Lohaus Entwicklungspsychologie Kap. 5-8

B. Sc. Psychologie Fernuniversität Hagen

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Flashcards 50
Students 15
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 26.10.2014 / 02.06.2020
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https://card2brain.ch/box/lohaus_entwicklungspsychologie_kap_58
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Warum binden sich Kinder erst später an Eltern?

Weil einige kognitive Voraussetzungen gegeben sein müssen. (Objektpermanenz, Fähigkeit zur Differenzierung zw. fremden und vertrauten Personen)

Definition Bindungsverhalten und Bindung

Bindungsverhalten bezieht sich auf Verhaltensweisen des Kindes, um die Nähe der BP zu sichern, während mit Bindung das emotionale Band zw. Kind und BP gemeint ist.

Phasen der Bindungsentwicklung nach Bowlby

  • Vorphase der Bindung (Geburt-6 Wo): Bindungsverhalten bei jeder Person, angeborene Signale, um Bedürfnisbefriedigung zu erreichen
  • Phase der entstehenden Bindung (6 Wo - 6/8 Mo): Zunehmend spezifische Reaktionen auf vertraute Personen, Entwicklg. spez. Erwartungen an das Verhalten der BP
  • Phase der ausgeprägten Bindung (6/8 Mo-1,5/2 LJ): Entstehen der spez. Bindung (aktive Kontaktaufnahme, Protest bei Trennung...)
  • Phase reziproker Beziehungen (ab 1,5/2 LJ): Entstehen eines inneren Arbeitsmodells zur Bindungsrepräsentation, Akzeptieren von Trennungssituationen

4 Bindungstypen (Fremde-Situations-Test)

  • sichere Bindung
  • unsicher-vermeidende Bindung
  • unsicher ambivalente Bindung
  • desorganisiert-desorientierte Bindung

desorganisiert-desorientiert: widersprüchliche Verhaltensmuster, die keinem anderen Bindungsmuster entsprechen. Auch ungewöhnliche und bizarre Verhaltensmuster (z.B. Einfrieren von Bewegungen, unvollständige Bewegungsmuster, Verhaltesnstereotypien)

Ursachen für Entstehen verschiedener Bindungsmuster:

Durch Bindungserfahrungen, die Kinder in der Interaktion mit ihren Bezugspersonen erlebt haben.

  • Sicher: BP kümmert sich feinfühlig Verhaltenssignales des Kindes zu beantworten -> Kind sieht Umgebung als verlässlihc
  • unsicher-vermeidend: keine Zuverlässigkeit und Sicherheit von BP, nicht wichtig ob BP anwesend ist oder nicht, fremde Person kann Bedürfnisse ebenso gut befriedigen
  • unsicher-ambivalent: wechselnde Erfahrung mit BP, Kind neigt zum Klammer, um Nähe und Sicherheit herzustellen, Bei Trennung und Rückkehr kommt es zu Aggression, vermutlich weil Kind erneut von BP enttäuscht wurde
  • desorganisiert-desorientiert: kann auf besonders ungüngstige Interaktionserfahrungen (wie z.B. Missbrauch) hinweisen

Häufigkeit und Stabilität von Bingungsmustern

  • sicher 60-70% (v.a. westl. Industrienationen, die Individualität und Unabhängikeit fördern)
  • unsicher-vermeidend 15-20%
  • unsicher-ambivalent 10-15% (Gesellschaften, die Gemeinschaftsgefühl und familiären Zusammenhalt fördern)
  • desorganisiert-desorientiert 5-10%

 

  • was als angemessene Form der Bindung angesehen wird ist kluturabhängig
  • für Unabhängigkeit: mehr Spielobjekte und Objektstimulation, für sozialen Zusammenhalt mehr Interaktionsverhalten
  • Bindungsmuster haben sehr hohe Stabilität (Langzeitstudie: 72% wiesen in Zeitraum von 20 Jahren Bindungsstabilität auf)
  • Kinder können verschiedene BP haben, zu denen sie versch. Bindungstypen haben können: eine unsichere Bindung zur Mutter kann so durch andere BP kompensiert werden

Verfahren zur Erhebung von Bindungsmustern

  • Fremde-Situations-Test (frühkindlich)
  • Q-Sort-Verfahren (Alternative zum F-S-T) (frühkindlich)
  • Adult Attachment Interview

Q-Sort-Verfahren

  • Kritik an F-S-T: relativ hohe Belastung für Kinder
  • Alternative Q-Sort-Verfahren
  • es können versch. Beurteilungsperspektiven berücksichtigt werden (aus Sicht fremder Person, aus Sicht BP)
  • Itemset mit 90 Items, mit denen Verhalten eingeschätzt wird (z.B. Kind lässt sich von anderen Erwachsenen trösten, wenn es verstimmt ist)
  • für jedes Item liegt Bewertung von Expertengruppe vor, die mit Beurteilungen des Kindes verglichen werden
  • Gibt Aufschluss über das Ausmaß der Bindungssicherheit, weitergehende Differenzierung unterschiedlicher Bindugnsmuster allerdings nicht möglich (z.B. zw. unsicher-vermeidend und unsicher-ambivalent)
  • bei Differnezierung zw. sicher und unsicher hohe Übereinstimmungen mit F-S-T
     

Adult Attachment Interview

  • kann retrospektiv (aus der Erwachsenensicht) erhoben werden
  • Erinnerungen von Erwachsenen an ihre Kindheit werden erhoben (z.B. Erinnerung an Trennungssituationen, Zurückweisungen...)
  • Bindungsmuster:
    • autonome bzw. sichere Bindung
    • abweisende Bindung (entspr. unsicher-verm.)
    • verstrickte Bindung (entspr. unsicher-ambiv.)
    • ungelöst-desorganisierte Bindung
  • bei Untersuchungen mit Adult Attachment Interview kam raus, dass Bindungsmuster nicht nur realtiv stabil im individuellen Lebenslauf sind, sondern auch transgernational an Kinder weitergegeben werden
    -> Was Eltern in ihrer Kindheit erlebt haben, geben sie an ihre Kinder weiter (inneres Arbeitsmodell des Fürsorgeverhaltens, dass sich aber auch durch spätere Erfahrungen ändern kann)

Bedeutung früher Bindungserfahrungen

  • wichtig für spätere soziale Entwicklung
  • z.B. sicher gebunden: kontaktfreudiger und beliebter, eher bereit nach sozialer Unterstützung zu suchen, da sie erwarten von ihrer sozialen Umgebung Unterstützung zu erhalten
  • auch kognitive Entwicklung kann bei sicher gebundenen Kindern unterstützt werden, da sie mehr ihre Umgebung erkunden und weniger Bindungsverhalten zeigen um BP zu aktivieren (da ja nicht nötig)