M1_3400 Kap. 6b M1 - Einführung in die Psychologie und ihre Geschichte
B. Sc. Psychology Fernuniversität Hagen
B. Sc. Psychology Fernuniversität Hagen
Kartei Details
Karten | 28 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 07.01.2014 / 28.12.2014 |
Weblink |
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Ziel der Differentiellen PSY:
Berühmtes Diktum von Kluckhohn und Murray: "Jeder Mensch ist in gewisser Hinsicht:
- wie alle anderen Menschen
- wie einige andere Menschen
- wie kein anderer Mensch"
Ziel:
Identifizierung von Unterschieden zwischen einzelnen Personen oder Gruppen von Personen auf bestimmte Dimensionen bzw. Merkmalen. (z.B. manche ängstlicher, intelligenter, offener, optimistischer...)
Auch, welche outcomes (Konsequenzen) können mit den bestimmten Eigenschaften für die Zukunft vorausgesagt werden? (z.B. Intelligenz, Gewissenheit, soziale und emotionale Kompetenzen als Prädiktor für Studien- und Berufserfolg)
Gegenstand der Persönlichkeitspsychologie:
Untersucht die einzigartige Organisation von psychischen Merkmalen innerhalb einer Person (Wie kein anderer Mensch).
Persönlichkeit in diesem Sinn:
- nature (genetische Anlagen)
- nurture (Erfahrung)
Persönlichkeitspsychologie gilt als Oberbegriff für Differentielle Psychologie und Persönlichkeitspsychologie im engeren Sinn. Auch: "Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung"
Es wird versucht ein einzigartiges Profil der Persönlichkeit zu gewinnen. Das Besondere einer Persönlichkeit kann aber nur durch den Vergleich mit anderen bestimmt werden. --> Zusammenspiel von psychischen Einzelkomponenten und ihre Wechselwirkung mit der Umwelt.
(z.B. Forrest Gump: Die feindliche Reaktion der Umwelt auf seine körperliche und geistige Schwäche motiviert F.G. zu einer Form der Bewältigung, aus der sich im laufe der Zeit eine besondere sportliche Fähigkeit entwickelt -> Selbstbewusstsein und sozialer Aufstieg sind die Folge)
Was ist Persönlichkeit?
Im Alltagsgebrauch eher wertend, z.B. charismatische Persönlichkeit. In der PSY aber nicht im evaluativen Sinn, sondern rein deskriptiv. Menschen haben nicht mehr oder weniger Persönlichkeit.
Begriff Persönlichkeit Wurzel im lateinischen persona. Hatte gegensätzliche Bedeutungen:
- Maske, äußerer Schein, Rolle auf der Bühne
- Innere, das Wahre, das Wesentliche, Schauspieler hinter der Maske
Def. nach Herrmann (1991):
Ein bei jedem Menschen einzigartiges, realtiv stabiles und den Zeitablauf überdauerndes Verhaltenskorrelat (hinter dem Verhalten)."
wichtige Bedingung: zeitliche Stabilität und die transsituative Konsistenz (Persönlichkeit bleib in versch. Situationen gleich)
--> Def. Herrmann spiegelt eher Differentielle PSY wieder
komplexere, eher der Persönlichkeitspsychologie entsprechende Definiton von Pervin (1996):
Persönlichkeit ist die kopmlexe Organisation von Kognitionen, Emotionen und Verhalten, die dem Leben einer Person Richtung und Zusammenhang gibt. Die Persönlichkeit umfasst wie der Körper Strukturen und Prozesse und spiegelt nature und nurture wider. Persönlichkeit schließt die Auswirkungen der Vergangenheit, ebenso wie die Konstruktionen der Gegenwart und der Zukunft ein.
Methoden der Differntiellen PSY und Persönlichkeitsforschung:
dieselben Methoden wie in anderen PSY Teildisziplinen, aber methodische Präferenzen:
- Fragebogen zur Selbsteinschätzung
- Verhaltensbeobachtung (kommt man nicht vorbei, wenn man Verhalten Vorhersagen möchte -> zentrales Ziel!)
Versuchsplangung: korrelatives Design
Disziplinen der Differentiellen PSY, vorgeschlagen von Gründervater William Stern (1911):
- Variationsforschung: ein Merkmal an vielen Individuen (Wie variiert Intelligenz unter Studenten der Uni Hagen?)
- Korrelationsforschung: zwei oder mehrere Merkmale an vielen Individuen (Gibt es Zusammenhang zw. Intelligenz und Studienerfolg, zw. Extraversion und Gesundheit?)
- Psychographie: eine Individualität in Bezug auf viele Merkmale (Psychologische Analyse einer Person, z.B. Goethe, ein Schulkind)
- Komparationsforschung: zwei oder mehrere Individualitäten in Bezug auf viele Merkmale (Vergleich von Goethe und Schiller, Vergleich von Studierenden unterschiedlicher Studienfächer)
Was ist das differentialpsychologische Experiment?
"Organismusvariablen" (Geschlecht, Persönlichkeitsmerkmale) können im Gegensatz zu "Reizvariablen" (belastende Filme) nicht systematisch variiert werden, da sie schon vorliegen. Aber sie lassen sich berücksichtigen durch ein mehrfaktorielles Design.
Organismusvariablen werden selegiert, in dem man z.B. verschieden Gruppen einteilt: Hoch-Intelligente vs. Niedrig-Intelligente vgl. S. 154)
Was sind die Grundkonzepte der Persönlichkeitspsychologie?
Persönlichkeitsmerkmale (Traits)
Das Ziel der Persönlichkeitspsy ist, wie in der PSY überhaupt, das Beschreiben, Erklären, Vorhersagen und Verändern von Erleben und Verhalten.
Was sind Eigenschaften?
Traits are consistent patterns of thoughts, feelings, or actions that distinguish people from one another (Jonson 1997).
Eigenschaften sind hypothetische Konstrukte, die aus beobachtbarem EuV abgeleitet werden. "Werkzeugfunktion" von Persönlichkeitsmerkmalen.
Was sind die Persönlichkeitsdimensionen ("Big Five")?
- Offenheit für Erfahrung
- Gewissenhaftigkeit
- Extraversion (seelische Einstellung, die durch Konzentration der Interessen auf äußere Objekte gekennzeichnet ist)
- Verträglichkeit
- Neurotizismus (emotionale Labilität/Stabilität)
Openess
Conscientiousness
Extraversion
Agreeableness
Neuroticism
=Fünf-Faktoren-Struktur, jeder hat sechs Subfaktoren die im NEO-PI-R Fragebogen erfasst werden
Kritik am Fünf-Faktren-Modell:
- reichen fünf Dimensionen für eine grundlegende Beschreibung der Persönlichkeit? (es wird z.B. noch Risikobereitschaft als 6. Dimension vorgeschlagen
- fehlende intraindividuelle Organisation (Modell des Zusammenwirkens der Big Five wird bemängelt)
- Big Five liefern nur eine "Psychologie des Fremden" (1. Einschätzung von bisher unbekannten Personen)
Eigenschaften bzw. Persönlichkeitsmerkmale können als Prädiktoren für Situationen herangezogen werden, für die es bislang keine Beobachtungsmöglichkeiten gab:
Cattell 1965:
"Persönlichkeit ist das, was eine Vorhersage darüber erlaubt, was eine Person in einer gegebenen Situation tun wird"
Was sind deskriptive und explikative Konstrukte für Persönlichkeitsunterschiede?
deskriptiv (beschreibend) s. S. 158 Kasten
explikative: genetische und biologische Bedingungen (hormonelle und neurologische Faktoren, frühkindliche Hirnschädigungen), Umwelteinflüsse (Kultur, Sozialisation, kritische Lebensereignisse)
Explikative Konstrukte wirken zusammen. Bsp. dafür drei vorgeschlagene Gen-Umwelt-Interaktionen von Caspi und Bem (1990)
- Proaktive Interaktionen: Personen suchen Umwelt auf, die ihre genetisch mitbedingten Eigenschaften verstärken (zB. extravertierte Person geht dahin, wo viel Kontakt möglich ist)
- Reaktive Interaktionen: Unterschiedliche Reaktionen von verschiedenen Personen auf dieselbe Umweltbedingung -> da Unterschiedliche Wahrnehmung und subjektive Repräsentation der Umwelt (ängstl. Kinder nehmen Autoritäten anders wahr als selbstsichere)
- Evokative Interaktionen: Wechselspiel zw. Aktion einer Person und Reaktionen anderer, auf die Person wiederum reagiert usw., damit kann das Verhalten weiter stabilisiert werden (zB. aggressiver Junge löst verärgerte Reaktion bei Eltern aus, macht Junge weiter aggressiv usw, bis sich Eltern evtl. zurück ziehen -> Verstärkung des aggressiven Verhaltens)
Paradigmen und Theorien in der Persönlichkeitspsychologie:
- Psychodynamische Ansätze bzw. das psychoanalytische Paradigma: betonen die Bedeutung von Erfahrungen in der frühen Kindheit und unbewusster Bedingungen (zB. verdrängte Konflikte), prominenteste Bsp: Sigmund Freuds psychoanalytische Persönlichkeitstheorie
- Eigenschaftsbezogenen und biologische Ansätze: Identifikation von überdauernden Merkmalen, mit denen man Unterschiede zw. Personen erklären kann.
- Phänomenologische Ansätze: Verhalten eines Menschen kann nur verstanden werden, wenn man seine subjektiven Wahrnehmnungen und Interpretationen kennt. Subjektive Wirklichkeitsauffassung anstelle von objektiver Beobachterperspektive (z.B. Kellys Konstrukttheorie). Überlappen sich mit humanistischen Theorien, die sich dagegen wenden, dass der Mensch durch Triebe bestimmt wird, betonen Autonomie des Menschen, Hauptvertreter: Maslow und Rogers
- Verhaltenstbezogene Ansätze: Analyse des offen sichtbaren und beobachtbaren Verhaltens, objektiv (deutlich im Kontrast zu phänomenologischen Theorien), vernachlässigen innerpsychische Vorgänge und biologische und genetische Ausstattung
- Sozial-kognitive Ansätze: Fokus auf Prozesse der Informationsverarbeitung (kognitive Prozesse) und Lernen im zwischenmenschlichen Bereich, mittlerweile erweitert durch Beachtung von Emotionen - "social cognitive-affective conception", Besondere Hervorhebung von Wechselwirkung von Person und Situation oder zw. verschiedenen Personen
- Biografisch-narrative Ansätze: Bsp: "Psychologische Biografik" von Thomae (96) -> genaue und wertneutrale Untersuchung "des Individuums und seine Welt", 3 biografische Zeiteinheiten: Episode (kleinste Einheit), Tagesablauf (mittlere) und Lebenslauf (größte), Methodischer Königsweg nach Thomae: freie Exploration (kaum strukturiertes Interview)
Fünf fundamentale Prinzipien nach McAdams und Pals 2006 (um zentrale und integrierende Position der Persönlichkeitspsy zu fördern): "New Big Five"
- Evolution und menschliche Natur: zu allererst muss eine integrative Persönlichkeitspsy bei den biologischen Wurzeln ansetzen
- Eigenschaften: breite, nicht-konditionale, dekontextualisierte Merkmale der Persönlichkeit
- Charakteristische Adaptionen: Motive, Ziele, Pläne, Bestrebungen, Strategien, Werte, Schemata, Selbstbilder... Verändern sich über die Zeit oder durch Therapie und implizieren die alltägliche Dynamik der Person in stärkerer Weise als Eigenschaften
- Lebenserzählung: Jede Lebenserzählung ist zwar einzigartig, zugleich aber können innerhalb einer Kultur bestimmte gemeinsame Muster über verschiedene Lebensgeschichten hinweg identifiziert werden.
- Kultur
Vor dem Hintergrund der fünf basalen Prinzipien definieren McAdams und Pals Persönlichkeit als:
Individuelle und einzigartige Variation der genetisch bedingten, menschlichen Natur, die sich in einem entwickelndem Muster von Eigenschaften, charakteristischen Adaptationen (Anpassung des Organismus an die Umwelt) und integrierenden Lebenserzählugnen herausformt und in komplexer und unterschiedlicher Weise von der Kultur beeinflusst wird.
Was ist psychologische Diagnostik?
- Methodenlehre im Dienste der angewandten PSY
- Gegenstand: gezielte und regelgeleitete Sammlung und Verarbeitung von Daten, diagnostische Verfahren: Tests, Fragebögen, Interview, Verhaltensbeobachtung
- Fragestellungen: Beschreibung, Klassifikation, Vorhersage und Evaluation von Unterschieden zw. und innerhalb von Personen
- Bereitet Entscheidungen nach wissenschaftlichen Kriterien und ethischen Standards vor (z.B. Berufseignung)
- Mehrere Phasen: Klärung der Fragestellung, Auswahl von psychologisch-diagnostischen Verfahren, Anwendung, Auswertung, Interpretation, Gutachtenerstellung, Interventions- bzw. Maßnahmenvorschlag
diagnostisches Dreieck: Grundlagen- und Anwendungsfächer sowie Methoden
Diagnostische Aufgabenfelder s. S. 168
Was ist der erweiterte Interventionsbegriff?
Wenn sich für den Probanden eine Wirkung nach sich zieht, z.B. auch die Entscheidung fpr eine bestimmte Berufsausbildung
Was sind die grundlegenden Arten bzw. Strategien der Diagnostik?
Selektionsdiagnostik und Modifikationsdiagnostik
Selektionsdiagnostik:
- geeignete Personen oder Bedingungen auswählen (personal-, organisations-, pädagogisch-psychologischer Aufgaben) -> müssen best. Anforderungen genügen
- Personalselektion: Anforderungen fixiert, Personen variabel
- Bedingungsselektion: geeignete Bedingungen auswählen, die zum persönlichen Profil passen (z.B. Berufsempfehlung)
- basiert hauptsächlich auf dem Eigenschaftsmodell
Modifikationsdiagnostik:
- steht im Mittelpunkt von klinisch-psychologischer Fragestellung
- welche EuV-weisen einer Person sollen verändert werden (Verhaltensmodifikation) oder welche externen Bedingungen müssen verändert werden (Bedingungsmodifikation), damit sich ein Problemverhalten reduziert
- bezieht sich auf verhaltensdiagnostische Prinzipien
Eigenschaftsmodell:
Personen können auf bestimmten Dimensionen (Intelligenz, soziale Kompetenz, Gewissenhaftigkeit,...) verglichen werden. Individuelle Ausprägungen werden mit einer Normstichprobe verglichen. Da zeitlich stabil und transsituativ können Prognosen für die Zukunft gemacht werden (z.B. Studienerfolg)
Verhaltensdiagnostik:
Verhalten ist erlernt und von Situation zu Situation unterschiedlich.
Zentrale Frage: Welche situativen Bedingungen lösen ein best. Verhalten aus und erhalten es aufrecht.
Von Interesse ist, was eine Person tut, nicht was sie "hat".
Vier Dimensionen der Eigenschafts- und Verhaltensdiagnostik:
- Status- vs. Prozesskiagnostik: Statusdiagnostik zielt auf Erfassung des Ist-Zustandes ab. Prozessdiagnostik interessiert sich für Veränderungen in Verhaltensweisen im Zeitverlauf.
- Normorientierung vs. Kriteriumsorientierung: Norm- oder Eichstichprobe ist eine möglichst repräsentative Vergleichsstichprobe von Personen, bei denen die interessierende Eigenschaft ebenfalls erhoben wurde. Eine Person wird auf ein vorgegebenes EuV-Ziel (Kriterium) untersucht
- Testen vs. Inventarisieren: Testen: Fragebögen mit "trifft zu" bis "trifft nicht zu", repräsentieren eine Stichprobe. In der Verhaltensdiagnostik geht es aber darum, möglichts eine vollständige Inventarisierung des gesamten Verhaltensrepertoires
- Diagnostik als Messung vs. Diagnostik als Information für und über Behandlung: Eigenschaftsmessung: Ausprägung eines Persönlichkeitsmerkmals möglichst genau messen. Verhaltensdiagnostik: Informationen erfassen, die helfen sollen eine Interventionsmaßnahme auszuwählen
Definition Test:
"Test" wird in der PSY mehrdeutig verwendet. Nur einig, dass es sich um ein Verfahren zur Gewinnung diagnostisch relevanter Daten handelt.
Def. nach Lienert un Raatz (1998):
Bei einem psychologischen Test handelt es sich um ein wissenschaftliches Routineverfahren zur Untersuchung eines oder mehrerer empirisch agrenzbarer Persönlichkeitsmerkmale mit dem Ziel einer möglichst quantitativen Aussage über den relativen Grad der individuellen Merkmalsausprägung.
--> Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen (Teststandards in der DIN 33430 geregelt)
Drei Klassen psychologischer Tests:
- Leistungstests (richtig oder falsch)
- Psychometrische Persönlichkeitstests (selbstbeschreibende Aussagen - Likert Skala)
- Persönlichkeitsentfaltungs-Verfahren (=projektive Tests, geben mehrdeutiges Reizmaterial an (abstrakte Kleksbilder, mehrdeutige Bilder von Personen)
siehe Subgruppen auf S. 173
Konzentrationstest werden oft als speed-tests (Zeitbegrenzung) vorgegeben. (Aufgaben gleichbleibend und eher niedrig)
Power- oder Niveautest: keine oder sehr großzügige Zeitvorgabe (Intelligenztest)
Leistungs- und psychometrische Persönlichkeitstest können ein Einzeltestung oder in einer Gruppe erfolgen.
Projektive Test nur als Einzeltest.
Was ist "faking bad" und "faking good"?
faking bad: absichtlich nicht oder flasch Lösen einer Aufgabe
faking good: Proband stellt sich so dar, wie er glaubt, dass es für ihn am günstigsten ist
Bei Leistungstest nur faking bad möglich. Aber ist faking good überhaupt ein Problem? Proband stellt sich so dar, wie er meint, dass es sozial erwünscht ist, das zeugt von rezeptiver Selbstdarstellungskompetenz (wichtig für Berufe wie Verkäufer, Flugbegleiter...)
-> Person ist in der Lage im Fragebogen zu erkennen, was relevant ist, dann ist er es auch möglicherweise außerhalb
Ein diagnostischer Prozess lässt sich in folgende Phasen gliedern:
- Fragestellung (kann mein Kind das Gymnasium besuchen?)
- Übersetzung und Differenzierung (Sind bei dem Kind die kognitiven, emotionalen, motivationalen und sozialen Bedingungen für einen erfolgreichen Besuch des Gymnasiums gegeben)
- Generierung von Hypothesen (Liegt bei dem Kind ADHS vor)
- Operationalisierung, Untersuchungsplanung und -durchführung
- Auswertung und Interpretation
- Beantwortung der Fragestellung bzw. erneute Hypothesengenerierung und Datensammlung (Rückübersetzung in die Sprache des Auftraggebers in mündlicher und/oder schriftlicher Form)
Vergleichbar mit einer emp. Untersuchung.
Meistens stehen eizelne Personen im Mittelpunkt (Gruppen aber auch möglich). -> Überprüfung idiografischer (einzelfallbezogener) Hypothesen.
Wenn in einer emp. Untersuchung neue Hypothesen resultieren, müssen diese in einer neuen Studie untersucht werden. Ein diagnostischer Prozess kann mehrere "Teiluntersuchungen" umfassen.
Zur Integration von Daten liegen zwei widerstreitende Modelle vor:
- Klinische Urteilsbildung: stützt sich auf intuitive, auf klinischen Erfahrungswissen basierende Informationsverarbeitung
- Statistische Urteilsbildung
In 50% der Studien waren nach einer Meta-Analyse die Statistische Urteilsbildung der klinischen überlegen. In den anderen 50% waren sie gleichwertig. Somit ist die statistische wann immer möglich vorzuziehen.