FUH SS15
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Cartes-fiches | 58 |
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Utilisateurs | 10 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 20.07.2015 / 13.02.2022 |
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Entwicklungspsychologie
Die Entwicklungspsychologie ist ein weites Feld. In ihrem Zentrum stehen Fragen nach Entstehung, nachhaltiger Veränderung und auch nach dem Zustandekommen von Stabilität (Stabilität und Veränderung sind zwei Seiten einer Medaille!) psychischer Funktionen über die Lebensspanne hinweg.
Thema/Inhalt der EntwPsy
Es wird nicht gefragt wie etwas „ist“, sondern wie etwas „wird“.
- Alles Psychische entwickelt sich EntwPsy beschäftigt sich mit allen Funktionsbereichen
- Thema/Inhalt der EntwPsy:
o intraindividuelle Veränderungen, interindividuelle Unterschiede in intraindividueller
Veränderung (d.h. EntwPsy thematisiert Veränderungen innerhalb einer Person über
die Zeit hinweg und Unterschiede zwischen Veränderungsverläufen verschiedenerPersonen)
o Bedingungen für Entstehung, Veränderung, Stabilität psychischer Funktionen
o Gründen für differentielle Entwicklungsverläufe
o Interventionsmaßnahmen bei „abweichender“ Entwicklung
- Veränderung ist das weitere, Entwicklung das engere Konzept unklar, wann in engerem Sinne von Entwicklung gesprochen werden kann, da Entwicklungsbegriff sich selbst verändert hat: weg von reiner Kinderpsychologie hin zu einer „Lebensspannenorientierung“
Reifung
Reifung ist wichtiger Motor für die Entwicklung, die offenbar bei allen Menschen in gleicher/ sehr ähnli-
cher Weise einer Art innerem Bauplan folgend in eng an das biologische Alter gebundenen, unum-
kehrbaren Stufen oder Phasen auf das Erreichen eines „höheren Ziels“ hin gerichtet ist; einmal am „Ziel“
angekommen kann es „nur noch“ um Erhaltung, später Abbauprozesse, gehen (Erhaltungs-, Abbaupha-
se wurde lange Zeit als Erwachsenenalter betrachtet)
Gesellschaftlicher und demographischer Wandel
- Gesellschaftlicher und demographischer Wandel mach(t)en einen neuen, weiteren Entwicklungsbegriff notwendig: Veränderung – als Auf- und Abbau, aber auch als Anpassung – findet über die gesamte Lebensspanne hinweg statt
Untersuchungsmethoden psychischer Merkmale/Funktionen
o Querschnittdesign: Untersuchung von Individuen unterschiedlichen Alters zu einem
einzigen Zeitpunkt im Hinblick auf ein Merkmal
o Längsschnittdesign: Beschreibung der Entwicklung eines psychischen Merkmals/Funktion durch Registrierung dieses Merkmals/ dieser Funktion über die Zeit, d.h. mehrfach
1. Was ist eine „empirische“ Wissenschaft?
= Erfahrungswissenschaft. Vorhersage und Konzepte werden systematisch überprüft um
psychologische Phänomene zugänglich zu machen. Meist methodische, standardisierte Überprüfungen.
Entwicklungspsychologische Theorien sind in aller Regel nicht frei von impliziten Menschenbildannahmen.
normative Wissenschaft
- Psychologie ist keine normative Wissenschaft: beschäftigt sich nicht mit der Frage, wie ein
Mensch sein sollte; Normen und Werte fließen aber in Forschung mit ein (Menschenbildan-
nahmen – Mensch als Maschine, als Computer, als Gehirn, als sich selbst entfaltendes Sys-
tem, als soziales Wesen etc.)
Beispiel:
Jean Piaget befasste sich theoretisch und empirisch mit Genese des Denkens:
-> Logisches, rationales und von der Person dezentriertes Denken gilt innerhalb seiner The-
orie als Zielpunkt der Entwicklung. Andere mögliche Zielpunkte werden dabei nicht in Be-
tracht gezogen (etwa eine emotional und sozial verortete „Weisheit“, die sich aus subjek-
tiven Lebenserfahrungen speist)
Hypothese
vorläufig durch Beobachtung oder theoretische Überlegungen begründete An-
nahme, die noch nicht hinreichend an der Erfahrung (z.B. durch Experiment) geprüft wurde
(bewährt - vorläufig gesicherter Bestandteil einer Theorie; widerlegt - modifizieren, verwerfen);
kann nicht verifiziert werden (Wahrheitswert nicht beweisbar);
so lange gültig, wie sie nicht widerlegt – falsifiziert – werden können
Phänomen der Objektpermanenz
für ein Kleinkind hat ein Objekt nur solange eine Existenz, wie es
vom Kind gesehen wird (Jean Piaget; Beobachtung seiner eigenen Kinder)
Phänomen der Volumenkonstanz
für kleine Kinder führt das Umschütten des Wassers zu dem Urteil, dass es sich um mehr Wasser (Orientierung an der Höhe des Behälters) oder weniger Wasser (Orientierung an der Breite des Behälters) handelt, da sie die Dimensionen der Breite und Höhe noch nicht miteinander ins Verhältnis setzen können und sich von ihrer visuellen Zentriertheit auf eine der beiden Dimensionen leiten lassen
Phänomene Beschreiben und Erklären
bevor man diese Phänomene erklären konnte, musste man auf sie aufmerksam werden und sie
systematisch beschreiben
Beschreiben des menschlichen Verhaltens und Erlebens gilt dann auch als Zielkonstituente For-
schung, die aber im Vergleich zu ihrer „großen Schwester“ – Erklärung – zu Unrecht weniger hoch
angesehen wird
2. Was ist ein psychologisches Konstrukt?
nicht direkt beobachtbare (hypothetische) Eigenschaft oder Dimension, die aufgrund einer (Verhaltens-) Beobachtung oder eines Tests erschlossen werden muß, wie z.B. Intelligenz, Kreativität.
- Kann in Abhängigkeit von seiner jeweiligen theoretischen Einbettung auf unterschiedliche Weise definiert werden.
- Ist unter einer operationalen Definition exakt das, was mit einem Messverfahren gemessen wird.
- Muss zu seiner empirischen Erforschung operationalisiert werden
- Ein Konstrukt ist eine
gedankliche Hilfskon-
struktion für die Be-
schreibung von Phäno-
menen, die der direkten
Beobachtung nicht
zugänglich sind, son-
dern nur aus anderen
beobachtbaren Daten
erschlossen werden
können.
Selbstaktualisierungstendenz
Tendenz jedes Menschen nach Selbstaktualisierung, Selbsterhaltung und Selbstverwirklichung – nach der personzentrierten Theorie von Rogers die Hauptantriebe menschlichen Handelns. Der Mensch bewertet ständig seine Erfahrungen, wobei das Kriterium das Streben nach Selbstaktualisierung, -erhaltung, -verwirklichung ist: Verhaltensweisen, die der Selbstverwirklichung entsprechen, werden positiv bewertet und angestrebt. Verhaltensweisen, die ihr nicht entsprechen, werden negativ bewertet und verworfen. Nach
Rogers wird der Organismus des Menschen nicht durch Triebe, sondern von einer einzigen zentralen Energie, der angeborenen Tendenz zur Selbstaktualisierung, Selbsterhaltung, Selbstverwirklichung gesteuert. Damit ist die Selbstaktualisierung das grundlegende Motiv für das Tätig werden des Menschen, um Autonomie und Selbstständigkeit zu erlangen. Dabei entwickelt er die zunehmende Bereitschaft, sich für jede Art von Erfah-
rung zu öffnen und sich und andere so anzunehmen, wie sie sind. So lernt das Kleinkind unter großen Anstrengungen den aufrechten Gang, obwohl es leichter ist zu krabbeln. Dadurch wird es von seiner Umwelt unabhängiger und erlangt somit einen kleinen Teil Autonomie.
Beispiel: Vom „Wesen“ des Gefühls
Wenn wir Angst empfinden, dann drücken wir dieses Gefühl nicht nur mimisch
oder allgemeiner nonverbal aus, sondern reagieren ggf. auch entsprechend. Wir
fliehen, weil wir Angst haben.
Es wird denn aber auch in der Emotionspsychologie der umgekehrte Zusammenhang
(zumindest) diskutiert: Erst aufgrund der Wahrnehmung körperlicher/ physiologi-
scher Veränderungen stellt sich im zweiten Schritt das entsprechende Gefühl ein.
3. Was bedeutet Operationalisierung?
= Messbarmachung, Bezeichnung für die Festlegung von Kriterien zur empirischen Erfassung eines theoretischen Konstrukts.
Die Operationalisierung eines »theoretischen Konstruktes« (Begriffes) besteht in der Angabe von Anweisungen, wie Sachverhalte, die das Konstrukt bezeichnet, gemessen werden sollen (engl.: operationalization).
Zur Operationalisierung eines theoretischen Konstruktes gehört jedoch mehr als die Angabe der letztlich verwendeten »Indikatoren«. Die Operationalisierung umfaßt eine Spezifikation der Erhebungsmethode, des Erhebungsinstruments, der Teile des Instruments, die zur Gewinnung der empirischen Informationen benutzt werden sollen (in dem Beispiel also die Frage nach der beruflichen Stellung mit ihren Antwortvorgaben), sowie schließlich der Art der Aufbereitung dieser Informationen für die eigentliche Analyse (also z.B. die Zusammenfassung mehrerer Antwortkategorien als Indikator für eine bestimmte soziale Schicht). Zur Operationalisierung eines theoretischen Konstruktes gehört auch die Frage, welches »Meßniveau« die verwendeten Indikatoren haben sollen.
Den gesamten Bedeutungsraum eines Kon-
struktes kann ich dabei allerdings nie erfassen, es sei denn, ich reduziere das
Konstrukt auf eine operationale Definition (Intelligenz ist genau und nur das, was
der Intelligenztest XY "misst").
Der Fremde-Situations-Test
Testsituation:
Mutter und Kleinkind betreten Beobachtungsraum (mit Spielzeug und zwei
Stühlen) mit Einwegscheibe; folgende acht dreiminütige Episoden fanden statt:
1. Mutter und Kind werden vom Beobachter in Raumgeführt, Mutter setzt Kind auf Boden
2. Mutter und Kind sind alleine, Mutter liest Zeitschrift, Kind kann Umgebung/Spielzeug erkun-
den
3. Fremde tritt ein, unterhält sich mit Mutter, beschäftigt sich auch mit Kind
4. Mutter verlässt unauffällig Raum, Fremde bleibt mit Kind allein, beschäftigt sich mit ihm, ggf.
trösten
5. Mutter kommt wieder, Fremde geht, Mutter und Kind allein, Mutter beschäftigt sich mit Kind
und versucht, es wieder für Spielzeug zu interessieren
6. Mutter verlässt Raum mit Abschiedsgruß, Kind allein
7. Fremde kommt rein, ggf. Kind trösten
8. Mutter kommt wieder, Fremde verlässt Raum
Der Fremde-Situations-Test
Auswertung:
Verhalten des Kindes v.a. in Wiedervereinigungsszenen (5., 8.) verwendet und auf vier siebenstufi-
gen Skalen eingeschätzt:
- Nähesuchen
- Kontakthalten
- Widerstand gegen Körperkontakt
- Vermeidungsverhalten
Daten
sind nicht die Realität selbst, sondern im semiotischen Sinne Zeichen; können das in-
teressierende Phänomen mehr oder weniger gut abbilden/nachbilden, bleiben dabei aber
immer Abstraktionen (Datenkonstruktion anstatt Datenerhebung) da mit diesem Prozess immer ein Akt der Interpretati-
on verbunden ist. Daten haben dabei den Anschein von Objektivität, aber Vorsicht
ist geboten: Man muss sich immer kritisch fragen, wie Daten zustande kommen
und wofür letztendlich Zahlen stehen.
SELE-Instrument
Alternative zu Ratingskalen: SELE-Instrument (von SElf and LifE, entwickelt von Freya Dittmann-Kohli und Kollegen, 1995):
zur Erforschung von Veränderungen des persönlichen Sinnsystems im Erwachsenenalter Personen werden mit Satzergänzungsverfahren konfrontiert
„Antworten“ (Satzergänzungen) werden inhaltsanalytischen Kategorien zugeordnet und ausgewertet
Vorteil: bietet viel mehr Freiraum als auf Ratingskalen basierende Fragebögen
Nachteil: gewisse Ein- und Begrenzung (vorgegebene Satzanfänge, Satz soll nur ergänzt werden, kein
„Romane schreiben“)
4. Was sind die Vor- bzw. Nachteile einer Fragebogenuntersuchung?
+ schnelle und einfache Durchführung/Auswertung
+ große Stichprobe möglich
+ auch ortsunabhängig durchführbar (z.B. via Internet)
- standardisierte Antwortmöglichkeiten können Ergebnisse verzerren, so lassen Ratingskalen oft keine Möglichkeit differenziert auf Fragen zu antworten, was dann möglicherweise in der Antworttendenz zur Mitte resultiert
- Antwortneigung im Sinne der sozialen Erwünschtheit
- fehlende Ernsthaftigkeit
Regulation des mimischen Ausdrucks
- Im Laufe der Entwicklung lernen wir, das nonverbale Ausdrucksverhalten von unseren Gefüh-
len abkoppeln zu können; gelingt selten perfekt
Nonverbal leakage
die „wahren“ Gefühle sickern und werden minimal sichtbar
clues to deception
Zeichen der willentlichen Kontrolle werden bemerkbar
5. Was sind display rules und wie können Sie erforscht werden?
= angemessenes Ausdrucksverhalten, Ausdruckskontrolle
Notwendig: gewisse Kenntnisse sozialer/ kultureller Regeln (informelle Normen)und eine
Grundlegende Kompetenz der Perspektiveübernahme
Methode:
Durch Beobachtung des Gesichtsausdrucks in bestimmten Situationen wird dabei eingeschätzt, ob
Ausdruckskontrolle vorhanden ist. Die Operationalisierung ist hierbei unterschiedlich, z.B. willentlich
– auf Instruktion- gesteuertes Verhalten, Unterdrücken einer „positiven“ Emotion oder „natürlicher“
Ausdruck beim Lügen. Hilfreich ist hierbei die Mimikanalyse durch FACS – Facial Action Coding
System.
Die Untersuchungssituation: „Das enttäuschende Geschenk“
Situation:
Man erwartet ein „schönes“ Geschenk, bekommt aber etwas Ungewünschtes, Enttäuschendes (z.B.
statt ein Spiel, ein Paar Socken). Um den Schenkenden nicht zu verletzen, bedankt man sich dennoch
freundlich und lässt sich die Enttäuschung nicht „ansehen“. Kleine Kinder reagieren hier anders. Sie
zeigen ihre Enttäuschung offen.
Frage:
Ab wann wird das Ausdrucksverhalten auf welche Weise reguliert?
Experiment:
Beobachtung und Auswertung des mimischen Ausdrucks bei Kindern in zwei Altersgruppen bei Erhalt eines „unattraktiven“ Geschenks
Stichprobe:
72 Kinder (36 m/36 w; 59/75 Monate alt; Mediansplit)
Querschnittdesign
Problem: Randomisierung schwierig, da abhängig von Kindergarten, einverstandene Eltern etc.
Psychologie-Studenten als Versuchspersonen
Vorteil und Nachteil
Studierende als Versuchspersonen leicht zugänglich („Versuchspersonenstunden“)
Problem: Generalisierbarkeit
Psychologische Forschung will nicht nur einzelne Stichproben von Menschen beschreiben, sie will von
einer Stichprobe auf die Grundgesamtheit, nicht selten auf „den Menschen als solchen“ verallgemei-
nern. Gerade im Hinblick auf psychische Merkmale, denen soziale und kulturelle Bedingtheit anzu-
nehmen oder gar vorausgesetzt ist, mögen jedoch studentische Stichproben nicht immer repräsenta-
tiv sein.
Die Untersuchungssituation: „Das enttäuschende Geschenk“
Untersuchungsdesign / Variablen:
1. Qualität des Geschenkes
1. Qualität des Geschenkes: abhängige Variable – attraktiv vs. unattraktiv
- Separater Raum: Kind + Versuchsleiterin (Vl) saßen über Eck an Tisch, Kamerafrau 3 m entfernt
- 15 min führte Kind unter Anweisung der Vl mehrere Aufgaben (zum kognitiven Verständnis
der Unterscheidung zwischen Gefühl und Ausdruck) aus; als Dank stellte Vl kleines (attraktives) Geschenk (Plastikspielzeug) in einfach zu öffnender Box vor das Kind auf den Tisch
- In Erwartung einer weiteren Belohnung sollte das Kind im Anschluss daran weitere Aufgaben
bearbeiten;
Belohnt wurde es mit einem kleinen (unattraktiven) Geschenk (abgebrochene Bleistifte);
nach einigen Sekunden stellte Vl ihr „Versehen“ fest und gab den Kindern ein attraktives Ge-
schenk
Die Untersuchungssituation: „Das enttäuschende Geschenk“
Untersuchungsdesign / Variablen:
2. Situationstyp
2. Situationstyp: unabhängige Variable – sozial vs. nicht-sozial
- Soziale Bedingung (36 Kinder): Vl stellte Box auf Tisch und schaute für mind. 5sec nach Öffnen der Box mit leichtem Lächeln auf den Tisch
- Nicht-soziale Bedingung (36 Kinder): Vl drehte sich für mind. 5sec um (Rücken zum Kind), um
vorgeblich Unterlagen vorzubereiten
- Kinder wurden zufällig zum Situationstyp zugewiesen Untersuchungsdesign sollte – trotz der systematischen Einhaltung der Bedingungsvariationen – für die Kinder möglichst natürlich sein, d.h. die Untersuchungssituation sollte ökologisch valide sein
6. Was ist eine Stichprobe?
Eine Stichprobe ist eine Stichprobe wenn sie die definierte Grundgesamtheit repräsentiert. Dabei
müssen alle Individuen dieser definierten Grundgesamtheit die Chance haben in die Stichprobe zu
gelangen → wichtig für die Generalisierung! Außerdem muss es eine Zufallsauswahl sein.
7. Was bedeutet Generalisierung?
= Verallgemeinerung. Das Schließen von Einzelfällen? auf Allgemeines.
So versucht man z.B. mit den gewonnen Daten einer Stichprobe per Inferenzstatistik darauf zu schließen, ob die gewonnenen Ergebnisse der Stichprobe auch auf eine umschriebene Grundgesamtheit übertragen werden können.
8. Was ist mit ökologischer Validität gemeint?
Trotz Laborbedingungen und systematischer Rahmenbedingungen / Bedingungs-Variationen sollte
die Umgebung für den Probanden möglichst natürlich sein. Im Umkehrschluss heißt das, dass man
die Ergebnisse unter diesen Laborbedingungen auf den Alltag übertragen könnte.
Nach Bronfenbrenner: Ökologische Validität "bezeichnet das Ausmaß, in dem die von den
Versuchspersonen einer wissenschaftlichen Untersuchung erlebte Umwelt die Eigenschaften hat,
die der Forscher voraussetzt."
Wird in der psychologischer Forschung insgesamt eher selten berücksichtigt
Voraussetzung für Beurteilung der ökologischen Validität ist hiernach
die Berücksichtigung der Wahrnehmung der Untersuchungssituation
durch die Versuchspersonen – ein Ziel, das nicht leicht und nie vollstän-
dig zu erreichen sein dürfte.
FACS
Paul Ekman und Wallace Friesen, 1978
Facial Action Coding System
Mimikkodiersystem
Bewegung jedes einzelnen Gesichtsmuskels ruft beobachtbare Veränderungen im mimischen Er-
scheinungsbild hervor;
Insgesamt 44 kleinstmögliche Bewegungseinheiten unterscheidbar – Action Units (AU);
Erfasst sämtliche beobachtbare Veränderungen im mimischen Erscheinungsbild;
Beschreibung und Erfassung dieser mimischen Aktivitäten werden dabei von ihrer
Interpretation getrennt;
Bei der Kodierung der mimischen Aktivitäten erfolgt kein Schluss auf die hinter dem Aus-
drucksverhalten liegenden (oder vermuteten) emotionalen Befindlichkeiten
9. Was bedeutet Inter-Rater-Übereinstimmung?
(Inter-Rater-Reliabilität)
Inter-Rater-Übereinstimmung ist ein allgemeiner Begriff und ein wichtiges Test-Gütekriterium. Er bezieht sich nicht auf den Gegenstand des jeweiligen Tests. Eine positive Inter-Rater-Übereinstimmung ist also gegeben, wenn mehrere RaterInnen sich in ihrem Urteil einig sind (sozusagen egal, worüber).
Auch als INTERRATER-RELIABILITÄT bezeichnet: das Ausmaß der Zuverlässigkeit der Übereinstimmungen (Konkordanzen) der Ergebnisse bei unterschiedlichen Beobachtern. z.B.: Ein Fragebogen wird von zwei unterschiedlichen Personen für ein und dasselbe Objekt verwendet. Die dabei auftretenden Abweichungen werden über die IR-R. prozentual ermittelt und gemessen.
bezeichnet in der empirischen (Sozial-)Forschung das Ausmaß der Übereinstimmung der Einschät-
zungsergebnisse unterschiedlichen Beobachtern („Ratern“). Hierdurch kann angegeben werden,
inwieweit die Ergebnisse vom Beobachter unabhängig sind. Die Reliabilität ist ein Maß für die Güte
der Methode, die zur Messung einer bestimmten Variablen eingesetzt werden. Dabei kann zwischen
Inter-Rater- und Intra-Rater-Reliabilität unterschieden werden.
Duchenne-Lächeln
Guillaume Benjamin Amand Duchenne de Boulogne, 1806 – 1875
„wahres“ Lächeln. Duchenne nutzte 1833 Elektrizität als medizinische Behandlungsform. Er reizte über Gesichtselektroden verschiedene Gesichtsmuskeln mit elektrischem Strom
Die Untersuchungssituation: „Das enttäuschende Geschenk“
Erwartung
Indikatoren von positiven Emotionen sollten sich bei Erhalt des attraktiven Ge-
schenkes unabhängig vom Situationstyp finden, vor allem Anzeichen des "wah-
ren" Lächelns. Bei Erhalt des unattraktiven Geschenkes in der nicht-sozialen
Bedingung hingegen sollten sich solche Indikatoren nicht finden. In der sozialen Bedingung jedoch wurden Indikatoren positiver Emotionen – aber kein "wahres
Lächeln" – erwartet, und dies mehr bei den älteren als bei den jüngeren Kindern
und auch mehr bei Mädchen als bei Jungen.
1. Attraktives Geschenk (unabhängig vom Situationstyp) -> Indikatoren von positiven Emotio-
nen, v.a. Anzeichen des „wahren“ Lächelns
2. Unattraktives Geschenk + nicht-soziale Bedingung -> keine Indikatoren von positive Emotio-
nen
3. Soziale Bedingung -> Indikatoren von positiven Emotionen, aber KEIN „wahres“ Lächeln, dies
mehr bei älteren als jüngeren und mehr bei Mädchen als bei Jungen
Die Untersuchungssituation: „Das enttäuschende Geschenk“
Untersuchungsrealität
Weniger als 75 % der Kinder zeigten überhaupt mindestens ein einziges Mal eine Überlappung AU 6
und AU 12
Die Auftretenswahrscheinlichkeit der Merkmalskombination war niedrig, weshalb sie bei der weite-
ren statistischen Auswertung nicht berücksichtigt wurde
Die Untersuchungssituation: „Das enttäuschende Geschenk“
Statistische Auswertung
In eine Varianzanalyse gingen als unabhängige Variablen Alter, Geschlecht,
Situationstyp und Geschenkqualität (Messwiederholung) ein. Die abhängige
Variable war die Häufigkeit von AU 6, AU 12 und positiven Verbalisierungen in
den jeweiligen 5-Sekunden-Intervallen.
Ich teste dabei statistisch gesehen eine sogenannte Nullhypothese und damit genau
die gegenteilige Hypothese meiner Annahme. Glaube ich, dass es einen Unter-
schied zwischen zwei Gruppen gibt, so lautet meine statistische Hypothese: Es
gibt keinen Unterschied. Ich prüfe nun, wie wahrscheinlich meine Daten unter der
Gültigkeit der Nullhypothese sind. Wenn sie sehr unwahrscheinlich sind, verwerfe
ich die Nullhypothese. Inferenzstatistik führt also immer und auf jeden Fall zu
Wahrscheinlichkeitsaussagen. Eine kritische Einschätzung inferenzstatistischer
Verfahren unter Verwendung nicht wirklicher "Stichproben" lasen Sie bereits
zuvor.
Die Untersuchungssituation: „Das enttäuschende Geschenk“
Ergebnisse
Indikatoren für positive Indikatoren/Gefühle/Emotionen
3 Haupteffekte:
1. Alter: jüngere zeigen mehr Indikatoren als ältere Kinder
2. Situationstyp: in sozialer Situation mehr Indikatoren als in nicht-sozialer Situation
3. Geschenkqualität: attraktives Geschenk mehr positive Indikatoren als unattraktives Geschenk
Zu beachten:
Mädchen: mehr positives Verhalten in sozialer als in nicht-sozialer Situation (unabhängig von Ge-
schenkqualität)
Jungen: Verhalten beeinflusst von Situationstyp und auch von Geschenkqualität:
- attraktives Geschenk ->Situationstyp hat keinen Einfluss
- unattraktives Geschenk -> weniger positives Verhalten in nicht-sozialer als in sozialer Situati-
on (in letzterer Situation lächelten sie so häufig wie bei Erhalt eines attraktiven Geschenks)