Linguistik 2
linguistische Terminologie
linguistische Terminologie
Set of flashcards Details
Flashcards | 100 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | German |
Level | University |
Created / Updated | 28.02.2014 / 27.05.2015 |
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Sprechaktregeln
Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit ein bestimmter Sprechakt zustande kommt
indirekter Sprechakt
"Ist nicht das, was er zu sein scheint"
BSP: "Willst du nicht die Türe schliessen?" --> Illokution: Türe soll geschlossen werden, es ist keine Frage, sondern eine Aufforderung in einer Frage versteckt
Kooperationsprinzip
Interpretation sprachlicher Äusserungen
- Supermaxime
- Hörer nimmt an, der Sprecher rechne mit der Kooperationsbereitschaft des Hörers stillschweigende Übereinkunft zwischen Hörern (Gric'sche Maxime)
Konversationsmaxime (Quantität / Qualität / Relation / Modalität)
Konventionen; Grundlage für Interpretation von Äusserungen; können verletzt werden, um Implikaturen (Schlussfolgerungen) auszulösen
Präsupposition (prä = voraus; sup-positio = Unterstellung)
Selbstverständliche Voraussetzung sprachlicher Ausdrücke bzw. Äusserungen (vorausgesetzes Wissen; impliziert)
Deixis
Verweis auf etwas in der Welt, Kontextabhängig, kann im oder ausserhalb des Texts stehen;
deiktische Ausdrücke gewinnen ihre Bedeutung nur durch den Bezug auf die Sprechsituation, in der sie geäussert werden.
Sprechaktheorie
Therie des Sprechaktes der Basiseinheit sprachlicher Kommunikation mit vier Sprechaktebenen
- Äusserungakt
- propositionaler akt
- illokutionärer akt
- perlokutionärer akt
Indem-Relation
Teilakte des Sprechaktes sind auf Handlungsebene miteinander verbunden (Relation)
Illokutionstpen
1. Repräsentativa (Behauptungen, Feststellungen)
2. Direktativa (Anordnungen, Fragen, Bitten, Befehle)
3.Kommissiva (Versprechen, Drohungen)
4. Expressiva (Danksagung, Gratulationen, Emotionsausdrücke)
5. Deklarativa (Taufe, Worterteilung, Kriegserklärung)
Konversationsmaxime
1. Quantität (Mache deinen Beitrag so informativ wie nötig; Mache deinen Beitrag nicht informativer als nötig)
2.Qualität (Versuche deinen Beitrag so zu machen, dass er wahr ist. Sage nichts, was du für falsch hältst, sage nichts, wofür dir angemessene Gründe fehlen)
3.Relation ( Sei relevant, bezogen auf den Gesprächsgegenstand und die Gesprächssituation)
4. Modalität (sei klar; vermeide Dunkelheit des Ausdrucks; vermeide Mehrdeutigkeit; sei kurz und vermeide unnötige Weitschweifigkeit; Der Reihe nach!)
sprachliches Symbolfeld
Feld, dass mit kontextunabhängigen Autosemantika bestückt ist
sprachliches Zeigefeld
Feld, dass mit kontextabhängigen deiktischen Ausdrücken gefüllt ist (BSP: du, dort)
Ich-jetzt-hier-Origo
Mittelpunkt in einem Koordinatensystem, welches als Orientierungszentrum dazu dien die Deiktika zu interpretieren. Es ist ein Fixpunkt für Sprechr/innen in Zeit und Raum
Personaldeixis
Sprachliches Zeigen mit Personenbezug, durch zum bsp. Personalpronomina, Possessivpronomina; zwei Formen der Kontextgebundenheit von Personaldeiktika:
1. Dialogische Verwendung: Die Füllung des Personaldeiktikons "dir" geschieht über den Kontextbezug und ist auf eine dialogische Kommunikation zwischen zwei Gesprächspartnern ausgerichtet.
2. Mehrfachadressierende Verwendung: Kontextuell ist das verwendete "Sie" nicht nächer spezifiert, um Mehrfachadressierungen zu ermöglichen. Auf diese Weise wird dem "Sie" jede/r Leser/in angesprochen.
Sozialdeixis
integriert bestimmte Element der sozialen Situation, in der ein Sprechakt stattfindet, in die sprachliche Interaktion.
Temporaldeixis
bezieht sich auf die zeitliche Orientierung (BSP: heute, morgen, jetzt = Temporaladverbien)
Lokaldeixis
bezieht sich auf die räumliche Orientierung des Gesprächspartners. Verweis auf Umgebungsraum, dazu gibt es zwei grundlegende Möglichkeiten des Bezugs:
1.den eigenen Standort in Bezug auf ein anderes Objekt (Ich stehe gerade im Flur)
2. Ein Objekt in Bezug auf den eigenen Standort ("Zum Paradies geht's davorne links")
Gesicht
öffentliches Selbstbild, das jedes Mitglied für sich in Anspruch nehmen will und möchte, dass es von der restlichen Gesellschaft als solches respektiert wird
positives Gesicht
positives, konsistentes Selbstbild/Persönlichkeit; interagierender Anspruch auf dieses; begehren nach Anerkennung des Selbstbildes/Wertschätzung
negatives Gesicht
elementarer Anspruch auf Territorien, auf persönlichen Reservaten auch nicht Beeinträchtigung (Handlungsfreiheit)
zweckrationale Perspektive
1.die Achtung des Gesichts
2. Grundlegende Bedürfnisse von denen jedes Mitgliedeiner Gesellschaft weiss; es liegt im Interesse aller, diese teilweise zu befriedigen
wertrationale Perspektive
Achtung des Gesichts (face respect), hinterfragbarer Wert/Norm
Bedrohung des negativen Gesichts des Hörers (H)
- Befehlen
- Bitten
- Frage
- Vorschläge machen
- Mahnen
- Drohen
- Warnen
- Angebot machen
- Versprechen machen
- Kompliment machen
- Hass, Wut, Lust gegenüber jemanden ausdrücken
Bedrohung des positiven Gesichts des Hörers
- kritisieren
- Geringschätzung äussern
- tadeln
- beleidigen
- widersprechen
- Tabus/ brisante Themen ansprechen
- jmd. übel nachreden
- (Unverhohlene Nicht-Kooperation)
- (Verwenden bestehender Ausdrücke, welche Adressaten beleidigen)
Bedrohung des negativen Gesichts des Senders (S)
--> meist Reaktion auf GBAs von H
- Ein Angebot annehmen
- Dankbarkeit ausdrücken
- Dank oder Entschuldigung annehmen
- Auf Faux-Pas des Gegenübers reagieren (oder nicht-reagieren)
- unfreiwillige (=unerzwungene) Versprechen und Angebote machen
Bedrohung des positiven Gesichts Senders (S)
- sich rechtfertigen
- sich entschuldigen
- Komplimente annehmen
- sich selber demütigen
- Bericht/Schuld eingestehen
- heftige, unkontrollierte Gefühlsausbrüche
- Zusammenbruch der physischen Kontrolle über den Körper
Der Schweregrad ("weight") von GBAs
W = D(S, H) + M(H ,S) + Rx
W= Weight/ Gewicht (Gefährdungspotenzial) des GBA
D= soziale Distanz zwischen Sprecher und Hörer
M= Macht, die der Hörer über den Sprecher hat (engl: Power)
Rx= Wert, der den Grad mist, in dem ein GBAx in einer gegebenen Kultur als Eingriff aufgefasst wird (Ranking)
Diskurs (Definitionen, Beispiele)
...ist eine Menge von Texten bzw. zur gleichen fleichen Frage
...is an entity of sequences of signs in that they are enouncements (=statements)
- Davon abzugrenzen: Debatte,(~Diskussion), Text(~Teil eines Diskurses), Gespräch(~Einzelereignis), "discours" (auch Diskurs2~Gespräch
Was Diskurse auszeichnet
- ein globales Thema/Fragestellung
- Interdisziplinarität
- mannigfaltige thematische und begriffliche Beziehungen
- wiederkehrende Argumentationsmuster (topoi)
- linguistische Komplexität
- Intertextualität (direkte Zitate, Paraphrasen, Sprachgebrauchsmuster, Allusionen/Anspielungen)
- Interdiskursivität
-mannigfaltige Texte: Texte (Textlinguistik), Kontexte (Pragmatik), Lekte/Varietäten (Soziolinguistik), Akteure (Politik, Soziologie)
Sprachsgebrauchsmuster/ DiskursfigurenTopoi
- Analogie-Argument: Das haben wir immer/letzes Mal schon so gemacht; Das zeigt die Erfahrung so
- Slippery-slope-Arguent: Das führt uns in den Abgrund; Am Ende sollen wir denen sicher auch noch einen Mercedes bezahlen (Strohmann-Argument-> geht irgendwann ins Absurde)
- Konsensargument: Das sagen alle; Keiner würde auf die Idee kommen, dass...
- Argumentum ad hominem: Das müssen gerade die sagen; Sie ist eine Kommunistin; Er ist ein Säufer
- Autoritätsargument: Das hat der Papst gesagt; Es steht in der Bibel; Das hat der Experte X gesagt; Das habe ich gesagt
- Das Sachzwang-Topos ("der naturalistische Fehlschluss"): Die Natur hat es so vorgesehen--> das System rechtfertigt alles, menschliche Intervention ist machtlos
Kritische Diskursanalyse (KDA) / Critical discourse analysis (CDA)
"Diskurse analysieren heisst Kritik zu üben" (Siegfried Jäger, 2004)
Die kritische Diskursanalyse ist eine (politisch) engagierte Form der Diskurs- und Textanalyse mit aufklärerischem, emanzipatorischem Interesse. Der CDA geht es um die Bezüge zwischen Sprache und Macht.
Diskurs in der Kritik
- DA ist l'art pour l'art (da geht problemorientiert vor)
- DA ist intuitiv (da setzt Problemverständnis voraus)
- DA ist nicht linguistisch (da nimmt Texterzeugnisse, um etwas anderes damit zu illustrieren)
- Diskursanalytiker sind voreingenommen (In DA wird der eigene Standpunkt problematisiert)
Nationalsprache
Gesamtmenge aller regionalen, sozialen und funktional gesprochenen und geschriebenen Varianten einer historisch-politisch definierten Sprachgemeinschaft
Amtsprache
Gesetzlich offiziell anerkannte Sprachen in einem Land; diese werden zbsp als Verwaltungs- und Gesetzessprachen (= offizell) verwendet
Minderheitensprache
Sind Sprachen, die herkömmlicherweise in einem bestimmten Gebiet von Angehörigen dieses Staates gebraucht werden, die eine Gruppe bilden, deren Zahl kleiner ist als die der übrigen Bevölkerung des Staates. Diese Definition umfasst werde Dialekte der Amtssprachen des Staates noch die Sprache von Zuwanderern..
Allochthone Sprachen
verschieden, ander, fremd oder auswärtig; Sprachen die Zuwanderer mitgebracht haben (bsp: Türkisch in Deutschland, Hindu in England, Albanisch in der Schweiz)
autochthone Sprachen
eingeborene, einheimische, alteingesessene oder an Ort und Stelle enstandene Sprachen
Abstandsprachen
Sprachen, die gegenüber ihren Nachbarsprachen einen "sprachimmanenten, sprachkörperlichen Abstand" aufweisen; solche, di einen beobachtbaren grammatisch-systemaren Abstand zueinander stehen, wie es bei Fremdsprachen der Fall ist (zbsp: das Baskische in Spanien)
Ausbausprachen
1. Sprachen, die zwar eine grosse Ähnlichkeit zu einer oder mehreren Nachbarsprachen aufweisen, jedoch zu Werkzeugen für qualifizierte Anwendungszwecke und -bereiche ausgebaut worden sind, also über eine umfassende kommunikative Funktionsfähigkeit verfügen; (zbsp: das Niederländische, nahe am Niederdeutschen)
2.sind Dialekte, die in einem erkennbaren Verwandschaftsverhältnis zueinander stehen, sich lediglich im unterschiedlichen Ausbau von lexikalischem, morphologischen und syntaktischen Merkmalen unterscheiden. Dialekte sind also gegenüber ihrer stammverwandten Hochsprache Ausbausprachen.
operatives Sprachbewusststein
das Bewusstsein der Gemeinschaft, eine eigene Sprache zu besitzen, das so weit entwickelt ist, dass es "operativ" wird, d.h. sich in Aktionen für die öffentliche Anerkennung und Förderung dieser Sprache umsetzt.