Meyer 2004

Lektürekartei zu Meyer, Hilbert: Was ist guter Unterricht? Berlin 2004. Kapitel 1-2.

Lektürekartei zu Meyer, Hilbert: Was ist guter Unterricht? Berlin 2004. Kapitel 1-2.

Judith Mathez

Judith Mathez

Kartei Details

Karten 59
Sprache Deutsch
Kategorie Pädagogik
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 21.06.2011 / 19.09.2015
Weblink
https://card2brain.ch/box/meyer_2004
Einbinden
<iframe src="https://card2brain.ch/box/meyer_2004/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Was gehört zur Mikromethodik?

Nur kurz, 1-2 Sekunden lange Lehr-Lern-Situationen. Ca. 1000 Stück, z.B. zeigen, vormachen, verrätseln, verlangsamen, beschleunigen, verkleinern, modellieren, dramatisieren, Impuls geben, verfremden, provozieren, ...

(S. 75f).

Forschungsergebnisse zum Gütekriterium "Methodenvielfalt"?

Kriterium ist nur mittelmässig relevant für guten Unterricht.

- Abschied vom Traum der optimalen Unterrichtsmethode

- Vorteil Direkte Instruktion: Wissensaneignung, fachliches Lernen

- Vorteil Offener Unterricht: Vermittlung von Methoden- und Sozialkompetenz

- Ein zuviel an Methodenvielfalt ist nicht möglich. Vorschlag: je 1/3 Lehrgänge, Projekte, Freiarbeit

- Keine Forschung zum Reichtum der Arbeitsergebnisse

- Gruppenunterricht: v.a. dort erfolgreich, von L nicht in den Prozess eingreift

- Hohe Effektivität kooperativer Lernformen (z.B. Werkstatt in Gruppen von 2-5 SuS)

- Lernen durch Lehren führt nachweislich zu Lernerfolg

(S. 74, 80-83).

Ratschläge zum Gütekriterium "Methodenvielfalt"?

- Persönliches Methodenrepertoire analysieren und schrittweise erweitern

- Neue Methoden am besten durch Teamteaching aneignen

- Lehrgänge, Projekt- und Freiarbeit ausbalancieren: je 1/3

- Plenums-, Gruppenunterricht und Einzelarbeit ausbalancieren

- Systematische Arbeit am Methodenrepertoire der SuS. Dabei kein isoliertes, sondern angewandtes Methodentraining

- Beispiele für kooperatives Lernen: Gruppenpuzzle, Gruppenrallye mit kollektiv bewerteter Klausur zur Eruierung der besten Gruppe

- Die Mischung macht's

(S. 83-85).

Definition des Gütekriteriums "Individuelles Fördern"?

Individuelles Fördern heisst, alle SuS

- die Chance zu geben, ihr motorisches, intellektuelles, emotionales und soziales Potenzial umfassend zu entwickeln

- sie dabei durch geeignete Massnahmen zu unterstützen durch die Gewähung ausreichender Lernzeit, durch spezifische Fördermethoden, durch angepasste Lernmittel und gegenenfalls durech Hilfestellungen weiterer Personen mit Spezialkompetenz

(S. 97).

Indikatoren des Gütekriteriums "Individuelles Fördern"?

- Die SuS arbeiten an unterschiedlichen Aufgaben und machen Fortschritte im Rahmen ihrer Möglichkeiten

- Vielfalt der Lehrbücher, Lernmaterialien, Arbeitshilfen nach Thema, Interesssenschwerpunkten und Leistungsvermögen

- SuS mit Lernschwierigkeiten erhalten zusätzliche Hilfe

- Metakognition für alle

- Regelmässige Lernschleifen -> Monitoring

- Sonderpädagogik: SuS mit Bedarf erhalten Lernstandsdiagnose, Förderplan

- Auszeit für SuS mit Bedarf, z.B. Konzentrationsinsel

- Leistungsstarke SuS: Arbeit an eigenen Schwerpunkten

- Individuelle, transparente Leistungsanforderungen je SuS

- DaZ, Sonderbetreuung Risikogruppen

- Kontakt zu Eltern bei wiederholtem Schwänzen

(S. 99).

Forschungsergebnisse zum Gütekriterium "Individuelles Fördern"?

In D Bedarf.

- Risikogruppen: Soziale Kopplung sehr hoch Abhängigkeit Schulerfolg von sozialer Herkunft, v.a. in D

- Optimal: hohe Diagnosekompetenz L und viele Strukturierungshilfen.

(S. 100f).

Innere Differenzierung des Unterrichts?

Zentrale Voraussetzung für individuelles Fördern.

Definition: alle Formen der zeitlich befristeten und/oder dauerhaften Aufteilung eines Lernverbands in arbeitsfähige Teilgruppen.

Ethischer Code (Hartmut von Hentig): Recht auf Gleichheit - Recht auf Differenz.

3 Differenzierungsformen:

- Personale Differenzierung nach Leistungsfähigkeit (homogen/heterogen), Kompetenzstufe, Förderbedarf, Geschlecht, Interesse

- Didaktische Differenzierung nach Zielen (homogen/differenziert), Inhalten (homogen/differenziert), Methodenkompetenz, Medienpräferenzen

- "Daddeln" im Schulalltag: zeitsparender, reibungsloser Ablauf: Zufall, nach Sitzplatz, Delegation an SuS, nach "Störpotenzial"

(S. 101-103).

Definition des Gütekriteriums "Intelligentes Üben"?

Übungsphasen des Unterrichts sind intelligent gestaltet,

1. wenn ausreichend oft und im richtigen Rhythmus geübt wird

2. wenn die Übungsaufgaben passgenau zum Lernstand formuliert sind

3. wenn die SuS Übekompetenz entwicklen und die richtigen Lernstrategien nutzen

4. wenn die L gezielte Hilfestellungen beim Üben geben.

Üben dient

- der Automatisierung des zuvor Gelernten (Bereitschaft und Kondition zum Pauken erforderlich)

- der Qualitätssteigerung/Vertiefung (Lernstrategien erforderlich)

- dem Transfer

Üben macht Spass, wenn

- freiwillig

- Spielräume für Selbsttätigkeit

- Übungserfolg unmittelbar und selbstkontrolliert

- sachliches Interesse am Lerngegenstand

(S. 104f).

Indikatoren des Gütekriteriums "Intelligentes Üben"?

- häufiges und kurzes Üben mit ausreichend Zeit

- gemeinsam vereinbarte, eingehaltene Regeln

- ruhige und konzentrierte Arbeitsatmosphäre

- wenige Unterrichtsstörungen

- Aufgabe ist klar. Bei Unklarheiten helfen MitSuS oder L

- Personen-, ziel, themen- oder methoden-, mediendifferenzierte Übungsaufträge

- ansprechende, selbsterklärende Übungsmaterialien, die eine Kontrolle des Lernerfolgs erlauben (allein/im Tandem)

- Übeutensilien vorhanden

- L beobachtet, gibt bei Bedarf fachliche Hilfestellungen

- Übungsleistungen und Hausarbeiten werden kontrollier und gewürdigt

Effekte:

- SuS festigen Fachwissen, setzen es im nachfolgenden Unterricht ein

- SuS machen Könnenserfahrungen, haben Erfolgserlebnisse

- SuS entwickeln Lernstrategien inkl. Transfer

- SuS entwickeln metakognitive Kompetenz

(S. 106f).

Forschungsergebnisse zum Gütekriterium "Intelligentes Üben"?

Üben ist ein didaktischer Prozess, kein psychologischer -> dünne Forschungslage. Reines Üben ist im Schulalltag marginal.

Aus der Forschung zum Textverstehen: 3 Lernstrategien:

1. Elaborationsstrategien helfen bei Ausarbeitung und Anreicherung neuen Wissens: Beispiel zu Sachverhalt, Bild/Analogon/Metapher zu Sachverhalt, Sachverhalt mit eigenen Worten fomulieren, Gegenteil/Widerspruch, Vernetzung

2. Reduktions- und Organisationsstrategien stellen Bezüge innerhalb des neu zu lernenden Inhalts. Oberbegriffe, Kategorien bilden, Arbeit mit Leitfragen, Mindmap, ...

3. Kontrollstrategien: führt Reduktionsstrategie zu plausiblen Ergebnissen?, Kontrollfragen ausdenken und Wissen überprüfen, Fehler selbst finden und korrigieren, Lerplanung überprüfen.

Anwendungsorientiertes Üben ist repetitivem Üben vorzuziehen.

(S. 107-110).

Ratschläge zum Gütekriterium "Intelligentes Üben"?

- Passgenaue Übungsaufgaben. Voraussetzung: gute Diagnosekompetenz von L, gutes Monitoring. 3-4 Leistungsgruppen. SuS wählen im Offenen Unterricht ihr Niveau selbst.

- Empfohlener Wiederholungsrhythmus: nach 15', 2h, 12h, 2d, 1w, 2w.

- Reduzierung der Stofffülle

- Kooperatives Lernen, z.B. Tandem-, Kleingruppenarbeit, Gruppenpuzzles, Lernstationnen

- Sinnstiftung: Üben als sinnvoll und bereichernd. SuS denken sich selbst Übungen aus. Übe-Festival einmal jährlich.

(S. 110-112).

Definition des Gütekriteriums "Transparente Leistungserwartungen"?

Definition Leistung

Traditionell: Leistung = Kenntnise + Leistungsvermögen + Anstrengung

Gerechter (mit Einbezug des L-Beitrags): Leistung = Lernangebot + Leistungsvermögen + Einsatz

Transparenz der Leistungserwartungen besteht darin,

1. den SuS ein an den gültigen Richtlinien oder an Bildungsstandards ausgerichtetes und ihrem Leistungsvermögen angepasstes Lernangebot zu machen

2. dieses Angebot verständlich zu kommunizieren und zum Gegenstand eines Arbeitsbündnisses zu machen

3. ihnen nach formellen und informellen Leistungskontrollen zügig Rückmeldungen zum Lernfortschritt zu geben.

3 Bezugsnormen der Beurteilung (sozial, kriteriumsorientiert, individuell, vgl. Sacher).

(S. 113-116).

Indikatoren des Gütekriteriums "Transparente Leistungserwartungen"?

- L bespricht Leistungserwartungen mit SuS

- Leistungsrückmeldungen erfolgen zügig, differenziert, für SuS gut verständlich

- SuS kennen Aufgabenstellung, haben Chance für Rückfragen

- SuS kennen Schwierigkeitsgrad der Aufgaben bzw. können diesen selbst abschätzen

- Verschiedene Formen der Leistungskontrolle. Für SuS transparent, welche wofür taugt

- Klausuren und Tests sind angekündigt

- Korrektur der Leistungserwartungen auf Basis von SuS-Feedback

- SuS bringen eigene Vorschläge zur Leistungskontrolle ein.

(S. 116f).

Forschungsergebnisse zum Gütekriterium "Transparente Leistungserwartungen"?

- Empirisch belegt: Transparente Leistungserwarungen erhöhen Lernerfolg.

- Zusammenhang von Leistung, Motivation, Interesse, Unterrichtsqualität

- Lerntempo beeinflusst Wahrnehmung von Leistungsansprüchen durch SuS

- Hoher Leistungsdruck und exzessives Kontrollieren behindern Lernen

- Beurteilungsfehler bei schulischen Leistungsbeurteilungen (vgl. Sacher)

- Alternative Formen der Leistungsbeurteilung (z.B. Sacher) sind noch nicht ausreichend erforscht.

(S. 117f).

Ratschläge zum Gütekriterium "Transparente Leistungserwartungen"?

Anspruch an Leistungsbeurteilungen: gerecht, förderorientiert, ermutigen, Weiterarbeit ermöglichen, auch Leistungsschwächeren ein realistisches Bild vermitteln (Sacher).

- Entmischen der Phasen von Leistungskontrolle und reine Lern- und Arbeitsphasen

- Rückmeldungen zügig

- Alternative Leistungskodumentation und -kontrolle nutzen, z.B. Lernentwicklungsberichte, Bewertungsgespräche mit SuS und Eltern, Beobachtungsbögen/Diagnosebögen zur Dokumentation von Kompetenzen und Defiziten, Arbeit mit Portfolios

- PISA-Ergebnis: Ohne Ziffernnoten und Zeugnisse und ohne Sitzenbleiben werden bessere Leistungsergebnisse erreicht als mit hohem Zensierniveau wie D

(S. 118f).

Definition des Gütekriteriums "Vorbereitete Umgebung"?

Klassen- und Fachräume sind unter folgenden Bedingungen "vorbereitete Umgebungen":

1. gute Ordnung

2. funktionale Einrichtung

3. brauchbares Lernwerkzeug

L und SuS

4. machen den Raum zu ihrem Eigentum

5. praktizieren eine effektive Raumregie

6. können erfolgreich arbeiten.

Terminologie übernommen von Maria Montessori.

Klassenraum (nicht L) als materialisiertes Curriculum des Unterrichts.

(S. 120-123).

Indikatoren des Gütekriteriums "Vorbereitete Umgebung"?

Gute Ordnung:

- gepflegt, aufgeräumt, Tafel geputzt

- SuS identifizieren sich mit ihrem Klassenraum, gehen sorgsam mit Materialien um, räumen ohne Aufforderung auf

- angemessener Lärmpegel, kein Rumgerenne

- L steht bei Frontalunterricht, zieht sich für Moderation zurück

Funktionale Einrichtung:

- Klar erkennbare und entsprechend genutzte Funktionsecken

- Ergnonomie

Lernwerkzeug

- schnell greifbar bzw. gut verstaut, je nach Nutzungsfrequenz

- fester Standort der Materialien. SuS verräumen unaufgefordert

- Arbeitsergebnisse ansprechend an Pinnwänden

- Technik funktioniert

(S. 123f).

Forschungsergebnisse zum Gütekriterium "Vorbereitete Umgebung"?

Wenig Forschung, unübersichtlich.

- These: positive Effekte auf SuS, u.a. weil hohe Berufszufriedenheit der L

- Rutter, Fend: gepflegter Zustand der Räume -> "erwünschtes SuS-Verhalten", hohe Leistungsanforderungen an SuS

- Kritik an Stilllegung der Körper im Unterricht

- Relevanz der Körpersprache von SuS und L

(S. 124f).

Ratschläge zum Gütekriterium "Vorbereitete Umgebung"?

- Reviere, Regeln, Rituale -> effektive Unterrichtsführung, Inbesitznahme des Klassenraums durch SuS und L. Alle SuS sollten "ihren Platz" haben.

(S. 125f).