M7 Diagnostische Verfahren: Interview und Beobachtung
Kapitel 3: Anwendungsgebiete und Typen von Interviews in der Psychologie
Kapitel 3: Anwendungsgebiete und Typen von Interviews in der Psychologie
Kartei Details
| Karten | 55 |
|---|---|
| Lernende | 10 |
| Sprache | Deutsch |
| Kategorie | Psychologie |
| Stufe | Universität |
| Erstellt / Aktualisiert | 26.11.2011 / 02.03.2024 |
| Weblink |
https://card2brain.ch/box/m7_diagnostische_verfahren_interview_und_beobachtung
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Was ist qualitative Sozialforschung?
- gilt als eigenständiges Paradigma
- wird in eine mitunter übertriebene und unproduktive Opposition zum sogenannten quantitativen Paradigma gestellt
- eine breite Gruppe von Methoden, die in ganz unterschiedlichen sozial- , Kultur- und auch wirtschaftswissenschaftlichen Fächern eingesetzt werden.
-
Welche übergreifenden Grundannahmen qualitativer Forschung identifizieren Flick, von Kardorff und Steinke (2000)?
1. Die soziale Wirklichkeit wird in Interaktionsprozessen der beteiligten Akteure gemeinsam hergestellt und konstruiert
2. Der Prozesscharakter und die Reflexivität sozialer Wirklichkeiten interessieren und müssen mit entsprechenden Methoden untersucht werden.
3. Objektive Lebensbedingungen werden durch ihre subjektive Bedeutung für soziale Akteure relevant. Der subjektive Sinn muss mit hermeneutischen Methoden interpretiert werden.
4. Kommunikation spielt in der qualitativen Forschung eine sehr wichtige Rolle und wird auch methodisch durch dialogische Verfahren der Datenerhebung umgesetzt (Interview)
Mit welchen Kennzeichen sind die Grundannahmen qualitativer Forschung nach Flick, von Kardorff und Steinke verbunden?
1. Methodisches Spektrum statt Einheitsmethode
2. gegenstandsangemessenheit von Methoden
3. Orientierung am Alltagsgeschehen und/oder Alltagswissen
4. Kontextualität als Leitgedanke
5. Perspektiven der Beteiligten
6. Reflexivität des Forschers
7. Verstehen als Erkenntnisprinzip
8. Prinzip der Offenheit
9. Fallanalyseals Ausgangspunkt
10. Konstruktion der Wirklichkeit als Grundlage
11. Qualitative Forschung als Textwissenschaft
12. Entdeckung und Theoriebildung als Ziel
Was lässt sich aus dem 6. Kennzeichen "Reflexivität des Forschers" von den 12 Kennzeichen qualitativer Sozialforschung nach Flick, von Kardorff und Steinke ableiten?
Die subjektiven Eindrücke, Reaktionen und Deutungen des Interviewers gegenüber dem Interviewten werden nicht als Störvariable sondern als eigene bedeutsame Datenquelle aufgefasst
Was bedeutet die Metapher "Interviewer As a Miner"? (Kvale 1996)
- Wissen wird als verschüttetes Edelmetall angesehen, dass im Imneren von Individuen darauf wartet, vom Interviewer ausgegraben zu werden.
- Da Edelmetall ( Wissen) wird durch die Grabungsaktivitäten ( Interviewtätigkeiten) nicht verändert oder kontaminiert.
Was bedeutet die Metapher " Interviewer as a Traveler"? (Kvale 1996)
-Das neue Wissen wird in der Konversation mit anderen auf einer Bildungsreise konstruiert
- Der Interviewer als Reisender exploriert ein unbekanntes Land ( mit Karte oder er lässt sich treiben)
- Er begleitet die unbekanntes Landsbewohner und hört sich ihre Geschichten an.
- Wieder zu Hause erzählt er selbst Geschichten, in denen er die Geschichten der Landesbewohner rekonstruiert / oder erzählt den Landbewohner, wie er die Geschichten interpretiert und fragt nach deren Meinung
- Nicht nur neues Wissen entsteht- der Reisende wird evtl. Auch verändert
Was ist das narrative Interview?
- Verwendung hauptsächlich in der qualitativen Biographieforschung
- wird manchmal auch autobiografisch -narratives Interview genannt
Welche Phasen umfasst das narrative Interview?
1. Anfangs- oder Haupterzählung
2. Phase des Nachfagens
3. Bilanzierungsphase
Was passiert in der Haupterzählungsphase im narrativen Interview?
- Proband soll gesamte Lebensgeschichte/ interessanten Lebensabschnitt möglichst ausführlich erzählen
- Interviewer stellt keine Fragen
Welchen Zwängen unterliegt der Proband in der Haupterzählungphase des narrativen Interviews?
- einem Gestalterschließungszwang
- einem Detaillierungszwang
Was passiert in der Phase des Nachfragens im narrativen Interview?
- Interwiever kann Nachfragen stellen
- Es geht nicht um Gründe / warum-Frageb sondern darum, das tangentielle Erzählpotential auszuschöpfen
Was passiert in der Bilanzphase des narrativen Interviews?
- konkrete Details der Lebenserzählung werden abstrahiert
- wiederkehrende Abläufe, Zusammenhänge und Muster identifiziert
- Informant= Experte / Theoretiker seiner selbst.
- Interviewer kann warum-Fragen stellen
Wer hat das fokussierte Interview eingeführt?
die Soziologen Merton, Fiske und Kendall (1959)
Was kennzeichnet das fokussierte Interview?
Die fokussierung auf ein bestimmtes Obekt, der als Gespräsanreiz zur Stimulation des Gesprächs fungiert
Was ist das Ziel fokussierter Interviews?
1.Hypothesen zum fokussierten Gegenstand durch äußerungen der Gesprächspartner zu bestätigen oder zu widerlegen.
2. Das Interview so frei zu gestalten, dass vom Forscher bisher nicht berücksichtigte , vollkommen neue Aspete des fokussierten Gegenstands auftauchen.
