsempfehlung
  • relevante Gesprächsbereiche nicht vollständig abgedeckt
  • Form der Frage beeinflusst Antwort
  • Einstellung des Interviewers beeinflusst Interpretation der Antwort
  • negative Info hat stärkeren Einfluss als positive
  • sehr frühe Entscheidung in unstrukturierten Interviews

Möglichkeiten der Kontrolle im Interview

  • Systematisierung und Strukturierung
  • Trennung von Beobachtung und Beurteilung
  • Begrenztes Vertrauen in die Richtigkeit des eigenen Urteils
  • Abstimmung

Mögliche Fragen im Interview

  • Biographische Fragen
  • Strukturiertes Verhaltensbeschreibungs-Inventar (Bsp.: Projektarbeit)
  • Situative Fragen

Selbstdarstellungstechniken im Interview

  • Korrelation zwischen Urteil und Techniken
    • Erscheinung: großer Effekt
    • impression management: mittlerer Effekt
    • Verbales und nonverbales Verhalten: mittlerer Effekt
  • Einfluss verringert sich bei stärkerer Struktur
  • Interviewer schätzt Einflüsse stärker ein
  • Validität für Auswahlgespräche für Kriterium Studiennote: gering! geringe inkrementelle Zuwächse durch Interview

Verwendung von eignunsdiagnostischen Instrumenten in der Praxis

  • Einstellungsinterviews in allen Unternehmen (untersuchte)
  • in 50% zusätzlich AC, FBs, zusätzliche Referenzen
  • 20% planen AC, Testverfahren oder strukturierte Interviews
  • 19% planen olinegestützte Verfahren
  • davon 10% Online AC etc

Probleme der Leistungsmessung

Kriteriumsrelevanz, Kriteriumsdefizienz, Kriteriumskontamination