Methoden der Sozialen Arbeit

Methoden, Soziale Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit, Gemeinwesenarbeit, TZI, KZG, Systematische Beratung, Case-Management

Methoden, Soziale Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit, Gemeinwesenarbeit, TZI, KZG, Systematische Beratung, Case-Management

Marcus Wagner

Marcus Wagner

Kartei Details

Karten 32
Sprache Deutsch
Kategorie Soziales
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 18.04.2015 / 08.10.2024
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Methoden

Definition "Methode"

Eine Methode ist ein auf ein Regelsystem aufbauendes Verfahren, dass zur Erlangung von wissenschaftlichen oder praktischen Erkenntnissen einer Sache dient.

Methoden

Anforderungen an eine Methode

Eine Methode muss:

  • beschreibbar und nachvollziehbar
  • lehr- und lernbar
  • überprüfbar
  • zielgerichtet
  • theoretisch und wissenschaftlich fundiert sein und
  • Aussagen zum konkreten Handlungsrahmen des Arbeitsfeldes und zu den Evaluationsergebnissen machen.

Methoden

Ziel und Aufgaben von Methoden

  • Methoden müssen die Frage beantworten, wie der Klient vom Ausgangspunkt zum erwünschten Ziel gelangt
  • Ziel ist die Veränderung/Verbesserung des Problems, im Idealfall die Lösung des Problems

Methoden

Eigenschaften von Methoden

  • gegenstandsbezogen
  • problembezogen
  • handlungsbezogen
  • praxisorientiert
  • entwicklungsbezogen

Methoden

Kompetenzen der Sozialen Arbeit

  • Individuelle und kommunikative Kompetenz
  • Instrumentelle Kompetenz
  • Reflexive Kompentenz
  • Soziale Kompetenz (Empathie, Rollendistanz, selbst stabil sein)

Methoden

Methodenentwicklung

  • Klassische Methoden - Einzel- und Gruppenarbeit
  • Professionalisierung - nicht mehr nur Methodentrias
  • Gesellschaftskritik - hat der Einzelne Schuld oder der Staat?
  • Therapeutisierung - Therapie in der Sozialen Arbeit
  • Ökonomisierung - heute: lebensweltorientierte Arbeit, ressourcenorientiert, effektiv und effizient
  • linear - einfaches Ursache- Wirkungsgefüge, rationales Denken
  • prozessual-systemisch - Situation lässt sich nicht auf eine Ursache zurückführen
  • sozial-ökologisch:
    • Empowerment
    • soziale Unterstützung
    • Case-Management

Methoden

Methodenentwicklung in Worten

Die Studentenbewegung in den 70er Jahren forderte klare Haltungen und Wertvorstellungen. Die Bedeutung lag auf traditionellen Methoden der Einzel- und Gruppenarbeit. Soziale Arbeit diente nicht als Therapie, der Fokus lag vielmehr auf der Problemdefinition und dem individuellen Leiden. Es herrschten Methoden die linearen Denkweisen unterlagen und es wurde defizitorientiert gearbeit. Es folgte ein Paradigmenwechsel und das systemische Modell mit individuumsorientiertem Ansatz und soziokulturellen Faktoren entstand.

Methoden

Konzepte in der Sozialen Arbeit

  • Empowerment
    • Fähigkeitsförderung
    • Hilfe zur Selbsthilfe
  • Soziale Unterstützung/soziale Netzwerke
    • Ressourcen darin offenlegen
  • Case-Management
    • organisatorisches Handlungskonzept

Methoden

Wissenselemente Sozialer Arbeit (Staub-Bernasconi)

  • Gegenstandswissen
    • Was ist los? Entstehung und Verlauf
  • Erklärungswissen
    • Warum ist das so? Was sind die Zusammenhänge?
  • Wertewissen
    • Woraufhin soll verändert werden?
  • Verfahrenswissen
    • Was ist zu tun? Arbeitsweisen der Sozialen Arbeit
  • Funktionswissen
    • Wie hat es funktioniert? Effektivität und Effizienz

Methoden

Werte, Haltungen und Ethik der Sozialen Arbeit

Berufliche Grundwerte:

  • Achtung vor der Individualität des Menschen
  • Offenheit und Verschwiegenheit
  • Vorurteilslosigkeit
  • Positive Erwartungshaltung (Ressourcenorientierung)
  • Authentizität
  • Vertrauen in die eigenen Methoden und Kompetenzen
  • Selbstkritik und Selbstreflexion

Berufliche Prinzipien:

  • Akzeptieren, wertschätzendes Annehmen
  • Individualisieren
  • Prinzip der Selbstbestimmung und Selbstverantwortung
  • Aktivierung des Klienten
  • Beobachtung der objektiven und subjektiven Realitäten des Betroffenen

--> bestimmen sozialarbeiterisches Handeln mit dem Ziel der "Hilfe zur Selbsthilfe"

Soziale Einzelfallhilfe

Merkmale der Soziale Einzelfallhilfe

  • richtet sich an das einzelne Individuum
  • Auseinandersetzung mit dem Einzelnen und seinen Ressourcen
  • Veränderungsabsichten richten sich an den Klienten
  • Selbstverantwortung des Klienten
  • helfende Beziehung als methodisches Instrument

--> Steigerung des Wohlbefindens in einer ausbalancierten Umwelt

Soziale Einzelfallhilfe

Elemente/Grundlagen der Sozialen Einzelfallhilfe

  • Ethische Rahmung
    • Akzeptieren
    • Kommunikation
    • Individualisierung
    • aktive Beteiligung
    • Vertraulichkeit
    • Selbstkontrolle des Sozialarbeiters
    • Professionalisierung des Sozialarbeiters
    • Kundenorientierung
    • Personenzentrierung
    • Bedarfsorientierung
    • Effizienzbasierung
    • Ethik der Achtsamkeit
  • Phasierung des Hilfeprozesses
    • Fallstudie/Anamnese/Analyse
      • Daten sammeln
      • Kontaktaufnahme und Beziehungsarbeit
    • soziale Diagnose
      • Daten werden ausgewertet und bewertet
      • Filtern anhand von Normen und Kriterien
    • Beratung
      • unterstützen, vermitteln, beraten
      • Möglichkeiten und Alternativen aufzeigen
  • Kommunikation

Soziale Einzelfallhilfe

Konzepte/Ansätze der Sozialen Einzelfallhilfe

  • psycho-sozialer Ansatz
    • beruht auf Ganzheitlichkeit
    • betrachtet den Klienten in seiner spezifischen Lebenssituation
    • Ziel: Natur des Problems erkennen
  • funktionaler Ansatz
    • individuelle therapeutische Zuwendung
    • Stärkung des subjektiven Wachstums/Wiedererwerb von Kompetenzen
    • Kraft und Veränderung liegt im Klienten selbst
  • problemorientierter Ansatz
    • Leben ist ein problematischer Prozess
    • Bedarf hängt von den individuellen Bewältigungskompetenzen ab
    • Motivierung und Befähigung des Klienten zur besseren Erschließung der vorhandenen Ressourcen

Soziale Einzelfallhilfe

Kritik an der Soziale Einzelfallhilfe

  • gesellschaftliche Verursachung von Notlagen werden vernachlässigt
  • Hilfeprogramme sind oft nicht an die Lebenswirklichkeit angepasst
  • Inhaltliche Ausgestaltung des methodischen Dreischritts
    • Datenerhebung erhöht die Macht des Sozialarbeiters
    • kontinuierliche Kommunikation findet oft nur erschwert statt
  • Zentrierung auf den Klienten vermittelt ihm das Gefühl "schuld" zu sein

Soziale Einzelfallhilfe

Unterschiede zwischen Beratung und Behandlung/Therapie

                               

 

 

Soziale Gruppenarbeit

Vorteile der Sozialen Gruppenarbeit

  • Lösung mitmenschlicher Konflikte
  • Fähigkeit zur Empathie
  • Differenzierte Wahrnehmung
  • Unmittelbare Rückmeldung
  • Gruppenzusammenhalt
  • Orientierung
  • Ausweitung von Wissen
  • Leistungsfähigkeit
  • Erreichbare Vorbilder
  • Wechslende Standpunkte

Soziale Gruppenarbeit

Phasierung der Sozialen Gruppenarbeit

  • Orientierung
    • vertraut werden, Kennenlernen, Werte und Normen entwickeln
  • Positionskampf und Rolle
    • Rollen entstehen und müssen besetzt werden (z.B. Clown, Alphatier etc.)
  • Vertautheit und Intimität
    • Lebensgeschichten und Emotionen werden geteilt
  • Differenzierung
    • Effiziente Zielerarbeitung findet statt
  • Trennung und Ablösung
    • es kommt häufig zu Rückschlägen aus Angst, die Gruppe zu verlassen und das Leben alleine managen zu müssen
    • sorgfältige Vorbereitung (3-4 Wochen) nötig

Soziale Gruppenarbeit

Bedingungen für das Funktionieren einer Gruppe

  • Kohäsion
    • Zusammenhalt, "Wir-Gefühl"
  • Offenheit und Vertrauen
    • Informationen werden nur bei Vertrauen preisgegeben
    • Öffnung nur bei Vertrauen möglich
  • Kooperative Arbeitshaltung
    • jeder muss etwas beitragen

Soziale Gemeinwesenarbeit

Aufgaben und Ziele der GWA

  • Lernen öffentlicher Interessenwahrnehmung durch solidarische Aktionen
  • Veränderung von Entscheidungsstrukturen, Demokratisierung
  • Politisches Lernen durch kollektive Erfahrung an Konflikten
  • Angehen struktureller Problemlösungen
  • Einsicht in Problemzusammenhänge statt Stigmatisierung
  • Vernetzung von Betroffenen und Professionellen
  • Kooperation und Koordination
  • Einwirkung auf Instituitionen

Soziale Gruppenarbeit

Formen der Sozialen GWA

  • Wohlfahrtsstaatliche GWA
    • Gesellschaft ist in Ordnung/akzeptiert, jedoch optimierbar
  • Interaktive GWA
    • wegen fehlender Kompetenzen der Individuen --> Bildungsförderung
  • Aggressive GWA
    • fundamentale Strukturkritik; Struktur muss geändert werden
  • Katalytische-aktive GWA
    • Pilotprojekte einzelner Gruppierungen in Ablösung von der aggressiven GWA

heute vorherrschend: Sozialraumorientierte GWA

Soziale Gruppenarbeit

Methoden der Sozialen GWA

  • Milieuarbeit
    • Ressourcen sollen durch Vernetzung der Menschen/Gruppen miteinander verknüpft werden
    • Netz sozialer Unterstützung
  • stadtteilbezogene GWA
    • zum Beispiel Versammlungen, Straßenfeste, Stadtteilzeitschriften
  • Quartiersmanagement
    • Integrations- und Kompetenzförderung benachteiligter Gruppen (z.B. türkisches Sprachcafé)

TZI - Themenzentrierte Interaktion (Ruth Cohn)

3 Axiome

  • anthropologisches Axiom
    • Ganzheitlichkeit des Menschen
  • pragmatisch-politisches Axiom
    • Mensch ist gleichzeitig frei und unfrei
  • ethisch-religiöses Axiom
    • respektvoller Umgang mit anderen

TZI

Regeln in der Gruppe

  • sei dein eigener Chairman
  • Störungen haben Vorrang
  • Vertritt dich selbst in deinen Aussagen
  • stell keine Fragen, außer du erläuterst deren Hintergrund
  • Seitengespräche haben Vorrang
  • es spricht nur einer zur gleichen Zeit
  • sei authentisch in deiner Kommunikation
  • beachte Körpersignale
  • keine Interpretationen von Verhalten; sprich daüber was du beobachtet hast

TZI

Aufgaben der TZI

  • stärkende Effekte sollen in den Alltag integriert werden
  • Thema wird in der Gruppe behandelt, woran der Einzelne wachsen kann
  • Balance zwischen
    • ICH (einzelne Person und ihr Anliegen)
    • WIR (Gruppe) und
    • ESITHEMA (Aufgabe und Ziel der Gruppe) halten.

Klientzentrierte Gesprächsführung nach Rogers

Grundlagen der Persönlichkeitstheorie

  • Aktualisierungstendenz
  • Selbstkonzept
  • Subjektive Wahrnehmung
  • Kongruenz zwischen Selbst und Erfahrung
  • Anpassung an die lebensweltlichen Erfahrungen

--> Ziel des beratenden Prozesses:

  • Selbstheilungskräfte des Klienten fördern

Klientzentrierte Gesprächsführung

2 Grundprinzipien

  • Beratung erfolgt nicht direktiv
    • Klient braucht Raum zur Selbstexploration, um sich mit seinen Zielen und Wünschen auseinanderzusetzen
  • Person und nicht das Problem steht im Zentrum
    • Ziel ist es nicht, ein bestimmtes Problem zu lösen, sondern dem Klienten zu helfen, sich so zu entwickeln, dass er mit Problemen besser umgehen kann

Klientzentrierte Gesprächsführung

3 fundamentale Haltungen

  • Positive Wertschätzung und emotionale Wärme
    • Akzeptanz ist nicht an Bedingungen geknüpft
  • Echtheit
    • keine Rolle spielen
  • einfühlendes Verstehen
    • Empathie
    • zuhören und zuschauen
    • den Klienten spiegeln

Systemische Beratung

Vertändnis von Systemen

  • alle Systeme streben nach Selbsterhaltung und nach so wenig Veränderung wie möglich - Morphostase
  • gleichzeitig muss sich das System ständig an eine sich ändernde Umwelt anpassen und sich verändern - Morphogenese --> dies verursacht Zwiespälte
  • der Mensch befindet sich in unendlich vielen Systemen --> deswegen Komplexitätsreduzierung
  • es gibt kein schuldhaftes, böses oder gutes Verhalten - nur gezeigtes Verhalten, das immer sinnvoll ist
  • Indexpatient (Symptomträger) muss entlastet werden; welchen Sinn hat das Verhalten des Indexpatienten für das System?

Systemische Beratung

Aufgaben der Systemischen Beratung

  • dem Klienten helfen, sich stabil in einem System bewegen zu können oder es zu verändern/zu verlassen
  • dem Klienten zu einer kongruenten Kommunikation zu verhelfen
  • der Klient trägt alles, was er dazu braucht um in einem System zurecht zu kommen, bereits in sich - der Berater hilft bei der Aktivierung dieser Ressourcen

Case-Management

Entstehung des Case-Management

  • kontinuirliche Entwicklung der Profession
    • Ziel: Qualitätsverbesserung
      • Qualitätskriterien: Struktur, Prozess, Ergebnis
  • Case-Management als Antwort auf das Abweichen dieser Qualitätskriterien
  • Case-Management ist keine eigene Methode sondern ein Handlungskonzept/Organisationskonzept

Case-Management

Kriterien des Case-Management

  • Anwendung in der Einzelfallhilfe
  • Ökologische Sozialarbeit
  • Effektivität
  • Effizienz
  • Ressourcenorientierung
  • fachliches, professionelles Handeln
  • Rolle als Kunde (Miteinbezug, Beteiligungsverpflichtung)
  • Sozialarbeiter als Dienstleister
  • Miteinbeziehen in die zielgerichteten Ablaufprozesse

Case-Management

Fallführung/Phasierung des Case-Management

  • Kontaktaufnahme (Engagement)
  • Bedarfsermittlung (Assessment)
  • Serviceplanung (Planing)
  • Kontraktmanagement (Intervention)
  • Controlling-Modifikation (Monitoring) - eventuelles Re-Assessment
  • Auswertung (Evaluation)
  • Beendigung