Studien 1-10

Frank Niemöller

Frank Niemöller

Set of flashcards Details

Flashcards 74
Students 33
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 08.08.2014 / 10.02.2022
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T5

Ergebnisse der Studie

SIT-Modell:

hoch signifikant: erwartungsgemäß negativer Zusammenhang zwischen Identifikation mit der Gruppe und der Wahl individueller Strategien

signifikant: erwartungsgemäß positiver Zusammenhang zwischen Identifikation und der Wahl kollektiver Strategien

RD-Modell

sehr gute Varianzaufklärung für kollektive Strategien

hoch signifikant: erwartungsgemäß positiver Zusammenhang zwischen Gruppenwirksamkeit und kollektiven Strategien sowie Gruppenwirksamkeit und fraternalem Ärger

T5

Fakten aus der Diskussion zur Studie

SIT Prädiktoren waren mit individuellen Strategien verbunden; RD Prädiktoren waren mit kollektiven Strategien verbunden (Wettbewerb); soziale Kreativitätsstrategien konnten nur eingeschränkt vorhergesagt werden.

Das „integrative“ Modell legt nahe, dass soziale Identifikation einen indirekten Effekt auf die Bereitschaft zu kollektiven Strategien (Wettbewerb) ausübt, der über Ressentiment und kollektive Wirksamkeitswahrnehmung vermittelt wird.

T7

Von wem stammt die Studie Reducing intergroup bias: The benefits of recategorization

( Reduktion sozialer Diskriminierung durch Strategien der Re- oder Dekategorisierung)

 

Samuel L. Gaertner, Jeffrey Mann, Audrey Murrell & John F. Dovidio

T7

Welcher Forschungsstand war Ausgangspunkt der Studie

Aufbauend auf Annahmen der Theorie der sozialen Identität bzw. der Selbstkategorisierungstheorie gehen die Autorendavon aus, dass die Wahrnehmung klarer Gruppengrenzen Intergruppendiskriminierung und Eigengruppenfavorisierung begünstigt. Reduziert man die Salienz der Gruppengrenzen, kommt es zu einer Abnahme des intergroup bias

Es werden zwei alternative Strategien zur Reduktion von Eigengruppenfavorisierung (d.h. der relativen Bevorzugung der Eigengruppe) untersucht:

 Rekategorisierung und Dekategorisierung

T7

Theoretische Überlegungen im Vorfeld der Studie

Es wird angenommen, dass beide Strategien zur Reduktion von Eigengruppenfavorisierung beitragen können, allerdings sollte die Wirksamkeit auf unterschiedlichen Prozessen beruhen: Rekategorisierung und Dekategorisierung

T7

Zentrale Hypothesen der Studie

Rekategorisierung und Dekategorisierung reduzieren die Eigengruppenfavorisierung (intergroup bias)

Die Reduktion des intergroup bias durch Rekategorisierung geschieht über eine positivere Bewertung der ursprünglichen Fremdgruppenmitglieder

Die Reduktion des intergroup bias durch Dekategorisierung geschieht über eine negativere Bewertung der ursprünglichen Eigengruppenmitglieder

T7

Kurzbeschreibung des Experiments

Jeweils zwei 3er-Gruppen werden experimentell so manipuliert, dass sie sich zunächst als getrennte Gruppenwahrnehmen.

Im zweiten Schritt werden sie zusammengebracht mit dem Ziel, dass sie sich entweder a) als eine neue Gesamtgruppe auffassen (one-group = Rekategorisierung) oder b) weiterhin als zwei getrennte Gruppen (two-groups =Kontrollbedingung) oder c) als individuelle Vpn ohne weitere Gruppenzugehörigkeit (separate-individuals =Dekategorisierung).

Gemessen wir die Eigengruppenfavorisierung nach der experimentellen Manipulation

T7

Skizziere die Durchführung des Experiments

Design: 3 x 2 x 2

Stichprobe: 360 Vpn (180 w, 180 m)

 Randomisierung in 6er-Gruppen auf die drei experimentellen Bedingungen one-group, two-groups und separate-individuals (in jeder Bedingung gibt es 20 6-Gruppen)

 Analyseeinheit sind die Gruppen (nicht die einzelnen Vpn!!!)

 Bildung von Subgruppen zur Herstellung einer Intergruppensituation:

•innerhalb jeder 6er-Gruppe werden zwei 3er-Gruppen gebildet, die getrennt an einem angeblichen Experiment zur Untersuchung von Gruppenentscheidungsprozessen teilnehmen

• Herstellung des Gruppengefühls durch farbige gruppenspezifische Schildchen sowie gemeinsames Finden eines Gruppennamens, der zudem auf allen möglichen Papieren einzutragen ist (Salienz!)

• 3er-Gruppe soll Konsens darüber finden, welche 10 Gegenstände nach einem Flugzeugabsturz aus der Maschine geborgen werden sollen, anschließend wird das Problem mit der anderen 3er-Gruppe diskutiert

 Manipulation der kognitiven Repräsentation (= zentrale UV) durch mehrere Maßnahmen (compound manipulation)

T7

Statistische Verfahren

-Hauptanalyseverfahren: Multivariate Varianzanalyse (MANOVA), zum Teil mit Messwiederholungen

- Geschlecht als Kontrollvariable

T7

Ergebnisse der Studie

Die relative Bevorzugung der Mitglieder der Eigengruppe gegenüber einer Fremdgruppe lässt sich sowohl durch Rekategorisierung als auch durch Dekategorisierungsprozesse reduzieren; die Wirkung dieser beiden Prozesse beruht allerdings auf unterschiedlichen psychologischen Mechanismen.

Durch Rekategorisierung werden die ehemaligen Mitglieder der Fremdgruppe positiver bewertet im Vergleich zu einer Intergruppensituation.

Durch Dekategorisierung werden die ehemaligen Mitglieder der Eigengruppe und unerwartet auch die ehemaligen Mitglieder der Fremdgruppe negativer bewertet im Vergleich zu einer Intergruppensituation

T7

Kritisches Resümee

Vor-und Nachteile einer compound manipulation (z.B. höhere Wirksamkeit aber die genaue Angabe der tatsächlichen Ursache bzw. Ursachenbündels erschwert).

 Alternative Erklärung der Befunde: Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (d.h. gemeinsame übergeordnete Ziele, Kooperation und Zielerreichung erklären den Unterschied in intergroup bias zwischen den treatments).

Was spricht für die alternative Erklärung?

Kooperation (in den Bedingungen „zwei Gruppen“ und „einzelne Individuen“ gab es Wettbewerb, wogegen in der Bedingung „eine Gruppe“ Kooperation vorherrschte).

Positive Verstärkung (positives Feedback wurde nur in „eine Gruppe“, nicht aber in „zwei Gruppen“ und „einzelne Individuen“ vor der Messung der AV (Bewertung der Personen) gegeben).

T8

Von wem stammt die Studie The out-group must not be so bad after all: The effects of disclosure, typicality, and salience on intergroup bias

(Intergruppenkontakt: Die Effekte von Selbstenthüllungen, Typikalität und Salienz)

 

Nurcan Ensari & Norman Miller

T8

Welcher Forschungsstand war Ausgangspunkt der Studie

- Grundlage der in diesem Artikel berichteten Forschung ist eine theoretische Integration von Annahmen des Modells der Dekategorisierung bzw. Personalisierung und des Modells der wechselseitigen Differenzierung.

- im Blickpunkt der Analyse steht die Rolle von Selbstenthüllungen eines Fremdgruppenmitglieds in einer

kooperativen Interaktionssituation

T8

Theoretische Überlegungen im Vorfeld der Studie

Hauptannahme

Selbstenthüllungen eines Fremdgruppenmitglieds in einer kooperativen Interaktionssituation haben das Potential zur Veränderung der Einstellung gegenüber der Fremdgruppe insgesamt beizutragen (“Generalisierung”).

1. sie können zur Veränderung der initialen Kategorisierung beitragen

2. sie können entsprechende Selbstenthüllungen beim Interaktionspartner hervorrufen (Reziprozität)

3. sie können Vertrauen stiften

Zentrale Frage:

Diese drei Prozesse spielen sich zunächst interpersonal, also auf einer persönlichen Ebene ab. Die Frage ist, unter welchen Bedingungen sich die Einstellung nicht nur dem spezifischen Fremdgruppenmitglied gegenüber ändert, sondern gegenüber der Fremdgruppe insgesamt, d.h. die veränderte Einstellung generalisiert wird.

Welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit Selbstenthüllungen ihre positiven Effekte entfalten?

T8

Zemtrale Hypothesen

- der positive Effekt tritt nur unter der Bedingung auf, dass der Interaktionspartner als typisches Mitglied der Fremdgruppe wahrgenommen wird, d.h.

- ein gemeinsamer Effekt von Typikalität und Selbstenthüllung reduziert den intergroup bias stärker als die Einzeleffekte

T8

Kurzbeschreibung des Experiments

Das Experiment wurde in der Türkei durchgeführt. Studentinnen, die sich selbst als säkularistisch einstuften, wurden experimentell so manipuliert, dass sie eine Konföderierte entweder als typische Islamistin wahrnahmen oder als untypische, wobei der Begriff "Islamist“ im türkischen Kontext mit ganz bestimmten Stereotypen verbunden ist. Jeweils eine Studentin und die Konföderierte erledigten in einer auf Kooperation angelegten Situation verschiedene Aufgaben.

Anschließend sollte die Vpn anhand von Fotos und nur wenigen Informationen vier vermeintliche Bewerberinnen beurteilen, von denen zwei mit Kopftuch (islamistisch) ausgestattet waren und zwei deutlich Makeup (säkularistisch)

T8

Skizziere die Durchführung

Stichprobe: 45 Studentinnen, die sich selbst als säkularistisch einstuften

 Design: 2 x 2 x 2

UV1: Selbstenthüllung, 2-fach gestuft: Selbstenthüllung vs. keine Selbstenthüllung

UV2: Typikalität, 2-fach gestuft: Typikalität vs. Atypikalität

AV: Bewertung eines anderen typischen Fremdgruppenmitglieds

 

T8

Statistische Verfahren

- Hauptanalyseverfahren: 2 x 2 x 2 Varianzanalyse mit Messwiederholung auf drittem Faktor

- Mediationsanalyse

T8

Diskussion und Ergebnis der Studie

Individuelle Selbstenthüllungen führten wie erwartet nur dann zur Generalisierung, wenn das Fremdgruppenmitglied als typisch wahrgenommen wurde.

Sowohl Selbstenthüllung als auch Typikalität sind notwendige Bedingungen für die Generalisierung

T9

Von wem stammt die Studie The role of collective identification in social movement participation: A panel study in the context of the German gay movement

 Kollektive Identifikation und soziale Bewegungsbeteiligung

Stefan Stürmer & Bernd Simon

T9

Welcher Forschungsstand war Ausgangspunkt der Studie

Obwohl viele Mitglieder benachteiligter Gruppen mit den Zielen entsprechender sozialer Bewegungen sympathisieren, beteiligt sich doch nur ein geringer Prozentsatz an kollektiven Aktionen, mit denen diese Ziele erreicht werden sollen.

Die sozialpsychologischen Prozesse, die die Motivation der Gruppenmitglieder beeinflussen, sich an kollektiven Aktionen zu beteiligen, ist daher eine zentrale Fragestellung der Forschung zur sozialen Bewegungsbeteiligung.

 - 4-Stufen-Modell von Klandermans zur sozialen Bewegungsbeteiligung

- sozialer Identitätsansatz

T9

Theoretische Vorüberlegungen

Hauptziele

• Klärung der Frage: Ist kollektive Identität ein eigenständiger Prädiktor in der Vorhersage der Teilnahme an sozialen Bewegungen und darüber hinaus ursächlich dafür?

• Untersuchung der relativen Bedeutung von Identifikation mit zwei unterschiedlichen Gruppen: a) der benachteiligten Gruppe; b) der sozialen Bewegungsorganisation („politisierte kollektive Identifikation“)

T9

Zentrale Hypothesen

Identifikationsprozesse: Kollektive Identifikation mit der sozialen Bewegungsorganisation sollte besonders relevant für die Verhaltensvorhersage sein Kalkulationsprozesse

Das kollektive und das normative Motiv sollten besonders relevant für die Verhaltensvorhersage sein, während das Belohnungsmotiv weniger bedeutsam sein sollte.

T9

Kurzbeschreibung des Experiments

Fragebogenstudie im Kontext der deutschen Schwulenbewegung

T9

Skizziere die Durchführung

Design

• Fragebogenstudie mit zwei Messzeitpunkten (Intervall zwischen T1 und T2: 12 Monate) und

• telefonische Nachbefragung mit Substichprobe ca. 36 Monate nach T1

 Panel-Stichprobe (T1 / T2): 199 Mitglieder des Schwulenverbandes in Deutschland (SVD)

 Prädiktorvariablen

Identifikation mit schwulen Männern 

Identifikation mit dem SVD 

kollektives Motiv  5 Fragen zu den Zielen des SVD

normatives Motiv Bewertung der erwarteten Reaktionen Gruppen

Belohnungsmotiv: Bewertung von 3 möglichen Gewinnen / Vorteilen und 3 möglichen Verlusten / Nachteilen



Kriteriumsvariablen

• Teilnahme an kollektiven Protesten

T9

Ergebnisse und Diskussion der Studie

Hauptergebnisse:

 Identifikationsprozesse (i.S.v. Selbstdefinition als Gruppenmitglied) haben einen eigenständigen  vorhersagebeitrag bzgl. kollektiver Handlungen (kollektiver Protest und organisationales Engagement).

Teilnahme an kollektiven Protesten wird außerdem wahrscheinlicher, wenn wichtige andere Personen positiv auf die eigene Teilnahme reagieren (normatives Motiv)

Identifikation mit einer Bewegungsorganisation ist Ursache und Folge der Teilnahme an kollektiven Protesten (kausale Reziprozität)

Identifikation mit einer Bewegungsorganisation ist Ursache für organisationales Engagement

Soziopolitischer Kontext moduliert die Wirksamkeit kollektiver Identifikationen.

T10

Von wem stammt die Studie Identity and politicization among Turkish migrants in Germany: The role of dual identification

 Die Rolle dualer Identität für politische Partizipation

 

Bernd Simon und Daniela Ruhs

T10

Forschungsstand / Ausgangspunkt

Die kollektive Mobilisierung zur Durchsetzung eigener politischer Ansprüche durch Migranten ist ein zunehmend relevanter werdendes politisches Thema in Einwanderungsländern.

In diesem Artikel wird eine Feldstudie berichtet, die Politisierungsprozesse türkischer Migranten in Deutschland untersucht. Im Zentrum der empirischen Analyse steht das Konzept der dualen Identität (im konkreten Kontext:

Identifikation als Deutscher und als Türke) und seine Bedeutung für die Erklärung unterschiedlicher Formen der politischen Partizipation.

Die Effekte dualer Identifikation werden mit den Effekten ethnischer und religiöser Identifikation systematisch verglichen. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, welche Formen der Identifikation Prozesse der Radikalisierung und der Beteiligung an gewaltsamen politischen Auseinandersetzungen fördern.

 Hauptziel: Untersuchung der Beziehung zwischen dualer Identität und Politisierung

T10

Theoretische Überlegungen im Vorfeld

der Politisierung kollektiver (=sozial geteilter) Identität gehen drei

Prozess voraus:

Wahrnehmung sozial geteilter Missstände. Die Gruppenmitglieder teilen die Auffassung, dass es sich bei der Benachteiligung nicht um individuelle, sondern um Formen kollektiver Benachteiligung handelt, die viele Mitglieder der Eigengruppe betreffen.

Ursachenzuschreibung auf einen Gegner. Die Gruppenmitglieder identifizieren einen politischen Gegner oder Feind, wie beispielsweise eine bestimmte Fremdgruppe, Autorität oder „das System“, das für die Missstände verantwortlich ist.

Triangulation der weiteren Gesellschaft. Die Gruppe weitet die Konfrontation mit dem Gegner in einen umfassenderen Macht-Kampf aus, der die Gesellschaft insgesamt (oder gesellschaftliche Repräsentanten) dazu zwingt, Partei zu ergreifen.

T10

Zentrale Hypothesen der Studie

Duale Identifikation als Deutscher und als Türke hat einen eigenständigen prädiktiven Wert für Politisierung türkischer Migranten in Deutschland.

 Duale Identifikation hat einen kausalen Effekt auf Politisierung

T10

Kurzbeschreibung des Experiments

Fragebogenstudie unter türkischen MigrantInnen zur Untersuchung der Beziehung zwischen dualer Identität und Politisierung

T10

Skizziere die Durchführung

Design: Korrelationsdesign mit zwei Messzeitpunkten (T1 und T2); die beiden Messzeitpunkte liegen 6 Monate auseinander

Prädiktorvariable: duale Identifikation

zentrale Kriteriumsvariable: Politisierung

T10

Statistisches Verfahren

Multiple Regression, Mediationsanalyse

T10

Ergebnisse

- duale Identifikation und separatistische Identifikation sind signifikante Prädiktoren für Politisierung

- Ergebnisse der Studie