Studien 7-12

Frank Niemöller

Frank Niemöller

Kartei Details

Karten 49
Lernende 14
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 04.08.2014 / 02.02.2020
Weblink
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T7

Von wem stammt die Studie Sustained helping without obligation: Motivation, longevity of service, and perceived attitude change among AIDS volunteers?

(Ehrenamtliches Helfen: Der funktionale Ansatz)

Allen M. Omoto & Mark Snyder

T7

Welcher Forschungsstand war Ausgangspunkt der Studie?

Theoretische Unterscheidungen

  •  spontanes Helfen
  •  sozial erwartetes Helfen
  •  ehrenamtliches Helfen

T7

Welche Theoretischen Überlegungen gab es im Vorfeld?

Phasenmodell ehrenamtlicher Tätigkeit

1 Phase. Voraussetzungen (was bringt eine Person dazu sich ehrenamtlich zu betätigen)

- Dispositionen (Empathie, sozialeVerantwortung)

- persönliche Bedürfnisse / Motivationen (Werte, Sorge für die Gemeinschaft)

- soziales Umfeld (Netzwerkgröße, wahrgenommene Verfügbarkeit von Unterstützung)

2 Phase Erfahrungen:

- Zufriedenheit mit der eigenen ehrenamtlichen Tätigkeit

- Integration in der jeweiligen Organisation

3. Phase Konsequenzen

- Dauer der ehrenamtlichen Arbeit

- Einstelllungsänderung

T7

Kurzbeschreibung des Experiments

  • Untersuchung im Kontext der US-amerikanischen AIDS-Hilfe
  •  erste Untersuchung zur Identifikation von Funktionen von bzw. Motiven für ehrenamtliche Tätigkeit (suche nach items für einen Fragebogen)
  •  zweite Untersuchung zur Prüfung des Phasenmodells ehrenamtlicher Tätigkeit

T7

Grundannahmen zur Untersuchung 1

  •  unterschiedliche Personen können ein und dasselbe Verhalten aus verschiedenen Gründen ausüben
  •  das Verhalten kann jeweils unterschiedlichen individuellen psychologischen Funktionen dienen
  •  psychologische Funktionen sind z.B. Wertausdruck, Wissenserwerb, soziale Integration, Bewältigung innerer Konflikte usw.
  • funktionaler Ansatz

T7

Methoden und Ergebnisse zur Ermittlung der Items

1. Itemgenerierung (Pool von insgesamt 70 Items)

2. Itemselektion (Stichprobe n = 116)

Selektion von 33 Items aufgrund von statistischen Kennwerten (z.B. Itemschwierigkeiten)

Explorative Faktorenanalyse Ausschluss von 8 Items mit Mehrfachladungen

Hauptkomponentenanalyse mit Varimaxrotation mit 25 Items ->5 Faktoren

3. Reliabilitätsanalyse

 interne Konsistenz 

Test-Retest-Reliabilität

4. Kreuzvalidierung in zwei unabhängigen Stichproben

ehrenamtliche AIDS-Hilfe Mitarbeiter (n= 604)

ehrenamtliche Hospiz-Mitarbeiter (n= 108)

Ergebnis: Reliable Maße für zugrundeliegende Motive

T7

Untersuchung 2: Hauptziel, Design und Stichprobe

Hauptziel: für jede Phase des Modells werden Indikatoren für die kritischen sozial-psychologischen Variablen erfasst und die theoretisch vorhergesagten Beziehungen getestet

Design: Fragebogenstudie mit mehreren Messzeitpunkten zur Erfassung der Dauer der Mitarbeit (zentrales Kriterium)

Stichprobe:116 ehrenamtliche AIDS-Hilfe Mitarbeiter/innen

T7

Nenne zentrale Ergebnisse der Studie

- Ergebnisse bestätigen die Bedeutung individueller Motive und der Zufriedenheit mit der Tätigkeit für die Dauer des Engagements

 - Von den Motiven stellten sich insbesondere eher „egoistische“ Motive (Wissen zu Erwerben, Selbstwertgefühl aufbauen etc.) als signifikante Prädiktoren heraus, während eher „altruistische“ Motive (Ausdruck humanitärer Werte, „Community Concern“) keine signifikanten Prädiktoren der Dauer des Engagements waren

- Individuelle Dispositionen im Sinne einer „Prosozialen Persönlichkeit“ hatte keinen direkten Effekt auf die Dauer des Engagement

 - Das soziale Umfeld spielt in diesem Kontext wider Erwarten eher eine negative Rolle.

T7

Warum war der Befund zum sozialen Umfeld unerwartet

Es war ein anderer Richtungszusammenhang vor der Untersuchung postuliert worden. Dieser Richtungszusammenhang war den Autoren intuitiv als richtig erschienen und in der Literatur/Forschung bereits auch schon so vorgefunden worden.

T7

Welche post-hoc-Erklärung bieten die Autoren für diesen Befund an?



Die Autoren argumentieren mit der sehr hohen Belastung, die ein ehrenamtliches Engagement für Aidserkrankte vom Ehrenamtler abverlangt - dies kann sehr frustrierend sein

Menschen, die nun eine große soziale Unterstützung oder ein großes soziales Netzwerk besitzen, ziehen sich dann bei zu großer Belastung zurück um sich dort (im eigenen Netzwerk) ein angenehmeres, fröhlicheres Leben zu ermöglichen.

Menschen, die wiederum kein großes soziales Netzwerk besitzen, nutzen viel eher ihr ehrenamtliches Engagement um Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, und dies stellt einen gewichtigen Faktor dar, der für die Zufriedenheit mit der Arbeit spricht, bzw. gegen das Aufhören.

T8

Von wem stammt die Studie Helping individuals or group members? The role of individual and collective identification in AIDS volunteerism

(Hilfeverhalten als individuelles und kollektives Phänomen)

Bernd Simon, Stefan Stürmer & Kerstin Steffens

T8

Welcher Forschungsstand war Ausgangspunkt der Studie?

  • Hilfeverhalten wurde typischerweise als ein individuelles oder interpersonales Phänomen betrachtet.
  • im Mittelpunkt der Analyse standen daher insbesondere individuelle Motive oder Merkmale der interpersonalen Beziehung zwischen Helfer und Hilfeempfänger
  • .bis auf wenige Ausnahmen haben Gruppenprozesse als Determinanten von Hilfeverhalten wenig Beachtung gefunden

Hauptziele

  • .Hauptziel der Untersuchungen ist es, die „traditionelle" Forschungsperspektive durch eine Analyse von Gruppenprozessen zu erweitern
  • ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung der Frage, ob und in welcher Form Identifikationsprozesse Hilfeverhalten regulieren

T8

Welche Theoretischen Überlegungen gab es im Vorfeld?

Die Rolle von Identifikationsprozessen

1. Die spezifischen Hypothesen werden aus der Selbstkategorisierungstheorie abgeleitet, in der zwei "idealtypische" Varianten der Selbstdefinition unterschieden werden

-> kollektive Identität („wir") vs. individuelle Identität („ich").

2. Kollektive Identifikation fördert typischerweise Verhalten zugunsten der Eigengruppe und Diskriminierung gegenüber Fremdgruppen

3. Individuelle Identifikation führt typischerweise zu einer Minimierung der unterschiedlichen Behandlung von Eigenund Fremdgruppenmitgliedern

T8

Kurzbeschreibung des Experiments

Fragebogenstudie mit ehrenamtlichen Mitarbeitern in der deutschen AIDS-Hilfe

Helfen ist hier in einen interessanten Intergruppenkontext eingebettet:

  • Homosexuelle Männer stellen in Deutschland die größte Subgruppe unter den Personen dar, die von HIV/AIDS betroffen sind.
  • auf der Grundlage ihrer sexuellen Orientierung sind für einen Teil der ehrenamtlichen Helfer („Homosexuelle ") die Hauptempfänger der Hilfe Eigengruppenmitglieder
  • für einen anderen Teil („Heterosexuelle") sind die Hauptempfänger hingegen Mitglieder einer (stigmatisierten)Fremdgruppe
  • Homosexuelle Helfer helfen bei kollektiver Identifikation mit der Eigengruppe, heterosexuelle Helfer helfen bei individueller Identifikation mit der Fremdgruppe

T8

Nenne zentrale Hypothesen der Studie

  • Identifikationsprozesse

1. Kollektive-Identifikation-Moderationshypothese: Kollektive Identifikation mit der heterosexuellen in-group verringert die Bereitschaft von AIDS-Helfern, sich ehrenamtlich für die AIDS-Hilfe zu engagieren, während kollektive Identifikation mit der homosexuellen in-groupdiese Bereitschaft vergrößert

2. Individuelle-Identifikation-Moderationshypothese: Individuelle Identifikation erhöht bei heterosexuellen AIDS-Helfern die Bereitschaft, sich ehrenamtlich in der AIDS-Hilfe zu engagieren, während dies bei homosexuellen AIDS-Helfern dazu führt, dass ihre Bereitschaft sich in der AIDS-Hilfe zu engagieren abnimmt

Sexuelle Orientierung moderiert die Zusammenhänge zwischen kollektiver und individueller Identifikation und der Bereitschaft zum Engagement

3. Organisationale-Identifikation-Hypothese: Identifikation mit einer AIDS-Hilfeorganisation erhöht die Bereitschaft sich ehrenamtlich in der AIDS-Hilfe zu engagieren.

Der Zusammenhang zwischen Identifikation mit der Organisation und der Bereitschaft zum Engagement wird nicht durch die sexuelle Orientierung beeinflusst.

  • Zusätzliche „Motivhypothesen": Es gibt verschiedene individuelle Motive, welche die Bereitschaft sich zukünftig in der ehrenamtlichen AIDS-Hilfe zu engagieren, vorhersagen

T8

Skizziere die Durchführung:

- Stichprobe: 46 homosexuelle und 54 heterosexuelle ehrenamtliche Mitarbeiter ( Auffälligkeit: ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in beiden Stichproben!)

- Design: Fragebogenstudie mit einem Messzeitpunkt

Prädiktorvariablen:

  • Individuelle Identifikation (als einzigartiges Individuum), 3 Items

Auffälligkeit: Das Maß für individuelle Identifikation weist eine hinreichende, aber dennoch relativ niedrige interne Konsistenz auf

  • Kollektive Identifikation (bzgl. der eigenen sexuellen Orientierung), 6 Items
  • organisationale Identifikation (mit der AIDS-Hilfeorganisation), 16 Items
  • Motive (soziale Kontakte, humanitäre Werte, Entwickung eigener Fähigkeiten, Erlangen von Wissen und Verständnis) werden jeweils mit mehreren Items (insgesamt 17) erfasst (zu Reliabilitäten s. „Preliminary Analyses").

Kriteriumsvariable

  • Bereitschaft zum Engagement (verschiedene Aktivitäten, z.B. Spendensammeln, Verteilen von Handzetteln usw.) wird mit zehn Items auf einer jeweils 5-stufigen Skala erfasst

Moderatorvariable

  • selbstberichtete sexuelle Orientierung, Kodierung: 1 = heterosexuell, 2 = homosexuell

T8

Welche statistischen Mittel wurden verwendet?

  • Berechnung der Mittelwerte pro Teilnehmer für individuelle, kollektive und organisationale Identifikation sowie Reliabilitätsprüfung

 

Testung des postulierten Moderationseffekts

  • individuelle, kollektive und organisationale Identifikation werden in einer multiplen hierarchischen Regression in einem ersten Schritte auf ihre Prädiktorqualitäten für die AV des zukünftigen ehrenamtlichen Engagements getestet.
  • individuelle, kollektive und organisationale Identifikation werden mit der Moderatorvariable „sexuelle Orientierung" multipliziert
  • diese Terme werden in einem zweiten Schritt innerhalb der multiplen hierarchischen Regression auf ihre Vorhersagequalität für die AV getestet
  • von einem Moderationseffekt ist dann auszugehen, wenn die Variablen „individuelle" und „kollektive Identifikation" im ersten Regressionsschritt keine signifikante Prädiktorqualität besaßen, dies sich aber durch die Multiplikation mit der Moderatorvariablen veränderte

T8

Nenne Ergebnisse und Inhalte aus der Diskussion der Studie

  • Bestätigung der sexuellen Orientierung als Moderator
  • Ergebnisse bestätigen die spezifischen Hypothesen zur unterschiedlichen Rolle individueller und kollektiver Identifikationsprozesse in Abhängigkeit von der Eigen-und Fremdgruppenbeziehung zwischen Helfer und Hilfeempfänger.
  • die Hypothese zur Rolle organisationaler Identifikation wird ebenfalls bestätigt
  • zusätzliche Ergebnisse: Im Hinblick auf die beiden individuellen Motive „Wertausdruck" und „Wissen" deutet sich ein differentielles Muster in beiden Substichproben an.

T9

Von wem stammt die Studie : Identity and emergency intervention: How social group membership and inclusiveness of group boundaries shape helping behavior

(Soziale Kategorisierung und Helfen in Notfallsituationen)

Mark Levine, Amy Prosser, David Evans & Stephen Reicher

T9

Welcher Forschungsstand war Ausgangspunkt der Studie?

Während sich die Forschung traditionell auf individuelle Prozesse konzentriert hat, rückt in der neueren Forschung zu Hilfeverhalten zunehmend die Rolle von Gruppenprozessen in den Mittelpunkt des Interesses

  • Einbindung soziale Identitätstheorie / Selbstkategorisierung

T9

Nenne theoretische Überlegungen im Vorfeld der Studie

Hilfeverhalten in Notfallsituationen wird durch die Eigen- und Fremdgruppenbeziehung zwischen potentiellem Helfer und der hilfsbedürftigen Person auf der Grundlage sozialer Kategorien beeinflusst

T9

Kurzbeschreibung des Experiments

  • Variation des "Barmherziger Samariter"-Experiments
  • 2 Studien
  • Vpn sind Manchester United Fans, sie treffen auf dem Weg zu einem anderen Gebäude auf einen hingestürzten Konföderierten wahlweise im ManU- oder Liverpool-Trikot bzw. im neutralen Leibchen.
  • Im ersten Experiment wird vorher die Salienz für die Gruppenzugehörigkeit „ManU-Fan" erhöht, im zweiten Experiment die Salienz für die erweiterte Gruppenzugehörigkeit „Fußball-Fan".

T9

Wie lauten zentrale Hypothesen der Studie

 

1. Die Kategorisierung einer hilfsbedürftigen Person als Eigengruppenmitglied steigert die Wahrscheinlichkeit des Einschreitens in einer Notsituation

2. Die Wahrnehmung der Eigengruppe kann je nach Kontext in der Salienz ihrer Merkmale variieren und damit einhergehend unterschiedliche Inklusionsgrade einnehmen. Der Inklusionsgrad der Eigengruppe bestimmt auf wen (1.) angewendet wird

T9

Skizziere die Durchführung

 

Design

  • UV: Gruppenzugehörigkeit der hilfsbedürftigen Person, 3-fach gestuft: ManU, Liverpool, neutral außerdem wurde der Inklusionsgrad der Eigengruppe manipuliert
  • AV: Hilfeverhalten, zunächst 5-fach gestuft

Die Person die sich in einer vermeintlichen Notfallsituation befindet trägt entweder

- ein Manchester United Trikot (Eigengruppenmanipulation im ersten und zweiten Experiment) oder

- ein neutrales Sportshirt (Kontroll- bzw. Fremdgruppe im ersten bzw. zweiten Experiment) oder

- ein Liverpool Trikot (Fremdgruppenmanipultion im ersten Experiment, Eigengruppenmanipulation im zweiten Experiment).

Das Tragen von Fußballtrikots stellt ein schnell und einfach zu encodierendes kulturelles Signal für eine gewisse Gruppenmitgliedschaft dar, das im Alltag in Europa häufig anzutreffen ist. Durch die verschiedenen Shirts werden also die Gruppenmitgliedschaften der hilfsbedürftigen Personen zugänglich gemacht.

Keine wirkliche Operationalisierung (da nicht in einem Experiment gemacht, aber für die Aussagekraft des Artikels entscheidend):

Inklusionsgrad der salienten Kategorie, der die VPs angehörten. Experiment 1 = Manchester United Fan; Experiment 2 = Fußballfan

Manipulation: Einzelbefragung, warum man Fan ist

T9

Welche statistischen Verfahren wurden verwendet?

Chi²

T9

Zu welchen Ergebnissen gelante die Studie?

Die Kategorisierung einer hilfsbedürftigen Person als Eigengruppenmitglied steigert die Wahrscheinlichkeit des Einschreitens in einer Notsituation.

ABER: Mitgliedern einer Fremdgruppe wird nicht weniger geholfen als einer neutralen Kategorie (deshalb stimmt die Aussage NICHT, dass die Kategorisierung als Fremdgruppenmitglied die Wahrscheinlichkeit des Einschreitens senkt).

T10

Von wem stammt die Studie Prosocial emotions: The moderating role of group membership

 (Helfen innerhalb und zwischen sozialen Gruppen: Motivationale Unterschiede)

 

 

Stefan Stürmer, Mark Snyder & Allen M. Omoto

T10

Welcher Forschungsstand war Ausgangspunkt der Studie

Empathie (Gruppenperspektive)

- Gegenstand ist der moderierende Einfluss der Gruppenzugehörigkeit von Helfendem und Hilfebedürftigem auf die psychologischen Prozesse, die dem Hilfeverhalten zugrunde liegen.

- Die Studie soll diese Gruppenperspektive des Helfens weiter ergründen.

- Das Interesse gilt im Besonderen den emotionalen Prozessen, die Hilfsbereitschaft gegenüber Eigen-oder Fremdgruppenmitgliedern fördern

- Zwei emotionale Prozesse werden betrachtet: Empathie und interpersonale Attraktion

 

Interpersonale Attraktion (Gruppenperspektive)

- Attraktion resultiert u.a. aus der subjektiven (pos.) Bewertung der individuellen Charakteristika einer Zielperson (z.B. physisches Erscheinungsbild, Interessen, Wissen)

- Verschiedene Studien zeigen, dass attraktiven Personen mehr geholfen wird als weniger attraktiven Personen

- Wahrgenommene Attraktivität der Zielperson (Empfindung interpersonaler Attraktion) wirkt der Hemmung von Hilfeverhalten zwischen Gruppen aufgrund von Intergruppenangst und Unsicherheit entgegen (Fremdgruppenmitglied erscheint weniger prototypisch, weniger beängstigend).

- Für Intragruppenhelfen weniger relevant, da Eigengruppenmitglieder aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit gemocht werden (soziale statt interpersonale Attraktion) und die Bereitschaft zu Helfen unabhängig(er) von Gefühlen interpersonaler Attraktivität sein sollte.

Fragestellung

- Kommen emotionalen Prozessen tatsächlich unterschiedliche Bedeutungen zu, je nach Gruppenzugehörigkeit von Helfer und Hilfsbedürftigem?

- Moderiert also die Gruppenzugehörigkeit den Zusammenhang zwischen Empathie bzw. Attraktion und Hilfeverhalten?

T10

Kurzbeschreibung des Experiments

- 2 Studien

 

1. Studie: Fragebogenstudie zum ehrenamtlichen Engagement im Kontext von HIV/AIDS

2. Studie: Laborexperiment

T10

Skizziere die Durchführung von Studie 1

 

 

Stichprobe: 94 homosexuelle und 72 heterosexuelle ehrenamtliche Mitarbeiter, die einen homosexuellen Klienten mit HIV/AIDS versorgten. Auffälligkeit: Ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in beiden Stichproben

Design: Längschnittdesign mit 4 Messzeitpunkten

Prädiktorvariablen (Auffälligkeit: das Maß von Empathie bezieht sich auf dispositionelle Empathie)

- Empathie

- Attraktion

Kriteriumsvariablen:

- Hilfeverhalten

Moderatorvariable: sexuelle Orientierung der ehrenamtlichen Mitarbeiter

Kontrollvariablen: das persönlich wahrgenommenen Risiko für HIV/AIDS und der wahrgenommene Nutzen des Engagements

T 10

Welches statistische Verfahren wurde in der Studie 1 verwendet?

hierachische multiple Regression

T10

 

Zu welchen Ergebnissen kam die Studie 1 aus T10

  • Die Ergebnisse hierarchischer multipler Regressionsanalysen unterstützen die Hypothesen.
  • Separate Analysen für alle drei Kriterien liefern ähnliches und die Hypothesen bestätigendes Befundmuster.
  • Die vorhergesagten differentiellen Effekte für Empathie und Attraktion sind auch dann intakt, wenn dieKontrollvariablen als zusätzliche Prädiktoren herangezogen wurden.
  • Empathie wichtig bei homosexuellen, Attraktion wichtig bei heterosexuellen

Einschränkungen der Feldstudie

  • Es wurde kein Maß für situationale Empathie verwendet, dispositionelle Empathie ist lediglich ein indirektes Maß für die tatsächliche empfundene Empathie der Helfer für den Erkrankten
  • Geschlecht als möglicher confounder; die Stichprobe homosexueller Personen bestand hauptsächlich aus Männern, bei der heterosexuellen Stichprobe waren es hauptsächlich Frauen.
  • Eine zweite Laborstudie sollte die Moderationseffekte der ersten Studie unter kontrollierten Bedingungen replizieren

T10

Skizziere kurz die zweite Studie aus T10

 

Durchführung

 

  • Stichprobe: 44 Studenten, heterosexuell (27 w, 17 m)
  • Design: 2 experimentelle Bedingungen
  • UV: Gruppenzugehörigkeit der hilfsbedürftigen Person (Eigen- bzw. Fremdgruppe)
  • zentrale AV: spontane Bereitschaft zu helfen bzw. Unterstützung anzubieten

Kurzbeschreibung.

  • Vpn chatteten mit einer simulierten zweiten Person, die ihnen ein persönliches Problem schilderte.
  • Gruppenkontext wieder aufgrund der sexuellen Orientierung (Geschlecht des Interaktionspartners entsprach dabei immer dem der Vp)
  • Statt um geplante freiwillige langfristige Hilfeleistung ging es diesmal um spontane Hilfsbereitschaft

Operationalisierung

  • Neben dispositioneller Empathie, situationaler Empathie und Attraktion wurden als alternative Prädiktorvariablen auch Einssein, Traurigkeit und distress gemessen
  • Alle Variablen wurden im Rahmen eines vermeintlichen Persönlichkeitsfragebogens erfasst
  • Hilfeabsichten wurden über zwei Items erfasst, die danach fragten, wie viel Zeit (zwischen 0 und 60 min) die Vpn für bestimmte Aktivitäten zusammen mit ihrem Chatpartner erübrigen würden: „Bei persönlichen Problemen helfen" und „Miteinander telefonieren"

Ergebnis:

Von den alternativen Prädiktoren war nur distress in der Fremdgruppenbedingung ein eigenständiger Prädiktor für Hilfeabsichten

T10

Gemeinsames Fazit aus Studie 1 und 2

  • Unterschiedliche psychologische Prozesse sind bei Eigen-bzw. Fremdgruppenhelfen wirksam
  • Empathie fördert Eigengruppenhelfen und ist bei Fremdgruppenhelfen inhibiert; umgekehrt ist wahrgenommene Attraktion des Hilfebedürftigen förderlich bei Fremdgruppenhilfe, nicht aber bei Eigengruppenhilfe
  • Dieses Muster konnte in zwei verschiedenen Settings beobachtet werden
  • Möglicher Unterschied in der Qualität der Hilfe! Altruistisches versus egoistisches Motiv.
  • Möglichkeiten zur Förderung von Fremdgruppenhelfen (z.B. „Matching")

T11

Von wem stammt die Studie Saving Bulgaria’s Jews: An analysis of social identity and the mobilisation of social solidarity

(Mobilisierung von Solidarität)

 

Stephen Reicher, Clare Cassidy, Ingrid Wolpert, Nick Hopkins & Mark Levine

T11

Was war Ausgangspunkt der Studie:

Thema: Schutz und Rettung von Juden vor der Deportation

  • Ein Schwerpunkt der Forschung zu diesem Thema lag auf der Identifikation von Persönlichkeitsvariablen im Sinne einer „altruistischen Persönlichkeit"
  • Forschungsergebnisse aus dieser Tradition weisen darauf hin, dass die "Retter" eine Inklusion der Opfer in eine gemeinsame psychologische Kategorie kennzeichnet ("Extensitivity")
  • Das Phänomen der kategorialen Inklusion weist auf eine Verbindung zum sozialen Identitätsansatz.
  • Forschungsergebnisse zur Rolle von Eigen- und Fremdgruppenkategorisierungen legen nahe, dass die Wahrnehmung einer gemeinsamen Gruppenzugehörigkeit Hilfeverhalten fördert.

T11

Welche theoretischen Überlegungen gab es im Vorfeld

  • Eigen- und Fremdgruppenkategorisierungen sind zwar bedeutsam für die Erklärung von Hilfeverhalten
  • allerdings ist es für die Erklärung von Gruppenverhalten zusätzlich wichtig zu verstehen, welche Normen die Gruppen definieren, da diese Normen das Verhalten der Gruppenmitglieder regulieren
  • soziale Kategorien, Gruppennormen und Gruppeninteressen sind keine statischen Konzepte, sondern sie werden im sozialen und politischen Diskurs konstruiert

T11

Hauptziel und Methode der Studie

Analyse der rhetorischen Konstruktion von Identität, Gruppennormen und Interessen im Kontext der politischen Mobilisierung von Solidarität zur Verhinderung der Deportation von Teilen der jüdischen Bevölkerung in Bulgarien

 

Analyse von historischen Dokumenten

T11

Wie wurde die Studie durchgeführt

  • Analysiert werden 7 historische Dokumente aus der Zeit zwischen 1940-41.
  • keine Originaldokumente, sondern von Tzvetan Todorov (bulg. Wissenschaftler) zusammengestellt(Quellenkritik!)
  • Analysemethode basiert auf SAGA (Structural Analysis of Group Arguments)
  • besonderes Augenmerk auf Argumente bzgl

- Definition der Gruppengrenze

- Normen und Werte

- instrumentelle Interessen

T11

Ergebnis der Studie

Breit gefächerte Argumente auf alle Kategorien (National, Sonstige, Universal)

Schwerpunkt dabei Nationalität