M3_3412 Kap. I.3-I.9 Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Bewusstsein

B. Sc. Psychologie Fernuniversität Hagen

B. Sc. Psychologie Fernuniversität Hagen


Kartei Details

Karten 50
Lernende 10
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 13.05.2014 / 03.01.2020
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Zentrale Konstanzleistung der Stabilität der Umwelt bei Eigenbewegungen:

man nimmt eine stabile Umwelt wahr, obwohl man sich selber bewegt.

(z.B. schaue von Objekt zu Objekt auf Tisch, nehme Gegenstände aber nicht bewegt wahr)

Beruht Reizänderung nicht auf Eigenbewegung, sondern Veränderung in der Umgebung, fällt das auf (z.b. Windstoß schließt Tür)
-> unabhänig von der eigenen senus-motorischen Aktivität erlebt

Reafferenzprinzip:

Erklärung der Unterscheidung zw. Eigen- und Fremdbewegung

(Bsp. abwechselndes drücken des unteren Augenlids -> Umwelt nicht mehr stabil, Bewegung entgeen der Richtung der passiven Augenbewegung)

-> Bei passiver Augenbewegung unterscheidet sich die visuelle Erreungsverarbeitung im Gehirn von derjenigen bei aktiver Augenbewegung, bei passiver Augenbewegung fehlt Info über Augenstellung

-> Schon Helmholtz: für die normale visuelle Wahrnehmung kommt es auf die Willensanstrengung für Augenbewegung durch die Augenmuskeln an

-> Motorische Erregungsbildung für die Augenmuskeln wird mit der tatsächlich verwirklichten Erregungsaktivität der Augenmuskeln verglichen, um die selbstverursachte Verschiebung des Netzhautbildes zu kompensieren
Bei passiver Augenbewegung fehlt dieses Signal, so dass Verschiebung des Netzhautbildes nicht kompensiert und deshalb als Bewegung in Gegenrichtung wahrgenommen wird.

Das Reafferenzprinzip von Holst und Mittelstaedt 1950:

s. Abb. S. 43
 

um motorisches System zu aktivieren (z.B.Augenbewegung)
-> im Gehirn muss Erregungsmuster gebildet und
-> zum Erfolgsorgan oder -system geleitet werden
-> von diesem Erregungssignal wird eine Kopie gemacht = Eferenzkopie
-> führt zur selbstverursachten Bewegung des Erfolgsorgans
-> Zurückmeldung des Bewegungserfolgs = Reafferenz (sensorisches Feedback)
-> Effernezkopie - Reafferenz = Signal, das von Verrechnungsinstanz ausgeht, das besagt, dass bei eigeninitiierten Augenbewegungen keine Bewegungssignale weitergegeben werden

--> grundlegende Modellvorstellung für den Mechanismus aller Konstanzleistungen, die auf der Kompensation selbstverursachter Reize beruhen

ABER: Reafferenzmechnismus unterdrück nicht alle selbstverursachten Erregungen -> können bei Aufmerksamkeit wahrgenommen werden (z.B. Augen folgen Pendel, Hintergrund wird bewegt wahrgenommen

weitere Konstanzleistungen nötig, da nicht alle Veränderung der Netzhautbilder mit Hilfe des sensorischen Feedbacks kompensiert werden können!
 


 

 

 

 

Konstanzleistungen: (aktive Leistungen des Wahrnehmungssystems)

aktiv = Die Wahrnehmung ergibt sich nicht alleine aus dem proximalen Reiz und dessen Veränderung

  • Größenkonstanzleistung: Wenn sich Gegenstand entfernt, wird er gleich groß wahrgenommen, erkennen ihn also mit seiner wahren Größe und nicht kleiner. Hat aber Grenzen, besonders bei vertikalen Perspektiven (z.B. stehe auf Turm und sehe nach unten, Menschen wirken klein)
  • Sehschärfe und Sehwinkel: Sehwinkel gibt die Größe des Netzhautobjektes an, hängt von der Größe des Stimulus und der Entfernung vom Auge des Betrachtenden ab (Abb. S. 44)
  • Nachbilder:  s. Abb. S. 45
    Nachbild = elementare Nachwirkung einer visuellen Wahrnehmung (bis zu 20 sec)
    - postive Nachbilder: homochromatisch: weißer Lichtblitz wird da weiß empfunden, wo er weiß war und schwarz, wo er schwarz war
    - negative Nachbilder: heterochromatisch: Nachbild wir in der Komplementärfarbe zur Ausgangsfarbe erlebt
    - Man nimmt sie so wahr, als ob sie sich auf der Fläche befänden, die man gerade ansieht, werden durch Nachwirkungen von Reizen in der Netzhaut erzeugt
    - Nachbild wird umso größer, je weiter die zweite Fläche entfernt ist (Abb. S. 45)
  • Emmert`sches Gesetz: (gehört zu Nachbild)
    Die erlebte Größe eines Nachbildes ist proportional zur Größe der Entferung der Fläche, auf die man sieht.
    Größen-Distanz-Skalierung: Gw = k * GR * D
    Gw = wahrgenommene Größe
    k = eine Konstante
    GR = Größe des Objektes auf der Netzhaut
    D = Distanz
    -> wenn sich Person entfernt, wird zwar GR kleiner, aber D größer -> deshalb wird die Größe als konstant empfunden
    wird man über wahren Abstand getäuscht, nimmt man auch Größe falsch wahr (Abb. S. 46 und Ames`schen Raum 47 -> Frau links erzeugt kleineren Sehwinkel)


 

Woher stammt die Entfernungsinformation, die für die Größenkonstanzleistung notwendig ist?

  • Nahbereich: Nahakkomodation (notwendig für scharfes Netzhautbild) und Konvergenzwinkel (umso größer, je näher der betrachtete Gegenstand an Augen herangeführt wird)
  • Größere Entfernungen: Entfernungsinfo muss anders gewonnen werden, da Nahakkomodation und Konvergenzwinkel gleich bleiben. Info wird nach Reafferenprinzip gewonnen.
    - Wahrnehmung des Abstandes nicht exakt möglich, mangelnde Infos werden durch Vorerfarhungen und Wissen ausgeglichent (Wir wissen, das Haus mit zunehmender Enfernung nicht kleiner wird = Verständnis der Objektpermanenz und numerischen Objektidentität, verbunden mit topologischen und metrischen Relationen zw. Objektteilen -> Dach bleibt oberstes Teil des Hauses (topologische Realtion) und behält Abstand zw. Dachfirst und Erdboden (metrische Relation))
     

Verdikalität der Wahrnehmung:

Wir planen unsere Eingriffe in und Zugriffe auf die Außenwelt mit der Überzeugung, dass wir über die Außenwelt Informationen erhalten, die wir uns nicht einbilden, sondern die uns über von uns unabhängige Strukturen belehren. (Verdikalität = Wahrheit sagen)
-> wir halten Auskünfte der Sinne für wahr und nicht für eingebildet oder geträumt

Wahrnehmung ist keine Abbildung von Fotografien. Es wird alles in einer best. Situation und von einem best. Standort aus einer best. Perspektive, mit einer best. Absicht, im Lichte eines best. Zieles, in einer best. Stimmung und Aktiviertheit, in den Grenzen best. Fähigkeiten und zu einer best. Zeit erkannt.

Wdh: Wir interptretieren viele Ojekte und Ereignisse in der Außenweltt als unabhängig von unserer Wahrnehmung. Hier tragen besonders Konstanzleistungen und Wahrnehmung einer stabilen Außenwelt bei.

Selektivität und Perspektivität:

  • Standpunktabhänigkeit unseres Wahrnehmens
  • räumliche Beziehung zu einem Objekt, hängt ab von:
    Größe, Entfernung (lässt sich beides durch Sehwinkel ausdrücken), Blick von oben, unten oder von der Seite, Lichtverhältnisse, Objekt farbig oder monochrom
    = Perspektivität
  • Selektivität = wesentlicher Aspekt der Formwahrnehmung:
    wir nehmen nich alles wahr, was wir sehen (z.B. Teil der Nase und Augenbrauen in unserem Gesichtsfeld - wird ausgeblendet)
    -> selektive Aufmerksamkeit richtet unsere Wahrnehmung aus und lenkt sie in Abhänigkeit von:

    - äußeren Faktoren = unwillkürliche Aufmerksamkeit, z.B. Orienteriungsreaktion und
    - inneren Faktoren = willkürliche Aufmerksamkeit, z.B. Suchen oder Beobachten ausgewählter Umgebungsausschnitte
  • "Übersehen" deutet darauf hin, dass wir aus der Fülle der Informationen nur wenige Ausschnitte bewusst wahrnehmen
    -> selektive Wahrnehmung ist nicht gleich willkürliche Aufmerksamkeit!

binding / segmentation

  • binding = welche Infos werden zu einem Objekt zusammengebunden
  • segmentation = welche Infos dienen dazu, Objekte von einander abzugrenzen
  • 1. Schritt im binding and segmentatino prozess ist Generierung eines Vordergrunds ("Figur") und eines Hintergrunds ("Grund") s. Abb. S. 52
    -> Grundprinzip der Wahrnehmung (lt. Gestaltpsychologen)

Kontextabhängikeit, Konfiguration und Ganzheitlichkeit:

  • Mehrdeutigkeit von Reizen wird stark durch den Kontext eingeschränkt
  • Wie ist das Verhältnis von Analyse zur Synthese?
    -> The Parsing Paradox (Palmer): sehe ich erst das Ganze (top-down: Herstellen von Teilen aus Ganzen) oder sehe ich erst die Teile (bottom-up: Herstellen von Ganzen aus Teilen)
  • Abb. S. 53: Zerlegung des Gesichts in perzeptive Elemente, die man ohne Kontext nicht wieder erkennt. Hat man weitere Kontextinfos, erkennt man sie als Teile eines Gesichts. Man sieht Gesicht oft als Ganzes und nimmt Teile nicht wahr
    -> Die Ganzheitlichkeit eines Kontextes bestimmt die Interpretation der Teile wesentlich mit (holistische Wahrnehmung, top-down als vom Ganzen zu den Teilen voranschreitend)
  • es werden nicht einzelne Reize und Reizdetails wahrgenommen, sondern Reizrelationen
    -> Schemata (Palmer), die Ordnung von Eigenschaften und deren Interrelationen repräsentieren
    -> kleine Netzwerke aus Knoten und Fäden (abstrakt "Kanten")
    -> jeder Knoten repräsentiert eine Eigenschaft und Kanten stellen Relationen her (z.B. Knoten "Nase" ist ein Teil (= Kanten) vom Gesicht
     

Welche zeitlichne Abfolgen von Analyse und Synthese dominieren?

  • Erst Analyse dan Synthese oder anders herum?
  • Phonemic-restoration-Effekt: Laut wird durch räuspern überdeckt (*eel) wird als wheel, heel, meal oder peel wahrgenommen, je nach Satzzusammenhang. Sätze waren bis auf * identisch und der kritische Unterschied im Satz trat erst später auf
    -> Wörter werden also nicht immer sofort erkannt, sondern manchmal erst rückwirkend, nachdem der Kontext bekannt ist
    -> Es gibt Analyse-durch-Synthese-Prozesse in der Wahrnehmung (weitere Bsp. S. 55)
  • Logik der Wahrnehmung folgt nicht denklogischen Möglichkeiten, sondern es finden denkunabhängige Analyse- und Syntheseprozesse statt
  • siehe auch S. 56: Strahelntäuschung nach Hering
    -> Elemente werden isoliert anders wahrgenommen
  • Grundfrage nach der perzeptuellen Organisation: Welche Einheiten werden zusammengefügt und welche getrennt?

Die wichtigsten Gestaltgesetze:

  1. Gestez der Nähe: nahe beieinander liegende Elemente werden schnell zu einer Gruppe verbunden. Auch, wenn zeitlich/spektral Nahe Geräusche -> deswegen kann man biem Anhören eines Musikstücks gleichzeitig verschiedene Melodien verfolgen
    Phi-Phänomen von Wertheimer: zwei Lichtpunkte werden in einem best. zeitl. Abstand als Bewegung wahrgenommen
  2. Gesetz der Ähnlichkeit: Ähnliche Elemente werden zu einer Gruppe verbunden, unähnliche (ab-)getrennt
  3. Gesetz des gemeinsamen Schicksals / Gesetz der guten Fortsetzung: Fortsetzungen werden gesehen, die am wenigsten Mühe machen. Im Falle von Bewegung werden Elemente zusammengeschlossen, die sich auf ähnliche Weise bewegen und sich von ruhenden Elementen abheben
  4. Gesetz der Prägnanz / Prägnanzprinzip / Gesetz der guten Gestalt: Wahrnehmung wird so organisiert, dass sich die einfachste und stabilste Form ergibt
    Einfach: Gestalt geschlossen und symmetrisch

    Weiter werden auch unvollständige Figuren ergänzt (Kanisza-Dreieck) -> amodale Vervollständigung
    amodal: Linien sind virtuell
    Vervollständigung: virtuelle Figur erscheint nur, wenn die Gesamtfigur unvollständige Teilfiguren enthält

Gestaltgesetze liefern keine Erklärung, sondern sind Beschreibungsweisen für feststellbare Regelmäßigkeiten.

(Versuch zu erklären durch "Feldkräfte", die übersummativ zusammenwirken)

Die Rolle des Kontrastes für die Konturierung von Gestalten (Kantenbildung):

  • im Falle der lateralen Inhibition werden Übergänge, Energiedifferenzen verstärkt
  • v.a. bei Kontrasteffekten (Helligkeits- und Farbdifferenzen)
  • Abgrenzung von Objekten erfolgt v.a. über die Wahrnehmung von Konturen und Kanten
  • Das Auge sendet nur Infos über Grenzlinien an das Gehirn, Bereiche für die keine Änderung gemeldet sind ergänzt Gehirn gleichförmig
  • Wahrnehmung von Kotnrastdifferenzen kritisch für Formwahrnehmung (Bsp. grüne Scheibe i.d. Mitte, rote außenrum, dreht man nur äüßeren Teil von Rot, also nicht wo Übergang zu grün ist, wird der grüne Innenkreis nicht mehr wahrgenommen)
  • neuronale Theorie: visuelles System besteht aus Kontrastverarbeitungssystem und einem spez. Helligkeitssystem

laterale Inhibition w [von *lateral-, latein. inhibitio = Hemmung], laterale Hemmung, Umfeldhemmung, in der Neurophysiologie eine durch seitliche (laterale), synaptische Querverbindungen in einem Netzwerk von Nervenzellen hervorgerufene, lokal begrenzte, gegenseitige Hemmung (Inhibition). Die Gesamtstärke der lateralen Inhibition ergibt sich sowohl aus der Erregungsstärke (Erregung) des Neurons als auch aus der Entfernung der zu hemmenden Nachbarneurone. Sie dient der Kontrastverstärkung an den Grenzen zweier Flächen mit unterschiedlichen Eigenschaften, wie z.B. Hell und Dunkel.

Bezugssysteme:

  • Relativitätstheorie der Wahrnehmungsurteile (z.B. laut, lauter, am lautesten): 10dB sehr leise, 90dB sehr laut, Töne dazwischen werden als mittel laut beschrieben. Urteil mittel ändert sich aber, wenn man die Grenztöne des Bezugssystems ändert (z.B. von 10 auf 15dB)
  • Bezugssysteme für alle Objekte und Ereignisse, denne wir Eigenschaften zuschreiben (schön, hässlich, klein, groß, dünn, dick...)
  • Beurteilung hängt von den gemachten Erfahrungen ab, die in einem meist nicht bewussten System von Eigenschaftsbezügen organisiert sind
  • Wahrnehmungssysteme wissen also mehr, als ihnen durch den sensorischen Reiz zur Verfügung gestellt wird
  • Bezugssysteme sind Beispiele für die Einheit von Wahrnehmung und (bewertendem) Urteil
  • Konzept der Bezugssysteme eines der bedeutendsten Vermächtnisse der Gestaltpsychologie

Ausbau einer Gestalttheorie der Bezugssysteme begründet von
Max Wertheimer 1912
weiterentwickelt von
Duncker 1929 und Koffka 1935
weiter ausgebaut von Schüler von Wertheimer
Wolfgang Metzger

Da Maße eine relationale, algebraische Struktur haben (z.B. Identität, Symmetrie, Transitivität) ist das Messen von Psychischem über weite Strecken identisch mit der Erforschung von Bezugssystemen.
 

Ausführlichere Gedanken zum Thema "Bezugssystem und Orientierung"

  • Ausgangspunkt ist Orientierung und Orientiertheit
  • Erleben ist Ordnungserleben und das impliziert, dass wir über unsere Situation orientiert sind
  • Orientierung ist die Suche nach einem Bezugssystem, unterschieden werden muss:
    a) das Phänomen des Sich-Orientierens-an und
    b) das Konstrukt der Orientiertheit (Gegenstände präsentieren sich "mit Eigenschaften behaftet")
  • Grundlegend für Orientierung sind räumliche und zeitliche Verhältnisse
  • wir treffen ein absolutes Urteil (z.B. "Diese Buch ist dick", "dieser Mensch ist schön", "dieser Tee ist kalt")
  • hinter jedem absoluten Urteil befindet sich eine relationale Phänomenstruktur, die sich in der Erfahrung mit der Dimensionalität einer Eigenschafte eines Gegenstandes aufgebaut hat (z.B mit der Dicke von Büchern)
  • wir fällen oft Urteile, ohne explizit einen Vergleich anzustellen (müssen wir erst ein Urteil bilden sind wir nicht orientiert sondern suchen nach Vergleichsgesichtspunkten und Bezügen, wenn wir ein absolutes Urteil fällen greifen wir auf unsere Erfahrungen zurück)
  • eindimensionale Mannigfaltigkeiten (man vergleicht Gegenstände einer Art nur nach einer Dimension, z.B. Bleistifte nach Länge) kann man verwenden um Phänomenskalen zu konstruieren, wo jedem Urteil eine Zahl zugeordnet wird

Was ist Orientiertheit?

Ist stets die Folge von Orientierung, das aktive Einordnen von Gegenständen und Eigenschaften in Raum und Zeit, aber auch das aktive Ordnen von phänomenalen Eigenschaften wie Farbe, Tonhöhe, Größe, Gewicht oder Salzigkeit.

Wie funktiniert die Konstruktion von Phönomenskalen?

Nach Otto Heller (1980), der sich an Witte orientiert:

  • Vorgabe von 5 Urteilskategorien (z.B. bei Länge: sehr lang, lang, mittel lang, kurz, sehr kurz)
  • Zuordnung von 10 natürlichen Zahlen zu jeder Kategorie (also sehr kurz 1-10, kurz 11-20, mittel lang 21-30...)
  • Auswahl der Kategorie und Prüfung, ob z.B im Falle Länge, lang schon kurz vor sehr lange oder mittel lange platziert ist oder dazwischen oder genau in der Mitte
  • Vorgabe eines Gegenstands und man lässt in beurteilen

-> dadurch lässt sich metrische Struktur einer eindimensionalen Mannigfaltigkeit prüfen (z.B. ob über ganzen Urteilsbereich gleiche Differenzen)
-> man kann prüfen, wie siche Urteile nach neuen Erfahrungen verschieben
-> v.a. lässte sich Struktur von Bezugssystemen untersuchen

Wie funktioniert ein mnestisch (das Gedächtnis betreffend) stabilisiertes Bezugssystem?

  • Auf eine Eigenschaft eines Gegenstandstyps beschränkt (z.B. Länge von Bleistiften)
  • zwei Grenzen: kürzester Bleistift, längster Bleistift (längen müssen so sein, dass noch von einem Bleistift gesprochen werden kann, man muss also z.b. noch schreiben können)
  • Überschreiten der Bezugssystemgrenze führt zu einer Gegenstandsveränderung
     
  • Entscheidende Frage: wie sind Phänomeneigenschaften zw. den beiden Extremwerten strukturiert?
  • 1. Schritt: Frage nach einer Mitte -> somit 3 Eigenschaftsausprägungen
  • 2. Schritt: Welches ist die MItte des oberen, welche des unteren Bereichs?
  • Schritte können fortgesetzt werden, solange Gegenstände es erlauben
  1. -> Folge: Struktur mit äquidistanten Urteilsbereichen
    -> jeder Urteilsbereich ist ein statistischer Mittelwert mit einer bestimmten Streuung

    Weiteres Bsp für Urteilsrelativität ist der Webersche Dreischalenwert (Schale mit heißem, kaltem und lauwarmen Wasser-> tauche hand in kalt, dann in heiß, dann in lauwarm -> von lauwarm nichts mehr zu spüren)
    --> Kontext und Vergleichsgesichtspunkte beeinflussen Dimension "mehr-mittel-weniger" (gilt auch für soziale Urteile, z.B. Attraktivität oder Sympathie)

Was sind Perzepte?

Wahrnehmungen

Konstruktivität und Produktivität:

  • Wahrnehmung ist nicht rein rezeptiv und veridikaler als das Reizangebot
  • bsp. für intelligente Veridikalität: blinder Fleck -> normalerwiese sieht man kein "Loch", das liegt daran, dass dieses Loch durch Verrechnungen "ausgefüllt" wird

-> unsere Wahrnehmung ist kein einfaches Abbild von Objekten, sondern eher Berechnungen und somit Konstruktionen

Konstruktion bedeutet aber nicht zufällig, sondern es wird nur das herangezogen, was sich in der Umwelt bewährt hat

Messinstrument-Konzeption der Wahrnehmung:

Klassifikation der Wahrnehmungsphänomene in normale und illusionäre basiert oftmals implizit auf einer Art Messinstrument-Konzeption der Wahrnehmung.

-> Aufgabe: physikalisch korrekte Beschreibung des physikalischen Input

Weicht es ab, wird es als in größerem Maße erklärungsbedürftig gehalten als die normale Wahrnehmung.

Ausdruck "sich orientieren" hat zwei wesentliche Bedeutungen:

  1. gegenwärtige Postion im Raum bestimmen = Selbstlokalisation (Wo-Orientierung)
    = Egozentrisches Bezugssystem
  2. sich auf etwas in der näheren oder ferneren Umgebung hin  ausrichten (Was-Orientierung)
    = allozentrisches Bezugssystem

Orientierungsfähigkeit "Selbslokalisation" hängt von der Fähigkeit zur Ausrichtung an Objekten ab.

Orientierungsreaktion (OR) und Habituation: Elementare kognitive Prozesse

  • OR wird reflexartig bei Veränderungen in der Umgebung ausgelöst (Was-ist-los-Reaktion)
  • angeboren
  • regelmäßiges Eintreten der Veränderng -> Gewöhnung (Habituation) tritt ein -> wird dann nicht mehr als Veränderung wahrgenommen (Ereignis nicht mehr als neu bewertet)
  • Ändert sich Muster der Ereignisfolge oder trifft Überraschung ein -> Dishabituierung (auch Sensitivierung)
    -> Aufmerksamkeit steigt wieder, Ereignis wird erforscht
    -> elementarer Lernmechanismus!
  • Wichtigkeitsprüfung erfolgt, ob Ereignis neu oder bekannt ist, dafür braucht man ein Gedächtnis
  • OR ist die elemntarste kognitive Operation
  • OR wird ausgelöst durch einen Mangel an Informationen und reduziert durch den Erwerb von Infos
  • Habituation ist Ausdruck einer elementaren Inforamtionsverarbeitung

Zentrales Problem der Kognitionspsychologie und -wissenschaft und Künstlichen Intelligenzforschung: Problem der Objekterkennung

 


 

Was ist template matching?

Schablonenvergleich -> Theorie des Mustervergleichs

Was ist das Protoypenmodell des Objekterkennens?

Clusteranalyse im Hirn -> Errechnung einer zentralen Tendenz des Merkmalvektors -> Mittelwert wird als kritisches Merkmal herangezogen
-> aus der Streuung und Irrtumswahrscheinlichkeit wird ein Konfidenzintervall errechnet. Wenn S im Intervalle von S`, dann S=S`

Was ist das Pandämonium-Modell?

  • Modell zu einem klassischen Problem der Gestaltpsychologie
  • jeder Stimulus wird in kleinste Merkmalselemente zerlegt
  • s. auch S. 77/78

Was ist das zentrale empirische Problem der Objekterkennung?

Wie spezifisch/generell sind die Schablonen/Prototypen/mentalen Merkmalsmodelle -> Wieviele Fehlklassifikationen von S in S`sind tolerierbar?

Neuman-Pearsonsche statistische Entscheidungstheorie:

  • α-Fehler: wenn S`zu spezifisch, dann wird S für unterschiedlich von S`gehalten, obwol S`gleich oder ähnlich (S´≠S, obwohl gilt: S`=S)
  • β-Fehler: wenn S`zu generell, dann fällt S darunter, obwohl nicht gleich oder ähnlich (S`=S, obwohl gilt: S`≠S)

Weitere Probleme:

  • Problem der Gedächtnisadressierung
  • Problem des Wiedererkennens

-> Lösung: Assoziation nach Ähnlichkeiten (z.B. Hebbsche Regel)


 

Schematheorie des Erkennens nach Kant:

Schemata sollen erkenntlich machen, wie Wahrnehmung von Einzelnen mit der Bildung allg. Begriffe verbunden ist.

Synthese aus Empirismus und Rationalismus:

  • Empirismus (Hume, Locke): Was nicht in den Sinnen ist, kann nicht im Intellekt sein. Wichtig: Bottom-up Prozesse

    Problem: wie wird aus der Wahrnehmung immer wieder anderer Einzelobjekte und Ereignisse allg. Begriffe gebildet? (Problem der Abstraktion, Problem der Zusammenhangsbildung von unten)
     
  • Rationalismus (Descartes): Existenz von angeborenen Ideen, die durch Objekte erst erkennbar werden. Wichtig: Top-Down Prozesse

    Problem: Wo kommen angeborene Ideen her und woher wissen sie, welche Daten zu welchen Ideen oder Strukturen gehören?

Kant vereinfacht: Wahrnehmungen sind ohne Begriffe blind und Begriffe ohne Wahrnehmungen leer, erst in ihrer Verbindung findet Erkennen statt. (Schemata kommt zentrale Rolle in Herstellung der Verbindung zu)

Komplexe Handlungsschemata: Klavierspielen, Fahrradfahren

Komplexe Tätigkeitsschemata: Einkaufen, Reataurantbesuch, Briefschreiben

Was ist ein Schema?

Regel / Verfahren, das zw. Wahrnehmung und Denken vermittelt.

kategoriale Wahrnehmung:

  • Schema nach Piaget: Tätigkeiten, die aus typischen Aktionsmustern bestehen (z.B. Saug- und Greifschema)
  • Wahrnehmung von Relationen ebenfalls schematisch (z.B. Wahrnehmung von Kausalität -> stoß Billiardkugel auf ruhende)

kategoriale Wahrnehmung:

  • Schematheorien wichtige Rolle für Wahrnehmung von Sprechsignalen
  • Sprechsignale (SS) Beispiele für kategoriale Wahrnehmung
  • SS werden anhand von Phonemen unterschieden (Lauteinheiten, deren Realisierung beim Sprechen immer anders ausfällt)
  • In verschiedenen Experimenten konnte so beispielsweise gezeigt werden, dass Wörter samt Bedeutung gespeichert werden, nicht aber die einzelnen Laute, aus welchen sie bestehen.

Was ist Wissen?

Das was man lernt, im Gedächtnis behält und anwenden kann.

Verschiedene Quellen:

  • Wahrnehmung als Quelle (Empirismus)
    -> unmittelbares & und selbsterworbenes Wissen
  • Konzepte als Quelle und Wissen, das andere uns vermitteln (Rationalismus, Idealismus)
    -> mittelbares Wissen
     

Hauptklassen von Wissen:

  • deklaratives Wissen: Faktenwissen, lässt sich sprachlich ausdrücken, "Wissen dass" (z.B. Paris die Hauptstadt von Frankreich ist)
  • prozedurales Wissen: "Wissen wie" (Fahrradfahren, Klavierspielen, Schreiben...), lässt sich nicht vollständig versprachlichen und nur bedingt mit Hilfe der Sprache erlernen -> man muss üben

Bsp. Lesen:
Zusammenspiel von Wissen und Wahrnehmen
-> lesen von links nach rechts ist nicht natürlich
-> was in Blickfixierung erfasst wird, hängt von Vorerfahrung und Lesefertigkeit ab
-> man Buchstabiert nicht, sondern erkennt ganze Wörter
-> aufgrund der aufgenommenen Wortbedeutung werden schon Erwartungen über folgende Wörter ausgeblidet
-> erleichtern deren Erkennen = Priming
-> z.B. Wortüberlegenheitseffekt = Fehler werden überlesen
-> wichtiges Bsp. für top-down Prozess

--> Erkennen nur möglich, wenn Wahrnehmungssituation mit Wissen verknüpft werden kann

Metakognition der Wahrnehmung:

Man kann vieles mit Hilfe seiner Sinne wissen.

Die Fähigkeit, die Quellen seines Wissens angeben und beurteilen zu können, beinhaltet auch die Einschätzung des Informationswertes der sinnlichen Erfahrung, die eine zentrale Rolle in den (Erfahrungs-)wissenschaften spielt.

Was bedeutet synsemantisch und autosemantisch?
 

  • synsemantisch: grammatikalische Bedeutung hängt von anderen Wörtern ab (und, der...)
  • autosemantisch: Bedeutung des Wortes ergibt sich aus dem Wort selbst (Haus)

Bedeutung von Sprachzeichen ist willkürlich

Wie zeigt sich Eigenständigkeit des Wahrnehmens?

Wahrnehmung kann durch Wissen nicht beliebig verändert werden (z.B. Geräusche hört man und kann man nicht durch Wollen abstellen, Müller-Leyer-Figur: Strecken sehen ungleich aus, obwohl ich weiß, dass sie gleich lang sind)

Was ist das Argument vom dürftigen Stimulus?

Es besagt, dass vieles von dem, was im menschlichen Geist ist, zu komplex und zu vielfältig sei, als dass es (im Lauf des Lebens) von Außen hinein gekommen sein kann. Das Argument wird von Nativisten häufig zur Stützung ihrer Position verwendet.

Vertreter: Chomsky

Modularitätsthese nach Fodor:

Inputsysteme (Wahrnehmung) sind Module (eigenständige Informationsprogramme), die fest programmiert sind.

Fand große Beachtung in der Kognitionswissenschaft

Was ist der Grundgedanke der Modularität der Wahrnehmung?

Existenz einer Tiefenstruktur der Wahrnehmungsgenese, die nicht aus der phänomenalen Gesatmwahrnehmung erschlossen werden kann.
-> Detailaspekte werden in Modulen bearbeitet
-> Von Verarbeitungsprozessen aus Modul A kann nicht auf diejenigen des Moduls B geschlossen werden

Was ist intersensorische Koordination?
 

Z.B. Auge-Hand-Koordination beim Greifen oder Sprechen

Eigenschaften der Repräsentationsrelation:

  1. Asymmetrie: Repräsentant vertritt Repräsentandum, aber nicht umgekehrt (Bild von mir reprä. mich, aber ich reprä. kein Foto von mir)
  2. Singularität: Foto einer Person reprä. diese und keine andere
  3. Fehlrepräsentation: Repräsentat reprä. Repräsentandum möglicherweise falsch (gilt für jedes Repräsentat, z.B. rote Augen auf Foto)
  4. Nichtexistenz: Objekt kann bildhaft dargestellt werden, obwohl es nicht existiert

Was ist ein Homunkulus Fehlschluss?

Die Vorstellung, es gäbe so etwas wie Bilder im Kopf, die dort abgelesen werden.

"Ich betrachte ein Bild in meinem Kopf. Dann bin ich ein Homunkulus, ein kleines Menschlein in meinem Kopf. Im Kopf dieses Menschleins ist aber wiederum ein Bild, das von einem noch kleineren Menschlein angesehen werden müsste usw."