Logistik für technische Kaufleute

Kapitel 5 Von der Beschaffungsstrategie zum Beschaffungsprozess

Kapitel 5 Von der Beschaffungsstrategie zum Beschaffungsprozess


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Langue Deutsch
Catégorie Gestion d'entreprise
Niveau Autres
Crée / Actualisé 09.10.2016 / 19.09.2022
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Von was wird die Beschaffungsstrategie abgeleitet?

  • Von der Unternehmensstrategie und verfolgt im Allgemeinenen folgende Ziele:
    • Versorgung des Unternehmens mit Materialien und Informationen
    • Beschaffungskosten optimieren
    • Andere Unternehmensbereiche unterstützen

 

Welche Unternehmensbereiche werdenen mit einer Beschaffungsstrategie beeinflusst?

  • Beschaffungsorganisation
    • Organisations-Glieferung nach Objekt (z.B. Rohstoffe, Hilfstoffe, Mechanik, Elektronik usw.)
    • Organisations-Gliederung nach Funktionen (z.B. Bestellwesen, Terminkontrolle, Rechnungsprüfung usw.)
  • Einkaufsorganisation
    • Zentraler Einkauf
    • Dezentraler Einkauf
  • Liefernanten-Auswahl
    • Anzahl Lieferanten
    • Leistungsfähigkeit (wirtschaftlich und technisch)
    • Flexibilität bezüglich Menge und Zeit
  • Bedarfsermittlung
    • Deterministische Bedarfsermittlung
    • Stochastische Bedarfsermittlung
  • Beschaffung und Bestellabwicklung
    • Beschaffungsform: fallweise Beschaffung, Vorratsbeschaffung, fertigungssynchrone Beschaffung
    • Bestellmenge und -zeitpunkt: Einmalbestellung, Mehrfachbestellung, Mindestbestand, Meldebestand, optimale Bestellmenge
  • Warenannahme und Rechnungswesen
    • Wareneingang
    • Wareneingangsprüfung
    • Rechnungsprüfung
    • Terminprüfung
    • Qualitätsprüfung
  • Lagerung und Verteilung
    • Einlagerung
    • Bestandesüberwachung und -pflege
    • Auslagerung

Was bedeutet aktives oder passives Verhalten bei der Beschaffungsstrategie?

  • Aktives Verhalten 
    • Beschaffungsmärkte werden vom Unternehmen mitgestaltet
    • Den Lieferanten werden die eigenen Bedingungen aufgezwungen
  • Passives Verhalten
    • Die Bedinungen der Beschaffungsmärkte werden akzeptiert

Was ist die Einkaufsportfolio-Analyse?

Die Einkaufsportfolio-Analyse hilft die Macht der Anbieter und Nachfrager in einem Markt zu vergleichen und die Art der Zusammenarbeit zu bestimmen.

  • Die 4 Vorgehensschritte der Einkaufsportfolio-Analyse lauten:
    • Beschaffungsartikel klassifizieren
    • Beschaffungsmarkt analysieren
    • Strategisches Verhalten festlegen
    • Aktionspläne erstellen und Handlungsempfehlungen ausgeben

Wie kann man die Beschaffungsartikel klassifizieren und wie verhält sich das Unternehmen gegenüber dem jeweiligen Lierferanten (Stossrichtung)?

Beschaffungsartikel werden meist in folgende 4 Klassen eingeteilt

  • Strategischer Artikel (beim Auto z.B. der Motor)
    • Hoher Zielbezug, hohes Beschaffungsrisiko
    • Enge Zusammenarbeit mit Lieferant
  • Engpassartikel (beim Auto z.B. ein Steuersystem)
    • Geringer Zielbezug, hohes Beschaffungsrisiko
    • Sicherstellung der Versorgung
  • Hebelprodukte (beim Auto z.B. Pneu)
    • Hoher Zielbezug, tiefes Beschaffungsrisiko
    • Agressive Einkaufspolitik
  • Unkritische Artikel (beim Auto z.B. die Schrauben)
    • Geringer Zielbezug, tiefes Beschaffungsrisiko
    • Effiziente Abwicklung aller Einkaufsvorgänge

Wie kann ein Unternehmen den Beschaffungsmarkt analysieren?

  • Die Stärken und Schwächen des Lieferanten und die Artikelverfügbarkeit werden analysiert.
  • Das Ziel ist es herauszufinden wie die Verhandlungsmacht des Lieferanten gegenüber der eigenen Marktposition aussieht.
  • Daraus kann man die Beschaffungsstrategie des eigenen Unternehmens ableiten
    • Aspekte zur Beurteilung der Anbieter- und Nachfragermacht:
      • Anbietermacht
        • Besonderheit des Artikels und technologische Stabilität
        • Eintrittsbarrieren (erforderliches Kapital oder Know-how)
        • Kapazitätsauslastung oder Engpassrisiko
        • Kosten- und Preisstruktur
        • Logistische Situation
        • Marktgröse im Verhältnis zur Lieferantenkapazität
        • Wettbwerbssituation
        • usw.
      • Nachfragermacht
        • Einkaufsmenge
        • Kosten bei Nichtlieferung
        • Kosten- und Preisstruktur
        • Logistik
        • Marktanteil
        • Möglichkeit zur Eigenfertigung
        • usw.

Wie kann man aus den gewonnen Erkenntnissen der Einkaufsportfolio-Analyse das strategische Verhalten des eigenen Unternehmens gegenüber des Lieferanten festlegen?

Das strategische Verhalten kann auf Basis der 9-Felder-Matrix von McKinsey bestimmt werden (siehe Abbildung)

  • Abschöpfen
    • Die eigene starke Marktstellung nutzen für Vorteile bei der Beschaffung
    • Aktives Verhalten
    • Günstige Preise und Konditionen aushandel
      • z.B. bei unkritischen Artikeln wie beim Auto die Schrauben
  • Abwägen
    • Die eigenen Marktstellung ist nicht so ausgeprägt, für bedeutende Vorteile bei der Beschaffung
    • Es wird auf das Gleichgewicht der gegenseitigen Interessen gesetzt
      • z.B bei Engpass-Artikel und Hebelprodukten wie beim Auto das Steuersystem und der Pneu
  • Diversifizieren
    • Die eigenen Marktstellung gegenüber des Lieferanten ist seht schwach
    • Dies macht eine aktive Suche nach Beschaffungsalternativen notwendig
    • Die eigene Position kann nur duch auffinden von weiteren Lieferanten gestärkt werdn
      • z.B. bei strategischen Artikeln wie beim Auto der Motor

Wie sehen mögliche Aktionspläne und Handlungsempfehlungen der Unternehmen gegenüber ihren Lieferanten aus?

Siehe Abbildung

Wie heissen verbreitete Beschaffungskonzepte?

  • Global Sourcing
  • Modular/System-Sourcing
  • Single Sourcing
  • In-/Outourcing
  • Just-in-time

Was beinhaltet das Beschaffungskonzept Global Sourcing?

  • Erschliessung globaler Beschaffungs- und Absatzmärkte
  • Voraussetzung für den Absatzmarkt ist die Analyse des jeweiligen Marktes auf lokale Gegebenheiten und Wertvorstellungen
  • Beim Global Sourcing braucht es einen Auf- und Ausbau eines systematischen Lieferantenmanagements
    • Vorteile:
      • Bessere Versorgung mit im Inland knappen oder nicht vorhandenen Gütern
      • Einblick und Überblick über das weltweite Güterangebot
      • Hohe Unabhängigkeit gegenüber innländischen Lieferanten
      • Nutzung globaler Kosten- und Preisvorteile
      • Öffnung neuer Absatzmärkte
    • Nachteile
      • Kommunikationsrisiken
      • Kosten für systematisches Lieferantenmanagement
      • Politische und wirtschaftliche Risiken
      • Qualitätsrisiken
      • Transportrisiken
      • Währungsrisiken

Was beinhaltet das Beschaffungskonzept Modular/System-Sourcing?

  • Ausrichtung der Beschaffung auf fertige Module bzw. Teilsysteme
  • Auslagerung von Fertigungsschritten die nicht zu den Kernkompetenzen gehören oder schlichtweg zu komplex, also zu kosten- und arbeitsintensiv sind.
    • Weg von der Bestellung von 1000 Einzelteile, hin zum Bezug von fertigen Teilsystemen wie
      • Armaturenbrett,
      • Einbauküchen
      • Festplatten für Computer
      • usw.
  • Vorteile:
    • Einfacherer Prozessplanung und -steuerung
    • Entlastung der Lagerbewirtschaftung
    • Lieferantenmanagement wird einfacher

Was beinhaltet Singel-Sourcing?

  • Ausrichtung und Beschaffung auf eine einzige Beschaffungsquelle (Lieferanten)
  • Verzicht auf  kurzfristige Preisvorteile, zu gunsten einer lohnenswerteren lanfristigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit
    • Vorteile:
      • Bessere Beherrschung des Materialflusses
      • Einfache Sicherung der definierten Qualitätsstandarts
      • Sehr transparenter Beschaffunsprozess
      • Kostenreduktion durch Mengenkonzentration
      • Kostenreduktion durch Standartisierung
      • Tiefere Transaktionskosten
      • Tiefere Transportkosten
    • Nachteile:
      • Gegenseitige Abhängigkeit
      • Enge Abstimmung zwischen Lieferant und Kunde nötig
      • Setzt hohe Kooperationsfähigkeit voraus
      • Produktionsunterbrüche haben direkte Auswirkungen für beide Seiten
      • Schwieriger Lieferantenwechsel
      • Verzicht auf Wettbewerbsvorteile
      •  

Was beinhaltet In-/Outsourcing?

  • In-/Outsourcing stellt die Frage nach Eigenfertigung oder Fremdbezug (Make-or-buy) des Artikels
  • Folgende Aspekte müssen beim Entscheid berücksichtigt werden
    • Kosten
      • Vergleich zwischen Herstellungskosten und Einstandpreis
    • Qualität
      • Gibt es einen Lieferanten der den Artikel qualitativ besser herstellt?
    • Termine
      • Ist der Artikel auf dem Markt immer rechtzeitig lieferbar?
  • Bei unkritischen und Hebelprodukten empfiehlt es sich grundsätzlich ein Fremdbezug
  • Bei Enpassarktile und stratiegischen Artikel empfiehlt sich grundsätzlich eine Eigenfertigung

Was sind beim In-/Outsourcing weitere Kriterien die beim Entscheid Make-or-buy herangezogen werden müssen?

  • Interne Kriterien
    • Aufbau und Erhaltung von eigenem Know-how
    • Wie sind bestehende Kapazitäten ausgelastet?
    • Wie ist das Potenzial und die Fähigkeiten der Mitarbeiter?
    • Wie ist der Investitionsbedarf für neue Ressourcen (Mitarbeiter, Betriebs-, Transportmittel, Finanzen usw.)?
    • Wie ist die strategische Bedeutung des Artikels?
  • Externe Kriterien
    • Wie ist die Abhängigkeit vom Lieferanten?
    • Wie ist die finanzielle Situation des Lieferantem?
    • Wie ist das Image und Innovationspotenzial des Lieferanten?
    • Wie ist die Termintreue und Flexibilität des Lieferanten?
    • Wie ist die Vertrauenswürdigkeit des Lieferanten im Umgang mit Daten und Informationen?

Wieso hat eine Make-or-buy-Entscheidung (MoB) beim Beschaffungskonzept eine grossen Einfluss auf die Logistik?

  • Die MoB-Entscheidung hat weitreichende Folgen auf weitere Bereiche des Unternehmens
    • Beschaffungslogistik
    • Produktionslogistik
    • Lagerbewirtschaftung
    • usw.
  • Die Transportkosten dürfen nicht die Kostenvorteile des Lieferanten auffressen
  • Die kritische Menge errechnet die Menge, bei der die Kosten für die Eigenfertigung gleich hoch sind wie die Kosten für den Fremdbezug
    • Siehe Abbildung

Was beinhaltet Just-in-time bei den Beschaffungskonzepten?

  • Das Just-in-time-Konzept (JIT-Konzept) sieht vor, dass die benötigten Teile oder Materialien erst dann zur Verfügung stehen, wenn sie von der Produkton gebraucht werden.
  • Somit wird kein unnötiges Kaptial gebunden und es bedarf auch keinen grossen und teuren Lagerräume
  • Zwischen Lieferant, Beschaffung und Produktion braucht es eine intensive Koordination mit folgenden Merkmalen
    • Abstimmung der Beschaffungs- und Produktionslogistik
      • Der Bedarf für die Periode wird zusammengefasst und dem Lieferanten übermittelt
      • Die Lieferreihenfolge wird rechtzeitig festgelegt
      • usw.
    • Flexibler Personaleinsatz
      • Vermeiden von Wartezeiten durch kurzeitig geplanter Personaleinsatz
    • Kopplung der Produktionsprozesse
      • Die Fertigungsprozesse des Lieferanten und Herstellers werden zeitlich und mengenmässig exakt aufeinander abgestimmt.
    • Sicherstellung der Qualität
      • Um Qualitätsschwankungen zu vermeiden, werden die bezogenen Leistungen bzw. Produkte auf spezifizierte Qualitätsanforderungen hin überprüft.
    • Standardisierte Prozesse
      • genormte Ladungsträger (Container, Paletten usw.)
      • Daten- und Informationsaustausch mit standartisierten Tools und Schnittstellen
      • Fertigung mit standartisierten Produktionsprozessen
      • usw
    • Vereinbarung von Fixgeschäften
      • Die Wirksamkeit der Lieferverträge steht und fällt mit der Einhaltung der Lieferfristen
    • Verzicht auf Problempuffer
      • Es werden keine Sicherheitsbestände und somit keine Lagerbestände für Problemfälle geführt.

Wie lauten die 8 Schritte des operativen Beschaffungsprozess?

  • 1. Bedarf ermitteln
  • 2. Bezugsquelle ermitteln
  • 3. Lieferanten auswählen
  • 4. Bestellung abwickeln
  • 5. Bestellung überwachen
  • 6. Waren annehmen und überprüfen
  • 7. Rechnungen prüfen
  • 8. Zahlungen abwickeln

Für was braucht es eine Lieferantenbewertung?

  • Um den Beschaffungsprozess zu optimieren, empfiehlt sich eine systematische Lieferantenbewertung nach einheitlich festgelegten, transparenten Kriterien.
  • Beim Lieferantenaudit wird vor Ort untersucht, ob der Lieferant die an ihn gerichteten Anforderungen erfüllt und ob bei der Leistungserbringung ggf. Verbesserungsmöglichkeiten bestehen.

Was ist die kritische Menge?

  • Die kritische Menge ist diejenige Menge, bei der die Kosten für die Eigenfertigung gleich hoch sind wie die Kosten für den Fremdbezug.
  • Bei der kritischen Menge sind Eigenes und Fremdes gleichteuer
  • "Je mehr desto eigen!"
  • Auch andere Fragestellungen möglich:
    • Fahrzeuge anschaffen oder leasen
    • Sollen im Verkauf eigene Mitarbeiter oder externe Handelsvertreter eingesetzt werden
    • usw.

Wie lautet die Formel der kritischen Menge?