FUH SS15
Set of flashcards Details
Flashcards | 44 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 08.08.2015 / 02.11.2019 |
Weblink |
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Definitionen von Kultur
Zwar gibt es zahlreiche und sehr komplexe Definitionen von Kultur, werfen wir
jedoch einen Blick auf konkrete Forschungsdesigns, so erscheint Kultur hier in
Form einer oder mehrer Variablen, die häufig schlicht den Kriterien von enger
zeitlicher, räumlicher und sprachlicher Kohärenz folgend Kultur als Land, als
Nation bestimmen. Toomela (2003) spricht in diesem Sinne auch von einer
"cross-country" Psychologie. Ein solcher Kulturbegriff ist statisch und verdingli-
chend, auch impliziert er die Annahme, Kultur sei eine homogene Einheit. So
betitelt Jaan Valsiner (1988) denn auch mit Emphase einen Vortrag: "Culture is
not an independent variable!" Zudem wirken unabhängige Variablen bekanntlich
nur im statistischen, nicht aber im psychologischen Sinne, zwei Ebenen, die gerne
und häufig miteinander verwechselt werden. Von "wirken auf" zu sprechen, lässt
zudem darauf schließen, dass das Objekt dieses kausal gedachten Prozesses – die
abhängige Variable? die einzelne Person? – nicht schon an und für sich ganz und
gar infiltriert vom "Wirkstoff Kultur" ist, eine Sichtweise, die aus kulturpsycholo-
gischer Sicht (s. u.) höchst bedenklich erscheint.
William Stern (1935)
Gleichstellung beider Modi des Denkens durch „Denken und Phantasie“ in seinem späten Werk „All-
gemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage“
Studie: Der Dialog mit den Toten (Josephs, 1998)
18 Vpn im Alter zwischen 20 und 80 Jahren, die einen ihnen nahestehenden Menschen in der Ver-
gangenheit verloren haben (ausführliches Interview)
Resultat:
mehr als der Menschen stellen sich die Verstorbenen lebendig vor (Als-Ob-Vorstellung). Sie schaffen
damit eine vorgestellte Realität, die ihnen im Leben hilft.
Der vorgestellte Dialog mit dem Toten schafft eine neue psychische Realität. Die Person konstruiert
dabei die Person des Toten. Die Konstruktion des Toten und die vorgestellte Kommunikation mit ihm
regulieren ihrerseits wiederum das aktuelle Wohlbefinden der Person (z.B. „ich höre ihn (den Toten)
zu mir sprechen, und das beruhigt mich dann“). Vorstellung verzerrt also nicht (notwendigerweise)
die Realität, sondern ist an ihrem Schaffen vielmehr beteiligt.
Akkulturationsprozess
Triandis jedoch, selbst nicht Entwicklungspsychologe, versucht sich auch letzterer
Frage zu stellen: Wie kommt es etwa, dass ein individueller Mensch (nämlich er
selbst) im Laufe der Zeit "mehr individualistisch" und "weniger kollektivistisch"
wird? Triandis führt für seinen eigenen Akkulturationsprozess, der hier indirekt
als Entwicklungsaufgabe gesehen wird (siehe auch Sam & Oppedal, 2002), drei
Gründe auf drei unterschiedlichen Ebenen an: 1. Kulturwechsel generell (von
Griechenland nach Kanada), 2. Erfahrung von kulturell andersartigen Institutionen
(französisches Gymnasium; siehe auch die Analyse von Institutionen als Mittler
zwischen Kultur und Individuum in Valsiner, 2003) und 3. Eigenaktivität des
Individuums (kritische Auseinandersetzung mit Religion). Gerade die letzte Ebene
– die Konzeption eines aktiven, versus passiv Kultur rezipierenden Individuums –
ist interessant, da Kultur und Entwicklung nicht mehr als etwas statisch Gegebe-
nes, sondern als ein Prozess individuellen Wandels erscheinen. Veränderung wird
allerdings hier nicht weiter analysiert, sondern lediglich konstatiert. Die Analyse
von Veränderung hingegen steht im Zentrum einer entwicklungspsychologischen
Orientierung, die eng mit der Kulturpsychologie verknüpft ist.