Molekulare Zellbiologie I (Stofftransport)
Molekulare Zellbiologie für das 2. Semester Medizin UZH
Molekulare Zellbiologie für das 2. Semester Medizin UZH
Kartei Details
Karten | 119 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Medizin |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 07.04.2016 / 01.06.2024 |
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extrazelluläre Ableitung
· Tungsten-Mikroelektroden (ø der Spitze ~1µm)
· Spannungskurve zeigt eine horizontalgespiegelte Spannungskurve einer intrazellulären Ableitung
Aktionspotential
· kurze Umpolarisierung der Membran (~1ms, Ausnahme: Ca2+-Aktionspotentiale)
· Ursache: spannungsabhängige Na+ - und K+ - Leitfähigkeiten
· Natriumströme: schnell / aktivieren explosionsartig / inaktivieren sehr schnell
· Kaliumströme: langsam / aktivieren verzögert / fördern Repolarisation / führen zu Nachhyperpolarisation
· zur Auslösung eines Aktionspotentials sind rund 10 mV Depolarisation notwendig*
· entsteht am Axonhügel (manchmal auch in den Dendriten)
· digitaler Charakter ("alles-oder-nichts")
· läuft unabgeschwächt entlang des Axons (= nicht-elektrotonische Ausbreitung)
· anschliessende Refraktärzeit (Zeit bis Na+-Kanäle erneut geöffnet werden können)
* Ausnahmen, bei denen ein einzelnes EPSP genügt um ein Aktionspotential auszulösen: neuromuskuläre Übertragungsstelle / Riesensynapse im Hirnstamm / Synapse zwischen Kletterfaserendigungen und Purkinje-Zell-Dendriten
Trennung der Ionenstromanteile
· Problem: Die gemessenen Ströme sind eine Überlagerung der einzelnen Ionenströme
· Lösungen (Hodgkin-Huxley-Modell):
· Ionensubstitution: Na+ wird aus der Lösung "entfernt" → INa = Itot - Iohne Na
· pharmakologisch: Blockierung der einzelnen Komponenten
Refraktärzeit
· bevor die Na+-Kanäle wieder öffnen können, muss die Membran wieder unter -50mV repolarisiert werden
· absolute Refraktärzeit: ~2ms / es kann kein neues Aktionspotential ausgelöst werden / Na+-Kanäle sind inaktiviert
· relative Refraktärzeit: ~1.5ms / höhere Reizstärke kann bereits wieder Aktionspotential auslösen (aber kleinere Amplitude)
Lernziele "Ionenkanäle und Nervenleitung"
weitere spannungsgesteuerte Ionenkanäle
· Calcium-Kanäle:
· entscheidend für die synaptische Übertragung
· Grundlage des Calcium-Aktionpotentials
· regulieren biochemische Pfade
· Chlorid-Kanäle:
· kontrollieren Ruhepotential und Erregbarkeit
· regulieren u.a. das Zellvolumen
Ausbreitung elektrischer Signale
· elektrotonische Ausbreitung
· passive "elektrische Kabel"
· nach 1λ (Membranlängskonstante*) ist die Spannung auf 37% abgefallen
→ schnelle Erregungsleitung, aber nur für kurze Strecken geeignet
· aktive Ausbreitung von Aktionspotentialen
· spannungsabhängige Ionenkanäle verstärken laufend das Signal
· ist das Axon myelinisiert, wird das Signal saltatorisch weitergeleitet
* nimmt wurzelförmig mit d, Rm und 1/Ri zu (Rm = Membranwiderstand, wird durch Myelinisierung erhöht)
saltatorische Aktionspotentialausbreitung
· in myelinisierten Axonen
· Myelinscheide ist jeweils nach ~1mm unterbrochen (Nodus / Knoten / Ranvier-Schnürring)
· an den Knoten befinden sich in hoher Dichte Na+-Kanäle und Na+/K+-ATPasen
· Geschwindigkeiten bis zu 120 m/s möglich (bei d ~20µm)
Nervenkrankheiten
· Multiple Sklerose (MS)
· entzündliche degenerative Erkrankung des ZNS (zweithäufigste neurologische Erkrankung)
· Abbau der Myelinscheiden und Schädigung der Axone
· Channelopathies (Ionenkanalkrankheiten)
· Hyper- oder Hypoerregbarkeit
· Mutationen in Genomen, die für Ionenkanäle kodieren (kann vererbt werden)
Lernziele "Synapsen"
Synapse
· Kontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen / einer Nerven- und einer Muskelzelle
· elektrische Synapsen:
· Gap Junctions (häufig zwischen Astrozyten oder Oligodendrozyten / Signalweiterleitung und Synchronisierung)
· bidirektionale oder unidirektionale Übertragung (meistens erregend, Depolarisation wird weitergeleitet)
· Übertragung kleinmolekularer Substanzen (< 1kDa / cAMP / IP3 / Ca2+)
· chemische Synapsen:
· wichtigste Transmitter:
· Acetylcholin (in neuromuskulären Endplatten / im vegetativen Nervensystem)
· Glutamat (erregend, im ZNS)
· GABA (hemmend, im ZNS)
· Glycin (hemmend, im Rückenmark)
Chemische Synapse im ZNS
· präsynaptische Endigung (bouton terminal) / Varikosität (en passant boutons)
· Ansammlung von synaptischen Bläschen (Vesikel / ø ~35nm)
· kernhaltig
· hell (clear) / S (spherical) / F (flat)
· small dense core (50nm) / large dense core (150nm)
· prä- und postsynaptische Membranen liegen ungefähr parallel
· synaptischer Spalt (~25nm) ist weiter als normaler ICR (~10nm)
synaptische Integration
· räumliche und zeitliche Summation der erregenden und hemmenden Nervenimpulse
· räumliche Summation: Summe der Potentiale, die gleichzeitig von mehreren Synapsen am Neuron eintreffen
· zeitliche Summation: Summe schnell hintereinander eintreffender Potentiale einer Synapse
· übersteigt die Summe der eintreffenden Potentiale einen Schwellenwert, wird ein Aktionpotential ausgelöst
· ein EPSP von Motoneuronen hat ~0.3 mV, aber für AP wird 10 mV Depolarisation benötigt → es braucht ~30 EPSP für AP
· Nettoeffekt ist abhängig von Ort, Grösse, Form und relativer Stärke der Synapse
· ZNS-Neurone können je nach Typ nur wenige oder mehrere Zehntausend synaptische Eingänge erhalten
präsynaptischer Vesikelzyklus
1. Budding (Entwicklung / Synthese)
2. Docking (Andocken)
3. Priming (Vorbereitung):
· Bildung des SNARE-Komplexes (Synaptobrevin der Vesikelmembran + SNAP-25 / Syntaxin der Plasmamebran)
· Tetanus- und Botulinumtoxin verhindern die Ausbildung eines SNARE-Komplexes
· Synaptotagmin (Ca2+-Sensor) stärkt bei einem Ca2+-Einstrom die Bindung des SNARE-Komplexes →
4. Fusion (Fusion / Freisetzung):
· damit die beiden Membranen miteinander fusionieren können, muss das Wasser dazwischen verdrängt werden
→ SNARE-Komplexe (synaptosome-associated protein receptor)
→ Sekretion des Neurotransmitters
5. Budding (Entwicklung):
· "kiss-and-stay": Vesikel wird nach Fusion nicht endozytiert
· "kiss-and-run": Vesikel wird nach Fusion endozytiert und nimmt wieder Neurotransmitter auf
· "endosomal recycling": Vesikel wird endozytiert und fusioniert mit dem Endosom
1. Wiederaufnahme des Vesikels mittels Clathrin-Mantel
2. Dynamin schnürt ummanteltes Vesikel ab
3. Clathrin-Mantel wird abgestossen und Vesikel wird recycled
Ablauf der synaptischen Übertragung
1. Präsynaptisches Aktionspotential → Öffnen der Ca2+ - Kanäle (0.3 ms)
2. Ca2+ - Einstrom → Vesikel fusionieren mit Plasmamembran (0.5 ms)
3. Exozytose → Neurotransmitter binden an postsynaptische Rezeptoren (0.4 ms)
4. EPSC (evoked postsynaptic current) → Summe der EPSCs lösen postsynaptisches Aktionspotential aus (0.1ms)
→ Total ca. 1.5ms
postsynaptische Potentiale
· Membranpotentialänderungen, die durch postsynaptische Transmitterbindung ausgelöst werden
· depolarisierend / hyperpolarisierend ≠ erregend / hemmend
· EPSPs (exzitatorisches postsynaptisches Potential)
· erregend (im ZNS Glutamat-erge Synapsen)
· Entstehung durch kurzzeitige Leitfähigkeitserhöhung für kleine Kationen wie Na+, K+ und z.T. Ca2+
· IPSPs (inhibitorisches postsynaptisches Potential)
· hemmend (im ZNS GABA-erge Synapsen)
· Entstehung durch kurzzeitige Leitfähigkeitserhöhung für Cl--Ionen*
· Umkehrpotentiale sind charakteristisch für PSP (Ruhemembranpotential: -65 mV)
· EPSP bei ~ 0 mV (ab > 0 mV → Hyperpolarisation / ab < -15 mV → Depolarisation)
· IPSP bei ~ -70 mV (ab > -70 mV → Hyperpolarisation / ab < -80 mV → Depolarisation)
* bei langsamen IPSP auch durch K+ Leitfähigkeiten via Aktivierung von GABA-Rezeptoren
Lernziele "Neurotransmission"
Stille Synapsen
· enthalten nur NMDA und keine AMPA Rezeptoren → können wegen dem Mg2+ - Block nicht selbst aktivieren
· Vorkommen: in unreifen Synapsen / vermutlich auch im adulten Gehirn
Exzitotoxizität
· Zellschädigung / Zelltod durch massiven Calcium-Einstrom
· verursacht durch Überaktivierung von NMDA-Rezeptoren
Glutamat
· ionisierte Form der L-Glutaminsäure (Glutamin → Phosphat-aktivierte Glutaminase → Glutamat)
· PAGase befindet sich in den Mitochondrien
· Gliazellen nehmen mittels Glu-Transportern (EAAT1-5) Glutamat auf und synthetisieren daraus Glutamin
· Hauptbestandteil der schnellen, erregenden, synaptischen Übertragung im ZNS
Ionotrope Glutamat-Rezeptoren (iGluR)
· bestehen aus 4 Untereinheiten (GluR1-7 → GluR2 bewirkt schlechte Ca2+-Permeabilität)
· jede UE besitzt nur 3 TMD, weil zweite TMD eine intramembr. Schlaufe bildet (andere ionotr. UE besitzen 4 TMD)
· es gibt 3 Arten (Liganden-aktivierte Kationen-Kanäle):
· NMDA:
· permeabel für Na+ / K+ / Ca2+ (besteht aus 2 NR1- und 2 NR2-Untereinheiten)
· öffnen und schliessen nur langsam → späte Phase des EPSP
· Liganden- und Spannungs-gesteuert → Koinzidenzdetektor bei gleichzeitiger prä- und postsynaptischer Aktivität
· bei Ruhepotential ist Öffnung des Kanals durch Mg2+ blockiert
· non-NMDA:
· AMPA: permeabel für Na+ / K+ (aber meistens nicht für Ca2+ / besteht aus verschiedenen Kombinationen aus GluR1-4)
· Kainat: meistens permeabel für Na+ / K+ / Ca2+
verminderte Ca2+-Permeabilität bewirkt lineare I-V-Kurve (z.B. wenn GluR2 vorhanden ist)
Metabotrope Glutamat-Rezeptoren (mGluR)
· weitverbreitet im Gehirn (prä- und postsynaptisch)
· besitzen 7 Transmembransegmente
· Glutamat-Bindungsstelle befindet sich in der N-terminalen, extrazellulären Domäne
· G-Protein-Kopplung im Gegensatz zu anderen metabotropen Rezeptoren v.a. über C-terminale Domäne
GABA
· wichtigster hemmender Transmitter im Gehirn (kommt v.a. in kleinen Interneuronen und Purkinjezellen vor)
· aber GABA ist nicht immer hemmend (fötal und 1. Woche postnatal wirkt GABA depolarisierend)
· Glutamat → GAD / Glutaminsäure-Decarboxylase → GABA (GABA-Synthese findet in der Präsynapse statt)
· GABA wird von den Gliazellen über GABA-Transporter aufgenommen (→ Inaktivierung)
Ionotrope GABAA-Rezeptoren
· aus 5 heteromeren Untereinheiten mit 4 TMD (N- und C- Terminus sind extrazellulär) / bildet Cl- - Kanal
· Barbiturate (Narcotica) und Benzodiazepine (Sedativa) verstärken GABA-Wirkung
Metabotrope GABAB-Rezeptoren
· Heterodimere (grosse Sequenzähnlichkeiten mit metabotropen Glutamat-Rezeptoren)
· prä- und postsynaptisch (präsynaptisch v.a. Hemmung der Transmitter-Freisetzung)
· GABA-Bindungsstelle liegt in der N-terminalen Domäne
Glycin
· wird mit vesikulären Transportern für GABA und Glycin transportiert
· Glycin-Rezeptoren bilden die wichtigsten inhibitorischen Rezeptoren des Rückenmarks
Glycin-Rezeptor
· nur ionotrope Glycin-Rezeptoren bekannt (ähnliche Struktur wie ionotroper GABAA-Rezeptor)
· enthält Cl- - Kanal
· Strychnin blockiert Rezeptor
Acetylcholin
· Cholin + Acetyl-CoA → Cholinacetyltransferase (ChAT) → Acetylcholin
· Acetylcholin → Acetylcholinesterase (AChE) → Cholin + Acetyl-CoA
(AChE ist Ziel von Kampfgiften → Dauerdepolarisation → Krämpfe → Lähmung)
· wichtigster Transmitter im vegetativen Nervensystem
· Transmitter an der neuromuskulären Übertragungsstelle
Acetylcholin-Rezeptoren
· ionotroper Rezeptor: nikotinischer ACh-Rezeptor (Pentamer)
· metabotroper Rezeptor: muscarinischer ACh-Rezeptor (v.a. im Gehrin / Atropin ist Antagonist)
nACh Rezeptor
· nikotinischer Acetylcholinrezeptor (in der postsynaptischen Membran)
· 5 Untereinheiten mit je 4 Transmembransegmenten (N- und C-Terminus liegen extrazellulär)
· ionotroper Rezeptor (2 Bindungsstellen für ACh)
· Ligand-gesteuerter Kanal (selektiv für Na+ / K+ / Ca2+ )
Catecholamine
· Dopamin / Noradrenalin / Adrenalin
· Tyrosin → Tyrosin-Hydroxylase (TH) → L-DOPA → aromatic amino acid decarboxylase (AADC) → Dopamin
· Dopamin → Dopamin-β-Hydroxylase → Noradrenalin
· Noradrenalin → Phenylethanolamin-N-Methyltransferase (PNMT) → Adrenalin
· Noradrenalin = Adrenalin ohne Methyl-Gruppe
· Kokain inhibiert Wiederaufnahme von Catecholaminen + Serotonin
· bei α-adrenergen Rezeptoren ist Noradrenalin besserer Agonist als Adrenalin (Phentolamin ist Antagonist)
· bei β-adrenergen Rezeptoren ist Adrenalin besserer Agonist als NA (β-Blocker / Propanolol ist Antagonist)
· Merkhilfe: Adrenalin-ABC: Adrenalin → Beta-Rezeptoren → cAMP
Dopamin-Rezeptoren
· D1-artige: D1 + D5 / Aktivierung der Adenylatzyklase
· D2-artige: D2 - D4 / Hemmung der Adenylatzyklase
· Dopamin-Mangel → Parkinson (L-DOPA-Therapie weil nur L-DOPA Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, Dopamin nicht)
Serotonin
· Serotonin = 5-Hydroxytryptamin (ähnlich wie Catecholamine)
· Tryptophan → Tryptophan-Hydroxylase → 5-Hydroxytryptophan → AADC → Serotonin
Serotonin-Rezeptoren
· ionotrop (→ Ionenkanäle) oder metabotrop
Lernziele "Axonaler Transport"
Axon
· leitet Impulse vom Zellkörper zu einem anderen Neuron
· enthält Mitochondrien / Microtubuli / Neurofibrillen / RNA / Proteine / Organellen
· entspringt dem Axonhügel (mit dem "initial segment")
· zwischen dem Axonhügel und dem "initial segment" wird meistens das AP ausgelöst → trigger zone
· Axoplasma / Axolemma
· vom Axon können seitlich Äste abzweigen ("collaterals")
· Axon endet in kleinen Fortsätzen, die Endknöpfchen (gefüllt mit Neurotransmittern) besitzen
anterograder und retrograder axonaler Transport
· anterograd (schnell):
· 50 - 500 mm pro Tag
· Vesikel / Organellen
· anterograd (langsam):
· 0.1 - 10 nm pro Tag
· lösliche Proteine / Enzyme / Cytoskelett ( Aktin / Clathrin / ... )
· retrograd (schnell):
· 200-500 mm pro Tag
· Lysosomen / Organellen / lösliche Proteine
Transportarten
· mittels Microtubuli: Kinesin + Dynein / für weite Transportdistanzen
· mittels Aktin: Myosin / für kurze Distanzen
· mittels der Membran: in Synapsen / Proteinsynthese, -modifikation / Membranrecycling