M7 Diagnostische Verfahren: Interview und Beobachtung
Kapitel 2: Zur Komplexität des Interviews
Kapitel 2: Zur Komplexität des Interviews
Kartei Details
Karten | 16 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 18.11.2011 / 25.05.2016 |
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Was sind Interviews aus kognitionspsychologischer Perspektive?
Sie sind Informationsverarbeitungsprozesse, die von Erwartungen, Emotionen und Motiven begleitet werden.
Wie lassen sich Emotionen, die während des Interviews aufkommen, erklären?
Tiefenpsychologisch: Konzept der Übertragung / Gegenübertragung
Sozial-kognitiv (Susan Andrson, Serena Chen, 2007)
Sozial-kognitiv: gespeicherte Repräsentationen von positiv oder negativ konnotierten , Signifikanten anderen werden aktiviert, wenn wir einer Person begeben, die der Repräsentation ähnelt.
Welche Bedürfnisse spielen auf motivaler Ebene im Interview eine Rolle.
- Das Bedürfnis nach Kontrolle und Komplexitätsreduktion ( Einschätzung, ob die Interviewsituation/ der Interviewer bedrohlich/ angenehm, vertrauenswürdig / undurchschaubar, transparent/intransparent ist)
- Selbstdarstellungsmotive ( guten Eindruck machen,kompetent, sympathisch wirken. Besonders wenn Interviewer anderes Geschlecht ist)
- Selbstwertregulation ( sich nicht blamieren wollen)
- Interesse am Thema
- altruistische Motive ( dem Interviewer helfen wollen)
- Machtmotivation
Wie lässt sich ein Interview aus Lernpsychologischer Perspektive beschreiben?
Das Interview lässt sich als ein Prozess der wechselseitigen Verstärkung beschreiben, der aber vor allem vom Interviewer gesteuert werden sollte.
Welche verbalen und nonverbalen Verstärker gibt es in einem Interview ?
Blickkontakt, Nicken, zustimmendes Mmmmh, zugewandte Körperhaltung
Welche abwehrenden nonverbalen Signale gibt es in einem Interview?
wegschauen, Arme verschränken, sich zurücklehnen
Was stellte sich in einer Studie von Dougherty, Turban und Callender (1994) zum Thema nonverbalen Signale in Interviews heraus?
Es stellte sich heraus, dass sich nonverbalen Signale, die ein Interviewer aufgrund seines ersten Eindrucks initiierte, auch zu korrespondierenden nonverbalen Signalen aufseiten des Interviewten führten.
Um welche Prozesse geht es hauptsächlich, wenn Interviews vor dem Hintergrund verschiedener sozialpsychologischer Konzepte und Theorien analysiert werden?
es geht hauptsächlich um soziale Wahrnehmungs- und Beurteilungsprozesse.
Zu welchen Prozessen kann es kommen, wenn sich im Interview die beteiligten Personen zum ersten mal begegnen?
- Ersteindrucksprozesse
- Stereotypisierungsprozesse
- Kategorisierungsprozesse
Zu welchen Ergebnissen kam Haunberger (2006) als er untersuchte, ob soziodemografische Merkmale Einfluss aus das Antwortverhalten im Interview haben können?
1. In einem standardisierten Interview erhielten ältere Interviewer auf die Frage, an wie vielen Tagen in der Woche der Befragte politische Berichte in Zeitungen lese, eher die Antworrt "häufiger" als jüngere Interviewer.
2. Auf die heikel gewertete Frage nach dem Einkommen verweigerten Befragte die Antwort eher, wenn sie von einer InterviewerIN und von Interviewern mit höherem Bildungsstand gestellt wurde.
Zu welchen Prozessen kommt es, wenn die am Interview beteiligten Personen automatisch Erklärungen generieren, warum sich der Gegenüber so verhält, wie er sich verhält?
Es kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu typischen Attributionsverzerrungen z.B. Attribution auf dispositionale statt auf situative Bedingungen.
Von welcher moderierenden Variable werden Informationsverarbeitungs-, emotionale, motivale und sozialpsychologische Prozesse mitbedingt/ moderiert?
von Persönlichkeitsmerkmalen.
Von welchen Kompetenzen hängt das Verhalten des Interviewers ab?
Es hängt von seinen kognitiven, sozialen und emotionalen Kompetenzen ab.
Welche Regeln gelten für die Gestaltung von weichen und neutralen Interviews?
1. Transparenz- geben sie zu Beginn eine eindeutige Definition der Interviewsituation , des Interviewziels, der Rollenverteilung und der ungefähren Dauer.
2. Beziehung gestalten- Stellen sie eine gute, vertrauensvolle Arbeitsbeziehung her und zwar nicht nur aus moralischen, sondern auch aus metodischen Gründen.
3. Freundlich sein, aber neutral bleiben
4. Möglichkeit zur Meta-Kommunikation einplanen- wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Interviewpartner ihnen misstraut, auffallend kurze Antworten gibt, sich verweigert oder sich ablehnend verhält, dann besteht die Möglichkeit, dass sie die Bezeihungsebene thematisieren und über die gerade stattfindende Kommunikation reflektieren.
Wie nennt man aus methodischer Sicht die Einflüsse, die mit der Person der Interviewers, des Interviewten und der Interaktion zu jeweils unterschiedlichen Antworten führen?
Störeffekte
Welche Vorteile hat das Interview gegenüber der Fragebogenmethode?
1. Qualitative Veränderungen / qualitative Übergänge zwischen Bezugssystemen, können mit Interviews bessere erfasst werden
2. Mündliche Verfahren sind flexibler. Sie erlauben spontane Reaktionen und die Berücksichtigung nonverbaler Signale ( schwarzer 1983)
3. Die Identität des Interviewpartner ist eindeutig identifizierbar
4. Interviews bieten eine höhere Kontrolle im Hinblick auf die Erhebungssituation, die Reihenfolge der Frgaen, die Dauer, Vollständigkeit und den Rücklauf.