M7 Einführung in die Persönlichkeitspsychologie

Kapitel 2, Kurze Geschichte der Persönlichkeitspsychologie

Kapitel 2, Kurze Geschichte der Persönlichkeitspsychologie


Kartei Details

Karten 133
Lernende 10
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 20.11.2011 / 17.05.2024
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Wie alt ist die Geschichte der heutigen empirischen Persönlichkeitspsychologie?

150 Jahre

Wie lässt sich die Geschichte der heutigen Persönlichkeitspsychologie verstehen?

Als Entwicklung von Paradigmen

Wie lautet die Definition des Wissenschaftsparadigmas ( Kuhn 1967)?

Ein Wissenschaftsparadigma ist ein einigermaßen zusammenhängendes, von vielen Wissenschaftlern geteiltes Bündel aus theoretischen Leitsätzen, Fragestellungen und Methoden, das längere historische Perioden in der Entwicklung einer Wissenschaft überdauert.

Welche Paradigmen dominieren die heutige empirische Persönlichkeitspsychologie?

1. Eigenschaftsparadigma

2. Informationsverarbeitungsparadigma

3. Dynamisch- interaktionistisches Paradigma

4. Neurowissenschaftliches Paradigma

5. Molekulargenetisches Paradigma

6. Evolutionspsychologisches Paradigma

Wie entwickelten sich die Paradigmen, die die heutige Persönlichkeitspsychologie dominieren?

Sie entwickelten sich teils unabhängig voneinander, aber es gab auch zahlreiche Querverweise

Was steht bei der differentiellen Sichtweise der Psycholgie im Mittelpunkt?

Differenzen von Personen stehen im Mittelpunkt der Betrachtung. Es werden individuelle Eigenschaften mit einer Referenzpopulation verglichen.

Was steht bei der Allgemeinen Psychologie im Mittelpunkt?

Sie beschäftigt sich mit durchschnittlichen Personen, um so allgemeine Gesetzmäßigkeiten des Erlebens und Verhaltens aufzudecken.

Wie kann man der Individualität einer Person gerecht werden, wenn man nur Unterschiede zwischen Personen betrachtet?

1. Die Individualität einer Person wird nur im Vergleich mit einer Referenzpopulation deutlich.

2. je mehr Egenschaften zur Bechreibung der Individualität herangezogen werden, desto differenzierter ist die Beschreibung

Was ist ein Persönlichkeitsprofil?

Es beschreibt die Persönlichkeit durch viele verschiedene Eigenschaften und deren Ausprägungen.

Wie wird im Eigenschaftsparadigma die Individualität einer Person erfasst.

Durch die Betrachtung vieler unterschiedlicher Eigenschaften

Wie wird im Eigenschaftsparadigma die Individualität einer Person erfasst.

Durch die Betrachtung vieler unterschiedlicher Eigenschaften

Welche verschiedenen Disziplinen der Differentiellen Psychologie gibt es nach Stern (1911)?

1. Variationsforschung

2. Korrelationsforschung

3. Psychographie

4. Komparationsforschung

Was untersucht die Variationaforschung?

Sie untersucht EIN Merkmal an VIELEN Individuen

Was untersucht die Korrelationsforschung nach Stern?

Sie untersucht zwei oder mehrere Merkmale an vielen Individuen.

Es wird untersucht, ob es Zusammenhänge zwischen Eigenschaften gibt ( blond &blöd)

Was untersucht die Psychographie?

Sie untersucht EINE Individualität in Bezug auf viele Merkmale

Was untersucht die Komparationsforschung nach Stern?

Sie untersucht zwei oder mehrere Individualitäten in Bezug auf viele Merkmale.

Von wem und wie wurden schon vor Stern Grundlagen zur Messung von Eigenschaftsunterschieden geschaffen?

Francis Galton (1822-1911), ein Vetter von Darwin, beschäftigt sich erstmals mit der Messung von Eigenschaftsunterschieden auf der Grundlage von Gedächtnisleistungen und Wahrnehmungsschwellen.

Alfred Binet (1857-1911) hatte 1905 den ersten Intelligenztest entwickelt, um die Einweisung in die Sonderschule auf eine objektivere Grundlage zu stellen

Wodurch hat Stern (1911) die methodische Grundlage für das Eigenschaftsparadigma gelegt?

Mit den "Vier Disziplinen der Differentiellen Psychologie" verbindet er :

- die Variablenorientierte Sichtweise auf die Variantion eines Merkmals innerhalb einer Bezugsgruppe

- die personenorientierte Sichtweise auf die Variation vieler Merkmale innerhalb einer Person

Welche Schwachstelle hat Sterns Schema?

Er ignoriert, dass Merkmale zeitlich stabil sein sollen.

Wie wurde das Problem aus Sterns Schema gelöst?

Das Schema musste um eine dritte zeitliche Dimension erweitert werden.

Die tat Raymond Cattell 1946 mit seinem Kovariatiinswürfel ( covariation Chart) durch die Dimension "Messgelegenheiten"

In welchem Fall bleibt die Persönlichkeit gleich, obwohl sich die Ausprägung eines Merkmals geändert hat (Kovariatiinswürfel nach Cattell) ?

Die Persönlichkeit bleibt gleich, wenn sich alle Personen in einer Eigenschaft in gleicher Weise ändern.

Was versteht Cattell unter den Begriff "Messgelegenheit"?

Er verstand darunter Wiederholungen der Merkmalsmessung mit demselben oder einem sehr ähnlichen Messverfahren.

Beispiel:

- Wiederholung eines Intelligenztests nach einem Monat

- Messung desselben Merkmals durch zwei möglichst ähnliche Testformen.

Was wird durchgeführt, wenn man unter einer Messgelegenheit eine Messwiederholung mit einem identischen oder sehr ähnlichen Messverfahren nach einem großen zeitlichen Abstand (5, 10 oder 50 Jahre) bei derselben Person versteht?

Es wird eine Längsschnittstudie durchgeführt. Es ist die Grundlage für die Untersuchung der Persönlichkeitsentwicklung.

Wie wird eine Längsschnittstudie durchgeführt?

Persönlichkeitsprofile vieler Personen derselben Kohorte ( desselben Geburtsjahrgangs) in großem zeitlichen Abstand erhoben. Die Persönlichkeit ist stabil geblieben, wenn bei fast allen Personen die Profile sehr ähnlich ausfallen.

Wie kann man die langfristige Stabilität von Eigenschaften untersuchen?

Man erhebt in einer Längsschnittstudie eine Persönlichkeitseigenschaft bei vielen Personen, derselben Kohorte in großem zeitlichen Zustand. Die Eigenschaft ist stabil, wenn die Eigenschaftsunterschiede zwischen den Personen sehr ähnlich sind.

Was entsteht, wenn man Messgelegenheit als Messwiederholung mit einem identischen oder sehr ähnlichen Messverfahren in unterschiedlichen Situationen versteht?

Es entsteht eine Untersuchung zur transsituativen Konsistenz von Eigenschaften: ob die Unterschiede von Personen in der interessierenden Eigenschaft ähnlich sind zwischen den Situationen.

Zu welchem Ergebnis kamen Hartshorne und May (1928) als sie die transsituative Konsistenz von Ehrlichkeit bei Schülern untersuchten?

Aus Ehrlichkeit in einer Situation ließ sich die Ehrlchkeit in einer anderen Situation kaum besser als der Zufall vorhersagen.

Wie erklärte Gordon Allport die niedrige Transsituative Konsistenz?

Die selbe Verhaltensregelmäßigkeit ist in verschiedenen Situationen durch jeweils mehrere individuell relevante Eigenschaften bedingt.

Warum war Allports Erklärung zur niedrigen transsituativen Konsistenz unpraktikabel?

weil sie offen ließ, wie die individuell relevanten Eigenschaften jeweils bestimmt werden sollten.

Wer löste die Konsistenzdebatte aus?

Walter Mischel

Worum ging es in der Konsistenzdebatte?

- Kann es überhaupt Persönlichkeitseigenschaften geben, obwohl das Verhalten stark situationsabhängig ist.

Interpretation: das Konzept der Persönlichkeitseigenschaft und der Persönlichkeit sei eine Fiktion der Alltagspsychologie und habe in der Wissenschaft keinen Platz.

Auf welchem Fehlschluß beruht Mischels Konsistenzdebatte?

Verhalten kann stark situationsabhängig sein, aber dennoch kann die hierfür verantwortliche Eigenschaft transsituativ hoch konsistent sein, nämlich dann, wenn die Rangfolge der Personen innerhalb aller Situationen ähnlich ausfällt.

Was zeigten Mischel und Shoda 1994 in einer umfangreichen Studie?

Trotz niedriger transsituativer Konsistenz können zeitstabile individuelle Situationsprofile bestehen, die als zeitstabile Eigenschaften aufgefasst werden können.

Was entsteht, wenn man Messgelegenheit im Kovarianzwürfel als Messwiederholung in Bezug auf unterschiedliche Reaktionen versteht?

Es handelt sich dann um Untersuchungen zur Reaktionskohärenz von Eigenschaften: ob die Personenunterschiede in der interessierenden Eigenschaft ähnlich sind zwischen den verschiedenen Reaktionen.

Beispiel: wenn eine Person in verschiedenen Stressindikatoren ähnlich starken Sterss zeigt.

Was zeigte Laceys (1950) Untersuchungen zur physiologischen Stressaktion?

Die Reaktionskohärenz physiologischer Stressreaktionen ( Herzrate, Blutdruck, Schwitzen) warf ein ähnliches Problem auf wie die transsituative Konsistenz: sie war nahe zu Null, niedriger als erwartet.

Wie wurde die niedrige Reaktionskohärenz physiologischer Stressreaktionen erklärt?

Durch Einführung der individuellen Reaktionshierarchie: Es gibt zeitstabile individualtypische Reaktionsprofile ( ähnlich wie es individualtypische Situationsprofile gibt), die als zeitstabile Eigenschaften aufgefasst werden können.

Womit befasst sich das Informationsverarbeitungsparadigma?

Das Informationsverarbeitungsparadigma befasst sich mit der Informationsverarbeitung im Nervensystem inkl. Gehirn.

Wie funktioniert die Informationsverarbeitung im Nervensystem, so dass daraus Erleben und Verhalten wird?

Das Nervensystem empfängt über Sinnesorgane Reize aus der Umwelt und dem eigenen Körper, wandelt sie in andere Informationen um, die Teilweise bewusst werden ( Erleben),

Und überträgt sie vor allem über motorische Aktivität auf die Umwelt (Verhalten).

Dabei nutzen diese Prozesse Informationen, die die aktuelle Situation überdauern (Gedächtnisinhalte)

Worauf beruhen Persönlichkeitsdispositionen nach diesem Paradigma?

1. Individualtypischen, zeitlich stabilen Parametern, informationsverarbeitende Prozesse, z.b. Schnelligkeit, Schwelle der Auslösung oder Intensität einer Reaktion, Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses.

2. Individualtypische Gedächtnisinhalte im ( zeitlich stabilen) Langzeitgedächtnis.

Wo findet das Informationsverarbeitungsparadigma Anwendung?

In der Temperamentsforschung, Motivationsforschung und Selbstkonzeptforschung.