Pädagogische Psychologie PPJ03

VL03 - Lernen als Verhaltensänderung

VL03 - Lernen als Verhaltensänderung

Robert Gauss

Robert Gauss

Set of flashcards Details

Flashcards 12
Students 13
Language Deutsch
Category Educational Science
Level University
Created / Updated 22.05.2013 / 24.05.2021
Weblink
https://card2brain.ch/box/paedagogische_psychologie_ppj03
Embed
<iframe src="https://card2brain.ch/box/paedagogische_psychologie_ppj03/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Was ist Lernen aus verhaltenspsychologischer Sicht?

  • Lernen wird als Veränderung im Verhalten oder im Verhaltenspotential eines Organismus definiert und zwar in Bezug auf eine bestimmte Situation.
  • Zugrunde liegen wiederkehrende Erfahrungen des Organismus in der betrachteten Situation.
  • Im Idealfall führt Lernen zu stabilen Verhaltensveränderungen.

Welche Kernaussagen beinhaltet die Theorie des
klassisches Konditionieren (Pawlow/Watson)?

  • klassische Konditionierung baut auf einer bereits vorhandenen (z.B. angeborenen) Verknüpfung zwischen einem unkonditionierten Reiz und einer unkonditionierten Reaktion auf.
  • ein ursprünglich neutraler Reiz, der an sich lediglich eine unbestimmte Orientierungsreaktion hervorruft, wird dann durch „ausreichend häufiger Kombination mit einem unkonditionierten Reiz zu einem konditionierten Reiz […], indem er die annähernd gleiche (nun konditionierte) Reaktion hervorruft wie der unkonditionierte Reiz“
  • Watson => Behaviorismus (Lernen auf der Basis von Reiz-Reaktionskontingenzen)
  • klass. Kond. beschränkt sich auf das Schaffen neuer Verknüpfungen von bereits vorhandenen, elementaren Verhaltensmustern und Reflexen; folglich kann nichts grundsätzlich Neues erlernt werden.

Welche Kernaussagen beinhaltet die Theorie des Instrumentellen Lernens (Thorndike) bzw. des operante Konditionieren (Skinner)?

Instrumentelles Lernen

  • Organsimen aktiv
  • zeigen spontanes Verhalten, dass zu Erfahrungen mit bestimmten Effekten führt (Prinzip „trail and error“)
  • Gesetz des Effektes - Verknüpfung zwischen Reizsituation und Reaktion wird durch befriedigende Folgen verstärkt
  • Gesetz der Übung -Verknüpfung durch Wiederholung der Reaktion gestärkt.

Operantes Konditionieren

  • keine Annahmen mentaler Prozesse
  • operante Verhalten steht unter dem Einfluss der Konsequenzen des Verhaltens und nicht unter der Kontrolle vorausgegangener Reize
  • Regelkreis - gezeigtes Verhalten in bestimmter Situation hat für  Individuum bestimmte Konsequenz; diese bewirkt im Wiederholungsfall eine Verstärkung des Verhaltens in der gleichen Situation.
  • operante Konditionierung ist ein Prozess, in dem die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens in einer bestimmten Reizsituation durch Verstärkung erhöht wird.

Welche Kernaussagen beinhaltet die Theorie des Modelllernens (Bandura)?

=> Modelllernen ist ein Prozess, in dem ein Individuum die Kompetenz zur Ausführung von Handlungen durch die Beobachtung des Verhaltens anderer erwirbt.

  • die Erwartungen an die Konsequenzen einer Handlung sowie die Selbstwirksamskeitserfahrung stehen im Zentrum des Handelns
  • Erweiterung der behav. Theorien um sozial-kognitive Elemente
  • Kompetenzerwerb - beobachteten Verhaltensmuster werden im Gedächtnis gespeichert;  Verstärkung des Modells hat informative Funktion für den Lernenden
  • Performanz - tatsächliche Ausführung eines erlernten Verhaltens setzt Fähigkeit und Motivation dazu voraus; Verstärkung erhöht die Bereitschaft, das erlernte Verhalten zu zeigen

Worin unterscheidet sich die klassische von der operanten Konditionierung?

Klassische Konditionierung

  • Lernen als Schaffen von neuen Verknüpfungen von bereits vorhandenen Reiz-Reaktions-Verbindungen
  • Individuum reagiert direkt auf vorangehende, äußere Reize und beantwortet diese mit einer bestimmten Reaktion (‚respondentes Verhalten‘)

Operante Konditionierung

  • beruht auf spontanem Verhalten von Menschen und Tieren. ‚
  • Operantes Verhalten steht unter der Kontrolle der, aus dem Verhalten resultierenden Konsequenzen

Was sind positive und was sind negative Verstärker?

positiver Verstärkung  - Hinzufügen eines (angenehmen) Reizes (=positiver Verstärker), erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens.

negativer Verstärkung - Entfernen eines (unangenehmen) Reizes (=negativer Verstärker) erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens.

Premack-Prinzip - ein weniger attraktives Verhalten kann durch ein attraktiveres Verhalten verstärkt werden (Freizeitaktivität als Verstärker für Hausaufgaben)

Wie lässt sich der Aufbau von erwünschtem Verhalten aus verhaltenspsychologischer Sicht erklären?

  • Aufbau von erwünschtem Verhalten geschieht auf Basis der Verstärkung.
  • Zeigt SuS ein für LP positives Verhalten, so kann diese nach dem Prinzip der differentiellen Verstärkung dieses Verhalten loben oder anderweitig belohnen; dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Schüler dieses Verhalten erneut zeigt.
  • wünschenswert, dass Lernprozess in kleinen Schritten erfolgt (Prinzip der sukzessiven Annäherung). Werden bereits elementarste Schritte in die richtige Richtung auf die erwünschte Verhaltensweise belohnt, ist der Lerneffekt grösser als wenn nur das Endverhalten zählt und bei nicht vollständigem Erreichen des gewünschten Verhaltens getadelt wird.

Welche Möglichkeiten zur Veränderung von unerwünschtem Verhalten gibt es auf der Grundlage der operanten Konditionierung?

  • Extinktion - unerwünschtes Verhalten kann durch Nichtbeachtung gelöscht werden
  • gelingt in der Praxis nur schwer, da das unerwünschte Verhalten oft unbewusst verstärkt (z.B. Verstärkung durch Aufmerksamkeit) oder nicht konsequent ignoriert wird (intermittierende Verstärkung).
  • Bestrafung - hinzufügen eines aversiven Reizes
  • kann das unerwünschte Verhalten zwar unterdrücken, muss konsequent und unmittelbar angewendet werden; Bezug zu unerwünschtem Verhalten wichtig.
  • Bestrafung bewirkt nicht, dass erwünschtes Verhalten auftritt -> zusätzliche Maßnahmen: beabsichtigte Verhaltensänderungen wird explizit genannt; Bestrafung wird mit Verstärkung eines alternativen Verhaltens kombiniert, das mit unerwünschtem Verhalten nicht kompatibel ist.

Wie unterscheidet sich die Wirkung von Verstärkungsplänen (Verstärkungsmanagement) mit kontinuierlicher gegenüber intermittierender Verstärkung auf die Lerngeschwindigkeit und den Löschungswiderstand?

Kontinuierliche Verstärkung führt in kurzer Zeit zu einem maximalen Lernerfolg, der wesentlich größer ist, als der, durch intermittierende Verstärkung in derselben Zeit erzielte. Allerdings ist der Löschungswiderstand bei kontinuierlicher Verstärkung deutlich geringer als bei intermittierender Verstärkung, was dazu führt, dass das erlernte Verhalten schneller wieder gelöscht wird.

Vergleichen Sie die Wirkung von Strafen mit der Wirkung von Verstärkern

negativer Verstärker - Wegnahme eines (unangenehmen) Reizes, erhöht die Wahrscheinlichkeit des vorangegangenen Verhaltens

Bestrafung - führt hingegen zur Unterdrückung eines vorangegangenen Verhaltens und besteht im Hinzufügen eines neuen, aversiven Reizes oder der Wegnahme eines angenehmen Reizes.

Wie lässt sich Modelllernen pädagogisch nutzen?

Modelllernen lässt sich vor allem einsetzen, um allgemeine Erziehungsziele wie Hilfsbereitschaft (prosoziales Handeln), Autonomie und soziale Anpassung zu erreichen. Dabei wirken Eltern, Lehrer, Geschwister oder andere Bezugspersonen implizit als Vorbilder. Beispielsweise kann ein Schüler durch Loben eines bestimmten Verhaltens (Mithilfe beim Spendensammeln) zum Vorbild für seine Mitschüler werden.

Wo liegen die Grenzen der pädagogischen Verhaltensmodifikation?

  • Mensch reagiert als denkendes Wesen nicht nur blind auf äußere Reize und ist keine Reiz-Reaktions-Maschine
  • Erwartungen können auch direkt kommuniziert und befolgt werden, ohne dass es operantem Lernen bedarf
  • komplexe Zusammenhänge und Problemlösungsstrategien können nur schwer oder gar nicht mit den recht einfachen Regelzyklen erlernt werden
  • schnelles Vermitteln von Faktenwissen (Drill-and-Practice-Unterricht), aber wenig Beitrag zum Aufbau einer intelligenten Wissensbasis
  • intellektuelle Neugierde und Selbständigkeit werden nur schwach/kaum gefördert
  • Dominanz der extrinsischen Motivation von Verhalten bzw. Lernen (Notendruck, Probezeit etc.)